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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 18.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189409183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18940918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18940918
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-18
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Monat
1894-09
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Jahr
1894
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machung ihrer Forderungen auf gesetzlichem Wege, die Erreich ung besserer Arbeitsbedingungen, die Freiheit des Arbeitsver trages sind in reichlichem Maße gewährleistet. Das allgemeine Wahlrecht hat der großen Menge der industriellen Arbeiter eine politische Macht in die Hand gegeben, wie in keinem andern Lande. Unsere Wohlfahrtseinrichtungen, theils durch öffentliche, theils durch private Veranstaltung der Arbeitgeber, sind muster haft. Zur Pflege der Gesundheit und einer behaglichen Häus lichkeit geschieht unendlich viel. Die Löhne sind bei bescheidenen Ansprüchen, wie sie den sogenannten Mittelklassen oft in noch höherem Maße auferlegt sind, auskömmlich. Von direkten Staats- und Gemeindelasten sind die gewöhnlichen Arbeiter fast überall befreit, während sie an den dadurch geschaffenen Einrichtungen den hervorragendsten Antheil haben. Der großen Mehrzahl unserer Arbeitgeber kann man wahrlich nicht den Borwurf machen, ihre Arbeiter zu drücken; ein gutes Verhält- niß liegt schon in ihrem eigenen Interesse. Wir bestreiten, daß es je zu irgend einer Zeit dem Arbeiter besser gegangen ist, als heutzutage, die Ansprüche und Gewohnheiten waren aber früher bescheidener. Und trotz alledem diese weitverbreitete Unzufriedenheit, dieser gewaltige Sturmlauf gegen die Grund lagen unserer Gesellschafts- und Erwerbsordnung! Den deutschen Arbeiterstand, soweit er den Hetzern und Verführern folgt, kann man von Undank nicht freisprechen. Alle Wohlthaten, die ibm erwiesen wurden, alle Menschenfreundlichkeit und Fürsorge haben wenig dazu geholfen, die Stimmung der Unzufriedenheit und des Neides zu mildern. Die Arbeiter könnten es noch einmal schwer empfinden, wenn der rücksichtslose Kampf, den sie unter nommen haben, mit der gleichen Energie von den Ange griffenen ausgenommen würde. Die letzteren sind schließlich doch die Stärkeren, wenn sie ihre Macht ebenso schonungslos ausnutzen wollten, wie die Herausforderer. Auf dem am 23. September in Eisenach stattfindenden Parteitag der freisinnigen Volkspartei dürfte es jeden falls sehr lebhaft zugehen. Nicht weniger als 78 Abänderungs anträge zum Entwürfe des neuen Parteiprogrammes sind bis jetzt beim Centralbureau genannter Partei eingebracht worden, es wird Herr EugenRichter und seinem speziellen Anhang sicher lich nicht leicht werden, den Programm-Entwurf in seiner ur sprünglichen Gestalt gegenüber diesen massenhaften Abänderungs anträgen erfolgreich zu vertheidigen. Die Verhandlungen zwischen den Berliner Saalin habern und der sozialdemokratischen Boykottkom mission wegen Aufhebung der Saalsperre gegenüber sozial demokratischen Versammlungen haben zunächst noch zu keinem Ergebniß geführt. Zwar zeigte sich auf beiden Seiten versöhn liche Stimmung, doch konnte noch kein Einverständniß erzielt werden, da die Vertreter der Boykottkommission erklärten, es müsse zuvor die Frage der Aufhebung des Bierboykotts selbst entschieden sein. Infolgedessen wählte das Comits der Saal inhaber einen engeren Ausschuß, welcher mit dem „Ring" der Brauereien in der Angelegenheit weiter unterhandeln soll. Köln. Der neunte Delegirtentag des Jnnungs- verbandes deutscher Handwerksmeister fordert in einstimmig an genommenen Resolutionen den gesetzlichen Schutz des Werklohnes der Bauhandwerker gegen gewissenlose Spekulanten durch die Einräumung eines Pfandrechtes an Baugrundstücken, so daß die Handwerker auch gegen den Willen des Bauherrn im Grund buche Sicherungshypotheken eintragen lassen dürfen. Die Werk lohnansprüche der Bauhandwerker sollen gleichberechtigt mit dem ermittelten reellen Werthe der Baustelle bei der Zwangsverstei gerung sein; weiter könne die Strafprozeßordnung und der Ci- vllprozeßordnung nur dann den berechtigten Forderungen der Handwerker entsprechen, wenn die Betheiligung des Laienele ments an der Rechtsprechung erweitert werde. Die Velsamm- lung fordert die Vergebung öffentlicher Bauten an die Jnnungs- mitglieder, so lange der Befähigungsnachweis nicht eingeführt sei, die Kaution des Unternehmers dürfe 5 Proz. nicht übersteigen. Karlsbad, l2. September. Ueber den Aufenthalt des deutschen Reichskanzlers in Karlsbad berichtet die hiesige „Zei tung": „Die Anwesenheit des deutschen Reichskanzlers Grafen Caprivi verleiht der allmählich abnehmenden Saison noch einen letzten Glanz. Das Interesse der Kurgäste konzentrirt sich selbst verständlich auf den interessanten East, der hier ganz einfach, fast bescheiden auftritt und seiner Kur mit nahezu militärischer Pünktlichkeit obliegt. Nach dem Brunnentrinken macht Graf Caprivi regelmäßig ganz allein eine Promenade nach dem Cafä „Freundschaftssaal", woselbst er das erste Frühstück einnimmt. Gegen 9 Uhr kehrt er in seine Wohnung, im Hause „Weißer Löwe", zurück, um dringende Angelenheiten seines Amtes zu er ledigen und sich dann ein kurzes Vormittagsschläfchen zu gönnen, da die Nachmtttagsstesta den Karlsbadern Kurgästen meist ver boten ist. Um 3 Uhr nimmt der Reichskanzler in Gesellschaft seines Adjutanten das Diner im Hotel „Continental". Der Nachmittag wird gewöhnlich zu Ausflügen in Karlsbads herr liche Umgebung benützt und der Abend findet den Gast stets im Hotel „Hopfenstock" beim Souper. Die hohe, imposante Gestalt des deutschen Reichskanzlers, der seine 63 Jahre mit jugendlicher Elastizität trägt, erregt überall, wo sie sich zeigt, Aufmerksamkeit, und trotz der Civilklcidung erkennt man in ihm sofort den Militär. Graf Caprivi fühlt sich hier außerordent lich wohl und ist immer bei guter Laune. Im Verkehr mit anderen Personen ist er stets von großer Liebenswürdigkeit und äußerst entgegenkommend, oft sogar von jovialer Herablassung. So ließ er es sich ruhig gefallen, daß ihn neulich die blonde Bertha vom Cafe „Freundschaftssaal", die ihm täglich das Frühstück servirt, tüchtig auszankte, weil er ihr „untreu" geworden war, indem der Reichskanzler zur Abwechslung im Cafe „Jäger haus" den Morgenimbiß nahm. Seit dieser Zeit wagte er es nicht mehr, dem kleinen Kaffeemädchen erneuten Schmerz zu bereiten. Aus dem soeben erschienenen mächtigen Bande, der die Ergebnisse der letzten französischen Volkszählung (vom Jahre 1891) enthält, führt die „Voss. Ztg." einige bemerkenswerthe Einzelheiten an. Es giebt in Frankreich 33 Gemeinden, die weniger als 40 Einwohner zählen. Die zwei kleinsten Ge meinden haben bloß je 17 Einwohner. Das starre französische Gesetz, das keine Ausnahmen kennt, fordert auch von diesen Orten, die ihr Gemeindeleben in den vorgeschriebenen Formen ablaufe. Sie müssen also einen Bürgermeister, Gemeinderath Schriftführer, Flarschützen u. s. w. haben. 47 Hundertstel aller Franzosen leben noch immer von der Landwirthschaft, 25 vom Gewerbe, 10 vom Handel. 700000 Franzosen sind Staats diener, 1114873 Personen üben freie Berufe, volle 2295000 geben zu, ohne jede Beschäftigung ausschließlich von ihren Ein künften zu leben. In Paris leben 330000 Erwachsene voll ständig allein, unverheirathet, ohne Gefährten und Familie. Die Zahl der Einwohner von 1 zu 15 Jahren hat seit 1886 um 226334 abgenommen, die der Einwohner über 21 Jahre um 267000 zugenommen. Dieser Zuwachs an Erwachsenen rührt ausschließlich von der Einwanderung her, jene Abnahme kommt auf Rechnung der Verminderung der Geburten. Die großen französischen Manöver in der Gegend von Orleans haben einen bemerkenswerthen Vorgang gezeitigt. Der den Manövern beiwohnende Militärattache der deutschen Botschaft in Paris, Oberst Schwarzkoppen, legte in Gemein schaft mit einem französischen Hauptmann an den Gräbern der auf dem Friedhöfe von St. Vincennes bei Orleans ruhenden deutschen und französischen Soldaten Lorberkränze nieder; beide Offiziere hatten hierbei große Uniform angelegt. In Frankreich scheint der pietätvolle Act namentlich wegen des gemeinsamen Handelns der zwei Offiziere tiefen Eindruck gemacht zu haben, wie aus allen Meldungen des französischen Telegraphen über den Vorfall hervorgeht, in Pariser politischen Kreisen hegt man die Ueberzeugung, daß Oberst von Schwarzkoppen nach den Anweisungen seiner Regierung handelte. Auch in Deutschland wird man die pietätvolle Huldigung, welche Vertreter der deutschen und der französischen Armee gemeinsam den Manen der Heimgegangenen Krieger aus den blutigen Kämpfen von Orleans dargebracht haben, zu würdigen verstehen, ohne doch dem ganzen Vortrag eine übertriebene politische Bedeutung bei zulegen. Immerhin kann derselbe als ein neues Glied in der Kette der mancherlei Versuche gegenseitiger Wiederannäherung zwi schen Deutschland und Frankreich, welche die jüngste Zeit schaute, betrachtet werden und deshalb wird das Ereigniß an den Gräbern von St. Vincennes in allen besonnenen Kreisen jenseits der Vogesen wie auch in Deutschland sicherlich mit Befriedigung begrüßt werden. - König Oskar von Schweden und Norwegen hat jüngst einen offenen Brief an das schwedische Volk erlassen, in dem es avfgefordert wird, den im Dezember eintretenden 300. Jahrestag der Geburt des Heldenkönigs Gustav Adolf als nationalen Festtag zu feiern. Es heißt in diesem Briefe: Drei Jahrhunderte sind bald vergangen, seit König Gustav Adolf geboren wurde. Die ganze evangelisch-protestantische Welt, die in ihm einen ihrer ersten Helden erblickt, hat Anlaß, auf dieses bedeutungsvolle Ereigniß ihre Gedanken zu richten. In erster Linie muß dies aber in dem Lande geschehen, daß das Glück hatte, ihn den Seinen zu nennen und als den vorzüg lichsten in einer Reihe großer Könige zu zählen. Das Herz eines jeden Schweden muß von Stolz und Freude erfüllt werden, wenn diese schöne Erinnerung vor seine Augen tritt. Denn das Leben des Heldenkönigs hat über den schwedischen Stamm einen Glanz verbreitet, den keine Zeit zu verwischen mag, und seine Verdienste um das Reich, das Göttin seine Hände gelegt, werden oder können niemals vergessen werden. Eine Königsthat, wie diejenige Gustav Adolfs, findet man selten in der Geschichte des Volkes. Als er im Alter von 17 Jahren, noch ein Jüng ling, den Thron seiner Väter bestieg, um die Führung des schwedischen Reiches zu übernehmen, fand er es von tiefer innerer Zwietracht erregt, von langwierigen Kriegen ausgezehrt und den zahlreichen mächtigen Feinden gegenüber unruhig und unschlüssig. Nach Ansicht Vieler stand es hart am Rande des Untergangs. Es muthet daher fast wie ein Wunder an, was man zwanzig Jahre später bei seinem vorzeitigen Hinscheiden erblickt. Ein einiges, verjüngtes und hochgesinntes Volk steht in Sorge an dem Grabe seines unvergeßlichen Königs, aber auch fest ent schlossen, das Werk, das der große König hinterlassen, mann haft zu vollenden. Er hatte nicht blos seine Selbstständigkeit befestigt, er nahm auch einen ehrenvollen Platz in der Reihe der ersten Staaten Europas ein. So lange wie der evangelische Glaube Wurzeln schlägt und heilig gehalten wird, wird das Andenken Gustav Adolfs als des Mannes, der mit Gottes Hülfe die Sache des Protestantismus rettete, als diese in äußerster Gefahr schwebte, in Ehren gehalten werden. Für unsere deutschen Glaubensverwandten schien keine Rettung vor handen zu sein, und die Sturmfluth der päpstlich-katholischen Uebermacht drohte jeden Augenblick unsere eigenen Küsten zu erreichen. In dieser Stunde der Gefahr trat Gustav Adolf in den Kampf. In den Augen der meisten war er ungleich, un gewiß und voll der größten Gefahren, für ihn stand es jedoch klar, daß die Zukunft Schwedens und die Freiheit des evan gelischen Glaubens unauflöslich miteinander verbunden waren. Er sah in den Kampf einen Ruf von oben, folgte ohne Zaudern dessen Mahnung, und gab mit Freuden sein Leben, und er hat es, wie die Geschichte lehrt, nicht vergebens gethan. Darum aber gehört sein Name nicht nur dem Vaterlande, sondern der «Menschheit, und sein Kampf für die Sache des Protestantis mus hat seine welthistorische Größe begründet. Vaterländisches. Wilsdruff, den 17. September. Der gestrige Sonn tag brachte uns wie bereits in den srüheren Jahren durch Bahn und durch Lohngeschirre zahlreichen Kirmesbesuch. Lebhaften Verkehr konnte man deshalb auch auf Straßen und in öffent lichen Lokalen beobachten. Auf der Schießwiese aber herrschte in den Nachmittagsstunden bis in die Nacht hinein äußerst reges Leben. Heute aber, am wirklichen Kirchweihtag, strahlt die Sonne warm hernieder und dürfte wiederum in den Nachmittagsstunden viele Besucher nach den Sehenswürdigkeiten der Festwiese ziehen. Schon des öfteren hat man sich in längeren und kürzeren Aus führungen über die Entstehung der auch in unserer Gegend so beliebten Kirchweihfesten ausgelassenund dürfte folgende geschicht liche Thatsache von Interesse sein: „Im Jahre 335 ließ die fromme Helene, die Mutter des ersten christlichen Kaisers Kon statin des Großen, über dem Grabe Jesu eine schöne Kirche bauen und verordnete eine feierliche Einweihung derselben. Zur Erinnerung an diese Kirchenweihe befahl der Kaiser, daß alle Jahre dieser Weihetag — es war der 14. September — feier lich begangen werden sollte. Das Beispiel Konstantin's fand in der Christenheit Nachahmung; man weihte seitdem alle Kir chen feierlichst ein und beging jährlich das Andenken dieser Weihe. So hat sich diese christliche Einrichtung bis auf den heutigen Tag erhalten. Insofern nun beim katholischen Gottesdienste Messe als der vorzüglichste Theil betrachtet wird, nannte man die Kirchweih auch Kirchmesse, und daraus entstand im gemein samen Leben das Wort Kirmse oder Kirmes. Es hat jedoch auch nicht an Solchen gefehlt, welche diesen Ausdruck von den' slavischen Worte Kermes, d. h. Schmauserei, herleiten." Hoffent lich hat sich kein Kirmesbesucher bei den fetten Kirmeskuchen den Magen verdorben. — Auf das am heutigen Dienstag im Saale des Hotels zum Adler stattfindende Kirmes-Konzert wollen wir nicht versäumen, auch an dieser Stelle aufmerksam zu machen. Das reichhaltige Programm bietet der Abwechselung Vieles u. A. kommt auf vielseitiges Verlangen „Ein Jahrmarkt in Kräh winkel" nochmals zur Aufführung. — Wie aus dem amtlichen Theil unseres heutigen Blattes ersichtlich, bleibt wegen Reinigung die Kämmerei- und Spar- kassen-Erpedition Mittwoch, den 19. d. M., geschlossen. — Ihre Majestät die Königin beehrte am vergangenen Sonnabend die „Internationale Ausstellung" zu Dresden mit einem Besuch. Bei dem Rundgange der hohen Herrschaften besichtigte man auch den Tempel der Conservenfabrik von C. R. Sebastian u. Co., Wilsdruff, und verweilte Ihre Majestät nebst den sie begleitenden Herrschaften längere Zeit daselbst. Sämmtliche Aussteller waren entzückt von der Leut seligkeit und Liebenswürdigkeit der hohen Frau, welche sich in ungezwungendster Weise unter dem Publikum bewegte. — Aus den Plakaten für die Aufführungen des Luther festspieles in der Turnhalle zu Potschappel erlauben wir uns, die Aufmerksamkeit unsrer geehrten Leser auf ein Dreifaches zu lenken: Auf die Zeil der Aufführungen, die Verkaufsstellen, den Eintrittskarten, und die Preise der Plätze. Die Aufführ ungen finden am 22., 23., 25., 26., 27., 29., 30. September und 2. Oktober statt, und zwar am 23. und 30. September — d. i. an den be'den Sonntagen der Aufführunzszeit — von nachm. 5 Uhr, an den übrigen Tagen dagegen von abend« 8 Uhr an. Da nun der planmäßige letzte Abendzug in der Richtung von Potschappel nach Wilsdruff für die Besucher dieser Gegend im Ganzen genommen, nicht günstig liegt, so ist der Ausschuß für das Lmherfestspiel bereits mit der Generaldirektion der König!. Sächs. Staatseisenbahnen wegen Einlegung eines späteren Zuges für Donnerstag, den 27. September, in Ver handlung getreten, die sicherlich zu dem erwünschten Ziele führen wird. Zu dieser Donnerstags-Aufführung werden neben den Verkaufsstellen der Eintrittskarten in Burgk, Deuben, Döhlen, Dresden, Potschappel, Zaukeroda pp. noch je eine Verkaufsstelle in Keffelsdorf und Wilsdruff errichtet, und zwar in Kesselsdorf bei Herrn Kaufmann Heinzmann und in Wilsdruff bei Herrn Kaufmann Th. Ritthausen. Auf diese Weise dürfte den Be wohnern der Wilsdruffer Gegend die größte Bequemlichket zum Besuche einer Aufführung des Lutherfestspiels geboten sein. — Die in diesem Jahre geernteten Kartof sein enthalten in Folge des feuchten Wetters besonders viel Wasser. Dem kann man aber abhelfen, indem man sie, wie das Obst, nach reifen läßt. Dies geschieht dadurch, daß man die Kartoffeln vor ihrer Verwendung an einen trockenen Ort legt, damit sie den zu starken Gehalt an Wasser verdunsten und mehliger werden. Es ist das um so nothwendiger, als man die Kartoffeln ge wöhnlich in an sich schon kühlen, feuchten Keller aufzubewahren pflegt, wo sie im nassen Zustande dann der Fäulniß und dem Verderben bald ausgesetzt sind. — Nachnahme durch Postkarten. Diese neue Ein richtung, die sich auf ganz Deutschland erstreckt, wird noch viel zu wenig angewandt. Es scheint, daß dieselbe noch nicht ge nügend in unseren Geschäftskreisen bekannt ist. Die Nachnahme mittelst Postkarte ist bedeutend billiger als durch die Postauf träge. Der Postauftrag muß stets mit 30 Pfg. Porto beklebt werden, die Postkarte nur mit 15 Pfg. Von den durch Post auftrag eingezogenen Beträgen werden immer mindestens 20 Pf. Porto für Uebersendung des eingezogenen Geldes von der Post in Abzug gebracht, dagegen von den durch Postkartennachnahme eingezogenen Beträgen bis 5 M. nur 10 Pfg., über 5—100 Mark nur 20 Pfg., über 100-200 M. 30 Pfg., über 200 bis 400 M. 40 Pfg. Die Postkartennachnahmen müssen auf der Vorderseite außer dem wahrzunehmenden Betrage (in Buch staben und Ziffern) auch unmittelbar darunter Namen und Wohn ort des Absenders tragen. — Ueber die allgemeine Geschäftslage schreibt der „Con." : Alle diejenigen Geschäfte, welche Stapel- und Con- sum-Artikel verkaufen, sind recht gut beschäftigt. Nur über den Absatz feiner und theurer Modeartikel wird Klage geführt. Selten ist die Witterung dem Geschäft so zu Hilfe gekommen wie diesmal. Der Verkauf von Herbst-Artikeln, der sonst stets nur schwach war, ist diesmal lebhafter denn je. In den Detail geschäften regt sich der Verkehr früher als sonst. D e Rück wirkung auf das Fabrik- und Engrosgeschäft bleibt nicht aus. Nachbestellungen gehen früher ein als sonst. Die Lage wäre für viele Geschäfte noch eine bei Weitem bessere, wenn nicht so viele Lageroorräthe vorhanden wären. Das bezieht sich nament- licb auf die Confektionsbranche, welche diesmal 4 Wochen früher als sonst zu arbeiten begonnen hat. Selbst Diejenigen, welche stets pessimistisch denken, müssen zugeben, daß alle Vorbeding ungen für ein gutes Geschäft, gute Ernte, günstiges Herbstwetter, zunehmender Verdienst der Arbeiterbevölkerung gegeben sind. Noch vor etlichen Wochen mußten wir viele Klagen über den Geschäftsgang vernehmen; heute giebt man unumwunden zu, daß die gemachten Umsätze keineswegs kleiner sind, als im Vorjahre. — Potschappel. Nach einer Mittheilung aus Hochkirch ist der des Mordes an dem Seifensieder Schöne von hier ver dächtige Brennereigehülfe Thamme aus Friedrichroda in einer Verpflegstation in Steindörfel ermittelt und verhaftet worden. — Am Mittwoch Nacht wurde der Besitzer der Rothen Schänke in Döhlen durch Anschlägen seiner Hunde geweckt. Er begab sich hierauf in die Gaststube und fand in derselben einen Mann vor, den seine Hunde gestellt hatten. Der Ein dringling, der jedenfalls einen Diebstahl beabsichtigt, hatte kurz vor Schluß des Lokals sich unterm Billard versteckt und ein schließen lassen. Er entpuppte sich als der schon sehr oft vor bestrafte Handarbeiter Schönfelder aus Dresden, der sich seit einigen Tagen in hiesiger Gegend Herumgetrieben hat. Sch. wurde verhaftet und an das Amtsgericht Döhlen abgeliefert. — Ueber das Ernteergebniß in der Meißner Gegend wird von fachmännischer Seite mitgetheilt: Das günstige Wetter während der Entwickelungsperiode veranlaßte vielfach ein zu dichtes Aufgehen der Saat. Die dann während der Blüte- und Reise zeit eingetretenen Regengüsse haben an vielen Stellen großes Lager verursacht, dadurch wurde die Körnerentwickelung wesent lich gehindert, so daß das durchschnittliche Ergebniß bei Weizen und Korn einer Mittelerntc gleich zu stellen ist. Hafer und ' Gerste stehen den vorstehenden Getreidearten im Ertrag ziemlich
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