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Zweites Blatt. WMU Air WWA HmM Mk«, Mknlch md die UmMM MlsbIM Druck und Verlag von Martin Berger in Zirniu v Ä. Vnger m Wilsdruff. — Verantwo.-tlich für die Redaktion H. A Berger daselbst. Sonnabend, den 29. April No. 47 189S Torrendo blickte ihn überrascht an. Wie? Sie meinen Mann." ein vermögender ein Krösus im Besitz seiner schönen Tochter/ niederlassend. Meinhardt Dann schlüpfte sie hinauf zu Frau Lerenz, die Schlußszene mit Stelling verschwieg. Torrendo war außer fragte Torrendo stirnrunzelnd. Torrendo ergriff sie hastig, öffnete sie und nahm die! Papiere heraus. Seine Hände zitterten dabei so heftig, daß^ Meinhardt verwundert dachte, weshalb er sie überhaupt dem! Bruder des Lylographen anvertraut hatte, wenn diese Papiere! „Bewahre, wer könnte solches voraussetzen, Sennor! In meinem Berufe hört man mehr, als Andere, und da erinnere für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. auf seine Aufforderung einen Sessel an den Tisch rückte. „Ja, Sie sind wirklich bestohlen worden, Sennor," fuhr Jener fort, „doch ist der Dieb sofort entdeckt, hier haben Sie Ihr Eigenthum zurück, und hier etwas, was Sie sehr inter- essiren wird." Meinhardt hatte bei diesen Worten nicht allein die Werthsachen des Cubaners, sondern auch den Rubinring dem Standesamt, um die Sache aufzubeben. Und nun sage, fühlst Du Dich stark genug, aufzustchen?" Jeanette'« Thränen waren unter den ungewohnten Lieb kosungen und zärtlichen Worten der Mutter rasch versiegt. Sie war mit einem Schlage gesund geworden, stand rasch auf und machte Toilette, da jeder Grund zum Kranksein ver schwunden war. O steht's mit den Papieren?" „Ich denke, sie ebenfalls gefunden zu haben. Hier ist die Brieftasche, Sennor!" um ihr die wunderbare Geschichte mitzutheilen und fand hier sich über eine solche Schurkerei, aber auch entzückt von Mein- »bcnfalls fröhliche Gesichter und glückliche Herzen. hardt's Genie und seiner kalten Entschlossenheit. Inserate werben Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis j 0 Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. „Sei ruhig, mein Kind," flüsterte sie, das schöne seiden reiche Haar der Tieferregtcn strcicher.d, „der liebe Gott hat's ja nockr in der letzten Minute gut mit uns gemeint. Ich ver spreche Dir, auch für den Vater, daß wir in Zukunft keinen Zwang auf Dich ausübcn wollen. Papa ist schon hin nach Torrendo erhob sich erregt. „Sie haben den Ring meines Freundes gefunden, also den Thäter, den Räuber entdeckt, wie Hochzeit batte." Herr Benno Neuburg ging und seine Gattin begab sich, . zu Jeanette, an deren Bett sie sich niederließ. Sie war keine/uf dm Tisch gelegt feinfühlige Frau, brauchte auch hier keine Rücksicht zu nehmen und rückie deshalb ohne lan-e Vorrede mit ihrer sensationellen Mittheilung heraus. Erst starrte die Tochter sie ungläubig an, als sie aber den Ernst der Sache begriffen, stieß sie einen Jubctschrei aus, erhob sich stürmisch und sank der Mutter dann —— - Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen j Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern HO Pf. großen Dienst Sie mir erwiesen haben. Aber nun bitte, er zählen Sie, wie Sie den Räuber entdeckt haben und wer er ist." Meinhardt entsprach dieser Bitte ziemlich ausführlich. „Der ist es?" rief Torrendo, „also ein gemeiner Raub mörder, Sie haben ihn doch siche, verwahrt?" „Gewiß, zumal er nebenbei auch jener Falschmünzer ist, welcher den Lylographen Loren; in's Unglück brachte." „Und das Alles haben Sie entdeckt?" „Der Zufall war mir günstig, Sennor!" nun auch die Geschichte de« gefälschten Briefes, wobei er jedoch Wetten und Wagen. Original-Roman von E. von Linden. Uebersetzungsrecht Vorbehalten. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Zwanzigstes Kapitel. In der Wohnung des Hof-Opernsängers Neuburg herrschte eine schwüle Luft. Er selber war von dem Notar Spehr um einen Besuch gebeten worden, den er hatte nicht ablehnen können, und war sehr niedergeschlagen und kleinlaut nach Hause ge kommen. Nur seiner Gattin hatte er das Resultat seines Be suches mitgetheilt, das in nichts Geringerem bestanden, als in der niederschmetternden Nachricht, daß der reiche Schwiegersohn sich im G-fängniß befinde, ein Mörder, Räuber und Fälscher sei, der sich einen anderen Namen beigelegt und daß man in ihm den Verführer des Tylographen Lorenz, den vor fünf Jahren entflohenen Falschmünzer Hartung, wiedererkannt habe. Die sonst sehr nervenstarke Frau Neuburg fühlte bei dieser entsetzlichen Mittheilung doch eine Anwandlung von Ohnmacht, überwand dieselbe jedoch bald und fragte nun ganz folgerecht: „Was ging das aber diesem verkrüppelten Advokaten an? Weshalb interesstren wir ihn so sehr, daß er unserer Ange legenheit seine kostbare Zeit opfert? Oder will er sich dafür bezahlen lassen, da jedes Wort für ihn Geld bedeutet." „Na, na, nur nicht das Kind mit dem Bade verschütten. Er interesstrt sich für unsere Jeanette und blies mir einen ge hörigen Marsch, daß wir das arme Kind hätten verhandeln wollen. Unrecht hatte er auch nicht, mir kam's selber wie ein Handel vor." „Natürlich trage ich allein die Schuld," höhnte Frau Neuburg „in's Gesicht hinein kann so ein heuchlerischer Phari-! säer, und wenn man ihn auf der That ertappt, sich heraus-> lügen." „Sei doch vernünftig," beschwichtigte er sie mit einem ge-^ «altigen Räuspern, „ich will mich gewiß nicht weißbrennen ! Was die Hauptsache ist, der Notar will unsere Gläubiger be-! schwichtigen und uns zu einer Arrangirung unserer Lage mit Rath und That beistehcn." „Na, wenn die That nur nicht ausbleibt, dann geht's ja noch mit einem blauen Auge ab," sagte Frau Neuburg, den Kopf wieder hebend. „Nun geh' nur gleich nach dem Standesamt, Benno, und ziehe das Aufgebot zurück, um Gottes-! willen, daß sie nicht mit ihn, in dem Kasten zusammen figurirt, das wäre erst die rechte Blamage." „Liegt sic denn heute wieder im Bett? Ich möchte es ihr doch gleich sagen. Der Notar meinte —" „Ach was, geh' nur," unterbrach sie ihn, „ich will sie. gleich gesund machen, ihre Krankheit ist nur Verstellung. DoS. Standesamt läßt mir keine Ruh-, ich möchte gleich platzen vor i Zorn, daß der Räuberhauptmann es deshalb so eilig mit der horchte auf und sah ihn forschend an. „Ge- — aber woher können Sie wissen? Beim Himmel, mein Lieber, ich fange an, Sie zu fürchten." „Nehmen Sie die Papiere, welche für Sie von Werth sind, heraus, Sennor!" sagte Meinhardt, „meine Vorgesetzten haben die Brieftasche noch nicht untersucht, ich muß die ganzen Sachen als überführende Beweisstücke gegen den Verbrecher ein liefern. Eben deshalb erwartete ich so ungeduldig Ihre Heim kehr." „Ah, ich begreife, wie dankbar bin ich Ihnen dafür, Herr Meinhardt!" Er nahm einige Papiere heraus und steckte sie zu sich. „Lassen Sie Alles, was sich auf Frederik Lawrence, also den Zwillingsbruder des Xylographen bezieht, darin," sagte Meinhardt ruhig. Meinhardt lachte belustigt. Der Cubaner sah in der That ganz fassungslos und bestürzt aus. „Sie haben weder zum Staunen noch zur Furcht die ge ringste Ursache," erwiderte er. „Um die Verwandtschaft jener Zwillingsbrüder zu entdecken, dazu, Sennor, gehörte nicht viel Scharfsinn. Mich wundert, daß Sanitätsrath Waldenroth nicht gleich darauf gekommen ist, anstatt an das Märchen eines Runeck'schen Erben zu glauben." „Es ist kein Märchen," sagte Torrendo mit Nachdruck. „Nein, gewiß nicht, ich rede nur von Friedrich Lorenz, dem Tunnelopfer, den der Notar mir als den erwarteten Erben von Runeck bezeichnet hat. Weshalb er im Besitz der Papiere sich befunden, ist mir räthselhaft. Torrendo blickte unschlüssig vor sich hin. Dann öffnete er auf's Neue die noch vor ihm liegende Brieftasche und fuchte in den Papieren umher, worauf er einen versiegelten Brief noch an sich nahm und die Adresse betrachtete. „Kennen Sie hier eine Frau Steinert?" fragte er plötzlich. „Ich habe diesen Brief an sie zu besorgen. Frau Marie Steinert geborene Romann." „Ei gewiß," versetzte Meinhardt überrascht. „Frau Steinert ist die Verwandte und Wirthschafterin des Notars Spehr, ihre Tochter —" „Ah, ich sah die junge Dame dort." unterbrach Torrendo ihn rasch, „eine seltsame Aehnlichkeit mit einem meiner Be kannten in Cuba machte mich stutzig. Ist der Vater todt?" Das mag Gott wissen. Er hat an Frau und Kind schlecht gehandelt, sie verlassen und seit vielen Jahren nichts von sich hören lassen. Sie hätten untergehen müssen, wenn sich der Notar nicht ihrer angenommen und wie ein Vater für sie ge sorgt hätte." „Dieser verkrüppelte Notar besitzt ebensoviel wahres Christen thum in seinem Herzen, wie Gehirn im Kopfe," sagte Tor rendo, „wollen Sie diesen Brief an die Adresse besorgen, Herr Meinhardt?" „Ich werde ihn dem Notar einhändigen, Sennor! Sic kennen den Schreiber desselben?" „Ich war bei ihm in der Sterbestunde und drückte ihm die Augen zu. Er war mein Lehrer und nannte sich Hermann Spehr." „Großer Gott, dann wird es Hermann Steinert gewesen sein," rief Meinhardt. Es wird so sein, ich zweifle nach dem Gehörten n'cht mehr daran. Er muß auch mit Dr. Waldenroth bekannt ge wesen sein, da er mir die Bitte an's Herz legte, mich nach den Umständen dieses Arztes zu erkundigen und ihn, wenn's Noth thäte, zu unterstützen." „Nun, das ist unnöthig, Sennor! Der Sanitätsrath ist !wiß, seine Tochter ist reizend," sagte er gleichgiltig, „man sprach davon, daß der verunglückte Freiherr v. Lasperg, ein ! Jugendfreund des Sanitätsraths, sie heirathen werde oder vielmehr selber den Wunsch gehabt haben soll, was man ihm wahrlich nicht verargen konnte. Ich glaube aber nicht, daß die I Tochter ihn geheirathet oder der Doktor den Plan unterstützt Er erzählte Hütte." „Hat Fräulein Waldenroth davon Kenntniß gehabt?" irey wieoer mu einem »Seufzer aus's sopya' „I", und ein Krösus im Besitz seiner schönen Tochter," Sie ahnen es nicht, Herr Meinhardt, welchen fügte Torrendo zerstreut und sicherlich in Gedanken versunken ' c- hinzu. „Mein Mann hat seinen Zwillingsbruder wiedergefunden," rief ihr die Frau entgegen, „sehen Sie nur, Fräulein, wie glücklich er ist." „Ja, und Sie sind cs auch, nicht wahr, Fräulein Neu burg?" fragte Lorenz, „o, Sie können uns nichts Neues er zählen, wir wissen Alles. Gott aber sei gelobt," setzte er ernst und zusammenschauvernd hinzu, „daß er Sie vor dem schreck lichen Loose bewahrt hatte. Der Himmel mag wissen, wie er zu den Papieren jenes Mannes gekommen ist, der sich Friesen nennt." „Er führt also auch einen anderen Namen?" fragte Jeanette entsetzt. „Natürlich, wissen Sie denn nicht, Fräulein, daß er mein Todfeind Hartung ist, der mich damals zum Verbrecher machte und dann mit dem Gelbe entfloh? Ja, ja, wen Gott ver derben will, den straft er mit Blindheit. Ich erkannte ihn aus Ihrer Zeichnung, Fräulem Neuburg! Daß Sie ihn so getreu, besonders auch mit dem Leberfleck am rechten Ohr getroffen haben, ist unser Glück, weil ich ihn daran erkannte. ,O, Himmel, vor welchem Abgrund bin ich bewahrt worden," rief Jeanette schaudernd, „wie dankbar muß ich auch Ihnen sein, Herr Lorenz!" „Durchaus nicht, Fräulein, Sie haben mehr für uns ge- than, als ich Ihnen jemals vergelten kann. Ich bin so froh, nur ein ganz klein wenig auch zu Ihrem Glück bcigctragen zu haben." „Ja, ich danke Ihnen, Herr Lorenz, aber nun erzählen Sie mir etwas von Ihrem wiedergefuudenen Bruder." Wie gern kam Lorenz dieser Bitte nach. Meinhardt war an diesem Tage bereits verschiedene Male im „Kaiserhof" ge wesen, um nach Sennor Torrendo zu fragen, doch war dieser ! immer noch nicht zurückgekehrt. Endlich, Abends neun Uhr ! traf er ihn an. „Guten Abend, Herr Meinhardt," rief Torrendo, ihm freundlich die Hand reichend, „ich höre, Sie waren schon einige ! Male hier. Bin ich Ihnen zu lange ausgeblieben?" „Nun, Sennor, Sie sind für die guten Nachrichten, welche ich bringe, nicht zu spät gekommen. Mich trieb der Eifer nur her. Haben Sie Ihren Koffer in Ordnung gefunden?" „Ich habe ihn noch nicht revidin, kommen Sie also." Der Koffer war offen, die Bankscheine und der Ring fehlten, die Sachen lagen wild durcheinander geworfen. ! . „Nun? Doch bestohlen!" rief Torrendo überrascht. „Sie hatten wirklich eine Ahnung davon?" „Mir sagte cs mein kleiner Finger, Sennor!" lächelte Meinhardt, mit ihm in's Wohnzimmer zurückkehrend. Torrendo warf sich in's Sopha, während der Detektio sich laut schluchzend an die Brust. Frau Neuburg war nichts weniger als sentimental. Bei diesem unerwarteten Gefühlsausbruch ihres Kindes erschrak sic aber doch gewaltig, es wurde ihr eigenthümlich warm um'S! .. , . , , Herz vno ihr Gewissen, eine beklommen- Scham begann sich/men so hohen Werth für ihn besaßen. „Sie sind Alle da," i bei ihr zu regen. ! sagte Torrendo, sich wieder mit einem Seufzer auf's Sopha!