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Tharandt, Dassen, Menlehn nnd die UmMndt». Imtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen^ für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar DienSi tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, ( Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern 10 Pf. Druck und Berlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. SO. Donnerstag, den 1. August 18SS. In dem zum Vermögen des Maurermeisters Ernst Heinrich Moritz Hoyer in Wilsdruff eröffneten Konkursverfahren soll mit Genehmigung des Königlichen Amtsgerichts Wilsdruff die Schlutzvertheilung erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschreiberei erwähnter Behörde niederqelegten Verzeichnisse sind 15,031 Mk. 18 Pf. an bevorrechtigten Forderungen und 6424 Mk. 79 Pf an nichtbe vorrechtigten Forderungen zu berücksichtigen, und beträgt die vcrhandene Theilungsmasse 852 Mk. 26 Pf. Die letzteren Fcrcerunqen gehen deshalb sämmtlich leer aus. Dresden, am 29. Juli 1895. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Gustav Müller. 2000V Mark Stiftungsgelder sind unter günstigen Bedingungen auf ein Landgut ungetrennt oder getheilt gegen mündelmäßiqe Sicherheit auszuleihen Gesuche sind an das unterzeichnete Amtsgericht zu richten. Döhlen, den 27. Juli 1895. Königliches Amtsgericht. Ans Deutschlands grotzer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. - Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten.) 7. Der Aufmarsch -er beiden Armeen. (Fortsetzung.) Gewaltig überlegen der deutschen erschien die französische Eeewehr. Frankreich batte 33 Panzerschiffe, 100 hölzerne Schlachtdampfer und 96 Transportschiffe, 9600 Mann sofort benutzbare Marinetruppen und 120 Geschütze. Demgegenüber nahm sich die deutsche Kriegsflotte sehr winzig aus. Sie hatte nur 12 größere Kriegsschiffe und 21 Kanonenboote verfügungö- fähig und auch diese nicht sofort zur Stelle. Jndcß wurde die Gefahr einer Landung der Franzosen herabgemindert durch die Beschaffenheit der deutschen Küsten und die rasch getroffenen Maßregeln zur Verhinderung des Einbruches. Es wäre nun ein außerordentlich interessantes Kapitel, an dieser Stelle nachzuweisen, wie die von einander unterschiedenen Grundideen der beiderseitigen Heeres-Organisationen von größtem Einfluß und mitbestimmend waren für den Verlauf und Aus gang des großen Krieges, allein diese Betrachtung würde allein eine Reihe von Spalten dieser kurzen, geschichtlichen Darstellung füllen; wir verweisen deshalb in dieser Beziehung auf größere Geschichtswerke. Nur soviel sei hier gesagt: das französische System Napoleons l., das sich am besten durch des Kaisers eigene Worte charaklerisiren läßt: .jeder Soldat trägt den Marschallstab im Tornister", hatte ganz gewiß seine großen Vortheilc; aus ihm ist nicht zum wenigsten der berühmte fran zösische .Elan" der Truppen zu erklären. Allein um so weniger haltbar und für die Neuzeit passend war die Möglichkeit des Loskaufes vom Militärdienste und die merkwürdige, vielfach an Insubordination streifende Stellung von Mannschaften und Offizieren zu einander und der letzteren untereinander. In Preußen-Deutschland dagegen bewies dec König den hohen sitt lichen Werth der unterschiedslos allgemeinen Wehrpflicht, der strengen Subordination und des vom König bis zum letzten Gemeinen über alle Zweifel erhabenen Pflichtgefühles. Am 2. August 1870 war König Wilhelm in Mainz an gelangt und übernahm den Oberbefehl über die gesammte Armee, indem er folgenden Tagesbefehl erließ: „Ganz Deutschland steht einmüthig in den Waffen gegen einen Nachbarstaat, der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre, des eigenen Herdes. Ich übernehme heute das Kommando über die gesammte Armee und ziehe getrost in den Kampf, den unsere Väter in gleicher Lege nicht ruhmvoll bestanden. Mit Mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein!" 8. Die ersten kriegerischen Gegebenheiten. Vorpostengefechte vor dem eigentlichenBeginnderOperationen eines durch die Entfaltung ungeheurer Streitmassen merkwürdigen Krieges scheinen von geringer Bedeutung zu sein. In diesem Kriege waren die Grenzwachen in den letzten Julitagen 1870 und Anfang August nicht nur von großer Wichtigkeit, sie haben ganzen Gang des Krieges ein nicht geringes Verdienst erworben. Diese Grenzwachen bewirkten zweierlei: indem fte mit nner an die Heldensage erinnernden Kühnheit m daS feindliche Gebiet eindrangen, verschafften sie dem deutschen Oberkommando sichere Kenntniß über den Stand der feindlichen Heeresrüstung an der Grenze (und vermochten so die Bewohner der Rhemlande bald zu beruhigen); andererseits machten sie es dem Feinde unmöglich, sich über die Stellung und Stärke der Deutschen ausreichende Kunde zu verschaffen. Durch ihre Uner müdlichkeit und Unoerzagtheit flößten sie dem Gegner eine solche Achtung ein, daß er die Zahl der ihm gegenüberstehenden Truppen weit überschätzte und selbst auf dem schließlich noth wendigen Rückgänge, wie er ganz am Anfang des Krieges statt fand, — nvthwendig, weil sich wenige Kompagnien unmöglich gegen mehrere Armeekorps halten konnten, — machten sie dem deutschen Vaterlande noch alle Ehre. Ganz Deutschland lauschte voll Spannung auf die Nachrichten, die in jenen ersten 17 Tagen von der deutschen Grenze kamen, gleich als ob die Ver wundung einiger Franzosen oder der Tod eines Ulons ein welt geschichtliches Ereigniß wäre. In Frankreich aber schmiedete man aus den täglichen Vorpostengefechten die lächerlichsten Dar stellungen, um das ungeduldige Publikum mit pomphaften Kampfberichten zu unterhalten. Diese Erinnerungsblätter, — das sei an dieser Stelle betont, nachdem w'der alles Erwarten die Tage der Jubiläums feier in der Presse aus Parteiinteresse zu unliebsamen Aus einandersetzungen Veranlassung gegeben, gleich als ob der oder jener Partei zu Liebe oder zu Leide der große Krieg geführt worden, — sollen keine chauvinistisch leidenschaftliche Selbstbe spiegelung auf Kosten einer zwar besiegten, aber trotzdem tapferen, großen Nation sein; sie sollen auch keine reinen Schlachtenbe richte sein, kein behagliches Wühlen in all' dem Grausigen und Schrecklichen, das der Krieg mit sich bringt. Sie sollen dar stellen einen Abschnitt deutscher Geschichte, auf den stolz zu sein jeder deutsch denkende Mann das Recht hat; sie sollen vor Allem zeigen, wie der längst im Volke ruhende Einheits gedanke durch das Volk in Waffen und seine Führer zur Ein- heirsthat wurde und sie sollen den Großthaten der Vorgänger unseres heutigen Geschlechtes Gerechtigkeit widerfahren lassen. Diese Großthaten, sie äußern sich nicht immer auf dem großen Schlachtenplan, sie erscheinen zuweilen klein im Verhältniß zu anderen gewaltigen Thaten, aber sie sind und bleiben groß bei näherem Zusehen für den. der nicht oberflächlich lediglich Schlachten bilder aneinander reihen mag. Und deshalb seien jene Tage der „Vorpsstengefechte" nicht mit einigen Worten abgethan, vielmehr wenigstens in Umrissen behandelt: Die Grenzwacht nnd Saarbrücken. Am weitesten südlich stand ein kleines württembergisches Detachement unter dem Major von Säubert; dieses kleine Korps hatte die Aufgabe, durch unaufhörliches Hin- und Hermarschiren und nächtliches Anzünden von Wachtfeuern dem Feinde die Meinung beizubringen, daß starke Truppenmassen bereit ständen, um ihn an einem Rheinübergange zu hindern Die kleine Schaar löste mit ihrer Wichtigthuerei ihre Ausgabe auf das beste. Weiterhin hatten bie Badenser die Grenzwache. Auf ihrem rechten Flügel wurde eine der kühnsten Thaten des ganzen Postcnkrieges vollbracht: der Rekognoszirungsritt des württem- bergischen Generalstabsoffiziers Hauptmann Graf Zeppelin mit den drei badischen Offizieren Winsloe, v. Wechmar"und Villiers und drei Dragonern von Hagenbach in der Pfalz gen Hagenau und Niederbronn im Elsaß. Am 24. Juli sprengte die kleine Schaar im Galopp mit Hurrah durch Lauterburg, die nordöst lichste französische Grenzstadt. Bei Nevweiler, eine halbe Meile südwestlich davon, kam es zum kurzen Kampfe mit einer fran zösischen Patrouille, die niedergebauen wurde. In Hundsbach durchschnitten sie die nach Hagenau und Straßburg führenden Telegraphendrähte. Mit dem Säbel in der Faust sprengten sie durch Bad Niederbronn, nördlich von Reichshoten und über nachteten im Scheunlenhof, einem Gehöft südlich von Reichs hofen. Der Pfarrer von Niederbrvnn oerrieth ihre Anwesen heit und Chasseurs vom de Failly'schen Korps umstellten das Gehöft, als die deutschen Reiter beim Frühstück saßen. Ein kurzes, heftiges Gefecht entspann sich, Wechmar schoß einen französischen Unteroffizier vom Pferde, ein französischer Lieutenant erhielt zwei Revolverschüffe, aber Winsloe wurde, an die Mauer taumelnd, zusammengehauen, Wechmar wurde an der Seite, Villiers an der Nase verwundet und beide sammt den Dragonern gefangen genommen, nur Graf Zeppelin, ein erbeutetes Offiziers pferd am Zügel mit sich fortreißend, schlug sich durch und jagte, von den französischen Reitern verfolgt, in rasendem Reiten der Grenze zu, wo er von den jubelnden Deutschen empfangen wurde. Der Heldenmuth der kleinen Schaar flößte dem Marschall Leboeuf solche Achtung ein, daß er die beiden ge fangenen Offiziere zu sich zu Tische lud und sie mit der größten Ehrerbietung behandelte. Winsloe starb in der nächsten Nacht. Vom Rhein bei Maxau an bis Pirmasens bewachten hauptsächlich Bayern die Grenze. Am 29. Juli forderten 20 Mann Bayern die Grenzstadt Weißenburg zur Uebergabe auf, wurden jedoch abgewiesen; dabei kam es zum Kugelwechsel ohne Verwundungen. Die Meldung Z ppelins, daß nur schwache feindliche Ab- theilungen im nördlichen Elsaß standen, wurde durch einen anderen Streifzug, den eine bayrische, eine badische Kompagnie und eine Schwadron badischer Leibdragoner am 26. Juli unter nahmen, bestätigt. Dagegen stießen bayrische Vorposten auf zahlreiche Truppen zwischen Bitsch und Wörth. Am 1. August machten der bayrische Major von Egloffstem und der preußische Major von Parry mit bayrischen Reitern und Jägern und preußischen Husaren einen Streifzug von Pirmasens über Eppel- brunn nach der Grenze. Auf der französischen Straße kam e« zu einem kleinen Gefecht, jedoch gelang es den hartbedrängten deutschen Truppen, unverletzt zurückzukehren. (F. f.) Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm ist am Montag Vormittag, von Kiel kommend, im Neuen Palais wieder eingetroffen. Von Spandau ab benutzte der Monarch den Wasserweg, indem er sich an Bord der „Alexandria" nach der Matrosenstation bei Potsdam und von dort zu Wagen nach dem Neuen Palais begab. Ein ausländisches Urtheil über die Persönlichkeit Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm dürfte an Interesse jawohl noch gewinnen durch den Umstand, daß es aus dem Lager oder vielmehr direkt aus dem Hauptquartier einer einflußreichen politischen Partei stammt, die nie ein Hehl daraus gemacht hat, daß sie dem Deutschthum und dem Deutschen Reiche feind lich gegenübersteht. Eins der thätigsten Mitglieder der St. Petersburger slavischen Wohllhätigkeitö-Gesellschaft, der russische Dichter Maikow, veröffentlicht im „Swjet" einen an die Er öffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals anknüpfenden Artikel zur europäischen Lage, in dem er sich zunächst dahin äußerte, die Deutschen hätten den vollsten Grund, stolz zu sein auf die Durchführung des großartigen Werkes. Dann heißt es weiter: „Noch mehr Recht aber haben sie, stolz zu sein auf ihren jungen Kaiser. Ein klarer und Heller, rasch erfassender Verstand, Festigkeit des Willens, Selbstständigkeit des Gedankens, Beharr lichkeit in der Verfolgung der gesetzten Ziele, praktische Umsicht bei unermüdlicher allgegenwärtiger Thätgkeit, — das sind die den Kaiser Wilhelm auszeichnenden Eigenschaften. Stets die Würde seiner hohen Stellung wahrend, versteht er es, alle Stufen des staatlich-gesellschaftlichen Lebens zu beschreiten, in unmittelbare Berührung zu treten mit Personen der verschiedensten Lebensstellungen und Berufsarten und aus nächster Quelle wahre Kenntniß zu schöpfen von Allem, was im Reiche vor sich geht, und von den thatsächlichen Bedürfnissen und Nöthen des ganzen Volkes. Dieser unmittelbare einfache Verkehr mit den Uaterthanen enthüllt vor seinem Auge die wahre Lage der Dinge und zerstreut vor ihm jenen trügerischen, lähmenden und be täubenden Nebel, der in den höfischen Sphären zu herrschen pflegt, wenn sie nicht von außen her getroffen werden von dem wie ein erfrischender Luftzug sie durchdringenden Wehen der schlichten Wahrheit. Mit kunstvoller Hand, mit Umsicht und großem Geschick das Steuer führend, leitet Kaiser Wilhelm seine Regierung. Seine klare und einfache, feste und schöne Rede, die stets wohlüberlegt ist und nicht selten durch geschichtliche Bezugnahme noch besonders belebt wird, wirkt erfolgreich dazu mit, ihm allgemeine Liebe, Hochachtung und Vertrauen zu er werben und die Herrschaft zu gewinnen über die Gemüther und Herzen seiner eigenen und fremder Unterthanen." Bei der Er öffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals habe sich Se. Majestät der Kaiser in vollem Glanze gezeigt, sowohl als Haupt des