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WenM für Mskuff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstagS und Freitags. — Abonnementspreis ^vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne 10 Pf. ThmM, M». Menlkhn nnd die UniMlidkN Imtsblalt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionSpreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Kgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, ' sowie für dasRgl^Lorstrentamt zu Tharandt. No. 11. Dienstag, den 6. Februar 18S4. Erinnerung der Ortsbehörden an die nunmehr längstens binnen 8 TagenAzu bewirkende Einreichung dennoch rückständigen, zufolge der Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft vom 1S. Oktober 1877 zum Anfänge eines jeden Jahres gefälligen Verzeichnisse über die Zusammensetzung.der Gemeinderäthe. E Bei denjenigen Gemeinden, in welchen ortsstatutarischcr Bestimmung ^zufolge neben den Ausschußpersonen auch Ersatzmänner gewählt werden, find die Letzteren mit in diesen Verzeichnissen aufzuführen. Meißen, am 1. Februar 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbach. Donnabend, den 1v. Februar d I, 1 Uhr Nachmittags gelangen in dem Dorfe Weistropp folgende Gegenstände zur öffentlichen Versteigerung, als: 1 Bienenhaus, 1 Parthie leere Bienengefäße, 8 Stück Leitern, 14 Stück Steifstangen, 1 Parthie Obstschwingen und verschiedene Mobilien. Bieterversammlung im Gasthofe daselbst. Wilsdruff, den 5. Februar 1894. Sekr. Busch, Gerichts-Vollzieher, Holz - Versteigerung. Vom Grillenburger Revier sollen Mittwoch, den 14. Februar d. I., von Bormittag 1b Uhr an im Gasthsfe zu Grillenburg 12 birkne und buchne Stämme, 79 dergl. Klötzer sowie 674 weiche Stämme, 43 weiche Klötzer und 67,22 Hdt. fichtne Stangen und 30'/, Rm. fichtne Nutzknüppel, sowie Freitag, de« 1«. Februar d. I., von Bormittag 11 Uhr an im Gasthofe zun» Sachsenhof bei Klingenberg 327 Rm. harte und 331 Rm. weiche Brennhölzer ingleichen 51,70 Wllhrdt. hartes und weiches Reisig und 183'/, Rm. weiche Stöcke versteigert werden. Nähere Angaben enthalten die in Schankstätten und bei den Ortsbchörden der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König!. Forftrevierverwaltung Grillenburg und Königl. Forstreutamt Tharandt, am 31. Januar 1894. Tagesgcschichte. Wen belasten die direkten Steuern am höchsten? Wie die demokratischen Parteien auch bei der letzten Steuerdebatte im Reichstage behauptet haben, seien die direkten den indirekten Steuern schon aus dem Grunde vorzuziehen, weil die direkte Belastung in der Hauptsache die Begüterten treffe, während bei der indirekten Steuer das Gegentheil stattfinde. Diese Be hauptung gründlich widerlegt zu haben, ist das Verdienst des konservativen Abgeordneten Dr. v. Frege, der sich allerdings durch den „unparlamentarischen", aber vollkommen zutreffenden Vergleich des Herrn Eugen Richter mit einem geschickten Jong leur eine Rüge seitens des Präsidenten erworben hat, deshalb aber wohl keine Schmerzen empfinden wird. Bekanntlich be steht die progressive Einkommensteuer im Königreich Sachsen schon seit 18 Jahren, und aus diesen 18jährigen Erfahrungen heraus hat man bei uns festzestellt, daß der Schwerpunkt der Erträge der Einkommensteuer in den mittleren Klassen liegt. Gerade der Mittelstand also wird durch die progressiven direkten Steuern am meisten getroffen, die Aermeren werden davon gänzlich verschont und die Reichen vermögen wegen ihrer ver- hältnißmäßig geringen Anzahl allein den nothwendigen Steuer ertrag nicht aufzubringen. Es ist ja bekannt, daß in den letzten Jahren gerade für die Arbeiter außerordentlich viel geschehen ist. Die Konservativen sind nun gleichwohl nach wie vor be reit, den Arbeitern ihre Fürsorge und ihr Wohlwollen zuzu wenden; allein auf Kosten des Mittelstandes wird das nun und nimmermehr geschehen dürfen. Nachdem die Quelle der indirekten Steuern unterbunden und da nur geringe Aussicht vorhanden ist, in der Reichsfinanzreform einen Ersatz für die Einzelstaaten zu schaffen, wird auch der Arbeiterschaft der Steuer druck wieder fühlbarer gemacht werden müssen. Es wird, wenn das Finanzgesetz abgel'ehnt wird — wie Herr Dr. v. Frege treffend äußerte — dahin kommen, daß man sich sehr ernst vor die Frage gestellt sieht, ob man nicht Vie unteren Steuerklassen, die jetzl frei gelassen werden, wieder heranziehen müßte. Diese Frage beschäftigte sogar jüngst schon den sächsischen Landtag, und es ist hier von sehr beachtenSwerther, volksfreundlicher Seite bervorgehoben worden, daß die Steuerfreiheit bis 900 M. dazu führen würde, daß der Unverheirothete, der junge Arbeiter und das Mädchen, die für nichts zu sorgen haben, steuerfrei bleiben, der arme Arbeiter, der Kleingewerbtreibende nnd Landwirth, die Kinder zu ernähren haben, stärker hcrangezogen würden, als recht und billig. Vor kurzem hat der preußische Finanzminister den Steuerzahlern die angenehme Aussicht eröffnet, daß im Falle deS Nichtzustandekommens der Reichsfinanzreform ein Zuschlag auf die direkte Staatssteuer dergestalt erfolgen solle, daß von jedem Censiten gleichmäßig außer den bisherigen 12 MonatS- rathen noch 4 oder 5 MonaStrathen erhoben würden. Auch diese Maßregel trifft wieder die mittleren Klaffen am empfindlichsten. Denn es ist doch gar keine Frage, daß Leute mit Einkommen über 10000 M. diese hohen Zuschläge viel leichter als Censiten, di- nur ein Einkommen von 1000 oder 3000 oder selbst 6000 M. versteuern, tragen können. Wird also der gesteigerte Geld bedarf durch Erhöhung der Matrikularbeiträge beschafft, so ist es vorzüglich wieder der Mittelstand, welcher bluten muß, und wir dächten, der Mittelstand in Stadt und Land sei zu gunsten der Arbeiter wie zu gunsten der Reichen schon so stark mit Lasten bepackt, daß bald Blutleere eintreten wird, wenn man ihm nicht l endlich eine Erholung gönnt. Wenn die der Reichsfinanzreform abgeneigten Parteien auch im Reichstage die Sache sich leicht machen und die Finanzen möglichst günstig schildern, um schein bar begründeten Anlaß zu dem gewohnten „Nein" zu haben, so übersehen sie, daß auf solche gekünstelte, den thatsächlichen Verhältnissen widersprechende Politik eine Abrechnung zu folgen pflegt. Ueber die Verweisung der vier Finanz- und Steuerreform vorlagen an eine einzige Steuerkommisfion spricht sich die „Nat. üb. Korr." mit Recht sehr abfällig aus. Sie schreibt: Die Entscheidung zieht sich damit fast ins Unabsehbare in die Länge. Die Kommission, die zuerst das Stempelsteuergesetz in Be- rathung genommen hat, arbeitet mit außerordentlicher Gründ lichkeit und Langsamkeit; ihre Berathungen allein über diese Vorlage werden sich noch wochenlang, vielleicht bis gegen Ostern hin ausdehnen. Und dann sollen erst die anderen Gesetzent würfe noch an die Reihe kommen. Darüber wird es Hoch sommer. Es wäre zweckmäßiger gewesen, man hätte für dieses Bündel von ganz verschiedenartigen Gesetzentwürfen, bei denen in der Kommission doch jeweilig Personalerneuerungen statt- findcn werden, mehrere Kommissionen eingesetzt. Auch die Gegner dieser Vorlagen können doch unmöglich ein Interesse daran haben, die Entscheidung monatelang hinauszuziehen, statt die Erregung der betheiligten Erwerbskreise möglichst bald zur Ruhe zu bringen. Für die allernächste Zeit wird nun die Veröffentlichung des deutsch-russischen Handelsvertrags bezw. des Tarifs angekündigt, und man wird sonach jedenfalls noch im Laufe dieses Monats die Einbringung im Reichstage erwarten dürfen. Zunächst wird man es mit Anerkennung begrüßen können, wenn zum erstenmal seit langer Zeit eine große Vor lage amtlich und vollständig, nicht durch lückenhafte, unzuver lässige private Mittheilungen bekannt gegeben wird. Auch di« frühzeitige Veröffentlichung vor der Einbringung im Reichstage ist nur zu billigen, da sie den ausgesprochenen Zweck hat, den großen, mit ihren wichtigsten Interessen dabei betheiligten Er werbskreisen eine rechtzeitige erschöpfende Untersuchung des Inhalts und Geltendmachung ihrer Auffassungen und Wünsche zu er möglichen. Der Reichstag wird dann umso besser vorbereitet und aufgeklärt an seine Arbeit herantreten können. Man wird alsbald nach der Veröffentlichung des Vertrages voraussichtlich eine sehr lebhafte Bewegung im Lande entstehen sehen. Der Gegensatz zwischen Industrie und Landwirthschaft, der unser öffentliches wirthschaftliches Leben mit immer wachsender Auf regung und Verbitterung durchdringt, wird dieser Entscheidung gegenber in höchster Verschärfung zum Vorschein kommen. Das zunehmende Herandrängen wirtschaftlicher Interessen mit schroffem Gegensatz zeichnet überhaupt unser öffentliches Leben in der Gegenwart unvortheilhaft aus und ist eine Hauptquelle der Zerrüttung und Verwirrung unserer politischen Verhältnisse. Man wird ordentlich aufathmen, wenn durch feststehende Ent scheidungen endlich eine Beruhigung hervorgebracht sein wird. Wie im Haushaltsausschuß des Reichstages von der Re gierung mitgetheilt wurde, hat sich die Nothwendigkeit heraus gestellt, die Kaiser!. Schutztruppe in Ostasrika erheblich zu ver stärken, um die Karawanenstraßen in ihrer ganzen Ausdehnung gegen die Beunruhigung durch räuberische Stämme zu sichern. Es besteht die Absicht, die farbige Truppe von 1100 Mann auf eine Stärke von 1800 Mann zu bringen und in zwölf Kompagnien zu je 150 Mann einzutheilen. Für die Chargen besetzung der einzelnen Kompagnien sind neben je einem farbigen Offizier und zehn farbigen Unteroffizieren an Europäern der Kompagniechef und zwei Lieutenants, ferner ein Feldwebel, ein Sergeant und zwei weitere Unteroffiziere in Aussicht genommen. Die bedeutende Verstärkung der bewaffneten Macht werde vom Gouverneur und mit gleichem Nachdruck von den handeltreibenden Plantagenbesitzern und Missionaren gewünscht. Der Ausschuß nahm einen Antrag Gröber auf Erweiterung des Strafgesetz buches an, wonach auch der von Reichsangehörigen im Auslande betriebene Sklavenhandel unter Strafe gefetzt wird. Vaterländisches. Wilsdruff. In die vom elektrischen Lichte überstrahlen den Räume des Hotels zum goldenen Löwen hatten sich am vergangenen Donnerstag zahlreiche Mitglieder nebst Frauen und Töchter vom Männergesangverein „Sängerkranz" ein gefunden, um ein „Fastnachtsvergnügen" abzuhalten. Zu diesen Vergnügen hatte man ein 11 Nummern auffassendes Programm aufgesetzt, welches den Beifall aller Anwesenden in vollem Maße fand. Gesangs- und Musikpiecen, sowie komische Vorträge wechselten einander ab. Die dargebotenen Gesangs stücke, wie „Entsagung," „Du schönes Äug," „Blücher am Rhein," „Tanz aus den Gesellenfahrten," bezeugten wiederum, in welch' bewährten Händen die Leitung lag. Die Darsteller des komischen Ensembles „Aufruhr in der Mietskaserne" sowie des Schwanks „Brautschau" erwarben sich den besten Dank der Versammelten. Jeder that sein möglichstes zum Gelingen deS Ganzen. Ein flotter Ball hielt die sich in den Räumen wohl fühlenden Versammelten noch etliche Stunden beisammen. Ge- müthliches und aufrichtiges Beisammensein von Mitgliedern und Gästen konnte man auch hierbei bemerken. Dem Verein rufen wir aber auch für fernerhin ein freudiges „Glückauf" zu. — Mit gewiß hohem Interesse und großer Spannung hatten sich am letzen Sonnabend Abend in dem Saale des „Hotels zum weißen Adler" zahlreiche Hörer eingefunden, um den Ausführungen des Herrn Ingenieur Oskar Leyer aus Dresden über Elektrizität und namentlich über Elektromotore und deren Verwendbarkeit im Gewerbe zu folgen. Ausgehend von der Entwickelung der Elektrizität in den frühesten Jahren bis zum heutigen Tage und der steten Weiterarbeit der Techniker auf diesem Gebiet, verstand es der Vortragende in der Ver sammlung ein klares Bild über die auch in unserer Stadt schon mehrfach installirten Glühlampen und Bogenlampen zu ent werfen. Der aufgestellte Ventilator mit kleinem Elektromotor im Werthe von 275 M. erregte das vollständige Interesse deS Publikums und wäre wohl sehr geeignet, in so manchem Lokal unserer Stadt aufgestellt zu werden, um die sich ansammelnde schlechte Luft und den so lästigen Rauch zu entfernen. Be sonderes Interesse aber erregte der aufgestellte 4pfcrdige Elek tromotor im Preise von 800 Mk. bei den anwesenden Herren Gewerbtreibenven. Dieser Motor, welcher pro Stunde und Pferdekraft für ungefähr 15 Pfg. elektrischen Strom verbraucht, setzte eine hierzu ausgestellte Kreissäge in Betrieb. Zahlreiche anwesende Gewerbtreibende konnten sich bei dieser Gelegenheit überzeugen, mit welch' großen Vortheilen wohl so ein elektrischer Motor gegenüber anderen Motoren ausgestattct ist. Von der