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und ein einmaliges Austrocknen zu der Zeit, in der das Würzelchen aus dem Samenkorn hervorzubrechen beginnt, kann das Verderben der Saaten zur Folge haben. Soll das Resultat ein vorzügliches sein, so muß sich zur Gewissenhaftigkeit noch eine gute Portion Geduld ge sellen. Wer das Warten noch nicht gelernt hat, der lernt es bei der Saat. Es ist ein großer Fehler, in den Saat gefäßen zu wühlen, um zu sehen, ob noch nichts aufgeht, man läßt vielmehr die Gefäße unberührt und gelangt dadurch am schnellsten und besten zum Ziel. Samenarten, welche 1 bis 2 Jahre in der Erde liegen, giebt es glücklicherweise nicht viel, nicht wenige Samen, so besonders diejenigen von Palmen, brauchen zur Keimung aber mehrere Monate, die meisten Zimmerpflanzen indessen keimen doch nach 2—3 Wochen, viele auch schon nach wenigen Tagen. Von Wichtigkeit ist es, zu wissen, daß die Keimung meist mehr oder weniger unregelmäßig erfolgt. Zwischen dem Er scheinen der ersten bis zu demjenigen der letzten Sämlinge in einem Gefäß vergeht oft ein größerer Zeitraum. Bei einigen Samenarten ist die Unregelmäßigkeit, mit der die Keimung erfolgt, besonders frappant, so bei Llnsa Lnseta, der bekannten Zierbanane, bei der man die ersten Keim linge nach t4 Tagen, die letzten erst nach 4—6 Monaten aus dem Saatgefäß nehmen kann. Aehnlich verhalten sich die Samen der neueren, zu den Trichterwinden gehörenden Schlingpflanze Ning, lobata; die ersten Körner derselben gingen bei wiederholten von mir ausgeführten Aussaaten schon nach 48 Stunden, die letzten erst nach 8 Monaten auf und beim japanischen Hopfen (Humulus gsxoniaus) habe ich gefunden, daß die meisten Körner wohl im Laufe des ersten Monats, manche aber auch erst nach einem vollen Jahre aufgehen. Die angeführten Beispiele werden den Lesern genügen, um zu zeigen, daß der Gärtner und Gartenfreund einerseits Geduld, viel Geduld haben muß, und andererseits mit seinem Urteil über die Qualität des verwendeten Saatgutes nicht voreilig sein soll. Wie manches Saatgefäß mit durchaus gutem Samen wird aus Unverstand ausgetopft, weil die Keimung nicht gleich er folgt! — Es sind nur ganz wenige Samenarten, die man in jene Gefäße säet, in denen die aufgehenden Pflanzen ihre vollständige Entwicklung erlangen sollen, die meisten Sämlinge müssen bald nach dem Auslaufen vereinzelt, d. h. auseinander gepflanzt werden, ein Verfahren, für das die deutschen (!) Gärtner die Bezeichnung pikiren gebrauchen. Hat man nicht zu dicht, d. h. so gesät, daß sich die einzelnen Sämlinge gegenseitig nicht berühren, so hat es mit dem Vereinzeln gewöhnlich etwas Zeit, ist dagegen dichter gesät worden, so schafft man, falls es sich um gewöhnliche Pflanzen handelt, entweder durch Ausziehen der schwächsten Pflänzchen, die fortgeworfen werden, Luft oder man vereinzelt so rasch wie möglich. Schwierig ist das Vereinzeln der aus feinstem Samen hervorgehenden winzigen, oft kaum mit unbewaffnetem Auge erkenntlichen Sämlinge. Für diese Sämlinge, die wiederholt vereinzelt werden müssen, bis sie jene Stärke erreicht haben, die es ermöglicht, sie gesondert in kleine Töpfe zu pflanzen, nimmt man zur Hälfte mit Scherben gefüllte Töpfe von ca. 10 ova oberer Weite oder flache Holzkistchen bezw. Schalen. Solche Gefäße werden mit gesiebter leichter Erde, die man mit etwas Sand ver mischt hat, gefüllt, die Erde wird dann geebnet und mit einem glatten Brettchen mäßig angedrückt. Zum Ver einzeln kleinster und kleiner Sämlinge gehören zwei Werk zeuge, die wir uns selbst Herrichten, ein am einen Ende zugespitztes, am anderen Ende abgeflachtes Stabstück und eine Pinzette. Zur Herstellung der Pinzette nimmt man ein dünnes Stäbchen, schneidet es am einen Ende lang spitzig zu, spaltet dann das spitze Ende mit einem scharfen Messer der Länge nach und steckt in das Ende des Spaltes ein kleines Querstäbchen. Die so hergestellte Pinzette nimmt man in die linke Hand zwischen Daumen und Zeigefinger, mit denen man sie auf und zu drücken kann, und in die rechte Hand nimmt man das Pikirholz genannte Stabstück. Mit der Spitze dieses Pikirholzes lockert man die Sämlinge im Saatgefäß etwas, nimmt dann behutsam und ohne die erforderliche große Ruhe zu verlieren, immer eines der winzigen Sämlinge in die Pinzette, macht dann in das zur Aufnahme des Pflänzchen hergerichtete Gefäß mit der Spitze des Pikirholzes ein kleines Loch, hält das Pflänzchen mit der Pinzette so hinein, daß seine Keim blättchen dicht über der Erde stehen, und drückt dann das Loch mit der abgeflachten Seite des Pikirholzes gut zu, damit jeder Sämling fest steht. Das Vereinzeln geschieht nicht zu weitläufig und so, daß immer zwischen zwei Pflänzchen der ersten Reihe ein solches in der zweiten Reihe zu stehen kommt , wie wir dies durch Punkte angedeutet haben. Dies Verfahren, welches man Vereinzeln im Verband nennt, bietet den Vorteil, daß alle Pflanzen gleichweit von einander entfernt sind. Die vorstehende Abbildung veranschaulicht die Arbeit des Vereinzelns. Ist ein Gefäß fertig verpflanzt, so wird es mit einem Zerstäuber angespritzt und, falls es sich um wärmebedürftige Pflanzen handelt, mit einer Scheibe be deckt, was allerdings nur möglich ist, wenn es nicht ganz mit Erde gefüllt worden war. Bei gewöhnlichen Pflanzen, so bei vielen Sommerblumen, kann man die Sämlinge gleich in jene Töpfe vereinzeln, in denen sie späterhin blühen, man darf dann allerdings nur sehr wenig Säm linge in einen Topf bringen und muß statt der leichten Erde ein gutes nahrhaftes Erdreich verwenden. Aus größeren Samen hervorgehende Sämlinge ver einzelt man nicht, man pflanzt sie gleich in sogenannte Stecklingstöpfe. Handelt es sich um Sämlinge krautartiger Pflanzen, so kürzt man ihnen die Hauptwurzel etwas ein, füllt dann das Töpfchen mit Erde (meist mit Sand ver mischte Mistbeeterde), nimmt den Sämling dicht unter den Keimblättern in die linke Hand, macht mit dem Zeigefinger der rechten Hand in der Mitte des Topfes ein geräumiges Loch in die Erde (siehe umstehende Abbildung), hält dann den Sämling so hinein, daß die Wurzel grade in die Erde, die Keimblätter möglichst nahe über die Erde zu stehen kommen, drückt hierauf das Loch mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zu und die Erde schließlich mäßig fest. Sämlinge mit sehr reichem Wurzelvermögen müssen regelrecht verpflanzt werden, indem man nur ein wenig Erde in den Topf giebt, den Sämling hineinhält, dann den Topf mit Erde füllt, und diese so andrückt, wie wir dies bereits früher geschildert haben. Die gepflanzten Sämlinge sind möglichst rasch, jedenfalls bevor sie welk werden, gut anzugießen, d. h. so, daß das Wasser die Erde in den Töpfen vollständig durchfeuchtet. Wer seine Zimmerblumen, die gewöhnlichen für die Holzkästen der Balkons und Veranden bestimmten Sommer blumen nicht ausgeschlossen, so heranzieht, wie ich dies vorstehend geschildert, der wird kraftstrotzende stämmige Gewächse erhalten, mit denen die an Ort und Stelle ge säten Pflanzen keinen Vergleich aushalten. ^andwirtfehast eine ganz feste Kruste und verhärtet daß die Pflanzen in ihrem Wachstum Auch zeigt sich zuweilen das Unkraut In diesem Falle wendet man die Egge Boden nicht selten sich in der Weise, gehemmt werden, in großer Menge. sowohl zur Lockerung des Bodens, wie auch zur Unter drückung des Unkrautes an. Bei zu dicht stehenden Saaten kann es auch erwünscht sein, daß eine größere Anzahl von Pflanzen ausgehoben wird. Dieses läßt sich durch ein scharfes Eggen mit eisernen Eggen bewerkstelligen. Unter Umständen wird jedoch bei üppig stehendem Getreide der Egge die Walze folgen müssen, wenn der Nachteil des zu dichten Standes in etwas ausgeglichen werden soll. Als besonders vorteilhaft erweist sich bei schwach ent wickelten Saaten eine entsprechende Kopfdüngung. Leider wird bei der Anwendung von Stickstoffdünger noch zu häufig vergessen, daß seine Wirkung nur dann eine durchgreifende sein kann, wenn dem Boden die übrigen notwendigen Pflanzennährstoffe nicht fehlen. Eine alleinige Zufuhr von Stickstoff genügt zur vollkommenen Entwickelung der Halmfrüchte nicht. Vielmehr hat eine solche einseitige Stickstoffdüngung meist eine üppige Entwickelung des Strohes, aber einen um so geringeren Körnertrag zur Folge. Nur bei dem Vorhandensein aller der Pflanze notwendigen Nährstoffe läßt sich eins allseitig befriedigende Ernte er warten. Es muß daher schon vor dem Anbau des Getreides für eine reichliche Düngung mit Kali und Phosphorsäure gesorgt werden. In neuerer Zeit wird auch dem Behacken des Ge treides das Wort geredet. Selbstverständlich läßt sich diese Arbeit nur dort anwenden, wo das Getreide gedrillt wurde und die Drillreiheu die entsprechende Weite haben. Mittelst des Behackens läßt sich der Boden unzweifelhaft voll kommen lockern und das Unkraut energisch bekämpfen, Vorteile, die gewiß alle Beachtung verdienen. Jedoch er fordert das Behacken, besonders wenn es mit der Hand Dis Pflege der Saaten im Frühjahr. Wenn auch die Saaten günstig durch den Winter gekommen sind, so läßt sich doch mittelst einer entsprechen den Pflege im Frühling das Wachstum derselben fördern und besonders schwachen Saaten aufhelfen. Zunächst sei auf das Walzen der Wintersaaten hingewiesen. Dasselbe ist dort am Platze, wo der Boden zu locker ist und die jungen Pflanzen infolge Aufthauens des gefrorenen Bodens in die Höhe gehoben wurden. Es kann auch der Fall ein treten, daß der Boden im Winter an seiner Oberfläche verkrustet, während derselbe in seinen unteren Schichten noch locker ist. Auch unter diesen Umständen erweist sich das Walzen der Saaten als ein gutes Mittel. Durch dasselbe wird die Kruste gebrochen und die Oberfläche ge lockert, infolgedessen die Kräfte der Natur eine bessere Wirkung entfalten können. Zu dem gedachten Zwecke eignet sich am besten die Ringelwalze, weil durch diese die Kruste vollkommener gebrochen wird als durch glatte Walzen. Des Weiteren läßt sich dann später die Walze noch mit Vorteil benützen, wenn die Saaten zu üppig geworden sind, so daß Lagersrucht zu befürchten steht. In diesem Falle empfiehlt es sich, die Früchte kurz vor dem Schossen zu walzen. Hierdurch werden die Halme in den unteren Gliedern geknickt, der Saftstrom wird daselbst zurückge halten, die Glieder verdicken sich und werden hierdurch widerstandsfähiger. Unter gewissen Umständen bedürfen die Saaten einer Bearbeitung mit der Egge. Am häufigsten wendet man die Egge beim Winterweizen an; doch läßt sich auch der Roggen und selbst das Sommergetreide unter Umständen mit Vorteil mit der Egge bearbeiten. Bei anhaltend starkem Regen im Winter oder im Frühjahr erhält der erfolgen soll, einen nicht unerheblichen Aufwand von Ar beitskraft. Es wird daher immer von den Verhältnissen abhängen, ob das Hacken sich rentiert. Am vorteilhaftesten erweist sich diese Arbeit auf schwerem, leicht zu Verkrustung neigendem Boden. Solche Böden bedürfen einer durch greifenden Lockerung, die am besten mit der Hacke zu er reichen ist. Thsinttsschla^enmehl ist -er billigste un- beste Phssxhsrsciure-Dünger -er Jetztzeit auf allen Bs-enarten. Die ausgezeichneten Erfolge, welche nach der Düngung mit Thomasschlackenmehl zuerst auf kalkarmem Moor- und Sandboden, sodann auf Wiesen und Kleefeldern, und ebenso bei Wintergetreide heroorgetreten sind, führten zu der Verwendung dieses kalkreichen Düngers auch auf kalk armem schwerem Thonboden, auf welchem es mit aller größtem Erfolge jetzt auch bei Sommerfrüchten aller Art benutzt wird. Ueberall zeigte es sich, daß gutes Thomas mehl auf allen Bodenarten und zu allen Kulturen ver wendbar ist und in seiner Wirkung weit öfters über der wasserlöslichen Phosphorsäure des Superphosphats steht, als umgekehrt, manchmal letztere besser ist. Es ist dies leicht zu erklären. Das Thomasmehl bietet den Pflanzenwürzeln außer der Phosphorsäure zu gleich Kalk und Magnesia in gleich leichtlöslicher Form an; es fehlt nur noch Kali, um die Pflanzenernährung mit mineralischen Nährstoffen voll zu machen. Es ist aber bekannt, daß das Kali in den meisten Böden genügend vorhanden ist, und wo es fehlt, auch bei der Superphos phatdüngung ersetzt werden muß. Mehr und öfter, als bisher bekannt war, fehlt der Kalk in sehr vielen Böden; man kann aus den jetzigen Prüfungen schließen, daß die Hälfte aller Ackerböden einer Zufuhr von Kalk bedarf, um vollere Ernten zu liefern. Im Thomasmehl wird zu gleich genügend Kalk neben der Phosphorsäure gegeben und übertrifft dieses deswegen in kalkarmen Böden das Superphosphat. Man weiß, daß die wasserlösliche Phos phorsäure in kalkarmen Böden vielfach an Eisenoxyd und Thonerde gebunden und schwer löslich wird, und so nicht leicht von den Pflanzenwurzeln aufnehmbar ist; grade gegenüber dem Schwerlöslichwerden der wasserlöslichen Phosphorsäure steht das Thomasschlackenmehl im Vorteil; unveränderlich bleibt es in gleicher Löslichkeit so lange im Boden, bis die Pflanzenwurzeln es berühren, mit ihrem sauren Zellsast lösen und den Pflanzen Phosphorsäure, Kalk und Magnesia zugleich zuführen. Das Verhältnis dieser drei Nährstoffe im Thomasmehl ist ein äußerst günstiges, auf durchschnittlich 16 pCt. Phosphorsäure ist 45 pCt. Kalk und 4 pCt. Magnesia vorhanden, alle drei gleich leichtlöslich; sie bleiben unverwüstlich verbunden, bis sie von den Pflanzenwurzeln berührt und löslich ge macht werden. Deshalb ist dasselbe ein so vorzüglicher Unterstützungsdünger neben der Stallmistdüngung, wie diese gleichmäßig auf Jahre hinaus wirkend und dieselbe unter stützend. Der Stalldünger bringt ausreichend Stickstoff und Kali für mehrere Jahre und dazu das Thomasmehl die nötige Phosphorsäure. Die Empfehlung, das Superphosphat in kleineren Mengen jedes Jahr anzuwenden, ist auf den meisten Gütern schwer auszuführen; kaum hat der Landwirt die Zeit, bei jeder Saatzeit viele Aecker extra mit löslichem Phosphor säuredünger zu versehen und zieht es vor, das Thomas mehl in größeren Mengen, da es gleichmäßig durchwirkt, alle 3—4 Jahre anzuwenden, um zugleich dem Kalkbe dürfnis des Bodens und der Pflanzen sicher zu genügen. Außerdem ist auch die Phosphorsäure darin billiger, was bei der heutigen Geldnot wohl berücksichtigt wird. Zur Düngung -er wiesen. Wenn einzelne Wiesenbesitzer noch immer ihre Wiesen mit Stalldünger oder auch gar nicht düngen, indem sie nicht begreifen wollen, daß dieselben durch richtige Düngung mit Thomasschlacke und Kainit sogar viel schneller und weit billiger zu höchsten Erträgen ganz vorzüglichen Futters gebracht werden, so dürften diese Zweifler durch eine Mit teilung in einer der letzten Nummer des „Wests. Bauer" doch endlich eines Besseren belehrt werden. Ein Wiesenbesttzer Westfalens wandte sich an den Vorstand des Wests. Bauern-Vereins, mit der Bitte um Angabe eines zweckmäßigen Buches über Behandlung der Wiesen. Darauf antwortete der Vorstand in einer der letzten Nummern fo: Die Bücher über Wiefenkultur beschäftigen sich vornehmlich mit den verschiedenen künstlichen Systemen der Bewässerung und Entwässerung. Wir raten Ihnen nur, schaffen Sie das überschüssige schlechte Wasser von Ihren Wiesen weg und düngen Sie dann gründlich mit Thomasschlacke und Kainit. Wenn Sie das nur machen, haben Sie Bücher über Behandlung der Wiesen nicht mehr nötig! Rillige Sxezial-üngemittel. Zu diesen Spezialdüngemitteln, welche eine ganz be sondere Wirkung haben, gehören vor allen Dingen die Asche und der Ruß. Die Asche wirkt ganz ausgezeichnet auf Wiesen gegen die Moosbildung und fördert den Gras wuchs ungemein. Auch der Ruß, der meist noch viel zu wenig oder gar nicht benutzt und oft geradezu weggeworfen wird, ist ein ausgezeichnetes Dungmittel, namentlich für Gras, Zwiebel, Kartoffel, alle Arten von Rüben. Dazu hat er ebenso wie die Asche noch die höchst schätzbare Eigen schaft, Erdflöhe, kleine Schnecken und anderes kleines