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An diesem Augenblick kam Windisch erst die Erinnerung an ein Lächeln, daß diesem auf ein Haar glich, er sah zwei wunderbare blaue Augen, die ihn besänftigt und be strickt hatten trotz aller Abwehr, die er in sein Verhalten gelegt, er hörte eine weiche Stimme — daß ihm dies nicht sogleich aufgefallen war — wie merkwürdig — er stand in Rose Franz nicht noch einmal genau bis in alle Einzelheiten dieselbe, berückend schöne Persönlichkeit? „Franz! Heißen Sie wirklich Franz?" stieß er plötzlich hervor. Rose schaute erschreckt zu ihm auf. Was hatte der Mann nur, er war doch vorher so freundlich und nun — sie fürchtete sich vor seiner eifrigen Miene, vor seinem ge röteten Gesicht und wich an die Ausgangsthüre zurück. Er bemerkte es und lächelte. (Fortsetzung folgt.) Nachdruck verboten. Das Maasaltm ia MMmbW. Bevor im Jahre 1870 König Wilhelm auf den Kriegs schauplatz zu der Armee abreiste, begab er sich in das Mausoleum in Charlottenburg, um am Grabe seiner Ettern in stiller Andacht niederzuknieen. Wer dächte nicht dieses ergreifenden Beweises von dem liefen Empfinden unseres ersten Kaisers, wenn er im herrlichen Schlohpark von Char lottenburg die Allee dunkler «pheubewachsener Fichten betritt, an deren Ende das Mausoleum liegt! Fürwahr, ein nationaler Wallfahrtsort war die Stätte schon längst, ruhte doch hier die Königin Luise, unseres unvergeßlichen Kaisers Wilhelm unvergeßliche Mutter, deren edle Züge durch Rauchs Meisterwerk dem Beschauer vor die Augen geführt werden; wie viel mehr wird dies jetzt der Fall sein, da seit dem 2. September das Mausoleum in seiner veränderten Gestalt dem Publikum wieder offen steht. Ursprünglich war der Bau nur klein, er umfaßte nur die jetzige Vorhalle, in der, vom blauem Licht umflossen, der herrliche Sarkophag der Königin Luise stand. Als im Jahre 1840 König Friedrich Wilhelm III. seiner von ihm innig geliebten Gemahlin in das Grab folgte und neben ihr im Gruftgswölbe des Mausoleums beigesetzt war, da schuf König Friedrich Wilhelm IV. jene weihevolle kapellen artige Halle, in der neben dem Sarkophag ler Königin Luise auch der des Königs Friedrich Wilhelm III. seinen Platz fand, und die wohl in jedem Gemüt einen bleibenden Eindruck hinterläßt. Als dann im Jahre 1888 Kaiser Wilhelm starb, wurde, um seinen Wunsch, neben seiner Mutter beigesetzt zu werden, erfüllen zu können, ein weiterer Vergrößerungsban nötig. Schon im Jahre 1890 war dieser beendet, aber die Ausführung der Sarkophage des Kaisers Wilhelm und seiner inzwischen auch Heimge gangenen Gemahlin erforderte noch längere Zeit, und erst in diesem Jahre am Sedantage konnte die Wiedereröffnung des Mausoleums feierlich vollzogen werden. Jetzt stehen außer den Nauch'schen Sarkophagen König Friedrich Wilhelms III, und der Königin Luise oie von Professor Encke geschaffenen Sarkophage Kaiser Wilhelms und der Kaiserin Augusta in dem Kapellenraum. Wenn man die acht Stufen des kleinen Vestibüls hinaufgestiegen ist, blickt man nicht mehr unmittelbar in den Kapellenraum hinein, in dem die Sarkophage stehen, das Auge fällt vielmehr auf Vie riesenhafte Gestalt eines Engels, der in der Vorhalle gleichsam vor der Königsgruft Wache hält. Die Figur ist aus karrarischen Marmor, dessen Schönheit durch das von früher her erhallen gebliebene blaue Oberlicht noch gehoben wird. Dieses blaue Licht fällt auch auf die beiden Sarko phage, die im vorderen Teile des Kapellenraumes mit dem Kopfende nach der Vorhalle zu aufgestellt sind, während die beiden Enckeschen Sarkophage durch zwei oben in den Seitenwänden angebrachten Fenster eine zarte gelbliche Beleuchtung erhalten. Die Enckeschen Sarkophage sind erheblich größer als die Rauchschen. Betrachten wir zunächst rechter Hand den Sarkophag Kaiser Wilhelms I, Ec wird wie der der Kaiserin Augusta, von vier geflügelten Löwen getragen, als Fries an den Hauptgesimsen beider Sarkophage dient die Kette des hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Das von dem Kopfkissen niederwallende Stück des mit Lorbeerzweigen eingefaßten Bahrtuches zeigt die Kaiserkrone und bei Kaiser Wilhelm ein V?, bei der Kaiserin Augusta ein A. Auf dem Bahrtuch ruht Kaiser Wilhelm in der Uniform des 1. Garderegiments zu Fuß mit den Epaulettes eines Generalobersten, die Brust von reichem Ordensschmuck bedeckt. Die Züge des geradeaus gerichteten Kopfes zeugen von jener Herzensgüte, die den hochseligen Kaiser in so hohem Maße auszeichnete. Die Hände sind über der Brust gefaltet und halten das auf dem linken Beine ruhende, lorbeerumkränzte Neichsschwert. Der untere Teil des Körpers wird von dem Hermelin bedeckt, der über das Fußende des Sarkophages niederfällt. Die beiden Langseiten des Sarkophages sind mit Reliefdar stellungen geschmückt, welche die mit Lorbeer- und Eichen blättern umwundenen Symbole des Krieges und des Friedens zeigen. Neben dem Sarkophage nach der Außenwand zu ist eine Gedenktafel in den Boden einge lassen. Sie trägt die Inschrift: „Hier ruht in Gott Wilhelm I., Deutscher Kaiser und König von Preußen, geboren den 22. März 1797, gestorben am 9. März 1888 im 28. Jahre seiner ruhmreichen Negierung. — Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Flieden fahren." — Die neben dem Sarkophage der Kaiserin Augusta an entsprechender Stelle ein gelassene Jnschrifttafel lautet: „Hier ruht in Gott Augusta, Marie, Luise, Katharina, Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Heizogin zu Sachsen, geboren den 30. September 1811, gestorben am 7. Januar 1890. — Seid fröhlich in Hoffnung, ge duldig in Trübsal, haltet an am Gebet." — Die Lang seiten dieses Sarkophages sind ebenfalls mit Reliefs ge schmückt. Zwischen Lorbeern und Palmenwedeln sieht man auf der einen Seite das Kreuz, auf der anderen den Kelch. Die Gestalt der Kaiserin Augusta ist von einem zarten Schleier bedeckt, in ähnlicher Weise wie bei dem Sarkophage der Königin Lmse. Das mit dem Diadem und dem goldenen Myrthenkcanze geschmückte Haupt ist ein wenig nach links geneigt. Die gefalteten Hände halten auf der Brust das Kreuz fix, von dem aus eine Ranke von Blüten und Blättern der Paffionsblume über den Schleier niederfällt. Humoristisches, Dampfpstngc. Die Chinesen hatten erfahren, das ein der artiges Kulturwerkzeug in Europa existiere, und sie beeilten sich, es anzuschaffen. Und siehe da, sie betrieben sofort ihre Kriegsbericht- erstattung mit Dampflüge. Kläglich. Die neunjährige Else (am französischen Konsulat vorbeigehend): „Mama, wozu ist denn eigentlich der französische Konsul?" — Mama: „Daß er seinen Landsleuten in Deutschland beisteht." — Else: „Würde der mir wohl.bei den französischen Arbeiten Helsen?" Keiteres. A.: „Denken Sie sich, der Doktor der klassischen Philologie, Dr. Schmidt, hat die alte reiche Witwe des Fabrikanten Schulz geheiratet!" — B.: „Fällt mir nicht auf, das! Er ist nämlich ein gründlicher Kenner des klassischen Griechentums, lebt und stirbt nur für die Alten!" Mißverstanden. Erster Sonntagsjäger: „Du, Eduard, hast Du noch etwas Munition?" Zweiter Sonntagsjäger: „Jawohl; hier noch zwei belegte Wurstbrötchen und einen Schluck Portwein." Der Santostelhekd. Frau: „Woran senkst Du, Heinrich?" Mann: „An Dich, Rosaura!" Frau: „Das war Dein Glück!" Ans dem chemischen Gramen. Professor: „Wenn man Flüssig keiten längere Zeit der freien Luft aussetzt, so können in denselben verschiedene Veränderungen eintreten. Können Sie mir einige der artige Veränderungen nennen, Müller?" Müller (schweigt). Pro fessor: „Nun, was geschieht z. B., wenn man Bier längere Zeit im offenen Glase stehen läßt?" Müller: „Kommt bei mir nie vor, Herr Professor." Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. April 1870. RedattwnHUck und Bering von B. Angerstein, Wernigerode.