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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 16.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189507162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950716
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-07
- Tag 1895-07-16
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Monat
1895-07
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Jahr
1895
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war damit die Sache noch immer nicht abgemacht. Denn der Bande falscher Spieler in Paris war es nur darum zu thun, den König zu demüthigen und dann doch den Krieg zu er klären. Faselte doch bereits ein bonapartistisches Blatt davon, daß die ganze preußische Dynastie in einem feierlichen Akte einer solchen Erklärung des Königs sich anschließen müsse. König Wilhelm aber in seinem ehrlichen Mannessinn und Pflichtgefühl durchriß die Netze, mit welchen die Schurkerei ihn umstellt hatte. Er ging bis an die äußerste Grenze dec Nach giebigkeit, welche ein friedliebender Fürst üben darf, um seinem Lande und der Welt die ungeheuren Uebel des Krieges zu er sparen: er schickte, als das Telegramm von Sigmaringen an gelangt war, welches die Verzichtleistung bestätigte, seinem Adju tanten mit dem Auftrage, dieses dem Gesandten mitzutheilen; als dieser nun dem Adjutanten sagte, er habe von seiner Regie rung den Auftrag, sich eine Audienz zu erbitten, um dem Könige nochmals den Wunsch der französischen Regierung vorzulegen, er möge die Verzichtleistung billigen und die Versicherung er- theilen, daß auch in Zukunft diese Kandidatur nicht wieder aus genommen werden würde, — da ließ dieser dem Franzosen am demselben Wege sagen, daß er die Verzichtleistung in demselben Sinne und Umfange billige, wie er dies gethan, als der Prinz die Kandidatur angenommen. Als nun der französische Ge sandte, seine traurige Rolle weiter spielend, am Abend noch einmal eine Audienz in der Sache nachsuchte, da endlich ließ der König ihm sagen, er müsse es entschieden ablehnen, sich in weitere Diskussionen einzulassen, er habe sein letztes Wort in der Sache gesprochen. Der Würfel war gefallen und er bedeutete: Krieg! 4. Nächste Ereignisse und Kriegserklärung. Es wäre an dieser Stelle, wenigstens in aller Kürze, die Frage zu erörtern, wen vorzugsweise die Verantwortung für das ungeheure Verbrechen trifft, durch welches spät im 19. Jahr hundert ohne alle Noth, ohne den Schatten eines wirklichen Grundes, zwei große Nationen auf lange in tödtliche Feind schaft geworfen wurden. Napoleon III. suchte später, als ihn das Verhängniß ereilt hatte, einen Theil der Verantwortung auf die Erregung des Volkes abzuwälzen, die ihn zum Kriege gezwungen; wohl ist zuzugeben, daß ihn nicht allein die Ver antwortung trifft, aber daß ihn auch voll und ganz die Schande eines Krieges trifft, zu dem jeder Vorwand fehlte. Er glaubte die Erhaltung seiner Dynastie von der Gewinnung der Rhein grenze oder wenigstens einer Landerweiterung nach dieser Rich tung hin abhängig. Da seine krummen Wege von dem geraden Sinne des preußischen Königs gekreuzt wurden und er von dieser Seite auf keine Unterstützung seiner räuberischen Pläne rechnen durfte, versuchte er es mit Oesterreich, wo er in dem Reichs kanzler von Beust einen der kaiserlichen Freundschaft überaus würdigen Mann fand, der auf die Gelegenheit wartete, mit Frankreich und Italien im Bunde das neue Deutschland zu zer stören. Die Gelegenheit schien günstig. Die Chassepots und Mitrailleusen waren sicher, die neue Heeresorganisation, wie er glaubte, fertig. Ueber die Stimmung Süddeutschlands war Napoleon völlig falsch unterrichtet; er hoffte zunächst auf Neu tralität, bis einige erste Siege, — welche für jeden Franzosen absolut sicher waren — die Süddeutschen zu französischen Ver bündeten machen sollten. Aber der Kaiser, der damals schon krank war, schwankte: er wollte und wollte nicht. Was ihm an Entschlossenheit fehlte, besaß, unwissend, hochmüthig, von Schmeichlern umgeben, das nichtswürdige und frivole Weib, welches den Thron mit ihm theilte und das die Schamlosigkeit hatte, den Zusamoienstoß zweier Nationen von je 40 Millionen „ihren kleinen Krieg" — cznunä aurai — je ma pstits Zuerrs? soll sie den und jenen Minister gefragt haben, — zu nennen. Und sie, die Kaiserin Eugenie, ist mindestens nicht weniger schuldig, als Napoleon III.; angeblich soll es ausschließ lich ihr Einfluß gewesen sein, der den Kaiser am Abend des 12. Juli umstimmte und den Frieden in den Krieg wandelte. Mitschuldig aber waren in erster Linie die herrschenden Kreise und Klassen des französischen Volkes in weitem Umfange, die „Rache für Sadowa" wollten, die die Uebermacht Frankreichs über die europäische Welt wie ihr gutes Recht verlangten. Mitschuldig war das weitverbreitete Vorurtheil, welches den Franzosen ihre Unbesieglichkeit auf ihr dreistes Prahlen hin glaubte und sie dadurch in ihrem Hochmuth bestärkte, mitschuldig endlich die laue Haltung der europäischen Kabinette, die größten- theils die Demüthigung Preußens und Deutschlands nicht ungern gesehen hätten. Als am 14. Juli die Kunde von den unerhörten Vor gängen in Ems durch Deutschland flog, da brauste in heftigem Sturm des Zornes die gesammte Nation auf, in einem Augenblick ihrer gewaltigen Kraft inne werdend. Was langen Jahrhunderten nicht gelungen, vollbrachte jetzt eine kurze Stunde. Verschwunden waren alle Gegensätze der Stämme und Staaten, der Konfessionen, der Parteien, verlöscht mit einem Male die Erinnerungen von 1866 und alles Bittere, welches noch von diesen Tagen her übrig war. Und wenn im Herzen jedes preußischen Mannes der Zorn aufloderte über die freche Kränkung, die dem greisen Haupte seines Königs widerfahren, so erwachte in den Seelen aller übrigen Deutschen der Gedanke an alle Schmach, welche dem Vaterlande von der räuberischen Nation gekommen war, von deren Freveln so viele Ruinen aus drei Jahrhunderten zeugten. Die Feindschaft von Jahrhunderten her verdichtete sich zu einer mächtigen, unwiderstehlichen Empfindung, und zwischen dem Haß und Grimm brach sieg haft der Gedanke durch, daß endlich durch des Erbfeindes wahn sinnige That die Einheit Deutschlands eine volle, ganze,, un widerrufliche Wahrheit geworden war. Die große Stunde der deutschen Nation hatte geschlagen. Wer jene Tage erleben durfte, der fühlte sich in einem Augenblicke reich entschädigt für alles Bittere, das er in den Jahren der Schmach und des hoffnungslosen Sehnens gelitten. Man war sich bewußt, daß man nicht eine gerechte Sache allein, daß man eine heilige Sache führe, und nicht allein die des eigenen Vaterlandes, sondern die Sache Europas, die Sache des Rechtes und der Ehre, ja die Sache des sittlichen Fortschrittes in der ganzen Welt gegen ein Volk, das die Waffen und Mittel hochent wickelt« Civilisation im Dienste schlechtester Leidenschaften miß brauche. Am 15. Juli reiste König Wilhelm von Ems nach Berlin ab. Seine Reise glich einem Triumphzuge; in Kassel, Göttingen, überall, wo sich der König zeigte, wurde er mit lautem Jubel! empfangen und überall machte sich die Zusammengehörigkeit ber deuschen Stämme in dem Rufe „nach dem Rhein" geltend- Besonders großartig war der Empfang in Berlin, wo die Menge nach Tausenden zählend, in unendlichen Jubel ausbrach, das königliche Palais bis spät in die Nacht hinein umlagerte, sich aber still nach Hause begab, als der König durch Schutzleute sagen ließ, er lasse um Ruhe bitten, da der Kriegsrath eine Sitzung abhalten müsse. (Forts, folgt.) Tagesgeschichte. Aus einer Quelle, deren Zuverlässigkeit sich kür den Augen blick nicht kontroliren läßt, wird gemeldet, daß Ka iser W ilhelm am 20. September in Rom weilen werde, um daselbst an der Feier der 25. Wiederkehr des Tages theilzunehmen, an welchem die Armee des Königs Viktor Emanuel in das päpstliche Rvm einzog. Es wäre gewiß nur naiüclich, wenn an einem so hervorragenden Festtage, wie es der 20. September 1895 für das geeinte Italien sein wird, auch die Theilnahme des nächstverbündeten und befreundeten Staates in so glänzender Weise zum Ausdruck gebracht würde, und insofern kann man die Meldung nicht als unglaubwürdig bezeichnen, wenigstens soweit es sich um einen Gedanken, eine Absicht des Kaisers handelt. Ob die Staatsraison dann nicht schließlich doch ein Wort mitreden und darauf Hinweisen wird, daß die Betheiligung des deutschen Kaisers an einem solchen Feste eine große heimische Partei aufs tiefste verstimmen müßte, ist freilich eine andere Frage. Gründe der Staatsraison sind es ohne Zweifel auch gewesen, die den Kaiser bewogen haben, sich eine Betheiligung an den patriotischen Kundgebungen zu versagen, welche in den Augusttagen auf den reichsländischen Schlachtfeldern die Er innerung an die großen Ereignisse des Jahres 1870 wecken und pflegen sollen. Daß von Seiten des Reiches, wie der Einzelstaaten jenen Veranstaltungen die größte Sympathie ent gegengebracht wird, beweisen schon die namhaften Erleichterungen, welche allenthalben den nach den Reichslanden reisenden Veteranen gewährt werden. Wenn den letzteren trotzdem die Erfüllung des Wunsches versagt bleibt, an jenen großen, erinnerungs stolzen Tagen den obersten Kriegsherrn in ihrer Mitte zu sehen, so kann man das bedauern, ohne doch den angedeuteten Gründen jede Berechtigung streitig zu machen. In einer offiziösen Berliner Meldung wird der Be hauptung der sozialdemokratischen Zeitung „Vorwärts" entgegen getreten, daß, da durch die diesjährige Volkszählung auch die Zahl der Landsturmpflichtigen ermittelt werden solle, mitSicherhcit auf eine neue Militäroorlage geschlossen werden kann. Dem gegenüber sei festzustellen, daß diese Maßregel lediglich Mililär- Statistischeö betrifft, um zu ermitteln, wie viele Landsturm pflichtige vorhanden und wie sie auf die einzelnen Bezirke zu oertheilen sind. Als Unterlage für eine neue Militärvorlage würde diese Nachricht keinen Werth haben. — Aus Berlin wird ferner gemeldet, daß sowohl die preußische Regierung sowie auch die meisten verbündeten Regierungen es nach wie vor ablehnen, die Einführung des Befähigungsnachweises für die Handwerker zu befürworten. Die deutsche Botschaft in London erhielt folgende Weisung bezüglich des Besuches des deutschen Kaisers: Bei sein« Ankunft in Dover wird der Kaiser vom Grafen Hatzfeldt empfangen werden. Die „Hohenzollecn" geht dann nach Cowes. Der Kaiser wird mit seiner neuen Dacht an den Rennen theilnehmen. Am folgenden Sonnabend wird sich der Kaiser nach Northumber land begeben unv dann nach Schottland gehen, um dort zu jagen. Es liegen jetzt zwei deutliche Beweise dafür vor, daß Ruß land aus seiner bisherigen politischen Zurückhaltung auf aus wärtigem Gebiete herauszutreten beabsichtige. Die bulgarische Deputation unter der Führung des Metropoliten Klement ist nicht nur in Petersburg vom Minister des Auswärtigen Fürsten Lobanow huldvoll empfangen worden, sondern Fürst Lobanow hat dem Metropoliten Klement auch noch eine besondere Audienz gewährt, und am Mittwoch soll die bulgarische Deputation sogar vom Czaren empfangen werden. Ausfällig ist es auch, daß der Kaiser von Rußland im Schlosse Peterhof am 12. Juli eine außerordentliche Gesandtschaft des Königs von Abessynien empfangen hat. Es geht daraus wohl hervor, daß Rußland in Afrika für die Abessymer gegen England, Aegypten, Italien Partei ergreifen werde. In Italien geht dis Kammersesston rasch ihrem Ende entgegen. Gegen den 20. d. M. erfolgt die Vertagung. Der bisherige Verlauf der Session war ein für die Stellung des Kabinets Crispi ungemein günstiger. Die anfänglich aufgetauchten Zweifel, ob die Majorität sich gegenüber dem heftigen Anstürmen der radikalen Opposition als standhaft erweisen werde, sind gründlich widerlegt worden, und die Regierung verfügt über einen verläßlichen Anhang, dem keinerlei Abbröckelung droht. Infolge des geschlossenen Auftretens der Majorität haben denn auch die Radikalen die Hoffnungen, mit denen sie in die neue Kammer eingezogen, aufgeben, und sie schmeicheln sich n'cht mit der Illusion, die Regierung durch einen Handstreich stürzen zu können. Vor Schluß der Session sind noch die Finanz maßregeln der Regierung und das Budged des Ministeriums des Innern zu berathen. Es kann nicht mehr bezweifelt werden, daß die Debatten auch bei diesen beiden Gelegenheiten mit einem Vertrauensvotum für Crispi endigen werden, so daß die Stellung der Regierung nach Schluß der Session fester und gesicherter sein wird, als sie es zu Beginn derselben war. Die ernsten Mahnungen, welche an Bulgarien nicht blos von den Großmächten, sondern auch von Serbien, Rumänien und Griechenland ergangen sind, haben die bulgarische Regie rung endlich vermocht, die Ableugnungen des gegen Makedonien gerichteten revolutionären Treibens auf ihrem Gebiete endlich einzustellen und die Behörden zur strengen Hintanhaltung aller Verletzungen internationaler Pflichten aufzufordern. Mitgetheilt wird dies in einem Artikel des offiziösen bulgarischen Journal „Mir". Dieses Blatt veröffentlicht ein von dem bulgarischen Minister des Innern Stoilow an die Präfekten gerichtetes Rund schreiben, welches besagt, daß gewisse Individuen sich bemühen, Freiwillige und Bewaffnete zu sammeln, um den Aufständischen in Macedonien bsizustehen. Ohne Zweifel interessire das Schick sal der Landsleute in den Bilajetö jeden Bulgaren, aber die nationalen Gefühle der Bulgaren müssen begrenzt sein durch d e Pflichten, welche ihnen durch ihre Stellung in einem autonomen konstitutionellen Staate einerseits und andererseits durch dessen internationale Stellung auferlegt sind. Die Bildung von Ge sellschaften, die bulgarische Bevölkerung zu feindseligen Akten gegen benachbarte Staaten aufzvreizen, sowie die Veranstaltung l von Geldsammlungen zu Gunsten der Aufständischen in einem fremden Reiche, die Werbung von Freiwilligen, die Bildung von Banden zur Aktion auf fremdem Gebiete, sowie endlich der Ankauf von Waffen für derartige Banden seien Handlungen, welche gegen einen andere» Staat nur im Falle eines offenen Krieges unternommen werden dürften. Ausgehend von diesen Erwägungen beauftragt der Minister die bulgarischen Präfekten, mit aller Strenge darüber zu wachen, daß keine Handlungen vorkommen, die mit den internationalen Pflichten Bulgariens nicht im Einklänge stehen und welche den Charakter von Feind seligkeiten gegen die Nachbarstaaten haben könnten. Ob diese Mahnung Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Uebrigens bestätigt sich der Einfall der Pomaken (muhamedanischer Bul garen) aus Macedonien auf bulgarisches Gebiet und wird da durch die Lage verschlimmert. Vaterländisches. — Kesselsdorf. Das am 14. und 15. Juli statt gefundene Bergfest dec Knappschaft des königl. Steinkohlenwerkes Zaukeroda wurde wie alljährlich in unseren beiden Gasthöfen und den Ortsstraßen abgehalten. Am 14. Nachm. 2 Uhr stellten sich die Beamten mit den Mannschaften und der Musik vor dem Werkgebäude in Zaukeroda, um die Fahnen abzuholen und den Zug zu ordnen. Nachdem einige Musikstücke gespielt waren, brach» man dem Herrn Bergdirektor Georgi ein kräftiges „Glückauf", worauf derselbe in einer Ansprache die Versammelten ermahn.e, m ihrem schweren Berufe Treue zu halten gegen ihre Vorgesetzten und Kameraden, nur dadurch könne eine ge deihliche Fortentwickelung des allgemeinen Wöhles gefördert werden, ferner erinnerte ec an die große Zeit vor 25 Jahren, wo in diesen Tagen der deutsch-französische Krieg von 1870 seinen Anfang nahm und sich das Volk einmüthig um seinen König schaarte, bereit, m Treue, Muth und Tapferkeit ihr Leben emzusetzen und zu kämpfen gegen den Erbfeind; auch unter der anwesenden Belegschaft gäbe es noch manchen dieser tapferen Kämpfer, welche ein Vorbild ihren jüngeren Kameraden gegenüber sein sollen. Mit dem Wunsche, daß sich alle Kameraden auch dieses Jahr wieder recht froh und vergnügt bewegen möchten und m>t einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät König Albert schloß der Herr Redner seine Ansprache. Der Zug bewegte sich alsdann nach dem Festplatz in Kesselsdorf, wo nach Eintreffen desselben alsbald ein reges Leben begann und die Herren Beamten sich mit ihren Damen in leutseligster Weise unter ihren Arbeitern bewegten, sich übrigens Jung und Alt den in verschiedensten Formen gebotenen Lust barkeiten ergaben. Erstmalig hatte man dieses Jahr Abstand genommen, ein Tanzzelt zu errichten und mußte man sich auf die drei vorhandenen Säle beschränken. Leider wirkte der in den Abendstunden eintretende, für die Fluren so nöthige heftige Regen störend auf das Straßengeschäft, jo daß wohl mancher kleine Geschäftsmann oder Witlwe auf recht verminderte Ein nahme blicken durfte, was hoffentlich der Festmontag, welcher dasselbe rege Bild bieten wird, bei besserem Wetter wieder zu ersetzen vermag. — Oberlandesgericht Dresden. Der Sozialdemokrat Rohleder aus Netzschkau war seinerzeit beim Begräbniß eines Genossen nach der kirchlichen Ceremome an das Grab getreten, hatte einen Kranz niedergclegt und diese Niederlegung mit den Worten begleitet: „Im Namen der Elsterwerdaer Parteigenossen lege ich diesen Kranz nieder." Während dieser Worte hatte sich der amtirende Geistliche Herr Diakonus Bank herumgedrcht und dem Sprecher zugerufen: „Schweigen Sie!" Seitens des Schöffengerichts und Landgerichts war Vermtheilung erfolgt mit der Begründung, daß daö Landeskonsistorium bereits früher eine Verfügung erlassen habe, in der alles Reben am Grabe verboten wurde. R. habe also wissentlich die öffentliche Ordnung gestört. Der Angeklagte wollte dagegen die Störung in die Bemerkung des Geistlichen erblicken. Oberstaatsanwalt Bähr beantragte Verwerfung dec Revision. Ec sei oec Ansicht, daß der Renitent durch sein Auftreten den Geistlichen provocirt habe. Das Gericht erkannte auch demgemäß ohne jede weitere Be gründung auf Verwerfung der Revision. — Zöblitz, 12. Juli. Gestern gegen Abend trug sich in dem Zöblitz nahen Dorfe Ansprang ein schreckliches Unglück zu. Der Gutsbesitzer Thiele machte mit einer Mähmaschine das Gras auf seinem Felde nieder. Sem dreijähriges Söhnchen hat wahrscheinlich den Vater auf dem Felde aufgesucht und setzte sich, unbemerkt von demselben, in daS Gras, in dessen Nähe die Mähmaschine arbeitete. Auf das Schmerzensgeschrei des unglücklichen Kindeö hin sah dec beklazenswerthe Vater, daß dassUoe mit den Füß.n in die Mähmaschine gekommen war, welche dieselben entsitzl-ch zerfleischte, so daß sie abgenommen werden müssen. — Zittau, 12.Juli. In denGießmannSdorferKohlen bergwerke ist ein Schacht eingestürzt. Drei Arbeiter sind ver schüttet. Die R ttunzsarbeiten blieben bisher erfolglos. — Ein Schmuck für Dresden-Friedrichstadt ist unstreitig die neuerdaute sitzt im Aeußeren feriig gestellte Hauptmarkt- halle. Besonders effektvoll wirkt der nach der Schäferstraße stehende architektonisch schöne Thurm. Dieser Flügel der Halle wird jedenfalls später zu Expeditione!- event. Wohnräumen für die Markthallenbeamten verwendet werden. Der Thurm selbst überragt die höchsten vierstöckigen Häuser der Umgegend und ist aus reiner Sandsteinardeit hergestellt, nur die vier Ecksäulen (bezw. Schäfte) bestehen aus Chamottcziegeln. Einige sehr schön ausgeführte Reliesbilder, sowie das in Stein gehauene Stadtwappen tragen viel zum Schmuck des Ganzen bei. — Chemnitz, 11. Juli. Die Leiche des Herrn Prokurist Becker von hier, welcher sich bekanntlich mit auf dem untergc- gangenen Dampfer „Elbe" befand, ist nach einem bei dem hiesigen Vertreter des Norddeutschen Lloyd eingezangenen Tele gramm in England an's Land geschwemmt worden. Heute Donnerstag Abends 6 Uhr fand in St. Leonard die Todten- schau statt. Die Angehörigen Beckers wollen dsn Leichnam zur Beerdigung nach hier überführen lassen. — Zittau, 13. Juli. Im benachbarten Gießmanns dorf ereignete sich gestern Mittag ein beklagenSwerthes Unglück, das leider drei Menschenleben zum Opfer forderte. Im sogenannten Gärtnerbergwerk waren drei Bergleute und ein Steiger mit dem Abteufen eines neuen Schachtes beschäftigt, wobei sie von dem unvermuthet zusammenbrechenden Erdreich verschüttet wurden. Nach einstündigcr angestrengter, mit Ge fahr verbundener Rettungsarbeit gelang es, den Steiger noch lebend aus dem zasammengebrochenen Schachte zu Tage zu fördern, die drei Bergleute konnten indessen leid« nichtiger ett et
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