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MMWr MM ThmA. Wil, Mmleh« md die UmMM. Imtsblrrtt für die Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, No. «3 18SS Paulig. Erscheint wSchmtlich dreimal u. zwar DienSi tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen f Mk.55pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Ministerium des Jnnnern. v. Metzsch. Verordnung, die Revision der Wahllisten für die^Landtagswahlen betreffend. Mit Rücksicht auf die im laufenden Jahre vorzunehmenden Ergänzunzswahlen für die 2. Kammer der Ständeversammlung werden alle nach 8 23 des Wahlgesetzes vom 3. Dezember 1868 (Ges.- und Verordn.-Blt. S. 1369) mit Führung der Listen der Stimmberechtigten-beauftragten Organe hierdurch besonders darauf hingewiesen, daß diese Listen im Monat Juni jeden Jahres einer'Revision zu unterziehen sind und zu Anfang bezeichneten Monats die in § 11 der Ausführungsverordnung zu dem erwähnten Wahlgesetze, vom 4. Dezember1868 (Ges.- und Verordn.-Blt. S. 1378), vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen ist. Dresden, am 18. Mai 1895. Inserate werden Montags, Mittwoch» Freitags bis spätestens Mittag- )2 Uhr angenommen. Insertionspreis zopf. pro dreigr- spaltene Eorpuszeile. sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Dienstag, de» 28. Mai Bekanntmachung, die Einziehung des innengenannten Fußweges betreffend. Es wird beabsichtigt, den von dem Virkenhain-Ksraer Communicationswege abzweigenden und in den Wirthschaftsweg am Steuer'schen Gute in Sora einmündendett Fußweg einzuziehen. Gemäß 8 14 Absatz 3 des Wegebaugesetzes vom 12. Januar 1870 wird dieses Vorhaben mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige Widersprüche dagegen binnen 3 Wochen unter gehöriger Begründung hier anzubringen sind. Meißen, am 20 Mai 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. von Schroeter. Freitag, den 31. Mai d. I., Nachmittags 1 Uhr gelangt in dem Dorfe Schurie-ewal-e verschiedenes Mobiliar, Kleidungsstücke, Wäsche u. a. m., gegen Baarzahlung zur öffentlichen Versteigerung. Versammlung der Bieter im da« sigen Gasthofe. Schmiedewalde, den 24. Mai 1895. »1« Die Neichstagsessron. Mit dem am vergangenen Freitag zum normalen Abschluß gebrachten Thätigkeitsabschnitte des gegenwärtigen Reichstags ist dessen dritte Session beendigt worden, die am 5. Dezember 1894 ihren Anfang genommen hatte. Ihre hervorstechendste Signatur erhält sie durch den Umstand, daß die drei eigentlichen Hauptvorlagen der Session, die „Umsturz-Vorlage', sowie die beiden eng miteinander zusammenhängenden Gesetzentwürfe über die Tabakfabrikatsteuer und über die Reform der Reichöfinanzen, völlig gescheitert sind. Die Vorlage über die Bekämpfung der Umsturzbestrebungen und das Tabaksteuergesetz wurden in der Epezialberathung in allen ihren Theilen und meist mit er drückenden Mehrbciten abgelehnt, und die Finanzreform-Vorlage hätte dasselbe Schicksal gehabt, sie ist aber nicht einmal zur Kommissionsberathung gelangt. Die Ablehnung des Umsturz gesetzes ist in weiten Kreisen der Nation mit unverholener Be friedigung begrüßt worden, welche Stimmung sich durch die ebenso wunderliche wie unerquickliche Gestaltung der gesetzge berischen Action in dieser Frag- rechtfertigt. Darüber, ob und in welcher Form die verbündeten Regierungen das gesctzgeberifche Vorgehen gegen die Umsturzbestrebungen etwa wieder aufzu- nehmcn gedenken, herrscht zur Zeit noch durchaus Ungewißheit. Dagegen hat das abermalige Scheitern der Vorlage über die Steuer- und Finanzreform vielfach Bedauern erregt, vornehmlich, weil durch dennegativenAusgangdcrbetreffendenparlamentarischen Verhandlungen die so dringende Stärkung und Selbstständig- machung des Reiches auf finanziellem Gebiete wiederum ver schoben worden ist, indessen kann angesichts der Verhältnisse im jetzigen Reichstage die Ablehnung auch der jüngsten Vorlagen auf dem genannten Felde nicht weiter verwunderlich erscheinen. Läßt schon das Scheitern dieser drei Haupt- und Kern stück- der zu Ende gegangenen Session deren Ergebnisse in qualitativer Beziehung als äußerst dürftige erscheinen so wird dieser ungünstige Eindruck noch dadurch verstärkt, daß auch noch andere in ihrer Art ebenfalls bedeutungsvolle Vorlagen nicht zu Stande kamen. Es sind dies die dreithesiige Novelle zu den Reichsjustizgesetze» und die auf Einschränkung des Hausirhandels zielende Novelle zur Gewerbeordnung. Erstere ist in der Kommission stecken geblieben, womit wichtige Reformen in unserer Reichsjustizgesetzgebung einstweilen unter den Tisch gefallen sind; die Novelle zur Gewerbeordnung konnte in der Kommission nur mit knapper Mühe kurz vor Schluß der Session fcrtiggestellt werden. Ferner wichtige Gesetzentwürfe, wie die Vorlage über die Börsenreform und zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes, konnte der Reichstag überhaupt nicht in Behandlung nehmen, weil sie im BundeSrathe ver spätet ihre letzte Gestalt erhielten. Von nenncnswertheren Entwürfen dagegen, welche vom Reichstage erledigt und genehmigt wurden, sind zu erwähnen die Novellen zum Zolltarif, zum Branntweinsteuer- und zum Zuckersteucrgesetz und zum Jnvalidenfondögesetz, die Vorlagen, betr. die Regelung der privatrechtlichen Verhältnisse der Binnen schifffahrt und der Flößerei, und der Gesetzentwurf über die Bekämpfung der Sklaverei, endlich das Militär-Reliktengesetz. Anderseits ist das Communal-Weinsteuergesetz schon in der Kommission zu Falle gekommen. Eine langwierige Arbeit bildete wiederum die Berathung des Etats, demselben folgte noch im letzten Abschnitte der Thätigkeit des Parlaments mehrere Nachtragsetats nach. Nicht unwesentlich in Anspruch genommen wurde der Reichstag durch Interpellationen und zahlreiche Initiativ anträge, von letzteren fand der Jesuitenantrag des Centrums abermals Genehmigung, während der Antrag Kanitz auf Ver staatlichung des Getreidehandels in der Kommission unterge gangen ist. Zu einem aufregenden Zwischenfall führten die Debatten über den Antrag auf Ehrung des Fürsten Bismarck zu seinem 80. Geburtstage. Die Ablehnung des Antrages hatte die Amtsniederlegung des konservativen Präsidenten v. Levetzow und des nationalliberalen zweiten Viceprüsidenten Dr. Bürklin zur Folge, das alsdann unter Stimmenthaltung der Rechten und der Gemäßigt-Liberalen gewählte neue Präsidium setzte sich aus zwei Vertretern des Cmtrums, den Herren v. Buol und Spahn, und dem Freisinnigen Schmidt zusammen. Man muß jedoch anerkennen, daß das neue Präsidium die parla mentarischen Geschäfte ungeachtet der eingetretenen schwierigen Verhältnisse im Allgemeinen energisch und umsichtig geleitet hat. Wie sich nun die Beziehungen zwischen den im jetzigen Präsidium unvertretenen größeren Parteien und dem ausschlag gebenden Centrum; dann aber auch zwischen dem Reichstage in seiner Gesammtheit und der Regierung weiter entwickeln werden, das bleibt noch abzuwarten. Nur läßt sich nicht ver kennen, daß die hüben und drüben durch den unbefriedigenden Verlauf der Session entstandenen mancherlei Verstimmungen die nächste Zukunft keineswegs in erfreulichem Lichte erscheinen lasten. Der Staat ats Dieb und Bestohlener. Der Figaro bringt folgendes hübsche Geschichtchen, daß ein grelles Licht auf die Eigenart der großen französischen Ver waltungen wirft. In einem Ministerium brauchte man Zünd hölzer. Sie bilden sich wohl ein, daß der Staat, wenn er Zündhölzer braucht (bekanntlich existiert in Frankreich wie für d-n Tabak so auch das Staats-Monopol der Hündhölzer- FaSrikation), sich solche einfach aus seinen Magazinen kommen äßt. Sie irren sich. Der Staat als Konsument kennt den Staat des Fabrikanten nicht. Einer kann mit dem andern sicht unterhandeln, und ein Zwischenmann ist nöthig. Hier das Postenspiel an. Man ruft in das Ministerium, wo Mangel an Zündhölzern, — was, nebenbei bemerkt, durch einige Dutzend Berichte konstatirt werden muß —, den gewöhnlichen Lieferanten „diverser Gegenstände." Nun hält ein Bureauchef diesem folgende Rede: „Ich brauche in kürzester Frist 1200 Schachteln schwedischer Jündhölzer ä 40 Centimes. Wann können Sie mir diese liefern?' „Aber, mein Herr," erwidert der verblüffte Lieferant, „wenden Sie sich an den Direktor der Zündhölzermanufakturen." „Und das Regulativ, mein Freund, was machen Sie daraus?' „ES ist wahr, das Regulativ steht den Fall nicht vor, aber wenn ich nicht irre, so stammt es aus einer Zeit, wo der Staat noch keine Zündhölzer fabrizirte.« „Wohl möglich, aber das geht mich nichts an. Sie haben mir die verlangte Waare zu bringen, und, da Sie uns Ihrem Kontrakte gemäß auf jeden Gegenstand einen Rabatt von 25 pCt. bewilligen wüsten, so )aben Sie mir die verlangten Zündhölzer zu netto 360 anstatt 480 Franks zu liefern." Der Lieferant erwidert, der Staat bewillige keme Preis ermäßigung auf den Groß-Einkauf von Zündhölzern, folglich könne er auch keinen Rabatt geben. Das hilft nichts. Sem Kontrakt ist da, der ihn zu dem nachtheiligcn Geschäft zwingt, und wohl oder übel bezahlt er dem Staate 1200 Schachteln Zündhölzer mit 480 und verkauft sie demselben Staat zu 360 Franks. Reinverlust für ihn: 120 Franks. Drei Tage nachher erhält er einen dringenden Brief, sofort ins betreffende Ministerium zu kommen. Da muß er hören, daß die Annahme der von ihm gelieferten Zündhölzer, als nicht reglementmäßig, verweigert ist. „Wieso?" glaubt er jetzt sagen zu dürfen, „Sie verlangten von mir 1200 Schachteln ä 40 Centimes, die ich Ihnen geliefert habe. Was haben Sie noch -inzuwenden?' „Ich habe daran auszustellen, daß die Schachteln ä 40 Centimes 500 Zündhölzer enthalten sollen. Wir öffneten ein Dutzend Schachteln, zählten nach und konstatirten dasi keine einzig-, hören Sie gut, keine einzige, die ricktiae Sakl niKE-HM," V' «g-b-m M bmch-n, daß, »-M T-r BAug vorliege der Staat, und nicht er, derBe- . 's"' Der Bureaukrat gerieth in Aufregung und wies d m Lieferanten dl- Thüre. Dieser beklagte sich" bei dessen Vorgesetzten: vergebens, und so steigt er die ganzen Staffeln s^.'^aurratischen Hierarchie hinauf, aus jeder seine Leidens geschichte von dem Betrügerstaate vortragend, aber resultatlos bis zum Minister hinauf. Schließlich wandte er sich an den obersten Chef der Zündholz-Manufakturen-Verwaltung, aber statt zu bitten, schrie er und drohte, einen großen Skandal in Szene zu setzen, wenn man ihn nicht Gerechtigkeit widerfahren ließe. Das half: Dieb und Bestohlener verständigten sich freund schaftlichst unter dem Versprechen gegenseitigen Schweigens . . Ein indiskreter Beamter erzählte die lustige Geschichte. Tagesgeschichte. Ka i s er W i l h e l m ist am Freitag in der siebenten Nachmittagsstunde von seinem Pröckelwitzer Jagdaufenthalte wieder im Neuen Palais bei Potsdam eingetroffen. Der erlauchte Monarch erfreut sich des besten Wohlseins. Alsbald nach der Rückkehr des Kaisers fand im Neuen Palais zu Ehren der Königin von England, welche am Freitag ihr 76. Lebensjahr vollendete, ein größeres Diner statt. Die jetzt zu Ende gegangene Session des Reichs tage« charakterisirt sich durch den negativen AuSgang der sie beherrschenden großen Fragen. Abgelehnt wurden in der zweiten Plenarlesung die „Umsturz-Vorlage" und die Tabaksteuer-Vor lage, während der Gesetzentwurf über die Reichsfinanzreform nicht einmal zur Kommissionsberathung gelangt ist. Gescheitert sind auch die ebenfalls wichtigen Novellen zu den Reichsjustiz gesetzen und zu der Gewerbeordnung, von denen die eine auf nothwendige Reformen in der bestehenden Justizpflege des Reichs tages, die andere auf Einschränkungen des Hausirhandels zielte. Die erstere Vorlage blieb im Justizausschusse stecken, die Novelle zur Gewerbeordnung vermochte von der betreffenden Kommission gerade noch mit Mühe durchberathen zu werden. Die ange kündigten weiteren bedeutungsvollen Gesetzentwürfe über die Börsenreform und über die Bekämpfung des unlauteren Wett bewerbes sind dem Reichstage gar nicht zugegangen. Dagegen find fcrtiggestellt worden: der Etat und die verschiedenen Nach- tragsetats, die Novelle zum Zolltarif, die Vorlagen betr. die