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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 06.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189402068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18940206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18940206
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-06
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Monat
1894-02
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Jahr
1894
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Betrieb gesetzten Kreissäge machten aber namentlich die an wesenden Herren Tischlermeister ausgiebigen Gebrauch und so manches Wort wurde hierbei für und wider gesprochen. Be stimmt kann man aber behaupten, daß diese Motore unserm Kleingewerbe großen Vortheil bringen werden. Nachdem Hexr Ingenieur Beyer seine Ausführungen beendet und versprochen hatte, mit einem Heiteren Vortrag über „Telephonie und Tele graphie" dem „Gemeinnützigen Verein" zu dienen, dankte der Vorsitzende des gedachten Vereins, Herr Kaufmann Ritthausen, dem Vortragenden für seine trefflichen Ausführungen und schloß sich die Versammlung den Dankesworten durch Erheben von den Plätzen an. — Auf der am 2. bis 5. Februar d. I. in Dresden ab gehaltenen 30. großen allgemeinen Geflügel-Ausstellung des Dresdner Geflügelzüchtervereins erhielt Herr Schneidermeister Pflugbeil-Wilsdruff für seine daselbst ausgestellten Tauben, Rasse Kröpfer, (Isabellen) einen 2. Privatpreis (baar 15 M.) und Herr Hotelier Gietzelt-Wilsdruff auf Hühner, braune, Malayen, einen 2. Preis (baar S M.). Erstere Tauben waren im Katalog zu 50 M., letztere Hühner zu 40 M. an gegeben. Herr Pflugbeil hat diese Ausstellung mit 17 ver schiedenen Paaren Tauben beschickt. — Am 13. d. M. wird Herr Oberlehrer Haupt im Gewerbes er ein (Hotel Löwe) einen interessanten und zeit gemäßen Vortrag über: „Die Entwickelung des deutschen Handwerks" halten. Nicht nur die Mitglieder nebst Frauen werden gebeten alle zu erscheinen, auch Gäste von Stadt und Land sind herzlich willkommen. — Oberhermsdorf bei Kesselsdorf. Vor nunmehr bald Jahresfrist bildete sich in Leipzig ein Consortium um in hiesiger Flur das im tiefsten Schooße der Erde seit Jahrtausen den schlummernde schwarze Gold ans Tageslicht zu heben. Mit unzähligen Schwierigkeiten, mit vielen Mühen und mit großen Geldopfern haben die Herren unermüdlich gearbeitet und nunmehr endlich war alles beseitigt, alles überwunden um die Schachttaufe vornehmen zu können. Der 31. Januar 1894 war dazu erkoren für unsern Ort, nicht nur ein Tag der Freude, sondem auch ein Tag von höchster Bedeutung und von größter Wichtigkeit zu werden, denn an demselben wurden die ersten Spatenstiche gethan um hoffentlich das Dorf zu einem der blühendsten im Plauen'schen Grunde zu machen. So sonnig und freundlich der Tag war, so ergiebig möge auch alsbald die Ausbeute des getauften Schachtes der Steinkohlenbau-Ge werkschaft „Vereinigt Feld" zu Oberhermsdorf werden. — Ueber die Tauffeierlichkeiten selbst wollen wir in Nachstehenden kurz folgendes mittheilen. Nachdem gegen Mittag die Mit glieder des Vorstandes der Gewerkschaft die zahlreich geladenen Gäste, sowie der Herr Pastor-Vikar Künzel-Kesselsdorf im Gast hof versammelt waren, erschienen die beiden Herren Lehrer mit den Kindern und der Schulfahne, um nunmehr 'm Zuge nach dem reichbckränzten und beflaggten Steigerhause zu gehen, wo selbst Bergknappen im Paradeanzuge, fast alle Einwohner Ober hermsdorfs, sowie zahllose Zuschauer aller umliegenden Ort schaften, selbst aus Tharand und Wilsdruff Aufstellung ge nommen hatten. Im Steiger- oder Thurmhause begann der feierliche Akt damit, daß die Kinder einige Verse des Liedes: „Nun danket alle Gott" sangen, worauf der Geistliche m tief-, ergreifender Rede den Weihe- oder Taufakt vollzog. Besonders betonte hierbei der Redner, daß es ihm zur großen Genug- thuung gereiche, daß er hierher geholt worden sei, sehe er doch daraus, daß die Herren das schwere Werk im Namen Gortes, dem Brunnquell allen Segens, beginnen wollten und unter Gottes Beistand würde sicher auch hier, ebenso wie in den nahen Nachbargruben das schwarze Gut der Muttererde.sich in Gold verwandeln. Hieran schloß sich der Gesang des Liedes: „Allein Gort in der Höh' sei Ehr", worauf der erste Vorstand der Gewerkschaft, Herr Nagel-Leipzig, in kurzen Worten und mit Genehmigung Sr. Majestät des König, die zukünftige Grube mit dem Namen: „Prinz Friedrich Christian Schacht" belegte. Hierauf ergriff derselbe einen Spaten und vollführte unter entsprechendem Sinnspruche die ersten drei Spatenstiche, welchem Beispiel die andern Vorstandsmitglieder, die Herren F. Herzner und Deutschbein aus Leipzig, sowie ferner Herr Baumeister Lommatzsch aus Tharand, der technische Leiter Herr Ingenieur Scholz und mehrere andere Herren folgten, jeder grub kräftig und gewand mit recht passenden, sinnreichen Sprüchen. Der Schlußgesang, ein lebhaftes Bergmannslieb: „Glückauf! Glückauf!" bildete das Ende der offiziellen Feier, worauf es zurück zum Gasthof ging, wo die Kinder mit Kaffee und Kuchen bestens und reichlich, bcwirthet wurden, die Er wachsenen aber, circa 60 Personen, worunter fast sämmtliche Begüterte von Oberhermsdorf, begaben sich nach dem Saale zu einem ausgezeichneten Diner. Für die übrigen Einwohner des Dorfes lagerten in der Gaststube mehrere Faß „echt Münchner" zur beliebigen Benutzung. Das ganze Arrange ment der Feier, besonders aber das Diner machte der Gewerk schaft alle Ehre und sichert derselben seitens der Grundbesitzer ein dauerndes Andenken. Wir aber und sicherlich alle daran Betheiligten wünschen zu dieser seltenen Taufe ein vielfaches, herzliches „Glückauf." — Darf bei Geldsendungen durch die Post das Porto gekürzt werden? Diese für den Verkehr nicht unwichtige Frage wird immer noch von vielen Geschäftsleuten mit Ja beant wortet. Bestärkt werden diese in der Richtigkeit ihrer Annahme dadurch, daß in den meisten Fällen die Kürzung des Portos stillschweigend anerkannt wird. Daraus hat sich gewissermaßen ein Gebrauch gebildet. Das vermeintliche Recht zum Abzüge von Porto bei Zahlungen besteht jedoch nicht. Im Gegen theil, dieser Abzug vom Schuldbeträge ist nach dem Gesetze unzulässig. Das Reichsgericht hat sogar anerkannt, daß ein solcher willkürlicher Abzug nach Befinden als straffällig anzu sehen sei. Wenn auch diese letztere Auffassung in der Praxis kaum Anwendung findet, so sollte doch Niemand im Zweifel die Tragung der Portokosten, wenn vom Gläubiger verlangt, verweigern. — Wir machen Vereine und Gesellschaften, welche in der gegenwärtigen Ballsaison Tanzvergnügen veranstalten wollen, darauf aufmerksam, daß der Frühjahrsbußtag auf Mittwoch, 21. Februar fällt und mithin an diesem Tage, sowie am Tage vorher Tanz- und andere geräuschvolle Vergnügen nicht statt finden dürfen. — Nossen, 1. Februar. Ein merkwürdiger Fall von Schlafwandeln hat sich hier zugetragen. In der Mitternachts stunde von Montag bis Dienstag saß auf dem Dache eines Hauses an der oberen Bahnhofstraße der 13jährige Schulknabe Clausnitzer im bloßen Hemde, sang und deklamirte. Wahr scheinlich war er im Schlafe von seiner Bodenkammer aus auf das Dach geklettert und hatte das Brett erreicht, das zwischen der Esse angebracht ist. Wie lange er oben verweilte, weiß man nicht; die herbeieilenden Menschen trafen rasch Vorbereitungen, ihn zu retten. Beim Herabsteigen rutschte er ab, blieb aber glücklicherweise an der Dachrinne hängen, von wo aus er mittelst eines Seiles, an das er festgebunden werden konnte, herabgelassen wurde. — Mit großer Rührigkeit werden in Freiberg von den Betheiligten die Vorbereitungen für die große erzgebirgisch-voigt- ländische Gewerbe- und Industrieausstellung getroffen, die aus Anlaß oes 50 jährigen Bestehens des Gewcrbevereins im Sommer d. I. abgehalten werden soll. Der Platz für die Ausstellung ist in glücklicher Lage der Stadt gewählt worden. Er hat einen Umfang von etwa 30,000 Qm. Für die Industrie sind u. A. drei Hallen mit einer Grundfläche von 10,000 Qm. berechnet. Nach den jetzigen Bestimmungen soll die Ausstellung Mitte Juni eröffnet werden und bis ungefähr Mitte August andauern. — Im Jahre 1893 sind bei der Königlichen Altersrenten bank zu Dresden (Landhausstraßc 16) im Ganzen 1965023 Mark in 5 299 Einlagen eingezahlt worden. Damit ist die Summe der in den 35 Jahren des Bestehens der Bank bei derselben überhaupt eingezahlten Beträge auf mehr als 28 Millionen Mark gestiegen. Wird diese Summe nach den Wohnorten der Versicherten, für welche die Einlagen gemacht sind, vertheilt, so entfällt davon über die Hälfte auf die Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz und über 2 Millionen Mark auf die Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt. Der Höhe nach folgen die Amtshauptmannschaften Zwickau, Döbeln, Meißen, Dresden-Altstadt und Zittau mit je über 500000, Grimma, Freiberg, Pirna mit je über 400 000, Leipzig, Bautzen, Großenhain, Oschatz, Flöha, Glauchau, je über 300000, Plauen, Rochlitz, Löba, Borna, Auerbach je über 200000, Cbemnitz, Kamenz, Dippoldiswalde und Schwarzenberg mit je über 100000 Mark. Unter 100000 Mark haben nur die Verwaltungsbe zirke Annaberg, Oelsnitz und Marienberg beigetragen. Aus nichtsächsischen Ortschaften flossen der Bank nahe an 2'/, Millionen Mark zu. — Sächsische Vieh-Versicherungs-Bank in Dresden. Mk. 915,776 — fürSchäden sind pro 1893 in voller statutarischer Höhe von diesem größten deutschen Institut zur Auszahlung gebracht worden, eine Leistung, welche, solange d>e Vieh-Versicherung existirt, noch niemals vorgekommen! Die Bank hat in Folge der bedeutenden Viehverluste über 155,000 Mark aus dem Reservefonds zuschießen müssen, da nur zu festen, billigen Prämien versichert wird, welche die Erhebung jeden Nach- oder Zuschusses gänzlich anSschließt. In Folge der guten finanziellen Lage des Instituts und der den Vieh- besitzern gewährten zinsfreien ZablungSerleichterungen war der Zugang an neuen Versicherungen im Vorjahr ein bedeutender. Die Prämien-Einnahmen bezifferte sich auf Mk. 937,887.30, die in Staatspapieren angelegte Prämien-Reserve betrug Mk. 256,803.22. Der Reservefonds bietet reiche Garantiemittel und dürfte eine lebhafte Betbeiligung zur VersicherungSnahme dieser allbekannten seit 1872 bestehenden Bank im Interesse aller Vieh- besitze^/liegen. Bis ult. 1893 waren versichert M. 282,222,376. — Wie aus den Bekanntmachungen zu ersehen, beginnt d^ diesjährige Sommer-Cursus an der Meißner landwirth- ffchaftlichen Schule am Dienstag den 3. April. Die An meldungen für denselben werden bereits jetzt, vom Direktor der Anstalt entgegengenommen. Erfreulich ist es dabei, zu sehen, daß trotz der ungünstigen Verhältnisse, in denen sich die Land- wirlhjchast augenblicklich befindet, untere Landwirthe nicht nach lassen, ihre Söhne dieser Anstalt von Ruf anzuvertrauen. Wohl kommt es noch vor, daß Landwirthe in der nächsten Umgebung der Städte ihre Söhne nicht einer landwirthschaftlichen Schule zuführen, sondern dieselben in die höhere. Fortbildungs- oder eine gewerbliche Fortbildungsschule schicken, weil in diesen, durch die geringere Stundenzahl bedingt, es möglich wird, daß die jungen Leute im Elternhause wohnen bleiben können, allein die Zahl Derer, die so handeln, ist doch nur eine beschränkte, da die meisten Landwirthe denn doch die Ueberzeugung haben, daß die landwirthschaftlichen Schulen nicht dazu ins Leben gerufen worden sind, um die jungen Leute mit einem Jahre von dem Fortbildungsschulzwang zu befreien, sondern daß sie darin für ihren Beruf etwas Tüchtiges lernen sollen. Dies können sie aber in der höheren bez. in einer gewerblichen Fortbildungs schule n'cht, denn in diesen werden landwirlhschaftliche Fachdis ziplin entweder gar nicht getrieben oder aber nur von Lehrern, die weder landwirthschaftlich praktisch noch theo- rethisch oorgebildet sind, gegeben. Ein Landwirth, der also aus falscher Sparsamkeit feinen Sohn, der Landwirth werden soll, einer gewöhnlichen Fortbildungs- und nicht einer Fachschule an vertraut, handelt nicht im beruflichen Interesse seines Sohnes. Ein Kaufmann oder Gewerbtreibender würde das umgekehrt nie thun. Im Uebrigen hören wir, soll es nicht ausgeschlossen sein, daß mit der hiesigen landwirthschaftlichen Schule, wie in Bautzen, Chemnitz und Rochlitz, auch noch eine Fachschule für Gärtner und Schmiede verbunden wird. — Wegen Sachbeschädigung, verübt an Gegenständen, welche zum öffentlichen Nutzen dienen, wurden in Leipzig 7 Burschen, im Alter von 18—22 Jahren theils Kaufmannslehr linge, theils Bauschüler, von der Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen. Dieselben hatten sich am 26. v. M., nachdem, sie sich zuvor im Burgkeller getroffen, Abends 11 Uhr ins Rosenthal begeben und dort nicht weniger als 36 Bänke aus ihren Ausstellungsplätzen herausgerissen, an zweien auch noch die Eisentheile zertrümmert und schließlich noch auf dem von Bonorand nach Gohlis führenden Dammweg mit aus dort auf gestellten Klaftern herauSgmommenen Holzscheiten den Weg belegt und denselben so theilweise versperrt. Den Burschen dürfte die fragliche Art Witze nicht billig zu stehen kommen: — Ein schwerer Unglücksfall hat sich in der lithographischen Anstalt von Etzold und Kießling m Leitelshain bei Crimmit schau ereignet. Gegen 6 Uhr explodirte in der Buntfärberei des genannten Etablissements eine Petroleum-Lampe. Der Meister der betreffenden Abtheilung trat eben an die Lampe heran, um dieselbe zu untersuchen, da deren Docht anscheinend nach innen zu brannte, als die Explosion erfolgte, ohne aber Jemand unmittelbar zu verletzen. Jedoch wurde durch das herumspritzende brennende Petroleum das in diesem Raume zum Trocknen hängende Papier, welches ca. 60 Meter lang über Rollen geführt wird, in Brand gesetzt. Das Feuer griff so schnell um sich, der sich entwickelnde Rauch war so stark, daß, wie der dortige Anzeiger meldet, die in diesem Naum be schäftigten 15 Arbeiter nur an ihre Rettung denken konnten. Ein Theil nahm die Flucht durch die Fenster des nur ein stöckigen Gebäudes. Leider sind aber bei der Katastrophe zwei Personen ums Leben gekommen: der 17jährige Arbeiter Voll städt aus Gösau und die 15jährige Arbeiterin Degenkolbe aus Frankenhausen; ersterer wurde an der einen Ausgangsthür durch Brandwunden schwer entstellt aufgefunden, während der Leich nam der Arbeiterin erst Nachts aufgehoben wurde. Mau nimmt an, daß Beide, bevor sie an ihre Rettung dachten, noch ihre Kleider zu erlangen suchten. Von den anderen Arbeitern sind noch zwei schwer verletzt, wovon einer sich im Krankenhause in ärztlicher Behandlung befindet. Derselbe hat ein Fenster eingeschlagen und durch dasselbe die Flucht genommen, durch den Eintritt der frischen Luft sollen sich um ihn die Flammen besonders entfacht haben und dadurch seine schweren Verletzungen entstanden sein. Vier weitere Arbeiter sind mit leichteren Ver letzungen davongekommen. Die Arbeiter in der daneben be findlichen Steindruckerei waren durch den sich entwickelnden intensiven Rauch schwer bedroht und mußten ebenfalls rasch die Flucht ergreifen. Das Gebäude der Buntfärberei ist total abgebrannt. Der Schaden, den die Firma Etzold und Kieß ling erleidet, dürfte auch nicht unbedeutend sein. — Ein schändlicher Racheact wurde in Reichenau verübt. Während das Gutsbesitzer-Ehepaar R. am Balle des land wirthschaftlichen Vereins theilnahm, wurde zu Hause derPferde- stall geöffnet, die Thiere losgebunden und dann furchtbar miß handelt. Daseine Pferd, gerade das beste undtheuerste, war dermaßen gestochen und geschlagen, daß es früh wie todt da lag. In der darauffolgenden Nacht wurde auf's Neue versucht, den Stall zu öffnen, doch wurden die Thäter gestört und soll man denselben bereits auf der Spur sein. — Leipzig. Amtshauptmann Dr. Platzmann hat eine Verfügung an die Ortspolizeibehörden seines Bezirks erlassen, welche das Absingen der sozialdemokratischen Arbeitermarseillaise und das Tanzen nach dieser Melodie bei öffentlichen Tanz lustbarkeiten verbietet. — Am Schluffe des Jahres 1893 befanden sich im Zucht hause zu Waldheim 1728 männliche und 282 weibliche, in den Gefängnißstrafanstalten Zwickau, Hoheneck, Sachsenburg, Voigtsberg und Grünhain zusammen 1866 männliche und 322 weibliche, in den Korrektionsanstaltcn Hohnstein, Sachsenburg und Waldheim 486 männliche und 50 weibliche Insassen. Zu sammen waren also am 3l. Dezember 4734 Gefangene zu ver zeichnen. — Ueber die betrübenden Verhältnisse des „Vorschuß- und Sparvereins zu Weimar wird der „Thür. Ztg." aus fachmännischen Kreisen Folgendes geschrieben: „Die Schwierig, leiten, in die der Vorschußverein zu Weimar gerathen ist, bilden wieder einen Beweis für die Thatsache, daß die alten Creditge nossenschaften meist vom Wege obgewichen sind, die ihnen ihre wirthschaftliche Mission vorschrieb und den auch Schulze-Delitzsch ihr geistiger Begründer und Förderer ihnen vorzeichnete. Die meisten der alten großgewordenen Vereine sind längst Aktiengesell schaften geworden, viele haben insofern den wirthschaftlichen Boden verlassen, als sie sich in Dinge einließen, die ihnen als Genos senschaft fern liegen sollten. Der Vorschußverein Weimar galt lchon vor Jahren als sehr eng verbunden — nicht mit dem Bauhandwerk, denn dies wäre seine Sache gewesen — sondern mit dem modernen Bauunternehmertbum, welche vielfach Leute mit capi talistiscber Unterstützung ohne jede Vorbildung und Mittel ins Blaue hineinbauen und oft den eigentlichen Handwerkern das Nachsehen läßt. Hier sehen wir also den Vorichußverein mit seinen Mitteln nicht im Dienste des Handwerks stehen, sondern ein Stück capiialistischer Wirthschaft betreiben, zu deren Be kämpfung gerade die Genossenschaften da sind. In den bis herigen Berichten ist die Rede, daß der Vorschußverein größere Jndustrieunternehmungen unterstützt hat: dazu sind die Genossen schaften eben auch nicht da. Die Großindustrie soll sich an die Großfinanz wenden, die Genossenschaft soll im Dienste der kleinen Leute, Handwerker, Gewerbtreibenden stehen. Und nun, welche Ironie! — wer bezahlt den Krach? Die Mitglieder! Wer sind sie ? Meistens kleine Leute. Sie tragen die Schäden, die ihrem Gelde durch die Betheiligung an Großindustrie und Bauunternehmcrthum erwachsen sind. Und da unbeschränkte Haftpflicht verhandelt ist, werden viele von ihnen ruinirt, wie in Glauchau, Saalfeld, Allenstein rc. Daher empfiehlt sich der Anschluß an Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht, denen durch die letzteren ein Heraustreten aus ihrem eigentlichen Wir kungskreise schwer, ja unmöglich gemacht wird, die deshalb keine gewagt großen, ihnen nicht zukommenden Geschäfte machen können, bei denen andererseits aber auch nicht die Existenz des Einzelnen auf dem Spiele steht. Tante Hanna s Geheimnis;. Original-Roman von E. v. Linden. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) In diesem Augenblick trat wieder ein älterer Herr ein, der beim Anblick Marbach's sofort auf ihn lossteuerte. „Grüß' Gott, Freund Marbach, auch ein wenig in der Residenz? Zum Donner noch einmal, was machen Sie da in Ihrer Gegend für Geschichten!" Der Angeredete fuhr aus seinem Grübeln empor und drückte dem ihm bekannten Gutsbesitzer die Hand. „Ja, es ist recht unheimlich bei uns geworden," erwiderte er düster. „Sie haben wohl gehört, daß ich persönlich bei der schrecklichen Geschichte betheiligt bin." „Ihr Freund ist erschossen worden —" „Von mörderischer Hand, — während mir eine Kugel am Kopfe vorüberflog." Der elegante Herr am Buffet war näher gekommen. „Na, ich denke mir, daß das Unheil auch von einem schlimmen Zufall, einem unvorsichtigen und ungeschickten Schützen herrühren kann," bemerkte der Landsmann. „Das müßte allerdings ein wahnsinniger Schütze gewesen sein," rief Marbacy achselzuckend, „der drei bis vier Schüsse dicht bintereinander in'ö Ungewisse hinein losbrennt und dabei zwei Menschenleben vernichtet." „Lieber Gott, ich hörte davon, also ist das kleine Mädchen ebenfalls todt?" „Mitten in die Stirn getroffen, diesen Schuß will ich allenfalls einem unglücklichen Zufall zuschreiben." Marbach's Augen fielen bei diesen Worten auf den Fremden, welcher der Unterhaltung gefolgt war und sich jetzt leichenblaß an einen Tisch lehnte. Das Wartezimmer hatte sich mittlerweile gefüllt, Marbach erhoch sich, um seine Fahrkarte zu lösen. „Entschuldigen Sie, mein Herr!" Mit diesen Worten trat der elegante Herr ihm in den Weg. „Sie sprachen vorhin von einem Verbrechen oder Unglücksfall. Dürfte ich Sie um eine nähere Aufklärung desselben bitten?" Marbach gab dieselbe mit sichtlichem Widerstreben, Der
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