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selbst staunte wohl am meisten über die Wandlung, die mit ihr vorgegangen war. Lernen wollte sie, nur lernen, um — sie hatte es sich nie verhehlt, dem näher zu kommen, sich an dessen Seite zu schwingen, der ihr ganzes junges Herz gefangen genommen. Ob er von ihrem Eifer je Kenntnis erhalte, bekümmerte sie wenig, es war ihr eine Genugthuung, zu wissen, daß sie wenigstens in der Bildung ihm näher ge- rückt war, daß eine Verbindung mit ihr ihn wohl kaum würde lächerlich gemacht haben. Niemand ahnte et was von dem Schmerze, von der Sehnsucht, die sie fast verzehrte. JhrstillesWesen, ihr bleiches Aus sehen schrieb die Pate dem fast über großen Lerneifer zu, niit dem sie ihre Studien be gonnen und auch durchgeführt hatte. J>re Lehrer schüt telten den Kopf, einesolcheSchülerin war ihnen wohl noch nicht vorgekommen, und als sie darauf bestand, zu dem Uebrigen auch noch die italienische Sprache zu lernen, seine Mutter sprache, warnte man sie vor dem Uebermaß, das sich bitter rächen würde. Aber Rose kannte ihre Natur, ihre Energie. Was sie sich vorgenommen, das wußte sie durch zuführen. Nur kurze Zeit wollte sievonHause fern bleiben, aber es vergingen Wochen und Mo nate und wieder trat der Herbst ins Land, als Rose endlich dem Heim weh nachgab und den Bitten ihres alten Vaters. Sie kehrte nach der Heimat zurück. Aber auch da litt es sie nicht. Jeder Winkel, jeder Stein erinnerte sie an den Geliebten, auf die Gallerie zu steigen war sie nicht zu bewegen. Dort oben hatte sie die köstlichsten Stunden ihres Lebens, aber auch die bitter schmerzlichsten Augenblicke durchgekostet — sie wollte das Furchtbare nicht noch einmal erleben, indem sie es an ihrem Geiste vorüberziehen ließ, sie hätte die Qual nicht noch einmal ertragen. Als sie zum zweiten Male Abschied nahm, bestürmte sie ihren Vater, mitzuziehen. Aber all ihr Blühen scheuerte an des Taubenfranz Hartnäckigkeit: „Hier habe ich Freud und Leid erlebt, hier will ich auch sterben und wenn sie dereinst — wer weiß, Gottes Wege sind wunderbar — kommen sollte und ich wäre nicht da, könnte ich ihr meine Verzeihung nicht angedeihen lassen. Geh mit Gott, Kind, auch in dein armes Herz wird die Ruhe einziehen und die Sehnsucht, das Verlangen nach Glück, allmählich ab sterben!" Roses Herz wehrte sich mit aller Macht. Absterben? Wie konnte absterben, was von Tag zu Tag lebendiger wurde? Und doch — es mischte sich kein Begehren in ihre Liebe, in die Heiligung, mit welcher sie die Erinnerung an Paul Merita um gab. Ihr Opfer war groß, aber es war nicht vergeblich gebracht. Und wenn sich ihr der Gedanke an solch unermeß liches Glück doch einmal aufdrängen wollte, dann dachte sie an das Dichter wort: Die Sterne begehrt man nicht, man freut sich ihrer Pracht — und zwang sich zur Ruhe. Ein unbestimmtes Gefühl zwar hatte ihr gesagt/daß sie sich mit dem ge wählten Berufe immer mehr von dem Geliebten ent ferne, aber sie mußte für ihren Unterhalt sorgen, denn die Pate und deren Mann plagten sich tagaus, tagein und konnten ihr nichts geben. Außerdem schwebte es ihr vor, wie sie einst den alternden Vater werde unterstützen können und ihm durch dieThat seine große Liebe ver gelten dürfe. Paul war ihr verloren, dafür hatte ihr der Herr den Vater gelassen, da mit sie die reichen Schätze ihres Herzens über ihn ausschütte. Ihres Herzens allein? „Hundert Mark Gehalt" summte es ihr in den Ohren — und später mehr!" Hundert Mark! Ein Ver mögen bei ihrer Anspruchslosigkeit! Einmal mußte der Vater ja einwilligen, den Turm zu verlaßen. Er konnte den Dienst wohl kaum viel länger mehr versehen und dann wollte Rose ihn im Triumph nach ihrem kleinen netten Heim bringen, sie malte es sich im Voraus schon aus, wie erstaunt er aufblicken würde „Wann soll ich mich einfinden, hatte sie schüchtern gefragt und Windisch gab ihr nun die Antwort. „Wenn es Ihnen paßt, Fräulein Franz, so erwarten wir Sie gleich morgen." Sie nickte eifrig und lächelte zu dem großen Manne auf. Doppelter Korb. Von G. Meyer-Ball. Doppelter Uorb. Fröhlich schallen ihre Grüße, Und das Körbchen reicht Sie dein Fuchs, der alles Süße Gar zu gern beschleicht. Aber süßer, als die Beeren ^n dem Korbe drin Dünkel dem ein Kuß in Ehren Bon der Gärtnerin. Doch, o weh, — das frische, freie Lächeln ist vorbei! — Alter Fuchs, ich prophezeie Dir der Körbe zwei! Frida Schanz.