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WM« st WM Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), ( Mk. 30 j)f., durch die Post bezogen ( Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. Thmmdt. Men. Meckha nnd die AMgeM. Umtsblutl Inserate werden Montags, Mittwochs MD freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Ugl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. -- Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 28. Dienstag, -en 5. März 18SS. Auf Folium 44 des Handelsregisters für den Bezirk^desIuntcrzeichneten Amtsgerichts ist heute die Firma: „Munziger Pappenfabrik E. Seidel" und als deren Inhaber Herr kstckvl, Fabrikbesitzer in Munzig eingetragen worden. König!. Amtsgericht Wilsdruff, den 2 März 1895. Idr Ganglsff. zu ocnrent MUIve Abstimmung del ver oruicu ernt Jedenfalls wird der zu erwartende französische Flottenbe- tat ergeben, obgleich Graf Mirbach in seiner Rede andeutete, ch IN Kiel ein neues Glied in der Kette der wieder eilige-! die Konservativen würden sich ihre schließliche Stellungnahme in Frankreich seit einiger Zeit sichtlich stetig an Boden verliert und an seine Stelle eine versöhnlichere Stimmung gegenüber dem deutschen Nachbar aufkommt. Gewiß mag zu einer solchen veränderten Haltung die sich jenseits der Vogesen allmählich doch Bahn brechend: Ueberzeugung mit beigetragen haben, wie wenig einstweilen in Anbetracht der gegebenen internationalen Ver hältnisse auf eine Verwirklichung der gehegten Revancheträume zu rechnen sei, sicher ist eS jedoch, daß vor allen Dingen, die von deutscher Seite Frankreich gegenüber konsequent bewiesene loyale und entgegenkommende Gesinnung zur Abschwächung der chauvinistischen Strömung in Frankreich beigetragen hat. Diese Gesinnung ist theils in rein politischen Fragen, theils aber auch auf anderen Gebieten zur Bethätigung gelangt. In ersterer Beziehung braucht nur daran erinnert zu werden, daß seit dem Frankfurter Frieden die deutsche auswärtige Politik bi- zum beutigen Tage in stets würdiger Art Frankreich ein gewisses Wohlwollen bewiesen hat, während nach anderen Richtungen hin speziell die bekannten, mancherlei hochherzigen Kundgebungen Kaiser Wilhelms II. da« Eis nationalen Vorurtheils und ge hässigen Empfindens in Frankreich gegen Deutschland gebrochen haben. Endlich darf nicht vergessen werden, daß auch die deutsche Kunst, in erster Linie die deutsche Tonkunst, sich ein unläug- boreS Verdienst bei der Wendung der deutsch-französischen Be ziehungen zuschreiben kann, die gewaltigen Tonschöpfungen eines Richard Wagner z. B. sind ja heute förmlich heimathberechtigt am Seinestrande, was noch vor einigen Jahren sedier undenk bar gewesen wäre. Anderseits kommt jetzt die französische Kunst auch nach Deutschland zu Gaste, die künstlerische Elitevereinig ung von Champ du Mars wird sich an der diesjährigen Berliner Kunstausstellung betheiligen — auch hieran war vor gar nicht >° langer Zeit noch nicht zu denken! tretenen besseren Beziehungen zwischen Frankreich und Deutsch land bilden helfen. Wenn sich Deutschland 1900 an der Jahr hunderts Weltausstellung in Paris betheiligt, so würde dies eine Erwiderung des Besuches der Franzosen in Kiel sein, die vielleicht noch besser als alles Andere die Wendung in dem deutsch-französischen Verhältnisse besiegelte. schaffung des unumgänglich Nothwendigen handele. Dabattelos fanden hierauf zunächst die Titel 1—4 des Extraordinariums Genehmigung, dann gelangten die Titel 5—8, welche die ersten Roten für die vier neuen Kreuzer enthalten, zur Berathung; bekanntlich waren die betreffenden Positionen bereits in der Bud- getkommission gutgeheißen worden. Regierungsseitig traten der Staatssekretär der Marine, Hollmann und der Staatssekretär des Auswärtigen, o. Marschall, zu Gunsten der Bewilligung der vier Kreuzer ein, nachdem beide Regierungsvertreter schon in der Kommission die Nothwendigkeit dieser Flottenvermehrung ein gehend begründet hatten. Der Staatssekretär der Marine ver- theidigte die Regierungsforderungen hauptsächlich vom militärischen Standpunkte aus, während Herr v. Marschall mehr unter all gemeinen Gesichtspunkten, im Uebrigen jedoch unter Betonung des Schutzes der Deutschen und der handelspolitischen Interessen Deutschlands im Auslande, die Regierungsvorlage geschickt und warm vertheidigte. Die Stellung der einzelnen Parteien zu der Kreuzerfrage wurde durch die vorgeschickten Redner gemäß der schon in der Abstimmung der Kommission bekundeten Stellung nahme nochmals dargelegt, und sprachen zu Gunsten der neuen Kreuzer die Abgeordneten Graf Mirbach (kons.), Müller-Fulda (Centr.) v. Kardorff (ReichSP.), Rickert (fress. Vereinig.), Dr. Hammacher (nat.-lib.) und Graf Bernstoff (Welfe), im entgegen gesetzten Sinne äußerten sich die Abgeordneten Richter (fr. VolkSp.' und Zimmermann (Antis.), die übrigen Parteien kamen nicht zum Wort. Es folgten nun die Abstimmungen; zuerst wurde über den Kreuzer „Ersatz Leipzig" abgestimmt, und zwar nament lich. Die Abstimmung ergab die Annahme der betreffenden Positionen mit 145 gegen 77 Stimmen, 10 Abgeordneten, der konservativen Partei angehörig enthielten sich der Stimmabgabe. Die Mehrheit setzte sich aus den Konservativen, der Reichspartei, dem Centrum, den Nationalliberalen, den Welfen und den Ab geordneten Rickert und Schröder von der freisinnigen Vereinig ung zusammen. Die andere drei Kreuzer wurden ohne beson dere Abstimmung bewilligt. Voraussichtlich wird auch die de finitive Abstimmung bei der dritten Lesung kein anderes Resul- o in seiner Rede andeutete, Tagesgeschichte. Es ist viel bemerkt worden, daß sich Kaiser Wilhelm nach seinem Wiedereintreffen von den Wiener Beisetzungsfeier- lichkeiten in Wien sofort in« Reichskanzler-Palais begab und da selbst längere Zeit mit dem Fürsten Hohenlohe conferirte. Die „Leipz. Ncuest. Nachr." wollen nun erfahren haben, daß der auffällige Vorgang mit „ungeschminkten" Mittheilungen zusam men hänge, die dem Monarchen bei seinem jüngsten Aufenthalte in Wien über die weitgehende Aufregung gemacht worden seien, welche selbst in gut unterrichteten Kreisen des deutschen Volkes wegen der bekannten Abänderungsvorschläge des Centrums in der „Umsturz-Kommission" des Reichstages herrschen soll. Die ,L. N. N." versichern an diese ihre Meldung, daß eine be deutsame Kundgebung der deutschen Regierung in der Angelegen heit bevorstehe. — Selbstverständlich muß die Verantwortung für diese sensationelle Nachricht dem genannten Leipziger Blatte überlassen bleiben, möglicher Weise handelt es sich hierbei um eine auf ganz falsche Voraussetzungen beruhende bloße Combination. Im Reichstage ist am Freitag eine wichtige Ent scheidung gefallen, diejenige über die Forderungen des Marine- elats betreffs die vier neuen Kreuzer. Die genannte Sitz ung wurde mit einer Ansprache des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe eingeleitet. In derselben betonte der Kanzler die Nothwendigkeit für Deutschland, namentlich zum Schutze seines überseeischen Handels eine genügend starke Flotte zu haben und empfahl er deshalb die Genehmigung der Neuforderungen de« Marineetats, heroorhebend, daß es sich bei denselben keineswegs um weltausschauende maritime Pläne, sondern nur um Be- Veuschland und Frankreich. Die im Frühsommer bevorstehenden Feierlichkeiten zur Er öffnung des Nord-Ostsee-Canales scheinen bestimmt zu sein, die schon seit einiger Zeit hervortretende unverkennbare Besserung in den Gesammtbeziehungen zwischen Deutschland und Frank reich erneut zum erfreulichen Ausdruck zu bringen. Zwar liegt noch keine Bestätigung der Pariser Zeitungsmeldung vor, wo nach der französische Ministerrath die an die Republik ergangene Einladung des deutschen Kaisers zur Theilnahme andenhcran- nahenden Kieler Festtagen bereits angenommen haben sollte, aber es steht wohl nicht mehr zu beweifeln, daß die leitenden Persönlichkeiten Frankreichs einen solchen Beschluß fassen werden. Wohl haben sich jenseits der Vogesen auch m dieser Angelegen heit wiederum lärmende chauvinistische Stimmen erhoben, sie bemühen sich, die Entsendung eines französischen Geschwaders nach den deutschen Gewässern, als eine Frankreichs unwürdige, unpatriotische Handlung hinzustellen, aber es zeigt sich immer mehr, daß diese neueste Hetzerei gegen Deutschland bei der öffentlichen Meinung Frankreichs durchaus keinen Boden findet. Im Gegentheil, täglich wächst daselbst die Strömung in weiten Kreisen, die auf Annahme der Einladung Kaiser Wilhelms drängt, und es kann gewiß schon jetzt als zweifellos gelten, daß das Cabinet Ribot unter dem Eindrücke einer solchen allge meinen Forderung der liebenswürdigen Aufforderung Kaiser Wilhelms entsprechen wird, ganz abgesehen davon, daß für einen solchen Entschluß auch Erwägungen des einfachen politischen Taktes sprechen. Natürlich erwartet man in Deutschland nirgends, daß das Erscheinen eines französischen Geschwaders an den deutschen Ostseegestaden eine völlig neue Aera in dem Verhältnisse zwischen Deutschland und Frankreich einleiten werde, etwa mit dem still schweigenden Verzichte auf die französischen Revancheträumereien als Grundlage. Das Verlangen nach Wiedergewinnung Elsaß- Lothringens hat im Franzosenvolkc zu tiefe Wurzeln gefaßt, als daß für absehbare Zeit mit seinem völligen Erlöschen zu rechnen wäre, es wird ja noch immer von allen Stellen aus bei der jungen französischen Generation die Hoffnung, daß auf irgend eine Weise die 1870 verloren gegangenen Provinzen für Frank reich wiederzuerlangen seien, gewährt. Um so bemerkenswerther erscheint es jedoch, daß trotz alledem der chauvinistische Gedanke in der Kreuzerfrage zwischen der zweiten und dritten Lesung noch überlegen. Abgelehnt wurde dagegen im weiteren Fortgange der Freitagssitzung Titel 9 (500,000 Mk. für ein Torpedo-Divi sionsboot). In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß der Bundesrath die Entscheidung über die Aufhebung des Jesui tengesetzes von 1874 diesmal durchaus nicht auf die lange Bank schieben werde, vielmehr wird als wahrscheinlich angenom men, daß der betreffende Reichstagsbeschluß bereits im Monat März auf die Tagesordnung einer Sitzung ves Bundesrathes gelangen soll. Wie die Entscheidung dort getroffen wird, steht dahin. Jedenfalls begegnet man in sehr ernst zu nehmenden Kreisen dem Ausdruck der lebhaftesten Besorgniß, daß das reichs gesetzliche Niederlassungsverbot gegen den Jesuitenorden demnächst außer Kraft treten werde. Die Betrachtungen über eine neue Form für die Fort führung desFriedensprogramms derDreibundmächte ziehen noch immer Kreise. In Wien waren jetzt zu den Bei setzungsfeierlichkeiten mit dem deutschen Kaiser auch der Neffe des Königs von Italien, der Herzog v. Aosta, und der Oheim des Zaren, Großfürst Wladimir, anwesend. Wenn die „Kreuz- zeitung" auch hervorhebt, daß bei diesem Anlaß sich weder Zeit noch Gelegenheit geboten haben dürfte, von Politik zu sprechen, so meint sie doch, das Zusammentreffen dieser Fürstlichkeiten sei >eredt genug, und sei wohlgeeignet, die Ausführungen ihre« PeterS- mrger Berichterstatters zu rechtfertigen, wonach zwar das Frie densprogamm des Dreibundes nicht aufhören, aber ein Wieder aufleben des ehemaligen Dreikaiserverhältnisses näher gerückt werde. Aus dem jetzigen Zusammentreffen der genannten Fürst- ichkeiten irgend welche politische Schlüsse ziehen zu wollen, dürfte kaum zutreffend sein. Bemerkentwerther ist aber entschieden die HtMe-t, mit der die russische Presse den Gedanken eines Anschlusses Rußlands an den Dreibund zurückweist. Inwieweit ie dabei nur die eigenen Anschauungen vertritt, ist nicht zu erkennen. Jedenfalls beweist der Eifer, mit dem von russischer Seite jede Annäherung an die Dreibundmächte bekämpft wird, daß für diese keine Veranlassung vorliegt, Bahnen zu verlassen, auf denen das Friedensprogramm anderthalb Jahrzehnte mit dem besten Erfolge verfolgt werden konnte. Nicht der Dreibund hat sich überlebt, sondern jene losere Bündnißform, die jetzt wieder in Vorschlag gebracht wird, ohne daß triftige Gründe für eine veränderte Politik sich erkennen ließen. Aus Metz schreibt man der „Voss. Ztg.": Aus ziemlich guter Quelle vernehmen wir, daß der Kaiser Anfang Mai nach Schloß Urville kommen wird, um am Sonntag, 5. Mai, der Einweihung der neuen protestantischen Kirche beizuwohnen. Der Kaiser nimmt seinen Weg wahrscheinlich über Karlsruhe-Straß burg, um vorher in Hohwald, in den Vogesen, auf die Auer hahnjagd zu gehen. Fürst Lobano ff, der bereits zum Botschafter Ruß lands in Berlin an Stelle des Grafen Schuwaloff ernannte bisherige Vertreter des Czarenreiches am Wiener Hofe, ist an die Spitze der auswärtigen Angelegenheiten Rußlands bemfen worden, die Veröffentlichung des betreffenden kaiserlichen Ukase« soll nächster Tage erfolgen. Es wird versichert, die Ernennung des Fürsten Lobanoff zum russischen Botschafter in Berlin sei bei der soeben stattgehabten Anwesenheit des Kaisers Wilhelm in der österreichischen Hauptstadt wieder rückgängig gemacht wor den, es heißt, der Kaiser habe hierbei vom Großfürsten Wladi mir erfahren, daß Czar Nikolaus den Fürsten Lubanoff vor allen Anderen den Vorzug als Leiter der russischen auswärtigen Politik geben würde, worauf Kaiser Wilhelm sofort seine Be reitwilligkeit ausgesprochen haben soll, einen anderweitigen Diplo maten an Stelle Lobanoffs als Botschafter zu acceptiren. Fürst Lobanoff kann als ein bewährter Freund Deutschlands und Oesterreich-Ungarns bezeichnet werden und es steht darum zu erwarten, daß unter seiner Leitung die bisherige vorsichtige und allen Abenteuern aus dem Wege gehende Politik Rußlands, wie sie der verstorbene Giers trotz aller Schwierigkeiten durch zuführen wußte, fortgesetzt werden wird. Wien, 3. März. Blättermeldungen zufolge fand in dem Orte Jtzkany auf rumänischem Boden in einer Brennerei eine Kesselexploston statt. Die Deck- des Kesselhauses barst