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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 24.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189408245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18940824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18940824
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-24
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Monat
1894-08
-
Jahr
1894
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„Ich bilde mir so etwas auch durchaus nicht ein, Herr Assessor!" erwiderte Conrad gelassen, „kann mich aber doch zu Ihrer Meinung nicht bekennen. Zugegeben, daß er sich gerettet hat, so ist damit noch keineswegs bewiesen, daß er seinen Be gleiter durch ein Verbrechen beseitigt bat. Vielleicht war er ein guter Schwimmer, der Andere nicht, weshalb dieser beim Kentern des Boots ertrank." „Möglich, aber nicht wahrscheinlich," versetzte Erdmann mit hochmüthigen Achselzucken. „Ich hatte bereits den Zusammen hang, die Lösung der räthselhaften Geschichte gefunden." „Dann hat der Mohr seine Arbeit gethan und kann gehen," bemerkte Conrad etwas sarkastisch. „Oho, wir sind auch im Schiller bewandert, na, das ließ sich erwarten." — Der Assessor legte ihm die Hand auf die Schulter. „Fällt mir gar nicht ein, Sie zu entlassen, da Sie bereits Ihre Befähigung glänzend dargethan haben." „Nun, diese Sache soll doch nicht weiter verfolgt werden," meinte Conrad, „obwohl ich darauf begierig wäre, wie Sie sich die Verwundung des angeblichen Verbrechers erklären, Herr Assessor!" „Ein fingirter Selbstmordversuch, leuchtet Ihnen das nicht ein?" „Alle Wetter!" stieß Conrad erstaunt hervor, „der Stich soll nur ein fingirter sein, während der Herr Physikus ihn doch für nahezu tödtlich erklärt hat?" Natürlich hat er sich in der erklärlichen Aufregung ernst licher verletzt, als er beabsichligte. Das kleine Stilet war in der That eine lebensgefährliche Waffe. Er ist ein außerordent lich schlauer Patron, da er auf diese Weise den Mord von sich ablenken wollte, um hier am Ort bleiben zu können." „Und da stach er mit der linken Hand? Nein, daran glaub' ich nicht, Herr Assessor!" „Weil Sie im Kriminalfach noch vollständig Neuling sind," erwiderte Erdmann überlegen. „Natürlich führt er den Streich mit der Linken, um die Verwundung durch fremde Hand wahr scheinlicher zu machen, wodurch er aber die Sicherheit verlor und sich ernstlich verwundete. Auch soll die linke Halsseite viel gefährlicher sein, weil hier eine Verblutung leicht eintretcn kann." Conrad wußte hierauf nichts mehr zu entgegnen, war aber doch noch immer nicht überzeugt, was der Assessor mit Unwillen bemerkte. „Sie müssen lernen, mein Lieber!" sagte er ziemlich scharf, „und nicht von vornherein zu viel Selbstvertrauen haben. In solchen Fällen, wie der vorliegende reiht sich Ning an Ring zu einer Kette von Combinationen, bis sich mit dem letzten Be weis dieselbe schließt und den Verbrecher unauflöslich fesihält." „Und diese Kette ist hier wirklich schon geschlossen?" fragte Conrad verwundert. „Das habe ich nicht behauptet, hoffe es aber zuversichtlich. Sie haben mir einen so wesentlichen Dienst geleistet, sich dabei so klug und vorsichtig benommen, daß ich nicht umhin kann, Ihnen einen vollen Beweis meines Vertrauens zu geben, da Sie ja auch jetzt sozusagen mein Schüler sind. Haben Sie schon von dem Billing'schen Testament gehört?" „Gewiß, meine Mutter hat in damaliger Zeit bei der Fa milie Billing gearbeitet und mir später davon erzählt. Man spricht jetzt gerade viel davon." „Ja, mit Recht," erwiderte der Assessor, „weil das Te stament ain 16. September dieses Jahres eröffnet und ausge führt werden soll. Als der letzte Chef der reichen Firma, Herr Axel Billing, starb, übergab er sein Testament dem hiesigen Naths- Archiv mit der Clausel, es erst nach 15 Jahren zu öffnen und genau nach des Erblassers Willen auszufühien. Diese Frist ist in wenigen Wochen abgclaufen. Nun kennen Sie vielleicht auch die tragische Vorgeschichte dieses Testaments?" „Sie handelt doch von dem enterbten Zwillingsbruder und dem entlaufenen Sohne des letzten Chefs?" „Ja, Sie kennen die Geschichte also. Nun gut, es ist jedenfalls anzunehmen, daß von den verschollenen Erben noch einer lebt oder sein Recht den Nachkommen übertragen und durch irgend einen Zufall Re Geschichte dieses Testaments in Erfahr ung gebracht hat. obwohl der Testator jede vorherige Bekannt machung durch Anschlag oder Zeitungen in einer Clausel ver boten hat." „Ist denn dies innegehalten worden?" „Ja, versteht sich —" Der Assessor mochte diesen untergeordneten Menschen gegen über nichts von der Wahrheit, der eigentlich haarsträubenden Thatsache, daß das Testament beinahe schon ganz der Verges senheit anheimgefallen war, verrathen. Da seit den letzten 5 Jahren Magistrat und Polizei der Stadt Emmern sich gänzlich erneut hatten, die Billing'sche Angelegenheit nach all' den Jahren auch bei der älteren Bevölkerung vergessen war, so hatte es ge schehen können, baß das Testament unberührt in einem ver stäubten Fach des Naths-Archivs liegen blieb und die neuen Häupter der Stadt gar nicht einmal etwas davon erfuhren, bis der fremde Verwundete aufgefunden wurde und der Physikus die Billing'sche Geschichte zum Besten gab. Das allerdings hatte der alte Herr sich nicht träumen taffen, daß der Bürger meister nichts davon wußte, wie er es sich jetzt im Stillen zum Vorwurf machte, den Termin des Testaments ganz und gar vergessen zu haben. Nun, der Assessor hütete sich wohlweislich, diese beschämen den Thatsachcn vor solchen Ohren auszuplaudern und weidete sich jetzt an dem gespannten Interesse seines künftigen Detectivs, dessen Augen ihn ordentlich durch die Dämmerung anfunkelten. „Steht das Billing'sche Testament vielleicht mu diesen beiden Fremden in Verbindung?" fragte Conrad hastig. „Ich denke es mir und pflege mich in meinen Combina tionen selten zu irren. — Hören Sie also, wer der Verwundete sein will und auf welchen Namen auch in der That seine Pa piere lauten. Kein Geringerer als Detlev Billing, der ver schollene Sohn und Erbe des verstorbenen Herrn Axel Billing." Conrad stieß einen Ruf des Erstaunens aus. „Dann sckeint's interessant zu werden," meinte er, sich schmunzelnd die Hände reibend. Der Assessor lachte. „Wird'ö hell bei Ihnen, mein Braver? — Sehen Sie, da haben wir nun den Todten, also den Zweiten, den Ihre kleine Wirthstochter im Boote gesehen hat. Nun heißt es, die gegebenen Thatsachcn folgerichtig aneinander zu reihen. Nehmen wir an, daß der Tobte ein echter Billing war, welcher auf irgend eine Weise von dem Vorhandensein und dem Eröffnungstermin des Testaments Kenntniß erhielt und sich zu diesem Zweck au^ die Reise nach Emmern begab." „Vielleicht ein Sohn des verschollenen Zwillingsbruders," schaltete Conrad ein. „Auch meine Ansicht, bekommen Sie jetzt Wind von der Sache." „Ich glaube auf der rechten Spur zu sein, Herr Assessor! Den Verwundeten halten Sie für den fatschen, den Todien für den echten Billing." „So fites, zweifeln Sie noch jetzt, daß ich mich auf rechter Fährte befinde?" „O, nein, — aber das wäre doch leicht festzustellen, da sich sicherlich viele Leute jenes entlaufenen Billing erinnern werden. Was sagt denn der Herr Physikus dazu?" „Ach, er hat sich darin verbissen, ihn für den echten Erben zu halten und will von einem Betrug platterdings nichts hören." „Dann können Sie sich auch fest darauf verlassen, Herr Assessor!" erwiderte Conrad rasch. ' „Der Herr Physikus war mit den Billings bekannt, ich glaube sogar befreundet und ihr Hausarzt. Wie sollte er also den echten nicht vom falschen unterscheiden können!" „O, jener Billing entlief schon, als er kaum sechszehn Jahre alt war und ist seit zwanzig Jahren verschollen, also ge wissermaßen in dem besten Gedächtmß ausgestrichen. Ein un mündiger Knabe und ein gereifter Mann von fünf- bis sechs unddreißig Jahren sind sich aber nicht mehr ähnlich, das be haupte ich, zumal wenn eine andere Sonnmgluth die Lebens bahn desselben beschienen. Wie wäre es möglich, daß der Phy sikus in diesem bärtigen Fremden den damaligen Knaben wieder- eckannt haben könnte, wenn die Papiere und einige kleine Schmuckstücke, welche doch leicht zu entwenden sind, ihm nicht als gefärbte Brillengläser gedient hätten?" „Hm, ich kann und darf als unwissender Mensch das nicht bestreiten, Herr Assessor!" sagte Conrad, „doch bin ich alsdann in dieser Sache wohl kaum mehr zu beschäftigen, was mir, auf richtig gesagt, sehr leid thut." „O, Sie bleiben fortan in meinem Geheimdienste, lieber Müller! — Halten Sie nur Augen und Ohren offen, und üben Sie sich in der Beobachtung der verschiedenen Menschen klassen. Ein tüchtiger Detektiv muß in jedem Gesicht wie m einem Buch lesen können. Beobachtungsgabe ist ein wesent liches Erforderniß in diesem Beruf. Sehen wir erst einmal, was Sie darin leisten können." Der Assessor wünschte ihm nach dieser Belehrung eine gute Nacht und schritt dann rasch der Stadt zu, während sich Conrad ebenfalls heim begab. Er fühlte sich nicht weniger als befriedigt von dem uner warteten Erfolg seiner ersten Aufgabe und schlenderte, ganz er regt von dem Gehörten, langsam am See dahin. Oben am durchsichtig klaren Firmament zog die sich bereits füllende sil berne Mondsichel ihre stille Bahn und goß ihren gespenstischen Schein über den leise rauschenden See. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Gastfreundschaft. Folgende heitere Geschichte, welche ihren Schauplatz in einem Marschdorf in der Provinz Hannover hat, wird von dem „Hoyaer Wochenblatt" erzählt: Eine Anzahl von Pionieren, welche in unserer Gegend Uebungen machten, etwa 20 Monn, kamen auf dem Marsch zum Quartier an einen großen Hof, den sie für das WirthShaus hielien. Die Leute waren sehr hungrig und durstig. „He, Wirthsmann, mal rasch's Schluck!" — „Bier her!" riefen Andere. —Was haben Sie aufs Butterbrot, Herr Wirth?" fragte der Unteroffizier. ! — „O, Sie können Mettwurst, Schinken und Käse kriegen, setzen Sie sich man hieran," war die Antwort. Nun kamen dicke Mettwürste auf den Tisch, ein großes Brot, schöne, gold gelbe Graöbutter, in Hülle und Fülle Schinken und zum Trinken ein Paar Flaschen Kornschnaps, auch Bier in Menge. Der Wirth ermunterte zum Zugreifen, und trotzdem gar mancher der Soldaten ängstliche Berechnungen anstellte, ein wie großes i Loch dieses üppige Frühstück in die Kasse machen würde, konnte doch keiner widerstehen. Und nun schmausten und tranken alle die wackeren Pioniere nach Herzenslust, und der biedere "Wirth" und die „Frau Wirthin" und die „Kellnerin", die freuten sich vermeintlich wohl über das „gute Geschäft", das sie heute machten. Bald schlug die Stunde des Aufbruchs. Seufzend griffen die braven Pioniere nach dem mageren Geldbeutel.,, Herr Wirth, wir wollen zahlen, was macht die Zeche?" — Der „Wirth" schmunzelte eigenthümlich, die Frau „Wirthin" lachte und die bausbäckigen „Kellnerinnen" stießen sich kichernd an. Um es kurz zu sagen: Die Pioniere glaubten im WirthLhause zu sein und waren auf einen großen Bauernhof gerathen, und der Besitzer hatte sich das Vergnügen gemacht, die ganze Ge sellschaft recht aus dem Vollen zu bewirlhen. „Und nichts für ungut, meine Herren, kosten thut's nichts und kommen Sie mal bald wieder", sagte der freundliche Gastgeber. Da gab es ein recht herzliches Händeschütteln und dankbar?, frohe Blicke. * Was man aus der Sommerfrische nach Hause bringt verräth ein „Eingeweihter" in folgenden Versen: Pausebacken, wunde Füße — Von Bekannten schöne Grüße — Mit Ozon gefüllte Lungen — Schnupfen und Erinnerungen — Hühner augen, Hochgenüsse — In den Kleidern manche Risse — Klagen über hohe Preise — Abenteuer von der Reise — Mük- kenstiche, groß wie Pocken — Argzerrissene Schuh und Socken — Sächelchen zum Angedenken — Scymerzen in den Beinge lenken — Ein zerfetztes Parapluie — Und ein aufgeschlag'nes Knie — Schmutz'ge Wäsche, neue Witze — Eine lange Neise- skizze — Sell'nes Kraut, verdorb'nen Magen, abgetrag'nen Gummikragen — Arbeitslust und Sommersprossen — Sou- vernirs von Kurgenossen — Braune Haut wie bei Mulatten — Ausgedehnte Hängematten — Wohlgeschmack von fremden Bieren — Neuen Stoff zum Renomieren — Abgenutzte Reisetaschen — Schmutz und Staub, kaum abzuwaschen — Sehnsucht nach dem Kanapee — Und — ein leeres Portemonaie! * Ein Fall von Leichenraub wird der „Köln. Ztg." aus Tremessen in der Provinz Posen gemeldet: Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft sollte dort die Leiche eines jungen Mannes ausgegraben werden, die in der vorigen Woche beerdigt worden war. Es lag der Verdacht vor, daß der Tod infolge einer Mißhandlung eingetreten sei. Man war nicht wenig überrascht, als man den Sarg leer fand. Anscheinend hat der Thäter die Leiche beseitigt, um die Spuren der That zu verwischen. * 17 Pulvermühlen sind nach einer Madrider Meldung der „Köln. Ztg." in Villafeliche (Saragossa) in die Luft ge flogen. Es entstand ein gewaltiger Brand, der nur durch die größten Anstrengungen gelöscht werden konnte. Bisher sind 3 Leichen aus den Trümmern herausgezogen worden. * Ueber einen Schiffsbrand auf der Donau wird der „Neuen Fr. Pr." aus Jassy gemeldet: Letzten Sonnabend lag der Torpedodampfer „Alexander cel Bun" von der rumänischen Donau-Flotille in der Nähe des Hafens von Oltenitza, wo der selbe mit der Beseitigung der in der Donau vorhandenen Hin dernisse, beschäftigt war, vor Anker. An dem Dampfer mar ein Schlepper angehängt, auf welchem sich größere Quantitäten Dy namit und Schießbaumwolle befanden. Ein Theil der letzteren war, da er sich im feuchtem Zustande befand, zum Trocknen auf das Verdeck gelegt worden. Infolge der herrschenden außer ordentlichen Hitze entzündete sich die Schießbaumwolle. Der am Bord des Dampfers weilende Oberstlieutenant Josipovici, eine Explosion des Dynamits befürchtend, sprang, von drei Ma trosen gefolgt, in eine freigemachte Barke, um an das Ufer zu gelangen und so der Gefahr zu entgehen. Allein die Barke kippte um, und ihre vier Insassen verschwanden m den Wellen, ohne gerettet werden zu können. Hingegen gelang es den an Bord verbliebenen Kapitän Rabulescu, des auf dem Schlepper ausgebrochenen Brandes mit Hülfe der Mannschaft Herr zu werden, wobei der Kapitän allerdings einige Brandwunden leichter Natur davontrug. * In Folge einer eigenartigen Präparation ist es seit 5 Jahren der Dresdner Actien-Cichorien- und Kaffeesurrogatfabrik vo.mals Teichel u. Clauß in Mügeln-Dresden gelungen, ein Fabrikat herzustellen, „Teichels Weizen-Malzkaffee", in welchem der volle Nährkraft des Weizen aufgeschlossen ist, und welchem neben ausgiebiger Färbekraft ein effectiver reiner Kaffeegeschmack zukommmt. Deshalb wirkt Teichels fein präparirter Weizen- Malzkaffee als Zufatz zu Bohnenkaffee halb und halb verwendet ganz vorzüglich und ist in vielen Haushaltungen ganz unent behrlich geworden, da er den Bohnenkaffee nicht nur zuträg licher, sondern auch nahrhaft macht und zudem gut schmeckt. Daß ein solches Getränk für Kinder, Reconvalescenten, bei ge schwächten Verdauungsorganen und für schwache und ältere Personen besondersangezeigt ist, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden; es ist aber auch Jedermann anzurathen, der sich vor den unausbleiblichen Folgen des Genusses reinen Kaffees und verderblicher Surrogate bewahren will. Die Fabrik hat sich Reuleaux Worte zum Motto gesetzt: „Nicht iw Unterbieten einer billigen und schlechten Waare, sondern im Ueberbieten der Qua lität besteht der wahre Werth der Produktion." Die Produkte dieser Fabrik und die mit denselben erzielten Erfolge beweisen, daß sie in ihrem Grundsatz treu geblieben ist. " Vom Guten das Beste bringt die neue illustrirte Fa- milien-Zeitschrift „Frohe Stunden" aus dem bekannten Volks- schriften-Verlag von Nich. Herm. Dietrich in Dresden. Ein Blick auf die meisterhaft ausgeführten Illustrationen, wie „Aw Marter'! in Nr. 2 mit Text auf Seite 32 und „Liebesdienst" in Nr. 3 mit Text auf Seite 47 läßt erkennen, daß dieses Blatt den gesteigerten Ansprüchen der Gegenwart Rechnung ge tragen hat und für den billigen Preis von 10 Pfg. pro Heft ganz Vorzügliches bietet. „Die rothe Marie" von Natalie König und „Die Märchen-Prinzessin" von Ernst Falkenberg sind Ro mane von ausgesuchtem Werthe und mit wachsender Spannung folgt der Leser den geistvoll und fesselnd geschilderten Hand lungen. Ebenso lehrreich wie interessant ist der Aufsatz über Kinder-Erziehung, beginnend in Heft 2. Köstlichen Humor ent wickelt die beständig zum Lachen reizende Manövergeschichte: „Die Jungfrau von Orleans." In den Fortsetzungen der „Frohen Stunden" finden wir eine solche Fülle des auserwähl testen Lesestoffes, daß dieses hochinteressante Familienblatt, welches in einzelnen Lieferungen für 10 Pf. von jeder Buchhand lung und von jedem Kolporteur frei in's Haus gebracht wird, verdient-, dem lesenden Publikum auf das Wärmste empfohlen zu werden, denn es wird seinem Titel gerecht, indem es über all, wo es gehalten wird, Frohe Stunden bereitet. * Einem eigenartigen Unglücksfall ist dieser Tage ein junges Menschenleben zum Opfer gefallen. Als neulich die schweren Gewitter über Frankfurt dahinzogen, war in einem Hotel an der Zeil ein junges Spülmädchen mit dem Reinigen des Ge schirrs beschäftigt. Plötzlich zuckte ein greller Blitz durch die Luft, dem im gleichen Moment ein krachender Donnerschlag folgte. Das Mädchen ließ vor Schrecken die Kasserole fallen, die es gerade in der Hand hielt und ;ank bewußtlos zu Boden. Alle Mittel, es in's Leben zurückzurufen, blieben vergeblich, und man sah sich deshalb genöthigt, die Aermste in ein Spital zu bringen. Dort lag das Maschen während voller 12 Tage in demselben lethargischen Zustand. Die Glieder waren nicht ge lähmt, auch nicht in einem krampfartigen Zustand. Allein das Bewußtsein kehrte nicht zurück. Alle Aerzte standlen vor einem pathologischen Näthsel. Am 12. Tage verstarb das Mädchen. Bei der Sektion ergab sich, daß infolge des Schreckens Blut ins Gehirn gedrungen war und das dieser Umstand erst zur Bewußtlosigkeit, dann zum Tode der Unglücklichen geführt hatte. * Bei dem Aufzuge der neuen Glocke auf den Kirchthurm von St. Michael bei Schönstein in Steiermark riß die Auf zugsvorrichtung und die Glocke stürzte mit dem darauf sitzenden Baumeister Johann Cinak herab. Der Baumeister war sofort todt. Die Glocke zerschmetterte eine zum Aufzuge bereit stehende zweite Glocke. * Die „Deutschen Wochenzeitung in den Niederlanden" in Harlem erscheinend, schreibt in Nr. 30 vom 29. Juli d. I. von der internationalen Bäckerei-Ausstellung in Amsterdam: Viel Aufsehen erregt die ins Auge fallende Ausstellung von l'Iiili'- mvliu, dem bekannten Ungeziefermittel, gegen den Schrecken jener Parasiten, (Ungeziefer), von denen ein Dichter singt: Kennst Du die Thicre, die nicht fliegen, Die leicht zu Fuß und schwer zu kriegen? Der Verkäufer erzählt jedem, der's hören will, eine wahre Ge schichte, die von der großen Intelligenz der Hunde zeugt. Er hatte einen Pudel aus Mitleid mit Thurmelin eingespritzt und dieser war am folgenden Tage schweifwedelnd mit einigen Col- legen zurückgckommen, die sehnsüchtig zu der Thurmelin-Aus stellung hinaufschauten. Auch diesen wurde geholfen. Drei Tage später mußte das vollständige Ausstellungspersonal aufge boten werden, um die Hunde zurückzuhalten, welche schaaren- weise in den Industrie-Palast einzudringen versuchten. Dies ist wohl ein Triumpf, den sich Herr in 8tukt8uxt niemals erträumt hat.
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