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aus Vorsicht durch den Garten, besonders nach starkem Schneefall, um die durch die Last des Schnees gebeugten Koniferen und andere wertvollere Sträucher von dieser Last zu befreien und um auch, wenn die Sonne scheint, ein Schutzdach zu lüften, um den darunter schlummernden Pflanzen etwas Luft zu gönnen und ihnen das Trostwort zuzurufen, daß nun bald ihre Kerkernacht dem Lichte weichen werde. Aber so bald die Natur erwacht und der langersehnte Frühling bei uns einkehrt, beginnt auch schon die Arbeit im Garten, die Arbeit, die wir uns in den Wintermonaten ausgedacht haben. Wie viel hat sich aber auch in unserm Hausgarten seit den Tagen unserer Großeltern verändert, feit jenen Tagen, wo die Auswahl der Blumen und des Gemüses noch so gering und begrenzt war. Unser Haus garten hat sich ebenfalls nicht den Fortschritten unserer Zeit entziehen können, da doch gerade auch auf dem Ge biete der Blumen- und Gemüsekultur in den letzten Jahr zehnten durch unermüdlichen Fleiß der Fachleute in sogen. Neukulturen großartige Erfolge erzielt worden sind. Erfolge, die man sowohl auf den verschiedenen landwirtschaftlichen als auch auf Blumenausstellungen öfters zu bewundern Gelegenheit hat. Vor allem haben wir bezw. unsere Haus frauen diese Erfolge bei unserem Gemüse, welches doch ein so beliebtes und gesundes Nahrungsmittel ist, stets vor Augen, da dasselbe anerkanntermaßen in seiner jetzigen Gestalt eine größere Form und einen feineren Geschmack als früher aufzuweisen hat und dadurch auch einen höheren Ertrag erzielt. Betrachten wir uns z. B. den Spargelbau. Bis vor 10 Jahren steckte man bekanntlich noch drei- bis vierjährige Pflanzen und mußte dann noch ca. drei Jahre warten, ehe man auf einen einigermaßen erträglichen Erfolg rechnen konnte. Kein Wunder auch, daß zu jener Zeit der Spargel, der infolge seines schönen Geschmacks so sehr beliebt geworden und daher ein so ergiebiges Feld bildet, so teuer war und nur von besser gestellten Leuten gegessen werden konnte. Durch die Erfahrungen in der Spargel kultur ist man heute aber so weit gekommen, daß man nur noch einjährige Sämlinge pflanzt, um nach drei Jahren eine ergiebige Ernte erzielen zu können. Man gewinnt also gegen früher einen Zeitraum von drei Jahren, wahrlich für die so ergiebige Spargelkultur kein zu unterschätzender Erfolg, durch welchen es auch dem armen Manne vergönnt ist, sich den Genuß von Spargel zu erlauben. Durch die Kultur des Spargels ist man im Laufe der Zeit zu der Ueberzeugung gekommen, daß die älteren Pflanzen erst wieder Stoffe sammeln müssen, um das notwendige Um pflanzen zu verschmerzen, während die jugendliche Krast der Sämlinge sich sofort des Bodens bemächtigte. Es ist dies so wie beim Menschen; die Jugend verträgt mehr als das Alter. Während früher alle paar Jahre eine Errungenschaft auftauchte, bringen heutzutage die Gärtner schon alle Jahre womöglich gleich mehrere Dutzend Neuerungen, welche wiederum die Neuerungen des Vorjahres aus dem Felde schlagen. Was bringt uns nun das Jahr 1895 an Neuerungen? oder richtiger gesagt, welche Neuheiten sind in den Jahren vorher herangezogen und auf ihre „Treue" beobachtet worden, um 1895 als Neuheit, die sich als vererbungs fähig erwiesen hat, das Feld zu behaupten? Es ist hervor zuheben, daß der gewissenhafte Züchter nicht den Samen einer ihm als neu erscheinenden Abart sammelt, um ihn sofort anzubieten und zu verhandeln, sondern daß er den selben je nach der Art erst 2—5 Jahre prüft, da manche Neuerung nur ein sonderbarer Zufall ist, ein ungeratenes Kind, welches im nächsten Jahre wieder in der alten Form oder Farbe auftritt. Als gewissenhafter Referent über die Blumen- und landwirtschaftlichen Ausstellungen, aus denen ich im Interesse der Interessenten stets die Neuheiten hervorhebe, besuchte ich letzten Herbst auf der Durchreise den bekannten Blumen- schmidt in Erfurt, bekanntlich die Hochburg der Neuheiten zucht, wo ich auf diesem Gebiete vieles Interessante sah. In den großen Kulturen des Blumenschmidt, dessen all umfassende Vielseitigkeit den Brennpunkt der deutschen Gärtnerei darbietet, lernte ich einen ganzen Schatz dieser Neuheiten kennen, die reif zum Eintritt in die Welt, von ihm den Gartenfreunden für 1895 geboten werden sollten. Wenn wir unsere frühere kleine dürftige Levkoye neben die heutige „Excelsior" stellen wollten, so hätten wir das Bild eines Zwerges einem Riesen gegenüber, da unsere ältere Levkoye eine Höhe von 15 hat, während die Excelsior eine Höhe von fast Vi na erreicht. Die sonst geruchlose Begonie hat sich in eine einen feinen Theerosenduft spendende Blume verwandelt, welche außerdem auch noch widerstandsfähiger ist, als die ge wöhnliche. Entzückend ist eine vollständig lachsrote Nelke von wunderbar schönem Farbenton. Selbst unsere Wicke ist von der Neuerung nicht verschont geblieben. Ich be wunderte eine tadellos weiße, wohlriechende Wicke, die klar wie Alabaster und glänzend wie Satin ist. Eine prachtvolle Augenweide gewähren die Astern-, Stiefmütterchen-, Pelargonien- und Levkoyenbeete, deren Neuheiten ein leuchtendes, glutvolles Bild ungeahnter und überraschender Farbennuancen bieten. Eine aus Japan stammende Rosenatt, „der rote Herumstreicher," zeigte in doldenförmigen Blüten, die dicht aneinander liegen, ein entzückendes Bild. Sie hat eine wahrhaft verblüffende Rankfähigkeit und machte Jahrestriebe von 2 va Länge. In 2—3 Jahren ist sie imstande, ein kleines Haus voll ständig einzuspinnen. Auch der Gemüsegarten kommt nicht zu kurz. Als eine nicht zu unterschätzende Errungenschaft ist die japanische Freilandmelone besonders hervorzuheben. Bekanntlich ist bei unserem Klima die Kultur der Melonen, welche Wärme und einen gut gedüngten Boden erfordert, eine sehr schwierige und kostspielige, da sie eben nur im Warm beet gedeiht. Daher ist auch die Melone, die doch so gut mundet und sehr gesund sein soll, im größeren Publikum so wenig bekannt. Hiesige Gärtner geben sich mit der Melonenkultur, weil sie so zeitraubend ist, wenig oder garnicht ab, weswegen auch der hiesige Bedarf an Melonen größtenteils aus dem Auslande, Italien, gedeckt wird. Mit der Einführung der japanischen Freiland melone dürste aber auch bei uns der Melonenkultur ein weites Feld eröffnet werden, da dieselbe im Süden Deutsch lands schon mit einer Stelle im Freien vorlieb nimmt, welche allerdings recht sonnig sein muß. Vor allem, sie gedeiht, worauf es den Gärtnern am meisten ankommt, im Freien und bedarf keiner so zarten Pflege, als unsere bisherige Melone. Ihr Wachstum ist sehr rasch, da sie, wenn sie im Juni ausgepflanzt wird, schon im September reift. Die Frucht verbreitet ein äußerst zartes, angenehmes Aroma und ihr Fleisch, welches von einer keulenförmigen weißen Schale umschlossen wird, schmilzt auf der Zunge. Die Pflanze ist gegen Insekten äußerst widerstandsfähig. Bei dem etwas herberen Klima Nord- und Mitteldeutsch lands genügt ihr zur Entwickelung schon ein sogen, „kalter Kasten." Ich glaube, daß dieser japanischen Freiland melone, sobald sie nur im größeren Publikum bekannt sein wird, eine große Zukunft blüht, eine Zukunft, die auch ihrer Landsmännin, der Klettergurke, beschieden war. Ihr Nachbar ist eine neue Gurkenart, eine Kreuzung aus der bekannten Noas Treibgurke und der krssoots ^onäsr, welche die Fehler ihrer Eltern abgestreift und die guten Eigenschaften einer guten Treibgurke im vollen Maße hat. Ihre Tragfähigkeit ist eine kaum glaubliche, da ich an einer Pflanze über 50 glatte, lange Früchte gezählt habe. Ihr Geschmack ist vorzüglich. Infolge ihrer hervorragenden Eigenschaften wurde sie „Jdealgurke" benannt. Auch auf dem Gebiete des Kopfsalats sind verschiedene Neuerungen zu verzeichnen. Eine Neuerung, die als erste den Reigen eröffnet und allen Anforderungen, die an einen guten Kopfsalat gestellt werden, vollkommen genügt, sei hier erwähnt. Es ist dies „der Erstling," der seinen Namen mit vollem Recht verdient. Alles in allem, das Jahr 1895 bringt den Garten freunden viel Willkommenes und Gutes und giebt ihnen Gelegenheit, ihre schöne Beschäftigung noch lieber zu ge winnen, da nur dort, wo der Erfolg Hand in Hand mit der Arbeit geht, die Lust zum Arbeiten lebendig bleibt, denn Die Früchte, die du dir selber gebaut, Darfst du nicht nach dem Marktpreis schätzen, Du hast sie mit deinem Schweiß betaut, Die Würze läßt sich durch nichts ersetzen. Linen in,nier»vährenden finden unsere geehrten Leser untenstehend abgebildet und ist dies wohl ein begehrenswertes Suppengrün zu jeder Jahreszeit. Dieser wertvolle Lauch, welcher fortwährend eine Anzahl Schößlinge treibt, die stets abgenommen werden können und zu Suppe, zu Fleisch, über haupt in jeder Weise,in welcher Porre verwen det wird, brauch bar ist. Voll ständig aus dauernd, kann derselbe sowohl durch Samen wie durch Teilung der Schößlinge ver mehrt werden. Echte Sanun liefert die Firma A. Fürst in Schmalhof, Post Vilshofen in Niederbayern. W Hauswirtschaft. W Das Nasenbluten ist m der Reget nur dann zu stillen, wenn es übermäßig austritt oder zu lange dauert, da es meistenteils weniger bedeutend, ja bei Andrang des Blutes gegen den Kopf oft sehr wohlthätig ist. Ist das Nasenbluten übermäßig, so beobachte man Ruhe, eine auf rechte Stellung im Sitzen oder Stehen, lockere alle festen Binden, besonders Halsbinden, schnupfe frisches Wasser oder Wasser mit Essig aus der hohlen Hand, lege kalte Am Salzgries. .Püh, muß der groißen Nos', das is mei Arzt! „Sehst De dort den Herrn mit der Ueberschläge auf den Scheitel oder in den Nacken oder nehme ein laues Fußbad. Auch soll das Heben der Hand jener Seite, aus deren Nasenlochs es blutet, oder falls es aus beiden blutet, das Heben beider Hände über den Kopf dem Nasenbluten Einhalt thun. In den schlimmsten Fällen ist die Ausfüllung des unteren Nasenganges mit Charpie notwendig. Lin bereits dunkel gerauchter Meerschaum« ksxs läßt sich nicht mehr m den Zustand ursprünglicher Weise zurückversetzen. Man könnte höchstens durch ge eignete Beizmittel hellere Stellen in dem dunklen Grunde erzeugen. Bei neuen Köpfen, sofern dieselben durch Rauch oder Tabaksaft gefärbt werden, könnte man diejenigen Stellen, welche hell bleiben sollen, durch Papierstreifen oder auf sonst geeignete Weise bedecken. Es gehört übrigens eine gewisse Uebung dazu, um hierbei scharfe Konturen zu erzielen. Glyzerin ist bekanntlich ein ausgezeichnetes Mittel, um Leder geschmeidig zu erhalten, jedoch zeigt sich bei seiner Anwendung der Uebelstand, daß es in feuchter Luft ausschwitzt. Um es in dem Leder festzuhalten, wird empfohlen, das Glyzerin im Verhältnis von 1:4 mit einer Fettmasse zu versetzen, welche man durch Auflösen von Rindstalg in warmem Leberthran erhält. — Eine andere Methode, das Glyzerin an das Leder zu fixieren, besteht darin, daß es mit einer geringen Menge Eiweiß versetzt wird. Auch soll es sich empfehlen, beide Glyzerin gemische zusammen zu verwenden. (Vom Patentbureau Otto Wolff in Dresden.) Haltbarmachung vsn Hslzteilen, die -er Witterung ausgesetzt sind. Die Zeit ist bereits do, wo im Garten und Feld die nötigen Arbeiten vorgenommen, werden müssen, um den Anforderungen der Jahreszeit Genüge zu leisten. Hölzer, die den verschiedensten Zwecke i dienen, müssen neu angeschafft, alte ausgebessert over be seitigt werden. Vieles Holz, und wäre es nur ein Pfälchen an einem Rosenstrauch, würde längere Dienste leisten können, wenn es durch einen zweckmäßigen Anstrich geschützt worden wäre. Gute Durchtränkungsöle für alle Hölzer sind warm aufgetragenes Leinöl und das fäulniswidrige Oardoliusuiu ^vsuarius, das möglichst, in jetziger Jahres zeit wenigstens, heiß aufgestrichen werden muß. Das letztere Oel ist bedeutend billiger als Leinöl und hat sich seit 16 Jahren bei sachgemäßer Anwendung als das zweckmäßigste Holzerhaltungsmittel bewährt; jedermann kann es leicht anwenden, da es gistsrei, weder ätzend noch feuergefährlich ist. Für Baumpfähle, Deckläden, Mistbeelkasten, Waffer- fässer, Planken, Stackete u. s. w. ist das dünnflüssige Oarkoliusnill der beste Schutz gegen Ver ¬ faulen oder Schwammbildung. Es dringt in das Holz ein, macht dasselbe härter und schützt es gegen die Einflüsse der Witterung. Kleinere Holzstücke durchtränkt man einfach durch Eintauchen. So behandeltes Holz bekommt ein hübsches nußbraunes Aussehen, das die Masern durch- scheinen läßt; ein Abblättern wie bei Theer- und Oel- farbanstrichen tritt nicht ein. Mit einem Kilogramm kann man 6 qm Holzfläche behandeln und reicht also eine Menge für 3 Mk. etwa 5 KZ für das Holzwerk eines großen Hausgartens. Bei den Blumenstäben fällt die Wirkung dieses Oeles am meisten auf; diese können un beschadet ihrer Haltbarkeit Sommer und Winter im Gatten verbleiben; an dem Holze in und über der Erde ist keinerler Veränderung wahrnehmbar, weil dieses Oel nicht an dem Holze haftet, sondern dasselbe durchdringt. Bei seiner Billigkeit ist es daher nur zu empfehlen. Das Oel ist durch D. R.-P. Nr. 46,021 vor Nachahmung geschützl und ruht der Zentralverkauf in den Händen der Firma Paul Lechler in Stuttgart. Den dichten Verschlntz vsn Milch-Trans- psrtkannen erreicht Gnüchtel in Lauter dadurch, daß er den Deckel mit Charnier am Kannenhals befestigt, dem Deckel einen inneren Rand giebt, um welchen eine den Halsrand dichtende Gummischeibe liegt und dem Charnier gegenüber am Halse einen drehbaren, vorn mit Klaue versehenen Haken anbringt, welcher mit seiner Klaue in einen auf dem Deckel ebenfalls drehbar angebrachten excentrischsn Hebeldaumen greift, durch dessen Bethätigung der Verschluß erfolgt. Mann haben ä scharfe Diag—nose!!" Denkmal. „Sie, Ninderhirte, warum steht denn auf der Wiese dort das schwarze Kreuz?" — „An der Stelle hat mein Herr seine jetzige Frau kennen gelernt." zsslatt-eutsches vslksrätses. (Aus dem Lauenburgischen.) Up uns' grot Däl, Da staht twei Pähl, Up dei Pähl steiht 'n Tun'n, Up dei Tun'n steiht 'n Smecker, Up den Smecker steiht 'n Rüker, Up den Rüker staht twei Kieker, Up dei Kiekers steiht väl Gras, Da lopt dei fetten Offen up un af. (Auflösung folgt in nächster Nummer.)