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stand sie plötzlich vor ihm und sagte leise, doch mit eigen tümlich hellklingender Stimme: „Unberechenbar nanntest Du mich NAber selbst die Mainburg, der ich mein Zimmer drüben zeigen mußte" — Norden sah auf — „Malvine hatte es zufällig verraten, — selbst sie behauptete, daß mich dieses Zimmer in ewiger Aufregung erhalten müßte. Wenn auch das, wie Du weißt, wcht der Fall ist, so zeigt doch mein Verlangen nach solchem Raum, die Wert schätzung der tausend Kleinigkeiten aus jener Zeit, daß sie mir bis ins Herz gewachsen ist, und eine gleichsam frevel hafte Herausforderung dessen, was gewesen, für mich nicht gleichgültig sein kann. Läge darin wirklich etwas, was nicht vorherzusehen gewesen wäre? Nicht wahr, Du stimmst mir nun bei? Die Leute wissen ja kaum, daß ich in einer gewissen Uebung geblieben bin, und es genügt unsere ein fache Absage, weil ich der Parlie nicht mehr gewachsen sei. Excsllenz hat gewiß nur angefragt?" „Natürlich ist es kein apodiktischer Befehl gewesen; dringend genug aber wurde der Wunsch geäußert, das wirst Du Dir bei tieferem Nachdenken auch sagen können! Ihre Hoheit ist nicht sehr daran gewöhnt, selbst einem bloßen Einfall, wenn du es so auffaßt, entsagen zu müssen, und darum bin ich noch durchaus nicht sicher, ob nicht mindestens eine Probe gefordert wird. Die magst Du übrigens nach Gefallen schlecht bestehen und so Deine Absicht erreichen." Er wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen; doch Cäcilie legte die Hand sanft auf seinen Arm und bat: „Zürne mir nicht, Willy! Mich warnt etwas davor — als könnte es nicht gut gehen." Der Rat drückte sie an sich und erwiderte: „Es liegt nur an der Ueberraschung; was sollte nicht gut gehen? Ich hätte sofort abgelehnt, wüßte ich nicht bestimmt, daß Dir noch alles geblieben ist. Wohl hat sich Deine Stimme ein wenig geändert: die Höhe klingt nicht mehr ganz so glockenhell, dafür hast Du aber in der Vergrößerung der Mittellage Töne, Nüancen — einen Farbenreichtum ge wonnen, der das Verlorene mehr als ersetzt. Dabei die geringe Anstrengung der letzten drei Jahre; ich vermag wirklich nur den glänzendsten Erfolg vorauszusehen." Cäcilie hatte bei ihrem Ausruf: „Es könnte nicht gut gehen!" an so ganz anderes gedacht, als worauf ihn der Gatte bezogen hatte, und es schwebte ihr nun auf der Zunge, diesem Gedankengang Worte zu leihen, doch schien sie auch davor etwas zu warnen, — so spielte sie nnr zerstreut mit den Schleifen des Kleides. Norden hob ihren Kopf in die Höhe und sagte mit weicher Stimme: „Beinahe glaube ich, jetzt thut ein Gang ins Allerheiligste not, und zwar allein! Die Genien dort sollen nicht bloß Erinnerungen pflegen, uns auch Berater sein, wenn wir guten Rates bedürfen; ich muß heute noch einmal aufs Bureau, bleibe vielleicht sogar länger als sonst; da könnten sie recht in Muße mit einer zwar be greiflichen, aber völlig ungerechtfertigten Scheu ins Gericht gehen. Oder hätte Madonna überhaupt nur die Caprice, sich zu dem, was tief innen eigentlich die Wonne der Wonnen, — zuvor noch schön bitten zu lassen? Man war nicht bloß die hinreißendste „Valentine," auch der „Cherubin" aller Cherubine!" „Wilhelm!" „O, trotz des vo wurfsvollen Tones, — „zumal mit den gewesenen Theaterprinzessinnen kennt man sich schon nun und nimmer aus!" behauptete Dein alter Guldenschuh sehr mit Recht." „Gott, Guldenschuh!" lachte Cäcilie auf. „Wie würde er sich nur anstellen, wenn er mir wieder einmal eine Rolle bringen dürfte!" „Siehst Du! Schon um das zu erleben, ist es not wendig, daß Du nachgiebst!" Cäcilie, wieder ernst werdend, schüttelte den Kops, schien also auf der Weigerung bestehen zu wollen. Da schied Norden aber mit den Worten: „Ich vertraue auf Deine Genien." III. Man hatte sich auch an dem heutigen Norden'schen Musikabend vortrefflich unterhalten; der letzte Akt der „Walküre" wurde in seinem Walkürenritt und Feuerzauber mit beinahe ungeteilter Bewunderung hingenommen. Die Baronin Mainburg, welche trotz Wagner auch aufs lebhafteste für ihre Götter Mozart, Schubert, die Gluten Verdi's eingetreten war und dem enragierten Wagnerianer Friedberg wirklich allerlei Schwächen feines Gottes teils abgeschmeichelt, teils abgerungen hatte, — wer schweigt, ist ja besiegt! — war endlich der letzte Gast im Salon und mußte nun ebenfalls an den Aufbruch denken. Sie erhob sich auch, umarmte aber plötzlich Frau Cäcilie und bat aufs beweglichste noch um ein paar Töne aus der „oasta äiva." Der Rat stimmte eifrig bei, setzte sich sofort an den Flügel und begann die einleitenden Akkorde. Es war Cäcilie wundersam zu Mute. Wie sie alle verbündet erscheinen! Voll und herrlich klangen gleich die ersten getragenen Töne, der große Salon füllte sich mit süßestem Wohl laut. Balo vergaß sie auch ganz ihre Umgebung, und in perlender Reinheit und Frische rieselten all' die folgenden Koloraturen hin. — Als sie endigte, standen der Baronin Thränen im Auge; sie drückte nur allen stumm die Hand und ging, ebenso Malvine; die Gatten blieben allein. (Fortsetzung folgt.) humoristisches. Widerspruch. Erster Backfisch! Sieh nur, Amalie, dort geht der Leutnant von Sturmfeld, er sieht und grüßt uns nicht mal, er ist doch ein ungeschliffener Mensch, und dabei soll er so schneidig im Dienst sein. — Zweiter Backfisch: Ich bitte dich, Toni, wie kann etwas ungeschliffenes schneidig sein, das ist ja der offenbare Widerspruch! Aus einem Aoman. „ . . So gestand er ihr denn ganz unumwunden, daß seine Liebe einer anderen gehöre. In dem Augenblicke aber prallte der Wagen an einen Eckstein, und Sidonie wurde in den Straßengraben geschleudert, wo sie mit gebrochenem Herzen liegen blieb." Wei Beginn der Saison. G'moanwachter: „Hiaz sei so guat, Hansl, und lass' dein Hund dahoam, es san scho Kurgast' da, die 's Wossa saufa." WeLierbild. Wo ist der dritte Clown? Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. April 1870. Redaktion, Druck und Verlag »on B. Angersteip, Wernigerode.