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DochenM sm MlsW j . SjBeilaqe zu No. 29. . Dienstag, den 10. AprilU894. Vaterländisches. Wilsdruff. Wie man uns mittheilt, soll die unentge! - liche Abgabe von Fahrplänen der Königlich Sächsischci. Staatseisenbahn-Verwaltung an die Zeitungen, wie sie bisher erfolgte, künftig aus verschiedenen Gründen, namentlich auch wegen der hiermit für die Verwaltung verknüpften außerordent lich hohen Kosten in Wegfall kommen. Hingegen wird der Fahr plan in Buchform hergestellt und zum Selbstkostenpreis (5 Pf.) bei allen sächsischen Stationen verkauft werden. — Unterm 1. April ist ein neuer Eisenbahnpersonen- und Gepäcktarif zur Verausgabung gekommen, welcher bei den Verkehrsstellen käuflich zu haben ist. Derselbe enthält mancherlei Neuerungen, die von allgemeinem Interesse sind und deshalb sei auf einige Punkte hierdurch besonders hingewiesen. Preisermäßigungen bis zu 50 Prozent werden gewährt für Reisen größerer Gesellschaften von mindestens 30 Personen oder bei Lösung von mindestens 30 Fahrkarten zu einer gemein schaftlichen Fahrt in 1., 2. oder 3. Wagenklasse. Anträge sind schriftlich, unter Angabe des Tages der Reise, des Reisezieles, der Theilnehmerzahl, sowie der zu benutzenden Züge und Wa genklasse, an diejenige Betriebsoberinspektion zu richten, in deren Bezirk die Reise angetreten werden soll. — Für Ausflüge, welche von Studirenden akademischer Anstalten, hierzu zählen auch Lergschulen, Kunstschulen und Kunstgewerbeschulen) unter Leitung von Lehrern zu wissenschaftlichen Zwecken gemein schaftlich unternommen werden, bei einer Betheiligung von min destens 10 Personen (einschließlich der Lehrer) wird bei Be nutzung der 3. Wagenkllasse der Militärfahrpreis und bei Be nutzung der 2. Wagenklasse der Fahrpreis der 3. Klasse er hoben. Bei Benutzung von Schnellzügen hat jeder Theil nehmer eine Schnellzugsfahrkarte zu lösen. — Schüler öf fentlicher Schulen oder staatlich konzessionirter und beaufsich tigter Privatschulen (hierzu sind auch zu rechnen Fortbildungs schulen, Landwirthschaftsschulen, Seminarien und Präparanten anstalten, Unternchtsanstalten für Blinde und Taubstumme, sowie Ferienkolonien) werden zu gemeinschaftlichen unter Auf sicht der Lehrer unternommenen Ausflügen bei einer Theilnehmer zahl von mindestens 30 Personen (einschließlich der begleitenden Lehrer, Lehrerinnen oder des Schulinspektors) in der 3. Wa- genklassc zum Militärfahrpreise befördert. Anträge auf Ge währung der Fahrpreisermäßigung für akademische Ausflüge und Schülerfahrtm sind thunlichst 24 Stunden vor Antritt der Fahrt an die Abgangsstation zu richten. Sollen Schüler fahrten von einer Haltestelle oder einem Haltepunkte aus an- getrcten werden, so sind die betreffenden Gesuche an die zu ständige Betriebsoberinspektion einzureichen. Zu Schnellzügen, sowie an Sonn- und Feiertagen werden Fahrpreisermäßigungen für Schülerfahrten nicht gewährt. Auch für Reisen im In teresse der öffentlichen Krankenpflege, sowie für mittellose Kranke, Blinde, Taubstumme und Waisen werden Preisermäßigungen gewährt. Die Erfordernisse zur Erlangung der letzteren sind bei allen Eisenbahnverkehrsstellen zu erfahren. — Sind auf der Abgangsstation direkte Fahrkarten bis zur Zielstation nicht vorhanden, so können bei derjenigen Station, auf welcher die Lösung einer weiteren Fahrkarte, bezw. die Wcitercxpedirung des Gepäcks sich nöthig macht, Fahrkarten und Gepäckscheine gegen eine Gebühr von 25 Pf. (bis 50 Pf.) telegraphisch voraus bestellt werden. — Für das Belegen einzelner Abtheilungen in Wagen des Coupeesystems sind künftig zu zahlen in 1. Wa genklasse 4 Fahrkarten, in 2. Klasse 6 und in 3. Klasse 8 (bisher 6, 8, 10). — Die Aufrundung des Preises von halben (Kinder-)Fahrkarten erfolgt nicht mehr auf 10 Pf., sondern auf 5 Pf., sodaß beispielsweise bei einem Preise von 50 Pf. für die ganze Fahrkarte die Kinderkarte nicht mehr 30 Pf., sondern nur 25 Pf. kostet. — Bei erfolgter Umschreibung einer Fahrkarte für einen kürzeren Weg ist künftig auf der neu gewählten Route eine einmalige Fahrtunterbrechung gestattet, was bisher nicht der Fall war. Ferner kann der -Inhaber einer Pcrsonenzugökarte 1. oder 2. Klasse ohne Weiteres, also ohne Zulösung einer Ergänzungekarte die nächstniedere Wa genklasse eines Schnellzuges benutzen. — Endlich sind noch die Bestimmungen über Beförderung von Expreßgut zu er wähnen. Als Expreßgut werden diejenigen Sendungen be zeichnet, welche ohne gleichzeitige Lösung von Fahrkarten auf Gepäckschein zur Beförderung gelangen. Als Expreßgut können Gepäckstücke aller Art, sowie auch Güter, Hunde und sonstige kleine Thiere in Käsigen, Kisten, Säcken und dergleichen, sofern sie sich zur Beförderung im Packwagen eignen, aufgegeben werden. »Für solche Sendungen wird die volle Gepäckfracht und min destens 50 Pf., bei Beförderung mit Schnellzügen mindestens 1 M. erhoben und der Gepäckschein je nach Wunsch entweder dem Aufgeber ausgehänkjgt, damit ihn dieser an den Adressaten der Sendung einschickt, oder der Sendung selbst beigegeben. Im letzteren Falle muß aber das Gut mit der genauen Adresse deö Empfängers versehen werden, um die Empfangsexpedition in den Stand zu setzen, den Adressaten von der Ankunft des Gutes benachrichtigen zu können. — Nächsten Freitag findet im Saale des „Hotels zum goldnen Löwen" das 3. Abonnement-Konzert unserer Stadt kapelle statt. Der Gesangverein „Liedertafel" hat seine Mit- wiikung zugesagt und steht deshalb ein äußerst genußreicher Abend in Aussicht. — Im „Reformverein für Wilsdruff und Umgegend" hält kommende Mittwoch Herr Reichstagsabgeordneter Binde wald Vortrag. Jedermann erhält hierzu Eintritt. Der Vor trag findet im „Hotel zum Adler" statt. — Daß das Küssen auf den Mund der Kinder, wie das ullznnahe Hineinsprechen in die Kinder, so zwar, daß das Kmd den Hauch aus dem Munde des Sprechers einathmen muh, höchst schädlich ist, ist eine sehr bekannte Thatsache und sind schon zahllose Kinder in Folge dieser Unsitte schweren Er krankungen unterworfen worden. In einer Sitzung der Reichen berger städtischen Gesundheitscommission besprach der Bürger meister Or. msä. Bayer die Infektionskrankheiten und benützte die Gelegenheit, um auf die Nachtheile und Gefahren des Küssens nicht nur auf den Mund, sondern auch auf die Stirne und auf die Augen überhaupt und namentlich bei Kindern aufmerk- sc-n zu machen, hinzufügend, daß ihm in seiner Privatpraxis kürzlich ein Fall eines bösartigen Geschwüres, am Auge einer Frau, veranlaßt durch Küssen vorgekommen sei. Das Küssen ist also ein sehr gefährlicher Förderer und Verbreiter der Infek tionskrankheiten und man sollte deshalb insbesondere bei zarten Kindern vorsichtig sein. — Die gefürchteten drei gestrengen Herren Mamertus, Pankratius und Servatius fallen bekanntlich auf den 11. 12. und 13. Mai. Der letztere Tag ist in diesem Jahre nun so gleich der Pfingstsonntag. Es wäre daher sehr zu wünschen, wenn die drei „Gestrengen" in diesem Jahre recht guter Laune wären, da sonst die Pfingstfeiertage gegenüber dem diesjährigen wunderschönen Osterfest einen unerquicklichen Controst schaffen würden. Hoffentlich ergeht es diesen 3 gestrengen Herren ge rade so, wie dem von Falb verkündeten kritischen Tag erster Ordnung, welcher am 6. d. M. stattfinden sollte. — EinMalkäfcrflugjahr wird das heurige sein. In der Schweiz hat die Schaffhauser-Regierung vom großen Rath bereits die Summe von 2000 Fres, zu Vertilgung der braunen Gesellen gefordert. Auch anderwärts wird man gutthun, recht zeitig an die Vernichtung des schädlichen Käfers zu denken. — Die herrlichen Frühlingstage, welche uns der An fang des als launisch bekannten Monats April bringt, locken mit Gewalt hinaus ins Freie. Aus allen Hecken und Winkeln bricht der Frühling hervor. Im Wald und Hain schmettern die gefiederten Sänger ihre Lieder, aus dem Acker steigt der Erdathem heilend, nährend, verjüngend empor und es sprießt und keimt allerorten. Die herrliche Umgebung unserer Stadt bietet der Neize genug, um jeden Naturfreund zu befriedigen. Wer ober eine weilere Partie zu unternehmen gedenkt, dem sei ein Ausflug nach dem Osterberge zu empfehlen. Wenn auch jetzt das herrliche Thal von Cossebaude noch nicht im vollen Blüthenschmuckc prangt, so ist doch der Aufstieg durch den Am selgrund vom Gasthof Niederwartha aus sehr lohnend und die Aussicht in der klaren Frühlingsluft hervorragend schön. Das Rcstau ant auf dem Osterberg befindet sich in guten Händen. Dasselbe ist im vorigen Jahre in den Besitz des langjährigen Dresdner Wirihes Ottmann übergegangen, welcher sämmtliche Räume renovirt bez. umgebaut hat. Durch Erbauung einer größeren Stallung ist derselbe einem längst gefühlten Bedürfniß entgegengekommen, da der bequeme Fahrweg sich zu Ausflügen mit Geschirr eignet. Auch der freundliche Gasthof Niederwartha, welcher nur eine Minute vom Dampfschifflandungsplatz entfernt ist, ladet mit seinen Lindengarten zum Besuche ein. — Ein Waldbrand zerstörte am vorletzten Sonntag Nachmit tag in der 3. Stunde eine von circa 4000 Quadratmeter 6- jährigen Fichtenbestand, zum Rittergut Braunsdorf gehörig. Der starke Ostwind begünstigte die rasche Ausbreitung des Feuers sehr und mußten mehrere Gräben aufgeworfen und die Orts spritze herangezogen werden, um weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhindern. Wie der Brand entstanden, ist noch unermittelt. — Den bekannten Junqhänel'schen Sängern aus Roß wein passirte in Riesa am Freitag Abend etwas Unangenehmes. Sie hatten die der Behörde gegenüber nöthigen Papiere ver gessen und mußten nun erleben, daß das Concert untersagt wurde und das zahlreich erschienene Publikum den Saal räumen. — Moritzburg. Dieser Tage wurde unter Leitung des Kreisgendarmen Enger-Dresden von 8 bis 10 Gendarmen das Kreier Revier durchsucht. Der in Bautzen in Untersuchungs haft befindliche Einbrecher Thimmig hatte angegeben, daß er in genannter Waldung verschiedene von Diebstählen herrührende Gegenstände verborgen habe. Die Gendarmen haben trotz eifrigen Suchens jedoch Nichts zu finden vermocht. Thimmig ist derjenige, welcher s. Z. den Produktenhändler Günther in Dürröhrsdorf bei einem Einbruchsversuch in den Rücken schoß. — Tharandt. Durch den einstimmigen Beschluß des hiesigen Stadtgemeiuderathes ist man dem geplanten Projekt, „die Errichtung einer städtischen Trinkwasserleitung," näher ge treten. Die Mittel hierzu sollen aus dem Reservefond der Sparkasse entnommen werden. Die hierzu nöthigen Vorarbeiten sind dem Bauausschuß und dem Herrn Bürgermeister überlassen worden. — Moderne Ehen. Einem Meißner jungen Ehepaare, welches wegen rückständiger Miethe ausziehen mußte, wurde der Umzug dadurch recht bequem gemacht, daß der Möbellieferant die sämmtlichen noch unbezahlten Möbel wieder wegholte. Da Betten und Kleider zur Zeit versetzt und die Pfandscheine mehr fach bereits verfallen waren, konnten die jungen Lente ohne Mühe und Plage zur neugemietheten, leider aber ganz leeren Wohnung übersiedeln. — Der in Plauen b. Dr. allgemein bekannte jetzige Austräger Friedrich Gebauer, Sohn des verstorbenen Gutsbe sitzers G., ist in Berlin aus der Haft entlassen worden, nach dem er sechs Wochen wegen Mordverdacht (wir haben darüber ausführlich berichtet), an einer Prostituirten begangen, inhaftirt gewesen. Der Verdacht hat im Verlaufe der Untersuchung eine so wesentliche Abschwächung erlitten, daß der Untersuchungs richter die Freilassung verfügte. Insbesondere waren die zuerst recht bestimmt gehaltenen Aussagen der Zeuginnen, welche den Angeschuldigten zu der fraglichen Zeit in dem betr. Hause der Borsigstraße gesehen haben wollen, so schwankend geworden, daß denselben keinerlei Bedeutung mehr beizumessen war. Gebauer ist sofort nach seiner Freilassung nach Frankfurt a. M. ge reist und von seinem Arbeitgeber in die frühere Stellung ein gesetzt worden. In dem bewegten Leben dieses Mannes, der noch vor wenigen Jahren über ein vom Vater ererbtes Ver mögen von 120000 Mark verfügte, dasselbe durch eigene Schuld mit , guten Freunden" total einbüßte und nun in Berlin unter der Anschuldigung des Mordes verhaftet wurde, wird das Abenteuer seiner Berliner Reise einen hervorragenden Platz einnehmen. — Ueber den Tod Bruno Sparig's in Leipzig leistet sich der sozialdemokratische „Wähler" Folgendes: „Große Trauer, Haarausraufen und Zerreißen der Feierkleider im nationalliberalen Lager oder in dem schäbigen Rest von Zelt trümmern, die mit starker poetischer Uebertreibung sich noch also nennen! Und warum das Trauergetöne? Es ist ein längst schon politisch und gesellschaft und sonstwie noch todter Mann gestorben: Bruno Sparig hat das Zeitliche gesegnet und wir wünjchen den Würmern gesegnete Mahlzeit!" Hierzu sagt das „Vat.": Ein altes Sprichwort sagt: Todte zu lästern verräth gemeinen Sinn. Eine jcheußlichere Gemeinheit als diesen Wunsch am eben geschlossenen Grabe haben wir noch nicht gehört. — Einen grausigen Fund machte der Besitzer des Gast hofes Schmidt in Schönborn bei Mittweida. Schmidt war mit Planiren seines Gartens beschäftigt, als er beim Graben, etwa in der Tiefe eines Meters, auf einen schon etwas morschen Gegenstand stieß, welcher sich bei näherer Betrachtung als ein Menschenschädel erwies. Aufs höchste erschreckt und überrascht, grub Schmidt weiter und förderte bald darauf ein vollständiges männliches Gerippe zu Tage. Dasselbe war zerfallen, aber in seinen einzelnen Theilen noch gut erhalten. Woher das Gerippe stammt, ist bis jetzt noch nicht festgehalten worden. Aeltere Einwohner von Schönborn wollen sich aber erinnern, daß vor ungefähr zwanzig Jahren ein Schweinetreiber im genannten Orte spurlos verschwunden ist. — Auerbach. Ein roher Mensch, der sich nicht scheute, am offenen Grbe seiner Ehefrau den amtirenden Geistlichen zu beleidigen, erhielt vom Landgericht Plauen die gebührende Strafe. Der Korbmacher Karl August Pampel in Rodewitsch hatte beim Begräbniß seiner Ehefrau dem die Leichenrede haltenden Geistlichen, Pastor Schönknecht, mit verächtlicher Bewegung beleidigende Worte zugerufen. Darauf drängte sich der freche Mensch durch die Begrabnißtheilnehmer und verließ unter lautem Schimpfen den Friedhof. Er erhielt für seine Rohheit drei Monate Gefängniß zuerkannt. — Kürzlich wurde von verschiedenen sächsischen Zeitungen die auch in unser Blatt übergegangene Nachricht gebracht, daß der aus Leisnig gebürtige Weinhändler Max Kretzschmar, der durch den leichtsinnigen Streich daö Brandunglück imSchäfer- schen Restaurant in Leipzig verursachte und im Zwickauer Ge fängniß darüber verbüßt, irrsinnig geworden und in der Irren anstalt gestorben sei. Diese Nachricht ist gänzlich erfunden. Der in Leisnig wohnhafte schwer geprüfte Vater Kretzschmar's zog natürlich über das Befinden seines Sohnes sofort Erkundigungen ein und wurde von der Gefängnißverwaltung von der Haltlosig keit des erwähnten Gerüchtes benachrichtigt. — Leipzig, 8. April. Von einem hiesigen Bürger, der die Verschweigung seines Namens ausdrücklich zur Pflicht gemacht hat, wurde dem Rathe der Stadt ein Kapital von 100000 Mk. mit der Bestimmung überwiesen, daß dasselbe zur Unter stützung von Kranken dienen soll, die zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit Aufenthalt in einem Kurorte nehmen oder ein Heilverfahren gebrauchen müssen und hierfür nicht die nöthigen Mittel besitzen, und von solchen Personen, die, ohne auf den Erwerb vorbereitet zu sein, durch Unglücksfälle ge zwungen werden, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. — Falkenau. In unserem Orte erwägt man jetzt leb haft das Projekt einer elektrischen Beleuchtungsanlage; schon demnächst soll zur Verwirklichung desselben geschritten werden. Zur Erzeugung des elektrischen Stromes wird die Wasserkraft der Mühle mit verwendet werden. Der jssrinzessin Maria Isabella von würtem» berg bei ihrer Vermählung mit dem sssrinz Johann Georg von Sachsen am 5. April 1894. Dreifacher Liebe Glück schmückt Thron und Hütte gemeinsam, Aber nicht Vielen, wie Dir, ward ein so reichliches Maß. Liebe der Eltern — sie ist der Jugend heiliger Leitstern; Selig, wem er so rein strahlt noch in späterer Zeit! Liebe des Gatten — sie gieb den Reiz selbsteigenen Schaffens, Wirkt mit vereinter Kraft still an dem häuslichen Herd. Und dieDritte? — Das ist die traute Liebe zur Heimath.— Wahre und schenke der Herr Dir diese heilige Drei! Aus Irrpsaden. Original-Roman von E. Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) 2. Kapitel. Graf Obernitz. Doktor Werneck rüstete sich am nächsten Morgen ziemlich frühzeitig, um seinem ersten Patienten, dem Grafen Obernitz, einen Besuch zu machen. Er hatte sich im Mittelpunkt des Städtchens eine Wohnung gemiethet und nur einstweilen der Großmutter Güte in Anspruch genommen, da das Häuschen derselben nach Lage und Räumlichkeit doch nicht passend für einen Arzt schien. Der Kaffee wurde ziemlich einsilbig genossen, Hedwig, welche den Bruder mit verstohlener Angst beobachtete, sah sehr bleich aus und auch die Großmutter schien eine schlaflose Nacht ge habt zu haben. „Ich werde im Laufe des Tages nach meiner neuen Woh nung übersiedeln, Großmutter?" brach Alex endlich, die Zeitung bei Seite legend, das peinliche Schweigen. „Dann will ich Deine Sachen ordnen und einpacken, mein