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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 24.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189502241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950224
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-24
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Monat
1895-02
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Jahr
1895
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Influenza-Erkrankungen kommt überhaupt zur polizeilichen An meldung, und es unterliegt keinem Zweifel, daß eine große Zahl der mit diesem Namen belegten Erkrankungen vom wissenschaft lichen Gesichtspunkte aus dahin gar nicht gerechnet werden kann. Jedenfalls hat aber die Krankheitsziffer gegenwärtig in Berlin, wie fast stets im Februar, ihren höchsten Stand erreicht. Alle Krankenhäuser sind überfüllt. — Die Influenza ist im Schul lehrerseminar in Schwabach in vergangener Woche plötzlich so stark aufgetreten, daß etwa zwei Drittel sämmtlicher Zöglinge z. Z. daran erkrankt sind. In Folge dessen wurde die An stalt auf 12 Tage geschlossen und die gesunden in ihre Heimath entlassen. — Auch in Stuttgart macht sich die Influenza be merkbar, seit acht Tagen aber in besonders heftiger Weise. Auch schwerere Fälle treten auf. — In Königsberg treibt die Influenza in erschreckendem Maße ihr Unwesen. Wohl kein Haus, welches verschont geblieben wäre, kein Geschäft, in welchem die Influenza keine Störung verursacht hätte. Die Epidemie kam vor etwa zwei Wochen und scheint nach ärztlichem Ausspruch gegenwärtig ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Zur Zeit liegen Tausende an dieser lästigen Krankheit darnieder oder schleppen sich mühevoll durch's Leben hin. Die diesmalige Reichstagstagung dürfte sich insofern von anderen unterscheiden, als in ihr voraussichtlich für fast sämmt- liche Steuern auf die großen Konsumartikel Reformvorschläge gemacht werden dürften. Die Umwandlung der jetzigen Tabak gewichts- in eine Tabakfabrikatssteuer ist in einem bereits dem Reichstage vorliegenden Entwürfe vorgeschlagen, sie wird schon am morgigen Tage das Plenum des Reichstages beschäftigen. Die Novelle zum Branntweinsteuergesetz ist vollständig vorbereitet, es wird nur noch auf die kaiserliche Ermächtigung gewartet, um die Novelle dem Bundesrathe zu unterbreiten. Ganz soweit sind die Vorarbeiten zu der Zuckersteuergesetznovelle noch nicht gefördert, jedoch nimmt man auch bezüglich ihrer an, daß sie in der gegenwärtigen Tagung die gesetzgebenden Faktoren be schäftigen werde. Es darf dies auch nicht eher erwartet werden, als die Novelle sich bekanntlich mit den Erstattungssätzen für den Zuckerexport beschäftigen soll und in diesen Sätzen nach dem bisherigen Gesetz schon mit dem 1. August d. I. eine Aenderung eintreten würde. Ein weiterer Gesetzentwurf, der wenigstens die Verbrauchssteuern streift, liegt dem Bundesrath bereits vor. Er bezieht sich auf die Weinsteuer, schlägt aller dings nicht eine Verbrauchssteuer auf Wein vor, will jedoch die Möglichkeit der Einführung von kommunnalen Weinsteuern auch in den Gemeinden derjenigen Länder schaffen, welche nicht als eigentliche Weinländer anzusehen sind. Dadurch würde sür die Kommunen mehr als bisher die Anregung zur Einführung von Biersteuern gegeben und insofern bezieht sich auch dieser Gesetz entwurf auf einen Massenkonsumartikel, welcher bereits im Reiche einer Verbrauchssteuer unterliegt. Von allen Verbrauchssteuern deS Reichs würde demnach allein die Salzsteuer in der laufen den Reichstagstagung nicht berührt werden. Tabak, Brannt wein, Zucker und Bier würden eine Reform in ihrer Besteuerung erfahren, ob allerdings das Ende der Reichstagstagung auch eine positive Erledigung der vorgeschlagenen Reformen bedeuten wird, ist eine andere Frage. Am meisten Aussicht hat noch der Entwurf, welcher die kommunale Weinbesteuerung betrifft, jedoch auch >ue Branntwein- und Zuckerstmernooelle dürften nach Ueberwindung einiger Schwierigkeiten in den Hafen der Gesetzsammlung einlaufen können. Die Strömung, welche auf Abhilfe der landwirthschaftlichen Nothlage hinzielt, ist so mächtig, daß das Centrum sich ihrem Einflüsse nicht wird entziehen können. Am wenigsten gesichert scheint noch das Tabakssteuer- gesetz, jedoch wird man nach gewissen Anzeichen, die in letzter Zeit in die Erscheinung getreten silid, auch hier nicht die Hoff nung auf ein endgültiges Zustandekommen aufzugeben brauchen, aber ob mit oder ohne Tabaksteuergesetz, die diesmalige ReichS- tagstagung wird jedenfalls eine derjenigen werden, welche aus dem Gebiete der Verbrauchssteuern, wenn auch nicht die ent scheidendsten, so doch die meisten Aenderungen bringen wird. Hamburg, 18. Februar. Heute wurde der im Zoll kanal liegende Dampfer „Triumph" vom Eise durchschnitten, und zwar mit einer solchen Gewalt, daß der Dampfer nach kaum zehn Minuten unterging. Die Besatzung hotte kaum Zeit, sich mit der nothwendlgsten Kleidung zu versehen, worauf sie von den Leuten der in der Nähe liegenden Fahrzeuge ge rettet wurde. Das Londoner Handelsamt hat sich nunmehr bewogen gefühlt, eine Untersuchung über die Ursache des Untergang« der „Elbe' anzuordnen oder, wie es formell heißt, über die Ur sache der Beschädigung der „Crathie". Der „Daily Chronicle" bedauert, daß die Untersuchung nicht vor einer deutsch-englischen gemischten Kommission geführt wird, zumal eine einfache Un tersuchung über die Beschädigungen der „Crathie" sich nicht nothwendiger Weise auf die Frage erstrecke, welchem Schiffe die Schuld an dem Unglücke beizumessen ist. Wie die Sache liegt, scheint es, als ob die wirkliche Untersuchung in Rotterdam statt finden werde, falls die Eigenthümer der „Elbe" es für der Mühe werth erachten, in den holländischen Gerichten die be schränkte Entschädigung einzuklagen, welche sie aus dem Verkauf der „Crathie" erlangen könnten. In diesem Falle würde die Entscheidung des Streites den Gerichtshöfen eines Landes zu stehen, das in keiner Weise daran interessirt sei und keinerlei Vollmachten besitzt, das Erscheinen von Zeugen zu erzwingen. Das Blatt führt dann weiter aus, daß, im Falle keine Einigung über eia Tribunal mit Deutschland zu erzielen sei, England schon auf Grund des § 422 des Nsrcksnt LkippinZ gegen Kapitän Gordon vergehen könne, da man ihm doch Schuld gebe, jedenfalls nach der Kollision der „Elbe* keine Hülfe ge leistet zu haben. Die Hauptsache sei jedenfalls, daß eine sorg fältige Untersuchung der Handlungsweise des Kapitäns vor und nach der Kollision angestellt werde. Dies allein könne doch nur der Zweck der angeordneten Untersuchung über die Ursache der Beschädigung der „Crathie" sein, sonst wäre es Possen spiel. Dies hält der „Daily Chronicle" nicht für möglich, der seinen Artikel mit den Worten schließt: „Deutschland mag völlig sicher sein, trotz der schäumenden Wuth einiger Reichs- tagsmitglieder, daß wir durchaus nicht den Kapitän zu schützen wünschen, wenn es sich herausstellen sollte, daß er im Unrecht gewesen ist entweder bei der Steuerung seines Schiffes oder beim Fortsegeln nach der Katastrophe." Frankreich. Kaiser Franz Josef hat vor seiner Ab reise von Kap Martin folgendes Telegramm an den Präsidenten der Republik gerichtet: „Die traurigen Nachrichten, welche ich über den Zustand des Erzherzogs Albrecht erhalten hake, zwingen mich meinen Aufenthalt im Süden abzukürzen. Im Augenblick, da ich Kap Martin verlasse, beeile ich mich, Ihnen zu sagen, daß ich, wie früher, an meinen Aufenthalt in Frankreich eine recht angenehme Erinnerung bewahren werde. Der herzliche und gastfreundliche Empfang, den ich gefunden habe, hat mich tief gerührt; ich bin dankbar für die Bemühungen, die gemacht worden find, um mir den Aufenthalt angenehm zu machen." Präsident Felix Faure hat darauf geantwortet: „Gleichzeitig mit dem Telegramme Ew. Majestät erhalte ich die Nachricht von dem Tode des Erzherzogs Albrecht. Ich nehme lebhaften An theil an dem schmerzlichen Verluste, den Ew. Majestät in der Person Ihres erlauchten Verwandten erlitten haben. Indem ich das schmerzliche Ereigniß, welches ihren Aufenthalt in Frank reich auf so traurige Weise unterbricht, beklage, bleibt mir nur übrig, Ihnen mein herzliches und tiefes Mitgefühl auszudrücken." Vaterländisches. Wilsdruff, 20. Februar. Gestern Nachmittag hielt der hiesige landwirthschaftliche Verein in seinem Vereinslokale, dem Hotel zum Adler seine 2. diesjährige Versammlung ab, die, da auch die Frauen der Mitglieder mit geladen waren, sich eines sehr zahlreichen Besuches erfreuen durfte. '/«5 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Rittergutsbesitzer Andrä mit herzlichen Be- grüßungsworten die Versammlung. Nachdem durch den stell vertretenden Schriftführer, Kaufmann Kühn das Protokoll letzter Sitzung verlesen worden war, wurden zwei neue Mit glieder, der Kaufmann Beyrich hier und der Gutsbesitzer Paul Eger-Blankenstein ausgenommen. Der Wilsdruffer Bezirkstag, welcher die landwirthschaftlichen Vereine Eula, Kesselsdorf, Tanneberg, Weistropp und Wilsdruff umfaßt, wird am 11. März hier in Wilsdruff stattfinden. Bekannt ist bis jetzt, daß Prof. Ör. Kirchner- Leipzig bei Gelegenheit des Bezirkstages über eine die Landwirthschaft interessicende Frage sprechen wird. Weiter wird bekannt gegeben, daß das Direktorium der Lieder tafel hier das Direktorium des Landwirthschaftlichen Vereins zur 50jährigen Jubelfeier geladen habe. Da der Vorsitzende anderweit abgehalten ist, wird Herr Kaufmann Kühn hier den Verein vertreten. Nachdem noch weiter über die Eingänge be richtet war, sprach der Vorsitzende über „die Wichtigkeit der Haftpflichtversicherung für die landw. Unternehmer" woran sich eine sehr lebhafte Debatte schloß. Als dann erhielt der wäh rend dieser Zeit erschienene Vortragende Herr Kustos Dr. Lier- Dresden das Wort und sprach über „Volkslied und Volksge sang in den deutschen Alpenlindern." Uns hat sich dabei die Wahrnehmung aufgedrängt, daß einige Besucher der Versamm lung durchaus kein Interesse bekundeten, sondern vielmehr, die, welche auch über derartige Themen gern einmal sprechen hören, durch ihr Unterhaltung störten. Der Vortrog währte fast 1 Stunde und wurde dem Herrn Dr. Lier durch Veifallsbezeug- ungen die Anerkennung, welche der Vortrag voll und ganz ver diente. Auch der Vorsitzende dankte im Namen der Vereins. Nach Leerung des Fragekastens schloß gegen Vr? Uhr die Sitzung. Ein gemeinsames Mahl mit darauffolgendem Tänz chen hielt viele Mitglieder noch längere Zeit zusammen. Wilsdruff. Das goldene Jubelfest seines fünfzig jährigen Bestehens wird kommenden Sonntag, den 24., und Montag, den 25. d. M., der Gesangverein „Liedertafel" durch besondere Festlichkeiten begehen. Der deutsche Gesang ist so alt, wie die deutsche Kultur. In einem der ältesten Doku mente von der Geschichte unseres Volkes wird uns über die mächtigen Gesänge berichtet, mit denen die deutschen Krieger in die Schlacht zogen. In der ersten glänzenden Zeit Deutsch lands, im alten Reich, trieb der deutsche Gesang seins erste volle Blüthe, hatte er seine erste klassische Zeit. Er war der liebste Gast an den Höfen der Fürsten und Herren, wie am Herd der schlichten Bauern. Als Erben des Minnegesanges betrachteten sich bann, als die Städte emporblühten, die wackeren Meistersinger, die in ihrem HanS Sachs ewig fortleben werden, und an den Meistergesang wiederum knüpfte in gewissem Sinne Zelter, selbst ein Handmerksmeister, an, als er 1809 in Berlin seine „Liedertafel" gründete, die auch in ihrem Namen an die alte strenge Ordnung erinnert. Natürlich hat der deutsche Gesang in so langen Zeiträumen große Wandlungen durchge macht, vor Allem ist an Stelle des Individuellen das Gemein lame, an Stelle deS Einzelgesanges der Chorgesang getreten, und die selbstschöpferische Kraft unseres Volkes, die zur Zeit des Volksliedes einen wahren Liederfrühling hervorrief, ist wohl für immer dahin, aber die Lust am Gesang ist geblieben, er ist noch immer und vielleicht mehr als jemals die Offen barung der Volksseele, er lebt gleich stark in allen Schichten der Bevölkerung, die Kunst des Singens hat bedeutende Fortschritte gemacht, und vor Allem ist der deutsche Männergefang ein wichtiges nationales Element geworden, er stellte die Einheit unserer Volksgenoffen schon her, als die politische Einheit noch ein gefährlicher Wunsch war, eine ver botene Sehnsucht — und er hält heute die Einheit aufrecht auch über die politischen Grenzen Deutschlands hinaus; dank dem deutschen Männergesang reicht Deutschland in der That so weit, wie die deutsche Zunge klingt, der Bund der deutschen Sänger umspannt den Ecdball. Und das kommende Fest der „Wilsdruffer Liedertafel" wird ein glänzendes Zeugniß ablegen von der verbindenden Kraft des deutschen Männergesanges. Schon Monate lang hat das Direktorium des Jubelvereins in Sitzungen Beschlüsse gefaßt, um das Fest in würdigster Weise zu feiern. Für die beiden Festtage ist nun nachstehendes Fest programm endgültig zum Abschluß und an die Mitglieder des ^Vereins zur Vertheilung gelangt. Dasselbe sei an dieser Stelle kurz wiedergegeben: Sonntag, den 24. d. M., Vorm. 11 Uhr wird der Männerchor der „Liedertafel" zu Ehren seines Gründers und ersten Liedermeistere, des 1870 entschlafenen Kantors Zedtler, am Grabe desselben (alter Friedhof) eine kurze Feier abhalten, welche in Gesang, Ansprache und Niederlegung eines Lorbeerkranzes bestehen wird. Abends 7 Uhr findet im Vereinslokale, dem „Hotel zum goldnen Löwen", Konzert des Vereins statt, welches aus 6 Nummern bestehen wird, worauf der Festaktus folgt, welcher in Begrüßung, Gesang, Festrede des Herrn Pastor Ficker, Festbericht rc. bestehen wird. Diesem Akt wird sich ein Kommers anschlicßen. Montag Abend 7 Uhr wird in gleichem Lokale Tafel und Ball abgehalten werden. Zu beiden Festtagen sind zahlreiche Behörden und Direktorial mitglieder verschiedener Vereine eingrladen worden. Die Zeich nung der Festtheilnehmer zum Ball bat dis zur Stunde die Zahl 125 erlangt. Ueber den Verlauf des Festes werden wir in den nächsten Nummern unseres Blatte« berichten. Aber schon heute wünschen wir dem Jubelverein ein recht goldene« Fest! — Dresden, 21. Februar. In Vertretung Sr. Maj. des Königs wird Se. Kgl.Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, der feierlichen Beisetzung Sr. Kaiser!, u. Königl. Hoheit des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich beiwohnen. — Vor einigen Tagen erschien in Dresden in einer Vor stadt-Restauration ein gutgekleideter ältere Herr und bot dem Wirthe billigen Zucker an mit der Erklärung, daß er Schiffer sei und mit seinem Kahne im Pieschener Hafen liege. Er habe einige Centner Würfel- und Stückchenzucker geladen, die er für 10 bis 12 Pfg. per Pfund verkaufen wollte, um seine Leute ablohnen zu können. Nach vorgelegter Probe ging der Wirth auf den Handel ein und beauftragte einen Arbeiter von sich, den Zucker aus einer Restauration Dresdens, wohin er ge bracht werben sollte, abzuholen. Der Arbeiter bekam extra die Weisung, dem Schiffer erst nach Empfang der Waare den Geld betrag zu behändigen. Der Beauftragte kam dieser Weisung auch gewissenhaft nach, trotzdem stellte sich hinterher heraus, daß der Wirth das Opfer einer Gaunerei geworden war, da der Sack nur eine dünne Schicht Zucker, in der Hauptsache aber Braunkohlen enthielt. — „Ein herzig Weib, ein trautes Heim, das ist mein Himmel auf der Erde" — so beginnt ein Heirathsgesuch in einem Dresdner Blatte. Wenn Das nicht zieht — — Gegenwärtig wird in den Handwerkerkreisen TreucnS eine Petition an den sächsischen Landtag vorbereitet, in welcher um Aufhebung des dritten Fortbildungsschuljahres gebeten werden soll. — Nach Berichten au« dem oberen Elbthal erfüllen die Uferbewohner allmählich schlimme Befürchtungen. Die anhal tende strenge Kälte hat den Elbstrom mit einer sehr starken Eis kruste bedeckt. Da starkes Eis aber leicht Stauungen verursacht, so ist die Gefahr, die der heurige Eisgang mit sich bringen kann, keine geringe. Hierzu kommt noch die bedentende Schnee masse, welche in diesem Jahre Berg und Thal bedeckt. Ein lauer Südwind würde zwar bald damit aufräumen, allein wer kann wissen, ob nicht ein plötzlicher Witterungsumschlag Regen bringt, der von unberechenbaren Folgen begleitet sein könnte. — Des Mordes an der verw. Frau KobrzinSky in Loschwitz verdächtig wird der frühere Schlosser und jetzige Gar tenarbeiter Friedrich Ernst John daselbst bezeichnet. Derselbe ist seit dem 13. Februar flüchtig. Der Staatsanwalt erläßt einen Steckbrief gegen ihn. — Leipzig. Das Polizeiamt hat eine vom Verein der Schuh- und Schäftearbeiter am Montag geplante Versammlung verboten, weil in ihr der sozialdemokratische Schriftsteller Wittich einen Vortrag über das Thema „Die freie Liebe" halten sollte. — Annaberg, 19. Februar. Durch die Geistesgegen wart und Achtsamkeit des Lokomotivführers ist in Waltherdorf ein größeres Unglück verhütet worden. Kurz vor Pajstren des letzten Zuges fuhr ein Schlitten über den Bahnübergang und schlug in der Nähe des dem Gutsbesitzer Stopp gehörigen An wesens um, die Insassen unter sich begrabend. Zum Glück ge lang cs, den Zug kurz vor der Unfallstelle zum Halten zu bringen, sonst wären wohl sämmtliche Personen überfahren und wahr scheinlich getödtet worden. — Der am 1. September 1893 in Bautzen verstorbene Baumeister Berndt hat durch testamentarische Versügung eine Stiftung mit einem Kapitale von 50,000 M. begründet, deren Zinsen zum Ankäufe von Heizmaterialien, Brot und Kartoffeln verwendet werden sollen. Kürzlich hat nun die erstmalige Ge- stistsvertheilung stattgefunden, und es sind hierbei durch den städtischen Armenausschuß 211 Centner Kartoffeln, 353 Brote, 80 Raummeter Holz uns 452 Hektoliter Kohlen an 664 Stadt arme vertheilt worden, denen damit eine große, von ihnen dank bar anerkannte Hilfe zu Theil geworden ist. — Netzschkau. Vor einiger Zeit wurde berichtet, daß bei dem Begräbnisse des der sozialdemokratischen Partei ange- hörenden Arbeiters Drechsler von hier der Sozialdemokrat H. Rohleder aus Elsterberg ohne Erlaubniß bei der Kranznieder legung einige Worte am Grabe sprach, infolge dessen zwischen dem betreffenden Geistlichen und Rohleder ein Streit entstand. Vom Amtsgericht Reichenbach ist Rohleder wegen Verübung groben Unfug« auf dem Friedhöfe zu 2 Wochen Haft vcrurtheit worden. — Geringswalde, 20. Februar. Unsere Stadt hat durch den Bahnbau einen Aufschwung gewonnen, wie er kaum erwartet worden, und ist im Begriff, hinsichtlich regen Lebens und Treibens verschiedene Nachbarstädte zu überflügeln. Nicht nur hat man jüngst die elektrische Beleuchtung der Stadt in Aussicht genommen, man ist jetzt auch im Begriff, um den Ver kehr der Sommergäste immer mehr nach hier zu lenken, ein Kurhaus zu bauen. Dasselbe soll auf dem Wege nach der Rinnmühle zu errichtet, mit Restaurationsräumen rc. ausgestattet werden, um den dort weilenden Fremden den Aufenthalt so an genehm wie möglich zu gestalten und den Strom der Erholungs bedürftigen auch für die Zukunft an den hiesigen Ort zu fesseln. — Hartha. Der Sozialistenführer Karl Grünberg wurde aus dem hiesigen Stadtvervrdnetcnkollegium ausgeschlossen, weil er kürzlich wegen politischer Vergehen eine vierzehntägige Gefängnißstrafe verbüßt hat. Nach seiner Entlassung erhielt er eine Zufertigung vom Stavtgemeinderathe, in der ihm mitgetheilt wurde, baß ihm infolge der verbüßten Freiheitsstrafe seinsStadtverord- netenmandat aberkannt worden sei. — Bei dem Rittergutsbesitzer auf Merzdorf bei Riesa waren Diebe Nachts eingcbrochen und hatten nicht nur werth- volle Schmucksachen, sondern auch 300 Mark baares Geld mit gehen heißen. Die Spitzbuben hatten aber am Thatorte einen Zettel verloren, auf dem die Adresse eines Leipziger öffent lichen Hauses notirt war. Kurz entschlossen reiste der Landwirh nach Auffindung des Zettels mit dem nächsten Schnellzuge nach Leipzig, eilte auf das Polizeiamt und hatte auch die Freude, nach einer halben Stunde aus dem erwähnten Hause, den einen der Spitzbuben, einen 29 jährigen, bei ihm früher in Stellung gewesenen und schon mit Zuchthaus bestraften Gärtner aus Quedlinburg, herausgebracht zu sehen. Derselbe war noch im Besitz des gestohlenen Gutes. Vermischtes. ' Auch ein Bartwuchsmittel. „Woher haben Sie nur Ihren prachtvollen starken Bart?" fragt ein junger glatter Mann einen Herrn. „Haben Sie ein Bartwuchsmittel gebraucht?" „Jawohl!" „Wie? Also ist cs mit diesen Mitteln doch kein Schwindel? Sie erregen meme Neugierve aufs äußerste. Wie heißt das Mittel?" „Ja schau'ns, die Sach'is so. Der Bader
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