Volltext Seite (XML)
18KV. Freitag, den 5. October W! Sächsische v In Oesterreich und Deutschland ist man der Meinung, daß der Kaiser der Franzosen sich nicht am Zielpunkt seines politischen Programmes befinde; vor der Hand ist er jedoch nicht in der Lage, einen Erobe rungskrieg vom Zaun zu brechen, ohne einer Masse von Kräften zu begegnen, der er nicht gewachsen wäre. Auch in Italic» haben sich die Dinge anders entwickelt, als dies nach seinen Plänen geschehen sollte, doch kann er sie noch immer zu seinem Vortheile wenden. Wenn er die Aus dehnung der Macht Victor Emanuels über ganz Italien gestattet und begünstigt, so erzieht er sich in ihm einen brauchbaren 'Verbündeten. Es kommt nur darauf an, daß Neapel und der Kirchenstaat baldmöglichst in den ruhigen Besitz des Königs Victor Emanuel übergehen und sich derselbe in der Lage befindet, seine Aufmerksamkeit vorherrschend auf die Bildung eines zahlreichen und wohl- organisirten Kriegshecrcs zu verwenden. Ein militärischer Geist hat die Italiener ergriffen und wird durch Frei- schaarenzüge und die leichten Erfolge, welche die königliche» Truppen jetzt wieder im Kirchenstaate und einem General von Nuf gegenüber, errungen haben, lebendig erhalten. Dieser Geist soll zur Eroberung Venetiens "entflammt wer den. Während Oesterreich gegen das vereinigte Italien kämpft und ihm soviel als möglich noch andere Verlegen heiten bereitet werden, um seine Kräfte zu beschäftigen, würde der Augenblick erschienen sein, in welchem Frankreich sich mit aller Macht auf Deutschland stürzen, die Nbein- grenze gewinnen und wahrscheinlich noch andere Absichten zur Ausführung bringen könnte. — Ein Hinderniß in der stetigen Durchführung dieses Programms bildet Garibaldi, dessen Bahn kometcnartig die Kreise der französisch-sardini- schen Politik durchkreuzt. Als Mann von ungewöhnlicher Energie besitzt er auch den solchen Naturen gewöhnlich inwohnenden Glauben, daß ihm eine providenticlle Mission übertragen worden sei. Mit den Kräften Italiens hofft er das Land von jedem fremden Einflüsse zu befreien. Er will ebenso Nom und Nizza, wie Venetien und Südtyrol erobern. Wer so vermessene Pläne für unglaublich hält, darf nur die Geschichte befragen. Noch jeder Wclteustür- mer ist durch erlangte Erfolge zu anderen und größeren Unternehmungen angetrieben worden, bis dieses unmäßige, ziellose Bestreben ihr" Verderben hcrbeiführte. Das letzte große Beispiel dieser Art hat der erste Napoleon der Welt gegeben. — Gewiß, Garibaldi will Italien nicht für sich erobern, nur soll König Victor Emanuel ihm bei diesem Werke freie Hand lassen und diejenigen Staatsmänner und Generale entfernen, die Garibaldi im Wege stehen. Er selbst entfernt alle Diejenigen von seiner Seite, welche die sofortige Einverleibung Sicilicns uiid Neapels in Piemont betreiben, und umgiebt sich mit Personen, welche gegen das Ministerium des Grafen von Cavour eingenommen sind. Daß dieses Verfahren dem Könige Sorge macht, ist sichtlich, auch mag ihn dieser Umstand zu der übereilten Eroberung des Kirchenstaats angetriebcn habe». Garibaldi läßt sich abcr dadurch nicht irre machen und es fragt sich, was soll weiter geschehen, um diesen unbeugsamen Character dem Willen des Königs zu unterwerfen? Er beträgt sich nicht als Feind desselben, verkündet vielmehr dessen Herrschaft und Gesetz und hat sogar die neapolitanische Flotte unter die Befehle des königlichen Admirals gestellt. Dennoch ist er nicht der Diener des Königs, sonder» behauptet eine Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcn für 10 Ngr. vierteljährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindermstr. Brosep in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugeben bittet. Amts- und Anzeigeblatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein Bekanntmachung Das Königl. Ministerium drS Inner» hat beschlossen, dem BezirkSthierarzte in der Amtshauptmannschaft Plauen einen Assistenten beizugeben, der seinen Sitz vorläufig in der Stadt Oelsnitz zu nehmen und der die bezirks- thierärztlichcn Geschäfte in den Gerichtsämlern Oelsnitz, Auerbach, Falkenstein Schöneck, Markneukirchen, Klingenthal und Adorf nach Maasgabe einer deshalb zu ertheilendcn Instruction gegen eine jährliche Remuneration von 80 Thlr. zu besorgen hat. ES werden daher diejenigen AmtSlhierärzte, welche sich um die gedachte Stelle zu'bewerben beabsichtigen, und beziehendlich deshalb zu der vorschriftmäßigc» bezirksthierärztlichcn QualificationSprüfung zugelassen zu werden wünschen, hiermit aufgcfordert, sich binnen 3 Wochen und längstens bis zum 26. October 1860 unter Einreichung der §. 8 der Verordnung zur Ausführung des Gesetzes, die Ausübung der Thierhcilkunde betr., vom 14. December 1858 gedachten Zeugnisse schriftlich hier auzumelden. Dresden, am 18. September 1860. Die Königliche Commission für das Vetcrinairwesen Inst. Uhlmann.