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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 23.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189505238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950523
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-23
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Monat
1895-05
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Jahr
1895
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längerer Diskussion 8 1 in der Centrumsfassung und unters Ablehnung des Stadthagen'schen Amendements. In der aus gedehnten Diskussion über die anderen Theile der Borlage, in welcher man von sozialdemokratischer Seite auf die Fälle Leist und Wehlau zurückgriff und zugleich die alten Beschuldigungen gegen die Hamburger Firma Woermann wegen angeblicher Be theiligung am Sclavenhandel wiederholte, gelangten die weiteren Paragraphen ebenfalls in der vom Abgeordneten Gröber bean tragten Fassung zur Annahme, während die sozialistischerseits beantragten Abänderungen abgelehnt wurden. Dann folgte die erste Lesung der Borlage über die Schutztruppen für Kamerun, welche nach ostafrikanischem Muster organisirt werden soll. Nach längerer Debatte wurde der Entwurf an die Ludget- kommission verwiesen, was unter den obwaltenden Verhältnissen ein »stilles Begräbniß" der Vorlage bedeutet. Zuletzt nahm das Haus die nochmalige vorläufige Abstimmung über das Zuckersteuer-Nothgesetz vor, es ergab sich die Annahme des Entwurfes mit 191 gegen 45 Stimmen der Sozialisten und Freisinnigen. In der Dienstagssitzung berieth das Haus die Novelle zum Brandweinsteuergesetz in der Spezialdebatte. Der Seniorenkonvent des Reichstages hat in seiner am Montag abgehaltenen Sitzung beschlossen, daß neben dem Anti-Sklavenhandel-Gesetz nur noch die Novellen zum Zuckersteuer- und zum Branntweinsteuergesetz, ferner der neue Nachtragsetat und einige Wahlprüfungen zur definitiven Erledigung gelangen sollen. Es steht daher der Schluß der gegenwärtigen Tagung Ende der Woche bestimmt zu erwarten. Der deutsche Botschafter am Wiener Hofe, Graf Philipp zu Eulenburg, ist beim Kaiser in Pröckclwitz ein getroffen. Gegenüber den Gerüchten, welche der Pröckelwitzer Reise des Botschafters eine besondere politische Bedeutung bei messen, wird von unterrichteter Seite versichert, daß der Bot schafter lediglich einer Einladung des Kaisers gefolgt sei, auch in diesem Jahre, wie schon früher, an den Pröckelwitzer Jagden des Monarchen Theil zu nehmen. Bekannt ist ja auch, daß der jetzige Botschafter in Wien mit zu dem intimeren Kreise Kaiser Wilhelms gehört, und u. A. einer der ständigen Be gleiter des hohen Herrn auf dessen alljährlichen großen Sommer reisen ist. Natürlich schließt die Theilnahme an dem kaiser lichen Jagdvergnügen nicht aus, daß Graf Eulenburg seinem erlauchten Souverain über dies und das Bericht erstattet, z. B. über den stattgehabten Wechsel im österreichisch - ungarischen Ministerium des Auswärtigen, mit irgendwelchen Vorgängen in der inneren deutschen Politik soll aber seine Anwesenheit in Pröckelwitz nicht zusammenhängen. Königsberg. Eine hochherzige Schenkung im Betrage von 150000 Mk. hat der verstorbene Kommerzienrath Dr. R. Simon der Stadt Königsberg gemacht, ohne über ihre Ve» Wendung nähere Bestimmungen zu treffen. Die Stadtver ordneten haben nun einstimmig beschlossen, 100 000 Mk. zur Armenunterstützung und 50000 Mk. zum Fonds für Er bauung eines Stadtmuseums zu verwenden. Von den Zinsen der 100000 Mark sollen armen Familien jährliche Beihilfen zur Miethe in Höhe von 30—60 Mk. zugewandt werden, in ganz besonderen Ausnahmefällen auch darüber. Tschechen in Deutschland. Nach der letzten Volks zählung leben im Deutschen Reiche mehr als 100000 Tschechen, meist in Schlesien und Sachsen, wo sie als Tagelöhner aller Art besseren Verdienst als in ihrer Heimath finden. Von tschechischen Zeitungen wird diesen Genossen unausgesetzte Auf merksamkeit gewidmet, man fordert sie auf, immer und überall die tschechische Sprache voranzustellen, ja, es giebt in Deutsch land Vereine, in denen die deutschfeindlichen Umtriebe der Tschechen nach Kräften gefördert werden. In Prag ist jüngst eine tschecho-slavische etnographische Ausstellung eröffnet worden mit dem Zwecke, die kulturgeschichtliche Bedeutung des Tschechen thums zu verherrlichen. Man will glauben machen, daß Böhmen, Mähren und Schlesien nicht von Deutschen, sondern von Tschechen kultiviert worden seien! Während der Ausstellung wird ein großes Fest stattfinden, zu dem auch französische Gäste geladen sind. Es ist also eine neue tscheschisch-französische Verbrüderung zu erwarten, und so wird im voraus der deutsch feindliche Charakter dieser tschechoslavischen Ausstellung in Prag gekennzeichnet. Die »Voss. Zig." meldet aus Rom: In Florenz ist seit 1445 kein so heftiges Erdbeben oorgekommen, wie am Sonnabend. Die Bewegung war wellenförmig und zitternd und verlief in südost-nordwestlicher Richtung mit 5 mm Ver tiefung am Erdboden. An Gebäuden und zerbrechlichen Gegen ständen wurde viel Schaden angerichtet. Es herrscht große Verwirrung und Furcht, weshalb viele die Nacht im Freien verbrachten. Die beginnenden Theatervorstellungen mußten ab gebrochen werden. Im Dom ist eine der Eisenschienen, welche die Arkaden des Hauptschiffes verbinden, aus den Pfe.lern ge rissen. An 3000 Häuser sollen beschädigt sein. Am meisten litt eine Anzahl kleiner toskanischer Ortschaften, wo viele Häuser einstürzten und die Bewohner begruben. In der Umgebung von Florenz sind herrliche Villen vernichtet. Kopenhagen, 20. Mai. Im „Hotel National* wurden zwei aus Dresden geflüchtete Kaufleute, welche daselbst große Diebstähle verübten, verhaftet. Petersburg, 19. Mai. Aus den Trümmern der größtentheils niedergebrannten Stadt Brest-LitowSk werden noch immer Leichen befördert. Es herrscht dort großes Elend. Vaterländisches. Wilsdruff. Begünstigt vom herrlichsten Wetter unter nahm am 21. d. M. der Gewerbeverein in zwei großen Wiedemann'schen Omnibussen (40 Personen) seine Frühjahrs- Waldparthie nach Herzogswalde, Grund, Landberg, Spechts hausen, Grillenburg. Hier wurde das Mittagsmahl eingenommen, wobei Herr Herzog ein Hoch auf Se. Maj. König Albert aus brachte. Recht interessant ist der in nächster Nähe bei Grillen burg gelegene Basaltbruch. Mächtige Steine, vornehmlich zur Holzschleiferei wurden dort von einer größeren Anzahl Leute bearbeitet. Weiter ging es dann nach Hotel Unverhofft Glück (Edle Krone) und in Tharandt im Erb-Lehngericht und im Gasthof zum Hirsch wurde längerer Aufenthalt genommen und unterhielt uns dort in trefflicher Weise Herr Photograph Arlt durch reizendes Klavierspiel. Wohlbehalten kamen wir mit unserem liebenswürdigen Vereins-Wirth in unserem lieben Wils druff am späten Abend wieder an. Sichtlich übte der große herrliche Sachsenwald auf alle Betheiligte einen recht wohlthuen- den guten Einfluß auf Herz und Gemüth aus. — Das diesjährige Fest des Missionsvereins für N eukirchen und Umgegend ^and letzten Sonntag in Ditt mannsdorfstatt. Im festlich geschmückten Gotteshause nahm die Feier vor einer zahlreich von nah und fern erschienenen Ge meinde durch einen erhebenden Gottesdienst ihren würdigen An fang. Die Festpredigt hatte Herr Pastor Eisemann aus Staucha übernommen. Er sprach über den Text Joh. 12, 20—23 und behandelte das Thema: Die Verklärung des Herrn Jesus Christus durch das Werk dec Mission 1) im Verlangen der Heiden, 2) im Dienste der Gläubigen, 3) im Siege des Kreuzes in fesselnder Weise. Die im Gasthofe abgehaltene Nachversammlung wurde durch eine herzliche Begrüßung des Ortsgeistlichen eingeleitet. Im weiteren Verlaufe der Festver sammlung ergriff zuerst Herr Pastor Müller-Tanneberg das Wort und erläuterte in eingehendem Berichte, wie sich trotz der in Indien herrschenden Bildungsstufe der weitverbreitetste Götzen dienst aufrecht erhalten hat und somit die Einführung der christ lichen Mission besonders geboten erscheint. Hierauf entrollte Herr Pastor Otto Roth-Schönberg ein lebenswahres Bild der gegenwärtig in Ostafrika herrschenden Zustände auf dem Ge biete der Leipziger Mission, und knüpfte auf Grund der bisher erzielten Erfolge berechtigte Erwartungen für die Zukunft an. Sodann erstattete Herr Pastor Flade-Reinsberg den Kassen bericht. Nachdem Herr Pastor Hübener-Miltitz noch eine warm empfundene Ansprache über den Segen der Mission gehalten, wurde die Feier durch Gejang und Segen beschlossen. Die Mlssionskollekte ergab 70 M. 74 Pf. — Das Ministerium des Innern bereitet, wie man aus Leipzig schreibt, eine Vorlage an den Landtag vor, nach welcher für jeden in Sachsen praktizirenden Arzt der Beitritt zum ärztlichen Bezirksverein obligatorisch ist. Durch den B-- zirksverein können Strafen bis zu 1500 Mark über die Mit glieder verhängt werden; der Rekurs gegen derartige Entscheid ungen wird bei den zu bildenden Kreisverbandskammernangebracht. — Bestimmungsgemäß tritt zu Pfingsten in der Gültig keitsdauer gewisser Eisenbahnfahrkarten eine Verlängerung ein, und zwar gelten die am Sonnabend vor bis mit Dienstag nach Pfingsten gelösten drei - und viertägigen Rückfahrkarten und die dreitägigen Rundreisekarten im sächsischen Binnenverkehre bis mit Freitag nach Pfingsten, ferner die am Sonnabend vor Pfingsten entnommenen dreitägigen Rückfahrkarten im direkten Verkehre zwischen sächsischen Stationen und anderen deutschen Eisenbahnen bis mit Dienstag nach Pfingsten. — Keine freudigen Aussichten eröffnet Falb in Bezug aus das Wetter im Monat Juni. Er selbst sagt in seinen »Wetter prognosen": Ein böser Monat, gekennzeichnet durch reichliche Niederschläge. Im Besonderen prophezeit Falb folgende Wit terung: 1. bis 5. Juni: zahlreiche Gewitter und Wolkenbrüche bei normaler Temperatur; 6. bis 9.: starke Zunahme von Regen und Gewitter. Der 7. ist ein kritischer Tag 3. Ord nung und bringt Rückgang der Temperatur. Hochwassergefahr tritt ein den 10. und 12.; die Regen nehmen rasch ab, es wird kälter. Im Hochgebirge treten Schneefälle ein. 13. bis 16.: Die Niederschläge nehmen zu; es herrscht bedeutende Kälte. 17. bis 18.: Die Kälte nimmt ab, die Regen lassen nach. 19. bis 27.: die Temperatur steigt, zahlreiche Gewitter stellen sich ein; der 22. ist ein kritischer Tag 2. Ordnung. Es wird warm. 28.bis 30.: die Temperatur steigt neuerdings. Regen und Gewitter nehmen ab. — Ueber dieDresdner Bahnhofsbauten schreibt das „Vaterland": In den letzten Wochen sind wiederholt beunruhigende Gerüchte verbreitet worden, daß dem Landtage beträgliche Mehr forderungen zugehen würden. Das hat uns veranlaßt, der Sache auf den Grund zu gehen und es wurde uns von zuver lässiger Seite hierüber folgendes geschrieben: „Die für die Dresdner Bahnhofsbauten als solche verwilligten Summen werden zur Fertigstellung derselben ausreichen. Insofern aber wird sich eine oerhältnißmäßig geringere Nachforderung nöthig machen, als für die Hochlegung der Gleise in der Flur Strehlen, die jetzt durch Einbezirkung zu Dresden, gekommen ist, vielleicht noch 800000 M. mehr gebraucht werden, als ursprünglich veran schlagt war. Ebenso läßt sich mit voller Sicherheit noch nicht erkennen, ob man mit der für den Brückenbau verwilligten Summe auskommen wird. Doch kann es sich auch hierbei nur um geringe Nachforderungen handeln." — Aw Sonntag Abend wurden einem Fuhrwerksbefitzer in Dresden zwei gute Pferde im Werthe von ca. 1200 Mark aus dem Stalle gestohlen. Noch in der darauffolgenden Nacht glückte es, den Dieb in der Person des Handelsmannes O., eines früheren Geschäftstbeilhabers des Bestohlenen, auszumitteln und dingfest zu machen. Mit ihm wurde noch ein Knecht verhaftet, der beim Fortschaffen der Pferde geholfen hatte. Sie hatten die letzteren gleich nach Radeberg und dort für 200 Mk. an einen Händler verkauft. Die Pferde wurden dort später in Beschlag genommen. — Weißer Hirsch. Täglich mehrt sich die Zahl der Kranken und Erhohlungsbedürftigen, welche aus allen Ländern kommen, um hier Stärkung und Heilung zu suchen. Das Sana torium zählt allein über 250 Kurgäste und ist es den 4 Aerzten und zwei Aerztinnen nur mit Aufbietung aller Kräfte möglich, den an sie gestellten Anforderungen zu genügen. Für die übrigen Sommergäste und Ortsbewohner sind im Orte noch 2 Aerzte zu haben. Neben denselben üben auch noch 2 Loschwitzer Aerzte hier die Praxis fleißig aus. — Am vorigen Sonnabend hatten sich aus dem zum 5. städtischen Landtagswahlkrese gehörenden Städten: Altenberg, Berggießhübel, Dippoldiswalde, Dohna, Frauenstein, Geising, Glashütte, Gottleuba, Lauenstein und Rabenau, die Vertretungen der konservativen Parteien gemeinschaftlich mit den Bürgermeistern dieser Städte zu einer Vorbesprechung hinsichtlich der Aufstellung eines Kandidaten für die im September dieses Jahres im ge dachten Wahlkreise in Aussicht stehende Landtagswahl in Kneists Restaurant in Dresden einzefunden. In der von Herrn Stadt- rath Rottmann aus Dippoldiswalde geleiteten Versammlung wurden einmüthig die Verdienste gewürdigt, welche sich der bis herige Vertreter dieses Wahlkreises Herr Geh. Hofrath Acker mann in Dresden zeither für die konservative Sache sowohl, als auch für das Wohl des Wahlkreises erworben hat. Es wurde nach längerer Aussprache einstimmig beschlossen, Herrn Geh. Hof rath Ackermann aufs neue als Kandidat für die nächste Landtags wahl aufzustellen. Eine aus der Mitte der Versammlung ge wählte Deputation begab sich sofort zu Herrn Geh. Hofrath Ackermann, um denselben um Annahme der ihm aufs neue angetragenen Kandidatur zu begrüßen. Herr Geh. Hofrath Ackermann hat sich bereit erklärt, diese Kandidatur wieder auf zunehmen. — Schneeberg, 17. Mai. Ein Boykott eigenthüm» Ücher Art erregt jetzt hier die Bürgerschaft. In unserer Stadt besteht seit alter Zeit eine Braugenossenschaft, zu der die meisten Hausbesitzer, die Eigenthümer der „brauberechtigten Häuser", gehören. Die Mitglieder haben das Recht, den Reiheschank auszuüben. Wer dies nicht thun will, kann, wenn die Reihe des Brauens an ihn kommt, sein Braulos verkaufen. Damit der Reiheschank beseitigt werde, haben sich nun fast sämmtliche hiesige Wache bei einer hohen Konventionalstrafe verpflichtet, von der hiesigen Braugenossenschaft kein Bier zu kaufen und» zu verschänken. Ob freilich die Wirthe ihr Ziel durch das Vor gehen erreichen werden, ist fraglich. Im Lokalblatte sind bereit- scharfe Inserate gegen die Wirthe erschienen. Frühere Versuche, den Reiheschank zu beseitigen, waren ohne Erfolg. — Schneeberg, 19. Mai. In Fährbrücke hatsich heute Nachmittag leider ein recht beklagenswerther Unglücksfall ereignet. Drei junge Leute von hier fuhren auf der stark angeschwollenen Mulde Kahn. Das Boot gerieth in die Strömung und wurde über das nahe Wehr getrieben. Ein Sohn des Kürschner- meistcrs R. Vater hierselbst ist leider ertrunken und ein anderer Sohn des Genannten wurde schwer verletzt aus dem Wasser gezogen. Der Sohn eines hiesigen Agenten hatte sich am Ge büsch festhalten können und wurde bald gerettet. — Pirna, 19. Mai. Die bevorstehenden großen Schul- und Kasernenbauten haben die Veranlassung gegeben, an den Rath das Ersuchen zu richten, daß bei den betreffenden Sub missionen nur Pirnaer Handwerker und Geschäftsleute Zulassung finden. Man beschäftigte sich mit dieser Angelegenheit im Stadtverordnetensaale; außerdem nahm aber auch der Gewerbe verein noch besonders Gelegenheit, eine dem gedachten Wunsche zum Ausdruck bringende Petition dem Stadtrath zu unterbreiten. — Betreffs der Notiz über die Aufnahme in der Unter offiziervorschule in Marienberg wird von zuständiger Seite mitgetheilt, daß zufolge allerhöchsten Beschlusses vom 29. Januar d. I. die Aufnahme in die Unteroffizieroorschule nicht mehr im Oktober, sondern im April jeden Jahres stattfindet und das der 1. April 1896 der nächste Einstellungstermin ist. Zukünftig werden die Aufzunehmenden in der Hauptsache der Unteroffizier vorschule aus der Soldatenknabencrziehungsanstalt Kleinstruppen überwiesen und finden direkte Aufnahmen in die Unteroffizier- Vorschule nur bei Besetzungen der durch Entlassungen außer der Zeit entstandenen Vakanzen statt. Solche Vakanzen pflegen allerdings jährlich eine größere Zahl einzutreten. „Bestimmungen über Aufnahme in die Soldatenknabenerziehungsanstalt Klein struppen und den Uebertritt in die Unterosfiziervorschule Marien berg sind bei allen Bezirkskommandos erhältlich. — Der kleineKnabe in Chemnitz, dem kürzlich von der Wärterin die Zunge schwer verletzt worden ist, befindet sich den Verhältnissen angemessen wohl, nachdem die in Eiterung befind lichen Zungentheile auf operativem Wege entfernt worden sind. Das arme Kind wird aber Niemals reden und auch nicht ordent lich essen lernen. — Das Unglück, das sich am 11. d. M. beim Räumen einer Senkgrube im Rittergute Paunsdorf ereignet, und dem zwei Menschenleben zu Opfer fielen, hat glücklicherweise keine weiteren Opfer gefordert. Der Schweizer Büttner und der 13- jährige Knabe Hoyer, die beide gleichfalls in die Grube gefallen und schwer erkrankt waren, befinden sich jetzt wieder außer Lebens gefahr; der Gendarm Holzhausen, der am Rettungswerk stark betheiligt und krank geworden war, hat seinen Dienst wieder aufnehmen können. Die Beerdigung der verunglückten Hof- arbeiterin Becker und ihres 17jährigen Sohnes hat am Diens tag unter großer Betheiligung der Bewohner des Ortes statt gefunden. — Zlttau. In einem kürzlich von einem in der Fremden legion in Port Said dienenden Soldaten nach Gablenz gesandten Briefe werden wieder neue Meldungen über den Raubmörder Kögler mitgetheilt. Darnach befindet sich Kögler noch immer im Mllitärgefängmß in Port Said in äußerst strenger Haft. Er ist an Händen und Füßen gefesselt und wird scharf bewacht. Schon zu verschiedenen Malen hat er zu fliehen versucht. Die Fiuchwecsuh: wucoen jedoch such die Aufmerksamkeit der Wachen stets rechtzeitig vereitelt. — Zittau, 21. Mai. Gestern und heute beging der hiesige G e w erb e v e r e i n, der seit 17 Jahren Vorort der sächsischen Gewerbevereine ist, die Feier seines 60jähcigen Be stehens. Derselbe, mit 95 Mitgliedern gegründet, zählt heute beinahe 600 Mitglieder und ist einer der bedeutendsten gemein nützigen Vereine im Königreich Sachsen. Sein Hauptwerk in Zittau ist die sich eines guten Rufes erfreuende gewerbliche Fortbildungsschule, die von ihm unter großen Kosten ins Leben gerufen wurde und von ihm unterhalten wird. Die Feier wuroe gestern Vormittag im Bürgersaale des Rathhauses, den der Stadtrath ausnahmsweise für diesen Zweck überlassen hat, mit einer Ansprache des Herrn Geheimrath Dr. Haberkorn in Gegen wart der königlichen und städtischen Behörden eröffnet. Ihm schlossen sich die von nah und fern herbeigceilten Gratulanten an, die mancherlei Auszeichnungen für den Verein überbrachten. Von auswärtigen Vereinen waren vertreten: der Handwerker und der Gewerbeverein aus Dresden, vertreten durch die Herren Stadtrath Wetzlich und Stadtrath Friedrich, sowie die Hand werker- bezw. Gewerbevereine aus folgenden Orten: Chemnitz, Freiberg, Bautzen, Löbau, Kamenz, Bischofswerda, Pirna, Ostritz, Hirschfelde, Neusalza, Großschöna, Radeberg, Pieschen und Lauban in Schlesien. Außerdem waren zahlreiche Begrüßungs schreiben eingegangen. Nach dem Festakte im Bürgersaale fand in Helds Societät ein Festessen unter starker Betheiligung statt und an dieses schloß sich Konzert in der Weinau, während abends eine größere Festlichkeit im „Lindenhofe" vor sich ging. — Rochlitz. Wie zur Kenntlich der hiesigen König!. Amtshauptmannschoft gelangte, ist in einer Anzahl von Privat waldungen des Bezirks der Harzrüsselkäfer ausgetreten und hat in dem Fichtenbestande derselben scyon jetzt nicht unbeträchtlichen Schaven angerichtet. — Von dersächsisch-bömischenGrenze. Der Fleischer Alexander Seidel in Görkau, welcher wegen eines Vergehens zu 7 Tagen Haft verurtheilt worden war, erschien dieser Tage im Strafgerichtsgebäude und bat um Nachsicht der Strafe. Als dies vom Amtsricher als unzulässig bezeichnet wurde, zog Seivel einen Revolver und feuerte drei Schüsse auf den Richter ab. Ein Schuß verletzte denselben schwer am Arme, während die anderen Schüsse ihr Ziel verfehlten, weil sich der Richter bückte und auf diese Weise dem sicheren Tode entging. Der Atten- thäter ist ein bereits wegen Meineids abgestrafler, über beleu mundeter Mensch. Derselbe wurde sofort in Haft genommen.
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