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Vchckck ft MH t ThmM Men, Menlehn and die NWtgtM Imlsbluü Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Dienstag, Len 13. Januar No. 7 1893 Wilsdruff, dm 14. Januar 1895. Wilsdruff, am 14. Januar 1895. Königliche Bahnverwattnng Eismarck Gold- einen herz- durch seinen für die hohe nachträglich bekannt wird, hat der Kaiser dem F zu Weihnachten einen prächtigen Glaspokal rand übersandt. Der Fürst hat dem Kaiser d< lichsten Dank und sein Bedauern ausgesprochen, Gesundheitszustand verhindert zu sein, mündlich für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags, Mittwochs »Md Freitags bis spätestens Mittags !s2 Uhr angenommen. Insertionspreis sOpf. pro dreige spaltene <Lorpus;eile. Wochen zur erstmaligen Berathung gelangen werden. Vorher wird sich jedoch der Reichstag vermuthlich noch mit verschiedenen Angelegenheiten beschäftigen, die schon vor Weihnachten allge meines Interesse erregten, und zwar speziell mit der infolge des „Falles Liebknecht« aufgerollten Frage der Verstärkung der DiSziplmarbefugnisse des Präsidenten. Es sieben in dieser Beziehung positive Vorschläge aus der Mitte des Hauses zu erwarten, auf deren Grundlage man einer Einigung über die angestrebte und unstreitig auch nothwendige Reform der Ge schäftsordnung des Reichstages entgegensetzen kann. Als aus gemacht gilt 'es, daß Herr v. Levetzow auf jeden Fall auf seinem langjährigen Prästdentenposten verbleibt, wenn überhaupt eine „Präsidentenkrists" bestanden haben sollte. E'ne andere vielbesprochene Angelegenheit hat in den letzten Tagen eine erfreuliche Wendung genommen durch die eigenen Aeußerungen des Kaisers bei dem jüngsten parlamentarischen Herrenabend bei Hofe und durch die sich anschließenden offi ziellen Erklärungen des „Reichsanzeigers« fit festgestellt, daß das auffällige Fehlen der geplanten Inschrift am neuen Reichs tagsgebäude: „Dem deutschen Volke" keinerlei ernsthaften poli tischen Hintergrund besitz!. Lediglich eine Reihe äußerlicher Umstände haben es bewirkt, daß bis jetzt das neue Prachtge bäude jene so auffallende Lücke an semem Aeußeren aufwies. Nach den weiteren Mittbeilungen des „Reichsanzeigers" ist be stimmt anzunehmcn, daß die dem deutschen Volke zugedachte Widmung in Kürze den ihr bestimmten und gebührenden Platz am neuen Heime des Reichstages erhält, womit die in weiten Kreifen der Nation herrschende Verstimmung ob des ganzen seltsamen Zwischenfalles hoffentlich wieder verschwinden wird. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Viens! tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen f Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern sO Pf. Der Bürgermeister Ficker. Vom Tage. Die Generaldebatte des Reichstages über die sogenannte „Umsturz-Vorlage« ist am Sonnabend mit Verweisung des Entwurfes an eine besondere Kommission beendet worden, nach dem sie nicht weniger als fünf Sitzungen beansprucht hatte. Ueberblickt man nochmals die so ausgedebnte erstmalige Be- ratbung des hervorragendsten gesetzgeberischen Gegenstandes der lausenden Session, so wird man indessen gestehen müssen, daß der Länge und Breite der Verhandlungen keineswegs auch deren Tiefe entsprochen hat; eine so bedeutsame Frage wie diejenige der Bekämpfung der Umsturzbestrebungen, hätte im Parlamente doch eine andere Behandlung verdient, als sie dem genannten Thema zu Theil geworden ist. In ihrem fünftägigen Ver laufe nahm die Generaldebatte über die „Umsturz-Vorlage" nur selten einen höheren Flug, wie letzteres z. B. durch die großangelegte Rede des Abgeordneten v. Bennigsen geschah, meist wurde sie von kleinen und kleinlichen Gesichtspunkten be herrscht. Außerdem wird Niemand ernstlich behaupten wollen, daß mit solchen hauptsächlich au« politischen Kalauern und W-tzchen bestebcnden Reden wie der „Speech" des Herrn Dr. Sigl, die Diskussion ein höheres geistiges Niveau erlangt hatte! Anderseits war jedoch ar..' das Eingreifen der Regierung in diese Verhandlungen kein sonderlich hervorragendes. Der Reichskanzler hüllte sich fast vollständig in Stillschweigen, und was die Ausführungen der Minister Nieberding, v Bronsart, Schönstädt, v. Köller rc. anbelangt, so konnte man ihnen im Allgemeinen einen gewissen Eindruck auf das Haus zwar nicht absprechen, aber hinreißend und durchschlagend in 'hren Argu menten waren gewiß alle diese ministeriellen Kundgebungen nicht. Im Uebrigen hat die erstmalige parlamentarische Erörte- ' rung der „Umsturz-Vorlage" zur Genüge erkennen lassen, daß für den Regierungsentwurf in seiner jetzigen Gestalt nicht im Entferntesten auf eine Mehrheit zu rechnen ist. Vielmehr wird der Entwurf erheblichen Abänderungen unterzogen werden müssen, soll er schließlich Gnade vor den Augen des Reichs tages finden. Die Regierungsvertreter haben nun allerdings durchblicken lassen, daß die Regierung keineswegs auf ihrem Schein bestehen, sondern Verbesserungen an der Vorlage gern acc.ptiren würde. Es ist nur noch völlig unklar, bis zu welchem äußersten Punkte die Regierung dem Reichstage entgegenzu- kommen gedenkt, hierüber dürften erst die Kommissionsverhand lungen Aufklärung bringen und werden dieselben überhaupt zu zeigen haben, ob in der ganzen Frage auf eine Verständigung zwischen Regierung und Volksvertretung, wie unter den Par teien des Reichstages selbst noch zu hoffen ist. Mit der vorläufigen Erledigung der „Umsturz-Vorlage* im Plenum tritt indessen auch das allgemeine Interesse an diesem Gegenstände bis auf Weiteres wieder etwas in den Hintergrund zurück. Dafür beginnt sich die Aufmerksamkeit Hßeatersonderzug ^otschappet-Witsdruff. Dienstag, Sen 22. Januar -. I verkehrt im Anschluß an den 11 Uhr 40 Minuten Abends von Dresden-Altstad^ abgehenden Personenzug ein Personensonderzug von Potschappel nach Wilsdruff in folgendem Fahrplane: Abfahrt von Potschappel 12 Uhr Nachts. Ankunft in Wilsdruff 12 Uhr 48 Min. Vormittags. Zur Benutzung des Sonderzuges, welcher an allen Verkehrsstellen der Linie hält, berechtigen die gewöhnlichen Fahrkarten. Tagesgeschichte. Berlin, 11. Januar. Während des heutigen Abschieds diners für den russischen Botschafter Grafen Schuwalow bei dem Offiz'erkorps des Alexander-Regiments erhob sich zunächst der Kaiser und brachte die Gesundheit des Regimentschefs, des .Farm Nikolaus II., aus. In das dreimalige Hurrah fiel die Musik mit der russischen Nationalhymne ein, die stehend an- gehört wurde. Darauf toastete der Botschafter Graf Schu walow auf den Kaiser Wilhelm. Der Toast wurde von der preußischen Nationalhymne begleitet, die ebenfalls stehend ange hört wurde. Nach einer Pause stand der Kaiser zum zweiten male auf zu einer längeren Ansprache an den Grafen Schuwa low, die er im Namen des Obersten v. Saustn und des ge jammten Offizierkorps des Regiments Alexander an ihn richtete. Der Kaiser hob besonders hervor, daß er und das Ofstzierkorps den Botschafter als Regimentskameraden betrachteten und daß Bekanntmachung. Die in den § 2 und 3 des Straßenregulativs für hiesige Stadt enthaltenen Bestimmungen, daß zur Winterszeit jeder Hausbesitzer 1 ., seiner Hausfront entlang den Schnee zu beseitigen und bei eintretender Glätte Sand und Asche zu streuen, sowie 2 ., bei eintretendem Thauwetter binnen 24 Stunden, vom Beginn desselben an, den vor seinem Hause befindlichen Vorplatz, sowie das an dasselbe angrenzende Gassengerinne von Schnee und Eis zu reinigen und letzteres von der Gasse binwegzuschaffen hat, werden andurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß Uebertretungen oder Vernachlässigungen der gedachten Vorschriften nach § 5 des obgedachten Regulativs in Verbindung mit 8 366 Punkt 10 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Rück« den ferneren wichtigeren Berathungsstoffen des Reichstages zu-!es für sie alle schmerzlich sei, ihn aus ihrer Mitte scheiden ru zuwenden, vor Allem der Novelle zu den Justizgesetzen und p-i"" Nni.» —- -- ' der Tabaksteuer-Vorloge, die wohl beide im Laufe der kommenden Auszeichnung zu danken. Nach fünftägiger Dauer ist die erste Lesung der „Um sturzvorlage" im Reichstage am Sonnabend endlich zum Ab schluß gebracht worden; die Verweisung der Vorlage an eine Commission war das vorläufige Ergebniß dieser fünftägigen Verhandlungen. Sie haben indessen in ihrer Gesammtheit keineswegs die Spannung gerechtfertigt, mit der man ihnen auf allen Seiten entgegenblickte, sondern es folgt ihnen ein ge wisses Gefühl der Enttäuschung. Wohl fehlte es nicht an dramatisch bewegten Szenen und an einzelnen bedeutsamen Reden, aber im Großen und Ganzen bewegte sich die Dis kussion nicht auf jener Höhe, wie sie der Bedeutung der er örterten Vorlage eigentlich hätte entsprechen müssen, ja, mit unter sanken die Bcrathungen sogar auf ein bedenklich tiefes Niveau herab. Doch auch die Vertretung der Vorlage durch die Regierung war nicht gerade geeignet, den Verhandlungen einen höheren Schwung zu geben, die Reden der einzelnen Re gierungsvertreter entbehrten durchgängig der hinreißenden Kraft, welche nöthig gewesen wäre, um diesen Kundgebungen größere Wirkung auf das Haus zu verleihen. Was das fernere Schicksal der „Umsturz-Vorlage" anbelangt, so hat die Generaldebatte wenigstens die Gewißheit gebracht, daß der Regierungsentwurf in seiner jetzigen Gestalt nimmermehr zur Annahme gelangen wird. Einschneidende Abänderungen dürften da nothwendig sein, wenn er nicht gänzlich scheitern soll, und die Verhandlungen in der Commission werden wohl bald lehren, inwieweit in der sehen. Unter Ueberrcichung eines Fahnenträgers in Bronze m der Uniform des Regiments forderte der Kaiser die Anwesenden auf, mit ihm die Gläser zu erheben und sie auf das Wohl des Siegers von Philippopel und des Erstürmens der äußerst festen Position von Arab-Konak, des Grafen Schuwalow zu leeren. Tiefbewegt dankte dieser und richtete an die Tafelrunde die Aufforderung, nochmals auf das Wohl des Kaisers Wilhelm mit ibm zu trinken; er thue dies jetzt im Namen seines Herrn und Kaisers, des Zaren Nikolaus. Wie ein Abendblatt meldet, ist der Flügeladjutant Graf Moltke im Auftrage des Kaisers mit einem prachtvollen Arrangement lebender Blumen für den Fürsten Bismarck heute Mittag in Friedrichsruh hier eingetroffen. Der Besuch des Kaisers beim Fürsten findet vermuthlich zu Anfang März in Schönhausen statt; doch ist es unbestimmt, ob der Fürst so dann wieder nach Friedrichsruh zurückkehren wird. Möglicher Weise feiert er seinen 80. Geburtstag in VarziN. Wie noch Dienstag, den 15. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche StaLtgemeinLerathsfitzung Wilsdruff, am 14. Januar 1895. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr.