Volltext Seite (XML)
Untersuchungen darüber angestellt, ob die Verhältnisse des das Bürgerrecht nachsuchenden Einwohners die nöthigen Garantien dafür bieten, daß er ein dauerndes Interesse am Gemeindewohl und die Befähigung, für dasselbe zu wirken, besitze- Diese Un tersuchung gründete sich auf die Motive einer Bestimmung der Revidirten Städteordnung. Gegen die Anwendung dieser Motive und damit der Auswahl der Personen für das Bürgerrecht war von sozialdemokratischer Seite bei der Kreishauptmannschaft Berufung eingelegt worden. Die Kreishauptmannschaft hat sich nun der Auffassung der Wahlgeschäftsstelle des Rathes nicht angeschlossen. Es sind in Folge dessen die Rceurrenten in diesem Sinne benachrichtigt worden. — Wie vorsichtig man mit einer Petroleumlampe um gehen muß, zeigt nachstehender Fall in Königstein. Von einem mit einer Decke belegten Tische, auf welchem die brennende Lampe stand, erhob sich eine junge Dame und blieb mit ihrem Kleide hängen. Beim Weggehen zog sie Decke und Lampe herunter. Das Petroleum floß über einen Theil der Kleider und auf den Fußboden. Durch das Erplodiren der Lampe fingen die Kleider Feuer. Durch die erhaltenen Brandwunden liegt die betreffende Dame nun krank darnieder. — Aus der Lausitz wird geschrieben: Unsere gesammte Leinenindustrie hatte im vergangenen Jahre schwer darunter zu leiden, daß nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rußland die Flachsernte sehr schlecht ausgefallen war. Infolge dessen stiegen die Preise für Rohflachs bedeutend, ohne daß es möglich war, die Preise für Leinengarn und fertige Leinen damit in Einklang zu bringen. Heuer ist nun in Rußland eine sehr gute Ernte für Flachs zu erwarten, und da auch die damit be baute Fläche größer ist als im letzten Jahre, so ist zu hoffen, daß wieder billigerer Rvhflachs zu haben sein wird. Für unsere Industrie ist das Jahr wichtig, weil ja anzunehmen ist, daß sich die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten wieder bessern wird. — Auf einem Neubau an der Jahnstraße in Chemnitz stürzte Montag Vormittag in der 10. Stunde ein Schiefer decker, welcher zur Zeit allein auf der nach dem Hofe zu ge legenen Seite des Daches beschäftigt war, vier Stock hoch in den Hof hinab und war sofort todt. Eine mit auf dem Bau beschäftigte Arbeiterin war Augenzeuge, wie der Mann, welcher vermuthlich infolge der nassen Witterung ausgeglitten ist, sich über den Schneefang hinweg überschlug und dann in die Tiefe stürzte. Der Verunglückte ist 34 Jahre alt und hinterläßt Frau und 4 Kinder. Vermischtes. Zur Huldigungsfahrt der Posener zum Fürsten Bismarck nach Varzin, die bekanntlich am 16. September stattfindet, wird geschrieben, daß bereits 1350 Personen angc- mcldet find, die in zwei Extrazügen auf Station Hammermühle eintreffen. Der erste Zug läuft dort 12 Uhr Mittags ein, der zweite 25 Minuten später. Dazu kommt noch eine große Zahl von Personen aus den umliegenden Ortschaften, sodaß im Ganzen vier bis fünftausend Festtheilnehmer zusammen kommen werden. Auf dem Bahnhofe Hammermühle werden zum Empfange mehrere Zelte erbaut, und es sind auch in Schlawe schon große Bestellungen auf Speisen und Getränke gemacht worden. Von Hammermühle begeben sich die Gäste auf Erntewagen, die der Fürst stellt, nach Varzin. Der Alt reichskanzler hat seinen Generalverwalter beauftragt, drei große Zelte bauen zu lassen. Der Park und die Gärten des Fürsten werden für diesen Tag dem Publikum zur Verfügung stehen. Die Rückkehr der Posener von Hammermühle erfolgt Abends 6 Uhr und 6 Uhr 25 Minuten. * Eine Nähmaschine für 5 Mark. Als eine „bodenlose Gemeinheit" bezeichnete der Vorsitzende die Handlungsweise, die den Trödler Bürczinski vor die 128. Abtheilung des Berliner Schöffengerichts führte. Eine arme Wittwe war außer Stande ihre am 1. Mai ds. Js. fällige Miethe zu zahlen. Um der ihr angedrohten Exmission zu entgehen, mußte sie sich ent schließen, sich von dem einzigen Werthstück zu trennen, das sie besaß. Sie brachte ihre Nähmaschine nach einem Auktionslokal, in dem am 30. April Versteigerung durch den Gerichtsvollzieher stattfinden sollte. Bei derartigen Verkäufen sind fast ausschließ lich die Trödler Bieter und Käufer. Sie pflegen die Gegen stände vorher zu besichtigen. Eine gebrauchte, mit allen kleinen dazu gehörigen Werkzeugen versehene Nähmaschine pflegt gegen 15 Mark zu bringen, fehlt aber nur eins der kleinen Neben theile, so bieten die Trödler selten mehr als 5 Mark, da die Ergänzung mit Umständen verknüpft ist. Als die Wittwe der Versteigerung beiwohnte, bekam sic keinen geringen Schrecken, als der Ausrufer ihre Nähmaschine als unvollständig bezeich nete, da das Schiffchen und eine Schraube fehle. Die Maschine wurde deshalb einem Bieter für 5 Mark zugeschlagen. Die Wittwe war ihre Maschine, die neu 105 Mark gekostet hatte los und konnte trotzdem die Miethe nicht zahlen. Sie wußte mit aller Bestimmtheit, daß alle Nebentheile unter dem Deck lasten gelegen hatten, als sie die Maschine dem Auktionator übergeben hatte. Der Verdacht, die Gegenstände gestohlen zu haben, lenkte sich aus verschiedenen Gründen, auf den Ange klagten. Es war bemerkt worben, daß er sich vor der Ver steigerung bei der Maschine zu schaffen gemacht hatte und er schreckt zusammengefahren war, als er dabei betroffen wurde. Dazu kam, daß der Compagnon des Angeklagten auf die Maschine bot und sie für 5 Mark erstand; es wurde ange nommen, daß der Angeklagte sie durch Wegnahme einzelner Theile entwerthet hatte, um sie nachher wieder zu vervollständigen. Dadurch hatten er und sein Compagnon zum Nachtheile der armen Wittwe einen Vermögensvortheil. Der Angeklagte leug nete im Termin hartnäckig, wurde aber durch die eingehende Beweisaufnahme für überführt erachtet. Der Gerichtshof war mit dem Staatsanwalt der Meinung, daß den Angeklagten wegen der Niedrigkeit seiner Gesinnung eine hohe Strafe treffen müsse, daß Urtheil lautete auf 6 Monate Gefängniß bei so fortiger Verhaftung. — Noch viel zu wenig! * Der Verbrauch von Streichhölzern. Kein Artikel wird wohlin solchen Massen hergestellt und verbraucht, wie das kleine, wenig geachtete und doch so unendlich wichtige Streich holz. Den Verbrauch genaufestzustellen, hält sehr schwer, jedoch ist es dem Patent- und technischen Bureau von B. Reichhold, Berlin C., Kaiser Wilhelmstraße 40 gelungen, an der Hand freilich unvollkommener statistischer Nachweise Folgendes ziffer mäßig zu belegen. In Europa ist nachweislich der tägliche Verbrauch an Zündhölzern pro Kopf durchschnittlich 7 Stück, woraus sich bei der jetzigen Einwohnerzahl ein Verbrauch von 2 Milliarden Stück den Tag ergiebt, im Jahre demnach 730 Milliarden. Diese Streichhölzer in eine Reihe hinter einander gelegt, haben eine Länge von 36,5 Milliarden Meter, welche 829 mal um die Erde reichen, oder wenn diese 829 Wind ungen nebeneinander laufen, würde ein Band von 1,65 m Breite die Erde umschließen. 6000 Stück Streichhölzer wiegen 1 l<A, das Holzgewicht der täglich verbrauchten beträgt 300000 Da nun 1 cbm Pappelholz, das beste Material für Streichhölzer, 300 KZ wiegt, so sind 400000 cbm Holz im Gewicht von 109'/? Millionen Kilogramm nothwendig, um den Bedarf eines Jahres nur in Europa zu decken. Bezüglich der anderen Materialien, welche zur Fabrikation gehören, läßt sich der Verbrauch nicht einmal annähernd feststellen, nur vom Phosphor ist nachgewiefen, daß zur Zündholzfabrikation etwa 210000 KZ jährlich verbraucht werden. Tie Menge der anderen Materialien, wie Schwefel, chlorsaures Kali, Schwefel antimon, Gummi, Gelatine, Paraffin ist gänzlich unbekannt. Wird nun den Kosten vom Holz und Phosphor noch der Lohn der Arbeiter, welche auf 30000 M. geschätzt werden, hinzuge rechnet, so ergiebt sich ein Gesammtwerth der jährlichen Zünd holzfabrikation in Europa von mindestens 195 Millionen Mark. Bemerkt muß noch werden, daß die Schachteln, Verpackung, Papier, Siegellack u. s. w. nicht mit eingerechnet sind. * Hinrichtung. Der Handlungsgehülfe Gustav Seidel aus Limbach in Sachsen, der wegen zweier Raubmorde und eines versuchten Mordes zum Tode verurtheilt worden war, ist am 10. September früh 7 Uhr in Verden vom Scharfrichter Reindel aus Magdeburg mittelst der Guillotine hingerichtet worben. Am vergangenen Montag sind mir von meinem Felde Z Stück Grinse gestohlen worden. Derjenige, welcher mir den Dieb so namhaft macht, daß ich selbigen gerichtlich be langen lassen kann, erhält angemessene Belohnung. Loni» Äühne, Hofmühle Wilsdruff. Verloren von Niederwartha nach Wilsdruff i neuer Scgeltuchschuh. Abzugeben gegen Belohnung in der Expedition d. Bl. waltsgstts verbesserter Nußextrakt, die bestexistirende in fchwarz, braun und blond, frei von jeder schädlichen Substanz und eckt nur mit Schutz marke Lavbe in Flaschen L 2,50 und 1,50 Mk. und Nutzöl, ein feines haarstärkendes und dunkelnde» Haaröl in Flaschen ä 60 Pfg. in der Axstheke.