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Erlatz an die Ortsbehörden, die Einreichung der Rekrutirungs-StammroAen betr. Die Ortsbehörden des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirkes werden wiederum darauf aufmerksam gemacht, daß die Militärpflichtigen durch öffentlichen Anschlag, öffentliche Bekanntmachung oder auf andere ortsübliche Weise unter Androhung der auf die Versäumniß gesetzten Strafen zur rechtzeitigen Anmeldung bei der Rekrutirungs-Stammrolle, welche nach § 25, 1 der Wehrordnung in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar erfolgen muß, aufzufordern sind. Die Rekrutirungs-Stammrollen sind nach erfolgter Eintragung -er !NititärpsliÄ)tigen in alphabetischer Reihenfslae mit den Geburtslisten, Geburts- Schemen, Loosungs-Schemen und sonstigen Unterlagen bis zum 5. Februar dieses Jahres hier einzureichen. Ueber etwaigen Abgang und Angang Militärpflichtiger nach erfolgter Einreichung der Stammrollen ist sofort Anzeige beziehentlich unter Beifügung eines Stammrollen- Nachtrages anher zu erstatten. Meißen, am 2. Januar 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. V. Nirchbach. Donnerstag, den 11. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr öffentliche Stadtgememderathssitzung. Wilsdruff, am 8. Januar 1894. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 18. August 1868, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betreffend, hat behufs Erhebung dieser Steuer am 10. Januar jeden JahrcS eine genaue Consignation aller steuerpflichtigen Hunde zu erfolgen. Es werden demgemäß alle hiesigen Einwohner, welche im Besitz von Hunden sind, hierdurch aufgefordert, dieselben bei Vermeidung der auf die Hinterziehung gesetzten, auf den dreifachen Betrag dieser Steuer sich belaufenden Strafe am 1V. Januar 1894 n der hiesigen Stadtkämmerei anzumelden. Wilsdruff, am 31. Dezember 1893. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Sonnabend, den 13. dies. Mon., 11 Uhr Vormittags gelangen in dem Dorfe Kaufbach 6 Stück Kühe zur öffentlichen Versteigerung. Bieterversammlung im dastgen Gasthofe. Wilsdruff, den 8. Januar 1894. Sekretär Busch, Ger.-Vollz. Sonnabend, den 13. Januar 1894, von Vorm. 9 Uhr ab sollen die zur Gelbrich'schen Nsnknrsmasse gehörigen Gegenstände, als eine Parthie vorjähriger Hopfen, s Schrotmühle, l Flaschenabzkehapparat, mehrere kupferne Röhren, 1 Decimalwage, circa 2 Centner Pech, 12 Stück Doppelfüsser, 1VV ganze Tonnen, 160 halbe Tonnen, 40 viertel Tonnen, 1 Schlitten, 2 Bretwagen, 1 Rollwagen, mehrere Kutschgeschirre, ein Schrank, sowie verschiedene Brauereiutensilien in der Brauerei in Herzsgsmal-e bei Wilsdruff meistbietend gegen sofortige Baarzahlung durch mich zur Versteigerung kommen. Dresden, am 8. Januar 1894. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Gustav Müller. Zur Börsenreform stimmungen natürlich das Börsenspiel von Privatpersonen ebenso- wiesen wurde. Aus ganz Italien laufen Nachrichten über furchtbare Schnee- ihrem eigenen Vortheil lieber ernstlich an einer wirksamen und dabei doch schonenden Reform mitarbeiten, als einfach jedes Vorhandensein von Uebelständen in Abrede zu stellen. Der fast einstimmige Beifall, den die Steuerbelastung der Börse im Reichs tag und im Volk gefunden hat, ist ein Beweis von der geringen Sympathie, die diesem ganzen Geschäftsbetrieb gewidmet wird und sogar vielfach ungerechte Mißachtung der nothwendigen und nützlichen Leistungen zur Folge hat. Einer der brauchbarsten Vorschläge der Börsen-Enquäte- Kommission ist die Einführung eines Börsenregisters; es sollen alle Personen, welche börsenmäßige Termingeschäfte in Waaren machen wollen, verpflichtet sein, sich in ein besonderes Register eintragen zu lassen. Die Anmeldung hat in Person vor dem Handelsgericht oder durch notarielle Verhandlung zu erfolgen und ist im „Reichsanzeiger" bekannt zu machen. Die erst malige Eintragung kostet 500 Mark und für jede weitere Ein tragung ist eine jährliche Gebühr von 100 M. zu entrichten. Nur Geschäfte von Personen, die in dies Register eingetragen sind, sollen fortan einklagbar sein. Die Kommission ist dabei von der Erwägung ausgegangen, der Betheiligung des Privat publikums am Termingeschäft Schranken zu ziehen, und es soll der Börse die Möglichkeit genommen werden, mit Personen Termingeschäfte zu machen und sie, wie es so häufig vorge- ' kommen ist, wirthschaftlich zu ruiniren, die vom Termingeschäft nichts verstehen und die vermöge ihrer öffentlichen Stellung keine Börsengeschäfte machen dürfen. Um Personen vom Börsenspiel abzuhalten, die die Mittel dazu nicht haben, sind die Kosten der Eintragung ins Register so hoch normirt. Man will vor allem diesem geheimen Treiben, das cocrumpirend auf unser Privatpublikum gewirkt hat, ein Ende machen. Sehr richtig bemerkt die „Staatsbürger-Zeitung": Wer da glaubt, die Mittel und das nöthige Verständniß zum Termingeschäft zu haben, und wer das Börsenspiel mit seiner öffentlichen Lebensstellung vereinbar hält, der möge dies auch öffentlich bekannt geben; will er das nicht, so möge er die Hand vom Börsenspiel lassen, den Behörden aber soll die Möglichkeit gegeben werden, gegen die Börsenmänner vorzugehen, welche mit Leuten Börsenge schäfte machen, die es öffentlich nicht thun dürfen oder nicht thun wollen. Einmal soll dadurch die Geschäftstätigkeit, ins besondere den nicht dem Kaufmannsstande angehörigen Personen unter die Kontrolle der öffentlichen Meinung gestellt werden; die Oeffentlichkeit soll erfahren, wer sich selbst zum Börsenter minhändler in Waaren gemacht hat, sie kann dann die ihr be rechtigt scheinenden Konsequenzen aus dieser Thatsache, z. B. in Bezug auf die Kreditgewährung, ziehen. Andererseits sollen diese Bestimmungen dazu dienen, um jedem die Möglichkeit zu geben, sich über die Fähigkeit seiner Kontrahenten zum Abschluß von Börscntermingeschäften schnell und ohne besondere Mühe Gewißheit verschaffen zu können. Man wird durch solche Be- unerhebliche Vermehrungen der Reichszuschüsse für Ost- und Westafrika verlangt, hauptsächlich für die Verstärkung der Schutz truppen. Diese Forderungen werden nun schwerlich ernstlich be stritten werden können; ihre Noihwendigkeit ist durch Vorkomm nisse aus jüngster Zeit überzeugend genug dargethan worden. Daß aucb in dem neuen Reichstage eine sichere kolonialfreund- licke Mehrheit ist, kann, obwohl diese Fragen noch nicht an ihn herangetreten sind, nicht bezweifelt werden. Es ist allerdings in neuester Zeit viel zusammengekommen, was die Befriedigung über unsere kolonialen Erfolge trüben mußte. Es hat sich durch unerfreuliche Vorkommnisse gezeigt, daß die Sicherheit und Ordnung in unsern Schutzgebieten, selbst in Kamerun, das immer für die bestgeordnete unserer Kolonien galt, keineswegs so fest begründet sind, wie man angenommen, und man kann sich der Besorgniß nicht erwehren, daß daran mannichfache Fehler und Mißgriffe der deutschen Verwaltung, insbesondere d>e nicht immer glückliche Auswahl der mit wichtigen Aufgaben betrauten Per sonen schuld sind. Ob die gesammte Leitung und Organisation unseres Kolonialwesens geschickt, glücklich und erfolgreich vorgeht, muß nach so manchen Erscheinungen der neuesten Zeit bezweifelt werden. Es wird darüber im Reichstage zu gründlichen Er örterung kommen. Eigentlich muß man sich wundern, daß die Bestimmung nur für die Waarenbörse getroffen ist und sich nicht auch auf^ das Spiel mit Effekten bezieht; indessen kann man dies schon, begrüßen, da mit dem Börsenregister der Ausraubung der pro duktiven Stände zunächst ein Riegel vorgeschoben werden soll. Um so bezeichnender ist es, daß die Berliner Börse jetzt über das projektirte Börsenregister gewaltigen Lärm schlägt. Die „Freisinnige Zeitung" schimpft in einem langen Leitartikel auf die Agrarier, welche mit Hilfe der Juristen die Bestimmung durchgesetzt haben. Noch ärger ist die Hetze, welche die Börsen jobber gegen den Geheimen Kommerzienrath Frenzel inszenirt haben, weil er als Vorsitzender des Aeltestenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft für das Börsenregister gestimmt hat. Die Erregung ging soweit, daß eine Petition an die Aeltesten von der überwiegenden Mehrzahl der Produktenbörsenbesucher unterzeichnet wurde, wonach die Aeltesten Herrn Frenzel zur Niederlegung des Vorsitzes veranlassen sollten und worin Herrn Frenzel selber nahe gelegt wird, aus dem Kollegium auszuscheideu. Es wird nun Sache der Regierung sein, die Vorschläge der Kommission in gesetzgeberisches Gewand zu kleiden. Bis wann dies geschehen kann, läßt sich gegenwärtig noch nicht an- geben. Im Reichstage wird eine solche Gesetzgebung voraus sichtlich auf keinerlei ernstlichen Widerstand stoßen. der Reichstagssession. j Aus ganz Italien laufen Nachrichten über furchtbare Schnee- Bei den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstages über! stürme und außerordentliche Kälte ein. Fast im ganzen Reiche ist den Reichshaushalt werdendiekolonialen Ang elegen he iten der Bahnverkehr, in zahlreichen Gegenden auch der Dcahtoer- eine wichtige Stellung einnehmen. Es werden bekanntlich nicht kehr gestört. Piemont und Lombardei starren föcmli h iu EiS und Schnee. Tagesgeschichte. Vielfach war erwartet worden, daß auch Kaiser Wilhelm sich gelegentlich des Jahreswechsels über die allgemeine Lage äußern werde, doch hat weder der große Empfang am Berliner Hofe, noch die besondere Neujahrscour der commandirenden Ge neräle eine bezügliche Kundgebung des erlauchten Monarchen ge zeitigt. Gewiß darf aber hieraus keinerlei ungünstiger Schluß auf etwaige bedenkliche Anschauungen der Berliner leitenden Kreise hinsichtlich der europäischen Situation gezogen werden; außerdem glaubt man hie und da, daß die Thronrede bei der am 16. Januar bevorstehenden Eröffnung des neuen preußischen Landtages einen Passus über die auswärtige Politik bringen werde. Heute am 9.Januar nimmt derReichstagseine Arbeiten wieder auf. Es möge daran erinnert werden, daß schon in den ersten Tagen die wichtigsten Berathungen über die Sttuervor- lagen stattfinden, und wenn auch die eigentliche Entscheidung erst nach einer Kommisstonsberathung zu erwarten ist, so ist doch unerläßlich, daß die Reichsboten von Anfang an vollzählig am Platze sind. Es haben selten Anliegen zur parlamentarischen Entscheidung gestanden, welche die wirthschaftlichen Interessen so umfassender Volkskreise berührten, wie in den nächsten Wochen , Die Börsen-Enquetekommission hatte den Assessor Eschen bach beauftragt, zu untersuchen, wieviel ausländische Papiere allein in den letzten 10 Jahren in Deutschland durch die Börse untergebracht seien. Nach dem von Eschenbach aufgestellten Verzeichniß sind in diesen 10 Jahren an den deutschen Börsen für 20,736 Millionen auswärtige Papiere zur Zeichnung ange legt worden, und von diesen für 5365 Millionen mit dem deutschen Stempel versehen worden, also in deutschen Besitz übergegangen. Es sind also jährlich ca. 535 Millionen deut schen Kapitals für ausländische Anleihen ins Ausland gegangen; allein nach Griechenland sind 316 Millionen gegangen. Bernburg, 6. Januar. Heutefrüh 4Uhr brach in den hiesigen Schlosse, im welchem die Behörden ihren Sitz Habelt, Feuer aus, welches bisher nicht gelöscht werden konnte. Der Kreisdirektor Hagemann und sein Kutscher sind in den Flammen umgekommen; viele Akten sind verbrannt. Die Meuterei der eingeborenen Polizeitruppe in Kamerun ist deutscherseits niedergeschlagen worden, ohne daß der Vorgang weitere bedenkliche Folgen nach sich gezogen hätte. Die in manchen deutschen Blättern aufgetauchten Be fürchtungen, als ob diese Revolte nur das Vorspiel zu einem allgemeinen Aufruhr in der Kamerun-Colonie gewesen sein könnte, hat sich demnach so unbegründet erwiesen, immerhin war der Vorgang freilich unbedenklich. Inzwischen ist ein Theil der ge flüchteten meuterischen Polizisten, unter ihnen die'Rädelsführer selbst, aufgegriffen und dem kaiserlichen G.uvcrnement zur Be strafung eingeliefert worden. Möglicherweise wird aber der Zwischenfall doch einen Wechsel im Gouvernementsposten von Kamerun nach sich ziehen. Es heißt, der gegenwärtige Gou verneur, Herr v. Zimmerer, der augenblicklich auf Urlaub in Deutschland weilt, werde zurücktreten und würde ihn entweder Lieutenant Morgen oder Frhr. v. Stetten ersetzen. Die Nach richt, der zufolge der Kreuzer „Prinzeß Wilhelm" nach Kamerun bestimmt wäre oder auch schon dorthin abgegangen sein sollte, hat sich nicht bestätigt. Vielmehr wird der Dampfer „Admiral" mit 120 Mariene-Jnfanteric an Bord von Wilhelmshafen nach Kamerun absegeln. wenig ganz ausrotten wie das Hazardspiel durch das Strafgesetz- Die Vorschläge der B Lrse nuntersuchungkommis- buch. Jnjedem Falle trägt die Vorschrift aber als präventives sion haben, wie schonerwähnt, in den nächstbetheiligten Kreisen, Mittel einen heilsamen Zweck in sich. namentlich der Produktenbörse, anscheinend eine starke Erregung ' Nock mehr springt dies in die Augen, wenn man erwägt, hervorgerufen, was keineswegs ein Beweis ist, daß sie nickt das in welchem Umfange gewissenlose Bankiers bisher da« geheime Richtige treffen. Es mögen im einzelnen manch, unnöt ige oder Bönenipiel von Prwaip.l fönen ausgebentel haben. Man denke nutzlose Maßnahmen vorgeschlagen sein, daran kann nickt ge- nur an die Löwyo, Ebrüchs und Konsorten. Sie wußten, zweifelt werden, daß sie im ganzen zrveckmätzige und wirksame daß die Kunden, welche sie durch ihre Remissiers heranschleppten, Schutzwehren gegen so mancherlei Mißbräuche und Äusschreit-f nicht spielen dursten und betrogen sie in schamlosester Weise ungen errichten würden. Daß Abwehrmaßregeln dringend ge- und die Betrogenen mußten den Mund halten, sie opferten boten sind, ist die feste Ueberzeugung der weitesten Votkskreise > wohl oder übel alles, bis sie am Bettelstab angelangt waren und durch zahlreiche betrübende Erscheinungen der neuesten Zeit! und ihnen dann von dem vornehmen Bankier die Thür ge unwiderleglich bewiesen. Die Börseninteressenten sollten zu wiesen wurde.