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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 23.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189401238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18940123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18940123
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-01
- Tag 1894-01-23
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Monat
1894-01
-
Jahr
1894
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Gefühl zu regen, daß nun die Emzelstaaten in Verlegenheiten kommen werden. Die „Augsb. Postzeitung", zur Zeit das führende publizistische Organ der bayerischen Ultramontanen, billigt zwar den mageren Finanzplan des Abgeordneten Fritzen vollkommen, möchte aber doch noch so viel vom Reiche für Bayern herausschlagen, „daß es reicht, um Störungen in unserem bayerischen Budget zu vermeiden," da man sonst zu einer Er höhung der direkten Steuern in Bayern greifen müsse. Das Berliner Centrumsblatt, die „Germania", ist aber sehr ärger lich über diesen Wunsch der bayerischen Kollegin, ertheilt ibr einen Rüffel wegen dieses Seltensprungs, der wider die Taktik der Centrumspartei verstoße, und giebt den guten Rath, man möge nur die Herren Finanzminister der Einzelstaaten, „die durch ihre Zustimmung zu den unpopulären Steuerprojekten die schwierige Lage haben schaffen helfen," selbst den Ausweg aus ihr suchen lassen. Das sei die gelindeste Strafe, die ihnen gebühre. Welch kindliche Auffassung! Wir fürchten, daß nicht die Finanzminister, sondern die Steuerzahler die Strafe dafür leiden müssen, daß der Reichstag jetzt versagt und die Lasten für Reichsbedürfnisse zum großen Theile auf die Schultern der Bundesstaaten wälzt. Ueber den deutsch-russischen Handelsvertrag erfährt die „Breslauer Zeitung" aus Kreisen des deutschen Handelstages, daß die aus Anlaß desselben in Berlin versammelten Jndustrie- ellen von den Auskünften befriedigt waren, die sie von Mit gliedern des Zollbeirathes über den Handelsvertrag erhielten. Die russischen Zugeständnisse seien für die Montan-Jndustrie, die chemische und Textil-Jndustrie von erheblichem Werthe. Schwierigkeiten machte Rußland betreffs der Bindung auf zehn Jahre, die aber schließlich erreicht wurde. Die besonderen nied rigen Zollsätze für Finnland sollen auf fünf Jahre gebunden werden; sie sollen dann staffelweise steigen, so daß sie in zehn Jahren die Höhe der allgemeinen, jetzt mit Rußland verein barten Sätze erreichen. In den letzten acht Tagen sind dem Reichstag nicht weniger als 27000 Petitionen überreicht worden, die sich in der Hauptsache gegen die neuen Steuergesetze und den Centrums antrag betr. Beschränkung des Hausirhandels richten. Vom Petitionsausschuß des Deutschen Tabakvereins allein wurden aus den verschiedensten Orten Deutschlands 24 000 Petitionen übergeben, die alle um Ablehnung des Tabaksteuer-Gesetzent wurfs bitten. Wegen Majestätsbeleidigung war Jemand angeklagt worden, der in einer Wahlversammlung übel behandelt worden war und in das auf den Kaiser ausgebrachte Hoch nicht eingestimmt halte. Die Strafkammer hatte den Angeklagten freigesprochen, der Staatsanwalt aber Berufung eingelegt. Nach der „Jur. Wochen schrift." hat das Reichsgericht die letztere unter folgenden Er wägungen verworfen: Es steht hier eine vorsätzliche Kundgebung der Mißachtung durch bloßes Nichtthun in Frage und es müssen daher die äußeren Umstände des Falles so beschaffen sein, daß ein durch Gesetz, Sitte, Pflicht oder Herkommen gebotenes Han deln geflissentlich versäumt wird. Es lassen sich die verschieden artigsten, mit der dem Kaiser und Landesherr» schuldigen Ehr furcht durchaus verträglichen Beweggründe denken, welche den Einzelnen bestimmen, die von einem Drillen willkürlich provo- zirte Ovation und jede Beiheiligung daran für unpassend zu erachten. Der Angeklagte erscheint nicht für überführt, bei seiner Nichtbetheiligung an dem Hoch auf den deutschen Kaiser eine Mißachtung des Letzteren habe bekunden zu wollen. Das, was er bewußt gewollt und beabsichtigt hat, war eine Demonstration gegen die ihm mißliebige Versammlung, wo ihm vorher eine üble Behandlung zu Theil geworden war. nicht gegen den Kaiser. Unter den vorliegenden Umständen, wo es auf die Auslegung der mit einem gewissen passiven Verhalten verbundenen Willensrichtung ankommt, deckt sich der Begriff beleidigender Absicht und beleidigenden Bewußtseins. Die Nachrichten aus Italien lauten insofern für die Regierung günstig, als der Verlauf der Dinge zeigt, daß die Elemente des Aufruhrs und der Zuchtlosigkeit zwar hier und dort örtlich begrenzte Kravalle hervorzurufen vermögen, daß sie aber trotz alles ihnen von den ausländischen Feinden Italiens und der bestehenden Ordnung geleisteten Vorschubes doch gänz lich unvermögend sind, das Volk als solches mit sich fortzureisen. Vielmehr steht letzteres immer klarer ein, wie schlimm es bcrathen sein würde, wenn es nach dem Necepte der Anarchisten verfahren und das Unterste zu Oberst kehren wollte. Die „Kur" wäre tausendmal schlimmer als das Uebel. Wenn die materiellen Verhältnisse breiter Schichten der Bevölkerung wirklich so unbe friedigend sind, daß es in der bisherigen Weise nicht mehr fort geht, so ist es doch gewiß die allerverkehrteste Taktik, durch plan loses, blindwüthiges Zerstören und Verwüsten des öffentlichen wie des Privateigenthums die allgemeine Misere noch zu ver größern. Eine andere Wirkung aber haben weder die Putsche auf Sizilien, noch auf dem Festlande gehabt. Sie haben dem italienischen Nationalreichthum nur neue Wunden geschlagen, haben zur,.Verschärfung statt zur Milderung der vorhandenen Gegen sätze beigetragen und machen das Werk der Regeneration in demselben Maße schwieriger, als sie die Regierung dadurch, daß diese einen Theil ihrer Energie auf den Schutz von Sicherheit von Leben und Besitz der Bürger verwenden muß, hindern, ihre volle Kraft in der Bekämpfung der finanziellen und wirthschaft- lichen Schwierigkeiten zu entfalten. Anderseits sind, wie gesagt, die regierungsseits ins Werk gffetzten Abwehrmaßregeln durch gehends von dem beabsichtigten Erfolg gekrönt gewesen und haben dadurch zur Festigung des Vertrauens der öffenlichen Meinung in die staatsmännischen Fähigkeiten des Ministerprä sidenten nicht wenig beigetragen. Wenn die demnächst zusam mentretende Deputirtenkammer nicht blos den Partei- und Frak tionsinteressen, sondern auch den Wünschen der öffentlichen Meinung Rechnung tragen wollte, so würde sie alles parlamen tarische Gezänk vorläufig auf sich beruhen lassen und im Ein vernehmen mit der Regierung die Maßregeln beschließen, welche zur Wiederherstellung des materiellen Gleichgewichts un italien ischen Erwerbsleben nothwendig erscheinen. Dieselben werden jedenfalls sehr durchgreifender Art sein müssen und an die pa triotische Opferwilligkeit der Nation hohe Anforderungen stellen. Für den Parteigeist bleibt da kein Spielraum; entweder die Rücksicht auf das Gemeinwohl oder die parteipolitische Jntrigue muß daß Feld behaupten. Auf den Sieg der letzteren hoffen alle, welche den Absichten des Herrn Crispi Opposition machen, auch ohne sich näher zu kennen. Sie wollen gar keine Beilegung der italienischen Verlegenheiten, sondern eine Zunahme der Ver wirrung. Dem Volke ist aber schon durch die bisherigen Er fahrungen in Sizilien und auf dem Festlande der Geschmack am Revolutionmachen so gründlich verdorben, daß es die Armee als Bollwerk der nationalen Freiheit überall begrüßt, wo immer die Truppen als Hüter der bedrohten Ordnung auf der Bildfläche erscheinen. Vaterländisches. Wilsdruff. Wir haben in der vorigen Nummer dieses Blattes darauf hingewiesen, daß die öffentliche elektrische Be leuchtung unserer Stadt, von welcher in auswärtigen Blättern irrthümlicher Weise als von einer bereits bestehenden städtischen Einrichtung berichtet worden war, und um welche andere größere Städte das kleine, aber mit der Zeit fortschreitende Wilsdruff beneiden, dem Interesse unsrer Sradt und den Wünschen ihrer Bewohner dienen würde. Heute nun sei es uns gestatter, auch die Bedeutung zu erörtern, welche das Elektrizitätswerk des Herrn Fischer als eine Kraftquelle für das Kleingewerbe unserer Stadt haben wird. Nicht jeder Gewerbtreibende ist in der Lage, zur Erweiterung und Erleichterung seines Geschäftsbe triebes eine Dampfmaschine aufzustellen und zu unterhalten, da die Anlage wegen der damit verbundenen baulichen Ein richtungen — Kesselhaus, Schornstein u. s. w. — und des Ankaufs des Kessels, der Maschine, ein Kapital erforderlich, über welches nicht jeder verfügt und dessen Verzinsung aus dem Grunde eine zu geringe werden wird, weil die Maschine durch Dampfvorrath immer betriebsbereit gehalten werden muß, während die von ihr geleistete Kraft nicht ununterbrochene Aus nützung erfährt, da ist nun der Elektromotor die passendste Be triebskraft für das Kleingewerbe; er bedarf keiner baulichen Einrichtung, keiner polizeilichen Genehmigung, gefahrlos und feuersicher, wie er ist, kann er in jedem Raume aufgestellt werden und nimmt bei den kleinen Dimensionen und dem ge ringen Gewicht (ein Ipferdiger Motor beansprucht ca. V? Quadratmeter Flächenraum und wiegt ca. 2 Centner und macht in der Minute 1300 Umdrehungen) mit einem Winkel in der Werkstati fürlieb, wartet nur auf die Hand, die mit einem Hebel den Stromkreis schließt, um sofort die gewünschten Dienste zu leisten, und die auf seine sich gleichbleibende Kraft angewiesenen Arbeitsmaschinen zu treiben. Hat er seine Arbeit gethan, so bringt ein Griff an einem Schalter ihn zum sofortigen Stillstand; er-bedarf keiner weiteren Wartung,' als die, daß die Selbstöler rechtzeitig wieder gefüllt werden, während die Dampf maschine auch dann, wenn ihre Kraft in Arbeitspausen keine Verwendung findet, Brennstoff verzehrt, so verbraucht der Elektro motor in Ruhepausen keinen Strom, die von ihm gelieferte Kraft wird nur auf die Zeit bezahlt, während deren er sich in Betrieb befindet. Die Elektromotoren werden bis zu einer Leistung von 20 Pferdekräffen und darüber gebaut, doch können, da es sich hier um das Kleingewerbe handelt, nur kleinere Mo toren in Frage kommen; im größeren Betriebe ist, wenn nicht billige Naturkräfte zur Erzeugung des Stromes vorhanden sind, der Elektromotor zu theuer und die Dampfkraft billiger; da gegen ist der Elektromotor für Holz- und Metallbearbeitungs maschinen, die nicht ununterbrochen beansprucht werden, die ge eignetste, weil einfachste und billigste Betriebskraft. Ein Motor von 1 Pferdekraft, welcher jedoch der normalen Leistung von 3 Pferden entspricht und in einer Sekunde 75 Kilo einen Meter bock zu heben vermag, kostet 360 Mark, ein 2pferbiger 600 Mark, ein 3pferd,ger 750 Mk; die Pferdekraft kostet pro Be triebestunde 15 Pfennige, dem Vernehmen nach wird Herr Civil-Jngenieur Beyer demnächst in einem hiesigen Lokal einige Elektromotoren im Betriebe von Hilfsmaschinen für das Klein gewerbe vorführcn und die nölbigen Erläuterungen dazu geben. Mögen unsere Gewerbtreibenden diese Gelegenheit, sich von der nutzbaren Verwendbarkeit der Elektromotoren für ihre Zwecke zu überzeugen und über die Sache selbst sich genauer zu un terrichten, nicht ungenützt vorüber gehen lassen, und möge sich auch unsre Hoffnung erfüllen, daß die elektrische Kraitstatwn auch unserem achtbaren und als solid bekannten fleißigen und streb samen G^verbestand, der im Concurrenzkampf mit dem großen Betriebe einen schweren Stand hat, zum Segen gereichen werde. Es ist überaus erfreulich und für die hiesigen Schul verhältnisse sehr empfehlend, daß in kürzester Zeit 5 Schüler d» höheren Fortbildungsschule, welche sich dem Postsache widmen wollen, angenommen sind, ohne eine Prüfung vor der Ober postdirektion zu Dresden ablegen zu müssen, da die beigebrachten Zeugnisse die Gewähr für die Tüchtigkeit der Schüler ergaben. — Vorige Mittwoch hielt der Landwirth schaftli che Verein Wilsdruff seine erste diesjährige Versammlung ab. Der Vorsitzende Rittergutsbesitzer Andrä, regte an, ob bei der großen Zahl der Mitglieder und der Mitglieder der Nachbar vereine Kesselsdorf und Weistropp es nicht gut sei, den Hains- berger Bezirkstag nicht mehr zu besuchen, sondern einen eigenen hier abzuhalten. Dem von Cantor Kranz-Grumbach erstatteten Jahresbericht entnehmen wir, daß der Verein Ende 1892 149 Mitglieder zählte, 2 gingen ab, 18 traten zu, mithin hatte der Verein Ende 1893 165 Mitglieder. Abgehallen wurden 8 Versammlungen und eine Bullenschau. Die Bibliothek um faßt jetzt über 270 Bände. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde als 1. Vorsitzender Rittergutsbesitzer Andrä, als dessen Stellvertreter Gutsbesitzer Müller-Grumbach, als Cassirer Guts besitzer Gerlach-Sachsdorf, als Schriftführer Cantor Kranz- Grumbach, als Stellvertreter Kaufmann Kühn-Wilsdruff wieder- bez. neugewählt. — Die landwirthschaftlichen Kreisvereine im Königreich Sachsen stellen an den Reichstag die Bitte, bei der Entschließung über den Abschluß eines Handelsvertrages mit Rußland und über die Ordnung der Reichsfinanzen unter wohlwollender Berücksichtigung der schwer bedrängten Lage der Landwirthschaft bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß das Silber in seine früheren Rechte als gesetzliches Zahlungsmittel wieder ein gesetzt werde, den Handelsvertrag mit Rußland abzulehnen, in soweit er auf Kosten der Landwirthschaft abgeschlossen werden soll, der Aufhebung des Identitätsnachweises bei Ausfuhr von Getreide die Zustimmung zu versagen, den Gesetzentwürfen, die Einführung einer Weinsteuer und Tabakfabrikatsteucr be treffend, die Zustimmung zu ertheilen, eine noch weiter gehende Erhöhung der Börsensteuer herbeizuführen, die Reichsregierung zur Vorlage eines Gesetzentwurfes, die Erhöhung der Bier steuer betreffend, zu veranlassen. — Im Hinblick auf die Finanzlage des Landes und die finanziellen Beziehungen desselben zum Reiche haben 29 Mit glieder der Ersten Kammer folgenden Antrag gestellt: „Die König!. Staatsregierung zu ersuchen, unproduktive Bauten möglichst zu beschränken, bei allen Bauten, namentlich aber bei denjenigen im Eisenbahnfach, die durch Vermehrung des Be triebes und im Interesse des Verkehrs nöthigen baulichen Her stellungen einfacher als bisher, sowie ohne Befriedigung zu großer Ansprüche des reisenden Publikums zu bewirken, auch darauf bedacht zu sein, daß bei den bereits bewilligten Bauten aller Art Ueberschreitungen möglichst vermieden werden; und auch die hohe zweite Kammer um Beitritt zu diesem Beschlusse zu ersuchen." Der Antrag bezweckt lediglich, durch einen zu erhoffenden Beschluß beider Kammern der König!. Staats regierung eine Handhabe zu gewähren, zu weit gehende An sprüche aller Art an die Bauthätigkeit des Staates einzudämmen. — Den Ständen ist ein königliches Dekret zugegangen, bereffend der Umgestaltung der Dresdner Bahnhöfe. Dasselbe giebt einen Ueberblick über die Höhe der finanziellen Opfer, welche das großartige Projekt erfordert und es ergiebt sich hierbei das Resultat, daß sich anstatt des seinerzeit berech neten Gesammt-Aufwandes von 35,135,000 ein solcher von 53,776,000 Mk. mithin ein thatsächlicher Mehraufwand von 18,641,000 Mk. erforderlich macht. Dieser Mehraufwand wird erklärt, daß die mehrfachen Aenderungen und Ergänzungen des ursprünglichen Projekts durchgehends eine Erweiterung der Anlagen mit sich gebracht haben. Die Nothwendigkeit zu diesen Vergrößerungen resultirten einerseits im Laufe der Verhand lungen mit der Stadtgemeinde Dresden, andererseits bei den technischen Ermittelungen, welche mit dem Eintritte in die spe zielle Berathunq der Projekte vorgenommen worden waren. Ferner hat eine Untersuchung der Weiterentwickelung des Ver kehrs seit dem Jahre 1888 eine weit größere Steigerung des selben ergeben, als in der ursprünglichen Denkschrift in Aussicht gestellt war. Die Kostenanschläge für die einzelnen Gegenstände von früher und jetzt weisen zum Theil ganz bedeutende Unter schiede auf, so für den Hauptpersonenbahnhof in Dresden-Alt stadt: früher Anschlag 8,965,000, neuer Anschlag 16,267,000, Abstellgüierbahnhof in Dresden-A. 2,070,000 bezw. 2,950,000, Verbindungsbahn mit Haltestelle „Wettinerstraße" 2,950,000 bezw. 4,165,500, Nangirbahnhof in Friedrichstadt 5,600,000 bezw. 7,950,000, Personenbahnhof in Dresden-N. 3,370,000 bezw. 6,178,500, Verlegung der Leipzig-Dresdner Personenzug gleise 1,520,000 bezw. 2,800,000. Zur Errichtung eines Elek trizitätswerkes für sämmtliche Dresdner Bahnhöfe werden 1750000 Mk. gefordert. In der Rauperiode 1894,95 sollen sämmtliche Bauten links der Elbe vollzogen werden und es soll auch mit der Ueberführung zweier Gleise über die Elbe und mit der Aus führung einer Anzahl seitlich der jetzigen Bahnhöfe in Dresden-N. geplanter Neubauten begonnen werden. Schließlich bemerkt das Dekret, daß bei der Vergebung der betreffenden Arbeiten und Lieferungen, soweit es nach Lage der Preisverhältnisse irgend wie verantwortet werden kann, der sächsische Jndustriemarkt und die sächsische Industrie berücksichtigt werden. Wesentlich betheiligt an den Ausführungen ist die sächsische Eisenindustrie; auch sind die Granitwaaren, sowie alle keramischen Erzeugnisse ausschließlick sächsischen Ursprungs. Das erforderliche Sand steinmaterial wird zumeist aus fiskalischen Steinbrüchen bei Schönau gewonnen. — Das in diesem Frühjahre abzuhaltende Rekruten- musterungsgeschäft wird das erste Mal unter der vollen Wirkung der vom Reickstage im vorigen Jahre angenommenen Novelle zum Reichsmilitärqesetz durckgeführt werden. Es wird danach für die unbcriitenen Truppen um mehr wie die Hälfte eines bisherigen Rckrutenjohraanges ausgchoben werden, denn abge sehen davon, daß bei diesen Truppentheilen infolge Wegfalles des dritten Jahrganges die volle Hälfte des bisherigen Friedens präsenzstandes zu decken ist, muß auch überdem für die durch den Reichstag als Kompensation für Einführung der zweijährigen Dienstzeit bewilligte Etatverstäikung Vorsorge getroffen werden. Um bei Gestellung der Rekrutenziffer in dieser Höhe keine Schwierigkeiten zu haben, ist bekanntlich das Mindestmaß sür die Infanterie und den Train von 157 auf 154 cm herab gesetzt worden; dagegen beruht die Annahme, daß auch die An sprüche an die körperliche Tauglichkeit herabgemindert seien, auf Jrrthum. Schon durch das Herabgehen mit dem Mindestmaß wird ein reichliches, und zwar körperlich vorzüglich entwickeltes Material gewonnen, da es Erfahrungssache ist, daß die in diesem Alter befindlichen jungen Leute, sobald sie im Wachsthum zurückblieben, um so kräftiger im Knochenbaue und in der Mus kulatur entwickelt sind. Vorsorglicher Weise ist aber weiter die Bestimmung getroffen, daß die Berücksichtigung gewisser Schön heitsfehler, deren Vorhandensein bisher die Zutheilung zur Er satzreserve bedingte, nunmehr wegzufallen hat. Selbstverständlich bezieht sich dies nur auf solche geringe Fehler, die am be kleideten Manne weder in die Augen fallen, noch auch dessen Felddiensttüchtigkeit irgendwie beeinträchtigen. Daß noch immer die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht bis zu gewissem Grade an der durch die Kosten der Heereserhaltung bedingten Begrenzung der Präsenzstärke scheitert, beweist das Vorhandensem noch einer Menge von als überzählig nicht zur Einstellung ge langter Rekruten aus dem letzten Auehebungsjahre, trotzdem bereits in diesen ein wesentlich erhöhter Bedarf gedeckt werden mußte. Es ist wohl anzunehmen, daß der Andrang Freiwilliger zu den berittenen Truppen, trotzdem, daß dieselben 3 Jahre bei der Fahne zu dienen haben, der sonstigen Vortheile wegen, welche die Angehörigen berittener Truppentheile genießen, be deutend sein wird. Das dritte Dienstjahr gilt denselben be kanntlich als Uebung, auch treten sie ein Jahr eher zur Land wehr zweiten Aufgebots über. Ein drittes Jahr bei der Fahne zu bleiben, übt aber für das spätere Fortkommen im bürger lichen Leben selten einen ähnlich störenden Einfluß aus, wie die späteren öfteren Einziehungen zur'Uebung. Deshalb ist es zu vermuthen, daß viele junge Leute noch am Musterungstage sich unter Verzicht auf die Loosnummer bei der Kommission zum Eintritt bei berittenen Truppentheilen melden werden. — Die Zahl der im Königreich Sachsen lebenden Mil lionäre beträgt, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Schrift nes Professors Dr. Böhmer über die sächsische Einkommen- steuer-Statistik hervorgeht, zur Zeit nicht weniger als 1120, und zwar sind das 912 physische und 208 juristische Personen. Hiervon entfallen auf Leipzig 299, auf Dresden 196 und auf die dritte Großstadt Chemnitz 61 Millionäre. In den letzten 13 Jahren seit 1880 hat sich nicht nur die Zahl der Mil lionäre nahe verdreifacht, sondern auch das Einkommen der selben ist in diesem Zeiträume auf das Neunfache gestiegen. Die höchstbesteuerten Einkommen betrugen im Jahre 1892 bei den juristischen Personen 3 400000 Mk. und bei den physischen Personen 1471460 Mk. Die weitaus größte Zahl der 912 Millionäre sind Großindustrielle. — Die größte Uebcrbrückung, die anläßlich der neuen Dresdner Bahnhofsbauten errichtet werden mußte, ist die am Friedrichstädtcr Bahnhof erbaute, das gesammte Bahnhofs- tcrrain überspannende Waltherbrücke. Sie ist durchweg aus Eisen hergestellt, 294 Meter lang und ruht auf 130 Säulen. Die Breite der Brücke ist ca. 40 Meter, die Einfriedigung bildet ein übeunannesgroßes, wellenartiges Eisenblech, das deq
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