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ich müßte ihm sonst reinen Wein einschenken. Du entgehst mir diesmal nicht, Elender!" murmelte er unhörbar zwischen den Zähnen, „ich packe und vernichte Dich." Der Zug flog weiter, immer weiter; — ungehindert er reichte der Oberst die Stabt F. Zu unruhig und aufgeregt, um Ermüdung zu verspüren, verließ er, nachdem er flüchtig soupirt, das Hotel und betrar, durch die Straßen schlendernd, das Theater, uw die letzten Akte von Wagners „Meistersinger" anzuhören." Er stand im Parquet neben einem sehr aristokratisch aus sehenden Herrn, der ihm artig seinen Platz anbot. „Ich habe mich bereits müde gesehen," sagte derselbe, „will den nächsten Akt nur noch ansehen und dann fortgehen. Habe es in der That trotz der besten Vorsätze nie länger ausgehalten." „Dann werde auch ich ebenfalls das Hasenpanier er greifen," lächelte der Oberst; „habe diese Oper noch niemals gesehen resp. gehört, und bin zum Uebcrflusse ein Heide in dec Musik, die sich bei mir nur auf Militärmärsche und Kanonen donner beschränkt hat." „Ja, so," lachte der Aristokrat, „dann werden Sie es nicht lange aushalten, ich bin in der That begierig darauf, wie ihnen dieser Art bekommt." Im selben Augenblick setzte die Musik ein und machte der Unterhaltung ein Ende. Der Oberst wandte sich, als der Vorhang wieder gefallen, an seinen gefälligen Nachbar und meinte lächelnd: „Ich habe jetzt genug, und werde Ihrem Beispiele folgen." „Sie haben Marter ausgestanden," versetzte der Aristokrat, „ich sah es Ihnen an, — nun, auch ich bin nicht genug Musikenthusiast, um die Meistersinger lange auf mich wirken zu lassen, — obwohl ich damit ein Sacrilegium begehe." Sie verließen das Parquet, ließen sich ihre Garderobe reichen und schritten plaudernd wie zwei gute Bekannte hinaus. Auf der Straße gingen sie noch eine gute Weile neben einander her. „Treten wir in jenes Restaurant?" fragte der Oberst, auf einige hell erleuchtete Fenster deutend, „es wird doch anständig genug sein?" „Sie sind hier fremd, mein Herr?" „Vollständig, komme direkt aus Brasilien." „Ah, das ist interessant, — nun dort, ich meine in dem Restaurant, wird's wohl anständig sein. — Gehen wir also!" In diesem Augenblicke näherte sich 'hnen ein Herr. „Habe ich die Ehre, den Herrn Grafen Waldemar Ober nitz zu begrüßen?" fragte er, seinen Hut ziehend. Der Oberst fuhr überrascht zusammen. Er hatte also ge funden, was er auf's Geradewohl suchte. Der Arristokrat maß den Frager mit einem kalten Blick. „Ich bin es nicht, Sie haben sich in der Person geirrt." Damit ging er ruhig auf das Restaurant zu. „Erlauben Sie mir zwei Worte unter vier Augen, gnädiger Herr!" fuhr der Fremde dringend fort. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Ueber „Hausirer-Kunststücke" berichtet der Döbelner Anzeiger: 1. In einem Dorfe der Nachbarstadt erscheint ein Reisender aus Hamburg und offerirt Kaffee nach einem sehr schönen Muster. Als dann die bestellten Packete unter Nachnahme angekommen, sind es — ausgelesene schwarze Bohnen. Die Käufer schreiben nach Hamburg, aber die Briefe kommen als unbestellbar zurück. — 2. Ein Hausirer kauft bei einem dortigen Bürstenfabrikant Besen und Bürsten, die im Laden mit 1 M. verkauft werden. Er vertreibt in drei Tagen 1 Dutzend und bekommt für Stück 1,50 bis 2 Mark. Nach etwa 14 Togen erscheint eine Frau Professor bei dem dortigen Fabrikanten und ist ganz verwundert, daß die Waare bei ihm für 1 Mk. zu haben ist. —.3. Ein Hausirer bietet Handtücher ä Stück 10 Pfennige an, wenn aber ein Käufer darauf hineinfallen will, so zeigt er gut aussehende Kleiderstoffe und bemerkt, daß er die Handtücher zu dem billigen Preise nur verkaufen dürfe, wenn man auch von dem schönen Stoffen, die sein Haus einer Kon kursmasse übernommen habe, kaufe. Da das Zeug sehr gut :u sein scheint und billig ist — der Anzug kostet je nach dem Ansehen des Käufers, nicht aber nach der Qualität der Waare 15 bis 20 Mk. — so wird auch ein Anzug gekauft. Als der Schneider das Zeug eing spritzt hat, ist es zusammengelaufen, daß daraus kein voller Anzug mehr anzufertigen ist und als es genäht ist, zieht es sich auseinander wie Zunder, denn es war — Kunstwolle. — 4. Ein Hausirer bietet Damastgedecke für 50 Mark an, verkauft aber mit schmerzlicher Miene bei einem Gebot von 20 Mk. Wenn die Käufer das Zeug gewaschen haben, können sie es als — Seihtücher benutzen. — 5. Ein Hausirer kommt weinend in ein Dorf und klagt, daß ihm sein schönes Leinen in den Schmutz gefallen sei. Aus Mitleid kauft ihm die Frau eines Lehrers ein Stück für 25 Mk. ab. Als das Zeug gewaschen ist, zeigt es sich als Halbleinen, was höch stens einen Werth von 18 bis 20 Mk. hat. * Moderne Mädchenwünsche. Vater (nachdem er seine eben eingesegnete Tochter umarmt hat): „Liebes Kind, du trägst heute zum erstenmale lange Kleider, es ist ein Ehrentag, nun wünsche dir mal was!" — Kind: „Lieber Papa, zum Bräutigam möchte ich einen hübschen Offizier, und zum Manne einen reichen Bankier." * Ein arger Krawall hat in diesen Tagen in dem russi schen Grenzstädtchen Grajewo zwischen den bei den Kasernen bauten beschäftigten Handwerkern und den polnisch-jüdischen Händlern stattgefunden. Erstere erstürmten die Häuser, zer trümmerten Fenster, Thüren und raubten aus Kaufläden nach Herzenslust. Herbeigeholtes Militär vertrieb mit blanker Waffe die Räuber. Vier Personen blieben todt auf dem Kampf platz; gegen hundert wurden verwundet, darunter mehrere lebensgefährlich. * In den Kassen der Jndustriebank in Chieti in Mittel italien wurde ein Fehlbetrag von 230000 Lire entdeckt. Der Direktor der Bank, Horatio, der Kassirer Baron Durini und! Oberbuchhalter Navazio wurden verhaftet; ein Bruder des letz-! eren, welcher der eigentliche Schuldige sein, ist flüchtig. In der Stadt Chieti herrscht eine furchtbare Aufregung, da die meisten kleinen Leute der genannten Anstalt ihre Ersparnisse an vertraut hatten. * Beiderseitiges Bedauren. Frau Müller: „Es ist doch merkwürdig, daß sich die Männer immer lieber Söhne, anstatt Töchter wünschen. Genau so war's auch bei meinem Vater, welcher sehr bedauert haben soll, daß ich kein Junge geworden bin." — Herr Müller: „Und wenn Du erst wüßtest, wie ich das bedaure." * Aus eigener Erfahrung. Mutter: „Aber Du mußt doch endlich einmal lernen, Dich allein anzuziehen, Fritzchen. Wenn Du einmal später Soldat bist, wirst Du auch kein Kinder mädchen haben!" — Der kleine Fritz: „O doch, Mama, Sol daten haben immer Kindermädchen bei sich." * Gemüthlich. Richter: „Also, Angeklagter, wie lange sind Sie ohne Beschäftigung?" — Strolch: „Ja, Herr Richter, das wird so um Michaeli 20 Jahr werden!" Ferkelmarkt M Wilsdruff a. 11. Mai 1894. Ferkel wurden eingebracht 100 Stück und verkauft: starke Waare 6 bis 8 Wochen alt, das Paar 33 Mk. — Pf. bis 39 Mk. — Pf. Schwächere Waare das Paar 27 Mk. — Pfg. bis 30 Mk. — Pf. Eine Kanne Butter kostete 2 Mk. 30 Pf. bis 2 Mk. 40 Pf. Meißen, 12. Mai. Ferkel 1 Stück 12 Mk. bis 21 Mk.— Pf. Butter 1 Kilogr. 2 Mk. 12 Pf.bis 2 Mk. 52 Pf. Dresden, 11. Mai. (Getreidepreise). An der Börse per 1000 Kilogramm: Weizen weiß 145—148 Mk., Weizen braun 136—140 Mk., Korn 115—118 Mk., Gerste 150 bis 163 Mk., Hafer 150—164 Mk. — Auf dem Markte Hafer per Centner 7 Mk. 50 Pf. bis 8 Mk. 50 Pf., Kar toffeln per Centner 1 Mk. 80 Pf. bis 2 Mk. 40 Pf., Butter per Kilo 2 Mk. 40 bis 2 Mk. 80. Heu per Centner 5 Mk. — Pf. bis 5 Mk. 80 Pf. Stroh per Schock 31 Mk. — Pf. bis 33 Mk. — Pf. . 'WM" fleebtenkrsnlce ""WW trockene, nässende Lckuppsnüscktsu und das mit diesem liebel verbundene, so unsrtrLAlick lästige . j n«1c«ir" keilt unter Garantie selbst denen, die nirgends Heilung fanden „Vr. Mlevlitviitod." Lsrug: 8t. lVIarisn-vrogsris vsnrig. Eine 1892 neu gebaute Wirtschaft mit 5 Scheffel Land, in guter Lage, 25 Minuten von Nossen, wird verkauft für 2400 Thaler, (paffend für einen Sattler). Näheres beim Besitzer gg. llsmme in Raußlitz bei Starrbach. Eine Cylinderuhr ist gefunden worden, abzuholen bei Virkner. äsi- LeellitÄt ruviderlauken rsirsnlls Dessins, ksllu. dunkel ÜA8 lVIklki' 60 ?fg einfarbig und gemustert, lk8k/Iel6»-IM.50k>f. reirende Dessins, vasebvvkt, lla8 Ickten 40 ?fg. nevester iV»seb-8tostf, äa8 Bieter* 45 ^fg doppelt breit, ÜL8 75 ?fg doppelt breit, da8 Uklen 75 ?fg ganr sediere 6öpvr-sVa»rv, ÜL8 IVI616N ! IVlAI'K. sekvarr, doppelt breit, ä38 IVIelki' I kViank Der Haupt^vveek meiner Angebote ist der, dem kublikum den Leheis 2U liefern, dass reelle und leistungstätuge Oeseftäfte wirklioft moderne und gute Unsren 2U billigen kreisen 2u verkaufen vermögen und 2war )«des beliebige Slaass und Quantum, väbrend sogenannte Resterangebote, auk die I^iobtglÄubigkeit des Publikums reebnend, den KrundsÄtren Lussskgß^öknlick billiges ängebol LillS 8ie§kr. ÄklniWr