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Zweites Blatt. Wochenblatt für Ms-ruff Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar DienS^ tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Tharandt. Wn. Sikbealehn und die KmMM Imlsblull Inserate werden Nkontags, Mittwochs uNd freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis ( 0 Pf. pro dreigt- spaltene Lorpüszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff? — Verantwortlich für die Redaktion H. A Berger daselbst. No. 45. Sonnabend, de« 13. April 18SS. Ostern. Unser Jahrhundert will von Wundern nichts mehr wissen, am allerwenigsten vom Osterwunder. Und doch sind viele nie bestrittene Thatsachen der Geschichte lange nicht so gut bezeugt, wie Jesu Auferstehung aus dem Grabe. Etwa 25 Jahre nach ihr nennt Paulus den Korinthern Hunderte von Zeugen, da runter so viel geistesklarc, von Schwärmerei völlig freie Männer, die den Auferstandenen gesehen haben. Nach seinem Schreckens tode wäre ja auch sein Name spurlos verschollen, wenn seinen völlig hoffnungslosen Jüngern nicht durch ihn selbst, den Auf erstandenen, neues Leben eingehaucht worden wäre! Kann auch die höchste Kultur, die fortgeschrittenste Wissenschaft ihn ent behrlich machen oder beseitigen? Nein, und darum wollen auch wir uns mit Luther zu dem Glauben flüchten: „Er lebt! Und wenn er nicht lebte, so begehrte ich nicht eine Stunde zu leben." Ist das Leben nur „das ewige Walzen eines Steins, der immcr^aufs Neue gehoben sein will," dann ist's ein Ge schäft, daS seine Kosten nicht deckt!" Und alle flüchtige Freude am Lenz da draußen, alles Reden vom Geistesfrühling unter den Völkern kann an der Hoffnungslosigkeit dem Tode gegen über dann nichts ändern. Ihm gegenüber würde auch die Auf erweckung irgend eines Menschen kaum in Betracht kommen. Aber hier handelt sich's um den, der sich Gottes Sohn, daS Licht der Welt, die Auferstehung und das Leben genannt hat, der allen Menschen und Zeiten angehören will und für alle in den Tod ging. „Denn dazu ist Christus gestorben undauf- erstanden, daß er über Todte und Lebendige der Herr sei!" Und sein leeres Grab und er, der lebendige Heiland bekräftigen sein Wort: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!" In ihm ist nun das ewige Leben auch für uns erschienen. Wer es er greift, der hat die ideale Lebensanschauung, die Fürst Hohenlohe bei der studentischen Bismarckfeier der Jugend unseres Volkes wünschte. Dabei kann man ins sinnliche Genußleben nicht ver sinken, im Unglück nicht verzagen, an Gräbern nicht verzweifeln. In dem Vertrauen durch den lebendigen Christus auf Gott wurzelt die unverwüstliche Freudigkeit, wie sie Paulus hat: „Ich kann niedrig und hoch sein, übrig haben und Manzel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus!" Den Niedergang der Völker verschulden die, welche „nur danach trachten, das Leben zu genießen, ehe sie, von seinem Gastmahl abgerufen, Anderen Platz machen müssen." Empor geführt wird jedes Volk durch Christi Kraft in denen, die, un beirrt durch Haß und Gunst der Menschen, sich fest an Gott halten, frei von sich selbst und so behütet vor wilder Gier nach Geld und Genuß und vor lähmender, trostloser Verbitterung. Möchte solch' ein Ostern, solch' ein Aufstehen vieler vom lebendigen Sterben zum unsterblichen Leben durch den erstandenen Heiland unserm Volk in diesem Lenz bescheert sein! Ostern. Dar Grab ist leer. „Das Grab ist leer: was doch bedeutet dies? Wer trug den Leichnam fort? Wo kam er hin? welch Werk der Finsternis Geschah am Heilgen Ort?" Wohl hört man so die Weiber fragen, Hört also jammern sie und klagen; Doch ach! ringsum Bleibt alles stumm. Stumm bleibt das Grab, und dunkel bleibt sein Schlund. — Doch sieh! jetzt wird es licht, Und Stimmen dringen aus dem Hintergrund, Und derer eine spricht: „Was sucht ihr den, der lebt bei Toten? Wir künden euch als Gottes Boten: Ei standen ist Der Herr, der Christ. Seht da die Stätte, da der Leichnam lag! Seht auch die Linnen hier! Er warf sie von sich, als der junge Tag Eintrat durch diese Thür, Die aufgethan Ihm unsre Hände. So gingS mit Seiner Haft zu Ende. Dem Morgenrot Wich scheu der Tod." Der Das Das Und Sieg ist Sein; Heil ist dein! halte fest fortan mit Herz und Sinn! schreckt dich Grab und Sarg, So wall im Geiste zu dem Grabe hin, Das deinen Heiland barg! 'Und wie du wirst die Stätte finden, So mögest jubelnd du's verkünden Zu Gottes Ehr: Das Grab ist leer! können Sie es wogen —" ! „Sparen Sie die Worte, mein Lieber!" unterbrach ihn der Fremde, einen Revolver hervorziehend, „und verhalten Sie ! sich ganz ruhig, dann geschieht Ihnen nichts. Sie sehen, ich Er wußte nicht, wie lange es gewährt hatte, ob eine habe dort Reserve, also vernünftig, sonst sitzt Ihnen die Kugel — - - - -- - —° ^im Kopf." „Ich kann aber kein Dokument geben," rief der Verwalter, aus entsetzt auf die beiden durch's Fenster einsteigenoen Männer blickend. „Weiß nicht, was der Herr Notar damit gemeint hat." ...... »Dann hab- ich den Auftrag, den Schreibtisch Ihres ver- Sie mich nicht? Gut Freund! Wir kamen just zur rechten storbenen Herrn zu öffnen, wo ich es sicher finden werde. Wetten und Wagen. Original-Roman von E. von Linden. Uebersetzungsrecht Vorbehalten. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) , Lorenz dankte und bsg links ab, wo sich die Chaussee schnurgerade bis zum Schönthaler Herrenhause hinzog. Der Mond beleuchtet- mit gespenstischem Dämmerlicht die schöne Straße. Rechts befand sich der dunkle Wald, links ein unge- zäuntes Feld. Der Xylograph schritt eiligst vorwärts, dw mitter nächtliche Stille schien ihn jetzt mit einem unbestimmten Schauder zu packen, so daß er einige Male stehen bleiben und scheu um-> herblicken mußte. Es war im Grunde eine recht unheimliches Mission, und er wünschte von Herzen, daß die Landleute ihn begleitet' hätten. Diese waren in den Wald gegangen, wo er, wie sehr er sein Ohr auch anstrengen mochte, nichts mehr von Noch faßt es nichtZderWrauen wirrer Sinn; Noch dünkt sie's wie ein Traum. Voll Furcht und Freuden eilen sie dahin, Wo man noch ahnet kaum, Was da gescheh'n in Josephs Garten, Und was von Stund an zu erwarten An selger Lust Für jede Brust. — Denn wenn Er lebt, der dort am Kreuze starb, Wer darf noch traurig sein? Wem kündet nicht, was Er auch ihm erwarb, Der weggewälzte Stein. Das hoffnungsreich und sonder Beben Fortan er darf den Blick erheben Zum Himmelszelt, Zum Herrn der Welt? O glaub' es nur und sprich getrost es nach, Was der holdselge Mund, Der dort zu den bestürzten Frauen sprach, Durch sie auch dir thut kund: Er lebt, Er hat den Feind bezwungen, Mit dem Er bis aufs Blut gerungen. Minute oder eine Stunde. Jetzt mochte kommen, was da wollte, er faßte seinen Stock fester und war entschlossen, sich nicht ganz wehrlos abschlachten zu lassen. Ein Mann trat r ° dem Gebüsch hervor und rief mit halblauter Stimme: „Wie geht's, Herr Lorenz? Haben Sie große Angst gehabt? Kennen Zeit, sonst hätten Sie dieses Messer zwischen den Rippen ge habt." „Gott sei gelobt, Sie stnd's, Herr Meinhardt!" sagte Lorenz tief aufathmcnd, „ja, ich dachte wirklich, daß mein letztes Stündlein gekommen sei. Aber wie kommen Sie so plötzlich zu meiner Rettung hierher? Das grenzt ja an's Wunder." „Thut es auch," lachte Meinhardt vergnügt. „Eie sollen Alles zu seiner Zeit erfahren. Jetzt haben wir noch eine Arbeit zu verrichten, bei welcher Sie mir behilflich sein müssen. Sie haben doch ein wenig Kourage?" „Wenn Sie bei mir sind, gewiß, Herr Meinhardt?" „Auch den Brief vom Herrn Notar bei sich?" „Hier ist er." „Gut, geben Sie ihn mir, er ist natürlich gefälscht." „Großer Gott!" seufzte Lorenz, mit dem Detektiv eiligst dem Schönthaler Herrenhause zuschrcitcnd, „dann batte meine Frau also doch Recht." „Ja, ihr haben Sie in erster Reihe Ihr Leben zu ver danken. Nun stehen Sie einmal still, müssen uns ein wenig maskiren, Herr Lorenz!" Er zog ihm den Hut tief in die Stirn, den Rockkragen hoch empor, zeigte ihm dann, welche Haltung er anzunehmen habe und hatte sich selbst im nächsten Augenblick so gründlich umgewandclt, daß Lorenz ihn beinahe furchtsam anstarrte. Meinhardt instruirtc ihn jetzt ganz genau und Beide eilten nun schweigend ihrem Ziele, der Lasperg'schen Grab-Kapelle zu. Dieselbe lag im Dunkel einiger Cypressen. Der Detektiv hustete leise, worauf ein Mann, in einen Mantel gehüllt, mit blauer Brille, deren Gläser unter einem breiten Hut hervor blitzten, auf ihn zutrat. „Eure Arbeit gelungen?" fragte er leise. „Ja, Herr, hier ist das Papier," flüsterte Meinhardt, Jener nahm und entfaltete es, trat damit seitwärts, ließ ein Zündholz aufblitzen und nickte befriedigt. „Kommt, der Verwalter erwartet uns. Ihr seid dock Eurer Zwei?" bissigen^unN ^rad, H»r! Sind hier keine habe.-'^^ S Sollte er Schwierigkeiten machen, dann LV auf einen Wink von mir zu thun habt.« mit lch°n gefügig machen," meinte der Detektiv sammenfuhr. ^derter Stimme, daß Lorenz erschreckt zu- Herr mit der Brille schritt jetzt rasch auf ein Fenster s .' er welchem, wie Meinhardt jetzt bemerkte, sich ein Ichwacher Lichtschimmer zeigte. Er klopfte ziemlich stark an eine «Scheibe, worauf im nächsten Augenblick das Fenster geöffnet und ein, Kopf sichtbar wurde. »Ich bin von Herrn Notar Spehr abgesandt," sagte der Fremde, „habe ein Schreiben für Sie, bitte, öffnen Sie mir die Thür." „Geben Sie mir das Schreiben," erwiderte der Verwalter barsch. Er erhielt es und trat damit zurück, unterließ aber, da» Fenster wieder zu schließen. Der Herr mit der Brille beobachtete ihn scharf und sah, daß er den Kopf schüttelte, worauf jener seine beiden vermeint lichen Helfershelfer heranwinkte und ihnen einige Worte zuraunte. Der Verwalter schien das Schreiben wiederholt durchzu- studiren, wobei sein Kopfschütteln immer entschiedener wurde, bis er das Papier entschlossen auf den Tisch warf. Bevor er jedoch bis an's Fenster gelangte, befand sich der Fremde bereits drinnen, während die Gesichter der beiden Anderen ebenfalls vor dem erschreckten Verwalter auftauchten. „Was wollen Sie?" fragte Letzterer, sich vorsichtig nach der Thür zurückziehend, wo sich ein Glockenzug befand. „Wie ihnen vernahm. Als er etwa die Hälfte des Weges erreicht hatte, vernahm er rechts im Walde ein Geräusch wie von knackenden Büschen Es mochte ein Wild sein, tröstete er sich. Plötzlich aber stockte ihm das Blut im Herzen. Er sah zwei Gestalten hervortreten die ihn hier erwartet zu haben schienen. Wie ein Wirbelwind zuckte der Gedanke durch sein Gehirn: Deine Frau hatte Recht Du bist verloren. Hier war keine Rettung möglich, da er nicht viele Kräfte besaß und keine Waffe mitgenommen hatte Sein Fuß stockte wie am Boden festgewurzelt, er konnte nicht vor- noch rückwärts. Im selben Augenblick tauchte das Gesicht des ! Mannes mit der Narbe vor seinem Geiste auf, und als wäre - im letzten Augenblick eine ^Erleuchtung über ihn gekommen,' -stammelte er halb bewußtlos: „Mein Todfeind Hartung!"! iDoch was bedeutete es, daß sie sich nicht auf ihn stürzten?! Seine Augen starrten nach jenem Punkte, er sah sie nicht mehr, war es nur eine Sinnestäuschung gewesen? Jetzt hörte er mehrere Stimmen. Lorenz fühlte'sich wie betäubt, sein Herz schlug in heftigen Schlägen, waren die Mörder uneins ge worden?