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WchlM für Wdmff / Erscheint I wöchentlich zweimal u.zwarDienstags j und Freitags. — AbonncmcntspreiS vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne / Nummern 10 Pf. ThmM Nossen. Ziedenlehn md die Nmsesenden. —-r — Mtsblutt —— . Inserate werden Montags und Donnerstag- bis Mittags 12 Uhr angenommen. ZnsertionspreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. ' für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Ugl. Amtsgericht und den Ltadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Dienstag, den 27. Februar No. 17. 18S4. Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige Aühjahrrmarkt wird Donnerstag, de« 1. «nd Freitag, den 2. März «bgehalten. Wilsdruff, den 8. Februar 1894. Der Stadtrat h. Acker, Brgmstr. Nutzholzauttisn. Die auf den Revieren Spechtshansen, Naundorf und Grillenburg aufbereiteten 825 harte Stämme, 2515 harte Klötzer, 314 harte Stangenklötzer, 85 harte ReiS- und Dcrbstangen, sowie 8 Rm. harte und 15'/^ Rm. weiche Nutzscheite und 3^, Rm. harte und 59 Rm. weiche Nutzknüppel sollen Freitag, den S. März d. I, von Bormittag ^11 Uhr an im Gasthofe zum Sachsenhof bei Klingenberg meistbietend versteigert werden. Nähere Angaben enthalten die in Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König!. Oberforstmeisterei Grillcnbnrg und König!. Forstrentamt Tharandt, am 20. Febmar 1894. Tagesgeschichte. Für die im Reichstag am Montag beginnenden Verhand lungen und die späteren Abstimmungen über den deutsch-russischen Handelsvertrag hängt Alles von der Besetzung des Hauses ab. Sämmtliche Fraktion-Vorstände haben daher an die Mitglieder die Aufforderung gerichtet, sich von Montag ab an den Sitzungen dcS Reichstages zu betheiligen und nur aus dringlichen Gründen fortzubleiben Es ist ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Anwesenheit jedes einzigen Mitgliedes von Anbeginn der Ver handlungen an und nicht nur für die entscheidenden Abstimmungen erforderlich sei. Man rechnet für die erste Lesung drei bis vier Sitzungen und für die allem Anschein nach unvermeidliche Kommissionsberathung etwa eine Woche. Die zweite Lesung dürfte an der Hand mündlicher Berichterstattung stattfinden, da für eine schriftliche unter den gegebenen Verhältnissen die Zeit nicht ausreicht. Im Reichstage haben die Fraktionen Berathungen über den russischen Handeövertrag abgehalten und man wird nun bald einen etwas klareren Einblick in die parlamentarische Situation gewinnen. Heutigen Montag soll die erste Berathung beginnen, für die man wohl drei bis vier Tage berechnen muß. Die Verweisung an eine Kommission scheint sestzustehen; welchen Umfang hier die Berathung annehmcn wird, ist noch nicht zu übersehen. Immerhin wird man annehmen können, daß in der vom 11. bis 17. März die zweite und dritte Berathung statt finden und die Entscheidung sonach noch vor der Ostervertagung getroffen werden kann. Der Reichstag steht jetzt nahe vor einer Entscheidung, die zu den wichtigsten gehört, die je an ihn herangetreten sind. Die Steuerentwürfe werden nun, da der russische Handels vertrag alle Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen wird, vor Ostern kaum mehr erheblich voranrücken. Möglich wäre es vielleicht, die Stempelsteuer in der Kommission noch vor Ostern zu erledigen, da man annehmen kann, daß auf die gänzlich aussichtslose Besteuerung der Quittungen und Fracht briefe nicht allzu viel Zeit verwendet wird. Nach Ostern wird dann die Steuerfrage den hauptsächlichsten Gegenstand der Reichstagsarbeiten bilden, deren Abschluß aber, wenn bei der Tabak- und Weinsteuer etwas Positives herauskommen soll, sich noch lange hinausziehen wird. Von einer Zurückziehung der einen oder der anderen Vorlage seitens der Regierung kann keine Rede sein. Die „Berl. Börsenztg." hatte die Ansicht ausgesprochen, die verbündeten Regierungen würden auf eine weitere Berathung der Steuergesetzentwürfe umsoweniger Werth legen, als sie bereits mit neuen Steuervorschlägen für die neue Reichstagssession beschäftigt seien. Diese Meldung ist, wie in einem offiziösen Artikel der „Nordd. Allg. Zig." heute erklärt wird, in allen Punkten unrichtig; die verbündeten Regierungen halten fest an der Durchberathung oller Steuervorlagen und - haben keine Veranlassung, sich mit der Vorberathung neuer Steuervorlagen für die nächste Session zu beschäftigen. Die „Korresp. des Bundes der Landwirthe" ist voll Muthes auch für den Fall, daß die von ihr angestrebte Ablehnung des Handelsvertrages zur NeichstagSauflösung führen würde. Sie schreibt: „Wie wir außer Gott nichts auf der Welt fürchten, so fürchten wir uns auch vor einer Reichstagsauflösung nicht. Diese könnte nur dazu führen, daß die in ihrer Daseinsbe rechtigung arg bedrohten Landwirthe sich eben noch zahlreicher und eifriger um das hochgehaltene Banner des Bundes der Landwirthe schaaren, dessen Ziel ist die Erstarkung des wahr haft nationalen Geistes auf gesunder wirthschaftlicher Grundlage.' In dem Kampf der Civilmusiker gegen die Militärmustkcr bat die Petitionskommission des Reichstages auf Grund von Petitionen des allgemeinen Musiker-Verbandes insoweit zu Gunsten der Civilmusiker entschieden, als sie beantragt, den Militärmusikern die Vergünstigung hinsichtlich des Eisenbahn fahrpreises zu entziehen und zu erwägen, inwieweit ihnen bei außerordentlichen Mustkaufführungen das Tragen der Uniform zu untersagen sei. Diese Beschlüsse sind nur mit sehr geringer Mehrheit zu Stande gekommen, obgleich in den Petitionen versichert wurde, wenn der Konkurrenz der Militärmusiker nicht bald Schranken gesetzt würden, so gingen die Civilmusiker Deutschlands, deren Zahl sie auf einige Hunderttausend be laufe, ihrem Untergange entgegen. Die Zahl der Militär- musiker beträgt Alles in Allem etwa 20,000. Eine sozialdemokratische Militärvorlage hat am Sonntag in einer Breslauer Volksversammlung der Abgeordnete Lieb knecht in Aussicht gestellt. Er äußerte nämlich der „Schlesischen Zeitung" zufolge: „Die „Genossen" in Frankreich hätten einen Antrag eingebracht, das französische Heer allmählich in ein Milizheer umzugcstalten. Auch in Deutschland würde bereits ein formeller Antrag gestellt worden sein, wenn die Session nicht so überfüllt mit anderen Arbeiten wäre, daß für eine ausgiebige Debatte keine Zeit bliebe. So sei denn beschlossen worden, daß Liebknecht bei Gelegenheit des Etats, zu dem er als Redner bestellt sei, ankündigen solle, daß im Hinblick auf die Lage in Europa und das Bei! viel Frankreichs, dem auch das italienische und das englische Parlament folgen würden, die Fraktion in der nächsten Session einen militärisch-technisch vollständig ausgearbeiteten Vorschlag machen werde, in welchem sie zeigen werde: wie man, ohne die Vertheidigungskraft des Volkes zu schwächen und ohne Mehrausgaben, wohl aber unter Vermehrung der Vertheidigungskraft und mit beständiger Ver minderung der Kosten, zur absoluten Wehrhaftmachung des Volkes kommen könne, sodaß dann in ganz Deutschland kein Mann sei, der nicht imstande wäre, im Nothfall von den Waffen ordentlich Gebrauch zu machen." Diese Ankündigung ist sehr interessant und es ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß die Vertreter der bürgerlichen Demokratie im Reichstage dem sozial demokratischen Gesetzentwürfe prinzipiell zustimmen werden. Sollte also der gegenwärtige Reichstag dem Schicksal der Auf lösung verfallen und sollte derselbe durch allerhand Druck gegen die Konservativen durch einen „patriotischem" demokratisch-frei- händlerischen Reichstag ersetzt werden, so dürfte die Annahme der Liebknechtschen Militärvorloge sicher sein. Die thurmhohe Freundschaft zwischen Russen und Franzosen hat jetzt zum erstenmale einen Knacks bekommen. Die Mehrheit der Pariser Deputirtenkammer strebte eine außer ordentliche Erhöhung der Getreidezölle an, und alle Mahnungen die Dinge nicht zu übertreiben blieben erfolglos. Da ist denn von Petersburg aus eine deutliche und bestimmte Schrift nach Paris gekommen, daß die Regierung es ja Frankreich nicht verbieten könne, die Zölle zu erhöhen, aber wenn dies geschehen, sollte, so werde auch der im Vorjahr abgeschlossene russisch- sranzöfische Handelsvertrag sofort gekündigt werden. Man hat in Paris nun doch einen kleinen Schreck bekommen, und die Kammer hat von der ursprünglich geplanten Erhöhung abge sehen und es bei einem geringeren Zollsatz bewenden lassen. Die Konferenz englischer mit französischen Polizeibeamten zur wirksamen Ueberwachung der fremden Anarchisten, welche dieser Tage in London stattgefunden hat, kann als Symptom dafür gelten, daß man sich in den Kreisen der englischen Re gierung nicht länger mehr der Erkenntniß der Unmöglichkeit verschließt, dem Treiben der internationalen Sprengbomben männer auch fernerhin noch mit verschränkten Armen zuzu schauen. Der Unwille des Publikums gegen die Anarchisten macht sich in der Presse und bei zahlreichen anderen Gelegen heiten so unzweideutig Luft, daß die Regierung, wenngleich von einer Bereitwilligkeit ihrerseits zur Ergreifung einer wirksamen Initiative gegen den Anarchismus auch jetzt noch nicht die Rede sein kann, doch nicht wagt, dem Drucke der öffentlichen Meinung einfache Nichtachtung entgegenzusetzen. Zu dieser Wendung der englischen Politik in Sachen des Anarchismus mag auch die einmüthige Verurtheilung der den Anarchisten gewährten Asylfreiheit seitens der englischen Kolonie in Paris beigetragen haben. Letztere ist bekanntlich fast durchweg au« Personen und Familien zusammengesetzt, welche den einfluß reichsten Kreisen der Gesellschaft angehören und daher in der Lage sind, ihren Wünschen ein angemessenes Relief zu verleihen. Die nach London gelangten Briefe und sonstigen Schilderungen der üblen Lage, in welche Paris durch den Anarchistenschrecken versetzt wird, in Verbindung mit dem Hinweise auf die moralische Verantwortung, welche England durch sein bisheriges still schweigendes Dulden der anarchistischen Komplotstifter bei sich zu Hause übernimmt, finden beim englischen Publikum cmen bis dahin noch nicht bemerkbar gewesenen Anklang. Schließlich aber ist es wohl niemandem, auch der jetzigen Regierung in England nicht, angenehm, wenn bei unbestimmter Fortdauer der Sprengbombenpanik die Franzosen sich eines schönen Tages nach einem „Gesellschaftsretter" umsehen und die jetzige Re publik, mit welcher sich Europa nachgerade leidlich eingelebt hat, einer andern Regierungsform Platz machen müßte, die heute für alle Welt Geheimniß ist. Vaterländisches. Wilsdruff. Am gestrigen Sonntag hielt der hiesige K. S. Militärverein in den Räumen des Hotels zum weißen Adler sein Wintervergnügen ab. Das aufgestellte Programm bot sehr viel Abwechselung ernsten und heiteren Charakters. Besondere Erwähnung verdienen das Duett für Sopran und Tenor: „O, wie selig ist das Kind", gesungen von Frau Cantor Hientzsch und Herrn Musikdirektor R ömisch, sowie das So pransolo: „Mein Liebster ist ein Weber", gesungen von zuerst genannter Dame; die Lachmuskeln der zahlreichen Hörer verstand Herr Trichinenschauer Reinhardt durch seine humoristischen Vorträge in Thätigkcit zu setzen und zu erhalten. Nicht minder trugen alle die Damen und Herren zum Gelingen des Ganzen bei durch Aufführung von: „Alte Liebe rostet nicht" und „Der Weg durch die Küche." Alle Mitwirkende erwarben sich den lebhaftesten Beifall aller Anwesenden. Das auch Herr Musik direktor Römisch durch seine Mitwirkung den Abend verschönte, bedarf kaum der Erwähnung. In einer Konzertpause ergriff der Vorsitzende des Vereins Herr Cantor Hientzsch das Wort, um in patriotischer Weise des hohen Protektors der Sächsischen Militärvereine Sr. Maj. des allgeliebten Königs Albert zu ge denken mit dem Wunsche, daß es Ihm vergönnt sein möge, nach nun glücklich überstandener Krankheit noch recht lange die Geschicke seines treuen Sachsenvolkes zu leiten, in das hieran schließende Hoch stimmte die Versammlung brausend ein und sang mit Begeisterung den ersten Vers von „Den König segne Gott." Nach Beendigung der Aufführungen begann der Ball, welchem Vergnügen Alt und Jung bis gegen 4 Uhr huldigten. — Morgen Mittwoch findet im Hotel zum Adler das 2. Winter-Abonnement-Konzert statt. Vielen Bewohnern unserer Stadt und der Umgend wird gewiß noch das erste gleichnamige Konzert unserer Stadtkapelle ob der damals gebotenen trefflichen musikalischen Genüsse in lebhafter Erinnerung sein und so dürfte auch für dieses Konzett auf zahlreiches Erscheinen aller Musikfreunde zu rechnen sein. — Kessels dorf. Am kommenden Freitag, den 2. März, begeht unser hierselbst bestehender „landwirth schaft- licher Verin" sein 25. Stiftungsfest. Die Feier dieses Tages wird im hiesigen „Gasthof zur Krone" durch Tafel und Ball abgehalten. Sinnige Tafellicder, Trinksprüche und extra hierzu geübte Tänze werden die Feststunden verschönern helfen.