Suche löschen...
02-Abendausgabe Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 13.04.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18950413028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1895041302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1895041302
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-04
- Tag 1895-04-13
-
Monat
1895-04
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bleiben wie lyun connen, «agtc «rmimann qcyen yau>es. ma>cy naym er eine narre aus ocr „Ich will meinen Onkel Brieftasche, schrieb einige Worte darauf und sandte eins der Meinhardt kalt. Schreiben Sie: dem Notar schon der Ungewißhei damit eine Las aus als je und waren Schrei rief er Außenstadt gegangen und befand sich jetzt in der Nähe des Brinkmann'schen Hauses. Rasch nahm er eine Karte aus der umherspielenden Kinder damit zu dem Xylographen Lorenz. Schon nach wenigen Minuten erschien dieser auf der Straße. (Fortsetzung folgt.) unruhig umher und streiften den Revolver, der neben Hardt auf dem Tische lag. Im nächsten Augenblicke seine Hände wieder gefesselt. Er stieß einen Heisern aus. „Ich denke, Sie wollen mich jetzt frei lassen/ dann heftig. „Das wäre unklug, Sie sind mein Todfeind, und Neunzehntes Kapitel. Meinhardt hatte am nächsten Morgen frühzeitig seine Aufwartung gemacht, um ihn über Lorenz' Schicksal zu entreißen und ihm vom Herzen zu nehmen. Er sah schlechter meinte grollend, daß der Detektiv nur gleich hätte kommen Jakob Stelling davon in Kenntniß setzen, ihm ein Geständniß meiner verbrecherischen Handlungen ablegen und ihn um eine hinreichende Summe zur Auswanderung nach irgend einem andern Welttheile bitten. Sollte ich diese Versprechungen nicht halten, dann bin ich verpflichtet, mich dem Gesetze zu unter werfen/ „Wollen Sie mir das Geständniß nicht schenken!" preßte Stelling, als er seine Unterschrift hinzugefügt hatte, hervor. „Ich werde erst selber einmal mit Ihrem Onkel sprechen", erwiderte Meinhardt, das Geschriebene überfliegend, es zusammen faltend und in die Brusttasche steckend, „doch sind wir noch nicht zu Ende. Wer hat den Brief an den Lylographen Lorenz geschrieben?" Stelling zögerte mit der Antwort, er schien zu überlegen. „Ich kann's nicht sagen," erwiderte er endlich, „vielleicht Baron Horst, der mir die beiden Kerle schicken wollte. Es handelt sich für mich nur um ein Dokument für den Baron/ „Ganz recht, um das Runeck'sche Testament, für welches Sie die Verwalterstelle Ihres Onkels haben sollten. Hat er Ihre Bedingungen erfüllt? Den Kontrakt ausgestellt?" „Der Henker hole diesen glattzüngigen Aristokraten!" schrie Stelling, von Angst und Wuth geschüttelt, aufspringend, „er wird der Verräther sein, der Judas!" Meinhardt lächelte, er widersprach nicht. „Mindestens hat er als Spieler und Glücksritter an ihrem Ruin den Löwen antheil. Können Sie mir sagen, ob er vielleicht an dem Ueber- fall im Runeck-Tunnel, wo gewisse Papiere, die für seine Erb ansprüche sehr werthvoll sein sollen, geraubt worden sind, einen Antheil gehabt hat?" „Das kann ich mit Bestimmtheit verneinen," erwiderte Stelling rasch. „Sollte er nicht im Besitz der geraubten Papiere sein?" fuhr Meinhardt langsam fort, „wenn Sie mir die Wahrheit in diesem Punkte unumwunden sagen könnten, würde ich noch mehr für Sie thun." „Papiere, welche ihm die Doppelrente und Schloß Runeck streitig machen könnten, wird er, wenn er sie wirklich besessen, längst vernichtet haben. Ich weiß nichts davon, das ist leider die volle Wahrheit." „Und Sie haben keine Ahnung, wer der Attentäter ge wesen ist?" gehörst, auszuliefern!" Stelling blickte ihn immer entsetzter an. War dieser Mensch, den er am liebsten erwürgt hätte, allwissend? Woher konnte er dies Alles erfahren haben? Eine unheimliche Furcht bemächtigte sich seiner, sein Trotz war gebrochen, mit zitternder Hand tunkte er die Feder ein und flüsterte: „Ich gehorche!" „Es ist das Klügste, was Sie thun können," sagte Stelling schüttelte mürrisch den Kopf, seine Augen flackerten Mein nichl heraus." „Ich denke, es wird einer sein, von dem sie sich durch ihr Schweigen großen Vortheil versprechen. Selbstverständlich sind sie unschuldig wie neugeborene Kinder und wollen sich ein Stelldichein mit einem Wilderer, der ihnen junge Rehböcke zum Verkaufen angeboten, verabredet haben. Daß sie just mit dem Lylographen, der ihnen vom Zuchthause her bekannt ge wesen sei, zusammen getroffen, wäre der reine Zufall gewesen. Lieber Himmel, sie hätten ihn ein wenig necken und in Furcht setzen wollen, weiter nichts." „Die Galgenstricke!" ries der Notar zornig, „na, man wird ihnen hoffentlich den Ernst der Sache klar machen." „Ohne Zweifel, Herr Notar!" lächelte Meinhardt und empfahl sich. Als er vor dem „Kaiserhof" vorüber kam, fragte er beim Portier an, ob Sennor Torrendo gestern Abend ab gereist sei, was Jener bejahte, mit dem Hinzufügen, daß auch Herr Friesen eine kleine Reise unternommen habe, doch heute jedenfalls schon zurückkehren werde. Meinhardt stutzte und schritt dann weiter. Sollte ec die rechte Stunde verpaßt, dem schlauen Australier zu viel Zei gelassen haben? Ein zu spätes Eingreifen konnte verhängnißvoll werden. Seinem Gedankengange folgend, reihte er die Fäden, welche sein Verdacht gesponnen, folgerecht aneinander und kam zu dem Resultat, daß dieser Friesen die wichtigste Persönlichkei für ihn sein müsse. Wohin war er gereist? Hatte er es vielleicht auf den reichen Cubaner abgesehen, dessen Abreise er unzweifelhaft im Hotel erfahren? Seine Unruhe stieg bei diesem Gedanken von Minute zu Minute. Er war nach der bei diesen Worten mit wenigen Handgriffen wieder in den wirk lichen Meinhardt umgewandelt. „Polizeispion! Heimtückischer, schauspielerischer Hund!" knirschte Stelling junior, dessen Gesicht einer Todtenmaske glich, und wüthend fließ er mit dem Fuße nach ihm. „Es ist nicht klug von Ihnen, sich so zu geberden," be merkte Meinhardt kalt. „Sie vergessen, daß Sie ein Ver brecher, von mir auf frischer That ertappt sind. Es thut mir leid um Ihren redlichen Onkel, nicht um Sie, folgen Sie mir, denn noch bin ich der Einzige, der Sie erkannt hat." Er zog ihm den Mantel über die gefesselten Hände, den Kragen so hoch, daß er das Gesicht halb verdeckte, und schob ihn ziemlich unsanft vor sich her. Jn's Zimmer des Ver walters mit ihm tretend, befahl er den beiden Männern, hinaus zugehen, worauf er die Thür verschloß und kaltblütig die Taschen des herzoglichen Garteninspektors nach Waffen untersuchte, was dieser knirschend dulden mußte. Es fand sich noch ein Dolch- mefser darin, das Meinhardt zu sich steckte. Hierauf nahm er von dem auf einem Schreibtisch liegenden Stoß Papier einen Bogen, legte ihn zurecht, setzte Dintenfaß und Feder daneben und nahm dann seinem Gefangenen die Handschellen ab. „Setzen Sie sich," befahl er, „ich will Sie nicht verderben, nur schreiben Sie, was ich diklire." Stelling machte ein überraschtes Gesicht, setzte sich dann schweigend vor den Schreibtisch und tunkte die Feder ein. „Ich Endesunterzeichneter," begann Meinhardt, „bekenne hierdurch, daß ich in Folge verschiedener verbrecherischer Hand lungen —" „Dieses Bekenntniß soll ich unterschreiben?" rief Stelling, die Feder hinwerfend, „Herr, was soll die Heuchelei, mich nicht verderben zu wollen?" „Weil jede andere Art von Großmuth Narrheit wäre," versetzte der Detektiv ruhig, „halten Sie mich für alles Andere, nur nicht für einen Dummkopf. Ich will Sie mit dieser Ver schreibung vor neuen Verbrechen bewahren, das ist einfache Nothwchr. Doch wie Sie wollen, ich will keinen Zwang auf Sie ausüben." „Weiter," sprach Stelling, die Feder wieder nehmend und hastig das Diktirte niederschreibend. „Mich für unwürdig erkläre, um Fräulein Toni Steinert zu werben —" „Oho, das ist des Pudel« Kern," fiel Stelling heiser lachend ein, „aber meinetwegen, bin ich doch ebenso sicher, daß der Krüppel sie mir noch lieber geben würde, als einem Poli- zeispion." „Wenn ich der großmüthige Dummkopf wäre, auf den Sie sich Hoffnung gemacht, dann freilich," entgegnete Mein hardt, dem das Blut in die Stirn stieg. „Frecher Geselle, Du verdienst es nicht besser, als auSzulöffeln, was Du Dir eingebrockt hast. Glaubst Du, der Notar Spehr würde einem Wechselfälscher und Spieler, einem Mitschuldigen jener betrüge rischen Jockeys, welche aus schnöder Gewinnsucht einen Mord begangen, einen edlen Mann, der mehr werth war als Du und die ganze Bande zusammen, in derselben schmählichen Weise umgebracht hat, wie sie's im vorigen Jahre mit seinem Jockey gemacht, seine Pflegetochter zur Frau geben? Räuber, Ein brecher, wa« hält mich ab, Dich dem Zuchthaus, wohin Du Vermischtes. * Das erfindungsreichste Land der Erde ist nach einer Zu- chrift vom Patentbureau Otto Wolf in Dresden der zur Nord amerikanischen Union gehörige Staat Connecticut, in welchem nach dem amtlichen Bericht des Patentamtes zu Washington im Jahre 1894 jeder 993. Einwohner ein Patent erhielt. Diese Zahl ist selbst für amerikanische Verhältnisse erstaunlich hoch.— M Deutschen Reich steht hinsichtlich der ErfindungSthätigkeit Serlin mit 744 Patenten im Jahre 1894 obenan: Es kam omit auf je 2156 Einwohner ein Patent. Nach Berlin ist ras Königreich Sachsen am erfindungsreichsten, wo auf je 6987 Einwohner ein Patent entfiel. Die dritte Stelle nimmt die preußische Rheinprovinz mit einem Patent auf je 7500 Ein wohner ein. * Das Ausstandsfieber, das bis jetzt auf die Gewerbs« zweige beschränkt war, hat nun auch, wie aus London, 30 März, geschrieben wird, die Biertrinker ergriffen. Indem kleinen Orte Bamberbridge bei Preston vermaßen sich die Wirthe nach ein stimmiger Vereinbarung, das Glas Bier um einen halben Penny zu erhöhen. Da hatten sie aber ohne ihre Gäste gerechnet, denn diese hielten eine Massenversammlung, auf der sie beschlossen, die Wirthshäuser mit dem Boykott zu belegen, bis sie ihren Labetrunk wieder zum alten Pre'se bekämen. Ja, die aufge brachten Jünger des Gambrinus gingen noch weiter und ließen Zettel zur Weiterverbreitung drucken, auf denen alle Biertrinker gemahnt wurden, Bamberbridge aus dem Wege zu gehen, da jetzt dort das Bier 2 Vs Penny das Glas koste, ein Preis, der seit der Erfindung des Bieres unerhört gewesen sei. ' Aus der Schatzkammer des Fürsten Bismarck. Berliner Blätter melden: Im Schaufenster der Hofjuweliere Gebrüder Friedländer, Unter den Linden, ist auf drei Tage eine Ausstellung von Geschenken eröffnet worden, die dem Fürsten Bismarck im Laufe der letzten 25 Jahre gemacht wurden. Es handelt sich um sehr kostbare Sachen, die zum Theil von unschätzbarem Werthe sind. Alle Gegenstände befinden sich im Depot der genannten Firma und der Fürst hat die Genehmigung zu der Ausstellung bereitwilligst ertheilt. Das Bemerkenswertheste ist die goldene Feder, reich mit Brillanten ausgelcgt, die Bismarck von den Goldschmieden Hanaus geschenkt würde, und mit der der Fürst 1871 den Friedensoertrag mit Frankreich unterschrieb. Ein aus Silber getriebener Schlitten ist ein Ehrengeschenk der Deut schen in St. Petersburg. Die Ehrenbecher und Trinkhörner, zum Theil mit Münzen ausgelegt, von denen gegen hundert vorhanden sind, sind dem Fürsten von Verehrern im In- und Auslande gelegentlich von Geburtstagen geschenkt worden. Jeder Becher hat im Durchschnitt einen Werth von Mk. 1000—3000. * Theure Grundstücke. Zum Preise von 5 Millionen Mark ist in diesen Tagen ein Ländereikomplex innerhalb Berlins erworben worden, welcher den bisherigen Besitzern, den Kom- merzienrath Cahnheim'schen Erben, seiner Zeit nur 2100 Thaler gekostet hat. ES sind dies Grundstücke in Moabit in der Thurmstraße, durch welche Straßenzüge angelegt worden sind. Ein Konsortium hat den oben erwähnten Preis gezahlt, »mein neues Stadtviertel anzulegen. * Aus der Schlangengalerie des Berliner Aquariums ist wiederum ein merkwürdiges Geschehniß zu melden. Eine große indische Riesenschlange, deren Kost in Kaninchen, Meerschwein chen und anderen Warmblütern besteht, hat nämlich eine gut 2 m lange neuweltliche Genossin, eine südamerikanische Boa, verschlungen. Fälle von derartigem „Kannibalismus" unter den Riesenschlangen gehören zu den seltenen Ausnahmen, wo gegen manche kleinere sich wenigstens zum Theil von Ordnungs verwandten nähren und im Berliner Aquarium hat während des sechsundzwanzigjährigen Zeitraums seines Bestehens erst ein mal ein solches Ungethüm einen dahinziehenden Versuch gemacht, trotzdem diese Riesen ständig in größerer oder geringerer Anzahl zusammen Hausen. Das jetzige Vorkommniß wurde jedenfalls dadurch veranlaßt, daß die Mörderin in ihrer auch nach der er- erfolgten Schlangenfütterung noch anhaltenden Aufregung mit der etwas kleineren Boa in Kollision gerieth und dieselbe hinab- würgtc; als man es bemerkte, war nichts mehr dagegen zu thun. Es bleibt nun abzuwarten, ob und wie die Räuberin diesen mein Gefangener, bis wir wieder daheim sind. Noch eins muß ich Ihnen zu Gemüth führen. Sie Haffen mich ehrlich und ich verdenke es Ihnen durchaus nicht, sollte es Ihnen jedoch einfallcn, mir hinterrücks irgend einen Liebesdienst er weisen zu lasten, so bemerke ich, daß dergleichen stets auf ihr Konto kommen wird und ich von vornherein meine Instruktion darüber betreffendenorts niederlegen werde. Wenn mir also in dieser Weise etwas zustoßen sollte —" „Dann wollen Sie mich ein für allemal dafür verant wortlich machen?" fiel Stelling entsetzt ein. „So lange Sie noch auf deutschem Boden sich befinden, allerdings. Also beherzigen Sie meine Warnung. Und nun will ich Ihre Toilette vervollständigen, damit Sie unkenntlich bleiben." Er zog ihm wieder den Mantel über die gefesselten Hände, den Kragen hoch empor und den breiten Hut tief in die Stirn, worauf er die Thür öffnete und die beiden draußen Harrenden hereinrief. „Jetzt öffnen Sie uns wohl die Haus thür," sagte Meinhardt zu dem Verwalter, der schweigend dieser Weisung nachkam und mit einem leisen „Gottsei Dank" die schwere Thür wieder verschloß. theueren Bissen verdauen wird. * Ein edler Mensch. Bei der durch ihre Gutherzigkeit be kannten Frau v. S. läßt sich ein vornehm gekleideter Herr melden, der folgendes Anliegen vorträgt: „Es handelt sich um eine sehr unglückliche Familie, gnädige Frau. Der Vater ist schwach und alt, die Mutter krank und fünf Kinder im zartem Alter schreien nach Brod. Die Aermsten werden sicher mit ihren paar Habseligkeiten auf die Straße geworfen, falls sich nicht Jemand findet, die dreißig Mark rückständige Miethe für die Familie bezahlt." — Frau v. S. holte aus der Stelle das Geld. — „Nun, aber," äußerte sie, „möchte ich auch wissen, wer Sie sind, mein Herr, der Sie sich in solcher Weise den Armen annehmen?" — „Ich bin der Hausherr der armen Familie, gnädige Frau!" * Eine eigenthümliche Verwechselung ereignete sich dieser Tage in Zürich. Stand da ein Herr, den Kopf mit einer großen Pelzmütze bedeckt, auf der Ouaibrücke und blickre hinab auf das Wasser, wo sich eine Schaar fremder Wildvögel, vom Eise zur Stadt gedrängt, tummelte. Plötzlich fühlte er sich von rück wärts mit eisernem Griff am Kragen gepackt, zugleich schlugen ihm zwei Flügel ins Gesicht. Es war ein riesiger Mäusebussard, der die Pelzmütze in seinem Hunger wahrscheinlich für etwas Eßbares gehalten hatte, und sich nun unvermuthet einem Gegner gegenüber sah. Laut kreischend schlug er mit den Fängen auf den Mann ein, ohne jedoch den Mantel los zu lasten. Schließ lich gelang es dem Angegriffenen, den wüthenden Vogel mit dem Stocke zu erschlagen. * Eisenbahnunglück. New-Aork, 3. April. Auf der Linie Norfolk und Westernbahn stürzte gestern ein Eisenbahnzug über eine brennende Brücke in den Fluß. Das Personal, sowie sämmt- liche Reisende kamen um. Die Zahl ist noch unbekannt. * Überschwemmung. Aus Lemberg wird unterm 5. April gemeldet: Noch weitere Flüsse sind ausgetreten, darunter der Dniester, zahlreiche Häuser und Felder in den an den Ufern gelegenen Gemeinden sind überschwemmt, namentlich in den Ort schaften am Dniester. Das Wasser ist zwar im Fallen, jedoch ist die Verbindung nur auf Kähnen möglich. „Nm Gotteswillen, es ist ja Alles versiegelt," jammerte der Verwalter, „selbst die Thüren, ich darf nichts zugeben." „Der Herr Notar mag es verantworten, Sie haben ja seinen Brief", erwiderte der Fremde, welcher sein Gesicht noch immer mit dem Mantel verhüllt hielt. „Vorwärts, Leute, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Einer von Euch kann diesen hier bewachen und Ihr könnt mich begleiten." Er nickte Meinhardt zu und verließ das Zimmer. „Kennen Sie das Zimmer mit dem Schreibtisch?" fragte der Detektiv ihn vor der Thür. „Bin mehrere Male drinnen gewesen." „Wollen Sie meinem Kameraden nicht lieber den Re volver lasten, Herr?" fuhr Meinhardt flüsternd fort, „der Ver walter könnte rabiat werden, und ein Messer gebraucht er nicht gern." „Das darf um keinen Preis geschehen, hier, er ist ge laden, versteht er damit umzugehen?" „Er war doch Soldat." Meinhardt trat in's Zimmer zurück, wo Lorenz allerdings nicht den Eindruck eines überlegenen Wächters machte, was der Verwalter auch sofort erkannt haben mochte, da er sich bereits dem Fenster genähert hatte, um herauszuspringen." „Machen Sie keine Dummheiten," raunte der Detektiv ihm zu, mit raschem Griff den Rock öffnend und sein Schild zeigend, „ich bin Polizeibeamter, Sie haben nichts zu fürchten." Er händigte Lorenz den Revolver ein und verließ das Zimmer, worauf sich der Verwalter beruhigt auf einen Stuhl setzte und sich von Jenem bewachen ließ. Meinhardt schritt mit dem Fremden durch einen langen Korridor, wo Letzterer vor einer Thür anhielt. Er zog ein Wachslicht hervor und zündete es an. „Reißt das Siegel ab," gebot er kurz. „Das versteh' ich nicht, Herr," lautete die leise Antwort, „ein Schloß öffne ich mit Leichtigkeit, aber so ein gerichtliches Ding abzureißen bring' ich nicht fertig." „Feiger Patron, leuchtet mir!" Meinhardt nahm die kleine Kerze und befestigte sie in eine Holzrosette, wobei er erläuterte, daß er seine Dietriche aus einer verborgenen Tasche hervorziehen und in Bereitschaft setzen müsse. In dem Augenblick, als der Fremde den Mantelkragen fallen ließ und die Hände nach den beiden Gerichtssicgeln, welche vor diese^Thür gelegt worden waren emporstreckte, hatte der Detektiv sie mit festem Griff gepackt und gefesselt, da er anstatt der Dietriche die Handschellen hervorgezogen hatte. Mit einem Fluch, dem ein heiserer Schrei folgte, blickte der Ueber- rumpelte in das Gesicht seines Feindes, der ihm gebieterisch die Hand auf die Schulter legte. „Sie sind mein Gefangener, Stelling!" sagte er hart, „ich habe die Macht, Sie als Fälscher und Diebesgenoste in's Zuchthaus zu bringen." Er hatte sich sollen, weil er die halbe Nacht gearbeitet und die andere Hälfte schlaflos im Bett gelegen habe. Dabei aber drückte er dem jungen Manne dankbar die Hände und meinte, daß es endlich einmal an der Zeit wäre, sich ihm erkenntlich zu zeigen. „Die beiden Mordgesellen sitzen doch fest? Wer hat sie gedungen?" „Natürlich haben wir sie hinter Schloß und Riegel," erwiderte Meinhardt, „mit der Sprache aber wollen Sie noch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)