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bringen sollte. Er hatte vorher Guldenschuh ersucht, die gespendeten Kränze und Sträuße nach seiner Wohnung zu bringen, so fand er dieselben bereits vor. Mit Hilfe Malvinens wurde die große Epheulaube, die Cäcilie noch aus ihrer Künstlerzeit her besaß und darum aufs sorg samste pflegte, hinter ihren Sessel gerückt und pon beiden unter Lachen und Scherzen mit dem größeren Teil des Blumensegens besteckt und überhangen. Das Plätzchen sah schließlich wie ein richtiger Feensitz aus und strömte von Duft über, daß sich auch daß Zimmer ganz damit erfüllte. Malvine hatte nebenbei den Theetisch arrangiert, dazu ein paar Bouquets zerpflückt und deren Blüten um alle Schüsseln und die Kouverts gelegt. Sie wie Norden kamen so in eine Stimmung, die nichts als Heiterkeit und froheste Erwartung atmete. Die Oper mußte zu Ende sein, in der Ferne schienen beieits Wagen zu fahren, — jeden Augenblick konnte Cäcilie kommen. Norden setzte sich dem hergestellten Ehrenplatz gegen über, Malvine zündete die Lampe unter dem Theekessel an und flog immer ans Fenster, wenn sich ein Wagen näherte. Als wieder einer vorbeigerollt war, blieb sie in der Fensternische stehen, indem sie mit einem Anfluge von Schüchternheit nach dem Vater hinübersah. Dieser lächelte vor sich hin; so lächelte sie auf einmal auch, nahm ein Tabouret in die Arme und setzte es vor dem Vater nieder. Norden sah zerstreut auf, reichte Malvine aber un willkürlich die Hand. Sie nahm dieselbe, rückte jedoch immer wieder mit dem Tabouret hin und her, als fände sich für dieses kein passender Platz. Endlich schien sie bequem zu sitzen, strich nochmals über 'hr Kleid und — seufzte, sogar recht tief. Norden, aufmerksam geworden, fragte, mit dem Finger drohend: „Hast Du wieder etwas angerichtet und willst nun meine gute Laune benutzen, um frei auszugehen?" Malvine nickte lebhaft. „Etwa wieder Stieftöchterchen gewesen? Nun, ich höre!" „Ja, wenn das Sprechen nur auch so leicht wäre!" Bei den Worten sah sie so schelmisch unter den Lidern hervor nach dem Vater, daß dieser in vollem Lachen rief: „Also im voraus Absolution!" „Ganz gewiß?" „Gewiß!" Malvine atmete rascher, brachte es aber zu nichts weiter, als daß sie aufspringend sich an der still brennenden Spirituslampe zu schaffen machte. Der Vater schwieg; so mußte die Flamme schließlich in Ruhe gelassen und der Platz wieder eingenommen werden. Während dies in einer gewissen Umständlichkeit geschah, stieß sie mit Anstrengung die Frage hervor: „Wie gefällt Dir Herr von Lengfurt?" „Das ist alles?" Malvine nickte wieder. „Der Mama gefällt er sehr gut." „lind Dir?" Norden sah sie forschend an. „Aber Papa!" rief sie vorwurfsvoll. „Nun — nun! Ich dachte schon! — Dann ist's ja gut." „Was hast Du gedacht?" „O, nichts!" „Sage es mir, bitte, bitte! Vielleicht ist doch etwas Richtiges dabei." Sie war, des Vaters Hand festhaltend, vom Tabouret geglitten und barg während der letzten Worte ihren Kopf an seinen Arm. Norden hob ihr Gesicht in die Höhe, um ihr in die Augen zu sehen; sie hielt aber die Lider geschlossen und versuchte, ihr Erglühen zu verbergen. Er hatte genug gesehen, doch von Entrüstung oder Bedauern sprach nichts in seinen Zügen, eher von einer mit Stolz gemischten Freude. Gleich darauf wurde er allerdings ernst und fragte in erregterem Ton: „Aber er? Hat er Dir ein Recht gegeben —" „Maxi will ja morgen zu Dir kommen!" Es klang, als würde die Sprecherin sofort zu weinen anfangen. Der Rat mußte wieder lächeln und klopfte ermutigend der Tochter Wange. Diese fuhr sich rasch über die Augen, dann sprudelte sie fastj-in einem Atem hervor: „Du lachst, Papa, und mir hat es das Herz kurz und klein gedrückt. Dir mußte ich es doch zuerst sagen! Morgen vor zwölf, ehe Du in die Sitzung gehst, wird er kommen. Wir wollen ja noch gern ein Jahr warten, bis ich achtzehn werde wie meine Mama; und er ist dann auch fünfund zwanzig, wie Du gewesen bist, als Du Mama heiratetest! Ist das nicht wunderhübsch? Ach, einziger, goldener Papa, — so, so — so glücklich sind wir, die Mama kann Dich nicht lieber gehabt haben, als ich Maxi lieb habe!" Norden küßte sie leichr auf die Stirn und erhob sich. Die Erinnerung an feine erste Frau hatte die an Cäcilie mit wachgemfen: "r 'ah nach der Uhr, es ging auf elf. Wo sie blieb? Auch Malvine verglich ihre Uhr mit dem Regulator, eilte dann von neuem ans Fenster und öffnete es. (Fortsetzung folgt.) Humoristisches. Arutgeschäst und Kypnotrsmus. Ein Korrespondent des Londoner „Spektator", ein gewisser Chaplin (nicht der Ackerbau minister), erzählt folgendes interessante mit einer Henne angestellte Experiment. Er hatte einige feine, aber nicht ganz frische Eier zum Ausbrüten erhalten. Leiber besaß er keine Brutmaschine und keine Bruthenne. Um sich aus der Schwierigkeit zu helfen, nahm er ein beliebiges Huhn, setzte es auf die Eier und hypnotisierte es, um es zum Eitzen zu bewegen. Das Experiment gelang glänzend. Am ersten Tage nahm es eine halbe Stunde in Anspruch, bis die Henne in einen hypnotischen Zustand versetzt war. An den darauf folgenden Tagen weckte er sie kurze Zeit, um ihr Futter und Wasser zu geben, und schläferte sie in viel kürzerer Zeit wieder ein. Das Ergebnis war, daß von den sieben nicht ganz frischen Eiern vier ausgebrütet wurden. Die Küchlein laufen letzt in bester Gesundheit umher — ob es junge Entchen sind, darüber schweigt leider das Blatt. DaUch ausgepaßl. Professor: „Wie kommt es, Fräulein Resi, daß diese Erdkugel nicht ganz rund, sondern an zwei Seiten abge plattet ist?" — Schülerin «ängstlich): „Bitte, Herr Professor, das ist im vorigen Jahre auch schon gewesen!" Der hübsche Asse. „Papa, Papa!" — „Welcher Lärm! Was wollt Ihr denn?" — „Ach, Papa, wir hörten Guste zur Köchin sagen: Heute Nacht ist unser Herr mit einem Affen nach Hauie E kommen, bitte, zeige uns doch mal das hübsche Tier!" WeXierbil-'d. Wo ist denn das Schwein geblieben? Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. April 1870. Redaktion, Druck und Verlag von B. Angerstein, Wernigerode.