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Erzgebirgischer Volksfreund : 20.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192109200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-20
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 20.09.1921
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keissch« NME, 5k» kn ß^r NaV-arschask tzespkN Wurden, kork au«- «rkauste Hiüiser bruchig, Gerade dieser Aufsiihrung Hütte man ein volle» Hau» wünschen mögen, weil darin «in Problem aufgerollt wird, welche» sich ebensogut in der Jetztzeit vor unsern Augen abspielen kann. Zn diesem Eudermaimsn).» Drama ist di» Entwicklung de» Konflikte» von Anfang an vorgezcichnet, ein Konflikt, der nicht wie bet den mei sten Gudermannschen Stücken gewaltsam endet, sondern einen innigen Ausgleich »wischen den beiden Hauptpersonen des Stücke» findet. Außerdem wird dem Stück nachgerühmt, daß Sudermann in keinem Kiner anderen Dramen so tiefe Herzenstön, anschlägt, al» in diesem. Kann man sich eine hingebcndere, liebevoller« Frau denken al» dies» Elisabeth, die durch Erziehung und ihren früheren Wirkungskreis zu Höherem al» der Rektorsrau in einfachen Verhältnissen ausersehen schien, und die in Frau Rene-Hilpert eine meisterhafte Interpre- rin fand? Dazu den Gegensatz in dem rassigen, werberhungriaeu und überlegenen Freiherrn von Räcknitz, der in seiner beinah» brutalen Begierde ohne diese Elisabeth nicht mehr leben und dafür seine Frau »um „Teufel schicken möchte". Dieser wild« Röcknitz, der im Umgang mit Frauen seine Lieblingsbeschäftigung al» Pferdehändler nur zu schlecht verbergen kann, war ein« großartige Leistung Hermann Schröders, ' r damit bei seinem -weiten Auftreten seine hohe Künstlerschaft tu. ttsm hat. Max Jähnig verkörperte den allzeit be scheidenen Rektor Wiedemann, der in seiner Bescheidenheit glaubt, auch das Glück nicht zu verdienen, was mit seiner zweiten Heirat mit Eli- sabeth in sein bisher freudloses Heim gekommen ist. Jähnig wurde dieser sittlich so hochstehenden Person Wiedemann» in sä>er Weise ge- recht. Renata Zechel als Helene, des Rektor» blindes, aber fein fühliges, beinahe hellseherische» Töchterchen, bewies auch diesmal wie der ihre Kunst. Der nörgelnde, höchst distinguierte Kreisschulinspektor Dr. Orb, der die Ueberlegenhcit der Frau Rektor neidisch fühlt, wurde von Carl Zimmermann hervorragend im Ausdruck und Mimik wibdergegeben. Nicht minder der Lehrer Dangel Max Göthels, der sich in aufopferungsvoller Liebe um die blinde Tochter Helene bewirbt und ihr zuliebe seinen Mittelschullehrsrberuf mit den an einer Blin denanstalt vertauschen will. Erwähnenswert sind noch Gertrud Wal ters Bettina, die duldende, beiseitegeschobens Frau des Röcknitz und die sich ihrer Würde bewußt« Frau Kreisschulinspektor der Liesa Scherber. Auch die beiden blondköpfigen Lehrerrangen Fritz und Emil, durch Lharlott« Friedrich und Charlotte Heyn dargestellt, verdienen Anerkennung. SchneÄerg, 19. September. „Ein Rabenvater", Schwank in drei Akten von Han-s Fischer und Josef Jarno. Hinter diesem Titel hätte man «her einen richtigen Rabenvater vermutet, einen Vater, der seinem Kinde oder seinen Kindern ein solcher ist, unmöglich aber einen Vater, der sich in diese Rolle hineingeschwindelt hat, um von seiner gestrengen Ehehälfte das nötige Kleingeld für jährliche Vergnügungs- reisen, die sich oft mich in kurzen Intervallen wiederholen und die den zuhause meisten» sittsamen und eingeschüchterten Ehegatten willkom mene Gelegenheiten zu einem Seitensprunge bieten. Kurz, der Bau unternehmer Neuendorf hat von seiner Gattin, die dir Kasse hat, sich 25 Jahre eine monatlich« Summe erschwindelt, um damit seinem ver meintlichen Sohne den nötigen Lebensunterhalt zu gcwHren. Der Sohn «xistiert aber gar nicht und am Tage der silbernen Hochzeit dringt die Frau Neuendorf» in einem Anfalle von tiefer Gemütsverfassung darauf, daß Neuendorf nunmehr seinen Sohn ins Haus zu sich kommen läßt. Es gibt nun die größten Verwicklungen, Verwechslungen und Verwünschungen ob der plötzlichen Heimkehr des gar nicht vorhandenen Sohnes. Der Sparkassenrendant Zenker, ein Schwager Neuendorfs, der «ine recht gestrenge Frau hat, läßt sich Hinreißen, dieser ebenfalls das Vorhandensein einer illegitimen Tochter einzureden (nur zu dem Zweck, von seiner Frau das Ziehgeld als willkommene Beihilfe zur Vergnügungskasse zu erschwindeln) und muß gar bald das Zweischnei dige seiner Lüge empfindsam fühlen. Der Liebhaber der Tochter Neuendorfs kommt plötzlich ins Haus geschneit und wird hier von Frau Neuendorf als der jahrelang verleugnete Sohn gehalten. Zum Schluß löst sich alles in Wohlgefallen auf und führt zu einem guten Ende, wobei schließlich doch der alte Sünder Neuendorf Sieger bleibt und seinen „Sohn" verstößt. Zufälligkeiten, Unwahrscheinlichkeiten halten die Besucher von Anfang an in angenehmster Unterhaltung und erwecken stürmisch« Heiterkeit. Mödsinm viel Blödsinn, und doch zum Lachen! Daran trugen äber wesentlich di« Darsteller bei, die ihre Rollen restlos vorbildlich abwickelten. So der alte Schwerenöter Neuendorf Otto Ottberts und der sich in Spekulationen versuchende vertrocknete Sparkassenrendant Zenker Carl Zimmermanns, die geradezu prächtige Typen herausbrachten. Allerliebst war die Tochter Nora der Charlotte Heyn, die zum erstenmale in einer größeren Rolle auftrat und durch ihre natürliche Spielweise und ihre Anmut recht gut abschnitt; dann die resolute Frau Sparkassenrendant der Margaret« Wernicke, die liebevoll« und doch allzeit mißtrauische Frau Neuendorf der Lisa Scheider, die gemütliche „Weanerin" Gisela Ler Frau Gerkrcck WaNer,A«r polkernst» Major a. V. jeßlg« Wetnveisende Rhode Hermann Schröder», der fein» ramponierte Ehr« partout mit dem Revolver wiedevherstellen will, der jederzeit schlagfertig» und forsch« Liebhaber Han», Max Göthel». Line Typ« für sich war Lharlott« Friedrich al» Klara, Dienstmädchen bei Neuendorf», di« ebenso tolpatschig wi» ängstlich al» dienstbarer Geist im Hause „Herumwirtschaf tet" und ein» entzückend« Haartour, nicht minder «in» prächtige" Singsttmme besaß. So trugen alle dazu bei, daß man sich recht gut unterhielt und d«r ostentativ» Beifall d«oie», daß die» der Fall gewesen ist. . Schneeberg 19. September. Morgen, Dienstag, bringt di« Künst lerische Schaubühne ein Werk zur Aufführung, das hier noch niemals gespielt worden ist: di» Kleinstadtkomödie „Da» Kind" von Ottomar Enking. Der Nam» de» Verfasser» bürgt dafür, daß die gubörer ein gehaltvolle» Stück sehen werden. Und in der Tat ist der L 'g aller Aufführungen der liebenswürdigen Komödie so tiefgehend gcu^en, daß fast in jeder Stadt Wünsche nach einer Wiederholung laut wurden. Enking, der, geborener Schleswig-Holsteiner, seit vielen Jahren in Dresden lebt und am 28. September seinen 54. Geburtstag feiern kann, wird unseren Lesern hauptsächlich als Romanschriftsteller be kannt sein. Es mag wenige geben, die noch nicht „Familie P. L. Bohm" öder „Wie Truge» seine Mutter suchte" (um nur die bekanntesten zu nennen) mit ihrer schlichten Tragik und ihrem herrlichen Humor auf sich wirken ließen. „Enking ist kein Schilüerer, sondern ein Dichter", sagt mit Recht sein Biograph Hachtmann. Seine Stoffe nimmt er aus der Welt der Kleinstadt, die ihn künstlerisch nicht los läßt. Er schreibt nur über Kleinstadtmenschen, aber durchaus nicht nur für Kleinstädter; er sicht diese Welt von der Warte tiefsten Verstehens und innigsten Mitfllhlens. In seiner köstlichen Komödie „Das Kind" stellt er ganz meisterhaft, mit schwermütigem Humor in den Mittelpunkt das Motiv: Gibt es nicht auch tyrannische Kinder, die ihren Eltern das Leben vergällen? Der Dichter nennt sein Stück eine Komödie; eigentlich ist es cst-er wie fast alle seine Werke eine Tragödie: Die Demütigung der Litern durch das verständnislose Kind. Ida (das Kind) ist ja gar kein schlechtes Mädchen; sie liebt ihre Eltern auf ihre Weise, aber diese empfinden die Eltern als eine Beleidigung. Sie stehen eben noch fest auf dem Boden de» vierten Gebots. Ida ist sozusagen jenseits von Gut und Böse. Knees-Zipanowsky: das bedeutet Kleinstadttreuherzig- leit und Großstadtschnoddrigkeit. Ein eisiger Luftzug bläst in die stille, warme Gemütswelt der alten Kneesens, und sie erschauern. Diese dritt« Vorstellung der Reihe A wird pünktlich um 8 Uhr beginnen. XI. Kurliste des Radiumbades Oberfchlema. Vom 1. September bi» 15. September. 1267. Frau Dr. Anna Heinze, Arztgattin, Zwickau. 1268. Herr Kaufmann Han» Wuermel, Annaberg. 1269. Herr Kaufmann Richard Wächtler, Erfenschlag. 1270. Frau Elise Wächtler, Erfenschlag. 1271. Herr August Kaut, Invalid, Steglitz. 1272. Herr Dentist Iohannes Welcker, Chemnitz. 1273. Herr Fabrikbesitzer Felix Barth, Radeberg. 1274. Herr Fabrikbesitzer Robert Ehrhardt, Elterlein. 1275. Herr Ingenieur Richard Krahmer, Chemnitz. 1276 Herr Kaufmann Ernst Lösch, Nürnberg. 1277. Frau Hedwig Bürger, Chemnitz. 1278. Herr Dr. Curt Vieweger, Schwarzenberg: 1279. Herr Kaufmann Oskar Häußer, Berlin. 1286. Frau Geheimrat Emilie Meyer, Dresden. 1281. Frau Mathilde Renner, Münchberg, O. Fr. 1282. Herr Kaufmann Loui» Schneider, Aue. 1283. Frau Hedwig Hommel, Skassa bei Großenhain. 1284. Frau Auguste Schnerf, Berlin. 1285. Frl. Oborin Anna Abraham, Dresden. 1286. Frau Senatspräsrdent Elsa Moll, Zehlendorf. 1287. Herr Fabrikbesitzer Friedrich Schriever, Dresden. 1288. Frau Elsabeth Schriever, Dresden. 1289. Herr Kaufmann Otto Knöllner, Neuruppin. 1289. Herr Otto Greiser, Reichebankbeamter, Berlin. 1291. Herr Landwirt Ewald Wchner, Höckendorf. 1292. Frau Jonny Hübner, Bühlau bei Dresden. 1293. Frau Professor Else Landesberger, Berlin. 1294. Frau Direktor Frieda Franke, Mühldorf. 1298. Herr Privatmann Oskar Kreuz, Burkhardtsdorf. 1296. Frl. Charlotte Seeliger, Chemnitz. 1297. Frl. Johanna Sselrger, Chemnitz. 1298. Frau Rahel Mramovici, Chemnitz. Lose Mäkler aus meinem Messekagebuch. Dou Hans Rößler-Dur. > (Fortsetzung.) Das Schloß liegt inmitten eines früheren Gletschergcbietes, nni- geben von sieben zum Teil recht stattlichen Waldfeen. Gesunkene Moore, verlassene Steinblöcke, langgestreckte Rücken und das Vorkommen der sonst nur oberhalb der Waldzone gedeihenden Legföhren oder Latschen deuten darauf hin, daß es sich hier um die Reste einer typischen Hock>- moor- und Moränenlandschuft handelt. Die Seen sind durch enge, mit dichtem Schilf bewachsene Achen miteinmvder verbunden. — Don Sü den her schauen Kampcuwand, Hochplatte und Stausen über die weite Seenfläche in mein Zimmer und wollen mich verführen, die alte Liebe zum Hochgebirge wieder anfzufrischen. Sie muß aber diesmal rein platonisch bleiben. Fast täglich rudere ich hinaus auf di« Seen, begleitet von Daron Mucki, dem niedlichen hirschroten Teckel, dessen stolze Silhouette den Bug des Bootes ziert wie einst die Eallionssiouren die Kampsschifse der Wikinger. Da fühlt er sich bcmn als unumschränkter Herr des Ge- ländes, und ich genieße eigentlich nur die Gnade, ihn hinausfahren zu dürfen. Herrisch und beinahe frech bellt er mir dann zu „Steuerbord haltenl", wenn seine Nase am Ufer etwas entdeckt, was seine geistigen Interessen irgendwie befriedigen könnte, er kann aber auch recht schön demütig und bescheiden bitten »nd betteln, wenn ich ihn auf einer Insel versetzt habe und ohne den treulosen Lairüstreicher weiterfahre. — Hinten am Heck sitzt still und beschaulich ein weniger temperament voller Fahrtgenosse: die Schloßmictze schaut mit weit ausgcrisscnen Augen und erwartungsvoll abstehenden Schnurrhaaren hinein in die interessante Welt, die unter ihr norüberzieht und schlägt von Zeit zu Zeit mit ihren Samtpfötchen ins Wasser, um kleine Fische zu fangen. Zwischen voll erblühten weißen und gelben Seerosen, durch biegsame Binsen und raschelndes Schilf, an denen sich der vorwitzige Mucki ins Näschen schneidet, streich: ich da» Doot an der heideüberblühten Halbinsel vorüber nach der weiten Bucht, aus der sich zwei Fischreiher In stolzem Fluge anfschwingen. Ihre Tätigkeit, die durch mein« An kunft gestört worden war, setze ich nun fort, indem ich kleine Weiß fische sänge, mit denen die Legangeln beködert werden sollen. Denn Hecht, Aal und Braxen sind immerhin Dinge, die auch der verwöhnteste Feinschmecker nicht verschmäht. So st!? ich stundenlang in stiller Ver gessenheit mit meinen vierbeinigen Begleitern, bis schließlich Herr von Muckebold mit schiefgehaltcnem Kopf und hochstehenden Ohren mief- «end die Frage an mich richtet: .M.ein Herr, welche Ansichten haben Lie wohl über die geistigen Interessen und den Hunger eines armen Dackels? Wollen Sie nun nicht endlich anfhören mit Ihrer langweili gen Geschichte und mich heimfahren?" Da in allen Fällen Ler Herr zu gehorchen hat, ziehe ich beschämt und unter genauster Kontrolle die Angelrute ein, verehr« den Rest der Regenwürmer den Fischen als un- oofahrliche» Geschenk, lege mich in die Riemen mü) bringe siebzehn n überfisch«, «inen Dackel, «ine Katze rmd mich selbst nach Haus«. Des Abend» sitze ich mit meinen Freunden im großen Iagüzim- ncr, an dessen Wänden eine Reihe auserlesener Hirschgeweihe und Samskrickel von der Arbeit und Len Frenden «ine» selten erfolgreichen Forst- und Weidnmnnslobens erzählen. Mein verehrter Gastgeber, unser größter lebender Zaydschriftsteller, lehnt in seinem Klubsessel unter den o.-sgobreiteton Fittichen eines riesigen, selbsterlegten Ses- «Ül»«, htzt di» urr vollen Behaglichkeit unentbehrlich« Zigarr« in Brand und liest uns aus seinem neuen Roman „Die Brakkenlbuvg" vor, der neben seinem „Wiescherhof" und de n „Weißen Hirsch" wohl zu den besten seiner schöngeistigen Werke zu rechnen sein wird. Die tiefe Wärme, di« aus dem eigenen Erleben des Schriftstellers strömt, durch zieht den behaglichen Raum und verbindet drei Freunde in köstlich harmonischer Stimmung. 4. Berchtesgaden und Königs«. In Bayern fahren anständige Menschen meist 4. Klasse, denn diese Wagen sind dort mindesten» ebenso schön wie bei uns „dritter". Trotz dem aber ist man noch nicht sicher vor lästigen Zeitgenossen, die ja sonst erster und zweiter Kajüte fahren, am allerwenigsten vor den Parasiten am Körper der deutschen Valuta, die sich einen Sport daraus machen, für ein bis zwei Schilling von München bis Salzburg zu fahren und dadurch den deutschen Fahrgästen den Genuß an ihrer eigenen Heimat zu trüben. Ich habe noch nie so viel Sünden wider Gottes Natur auf einmal erlebt, wie bei dieser Fahrt vom Chiemsee nach dem Salzkammer gut, die doch durch eine der schönsten deutschen Landschaften fuhrt: Der Herr Professor der Sprachwissenschaften breitet fürsorglich «in frisch bedrucktes Exemvlar der Salzburger Zeitung unter die Stelle, mit der seine streublümchcnbemusterte Gattin die anscheinend unsaubere Dank zu benchcn gedenkt, dieweil seine Nase sich hinter Sievers „Phonetik" zurückzieht. Hinter mir — cs ist unglaublich — unterhalten sich zwei Damen über Fcncton, Tratte sur l'education des jeunes filles, über Rousseau und Montaigne. Das sagt alles. Und draußen fahren die schönsten Berge, Walder und Seen vorüber, fast noch schöner als im Kino. — Es gibt oben Menschen, die auch auf Reisen das Fachsimpeln nicht unterlassen können. In Rcichenhall wird es nett. Da steigen zwei reizende Dirirdln in mein Abteil und setzen sich ausgerechnet neben mich. Das sind so paar recht«, prachtvolle deutsche Mädels, denke ich mir insgeheim und srcue mich über die nette Nachbarschaft. Leider begannen sie aber bald den Mund aufzutun und zu sprechen, und da erlabte ich dann «ine mächtige Enttäuschung, al» die eine zum Fenster hinauewies und zur Schwester sagt«: „Alla, nn perro Mercedes!" Aha, also spanisches Plagiat! Und aus war der Traum. — Es ist wohl Ler schönste Winkel, den ich bisher gesehen in unserer deutschen Heimat, dies Berchtesgaden mit dem Königssce. Der Ort selbst, der das breite Tal der Königseer Ache weit überragt, hat seine ganze Geschichte aufbewahrt in Lem Hauserviertel am Markt, Stift und Kirche, wo besonder» bei Mondenschein malerische Giebel, blum- reich« Daikons und kunstvolle Fenster Bilder von herrlichster Spitz wegstimmung schafften. Nur eines ist zu viel in den alten Straßen ebenso wie draußen in der Natur: die Menschen, sobald sie in Massen auftreten. Meist fühlen si« es selbst, wie wenig sie in diese Echtheit passen, und so begegnet »an eben überall, wohin man schaut, der gro- ßen Täuschung: im Metzgerladen kauft ein echtes, braungebranntes Dirndl ein Psmrd S—pick 'und s—pricht dabei so unverfälscht nordisch, daß kein Mensch an die Echtheit ihrer bayrischen Tracht glaubt; den strammen, frischen Burschen mit den lonnengcbräunten Knien und Len abgerutscht«n Ledechosen hätte ich todsicher für d«n flottesten Schuh- vlattler gehalten, wenn nicht Ler blaue Einband von Lotzky, „Das Er leben Gottes", aus der Rocktasche Hera ' -eschaut und den studentischen Jüngling verraten hätte. Im Salzbergwerk schlüpfen Männlein und Wettstein in die echte Derzmannskleidung, daß sie ausschsn wie rus sische Popen und Bäuerinnen, lassen sich dann photographieren und bilden sich ihr ganzes L«ben lang ein, auch einmal eine Stunde Berg mann gewesen zu Und wenn di» beiden Dirndln, denen ich wäh- «r, Oberfchlema. ur. lSSS. Fri. An«8a Abramovlef, ChrmnkH. 1300. Frau Major Helen« Corde», Dresden. 1301. Herr Kaufmann Eduard Herrmann, S 1802. Kerr Kaufmann Rothert Hilltttblink, 1303. Frau Mart« Just, Meran». 1314 Frl. Ilona Timar, Berlin. 1315. Frau Lina Weidauer, Schedewitz. 1316. Frau Schuldirektor Liddy Müller, Oberfchlema. 1317. Herr Buchdruckereibesitzer Georg Hiller^ Alt-Land«b«rH. 1318. Herr Rentner Otto Jäger, Oberlungwitz. 1329. Herr Mühlenbesitzer August Mersiowsk» Kotitz. 133». Herr Max Fugmann, Forst i. Lauf. 1331. Frau Selma Fugmann, Forst. 1332. Frau Superintendent Elisabeth Weichelt, Dresd«. 1333. Frau Anna Hübner, Niedcvasfalter. 1334. Herr Kaufmann Richard Ander», Annoberg. 1335. Frau Elise Schönfeld, Schandau. 1336. Frau Hulda Senfried, Privat«, Schandau. 1337. Frau Life Kießig, Ehrenfriedersdorf. 1338. Herr Kaufmann Frannz Wenck, Berlin. 1339. Frau Anna Wenck, Berlin. 1340. Herr Fabrikbesitzer Robert Wagner, Blasewitz. 1341. Frau Frieda Wagner, Dlasewitz. 1342. Frl. Margarete Thiem, Lehrerin, Berlin-Steglitz. 1343. Frl. Hanni Dönitz, Privata, Leipzig. 1344. Herr Verwaltungsmspektor Edwin Kiessig, Ehrenfriedersdorf. 1345. Herr Kaufmann Reinhard Reißmann, Reichenbach 1. Vgtl. 1346. Herr Werkmeister Woldemar Oeser, Lauter. 1347. Herr Landgerichtsrat Dr. Karl Förster, Zwickau. 1348. Frau Prokurist Hedwig Lange, Leipzig. 1349. Frl. Olga Goldschmidt, Schriftstellerin, Döhlen. 1350. Frau Ingenieur Camilla Schulz«, Dresden. 1351. Frau Alma Hüfner, Privata, Chemnitz-Schönau. 1352. Frau Agathe Teller, Leipzig^Sautzsch. 1353. Herr Kaufmann Hermann Hennig, Leipzig. 1354. Frau Marie Hennig, Leipzig. 1355. Herr Kaufmann August Fricke, Bochum. 1356. Frau Anna Fricke, Bochum. 1357. Herr Kaufmann Otto Wernecke, Marienberg. 1358. Frau Jenny Wernecke, Marienberg. 1359. Frau Elise verw. Werner, Dresden. 1360. Herr Privatmann Richard Stübler, Zwönitz. 1361. Herr Daumschulenbesitzer Paul Kötz, Dresden. 1362. Herr Kaufmann Louis Enk, Schneeberg. 1363. Herr Kaufmann Arthur Clauß, Lhsmnitz. 1364. Frau Lina Vogel, Loßnitz i. E. 1365. Frau Margarete Müller, Dresden. 1366. Frau Käthe Crüger, Charlottenburg. 1367. Herr Felix Herold, Hartenstein. 1363. Frau Fleischermeister Hilma Hentschel, Elterlein. 13SS. Frau Fabrikant Frieda Herklotz, Waschleiche. 1370. Herr Fabrikbesitzer Iulius Belger, Schwarzenberg. 1371. Frau Ida Belger, Schwarzenberg. 1372. Frau Gutsbesitzer Frieda Roth, Schwarzenberg. 1373. Frau Hedwig Filbert, Plauen. 1374. Frau Lucie Knaffl, Privata, Dresden. 1375. Herr Ernst Knaffl, Student, Dresden. 1376. Frau Anna Hensel, Zwickau. > 1377. Herr Kaufmann Albert Kaatz, Auerswalde b. Lhemnitz. Jäger, Oberlungwitz. 1319. Herr Fabrikdirektor Conrad Scheck, Helsa bei Cassel. 1320. Frau Schuldirektor Selma Göllnitz, Langenbuickersdorf. 1S21. Herr Rektor Joseph Widera. Beuchen O.-S. 1322. Frau Margarethe Widera, Beuche: 1323. Herr Gastwirt Rudolf Ertel, Oelsnitz i. Dgtl. 1324. Frau Marie Hartmann, Chemnitz. 1325. Frau Sanitätsrat Dr. Else Skatsch, Berlin-Dahle». 1326. Frau Margarete Blinzig, Berlin-Dahlem. 1327. Herr Fäbbereibesitzer Albin Stübler, Thum. 1328. Frau Elise Lorenz, Plauen. 1304. Frau Klara Finzel, Seiferitz. 1305. Frau Wichelmine vevw. M« 1306. " ----- - - iegand, Chemnitz. urchlaucht Fürstin Johanna von Schönburg-Hartenstein Schloß Hartenstein i. C. 1307. Herr Kaufmann Hans Heymann, Flöha i. Sa. 1308. Herr Professor Dr. Friedrich Stein, Leipzig. - ' 1309. Herr Kaufmann Woldemar Landrock, Aurroach i. L. * 1310. Herr Kassenvevwalter Emil Meter, Tahlhetm. 1311. Frl. Martha Pötzsch, Privata, Chemnitz. 1312. Herr Kaufmann Dagobert Ttmar, Berlin. 1313. Frau Gisa Timar, Berlin. rend der Königseefährt geaenübersaß und die ich auf insgesamt Hund« Jahrs und netto dreihundert Pfund schätzte, glauben, daß die wad« fletschende Mode auch ihnen noch das Lebensglück bringen könnte -- so ist eben auch dies eins sehr große Täuschung. — Der Bayer nennt dies alles,Maschkera". Es ist zum Glück noch manches, woran man sich ungestört und rein freuen darf. — Wie 'n einem norwegischen Fjord liegt, von der Watzmanngruppe überwacht, inmitten schroff abfallender Gesteins- wände der König der Seen. Er hat nichts von den flachen, in weiter Hochebene verlaufenden Ufern des Chiemsee,s, auch nicht die lieblich« Anmut der Schweizer Seen; steil und fast kahl steigen die User empor, in zackigen Spitzen, die gigantisch in den südlich blauen Himmel ragen, schneiden sich Lie harten, ernsten Linien der Berge. Di« Fahrt auf dein stillen See ist einzig schön. Ich empfand es als ein seltenes Glück, als ich an der Sallctalm, wo man das Motorboot zum Besuch des Ober sees verläßt, den Anschluß an die Rückfahrt verpaßte und auf die ver lassene Alm verbannt wunde; denn so war ich für «ine volle Stunde allein, ganz allein in dieser köstlichen Einsamkeit. Zwischen praßen Steinblöcken, die als Reste ehemaliger Gletscher- und Moränentätigkeit das ganze enge Tal füllen, stieg ich umher, um mir di« schönsten Motive fürs Skizzcnbuch auszusuchen. Dor mir, tief unten, lag in feierlicher, fast unheimlicher Ruhe der idyllische Obers«« und spiegelt» in seltener Klarheit Berge und Bäume wieder. Kein Laut, keine Be wegung störte diese Andacht, nur ad und zu wölbten kleine Wellen den Wasserspiegel, wenn ein Fisch nach Insekten schnapvte, und ein Bussard zog fast lautlos dicht über mir hin. — Es war eine erwählte, heilige Stunde in diesem gewaltigen Dome der Natur. Zufällig war's der Tag des Sankt Bartholomäus, al» ich auf mei. ner Weiterfahrt di« dem Heiligen geweihte kleine Kapelle am westlichen Sceufer besuchte. Wallfahrende Bauern und Bäuerinnen boten in ihren malerischen Trachten ein frisches, belebtes Bild. — Im Wirts- hausgarlen, wo ich in angenehmer Gesellschaft mein Mittagsbrot «iy- nnhm, war ein Fernglas aufgestellt, durch das man vier droben zwi schen den Zwergkiefern und Enzianen äsende Gemsen beobachten konnte, das Stück zu 12 Pfennig. Im Ruderboot besuchte ich noch den Malcvwinkel und fuhr, während drüben au» einem anderen Boot ganz weich und stimmungsvoll das „Seemannsloe" herüberscholl, was ich diesmal gar nicht als so geschmacklos empfand, zurück nach dem Landungsplatz. ,. ' Für den Nachmittag hatten wir, meine neuen Bekannten von Dmlholomä und ich, uns den Besuch des Salzbergwerkes auf» Pro gramm gesetzt, aber ein unheimliches Gewitter, da» von heftigem, mehr- stündigem Wolkenbruch begleitet war, hielt uns lange zurück, sodaß wir unter einem vorspringenden Dach» ausharrrn mutzten, wenig« Minuten vom Eingänge zum Bergwerke entfernt. Angetan mit Berg- manntracht, sichren wir ein in den kühlen Stollen, bewunderten pflicht gemäß die schönen Grotten in beleuchtetem, buntem Salz, verzichteten auf das Anlccken der Wände, wurden sentimental bei der Fahrt aus dem rings von elektrischen Flammen erleuchteten 27prozenti«n Salz see, hatten eine kindisch« Freude an den drei famosen Rutschpartien, bei denen wir zum ersten Male die Notwendigkeit de» Schurzleder» erkannten — denn es wurde ziemlich heiß dabei — und segelten in saufender Fahrt wieder ans liobe Tageslicht. Da dankbare, treu« Blicke heute nicht mehr so geschätzt werden, mußten wir dem Führer einen greifbaren Beweis unserer'Begeisterung geben, zogen un» um und bogaben uns als wieder normale Menschen nach der sogenannte« Milchkur zu Schlagsahn» mit Lrübter«. (Fortsetzung solgt) ,
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