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WchnM sm Wdmff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonncmentspreis ' vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummem 10 Pf. ThmM, Uchn, Ziebknlkhn md die Umgegenden. -—-r :— ImtsblAlt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionsvreiS 10 Pf. pro dreigespaltene CorpuSzeile. für die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. No. 39. Dienstag, den 15. Mai 1894. Bekanntmachung. Freitag, den 18. und Sonnabend, den 19. Mai dss. Js., bleiben die Kanzleilokalitäten der Königlichen Amtshaupt mannschaft wegen derenHReimgung geschlossen, nnd werden an beiden Tagen nur dringliche Geschäfte erledigt. Meisten, am 9. Mai 1894. Königliche Amtshauptmannschast. v. Airchbach. Bekanntmachung. Nachdem Herr Gutsbesitzer <S«K»eI in ILI«88lK an Stelle des in Folge Krankheit ausgeschiedenen Herrn Gutsbesitzers Eduard Goltzsch in Bodenbach als Mitglied der Bezirksversammlung für den 13. aus den Ortschaften Choren-Topp- schädel, Bodenbach, Zetta mit Gallschütz, Göltzscha, Gohla, Ilkendorf, Karcha, Katzenberg, Klessig, Kreißa, Noßlitz, Oberstößwitz, Petersberg, Raußlitz, Radewitz, Saultitz, Schrebitz, Starr bach, Wetterwitz und Wölkau bestehenden Wahlbezirk gewählt worden ist, wird dies hierdurch veröffentlicht. Meißen, am 7. Mai 1894. Königliche Amtshauptmannschast. v. Airchbach. Was hat zu geschehen, um den Nachtheil der Handelsverträge für die Landwirth- schast möglichst abzuschwächen ? Ueber einen unter obiger Ueberschrift von Herrn Oekono- mierath Dr. von Langsdorfs in der Hauptversammlung der „Oekonomischen Gesellschaft für das Königreich Sachsen" kürzlich gehaltenen Vortrag halten wir uns für verpflichtet, auch an dieser Stelle zu berichten. Wir thun dies, indem wir den vom „Dresdner Journal" hierüber gebrachten Mittheilungen folgende wichtigere Sätze entnehmen: Nachdem Redner die viel fachen Einrichtungen erörtert hatte, welche in Sachsen zur Förderung der Landwirthschaft beigetragen haben, namentlich in Bezug auf die Landeskultur und den landwirthschaftlichen Credit, besprach er die seiner Zeit eingetrelene rasche Steigerung der Bodenpreise und deren Ursachen, sowie die in der Folge hervorqetretene Verminderung des landwirthschaftlichen Ertrages, welcher noch mehr zurückging in Folge der ausländischen Konkurrenz, die durch billige Tarife unterstützt wurde. Die Zollermäßigungen der Handels-Verträge würden bei der herrschenden Nothlage der Landwirthschaft als besonders drückend empfunden werden. Indessen sei die Landwirthschaft noch immer besser gestellt, als vor dem Jahre 1885, und außerdem sei eine weitere Ermäßigung der Zölle binnen zehn Jahren nicht zu befürchten. Man könne also mit festen Verhältnissen rechnen. Es sei dies um so wichtiger, als in den letzten Jahren die ausländischen Getreideproducenten noch mehr gelitten hätten, als die deutschen. Die Landwirthschaft könne durch rationellen Be trieb ihrer Wirthschaft und sparsamen Haushalt ihre Ver hältnisse verbessern. Namentlich sei es wichtig, daß sie beim Einkauf von Saatgut, Futter- und Düngemitteln alle durch die ökonomische Gesellschaft gebotenen Vortheile benutze. Dies em pfehle sich namentlich für größere Landwirthe, während kleinere Konsum- oder Bezugsgenossenschaften bilden könnten. Auch seien die landwirthschaftlichen Creditinstitute und die Versicherung gegen Feuer, Hagel, Viehverluste u. s. w. zu benutzen. Leider aber lasse die Benutzung der Versicherungsgelegenheit noch viel zu wünschen übrig. Ferner empfahl Redner größere Aufmerksamkeit in der Pflanzen- und Thierzucht und die bessere Benutzung praktischer landwirthschaftlicher Werkzeuge. Auch müßten sich die Landwirthe solchen Kulturen zu wenden, welche höhere Erträge versprechen, wie z. B. Flachs und Braugerste. Solche Aenderungen müßten freilich erst auf Grund ge nauer Berechnung erfolgen, denn ohne Rechnen und Buch führung könne auch der Landwirth nicht bestehen. Redner führte dies an einzelnen Beispielen aus. Soweit aber die ge nossenschaftliche Selbsthilfe nicht ausreichc, die Lage der Land- wirthschast zu verbessern, so müsse man dahin streben, daß die Gesammtheit der Bevölkerung, der Staat, für sie eintrete. In Preußen habe man eine bessere Interessenvertretung ver langt und sie jetzt erhalten in den Landwirthschaftskammern, von welchen man sich viel verspreche. Diese Kammern seien ihrer Organisation nach etwa das Gleiche, was wir in Sachsen seit 21 Jahren in dem Landeskulturrathe besitzen. Wichtig sei in dem preußischen Gesetzentwürfe eine Bestimmung, welche den Landwirthschaftskammern einen Einfluß auf die Produkten börsen sichert. Redner sprach den Wunsch aus, eine genaue Statistik der Verschuldung des landwirthschaftlichen Grundbesitzes in Sachsen herzustellen, und empfahl, die Kosten der Hypo- thekenlöschung zu vermindern. Die Hauptquelle der Verschuldung sei die Erbtheilung, welchem Umstande man durch Eintragung von Renten entge genwirken solle, um, ähnlich wie die hannoverschen Hofgüter es thun, den landwirthschaftlichen Besitz vor Zersplitterung zu be wahren. Weitere begründete Wünsche der Landwirthe seien die Beseitigung der Grundsteuer und deren Ersatz durch eine Vermögenssteuer, Verbesserung des Landeskulturwesens, Regelung des Wasserrechts, Unterstützung der Genossenschaftsbildung durch den Staat nach dem Muster der süddeutschen Staaten, Ein führung einer allgemeinen Körpflicht für alle vorhandenen Zucht bullen u. s. w. Ferner wünschte er, daß in den Städten das Recht der Lebensmittelkontrole nicht mißbraucht werde, indem unerfüllbare Forderungen gestellt würden. Dagegen sei eine schärfere Controle des Butterhandels wünschenswerth wegen der Fälschung der Butter durch Margarine. Viele andere Maß nahmen seien nur durch die gesetzgebenden Gewalten des Reiches ausführbar. Alle Maßnahmen solle man darauf prüfen, ob sie uns Deutschen nützen oder dem Auslande. Leider sei dies nöthig, denn viele wissenschaftliche Lehrer, die sich „National"- Oekonomen nennen, seien internationale Oekonomen. Redner kam noch auf die Frage der Eisenbahntarife zu sprechen, welche auf volkswirthschaftlichen, nicht auf eisenbahnfiskalischen Rück sichten begründet sein sollen. Auch die Staffeltarife seien ^zu beseitigen. Redner empfahl sodann gesetzliche Maßregeln gegen Fälschung von Düngemitteln, Saatwaare u. s. w. Viel zu thun sei auch auf dem Wege des Versicherungswesens, namentlich hinsichtlich der Beaufsichtigung der Handhabung der Viehver sicherungen. Schließlich wies Redner auf Maßnahmen hin, die nur durch internationale Vereinbarungen durchführbar seien. Hier kämen vor Allem die Handelsverträge in Frage, und da dürfte es sich empfehlen, seiner Zeit gegenüber den außereuro päischen Staaten andere Zollsätze als gegenüber den europäischen Staaten herbeizuführen. Redner erwähnte sodann die Währungs frage und sprach die Hoffnung aus, daß es gelingen möge, die Kaufkraft des Silbers wieder zu erhöhen. Freilich müßten alle diese Vorschläge gleichzeitig durchgesetzt werden. Hierzu bemerkt das „Vaterland": Auch aus diesen Aus führungen des geschätzren Herrn Redners geht, wie aus früheren Veröffentlichungen eines anderen Kenners und warmen Freundes der Landwirthschaft, des Herrn Dr. Platzmann-Sayda hervor, daß es ein „Allheilmittel" zwar nicht giebt, durch welches der gegenwärtigen Nothlage der Landwirthschaft mit einem Schlage abgehvlfen werden könnte, daß aber doch, Gott sei Dank, auch kein Grund vorhanden ist, zu verzagen. Vielerlei Ursachen haben die gegenwärtig schlimme Lage der Landwirthschaft ver schuldet, vielerlei Mittel werden aufgewendet werden müssen, nm dieselbe, soweit es überhaupt in der Macht der Menschen liegt, wieder zu beseitigen. Manches kann die Gesetzgebung thun, die Gesetzgebung des Reiches wie die der Einzelstaaten, Manches wird auf dem Wege genossenschaftlicher Organisationen zu erreichen sein, was aber in keinem Falle entbehrt werden kann, das ist die Selbsthilfe, die jeder sich selbst angedeihen läßt, indem er die etwa auch von ihm selbst gemachten Fehler zu erkennen und künftighin abzustellen sich bemüht, und indem er Fleiß und Sparsamkeit anwendet, die langsam zwar, aber sicher hier wie auf allen anderen Gebieten des Erwerbslebens eine Wendung zum Bessern mit herbeisühren helfen können. Wer hierauf aufmerksam macht, pflegt freilich nicht den lauten Dank lärmender Volksversammlungen zu ernten, handelt aber dennoch verdienstlicher als Diejenigen, welche, indem sie Un mögliches verlangen, nur immer die Unzufriedenheit steigern, ohne jemals eine wirkliche Abhilfe schaffen zu können. Wir halten es für besonders erfreulich, daß es in Sachsen Kor porationen giebt, die, wie die „Oekonomische Gesellschaft" und der „Landeskulturrath", Gelegenheit gehen, die brennendste der Tagesfragen, nämlich die Frage, wie der in landwirthschaftlichen Kreisen jetzt thatsächlich herrschenden Noth abzuhelfen sei, in ruhiger und sachlicher Weise zu besprechen, und Männer, diel dies in so klarer und vortrefflicher Weise thun, wie eben Herr^ von Langsdorfs und neben und mit ihm eine Reihe anderer hervorragender Landwirthe, wie sie deren, Gott sei Dank, in Sachsen zahlreich genug und Allen bekannt sind. Diese Männer sind die wahren Freunde der Landwirthschaft und auf ihre Stimme zu hören und eventuell ihren Rathschlägen stattzugeben, wird sich auch die Regierung, sei es im Reich, sei es in den Einzelstaaten, gerne bereit finden lassen, warnen aber muß man vor Denen, die, ohne selbst Landwirthe zu sein und die Noth der Landwirthe jemals am eigenen Leibe gespürt zu haben, dennoch sich zu Anwälten der Landwirthschaft aufwerfen, ihre Klagen womöglich noch übertreiben und durch Lärmen die Sache verwirren, ohne daß sie selbst etwas nützen können. Das ist aber, was zu allen Zeiten und so auch heute wieder einer an sich guten Sache schadet, wenn Unberufene sich herandrängen und die Führung an sich zu reißen suchen, wie wir dies jetzt wieder mehrfach sehen. Die Arbeiter werden von Nicht- oder Aucharbeitern geführt, von Zeitungsschreibern, jüdischen Groß kapitalisten, Gastwirthen u. s. w.; mögen die Handwerker, mögen die Landwirthe zusehen, daß nicht auch ihrer guten Sache Leute schaden, die es vielleicht ganz gut meinen, die aber eben doch auch nicht ihrer Aufgabe gewachsen sind, weil sie nicht selbst Landwirthe sind oder Handwerker. Tagesgeschichte. Berlin, 11. Mai. Die Strafkammer vernrtheilte heute den Drucker des Anarchistenblattes „Sozialist", Kistenmacher Grunau, wegen Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten, begangen m zwei Festnummern zum 18. März, zu 1'/s Jahren, die ver antwortlichen Redakteure, Klempner Nest und Maler Reinhardt, zu 8 bezw. 9 Monaten Gefängniß und beschloß die sofortige Verhaftung des Letzteren, während die ersten beiden sich schon in Untersuchungshaft befanden. Da die Sozialdemokraten die Rixdorfer Vereinsbrauerei boykottirten, so haben die Berliner Großbrauereinen folgende Beschlüsse gefaßt: Wird der Boykott nicht zurückgenommen, so wir» der Betrieb der Brauereien beschränkt und 20 Prozent der Arbeitnehmer, hauptsächlich Sozialdemokraten, entlassen. Vom Militärpakten erschossen. Am Vormittage des 10. Mai belästigte in Posen die nicht gut beleumundete Michalina Kaczmarek den Militärposten am Kriegspulvermagazin 4 und versteckte sich dann im Eingänge des Magazins; als der Posten das Mädchen verhaften wollte, ergriff es die Flucht, worauf der Posten nach sechsmaligem Anruf einen Schuß auf die Fliehende abgab, der deren sofortigen Tod herbeiführte. Bald nach der That fanden sich der Stadtkommandant General lieutenant Schuch, sowie der Garnisonauditeur Hausner am Thatorte ein. Nachdem der Thatbestand festzestellt war, wurde die Leiche des Mädchens nach dem Garnil onlazareth geschafft und der Posten in Untersuchungshaft abgeführt. Ein bedeutender Gelddiebstahl ist in der Nacht zum Sonntag im Eisenbahnzuge Marienburg-Königsbergverübtworden. Aus dem Postwagen des Zuges ist ein Postbeutel mit ca. 20000 M. Inhalt abhanden gekommen. Das Fehlen des Beutels wurde in Simonsdorf bemerkt; die sofort angestellten Nachforschungen und in Dirschau vorgenommenen Haussuchungen sind bis jetzt ohne Erfolg geblieben. In dem Beutel sollen sich u. A. die Werthsendung einer königl. Kasse an die Kreiskasse in Marien burg, bestehend in Sparkaffenbüchern und Pfandbriefen in einem Werthe von 10000 M., und sechs an Private gerichtete Geld- bricfe befunden haben. Ein Militärunfall wird aus München gemeldet: Der Ballon der dortigen Luftschifferabtheilung, in dessen Gondel sich drei Offiziere befanden, wurde aus beträchtlicher Höhe durch eine Windströmung abwärts gedrückt, stieß an den Kamin einer Militärbaracke und fiel infolge des erhaltenen Riffes zu Boden. Die Offiziere wurden beim Absturz am Kopf erheblich, aber nicht lebensgefährlich verletzt.