Volltext Seite (XML)
Schweiz. Am Mittwoch sprach in Zürich vor etwa 1000 Versammelten der deutsche Reichstagsabgeordnete Bebel. Zahl reiche anwesende Anarch sten verursachten aller Augenblicke eine Störung. Bebel kennzeichnete die Anarchistentheorien und die Anarchistenattentate als Blödsinn, worauf die Anarchistenschimpften und Bebel einen Lügner nannten, wogegen die Schweizer Ar beiter energisch protestirten. — Zwei Züricher Anarchisten, da runter ein Wiener Schlosser, sollen ausgewiesen werden. Die Anarchistenrazzia in Frankreich dauert fortund wird mit einer seltener Energie betrieben. Hundertweise finden in den Provinzstädten die Haussuchungen statt, dutzendweise die Verhaftungen. Gestern hatte man speziell in Marseille eine wahre Anarchistenjagd organisirr, wobei man besonders die in dieser Stadt wohnenden italienischen Anarchisten viel mehr im Auge hatte als die französischen. Verborgen zwischen den 700! 0 Marseille bewohnenden Italienern können die italienischen Anar chisten eine viel weitgehendere Propaganda als die französischen Anarchisten entfalten und die französische wie die italienische Po lizei leicht auf eine falsche Spur führen. Sie bilden eine sehr bedeutende Gruppe, deren Organisation die Polizei bis jetzt nicht auf die Spur kam. Die Polizei versichert, daß die massenhaft stattgefundenen Haussuchungen nicht nur zu zahlreichen Verhaft ungen — man spricht von deren 70— Anlaß gegeben, sondern daß die Haussuchungen auch mehrere Massenausweisungen von Italienern zu Folge haben werden. Der Minister des Innern hat die Anwendung der größten Strenge empfohlen. Die in den nächsten Tagen stattfindende erste Massenausweisung wird wohl etwa hundert Italiener einbegreifen, doch hat der Minister des Innern die Marseiller Behörden darauf hingewiesen, nur wirklich als Anarchisten bekannte Individuen auszuweisen — offenbar, um die bereits gereizte Stimmung zwischen Italien und Frankreich nicht noch zu erhöhen. Paris. Ein Gebäude iu der Rue Richter, in welchem ein großer Theil der Dekorationsstücke der Großen Oper unter gebracht ist, steht in Hellen Flammen. Der Brand ist so heftig, daß der Himmel weithin über die Stadt erröthct ist. Vaterländisches. Wilsdruff, 8. Januar. Die überaus reich beschickte Geflügelausstellung des hiesigen Geflügelzüchtervereins, welche im Hotel zum goldenen Löwen tagte, konnte Exemplare in Ge flügel aufweisen, wie eine derartige Ausstellung selten bieten wird. Namentlich war das Material in Hühnern so ausge zeichnet, daß selbst die Herren Preisrichter ihre Verwunderung darüber aussprachen. Den Stadtehrenpreis auf Hühner erhielt auf Plymouth-Rocks der hiesige Vorstand Rentier Ohmann- Grumbach. Den Vereinsehrenpreis auf schwarze Holländer Bäckermeister Weigc l-Niederlößnitz. Außerdem erhielten Ehren diplome des Landesverbanbcs auf Langshans Ohma nn-Grum- bach, auf Italiener Schneider-Kleinkautzsch, auf Pommersche Gänse Rost-Wilsdruff. Alsdann erhielten auf Hühner I. Preise: auf Plymouth-Rocks Deutscher-Oberoderwitz und auf Wyandotts Jul ius Vogel-Wilsdruff. Zudem sind noch! 15 II. Preise und 25 III. Preise verliehen worden. Die Stadt- ehrenpreise sind Services für Thee im Preise von 12,50 Mk., die Vereinsehrenpreise Services für Kaffee im Preise von 10 Mk., die I. Preise 8 Mk., die II. Preise 4 Mk., während die III. Preise nur Auszeichnungen bedeuten. Dieselben Werthe sind auf die Preise für Tauben. Den Stadtehrenpreis auf Tauben erhielt Martin Vogel-Wilsdruff für schwarze Malteser, den Vereinsehrenpreis für Schildtauben Hempel- Meißen. I. Preise erhielten auf englische Kröpfer Gerisch- Niederlößnitz, auf Brünner Rost-Wilsdruff und Pflugbeil- Wilsdruff, auf Mövchen Weigel-Niederlößnitz und Partzsch- Deuben, auf Weißschwänze Schli cke-Sörnewitz und auf Eis tauben Hoppe-Chursdorf. Außerdem sind 41 II. und 47 III. Preise gestiftet worden. Ausgestellt waren noch Kanarien vögel von Henn ig-Wilödruff, LitteraturüberThiere vonTwiet- mey er-Leipzig, Geräthe vonH ö h le-Leipzig und Futter SprattS- Patent durch die hiesige Niederlage Schmiedemeister Große. Der Besuch der Ausstellung aber konnte, der Witterung ange messen, ein besserer sein. — Das Weihnachtsfest ist vorüber! Die Lichter des Christbaums sind verlöscht, ernst und traurig steht er zur Seite. Wie lange währt es noch, dann entkleidet man ihn seines Schmuckes und vorüber ist seine kurze Glanzzeit. Sinnend und denkend steht er da. War es ein Traum? Noch vor kurzer Zeit stand er, nicht ahnend seine hohe Bestimmung, als grünende Tanne im Walde; war Zeuge, wie die munteren Häschen ihr fröhliches Spiel trieben, wie das flüchtige Reh sein Geäst streifte. Und jetzt? Stolz war er darauf. Unter allen Bäumen des Waldes war ihm die herrlichste Bestimmung zu Theil geworden: Das größte Fest der Christenheit, das Weihnachtsfest, an dem der Herr und Heiland geboren ward, verherrlichen zu helfen Ueberall, im Palast wie in der Hütte, hatte er auf dem Ehrenplatz gethront, überall hatte man ihn mit gleicher Freude und Liebe ausgenommen. Doch dort, wo er umjubelt war von einer frohen Kinderschaar, dort hatte er am liebsten geweilt, dort war er so recht an seinem Platze gewesen. Hier hatte er dem andächtigen Gesänge aus frischem Kindermunde des: „O, du fröhliche, o, du selige, gnaden bringende Weihnachtszeit" gelauscht und hier hatte er in fast überirdischem Lichte gestrahlt. Doch Alles dies liegt jetzt hinter ihm. Aber noch einmal, bevor er seine kurze, glanzvolle Laufbahn vollendete, sollte es ihm vergönnt sein, eine Schaar Kinder um sich versammelt zu sehen, nochmals des Weihnachtsliedes zu lauschen, denn der Verband „Sächs. Fechtschule Wils druff" veranstalte am hohen Neujahrötage im Saale des Hotels zum Adler eine Christbesch eerung für arme Kinder. An 22 bedürft! geKn aben und Mädchen wurden Gaben der Liebe veriheilt. Die Knaben erhielten verschiedentlich Stiefel, Hosen, Mützen rc., die Mädchen Kleider, sowie jedes Kind einen schmackhaften Stollen, Aepfel und Nüsse, sodaß die Christbe- scheerung einen Werth von ca. 140 Mk. repräsentirte. Ein zahlreiches Publikum hatte sich zu dieser Feier einzefunden. Ein in elektrischem Lichte strahlender Christbaum strahlte den glücklichen Empfängern entgegen. Eingeleitet wurde die erhebende Feier durch das von Mitgliedern unserer Stadtkapelle gespielte Quartett: „Stille Nacht", woran sich eine herzliche, allen An wesenden zu Gemüth gehende Ansprache des Herrn Lehrer Gärtner schloß, in welcher er der Betrachtung die Worte zu Grunde legte: „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um cs zu besitzen." Die Rede machte auf alle An wesenden einen tiefen Eindruck. Nach Beendigung der Rede folgte das Lied: „Nun danket alle Gotl". Hieraus folgte nun die Vertheilung der Gaben, welche von den Beschenkten unter s herzlicher Freude entgegengenommen wurden. Damit hatte die , Feier ihr Ende erreicht. Allen aber gebührt auch an dieser Stelle herzlicher Dank, welche keine Mühe und Opfer gescheut haben zum Wohle des Verbandes. Möge auch in dem neuen Jahre der Verein blühen und gedeihen zum Wohle der Armen und Verlassenen. — Am Freitag Abend wurden hier die neu- bez. wieder- gewählten Herren Stadtverordneten durch Herrn Bürgermeister Ficker durch eine feierliche Ansprache in ihr Amt eingewiesen. — Das zum Besten des hiesigen Frauenvereins von Seiten des Gewerbevereins veranstaltete Theater war von über 500 Personen besucht und erzielte man eine Einnahme von 208 Mk. Das zur Aufführung gelangende Lustspiel: „Emma'ö Roman", gewürzt mit köstlichem Humor, fand außerordentlichen Anklang. Die hierbei in liebenswürdiger Weise betheiligten Herren und Damen erwarben sich in jeder Hinsicht den Dank des Publikums. Jedes Mitglied setzte seine volle Kraft ein, um den Anforderungen gerecht zu werden, weshalb Ihnen auch am Ende des Spiels der wohlverdiente i - ank zu Theil wurde. Die Pausen füllte unser Stadtmusik chor in lobenswerther Weise aus. Ein flotter Ball folgte dem Theater nach. — Im „Hotel zum goldnen Löwen", hier, sind seit einigen Tagen zahlreiche Hände beschäftigt, um die elektrische Leitung in alle Räumlichkeiten daselbst zu legen. Der Saal des Hotels wird eine reichliche Lichtfülle erhalten, wie überhaupt derselbe durch neue Dekorationen binnen kurzem ein schmuckes Ansehen erhalten wird. Man hofft in einigen Wochen mit den Gesammtarbeiten daselbst fertig zu sein. — Im Verlauf dieses Monats wird unsere Stadt Ein- quartirung erhalten und zwar werden es eine Kompagnie Jäger aus Freiberg und 1 Gardereiteroffizier mit 30 Mann Begleitung aus der nahen Residenz sein. Die Verquartirung erfolgt für 1 Nacht mit Beköstigung. — Ein braver hiesiger Einwohner, der Herr Amtscopist Angermann, konnte am 1. d. M. auf 40 Jahre zurückblicken, die er als Copist beim hiesigen, königl. Amtsgericht zugebracht hat. Gewiß eine lange Thätigkeit und wcrth öffentlich erwähnt zu werden. — Ist elektrische Beleuchtung den Augen zuträglich? Diese Frage, sowie jene, ob die neueste künstliche Beleuchtung den Augen zuträglicher oder schädlicher sei, wie Gas- oder Petroleumlicht, ist schon oft gestellt worden. Neuerdings hat nun, nach einer Mittheilung vom Patent- und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz der Vorstand des Royal Westminister-Hospital zu London in der Abtheilung für Augen kranke eingehende Versuche in diesem Sinne anstellen lassen, die zu dem Resultate führten, daß es für die Augen kein angenehmeres und unschädlicheres Licht geben könne, wie eine ruhig brennende, gut und Passend angebrachte Glühlampe, nicht allein für gesunde Augen, sondern sogar für leidende, Operationen unterzogene Augen, stellte sich heraus, daß sich elektrischeiBeleuchtung viel wohlthuender erwies als Gas- oder Petroleum!icyt. — Am 4. Januar trat die Königl. Sächsische Ministerial- verordnung vom 23. November 1893, den Verkehr mit Fahr rädern auf öffentlichen Straßen betreffend, in Kraft. Die Interessenten werden gut thun, sich zur Meidung von Be strafungen mit ihren Bestimmungen genau bekannt zu machen. Vor Allem sei darauf hingewiesen, daß in Sachsen von jetzt ab jedes Fahrrad an der Lenkstange Namen, Stand und Wohnung des Fahrers auf einem Schilde lesbar aufweisen muß. — In Niederpesterwitz hat man eine Diebeshöhle ent deckt. Seit mehreren Monaten wurden in Dresden verschiedene verwegene Diebstähle in Möbelgeschäften rc. verübt, wobei nicht selten so schwere und umfangreiche Gegenstände fortgcschafft wurden, daß die Diebe zum Transport dec Beute größere Handwagen benutzt haben mußten. So wurden im Oktober v. I. einem Tapezirer auf der Annenstraße u. A. mehrere sehr werthvolle Fauteuils in früher Morgenstunde aus dem Laden weggeschafft, nachdem die Ladenthür mittels Nachschlüssels ge öffnet worden; ferner vor etwa drei Wochen ganz früh aus einer Niederlage auf der Grunaerstraße ebenfalls eine Reihe werthvoller Möbel, wobei gleichfalls mit Nachschlüssel operirt worden war. Weiter wurden kürzlich aus einer Hausflur in der Kreuzstraße verschiedene Möbelstücke gestohlen rc. Die Diebe sind der Handarbeiter Frohberg aus Dresden, 35 Jahre alt, und der Musikus Seime aus Radeburg, 33 Jahre alt, zuletzt in Niederpesterwitz wohnhaft. Beide sind schon vielbe- strafte Diebe, Frohberg hat schon 10 Jahre Zuchthaus hinter sich. Derselbe war bei einem Tischlermeister in Stellung und wurde am Sylvesterabend verhaftet, nachdem der dringende Verdacht entstanden war, daß er seinem Arbeitgeber eine er hebliche Geldsumme mittels Nachschlüssels gestohlen habe. In s einer Wohnung kamen Möbelstücke zu Tage, die von den oben gedachten Diebstählen hcrrührten. Nunmehr verschritt die Polizei auch zur Verhaftung. In Seimes Wohnung in Nieder pesterwitz fand man ebenfalls eine Menge gestohlener Möbel, sodaß eine gane Fuhre voll fortgeschafft werden mußte, ferner auch noch Gegenstände, die den Nachweis erbringen, daß er an einem Kassettcndiebstahl im letzten Herbst betheiligt gewesen ist. Weiter aber hatte Seime sich in seiner Wohnung eine förmliche Werkstelle zum Unfertigen falscher Schlüssel eingerichtet. Die letzteren waren dutzendweise vorhanden, ebenso eine Menge Schlüsselabdrücke in Wachs und Seife. Es zeigte sich, daß Seime, obschon er als Musikus doch eigentlich von der Schlosserei nichts versteht, die feinsten Nachschlüssel zu Kassaschränken rc. mit erstaunlicher Sauberkeit und Genauigkeit angefertigt hatte. Was das saubere Paar sonst noch Alles verübt hat, steht zur Zeit noch nicht fest, jedenfalls hat die Polizei einen brillanten Fang mit ihnen gemacht. Zur Charakterisirung des Frohberg sei noch erwähnt, daß derselbe vor einer Reihe von Jahren einen Diebstahl in der Weise verübte, daß er sich durch seinen Genossen in eine große Kiste einschließen ließ, welche Seim dann in der Abendstunde in ein Glaaswaarengeschäft auf der Schössergasse transportirte, wo sie im Comtoir untergebracht j wurde. Während der Nacht sprengte Frohberg dann sein Ver- ! steck auf, verübte in dem Geschäft einen Einbruch und plünderte insbesondere auch die Ladenkasse gehörig. t.snä«irtk8vIi-Mek6 feuvx-VsrMlikxungs-Ksnosssnsoksft !M Xönigckicd Ssokssn. Gefchäftsbewegung im Jahre 1893. 8827 Polizen mit Versicherungssumme Mk. 70,072,902.—. Vvr8iv1ivrnn^8l»v8t»oU "ach Abzug der erloschenen, erneuerten Versicherungen . . . „ 409,389,303.—. 1 »»<1 . . . „ 665 464 35 abzüglich Antheils der Rückversicherungs-Gesellschaften . . . „ 208,680,08.. ireiuAeivinii im laufenden Geschäft und Fondsreinerträgnisse „ 117,044.35. 1^rr»u»1«ii-ILv8«rv« „ 242,024.—. Unupt- uo«r 8p««i»1-ir«8orv«1oo<l8 nach Zuweisung des Gewinnes. . . . „ 795,564.88. Oo8«iun>tvvri»üK«» (Reservefonds und Prämienreserve) „ 1,037,588.88. Sokmiük in Wilsdruff, UvinLMSNN in Kesselsdorf, Kükne in Grumbach, IHüilei' in Burk- hardswalde. » Inhaber WUx«. Mlsdrufferstraße 24, 1. »LLLSSLN Wilsdrufferstraße 24, 1. vtzMieliö bimml seinen Bedarf für den Winter in Neiden- unü ItnsbenLisi'rlei'obe im „Prophet" zu decken und jeder Versuch wird lohnend sein. Größtes, billigstes und reellstes Geschäft Dresdens für fertige Herren- und Knaben-Garderoben. Allergünstigstc Bezugsquelle für nur von Mark S.— an, H«rrvn^r»I«4<»t8 nur von Mark 11.— an, I«. nur Von Mark 18.— an, nn0l 1Il8L«r8 nur von Mark 1O— an, 11vrr«n-4urü8« nur von Mark 8^2 an, Hvr» nur von Mark 13 /2 an, 1«., nur von Mark 18.— an, Her» vi,Ho8e» nur von Mark IV4 an, Hennen-Hosen nur von Mark S 4 an, Hennen-Hosen, Is., nur von Mark 4 — an, Hsnnen-^oppvn nur von Mark 4 2 an, »ennen-^oppen, eokk bs^nisvke I-oiten, nur von Mork 9. a«, kunsvken-HnLÜge nur von Mark 5 — an, ^ünglings-HnLÜgv «ur von Mark 7 — an, Knsden-Hn-üge nur von Mork S' 4 an, Knsden-Psleloks nur von Mark SV4 an, Knsben-illosen nur von Mark O SO an. MW" Soliüe UnkeN. Linke kslkdsns Tkokkv. Detail-Berkans zu billigsten Engros-Preisen Zinn ILoluv 4vnaur8- nn<1 Iaörik fertiger Herren- und Knaben-Harderoben