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02-Abendausgabe Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 23.04.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18950423020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1895042302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1895042302
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
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Monat
1895-04
- Tag 1895-04-23
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Monat
1895-04
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Jahr
1895
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das Geld nur so mit vollen Händen zum Fenster hinaus. In Feinde, die jetzt unsere staatliche Ordnung bedrohen und den und Wohl des wahren Erben, des echten Grafen von Runeck, mit unter feierlicher Ansprache das Alb rechts kreuz überreicht wurde., Mit einem kräftigen Zuge leerte er hierauf sein Glas. Klasse: 400— 500— 600— 700— 800— 500 Mk. 600 - 700 - 800 - 950 - 1 L über 1 2 3 4 5 - 6 7 8 9 - 10 11 12 13 14 15 16 - 17 18 19 20 Gewiß^mm^ dem Wunsche, daß er die fremde Nationalität abstreifen dem eigniß theil und schließt sich unserm Wunsche: daß es unserm deutschen Vaterlande fortan treu bleiben und hier s-m Lebens- verehrten Mitbürger vergönnt sein möge, sich dieser hohen Aus- ^ück far immer finden und bewahren möge. bis zur Zeit der Rosenblüthe versammelt bleiben. Zunächst wendet sich jedoch das allgemeine Interesse dem noch immer 950—1100 - . 1100—1250 - . 1250—1400 - . 1400—1600 - . 1600—1900 - . 1900—2200 - . 2206—2500 - . 2500—2800 - . 2800—3100 - . 3100-3400 - . 3400—3700 - . 3700—4000 - . 4000—4300 - . 4300-4800 - . 4800—5300 - . 5300—5800 - . und so weite 14 Tagen verbrauchte er über 1000 Mk., und er würde noch mehr oerthan haben, wenn er den Rest sofort hätte flüssig machen können. Er wurde schließlich von der Polizei angehalten, da sein Thun und Treiben darauf hindeutete, daß er das Geld irgendwo veruntreut haben könnte. Nach Feststellung des That- destandes mußte man ihn allerdings wieder entlassen. Es ist zu hoffen, daß er sich diese Bekanntschaft mit der Behörde als Warnung dienen läßt und mit dem übriggebliebenen Theil der Erbschaft sparsamer wirthschaflet. — Dippoldiswalde. Mit dem Baue der elektrischen Beleuchtungsanlage ist seit mehreren Tagen in verschiedenen Ge schäftslokalen unserer Stadt bereits begonnen worden, ja einige derselben sind bereits fertiggestellt und harren nur noch des Anschlusses an die städtische Centrale. — Leipzig, 21. April. Heute beginnt die Ostermessr und dauert bis zum 12. Mai. Die Grossomesse für die so genannten Fabrikationsbranchen, d. h. für eine lange Reihe von Branchen, welche im Interesse ihrer Fabrikationsthätigkeit die eingehenden Bestellungen früher benöthigten, als dies auf der jetzigen Ostermesse hätte geschehen können, hat bekanntlich schon in der Zeit vom 4. bis 16. März in der sogenannten Oster vormesse, stattgefunden. Jährliches Einkommen: Steuersatz: (einschl. 107,, Zuschlag): Mk. 1,10 - 2,20 - 3,30 - 4,40 - 6,60 - 8,80 - 11,— - 14,30 - 16 60 - 23,10 - 31,90 - 40,70 - 49,50 -- 59,4^ - 69,30 - 79,20 - 90,20 - 105,50 - 123,20 - 140,80 - 158,40 guten christlichen Geist uns rauben wollen, siegreich zu über winden. Noch ist König Albert unser, noch dürfen wir uns seiner weisen Führung freuen, daß dies noch recht, recht lange sein möge und daß uns Gott diesen besten der Monarchen noch recht, recht lange erhalten möge, das ist unser heißester Wunsch, und in diesem Sinne rufen wir heute, wie immer: Gott segne unseren theueren König Albert und das ganze königliche Haus, Gott segne Sachsenland! Und in diesem Bewußtsein mögen auch unsere Patrioten theilnehmen an den festlichen Veranstal tungen, die unsere Stadt zu Ehren des hohen Geburtstages bietet. Durch eine Reveille seitens unserer Stadtkapelle werden wir schon in aller Frühe auf die Bedeutung des Tages auf merksam gemacht werden. Unsere Schule feiert denselben durch einen Vormittags 10 Uhr in der Turnhalle stattfindenden Schulaktus. Demselben wird sich ein Marktkonzert anschließen. Am Abend des Tages aber giebt der königlich sächsische Militäroerein für Wilsdruff und Umgegend allen Bewohnern aus Stadt und Land durch einen öffentlichen Festkommers im Hotel zum Adler Gelegenheit, theilzunehmen an der Fei'r des hohen Geburtstages, wobei Herr Amtsgerichtsrath Dr. Gangloff den Trinkspruch auf das hohe Geburtstagskind aus bringen wird. Unsere Stadt wird bei dieser Feier insofern ver treten sein, als sie einen Theil der entstehenden Kosten aus der Stadtkasse deckt. Es wäre schon aus patriotischem Gefühl sehr zu wünschen, daß diese Veranstaltungen recht zahlreich be sucht würden. — Einem hochgeschätzten Bürger unserer Stadt, Herrn vr. msä. Fiedler, wurde am heutigen Tage eine abermalige hohe Auszeichnung durch die Gnade Sr. Maj. unsers allver ehrten Königs zu theil, indem ihm durch Herrn Amtshaupt mann von Schroeter aus Meißen im Hotel zum Adler hier — Vom Saatenstand. Die erste April-Hälfte hat die ersehnte Frühlingswitterung nur in bescheidener Weise ge bracht, denn noch immer ist die Temperatur niedrig geblieben, und nur während der wenigen Tage, an denen Sonnenschein er glänzte, etwas über das Normale gestiegen. Die Vegetation hat in diesen zwei Wochen geringe Fortschritte gemacht und ist um zwei bis drei Wochen gegen andere Jahrgänge zurück; aber so viele Berichte über den Saatenstand bis jetzt vorliegen, be stätigen sie im Großen und Ganzen das bisherige günstige Urtheil. In Oesterreich-Ungarn zeigt man sich von dem Stande der Wintersaaten befriedigt. Der Sommeranbau ist überall noch im Rückstände. Aus dem deutschen Reiche wird nur über den Stand der Roggenpflanze geklagt, besonders aus Mecklen burg, Vorpommern, Schlesien, Hannover und Westphalen. Die Berichte aus Frankreich haben die früheren Bemängelungen zurückgezogen und sprechen sich lobend über die Saaten aus. Die Donauländer Preisen namentlich den Stand der Weizen felder. Rußland beklagt in seinen südlichen Gouvernements größere Schäden an den Roggensaaten; aber auch Weizen hat durch frühzeitiges Thauwetter und viele Nässe sehr gelitten. Die letzten Schätzungen aus Amerika sind in soweit günstiger, als man noch geringere Ziffern bezüglich des Weizenstandrs er wartet hatte; immerhin bleiben die Schätzungen gegen den Vor monat und gegen jene des Frühjahrs 1894 erheblich zurück. — Wie leichtsinnig junge Leute nach erlangter Selbst ständigkeit zuweilen mit ihrem Vermögen umgehen, zeigt wieder unklaren Schicksale des »Umsturz-Gesetzes" zu. Es verlautet jetzt, die Regierung dringe auf baldige Entscheidung des Reichs tages in dieser Frage, die „Umsturz-Vorlage" soll daher mög lichst noch in der ersten Woche nach dem Wiederzusammentritt des Hauses zur Spezialdebatte im Plenum gestellt werden, was in der That auch höchst wünschenswerth ist, es wird wahrhaftig Zeit, daß die lange Plage mit der „Umsturz-Vorlage" ein Ende nimmt! Berlin, 18. April. In einer heute vom Verein der Brauereien Berlins abgehaltenen Sitzung wurde beschlossen, et waige Gesuche der 'n den Brauereien beschäftigten Arbeiter um Freigabe des 1. Mai abzulehnen. Aus Fri edrichsruh erfährt der „Lokal-Anzeiger": Nach amtlicher Zählung gelangten hierher vom 25. März bis 2. April 11475 Telegramme mit 453260 Worten und 450000 Briefe und Postkarten. Um ihrer Verehrung für den Fürsten Bismarck Ausdruck zu geben, haben Frauen und Jungfrauen Schlesiens, 115000 an der Zahl, im Ganzen 87 500 Mk. gesammelt. Von dieser Summe werden für den Teppich, für den Kunstschrein, für die Druckkosten etc. insgesammt etwa 12500 zu verausgaben sein, so daß für die Bismarck-Stiftung" der Frauen und Jungfrauen Schlesiens 75 000 Mark verbleiben. Diese Stiftung soll be stimmt sein „zur Ausbildung von bedürftigen, nicht mehr schul pflichtigen Mädchen Schlesiens und der Lausitz ohne Unterschied der Konfession in einer praktischen weiblichen Berufsart." Halle a. d. S., 19. April. In dem Prozesse gegen 21 Mitglieder des hiesigen kommunistischen Klubs wegen Vergehen gegen § 129 des Strafgesetzbuchs (Geheimbündelei) wurden heute Abend 13 Angeklagte zu fünf Monaten Gefängniß bis herab zu einer Woche Gefängniß verurtheilt. Vier Angeklagte wurden freigesprochen. Die übrigen waren theils krankheitshalber ent lassen, theils waren dieselben nicht erschienen. Der Vorsteher des Klubs, Metzner, wurde zu 5 Monaten Gefängniß ver urtheilt. Der Antrag des Staatsanwalts hatte auf 1 V4 Jahr gelautet. Dargen (Pommern). Ein schweres Unglück, bei dem drei Menschenleben zu Grunde gingen, hat sich am 1. Ostertag auf dem Haff ereignet. Fünf junge Leute waren in einem Boot nach Gumlin gesegelt. Auf dem Rückwege kenterte ziem lich nahe am Lande beim Segelsetzen das Boot, und alle In sassen fielen ins Wasser. Drei von ihnen ertranken. Aus Laibach wird unterm 19. April gemeldet: Dr. Franz Such, den die geologische Reichsanstalt nach Laibach ent- endete, stellte fest, daß ein transversales Beben mit nicht un bedeutender vertikaler Komponente und nordwestlicher Stoßrichtung stattfand. Die auf dem Alluvium angebauten Stadttheile wurden, wie dies die Regel ist, bedeutend stärker erschüttert, als die auf anstehendem Gestein, dasselbe ist in den Ortschaften im Nordosten Krains der Fall. Der gestern eingetretene starke Regen hält an. Die schwachen Erdstöße wiederholen sich. Die Noth ist groß. Die im Freien lagernden leiden unter der Witterung unsäglich. Der Regen dringt durch die von Ziegeln entblößten Dächern ins Innere der Häuser, wodurch die Schäden noch größer werden. Vom Flachlande kommen noch immer Be richte über Unglücksfälle; die Zahl der Getödeten, unter denen namentlich viel Kinder sind, ist auf dem Lande größer, als zu erst gemeldet wurde. Der mehrtägige Besuch des Präsidenten der franzö sischen Republik in der Seestadt Havre dürfte in Bezug auf die weitere Gestaltung der französisch-englischen Beziehungen nicht ganz ohne Bedeutung bleiben. Die englische Regierung hat die Höflichkeit gehabt, ein Kriegsschiff, den Kreuzer „Australia", eigens zur Begrüßung des Präsidenten nach Havre zu schicken, welche Aufmerksamkeit von Herrn Faure offenbar besonders ge würdigt worden ist. Denn schon bei dem Empfang der Offiziere der „Australia" hat der Präsident seiner hohen Genugthuung über die Sendung der „Australia" Ausdruck verliehen und hieran die bestimmte Hoffnung geknüpft, daß dieser Vorgang nicht ohne günstige Folgen für das englisch-französische Verhält- niß bleiben werde. Bei dem am Freitag nachgefolgten Besuche des Präsidenten an Bord der „Australia" bekundete er erneut diese freundschaftlichen Gesinnungen gegenüber England, während anderseits auch d-r englische Kommandant in seiner Begrüßungs ansprache an Faure die freundschaftlichen Gefühle Englands für Frankreich betonte. Man darf wohl erwarten, daß dieser Austausch von Freundschaftsbezeugungen das Seinige dazu bei tragen wird, die zwischen Frankreich und England augenblicklich bestehende Verstimmung infolge verschiedener afrikanischer und asiatischer Streitfragen wieder zu beseitigen. Bei der am Frei tag Abend im Stadttheater zu Havre stattgefundenen Galavor stellung zu Ehren Faure's wurden der englische Konsul und der Kommandant der „Australia" vom Präsidenten in seine Loge gebeten. zeichnung noch lange zu erfreuen, aus vollem Herzen an. Gleich zeitig wurde auch dem Herrn Or. meä. Krospe in Rheins berg diese hohe Auszeichnung zu theil. — Der heutigen Nr. ist ein Flugblatt vom Bunde der Landwirthe im Königreich Sachsen an die Wähler des 6. sächsischen Reichstagswahlkreises beigegeben. — Grumbach. Die für letzten Sonntag Nachmittag auf der Wiese des Hausbesitzers Büttner, Gut Nr. 2, angesetzte Wählerversammlung der Sozialdemokraten konnte infolge der nicht zeitig genug erfolgten Erlaubnißeinholung nicht statt finden. Dagegen war die auf Abend 8 angesetzte Versammlung der deutsch-sozialen Reformpartei im Gasthof zu Grumbach so außerordentlich gut besucht, daß der Saal die Zuhörer kaum fassen konnte. Herr Reichstagsabgeordneter Ludwig Werner entwickelte hierbei in wohlgelungener längerer Rede das Pro gramm der Reformpartei, wofür ihm der Dank der Versamm lung zu theil wurde. Die Versammlung nahm, nachdem sich mehrere anwesende Sozialdemokraten an der Debatte beiheiligt hatten, einen recht würdigen Verlauf. — Folgende Einkommensteuer-Skala einschließlich des in diesem Jahre zu zahlenden lOprozentigen Zuschlags, wie sie nun mehr nach den Beschlüssen des Landtages erstmal in Kraft tritt, dürfte manchem unserer Leser willkommen sein. Stürme der Zeit hindurch zu einem glücklichen Ziele geleiten seine verstorbenen Eltern in einer Reihe von Jahren mühsam werde. Mit diesem Vertrauen aber zu unserem König im zusammengespart hatten, von der Vormundschaftsbehörde ausge- Herzen und wenn wir so einträchtig und fest uns um ihn zahlt. Der leichtsinnige Bursche reiste nun nach Dresden, fand schaaren, sind wir eine Macht stark genug, um auch die stärksten hier lustige Gesellschaft und liederliche Frauenzimmer und warf Torrendo sah ihn lächelnd an und leerte ebenfalls wie zur Bekräftigung dieses Trinkspruchs sein Glas. „Sie halten vielleicht mich selber für den Erben?" fragte er dann, die Gläser wieder füllend. „Allerdings, Sennor!" „Nun wohl, ich soll es auch in der That sein, und da morgen der 31. Mai ist, die Papiere gefunden sind, so sehe ich nicht ein, weshalb ich Ihnen, der mir so große Dienste geleistet hat, nicht volles Vertrauen schenken soll. Also hören Sie. Die beiden guten Menschen in Cuba, die ich Eltern ge nannt habe, sind lodt. Sie gaben mir Alles, was ein Kind verlangen oder wünschen konnte, überreiche Liebe, eine fröhliche Kindheit, Reichthum, und vor allen Dingen eine gute, ver nünftige Erziehung. Als ich zehn Jahre alt geworden, erschien ein Mann in unserem prächtigen Hause, der von der Diener schaft seines elenden Aussehens halber — er war ärmlich ge kleidet und schien krank, aber noch kaum vierzig Jahre alt zu sein — dreimal fortgejagt wurde, west sie ihn für einen Bettler hielten. Das dritte Mal nahm ich mich seiner an und führte ihn zu meinem Vater. Es fiel mir auf, daß die Eltern an diesem Tage gar nichts aßen und sich mit dem Fremden, der im Hause blieb, eine volle Stunde einschlossen. „Dieser Mann, der sich zuerst Hermann, in den letzten Jahren aber Hermann Spehr nannte, wurde mein Lehrer der deutschen Sprache, für welche ich zum Verdruß meiner Eltern große Vorliebe zeigte. Er blieb also in unserem Hause, war jedoch ein sehr anspruchsvoller Gast, und es kommt mir jetzt erst klar ins Bewußtsein zurück, daß er meine Eltern in einer gewissen Art sich unterthan gemacht hatte. Arme Eltern! Sie zitterten, mich zu verlieren, da dieser Mann ihr Geheimniß kannte. Ich war das einzige Wesen, welches er liebte, und es schien ihm eine Gewissenssache zu se n, mir die deutsche Sprache, ebenso fließend wie die ipanische, meine vermeintliche Mutter sprache, beizubringen. Ich glaube, daß meine armen Adopiiv- Eltern, deren Andenken ich immerdar segnen werde, unter diesem Druck ewiger Angst langsam dahin starben, daß dieser unselige Mensch sie also sozusagen getödtet hat. Nun ist auch er todt, ich will ihn nicht richten. Er gab mir, als es mit ihm zu Ende ging, ein versiegeltes Packet, das ich erst nach seinem Begräbniß öffnen sollte. In seiner Sterbestunde faselte er fort während von seiner Todsünde, welche ihm drüben nicht vergeben werden könne, von meinen Eltern, welche ihm emen Judaslohn gezählt hätten, der ihm von Spitzbuben wieder abgenommen worden, daß ich gar nicht ihr Kind sei, sondern eine Grafen- krone besitzen müsse und dergleichen mehr. Ich hielt ihn für geistesgestört und gab ihm die Hand darauf, nach seinem Tode nach Europa zu reisen und diesen Brief an Frau Steinert, die er jedoch nicht als seine Gattin bezeichnete, zu überbringen, auch Alles zu befolgen, was in dem versiegelten Packet, als meine Pflicht von mir gefordert wurde. Dann starb er. Als ich nach seinem Begräbniß das Packet öffnete, die darin enthaltenen Papiere durchlas, gerieth ich außer mir vor Zorn. Es enthielt außer dem Pastellbild einer jungen Dame noch einen Taufschein, welcher auf Lothar Ferdinand, Sohn des Grafen von Runeck, lautete, ein Diamantkreuz von antiker Form, dasselbe, welches Sie dem Diebe nicht ausliefern wollten, die Bescheinigung einer Kammerfrau, daß der Knabe, welcher dem Sennor von den An tillen unter dem Namen Lothario verkauft worden, der legitime erstgeborene Sohn des Grafen von Runeck auf Schloß Runeck in dem deutschen Herzogthum Z. sei, daß sie auf Anstiften der nachherigen zweiten Gemahlin des Grafen, Baronesse v. Horst, deren Plänen das Kind im Wege gewesen, das Verbrechen be gangen habe und daß eine Machspuppe anstatt des angeblich gestorbenen Knaben in der Runeck'schen Ahnengruft beigesetzt worden sei." Torrendo schwieg und leerte erst sein Glas. Dann be gann er aufs Neue: „Sie begreifen, wie diese tollen Behauptungen mich erregen und verwirren mußten. Es lag doch ein Schreiben des elenden Spehr, oder wie er hieß, dabei, Sie sollen es selber lesen." Er nahm ein Licht und holte aus dem Schlafzimmer seinen Reisemantel, der eine verborgene Tasche enthielt. Darin lag ein kleines Packet, worin erbe, seiner Abreise das Schreiben, sowie auch das Kreuz und das Pastellbild gelegt und mitge nommen hatte. daß von diesem massenhaften Arbeitsmaterial so Manches un- rechten „Kurs" kennt und dem wir daher vertrauen können,! Schumachergeselle aus einem Nachbarstädtchen wurde gegen An, erledigt bleiben wird, andernfalls müßte der Reichstag ungefähr daß er das Schifflein mit Gottes Hilfe durch alle Nebel und fang dieses Monats mündig und erhielt ca. 2500 Mk., di Wetten irnd Wagen. Original-Roman von E. von Linden. Uebersetzungsrecht Vorbehalten. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ja," versetzte Meinhardt, Messer und Gabel niederlegend sein volles Glas erhebend, „ich leere dieses Glas auf das Vaterländisches. Wilsdruff, 22. April. Der morgende Tag bringt uns in unserem Sachsenland Königs Geburtstag. Der Früh ling wendet sich dem Sommer zu, die Natur zieht ihr Festkleid an und schmückt sich mit Blüthen, und auch unsere Straßen und Häuser der Stadt werden Festschmuck anlegen zum Zeichen, daß wir uns der Bedeutung des Tages bewußt sind und das hohe Geburtstagskind grüßen. Die Zeiten sind ernst, eine wilde Unruhe, eine sich überstürzende Hast, alles um- und'neu- zugestalten, macht sich fast überall bemerkbar. Und dieser Zu stand der Dinge ist umso bedenklicher, weil vielfach die Bande gelockert sind, die sonst die Fürsten und Völker, die einzelnen Stände unter einander und im engeren Verbände der Familie Eltern und Kinder verbanden. Ein Geist der Unbotmäßigkeit und Zuchtlosigkeit geht durch die Lande und ergreift mehr und mehr auch solche Kreise, auf die sonst noch sicherer Verlaß war. Was Walther von der Vogelweide von seiner Zeit einst bitter klagte: „Untreu' geht auf der Straßen", das gilt auch von uns. Die alte Treue wankt, es schwindet die Pietät in dem Verhältniß zwischen Eltern und Kindern, Meister und Lehrling, Obrigkeit und Unterthan. Jegliche Autorität in menschlichen und göttlichen Dingen wird säst geflissentlich untergraben. In solcher Zeit, da Alles in Fluß und der Bestand der Dinge selbst in Frage gestellt ist, ist es ungemein tröstlich zu wissen, daß uns in unserem König ein Steuermann lebt, der dos Ruder des Staates in fester Hand hält, dessen Blick durch des) „ , , „ „ Tages wechselnde Strömungen nicht getrübt wird, der den ein Vorgang, der sich dieser Tage in Dresden zutrug. Em
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