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WenM für Wkuff Imlsblull Donnerstag, den 21. März No. 35 1885 ch in gt >e, n- ell :ld tch :en en hts Wißmann. Er, der Besieger des gefährlichen AraberaujstandeS, der trotzdem dann das mit Waffengewalt beruhigte Land so ausgezeichnet zu verwalten wußte, er, der erfahrene Afrika kenner und Afrikaforschec, der Mann von erprobter Energie und Umsicht und von anerkanntem Einflüsse auf die Einge borenen — er wäre zweifellos die passendste Persönlichkeit für den erneut erledigten Gouverneursposten von Deutsch-Ostafrika. Major Wißmann ist noch heute gesürchtet bei den ansässigen Stämmen im Hinterlande von Bagamoyo und Kilwa, wie iw Gebiete der großen Seen, anderseits nennt mau seinen Namen bis weit in das Innere des dunkeln Continenls hinein mit Ehrfurcht und staunender Bewunderung, wie kein Zweiter kennt er aber auch die Hilfsquellen Deulsch-Ostafrikas und deren Verwerthung. Kurz, der Name Wißmann ist ein förmliches Programm für eine endliche gedeiichche Entwickelung des Deutsch- ostafrikamschcn Landes, hoffentlich wird diese Erwägung maß gebend bu der Lösung der Frage der Nachfolgerschaft des Herrn von Scheele sein. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. )nsertionspreis jO Pf. pro dreige- spaltene Lorpuszeile. Die Zukunft Deulsch-Ostafrikas. Wieder einmal handelt es sich, seitdem der Rücktritt des bisherigen Gouverneurs Obersten v. Scheele zur vollendeten Thatsache geworden ist, um die Frage der Neubesetzung des ersten Beamtenpostens Deutsch-Ostafrikas und hiermit in ge wissem Sinne um die Zukunft dieser wichtigsten Colonie des Deutschen Reiches. Bislang haben sich in Deutsch-Ostafrika die verschiedensten Systeme colonialer Verwaltungspolitik abge löst, Niemand aber wird behaupten wollen, daß ein solches fortgesetztes Erperimentiren der Entwickelung unseres ost afrikanischen Colonialgcbietes zum Vortheile gereicht hätte. Ge wiß sind die Keime hierzu vielfach gelegt worden, leider hat es nur zu häufig an ihrer sorgfältigen und verständnißvollen Pflege gefehlt. Das sarkastische Wort vom „Assessorenthum" in unserer Colonialpolitik ist durchaus nicht so unberechtigt, seine Wahr heit muß auch für die bisherige Behandlung Ostafrikas gelten. Höhere wie niedrige Beamte haben gemeint, dort in derselben zopfigen, pedantischen, bureaukratischen Weise schalten und walten zu können, wie sie eS in der deutschen Heimath zu thun ge wohnt waren, und Verordnungen wurden erlassen, die vielleicht für die Lüneburger Haide gepaßt hätten, aber nimmermehr für Land und Leute in Ostafrika. Ueberhaupt hat es ein eigen- thümliches Verhängniß gewollt, daß gerade nach Ostafrika Per sönlichkeiten geschickt wurden, die zweifellos den besten Willen von der Welt, aber entweder gar keine oder nur sehr ober flächliche Kenntniß von den gesammten neuen Verhältnissen besaßen, in die sie hineingeriethen. Die Folge war, daß es mit der Entwickelung dieser doch so reichgesegneten und viel versprechenden Colonie durchaus nicht indem erwünschten Maße vorwärts gehen wollte und daß namentlich unter den einge borenen Stämmen immer wieder ein bedenklicher aufrührerischer Geist gegen die deutsche Herrschaft sich zeigte, der speziell die Nothwendigkeit neuer Strafexpeditionen gegen die kriegerischen Wahehe vor Augen geführt Hot. Diese Erperimentalpolitik mit Ostafrika muß endlich auf- hören, soll anders das Mutterland nicht noch fernere Ent täuschungen an seinem ostafrikanischen Besitz erleben, es muß in Ostafrika eine gesundere und zielbewußtere Politik emge- schlagen werden. Wann gäbe es aber zu einer solchen Wendung einen besseren Moment, als den jetzigen, da es sich um die Ernennung eines neuen Generalgouverneurs für das deutsche Ostafrika handelt? Mag auch der oberste Beamte dieser Colonie künftig dem Berliner Colonialamte etwas mehr direkt verantwortlich sein, als dies die Vorgänger waren, seine Thätig- Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, f Mk. 20 Pf., durch die Post bezogen j Mk. 55 Pf. Einzelne Numnrern sO Pf. ire X. 3- en >e- est Bericht dargebotene Hand zum Abschluß von internationalen Verträgen auf diesem Gebiete zu ergreifen haben. Er hofft, daß auf diese Weise auch eine internationale Börsenreform sich anbahnen ließe, freilich dürfe das einzelne Land nicht auf eine solche warten, sondern müsse für sich selbst thun, was es in seinem eigenen Interesse für nöthig hält. Auch die Reform des Akticngescllschaftsrechts zieht er in Betracht und seine Vor schläge gehen hier auf die Konzesstonspflicht für gewisse Kate- .wrien von Aktiengesellschaften, um die wilde Gründerei von Aktiengesellschaften zu verhüten, durch welche das Volk so schwer geschädigt worden ist; ferner verlangt er größere Oeffentlichkeit für die Geschäftsführung der Aktiengesellschaft und Vertretung der Minorität durch Proportionalwahlen bei den beschließenden Versammlungen der Aktiengesellschaften, um dem Unfug vor zubeugen, daß ein paar Aktionäre die ganze Gesellschaft tyrannisiren und so alle Aktionäre in Schaden stürzen. Auch die deutsche Börsenreform wird auf die Reform des Aktien rechts einen besonderen Nachdruck legen müssen, wenn sie praktischen Werth haben soll; denn gerade auf dem Gebiete des Aktienwesens liegen bie schwersten Sünden der Börse. Die „Kons. Korr." schreibt: Niemand wird den Beschluß, der mit großer Mehrheit in der „Wirthschaftlichen Vereinigung" gegen eine Konventirung der Reichs- und Staatsanleihen gefaßt worden ist, mit größerer Betrübniß vernommen haben, als Ue Börsen- und Emisstonsmacher. Seit geraumer Zeit schon wird von jener Seite alles in Bewegung gesetzt, um das gewaltige Anlage- kapilal, das jene Papiere darstellen, zu „mobilistren" und dem so lebhaften Aufsaugungsbedürfniß der Börse zuzuführen. Wohl sind die Beweggründe, die die Antragsteller zu ihrem Vorgehen veranlaßt haben, verständlich und durchaus zu billigen; denn in erster Linie beruhten sie auf dem Wunsche, die Reichs- bezw. Staatsfinanzen zu verbessern, dann aber auch darauf, im In teresse der nothleidenden Gewerbe eine Herabsetzung des Zins fußes herbeizuführen. Allein bei näherer Beleuchtung mußte cs sich herausstellen, ^daß die Folgen der Konventirung dank der noch immer unbeschränkten Herrschaft der Börse ganz andere sein würden, als die Antragsteller sich gedacht hatten. Die in Rede stehenden Staatspapiere sind meist in festen Händen. Mindel- gelder, Kirchenvermögen, Ersparnisse sind in Konsols angelegt. Ein Zinsausfall würde also gerade deren Inhaber auf das empfindlichste treffen, ja er würde von vielen kleinen Rentnern, von Wittwen u. s. w. gar nicht zu ertragen sein. Der Kon- ventirung der Reichs- und Staatsanleihen aber würde auch die Konventirung städtischer Anleihen folgen, und der Einkommens verlust der dem Mittelstände zuzurechnenden Betroffenen wäre ein so enormer, daß er sich auch in den Steuerbudgets sehr er heblich fühlbar machen müßte. Das Reich, der Staat würde also auf der einen Seite „sparen", um auf der anderen Ver luste zu erleiden. Gewinn allein hätten an einer solchen Ma nipulation die Börsen und Banken. Eine neue goldene Emis- stons- und Gründeraera würde anbrechen, und viele von denen, die eine Kürzung ihres Zinsbezuges nicht ertragen können, würden durch wunderschöne Prospekte und durch bezahlte Lob preisungen verlockt werden, ihr Vermögen gewissenlosen Börsen spekulanten zu überliefern. Der Beschluß der „Wirthschaftlichen Vereinigung" ist also mit Genugthuung zu begrüßen; dem gerecht fertigten Verlangen der Landwirthe aber nach mäßigeren Zinsen wird auf anderen Wegen näher getreten werden müssen. Der Antrag des Abgeordneten v. Heyl wegen Kündigung ves Handelsvertrages mit Argentinien ist bekanntlich in eine Kommission verwiesen worden. Der Zweck dieser verschie benden Behandlung der Frage ist nur aus dem Gesichtspunkte erklärlich, daß man sich dem Aussprechen einer bestimmten Mei nung vorläufig entzieht. Im Plenum des Reichstages hofft man bestimmt auf eine Ablehnung des Antrages Heyl und auch die Regierung ist fest entschlossen, unter keinen Umständen einen Export von 80 Millionen Mark angeblichen Vortheilen für die Landwirthschaft, die zudem selbst von agrarischer Seite nicht allzu hoch angeschlagen werden, zu opfern. Herrn von Mar schalls Rede, die in geschickter Weise die Handelspolitik ver« theidigte und auf die nur negative Arbeit der Antragsteller hin wies, machte im ganzen Hause einen vortrefflichen Eindruck und wurde auf der Linken vielfach lebhaft applaudirt. Als Kuriosum muß noch erwähnt werden, daß von feiten der Verwaltung der Heylschen Fabrik selbst eine Petition gegen den Antrag Heyl eingelaufen ist. Das Schicksal der Oberfeuerwcrkerschüler, die in der bekannten Angelegenheit vom Kriegsgericht zu mehr oder minder langen Gefängnißstrafen verurtheilt worden sind, soll sich sehr ungünstig gestalten. Vier von ihnen, die einem Berliner Garderegiment angehörten, seien nach Verbüßung der etwa 6- wöchigen Strafe zu dem Truppentheil zurückgekehrt, in ver vorigen Woche zum Kommandeur befohlen worden. Dort fei 125000 Millionen Franken repräsentiren. In Preußen ist etwa ein Vierte! deS gesammten Volksvermögens — d. h. un gefähr 20 bis 25 Milliarden Frcs. — in Werthpapieren an- s gelegt, für welche die Börse der 'Stärkt ist. Für die Schweiz Lagesgeschichte. Berlin, 19. März. Wie der „Lokalanz." m-idet, wird sich derK a is er am 26. März nach FnedrichSruh zum Fürst en Bismarck begeben. Wie aus einer Mittheilung eines Berliner Korrespondenz bureaus bervorgeht, ist die B ö r s e n r e f o r m v o r l a g e für diese Session als gescheitert zu betrachten. Wir bedauern dies in hohem Grade, denn die Börsenrefsrm ist wirklich ein dringendes Bedürfniß. Sogar in der Schweiz hat man sich davon über zeugt, daß man um die Reform der Börse herumkommt, wenn die wirthschaftlichen und sozialen Verhältnisse sich dauernd bessern sollen. Auch dort hat die Börse ihre Saugwuczeln all zu tief in das Volksleben Hineingetrieben und entzieht dem ¬ selben das wirthschaftliche Blut — das Geld —, um es in dem Spiel der Börse mit Aktien und Spielpapieren zu ver- werthen. Daß man die Börse als den wirthschaftlichen Ccn- tralmarkt nicht entbehren kann, namentlich für den Verkehr der Werthpapierc und der internationalen Wechselbeziehungen, erkennt man auch in der Schweiz an, allein auch vort steht man ein, daß es nöthig ist, dafür zu sorgen, daß der Markt Markt bleibt und nicht zur Spielhölle wird, daß die Börse als Geschäftsvermittelungs-Institut ein Fruchtbaum sei für das wirthschaftliche Leben und kein Giftbaum. Die deutsche Reichs regierung hat bekanntlich eine Kommission von Sachverständigen einberufen und es haben die Mitglieder derselben ihre Urtheile abgegeben, daß Reformen nöthig sind, weil Mißstände vor liegen, die dringend der Abhilfe bedürfen. Darin waren fast alle Mitglieder einig und auch für die Richtung, in welcher die Reformen vorzunehmen sind, ist eine überwiegende Ueber- einstimmung bei der Mehrheit der Kommission zu Tage ge treten. Vor allem gehen die Vorschläge dahin, solche Elemente von der Börse fernzuhalten, die für diesen großen Markt keinen Beruf haben, und nur solche Leute zuzulassen, die wirklich ernst hafte Geschäftsleute, aber keine bloßen Spieler sind. Ferner hält man es für nöthig, Maßregeln zu treffen, welche das Publikum möglichst vor Schaden schützen, und zwar durch strenge Strafbestimmungen gegen arglistige Beeinflussung der Course, ! durch Scheingeschäfte, und durch strenge Maßregeln gegen die ^Einführung schlechter Werthpapicre, Einführung der Haftpflicht ^für die Emsisionshäuser, Beschränkung des Spekulationshandels 'in Werthpapieren rc. In dieser Richtung wird auch die zu erwartende Vorlage ihre Reformvorschläge zu machen haben. ! Auch der schweizerische BundeSrath ist jetzt der Sache näher ge treten und bat den bekannten Professor der Nationalökonomie Dr. Jul. Wolf in Zürich zu einem Gutachten aufgefordert. ! Dasselbe liegt nun vor und ist auch im Buchhandel von Albert ! Müllers Verlag zu Zürich erschienen. Es ist eine bedeutende Arbeit, auf die wir an dieser Stelle Hinweisen möchten. Zu erst giebt der Verfasser einen Ueberblick über die Entwickelung der Börse bis zu ihrer Bedeutung im modernen und wirth- jchaftlichen Leben der Welt. Diese Bedeutung tritt besonders in dem Charakter der Börse als Centralmarkt für die Werth- Papiere hervor. Professor Schmöller hat in der Kommission darauf hingewiesen, daß in England mindestens 40 Proz. des gejammten Volksvermögens in Effekten bestehen, die an der Börse notirt und gehandelt werden und einen Werth von etwa seifigen Geschäfts- und Spekulationsinteressen der Börsen spekulanten eingerichtet werden darf, sondern daß hier die großen wirthschaftlichen Interessen des Volkes maßgebend sein müssen. Und wie nöthig ist es, hier Schranken für die Spekulalions- i oder Spielwuth zu ziehen, leuchtet ein, wenn man erfährt, daß 'nach der Schätzung Eschenbachs an den deutschen Börsen 75 Prozent des Effektengeschäfts lediglich Spekulationsgeschäfte auf Zeit, also Termingeschäfte, und nur 25 Prozent ernsthafte Kassengeschäfte sind. Wolf ist geneigt, auch dieser Spekulation in der rechten Beschränkung ihr Recht zu theil werden zu lassen. Er bemerkt dazu unter anderem: „Die Spekulation, der Spielmarkt, haben eine Lücke auszesüllt zu einer Zeit, wo Aktien noch nicht leicht im Publikum als Anlagewerthe unter- zubringen waren, und wo überhaupt die Nachfrage nach mobilen Anlagewerthen keine gleich lebhafte wie heute war." Es wäre idem englischen Staate nicht möglich gewesen, in den 21 Jahren i des französischen Krieges (von 1794—1815) Anleihen im No- minalbetrage von über 600 Millionen Pfund Sterling zu emittiren, wenn die Spekulation nicht dem Privatkapital i wenigstens vorläufig den größeren Theil dieser Last abgenommen s und die englischen Konsols zum internationalen Spekulations papier erhoben hätte. Das Eisenbahnnetz in England, in Frankreich, in Preußen, wohl auch in der Schweiz, habe seine frühzeitige Erstellung zu nicht geringem Theil der Spekulation zu danken. „Im Laufe der Zeit haben sich aber diese Ver- bältnisse gewandelt und heute bedarf es des Spielmarktes als Marktes nur in Ausnahmefällen." Ueber die von der deutschen Börsenenquetekommission vorgeschlagene Haftung der Emisstons- , Häuser äußert sich Wolf sympathisch und erklärt, die Schweiz werde die ihr, wie dem Auslande überhaupt, durch den deutschen keit, seine ganze eigene Initiative werden schließlich doch immer wieder maßgebend für die Bahnen der ostafrikanischen Ver- waltungepoiitik bleiben, es wird eben auch fernerhin d e deutsche „ Colonialfrage zuletzt stets auf eine Personenfrage hinauslaufen, schätzt Professor Wolf das Volksvermögen auf 16000 bis Fragt man dann jedoch, welcher Mann sich wohl am meisten 17000 Millionen, von denen ebenfalls oer vierte Theil, also zum Nachfolger des Obersten o. Scheele eignet, so kann es 4000 Millionen Franks, in Börsenpapieren angelegt sind, nur die eine Antwort geben: Reichskommissar Major von Es leuchtet ein, schreibt der „Reichsbote", dem wir diese Aus ¬ führungen entnehmen, daß ein Institut, an dem diese kolossalen Vermögensmassen der Nationen verkehren, nicht nach den ein- Thariindt, Mm, Menlehs md die Umgegenden —. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff,, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt- Druck und Verlag von Martin Berger in Firma v A. Berger m MlSdrnff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst.