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worden, den mit der Eisenbahn abreisenden Personen die Hand zu reichen, wenn sich dieselben bereits hinter der geschlossenen' Wagenthür befinden. Ein Vorfall, der sich auf dem Bunzlauer Bahnhof beim Abgang eines Zuges ereignete, giebt uns Anlaß, so dringend als möglich vor dieser Unsitte zu warnen. Eine Frau reichte einer abreisenden Person nochmals die Hand, während sich der Zug schon in Bewegung setzte; die Frau kam dabei zu Falle und wäre unter die Räder des betreffenden Wagens gekommen, hätte ein Bahnbeamter nicht den Vorgang bemerkt und die Frau noch im letzten Augenblicke weggerissen. Hoffentlich dient der Vorfall zur Belehrung und Warnung. — Mittweida. Ein nettes Stückchen sozialistischer Hetzerei bildet die nachstehende verabscheuungswürdige Aufforderung, welche die hiesigen Sozialdemokraten nach der auf Grund des Vereinsgesetzes erfolgten Auflösung der freiwilligen Feuerwehr an ihre Freunde und Gesinnungsgenossen richteten: „Arbeiter von Mittweida! Parteigenossen! Verlasset bei einem Brande Eure Wohnung nicht, außer um bei Euch selbst oder Euren Bekannten zu retten. Laßt brennen, was brennen will! Gehet nicht avs, um den Brand zu sehen, noch um dabei zu löschen, denn die Bourgeoisie will von Euch nicht gelöscht haben. Und daß keiner von Euch der neuen Feuerwehr beitritt, darin sehet Eure Ehre!" — Köttewitz. Wegen des Verdachtes der Brandstiftung bei dem in der Köttewitzer Papierfabrik am 4. d. M. zum Ausbruch gelangten großen Schadenfeuers ist der bisherige zweite Werkführer Rost verhaftet und an die Staatsanwaltschaft zu Dresden abgeliefert worden. Die gepflogenen umfassenden Erörterungen förderten ein bedeutendes Belastungsmaterial zu Tage und soll, wie verlautet, auch bereits ein Geständmß des Beschuldigten vorliegen. Augenscheinlich handelt es sich um einen Racheakt, da dem Genannten vor einiger Zeit gekündigt worden war. — Zittau, 18. August. Das hiesige Stadtverordneten kollegium hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, den Stadt- rath erneut zu ersuchen, auf die Ergreifung des Verbrechers, welcher am 24. Juli den Raubmord auf dem „Töpfer" begangen hat, eine Belohnung auszusetzen. Das Kollegium stellte zu diesem Zwecke eine Summe von 500 M. zur Verfügung. Die Belohnung auf Ergreifung des Mörders beläuft sich nun auf 1700 M. — Die Oberlausitz wird abermals durch einen entsetzlichen Mord beunruhigt, der um so räthselhafter wird, als irgend ein Motiv zu der scheußlichen That nicht erfindlich ist. Als am Montag früh Quartiermacher den Verbindungsweg zwischen Ebersbach und Oberfriedersdorf passirten, fanden sie ca. 100 Schritte von der sogenannten Hempelmühle entfernt, eine Mütze auf dem Wege liegen und wenige Schritte davon Blutspuren. Nunmehr suchten sie auf dem abgemähten Haferfelde und fanden vier Schritt vom Wege in einer Furche mit Haferstroh sorgsam zugedeckt, den entsetzlich zugerichteten Leichnam eines alten Mannes. Die Soldaten meldeten ihren grausigen Fund sofort in Frieders dorf. Der Ermordete ist der 75 Jahre alte Kammsetzer Hof mann aus Ebersbach, ein durch und durch friedseliger Mann. Derselbe hatte am Sonntag seinen in Friedersdorf wohnenden Sohn besucht. Von dort ist er abends 9 Uhr weggegangen und hat sich noch im Kretscham, 2 Minuten vom Thatorte, ein Schnäpschen gekauft und dann ohne irgend welche Begleitung den 10 Minuten betragenden Heimweg angetreten. Die Leiche zeigt am Kopfe 11 Stiche resp. Hiebe mit einem Messer und, wie bestimmt anzunehmen ist, mit einem scharfen Maurerhammer. Die Schädeldecke ist an zwei Stellen zertrümmert, außerdem ist durch das Ohr hindurch ein Stich geführt worden, von dem das meiste Blut, das die Kleidung durchtränkt hat, herrührt. Die gräßlichste Wunde zeigt jedoch der Hals auf, in welchem das von dem Mörder geführte Messer wohl bis an den Heft eingedrungen sein muß. Eine jede der tiefen Wunden ist schon für sich tödtlich gewesen. Am Thatorte wurden irgend welche Mordinstrumente nicht aufgefunden, auch fehlt jede Spur von einem Verdacht auf irgend eine Person, die den Mord ausge führt haben könnte. Zwar wollen die Leute einen Mann be merkt haben, der dem in der hiesigen Gegend stack verbreiteten Bilde von Kögler ähnlich sähe, doch ist dies unwahrscheinlich. Der Ermordete besitzt in Schwarzenberg erwachsene Kinder, welche ihn gern bei sich gehabt hätten, doch hat er sich nicht entschließen können, die hiesige Gegend und sein Häuschen in Ebersbach zu verlassen. — Die diesjährige Michaelismesse in Leipzig beginnt am 26. August und endet am 16. September. Rus Sachsens Chronik. Eine allerliebste Episode aus dem Leben des Königs Johann, der in seiner hohen Weisheit an den biblischen König Salomo erinnerte und das geflügelte Wort zur Wahrheit gemacht hat: „Ein Weiser unter den Königen und ein König unter den Weisen." Bestrafte Mistgunst. Johann, der weise Fürst des Sachsenlandes, War, als er Prinz Johann noch hieß, der Chef Von jenen Bürgerwehren, die dereinst Ein stattlich Corps im Staate bildeten. In einem Städtchen — Namen nenn ich nicht, Doch wißt, es war im oberen Voigtland droben, War der gewicht'ge Mann, der im Bezirk Die Steuern einnahm, Kommandant der Garde, Und der Herr Apotheker Adjutant. Da eines Morgens kommt der Erstere In höchlicher Erregung zum Kam'raden. „Ach," stottert er, der Athem fehlt ihm schier, „Denkt nur — ich kam sofort zur Meldung her — Um zwölf Uhr Mittags pünktlich mit dem Schlag Kommt — Prinz Johann — uf! — königliche Hoheit Hier bei uns an, um Nachmittags drei Uhr Revue — ach — über uns stracks abzunchmen!" Und zitternd fällt der tapfre Couimandant In seines Freundes alten Sorgenstuhl. Der bringt ihm flugs zur Stärkung Wein herbei, Und neu belebt fährt er nun weiter fort: „Ihr müßt als Adjutant ganz unbedingt Dem Prinzen mind'stens eine Stunde weit Entgegenreiten, um ihn zu begrüßen; Dann gebt Ihr nach der Stadt ihm das Geleit!" Der Apotheker ist ein viel gering'res Licht Als kühner Reiter, denn als Pillendreher. Er ist ein trefflicher, bescheidner Mann, Energisch, wenn es gilt, was Gutes thun, Allein zu Pferd, wie Nachbar Mertens sagt, Der bei der Artill'rie zwölf Jahr gestanden, — Da sitzt er wie die Zange auf dem Esel Und Jeder liest die Angst ihm vom Gesicht. Nun kurz und gut, der Adjutant erschrak, Doch könnt' er seiner Pflichten sich nicht weigern Und gab in's Unvermeidliche sich bald. Der Einz'ge, der im Ort die Auswahl hat An Pferden, ist der neue Postverwalter. Obwohl des Apothekers offner Feind, Dieweil jüngst bei der Adjutantenwahl Durch Stimmenmehrheit dem der Vorrang ward, Mußt' er als Helfer in der großen Noth Doch füglich in Betracht gezogen werden, Denn Apothekers alter Kutschengaul, Der aushilfsweise wohl als Kriegspferd dient, Ist diesmal doch, bei so besond'rem Zweck Beileibe nicht am Platz. Der Postverwalter, Der freudig die Gelegenheit begrüßt, Um dem Rivalen einen Streich zu spielen, Zieht aus dem Stall sein „allerbestes Roß", Wie er versichert. (Schön ist's gerade nicht; Ein Schimmel mit entsetzlich hohen Beinen.) Der Apotheker schwingt sich dankend auf, Und — heidi — jagt das Roß mit ihm davon. Der Postverwalter hält den Leib vor Lachen Und malt sich in Gedanken schadenfroh Die Wirkung aus: unsterbliche Blamage Vor dem erlauchten Chef des Gardecorps. Den armen Apotheker reißt im Sturm Sein wildes Thier bis zu des Prinzen Wagen. Dort will der Reiter es verzweiflungsvoll Mit einem heft'gen ungeschickten Ruck Pariren, spornt in Heller Todesangst Das störr'ge Thier: es bäumt sich wild zurück Und wirft — denn Spaß versteht es einmal nicht — Den bleichen Apotheker-Adjutanten Vor seiner Hoheit Augen in den Staub. Der Anblick war wohl unbestreitbar komisch Allein der Prinz besaß ein edles Herz - Und jene Zartheit fein gestimmter Seelen, Die eines Nächsten Unfall nie zum Stoff Selbst flücht'ger Heiterkeit sich dienen läßt. Als unser staubbedeckter Adjutant Sich endlich mühevoll emporgerafft, Und, in nicht grab' bestrickender Erscheinung Dem Fürsten salutirend vorgestellt, Sagt lächelnd Prinz Johann: „Sie reiten da Ein wildes Pferd. Ich freu mich, Adjutant, Daß keinen Schaden Sie davon getragen. Sie sind erschrocken. Lassen Sie uns tauschen; Sie nehmen meinen Platz im Wagen ein Und lassen mich auf Ihrem Schimmel reiten." Von seines Fürsten Güte überwältigt, - Steht unser Apotheker völlig stumm, Fast wie erstarrt. Der edle Prinz steigt aus, Ergreift den sprachlos Staunenden am Arm Und schiebt ihn in den Wagen sanft hinein, Dann schwingt er selbst sich auf das böse Pferd, Das Einer aus dem prinzlichen Gefolg Am Zügel hält. Dann geht die Reise fort, Entgegen ihrem Ziel, der nahen Stadt. Dort harrt schon die Bevölkerung ehrerbietig Des bohen Gasts; und in der dichten Menge Der Postverwalter lauernd, schadenfroh, Begierig, wie und woh der Pflastcrschmierer (So titulirt er stets den Apotheker) Zum Vorschein kommen wird. Man drängt sich vor, Der Zug erscheint in Sicht. „Ha, ha! Triumph!" Gar scharfe Augen hat der gifi'ge Neid. Der Pofiverwalter siehts von Weitem schon: Den Schimmel reitet der Verhaßte nicht! „Wer weiß, wo der allein im weiten Feld, In welchem Graben er gebettet liegt. Das Thier fing Jemand vom Gefolge ein," So murmelt er. „Nun stolzer Adjutant, Wie schmeckt der Einzug? Wünsche: wohl bekomms!" Der Zug kommt näher. Die gespannten Blicke Der Menge und des häm'schen Postverwalters Sind auf des Prinzen Wagen jetzt gerichtet. Nun fährt er ein in's Thor. Man schwenkt den Hut. „Hoch, Prinz Johann!" schallt's brausend durch die Luft. Am lautsten aber schreit der Postverwalter. Und wie der Wagen ihm ganz nahe kommt, Drängt er sich frech bis dicht zum Wagenschlag Und ruft: „Hoch unser theurer" — „Apotheker" Scyallt's ihm zurück — ihm dem das Wörtchen: „Prinz" Vor Schreck und Staunen fest gefroren war. Was der Herr Postverwalter später noch Erleben mußt' an Aerger und Verdruß. Weil beispielsweis der Prinz den Adjutanten Zur Tafel zog und was der Ehre mehr Dem Schimmelreiter reichlich ward zu Theil, Erlaßt davon mir jede Schilderung. Mir selber ist so sehr der Neid verhaßt, Daß ich nicht einmal gern davon erzähl', Wenn in des Nächsten Brust dies Unkraut wächst. Gewiß ist, daß ein ganzes halbes Jahr Nach der Revue und dem mißglückten Streich Des Postverwalters grämliches Gesicht Getaucht erschien in dunkelgelb und grün. Ja, Neid und Mißgunst machen nimmer schön, Und wer dem Nächsten eine Grube gräbt Aus böser Lust, kommt leichtlich wohl dahin, Daß es wie dem Verwalter ihm ergeht: Die Saat, gesät, den Nächsten zu verderben, Geht auf, um Glück und Ehr' ihm zu erwerben! W S 8 L « HB - NIL - U F G S H veesäner Xstfoerurrog.-fsdo. vorm. IHoM I L klou88 ln IXüg In, Leu. Orssäsn Vermischtes. <ÄÄ' - bei möAiicttst biHiAsu kr«l8li8ton Oireulax« t»vtur«n ^VI86 Wvek8tzl NitlkvIIuiiAvu lükt'tzr- cmtl ( Lmpt'aiiK88tcki«in« Z. keeNuuuNtzn kO8lK»l tvn kLektz1dSKlvitiräl-«88vn Lti<iustt«n ^6i-v88- unä Vi8it«nknitvn Vvrlvdun?8- uuä Vt»i-müttlnnK8anr6ix«ll I'nuusrSrlvt« i» kürzester 2eit, ÄSNU8 VVöin- und 8pt!i8vkurt«tt üritzlbv^vu un«I (!onvext8 mit d'irmenkluitlrvelc. Ko Mo Mo * Daß die Elektrotechnik längst aufgehört hat, eine Luxus industrie zu sein, geht aus den von Siemens u. Halske und der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft der Berliner Kaufmann schaft erstatteten Berichten über den Siegeszug dieses jungen Industriezweiges deutlich hervor. Der elektrische Strom dient nicht nur in immer vermehrtem Umfange als Lichtquelle, son dern auch seine Anwendung als Betriebskraft macht bedeutende Fortschritte, nicht allein im Großbetriebe, sondern auch im Klein gewerbe. An die Berliner Centralstation der Elektrizitäts-Ge sellschaft waren am 1. Januar d. I. schon 356 Motoren (gegen 150 im Vorjahre) angeschlossen und viese vertheilen sich auf Ventilatoren, Druckereimaschinen, Aufzüge, Drehbänke, Eis- und Schlächtereimaschinen, Nähmaschinen, Hutbügel, Kaffeeröster, Walzmaschinen, Centrifugen, Kollergänge, Transmissionen, Pum pen und viele andere kleine Betriebe. Siemens u. Halske klagen über eine gewisse Schwerfälligkeit gegenüber Einführung elek trischer Kraft. Die Frage der elektrischen Straßenbahnen ist im letzten Jahre in regeren Fluß gekommen. Eine ganze An zahl von Bahnen ist im Laufe des Jahres dem Betriebe über geben worden. Die Firma Siemens und Halske nimmt mit Sicherheit an, daß der Bau der elektrischen Hochbahnen in Berlin demnächst wirklich in Angriff genommen wird. Die Allg. Elektrizitäts-Gesellschaft hat im letzten Jahre elektrische Straßenbahnen in Breslau, Essen, Dortmund und Chemnitz, in Christiana, Lübeck und Plauen theils fertiggestellt und in Betrieb genommen, theils der Vollendung nahe gebracht. In Vorbereitung ist die Einführung des elektrischen Betriebes in Danzig, Kiel, Nürnberg-Fürth, Leipzig, Altenburg, Spandau. Dia von (in kirmu: 11. Ckxzxvx) smpüsttlt sick xur rascttsu unä AsscttmLckvollön HsrstsIIunZ Orueksaolisn für Handel, Gewerbe und Privatgebrauch der die Feldarbeit versteht, wird gesucht. Zu erfragen in der Expedition diesesMattes.