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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 30.10.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189410301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18941030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18941030
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1894
-
Monat
1894-10
- Tag 1894-10-30
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Monat
1894-10
-
Jahr
1894
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schauungen des Reichskanzlers gebilligt worden. Das Schäd soll. Alsdann giebt der Vorstand bekannt, daß im November zimmern den Wagen zu. Der Geistliche bestieg einen derselben, Mathes, Burmeister und Friebel und der Herren Schmidt, in Wort, Handlung und Bild vor die Augen, kurz und klar, treu Stimme nicht im mindestens erinnerte. (Schluß folgt. > mein Als Predigt des heil, für den l Uhr wärmen" möchten. Nochmals wollen wir hier erwähnen, daß^ von feiten zweier Damen der Schminke diesen Abend leider wieder zu viel zugesprochen worden war. Dies ist eine Aeußcr-' Besinnung genug, um das Fruchtlose eines solchen Versprechens einzusehen. Die Stellung preisgeben für einen Fremden, einen armen Teufel von Schauspieler, — wer hätte das gethan? In dem Augenblicke aber, wo ich mir dies klar machte, kam mir eine andere, ganz herrliche Idee. So konnte es gehen! Die Thür des kleinen Zimmers stand halb offen, so daß ich sehen konnte, daß niemand darin war, an der Wand aber mehrere den Be amten gehörige Ueberröcke und Mützen hingen. Ich schaute nach dem Perron, — jeder Beamte hatte im Augenblicke mit seinen Obliegenheiten zu thun, und keiner richtete seine Aüfmerksam- keit anderswohin. In einem Moment war ich ins Zimmer Auf dem ganzen Wege zum Bahnhofe zermarterte ich mir Gehirn, um einen Ausweg zu ersinnen, aber vergebens, ich auf dem Perron ankam, fehlte noch eine Viertelstunde Recht. Sie stellen die Heldengestalt Luthers sammt seinem § Wirken und Walten, seinen Kriegen und Siegen unserm Volk Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Mittwoch, den 31. Oktober Vorm. 8 Uhr Beichte. Vorm. 8Uhr Gottesdienst, über 1. Petri 3, 15—16. Nach der Predigt Feier Abendmahls. An den Kirchthüren wird eine Collckte Gustav-Adolf-Verein eingesanilnelt werden. Na^km. Kindergottesdienst. Das walte Gott! Amen!" — Roßwein, 27. Oktober. Der Brandstifter, welcher seit kurzer Zeit die Londwirthe unserer Gegend in banger Sorge erhält, hat wieder einen Beweis seiner verderblichen Thätigkeit gegeben. Im benachbarten Etzdorf wurde vorgestern Abend in der 8. Stunde eine dem Gutsbesitzer Paul Wüstner gehörende Feime, enthaltend ca. 60 Schock Korn, ein Raub der Flammen. Es ist dies der siebente Feimenbrand in hiesiger Umgegend seit circa 3 Wochen. Meine Wirtin? Ihr Vertrauen zu mir war stark erschüttert, dennoch hätte sie mir vielleicht auf Grund der Depesche ge holfen; aber sie hatte nicht so viel, das arme Weib, ich wußte es. Jedenfalls mußte ich fort, zunächst nach dem Bahnhof; das andere fand sich dann schon, — wie, wußte ich freilich nicht. führung der Reichskanzlergeschäfte immer größere Schwierigkeiten Tagesordnung benannte Aufnahme erfolgt war, wurde eine Ab erwachsen wären, wird ganz besonders in der „Nat.-Ztg." her- Meldung bekannt gegeben. Hierauf verschritt man zur Be vorgehoben. Unerklärlich sei es u. a., daß die dem Grafen v. sprechung über ein abzuhaltendes Vergnügen, wobei beschlossen Caprivi ergebene Presse unter schroffen Angriffen auf den wurde, in der Zeit vom 8.—15. November einen Familien- Minister Eulenburg versichert habe, vom Kaiser seien alle An- abend abzuhalten, der durch Konzert und Ball begangen werden lichkett, die aber wirklich recht unangenehm berührt. — Zum' Reformationsfeste gelangt zur besonderen Würdigung des Tages seitens der Theatergesellschaft des Herrn Schmidt das Luther-, festspiel von Zacharias Werner zur Aufführung. Dasselbe' zeichnet sich durch geistvolle Sprache und lebhafte Handlung^ zum Abgang des Zuges; in fünfzehn Minuten mußte ich das Billet haben, oder wieder ins graue, hoffnunglose Elend zurück zukehren, ein Gedanke, der mich fast wahnsinnig machte. Zu erst stürmte ich den Perron auf und nieder, wie gejagt; dann siel mir ein, daß ich mich vor allen Dingen nicht auffallend machen dürfe, und ich bezwang mich, langsam und gemütlich zu schlendern. Der Perron war voll Leute; sie gingen einzeln oder mit Freunden plaudernd, einige erfrischten sich noch vor der Abfahrt am Büffet des Warlesaales, andere kauften sich Reiselektür beim fliegenden Buchhändler oder Zeitungsverkäufer. Wie beneidete ich den Schäbigsten von allen. Mochte er sein, wer und was er wolle, so hatte er doch sein Billet, ein Ding, was für mich mit Glück und Leben gleichbedeutend war und das ich doch nicht verlangen konnte. Ich dachte daran, im Augenblick der Abfahrt irgendwie in den Zug und kur; vor dem Ziel wieder hinauszuschlüpfen, aber die Billets wurden ja beim Beginn der Fahrt nachgesehen; ich wollte mich auf den Tender setzen, aber man wechselte unterwegs die Wagen. Alles das ging nicht, ging nicht, es war beim Schicksal beschlossen, daß ich rühmlos, kläglich unterging. Da, ein bekanntes Gesicht! Ein geistlicher Herr war es, von dem ich wußte, daß er immer sehr eifrig gegen uns Künst ler predigte und sogar einen großen Teil seiner andächtigen Zuhörer gegen alles, was Schauspiel hieß, eingenommen hatte. Mich an ihn zu wenden, war völlig zwecklos; dennoch aber konnte ich nicht von ihm los, er hatte eine Art Anziehungskraft für mich, als ahnte und fühlte, daß er dazu ausersehen sei, mir aus der Klemme zu helfen. Der Lärm und das hastige Treiben, das dem Abgänge des Zuges unmittelbar voranzugehen pflegt, nahm nun zu: die Lokomotive wurde angehängt, die Gepäckträger und Karrenführer hatten es eilig und riefen den Leuten zu, auszuweichen, die Passagiere liefen von den Buchauslagen und aus den Warte ¬ ganz besonders aus, hatte sich, wo es zur Aufführung gelangte,' größter Sympathien zu erfreuen. Die Berichte über dieses' Lutherfestspiel lauten überall sehr günstig und wollen wir unter den Vielen nur den des Herrn Julius Disselhvf hieranführen.' Derselbe schreibt: „Soweit die deutsche Zunge klingt, finden' n-— geschlüpft, hatte einen der Röcke angezogen undeine der Mützen die Lutherfestspiele den freudigsten Wiedervall, und das mit aufgesetzt, welche Gegenstände mir vorzüglich paßten, und ,m i t-i-—! nächsten Augenblick befand ich mich draußen. Zeit zur Ueber- Vaterländisches. Wilsdruff. Vergangenen Donnerstag hielt der hiesige gemeinnützige Verein im Vereinslokale dem Hotel zum Löwen seine Hauptversammlung ab, die g Uhr vom Vorstande Herrn Kaufmann Ritthausen eröffnet wurde. Nachdem die nach der legung hatte ich keine, brauchte auch keine; mein Entschluß war gefaßt. So schob ich denn die Leute rechts und links mit der Miene eines regelrechten, echten Bahnbeamten zur Seite, stürmte zu dem Wagen, in dem der geistliche Herr saß, steckte meinen Kopf durchs Fenster und sagte: „Bitte, die Billets!" Der alte Herr las in einem Buch; er sah auf, schob die Brille etwas höher und rief: „Himmel, daran hatte ich nicht gedacht!" Er übergab mir sein Billet, das ich kaltblütig einsteckte. Im Be griff, mich eiligst zu entfernen, hörte ich den alten Herrn nocb fragen: „Ist wohl eine neue Einrichtung, die Billets vor der Abfahrt abzunehmen?" „Ja, mein Herr," antwortete ich, den Finger an die Mütze legend, „erst seit einem Monat eingefübrt." „So," sagte er zerstreut und fing wieder an zu lesen. In diesem Augenblick läutete es zum ersten Mal zur Ab fahrt, und die Beamten riefen ihr dröhnendes: „Einsteigen!" aber ich hatte noch vollauf Zeit. Ich rannte nach dem kleinen Zimmer zurück, aber — Herr meines Lebens! Da war ein Beamter, der unter den Uebcrziehern herumwühlte und entsetzlich fluchte, weil ihm jemand seinen Rock vom Platze genommen hatte. Ich stand hinter der langen Doppelleiter, die bei dem Reinigen der Lampen benutzt wurde, entledigte mich der Sachen des armen Kerls und schleuderte sie durch die Thür, dann setzte ich meinen Hut auf und stürmte über den Perron, als wenn ich eben aus dem Wartezimmer käme. Die Coupeethüren waren geschlossen, aber ein Beamter, der mich so eilend herankommen sab, rief: „Schnell, schnell, wenn Sie noch mitkommen wollen," machte ein Wagentbür auf und schob mich hinein, gerade als der gellende Pfiff ertönte und der Zug mit einem fühlbaren Ruck sich in Bewegung setzte. Ich befand mich im Coupee ves Geist lichen, ganz allein mit ihm, und es war mir durchaus nicht be haglich zu Mute. Nicht dos ich fürchtete, cr würde mich er kennen, aber ich empfand es, das mich wünschen ließ, der freund liche Eisenbahnmann hätte mich anderswo hineingeschoben. Je doch ließ sich das nun nicht mehr ändern, und ich beschloß, mich vor allen Dingen zu überzeugen, ob irgendwie die G efabr des Erkanntwerdens vorhanden wäre. Sobald er nun zum ersten mal sein Buch hinlegte, — freilich nur, um einige Seiten auf zuschneiden, — bot ich ihm eine Zeitung an. Er lehnte sie ab, aber ich hatte doch seinen Blick auf mich gelenkt, und als ich meinem Anbieten einige Bemerkungen über das Wetter und dergl. folgen ließ, sah ich deutlich, daß er sich auch meiner und wahr! Gott zu Ehren! Dem Feind zu wehren! Sein Reich zu mehren, Alle zu lehren! Um ein Fahrbillet. ^Nachdruck verboten) Es war am Anfänge meiner Schauspielerlaufbahn, und e'n herzlich schlechter Anfang. Seit Monaten stellenlos, keinen Nickel mehr besitzend, ohne Kredit, ohne den geringsten Wert gegenstand, den ich hätte zu Gelde machen können, fristete ich in meiner elenden Dachkammer ein wenig beneidenswertes Da sein. Diese Dachkammer und der dünne Cichorien-Morgen- kaffee nebst Brötchen, die mir meine Wirtin auf Borg überließ, waren noch meine besten Hilfsquellen gewesen; aber jetzt brach auch diese Stütze: die Wirtin erklärte mir' eines Morgens rund heraus, sie hätte anderweitig vermietet und ich müßte in einer Stunde das Lokal verlassen. Tiefgebeugt, ohne ein Wort der Erwiderung, schickte ich mich an, das mir verweigerte Paradies zu verlassen und hin auszuwandern, ein heimatloser Bettler, da klopfte es an meiner Thür, und hereintrat — der Telegraphenbote. Das mußte wohl ein Irrtum sein, denn wer in aller Welt konnte mir eine Depesche schicken? Aber die Sache war doch richtig und der Inhalt des Telegramms erfüllte mich mit der freudigsten Hoff nung. Ein früherer Kollege, den sein guter Stern nach der kunstliebenden Residenz des gleichnamigen deutschen Staates, an die Musterbühne von M. geführt und der von meinem jungen Talent immer viel gehalten hatte, theilte mir im knappen De peschenstil folgendes mit: Der Hauptdarsteller in dem Drama, das in der für heut Abend angesetzten Festvorstellung zu Ehren hoher Gäste gegeben werden sollte, habe einen Blusturz bekommen, niemand sei da, die Rolle zu übernehmen; Schreiber erinnere sich, wie vorzüglich ich sie gespielt habe, ich möchte unverzüglich kommen, es könnte mein Glück sein. Unverzüglich kommen! Ja, das war leicht gesagt, aber wie auszuführen? Großer Gott, in M. winkte mir das Glück, winkte mir Ruhm und sorgenfreie Existenz, ich fühlte, ich wußte es; und von dem allen trennte mich nur das Fahrbillet, das! aber hatte ich nicht, konnte ich mir nicht verschaffen. Die Eisen-! bahn gab keinen Kredit, und mir gab auf der ganzen Welt nie-; liche eines solchen Gebührens habe man an entscheidender Stelle tingesehen. Der neue Reichskanzler wird selbstverständlich eben falls nicht geringe Schwierigkeiten bei der Durchführung der Maßnahmen gegen die Sozialdemokratie zu überwinden haben. Vor allem wird er mit den Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen Fühlung nehmen müssen, wenn etwas Brauchbares und Wirksames gegen die Sozialdemokratie zu stände kommen soll. Die Erkenntniß ist ja in alle reichstreue Kreise gedrungen, daß es nicht mehr so fortgehen kann mit dem Treiben der Sozialdemokratie. Die Boykottirungen von industriellen Unternehmungen die sich als gefährliche Eingriffe in die Rechte der Bürger darstellen, die Sprache der Presse, in der die Maß nahmen der Regierungen unausgesetzt verhöhnt werden und einzelne Vorkommnisse auf den Frankfurter Sozialdemokraten tage haben wahrlich genügend entschieden, wohin die rothe Partei strebt. Hat ja der ehemalige Jesuitenzögling mit nackten Worten die zukünftige Enteignung der Landbesitzer proklamirt, und sind die Methoden erörtert worden, wie die Landleute für die Sozial demokratie zu fangen sein könnten. Es stellt sich immer deut licher heraus, daß die Führer und Agitatoren daran sind, einen Staat im Staat und eineNebenregirung zu schaffen Gefährlich wäre es, solchen Bestrebungen auch fernerhin ruhig zuzusehen. Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Statthalter zu Elsaß-Lothringen, gilt allgemein als zum Nachfolger des Grafen Caprivi in dessen beiden bisherigen Aemtern und ebenso zum Nachfolger des Grafen Eulenburg im Amte des preußischen Ministerpräsidenten designirt; demnach wäre die Wiedervereinig ung des Reichskanzlerpostens mit dem Vorsitz im preußischen Staatsministerium beschlossene Sache. Ferner bezeichnet man den Unterstaatssekretär in der Regierung von Elsaß-Lothringen/ v. Köller, als den künftigen preußischen Minister des Innern, welcher Posten bekanntlich vom Ministerpräsidenten Grafen Eu lenburg bislang mit ausgefüllt worden war. Fürst von Hohen lohe und Herr v. Köller waren schon am Sonnabend Nach mittag in Berlin eingetroffen und vom Kaiser huldvollst em pfangen worden. Von der Wildparkstation aus fuhr der Kaiser im offenen Wagen mit dem Fürsten Hohenlohe zur Seite nach dem Neuen Palais, in einem zweiten Wagen folgte Flügeladju tant Graf Moltke mit Herrn v. Köller nach. Fürst Hohenlohe, der muthmaßliche Reichskanzler und preußische Ministerpräsident, ist am 31. März 1819 geboren, steht also gegenwärtig im 75. Lebensjahre. Den neuesten Nachrichten aus Berlin vom Sonntag zu folge nahmen Fürst Hohenlohe den Ruf des Kaisers als Reichs kanzler und als Ministerpräsident, sowie Herr v. Köller den al« Minister des Innern an. Fürst Hohenlohe und o. Köller kamen mittags mit Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin nach Berlin uud fuhren um 6 Uhr abends wieder nach dem Neuen PalaiS, dinirten und übernachten dort und werden morgen Vormittag wieder in Berlin eintreffen. Herr v. Köller übernimmt vermuthlich bereits morgen die Geschäfte. Nachdem jetzt dec 15. November als Tag des Zusammen trittes des Reichstages amtlich bekannt gegeben worden ist, dürften die Vorbereitungen für die herannahende ReichStags- sesfion mit erhöhtem Eifer betrieben werden. Der Etat befindet sich in allen seinen Theilen bereits in den Händen des Bundes- ratheS, wo seine Durchberathung vermuthlich derartig beschleu nigt werden wird, daß er dem Reichstage gleich bei dessen Zu sammentritte vollständig unterbreitet werden kann. Auch die neue Tabakfabrikatsteuer-Vorlage soll in ihren Hauptzügen schon fertiggestellt sein, so daß der Reichstag dieselbe vielleicht eben falls schon vorfinden wird. Die übrigen größeren Sachen, die muthmaßlich für die kommende Reichstagssession bestimmt sind, befinden sich anscheinend sämmtlich mehr oder weniger noch in der Ausarbeitung. Im Uebrigen wird natürlich die neue Session zunächst völlig unter dem Eindrücke der wichtigen Vor gänge in den obersten Berliner Regierungskreisen und deren Folgen stehen. Der „Gaulois" sagt: Fürst Hohenlohe sei unbestreitbar der Mann der gegenwärtigen Lage; als Leiter der Regierung werde er in den auswärtigen Beziehungen die friedliebende Po litik des Kaisers zum Ausdruck bringen. Alle Londoner Morgenblätter drücken ihre Ueber- raschung über die Krise in Deutschland aus. Die „Times" sagt, was auch der Grund sei, man glaube hoffen zu dürfen, die Krise bedeute nicht die gänzliche Aufgabe der bisherigen kaiserlichen Politik. — Die „Daily News" meinen, die Krise werde ohne Wirkung auf die auswärtige Politik bleiben und sei eine rein deutsche Angelegenheit. — Der „Standard" schreibt, die Ausschreitungen der Socialdemokratie seien zweifellos eine ernste Sache, aber es sei bedauerlich, daß man die Krise so weit habe gehen lassen. Ein feierlicher Bittgottesdienst für die Genesung des Czaren wurde am Freitag in der Kapelle der russischen Bot schaft in Berlin abgehalten. Der Feier wohnten der Kaiser und die in Berlin anwesenden Prinzen, die höchsten Reichs und Staatswürdenträger, die Generalität, eine Anzahl Mitglie der des diplomatischen Corps usw. bei. Der Kaiser war wäh rend der ganzen, etwa eine halbe Stunde währenden, gottes dienstlichen Handlung von tiefernstem Aussehen. Nach Been digung derselben unterhielt sich der Monarch noch einige Zeit mit dem Botschafter Grafen Schuwaloff. Die Meldungen über das Befinden des Kaisers von Rußland lauten fortgesetzt nicht ungünstig. Der am Freitag Abend 9 Uhr ausgegebene offizielle Krankheitöbericht besagt, daß der Kaiser im Laufe des Tages mit Appetit gegessen, aber einige Schwäche gefühlt habe; im Uebrigen liegt keine Ver änderung vor. Auch private Meldungen über das Befinden des Czaren wissen von dem Anhalten der eingetretenen leichten Besserung zu berichten, so daß es erklärlich erscheint, wenn Ge rüchte auftauchen denen zufolge die Uebersiedelung des Czaren nach Corfu vielleicht doch noch vor sich gehen wird. Ueber den etwaigen Vollzog der Vermählung des Großfürsten-Thronfolgers und der Prinzessin Alix von Hessen liegen noch keine authen tischen Nachrichten vor. Kraft und Brandt lagen, hatten würdige Vertreter gefunden.' und nun begann ich wieder meine Wanderung den Perron ent- Es ist bedauerlich, daß die Direktion dieses Lustspiel nicht noch- lang, diesmal die dunkelsten Stellen auswählend und mit dem mals zur Aufführung bringen will, cs wäre bestimmt zu hoffen,' verzweifelten Bewußtsein, daß mich nur noch fünf Minuten vom daß eine zweite Aufführung noch lohnenderen Erfolg bringen Untergange trennten. würde. Der Besuch war nicht schlecht, doch verdiente aller-! Vor einem kleinen Zimmer oder Verschlag, wo ich die Be- dings die Rührigkeit der Direktion und das wirklich ausge-'amten aus- und eingehen sah, blieb ich einen Augenblick stehen zeichnete Spiel unserer Gesellschaft, daß noch weitere Kreise,! und überlegte, ob mich wohl einer dieser Männer würde mit- auch die der Umgebung sich für die Vorstellungen mehr „er- fahren lassen, wenn ich ihm meine Lage entdeckte, irgend eine " > Gegenleistung versprach, ihn inständig bat; — aber ich hatte Aircheninusik zuin Reformationsfeste. - - . _. - ' „O, teures Gottesworl", Motette für gemischten Chor mand welchen, auch wenn es sich um 50 Pfg. gehandelt hatte. Hauptmann. Gesungen von Mitgliedern des Kilchenchoreö. Herr Lehrer Bluhm-Meißen, im Dezember Herr Pastor Ficker hier und im Januar Herr Schuldirektor Gerhardt Vorträge halten werden. Weiter beschloß die Versammlung beim Stadt- gemeindcrathe zu beantragen, das hiesige Rathhaus für Spar kassen- und Polizeizwecke einzurichten, damit die Klagen, welche bezüglich der Sparkasse berechtigter Weise laut geworden find, verstummen möchten. Es könne auf diese Weise auch ein Wartezimmer für die zur Sparkasse Kommenden geschaffen werden. Ueberdies sei die Vermehrung der Sparkassentaqe besonders wünschenswerth. Außerdem waren die Ausführungen bezüglich der Kirchenrenovation sehr interessant. Gewiß wird >n nächster Zeit denen, welche für Hebung unserer Stadt be sonders begeistert sind, Gelegenheit geboten sein, sich über die Beschlüsse unseres verehrlichen Kirchenvorstandes auszusprechen. Ehre aber dem Kirchenvorstande, der diesen Beschluß faßte, daß endlich nun diese leidige Angelegenheit zu einem Abschlusse gebracht wird. Wir sind gern auch bereit, für unsere Kirche ein Opfer zu bringen, umsomehr, da wohl unsere Stadt von Steuern wahrlich nicht überlastet ist. Ein schöne« Gotteshaus mag aber auch in Jahren unserer Nachwelt predigen, was die Wilsdruffer Kirchgemeinde auf ihren Glauben gehalten hat. Mit Dank nahm der Vorsitzende die Mittheilungen eingeweihter entgegegen. Hierauf wurde der Versammlung nach Vorlesung des Protokolls geschlossen. — Theater. Der vergangene Freitag brachte uns eine Lustspiel-Novität von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg. Gewiß waren die Besucher der Vorstellung der hiesigen Theaterbirektion dankbar, daß sie uns in die Lage setzte, dieses augenblickliche Repertoirstück des Residenztheaters zu Dresden kennen zu lernen. Die einzelnen Rollen dieses 3 Akters waren sehr gut besetzt und wurde auch dieses Lustspiel vor züglich gespielt. Wenigstens war eine Steigerung insofern zu bemerken, als daß alle Mitwirkenden sich von Akt zu Akt mehr in die oft nicht leicht zu spielenden Rollen hinein lebten. Die Hauptrollen, welche in den Händen der Damen Schmidt,
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