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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192105264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-26
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.05.1921
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M« Anschm, 8« Ne VeuHtze DoN»p«k< Ms«N, 8« »m» Kovinett -ecken. Für uns aber kommt nur eine vollkommene U»- -Übung -er Regierung un Reiche und in Preußen al» Dorau»- setzung unserer aktiven Mitarbeit in Fra«. Auch di« Demokraten können al» bürgerlich« Partei eine Politik auf der gegenwiirtigen vast», di« von der Gnad« der Unabhängigen abhängt, nicht mit» machen. Nir stich für völlig« Gleichberechtigung der SozialLemo- kvatie, Dir sind bereit, »1t ihr »u arbeiten. Der hat die Seichen der geit nicht erkannt, der nicht mit der Sozialdemokratie zu- kmnmenarbeiten will. Wir müssen un» aber gegen eine Alleinherr schaft oder gegen ein, Vorherrschaft der Sozialdemokratie wehren. » Ultimatum und «chtslunde»ardeit»tag. Aue Köln wird gemeldet: Bei der letzten Kabinettskrise im Reich war auch Oberbürgermeister Adenauer-Köln zur Uebevnahme des Kanzlerpostens ausigefordert worden. Gr war aber, wie nach träglich bekannt wuvde, hierzu nur bereit, wenn die Parteien des Reichstag» sich mit einer Verlltngerung der Arbeitszeit über acht Stunden hinauo einverstanden erklärten, fall» sich der Bedarf in einzelnen Fällen hierfür ergebe. Aus den Reihen der sozialistischen Parteien in Köln ist Oberbürgermeister Adenauer daraufhin sehr, scharf angegriffen worden. In einer Erklärung verteidigt Adenauer - jetzt seinen Standpunkt: „DmttschlanL könne nur bezahlen, wenn es gelänge, sein« Produktion wesentlich »u erhöhen. Jeder, der auf dem Standpunkt stehe, daß Lie dem Dreiverband gegebene Zu- sage erfüllt werden müsse, müßte sich zuerst mit dam Gedanken der Mehrarbeit vertraut machen." Rückkehr Mr Privatwirtschaft. Die württemberaische Regierung hat dem Landtag -inen Ge setzentwurf auf Aenderung der Detriebsfovm der vier staatlichen Berg- und Hüttenwerke vorgÄcgt. Danach ist die Gründung einer G. m. b. H. unter der Firma „Schäbische Hüttenwerke" geplant, an der der württembcvgische Staat mit Ler Hälfte des Gesellschaft»- kapital» beteiligt ist. Der Staat bleibt Eigentümer der Werke, ver pachtet diese aber an die Gesellschaft auf 30 Jahr«. * Salzburg stimmt am Sonnt« ab. Salzburg, 24. Mai. Die Landesregierung Salzburgs hat der Diener Zentralregierung anaezeigt, daß sie aus technischen Gründen nicht mehr in der Lag« sei, die Volksabstimmung über den "Anschluß an das Deutsche Reich, die am 29. Mai anberaumt ist. aufzuheben. Hardings »euer Völkerbund. Parts, 24. Mai. Nach einem Kabeltelcgvamm Ler „Ehioago Tribune" aus Washington ist bekannt geworden, daß der Botschafter der Bereinigten Staaten in London, Harvey, in großen Fügen den Hardingscheu Plan für einen neuen Völkerbund besitze, der dazu bestimmt sei, den gegenwärtigen Völkerbund zu ersetzen. Harvey sei auch bereits ermächtigt, de» HarLingschen Plan den Vertretern fremder Regierungen zugleich mit den Bedingungen, die Amerika für einen offiziellen Schritt in Lieser Angelegenheit stellt, bekannt zu geben. Dem Hardingschen Völkerbund liegt im allgemeinen der Plan der Haager Konferenz zugrunde. Harvey hat Anweisung er halten, den Wunsch seiner Regierung klarzuleg-n, daß die inter alliierten Mächte im Voraus sich äußerten. Als Seichen eines auf richtigen Wunsches für das Zustandekommen des neuen Völker bunde» wevde zunächst di« Anerkennung der amerikanischen Rechte mit Rücksicht auf di« bis jetzt bereits getroffenen Entscheidungen verlangt. Neuyork, 24. Mai. Präsident Harding hat in Hoboken anläßlich einer feierlichen Bestattung amerikanischer Soldaten eine vater ländische Ansprache gehalten, worin er erklärt, er wolle nicht be haupten, daß das golden« Zeitalter angebrochen sei und daß es niemanls wieder einen Krieg geben werde. Mer er wünsche, daß die Bereinigten Staaten in ihrer Liebe zur Gerechtigkeit ein« so starke Macht darstellen, daß niemand es wagt, ihren Zorn heraus- gufovdern. Berlich 24. Mal. Der Reichspräsident hat den preußischen Regierungspräsidenten Brugger zum Staatssekretär im Reichs ministerium de» Innern ernannt. Halle, 24. Mai. In dem wiederholt durch Putsche heimae- suchten Sangerhausen, wo Lie Kommunisten Lie Mehrheit im Stadtparlament hatten, brachten die Stadtvcroiductenwahlen «inen Sieg der bürgerlichen vereinigten Lis en mit 17 Mandaten, k Mandat« erhielten die Mehrheitssozialisten und 8 die sog. Ge werkschaftlich« Liste. Das Abwirtschaflen -es Parlamentarismus. Man schreibt dem „E. D.": Dao Urteil des deutschen Volke» über seine Parlamente, di« nach Lom stolzen Worte Eberts bei der Eröffnung der Weimarer Nationalversammlu»» jetzt der „einzig« Souverän Deutschlands" sind, das Urteil auch über den gesamten Parlamentarismus lautet allgemein geradezu vernichtend. Man fragt, was denn der früher so vielgerithmte Parlamentarismus nun etgentlich leiste. Oder vielmehr, man fragt danach kaum noch; denn man sieht ja, wie es mit DeutschlanL fortgesetzt weiter dem Abgründe zugeht, wie sich die Lage nach außen und die Zustände im Innern stets verschlech tern. Der erpresserische Druck Ler Entente wird immer härter, und die finanziellen Schwierigkeiten allenthalben, im Reich, tn den Einzelstaaten, Gemeinden usw. immer ärger. Und die Parlament« wissen keine Auswege zu finden, ja sie finden nicht einmal die Haltung, um Unvermeidliches mit Würde zu tragen. Alle anderen Eindrücke überwiegt ja der, daß unser Parlamentarismus gänzlich ohne jede Würde, völlig entartet und verroht ist und daher keinerlei Achtung mehr beanspruchen kann. Parlamentarisch« Formen, par lamentarische Ausdrucksweise, Las wollt« früher besagen: ein Auf treten, das stets in den Grenzen des Wohlanstandes und maßvoller Verhandlung blieb. Und heut«? Danz gleich, ob es sich um den Reichstag handelt oder um die Landtag«, oder um irgendein, andere größere oder kleinere Volksvertretung — an der Tagesordnung ist sicherlich fast überall Skandal, wüster Lärm, Verhetzung und rohe oegenscitig« Beschimpfung. Gin bekannter alter Parlamentarier äußert« sich dieser Tag« dahin, es sei gar nicht mehr möglich, im Reichstag über so furchtbar «rnst« Fragen wie die oberschlesisch« so zu sprechen, wie es di« Not Ler Stunde erfordere; es werde so- fort ein so wilder Lärm einsetzen, daß statt Les gewünschten nur der übelst« Eindruck im In- und Ausland« hervovgerufen werde. Es geht zu wie im Parlament! Das ist heut« säum fast ein sprich wörtlicher Ausdruck, wenn man Zustände bezeichnen will, die jedes fachlichen Ernste» und jeder Würde entbehren. Und fragen wir uns, wie «» hat komm«» können, daß ein Institut von solcher Bedeutung so verwahrlost und verwildert ist, so müssen wir antworten, der Parlamentarismus als solcher selbst trägt Lie Schuld. L» hat auch in früheren Zetten schon Leute ge geben, die es verstanden hatten, trotz aller geistigen und sittlichen Unreif«, durch eine skrupellose Beredsamkeit «in Abgeordneten- Mandat zu evgattevn und bl« dann im Parlament nicht ander» konnten als ihre gewohnten Derkehrsformcn zur Dämu zu stellen. Sie konnten jedoch Las Gesamtnivcau de» Hauses nicht beeinflussen, solang« das Parlament nicht d«n Souverän spielte. Daß e» ander» wurde, ist also auch ein« Ler Errung«nschafton der glorreichen Nooember-Revülutton. Seit nicht mehr Ler Seist, sondern ledig lich die Zahl der lärmenden Kehlen und wohl auch der drohend ge geigten Fäuste LI« Antwartsä-aft aus die leitenden Stellen gibt, ist jede Autorität auch im Parlament verschwunden; und leider bat sich hcrausgestellt, baß in «diesem hohen Lause" eine gut ge handhabt« Disziplin besonder» nötig wäre. Die Immunität, wie überhaupt die Vorrecht« der Volksvertreter, di« man früher als ein Gut ansah, dessen Mißbrauch den Wtrcsstndcn selbst herab gesetzt hätte, heut« Lienen sic als Mittel, um un ^straft jeden rohen Nugriss ««gen di« Ehr» politischer Degner zu unterm-pnen^ um OerMche Angelegenheiten Neues ans aller Well MAdchen, Fr EU Mch Apbektokaß« betrieb«». Der Dwdi»K D außerordentlich hoch, Kinder haben einen Gewinn von 70 Kronen täglich, bet Erwachsenen beträgt der Gewinn noch «eit mchr. Kinder schmuggeln auf einmal di» M dreh Schock, Erwachse« 10 di» so Schock. Täglich gehen Hundert« von Schock heimlicherwets« üb« die Svens«. Di« Schmuggler haben »inen gut organisierten -Suchdienst. Konzerte, Theater» DergnSgnngea. ? Lößnitz, 28. Mai. Wir werden gebeten, ergänzend nachzu- tragen, Laß am Richard Wagnevabend des VolksbilLungsaaoschuffe» Ler .Einzug Ler Gäste auf Ler Wartburg" vom Lößnitzer Arbeiter» gefangnerem gesungen wurde. " Ehrer sriederrdorf. Nachdem die von den linksstehenden Mitgliedern Les Stadtverordnetenkollogiums gegen die Besetzung des 'Vorsteherpostens eingelegte Berufung von der Kreichcncptmann- scl-aft Chemnitz verworfen worden war, wendeten sich die Links abgeordneten nunmehr an das Ministerium des Innern, von Lem die Entscheidung getroffen worden ist, Laß das am 8. Dezember ge wählte Kollegium als aufgelöst zu gelte» hat. Di« neue Stadtver- orLnctenwahl soll am Sonntag, den 28. Juni, stattfinden. " Leipzig. Am Sonntag hat der 40 Jahre alte Eisendreher Nicbard Bley aus Ober-Neichenbach di« 36 Jahre alte Witwe Görz, zu 'der er in Beziehung stand, in der Wohnung ihrer Mutt«r mit einer Armeepistol« durch einen Schuß in Len Kopf ermordet und sich dann selbst durch einen Schuß in das Herz getötet. " Dresden. Die Polizaibehörde und Staatsanwaltschaft sind seit längerer Zeit einer DanknotenfälscherbanLe aus der Spur. Im Zusammenhang damit wurden am Sonnabend in Rottwerndorf umfangreiche Beschlagnahmungen von Material aller Art, wie Formen, Platten, Pressen u. a. m. vovgenommen. Das gesamte Material wurde in einer alten Wirtsclmft unter Pserdedüngcr versteckt (!) rwrgcfunden. Eine voll« Äutoladung wurde noch am Sonnabend abends in Lao Dresdner Landgericht gebracht. Die Wirtschaft gehörte einer Witwe Meirde. deren Ehe mann vor einigen Wochen plötzlich starb. " Tharandt. In einem Anfall« von Schwermut hat die in den 49 «r Jahren stehende Schwägerin des hiesigen Bahnhofswirtes Dever, Li« dieser nach Lem plötzlichen Tode ihres Mannes mit ihren beiden acht und 18 Jahre alten Kindern zu sich genommen, ihrem achtjährigen Töchterchen die Kehl« und beide Pulsadern durch- schnitten und dann sich sei. ,t lebensgefährliche Wunden am Hälfe beigebracht und durch Schläge mit einsm schwevcn Gegenstand auf den Kopf ihren Tod zu beschleunigen versucht. Die Mutter wurde nach dem Deg ener Krankenhaus übevgeführt, wo sie in hoffnungs los m Zustande darniedcrliegt. Da die 15 jährige Tochter in einem anderen Raume schlief, hatte sie keine Ahnung von der furchtbaren Tat. — Bad Gottleuba. Di« Heimkehr Ler Kriegsgefangen«« ehrte ln besonders feierlicher Weise imser Badeort. Zur Erstaufführung gelangte dabei die von Professor Hans Hermann vertonte Ballade »Die vierzehn Nothclfer von Gottleuba", wozu Dresdner Künstler gewonnrn waren. Der Eindruck war ein tiefgehender. Dorausgeoangen war der Veranstaltung eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung zu Ehren der Gefallenen. " Bautzen. Der Eierschmuggel von der Tschechoslowakei nach Sachsen steht in ungeahnter Blüte. Die Nascherei wird Haupt- sächlich von schulpflichtigen KinLevu. balbwüLL»» Bursche» und w, Lüvfen. "^D^Mögltchtett, Laß Parlamentarier au» verschiedenen «Vern unter Achtem, der gegenseitigen ander« Ueberzeugung mit- »inander verkshveu und so di» Legensätz« gelegentlich überbrücken, tst mehr und mehr «uschwunden. Da» tst ba» Bild, da» unsere Parlament« d«m Zn- «nb Au», land« fortgesetzt bieten. Mit Sdandalszenen, wüsten gegenseitigen Beschimpfungen und ehrenrührig« Verdächtigung« beginnen ihre Tagungen, mit denselben häßlich«» Mißtönen schließ« st«. Da» füllt di« Berichte im den Zeitungen und prägt sich Len Zuhörern auf den Tribünen ein. Und di« Mehrheit»- oder Koalitions parteien besitz« entweder nicht di« Kraft oder nicht den gut«» Willen, diesem schmachvollen Unwesen ein« Damm entgegen» zusetzen. Kein Wunder, wenn das deutsche Volk schließlich «inen Ekel vor diesem Pari war- ntari s muo bekommt, und sich immer leb hafter in bi« Zeiten zurücksehnt, wo wir eine nicht von der Parteien Haß und Gunst abhängig« Regierung hatten, wo noch ein Starker da war, der, wenn es zu bunt zu «erden droht«, da» Parlament zur Abkühlung nach Haufe schickt«. Schneeberg, 24. Mai. Ludwig Thoma läßt un» in Len dre Akten seine» Voltsstllcke- „Magdalena" in Ler Wohnstube eine» süddeutschen katholischen Bauernhause» weilen. Frau Paultmann lehnt Im Krankenstuhl, hält mit ihrem Gatten Thomas Rückschau und be- reitet ihn auf ihr^n Heimgang vor. Viel Arbeit und noch mehr di« Sorge um die in Schande gefallene Tochter Magdalena, gen. Leni, haben die Mutter früh und nef gebeugt. Noch hat sie Zeit, ber „auf dem Schub" heimgebrachten Tochter mütterlich erinnernd, bittend und warnend ins Gewissen zu reden, ohne freilich tn brr sich oberfläch' i Eich, schnippisch und wehleidig gebärdenden Leni Reue und aufrichtiges Besserungsbcdurfnis zu wecken. Ebensowenig gelingt da» durch stren gen und barschen Ton dem Vater. Sr sieht das unabwendbare Schick sal seines Hauses kommen. Es ist seit der Heimkehr Ler Tochter, na- mentlich durch die Schsirarbcit des rachsüchtigen Bürgermeisters Moos- rainer, im Verruf erklärt. Das ganze Dorf meidet und flieht Pauli- manns Anwesen, Schande und Fluch lasten auf der Schwelle. DI« Geistlichkeit kennt kein Vergessen und Vergeben, in klatschsüchtiger Neu gier spiegeln schadenfrohe Nachbarinnen ihre eigene Bravheit am Vor leben der großen Sünderin, ja selbst der biedere Aushilfsknecht Kalt- ner verläßt ,cheretwcgcn" den Hof. Stark und aufrecht versucht d-r ehrbare Bauer Thomas den Kampf gegen den Feinspinner Bürger- meister und seinen Anhang, bis er erfahren muß, Laß die Tochter sich ln seinem eigenen Hause al« Dirne gab. Mit seinem Dolch endet e« ihre Schande. So werden Arbeitsfreude, Gesundheit, Wohlstand und Ehre eine» Hauses durch ein ungeratenes Kind vernichtet. Vergebens suche» die braven Eltern nach eigener Schuld an der Erziehung ihrer mißrate nen Tochter, vergebens suchen Vater und Mutter durch Strenge »nd Milde ihr verlorenes Kind im Vaterhaus wieder aufs rechte Gleis zu bringen. Wie e ne schleichende Krankheit wirkt das Vorleben der Verlorenen in der Stadt jetzt im Dorfe nach; und die öffentliche Mei nung spielt sich — weniger auf sittlicher Grundlage al« vielmehr aus Schau- und Nnchelust — als unerbittliche Richterin auf und fordert ihr Opfer an den Pranger. Bestes Wollen und ehrlicher Kampf de» einzelnen vermag nichts gegen vorgefaßte» bliadwaltenLes und -wüten- de« Urteil der Menge. Das sind die Leitgedanken des Thomaschen Bolksstückes Daß sie manchmal, so gleich im ersten Akt in breit ausgesponnenen Zwiege sprächen dargelegt werden, liegt mit im Wesen des Dolksstückes be gründet, führt jedoch auch zur Verdunkelung des durchaus ernsten > Charakters. Das zeigte sich in der durch Aeußerlichkeiten erregten lau ten Freude mancher Theaterbesucher im 2. Aufzug, als Len- und Kaltner am Mittagstisch saßen. Ließ sich doch leider auch der sonst in sein«r Nolle musterhaft spielende Herr Riedmüller durch das La- , chen ansteckcn. Den: Charakter des Stückes war durch die Pertelung der Rollen, durch die einfach« Szenerie und Lurch gemessenen Rhytmus restlos Rechnung getragen. Maximus Rene war als Paulimann nach Mundart, Sprachton, Auftreten und Mienenspiel der aufrechte, grund ehrliche, kampfbereite Oberbayer, und es war «in besonderer Genuß, ' den Einklang inn«rer Erregung mit entsprechender äußerer Bewegung und Haltung dnrgestellt zu sehen, Das trat geradezu meisterhaft in dem Dialog zwischen Bauer (Rene) und Bürgermeister kRob. Zimmer- mann) im 2. Akte zu Tage. Frau Rene-Hilpert hatte dem Publikum gegenüber eine wenig dankbare Rolle, brachte aber die oberflächliche, aller Innerlichkeit fremde Natur Lenis trefflich zum Ausdruck. Ger- trud Walter svrach zwar nicht immer wie dir anderen Spieler in oberbayerischer Mundart, traf aber durch ihre sanfte, begütigende Art den Charakter der Marianne vollständig. Gewiß, ein schöner Mai, wie der Liessährige, ist am allerwenigsten ein Theatermonat, immerhin sollte ein jeder Theaterbesucher unter seinen Bekannt« werben, daß unsere Künstler recht bald vor einem vollen Hause spielen können. Schneeberg, 25. Mai. Denn er einmal .Ausgewählt» Werk" von Gerhart Hauptmann geben wird, dann wird aller Wahrscheinlichkeit nach „Fuhrmann Henschel" mit darunter sein; denn trotz aller Einwendungen, Lie gemacht worden sind, seitdem di« Hanpim cum Verehrung verflogen ist, bleibt es Loch nicht bloß eine seiner bühnenwirksamsten Stücke, sondern vielleicht auch eins der besten naturalistischen Dramen überhaupt. Ein Mann voll strotzender Kraft, voll Meiß «nd Redlichkeit, klug un Rat, bei etwas räucher Seite doch gutmütig und gutgläubig, ja bedachtsam und grüblerisch, der wird ein anderer durch «in Satans- weib und geht zu Grund«. M« Ler Dichter in seinem Werk mit unverfälscht naturalistischer Zunge zu uns spricht, das erfuhren di« Zuschauer am Dienstag bei Ler Davstellung Les Stückes Lurch die Künstlerische Schaubühne. Wer sich mit der Dichtung selbst schwer befreunden kann, der wird Loch zrrgeben, Laß die Tragik, Lie in der niederen Fuhrncamlsstube zwischen einfachen Naturmenschen voll elementarer guter und böser Instinkt« sich abspielt, in vortrefflicher, künstlerischer Weise Largestellt worden ist; wer aber den Dicht« schätzt, Ler wird sagen, Laß ihm durch Lie Aufführung Wirklich- keitskunst tn edelstem Sinne geboten worden kst. Wer zudem noch andere Ausführungen gesehen hat. konnte »merwartebe Feinheiten in der Regie beobacht-». Die Maske des Fuhrmanns war ganz vortrefflich; sie allein schon vermochte deutlich und eindringlich vom Wesen und Schicksal Les Manne« zu roden. — Sine Münchener Denkmalstrahe. Professor Theodor Fischer plant Li« Schaffung einer Art Viva appia in München. Gr will die Leopold straf-, Li« als Verlängerung >der monumentalen LuLwig» straße, nörLIich Les Siegestors nach Schwabing hineinführt, in einer Länge von etwa 709 Metern zu seiner Denkmal st raße aus- gestälten. In dieser schönen allen Allrestvaße sollen unter den breit- kronigen alten Baumen zwischen Fahrstraße uvd ffußqängrrsteig« Denkstein« in regelmäßigen Abständen ausgestellt werden, um da* Gedächtnis am einzelne tapfere Regimenter und Kriegshelden wach zuhalten. Die Deickstcine sollen in kern einheitliches Schema ge zwängt werben, sondern viele Künstler sollen zu freiem Wettbewerb herangezogen werden, um Len Monumenten ihr« individueN Ge- stall zu geb«». Vereine, Körperschaften, Private sollen sie nnch und nach stiften, rmd derart soll die ganze Anlage mit verhältnis mäßig geringe^ Küsten durchgeführt werde». — Mysteriös« „Kurlerrcisen". Dor einigen Tagen wurde in Wien ein Bulgare namens Nissim Presenti angehalten, als er in die Schweiz reisen wollt«. Er protestierte gegen diese Maßnahme und wie» e'ncn echten Diplomatenpaß vor, sein Gepäck war mit Siegeln einer außereuropä schen Gesandtschaft versehen. Presenti gab fcLoch schließlich zu, daß er Drldschmuaael gewerbsmäßig be treibe. Der in Frage kommende fremdländische Gesandte hatte ihm selbst den Diplomatenpaß zur Verfügung gestellt und selbst die Ver siegelung de« angeblichen Kuriergepäcks voracnommen. Der Dulgar« stellte ferner nicht in Abrede, Lay in dem Gepäck Geld enthalten sei, er nannte sogar die Summe von 12 Millionen österreichischer Kronen, erklärte aber gleichzeitig, daß diese« Geld LIgontum de» Staates sei, in Lessen Auftrag er reise. Bei der Ocffnung de« „Kuriergepäck»' Mt« sich aber heraus, daß an den 12 Millionen Kronen 299 000 Kronen fehlten. Presenti beschuldigt den erwähnten Gesandten, sich das fch- scndc Geld «»geeignet zn haben und erzählte gleichzeitig, der Gesandt« s-i mn Erträgnis Ler Schmuggclfahrt bcteiligt. Inzwischen wurde aber m der Wohmcn» de» Bulgaren ein« Haussuchuna vorgenommen, und ' Deutscher Lehrerveretn und Religionsunterricht. Auf der Pfingsttagung der Vertreter de» Deutschen Lehrerverein» kam die Frage des Religionsunterricht» abermals zur Verhandlung. Ein Dringlichkeitsantrag des Pommerschen Provinziallehrervereins for derte die erneute Prüfung der Stellung des Deutschen Lehrerverein» zum Religionsunterrichte. Die Begründer Le» Antrages betonten eindringlich di« tiefe und feste Verwurzelung des Religionsunter richt» in den breitesten Schichten der Bevölkerung und die Erschwe rung des schulpolitischen Kampfes durch Lie Forderung der weltlichen Schul«. Sie verlangten Gleichberechtigung der Gemeinschaftsschule (die Religionsunterricht im Sinne des 8 149, Abs. 1 d«r Reichsoer. saffung gewährt) mit der weltlichen Schule. Nach teilweise höchst er- regten Erörterungen wurde der Antrag mit 217 gegen 140 Stimmen angenommen. Namens der Minderheit wurde festgestellt, daß mit diesem Beschlusse dem Deutschen Lehrerverein der Boden für Len kom menden Schulkampf entzogen sei, da der Verein keine klare Stellung mehr habe. Der Beschluß bedeute ein Abrücken von, Programm des D. L. V. Ein Leipziger Vertreter wandte sich scharf gegen die Mit- glieder des gefchäftssiihrenden Ausschusses, die nicht mit abgestimmt hatten. Der Vorsitzende betonte, daß es Pflicht der Leitung sei, ob jektiv über den streitenden Parteien zu stehen und sich das Vertrauen der Gesamtheit zu erhalten. Im Hinblick auf den Kampf um den Reichsschulgesetzontwurf hob er noch hervor, es sei nicht sachliche Not wendigkeit, die Frage des Religionsunterrichts damit in Verbindung zu bringen. ' Verteilung von Einmachezncker. In diesem Jahre stellt die Reichszuckcrstelle drei Pfund Einmach-zncker jo Kopf der Bevölkerung zur Verfügung, der in zwei Raten zur Verteilung kommt. Die Ver teilung erfolgt aus die neue Zuckorkarte, Reihe 21, die zurzeit ausge- goben wird, und zwar werden 2 Pfund in der Laufzeit des ersten Pfundabschnjttes vom 3. Juni bis 23. Juni auf den Buchstabenab- schn'tt 1 der Stammkarte, der Nest voraussichtlich bi» Auaust auf den Buchstabenabschnitt II ausgegeben. Da der Einmachezucker nur auf die bezeichneten beiden Bnchstabcnabschmttc ausgehändigt wird, und noch ungewiß ist, wann die zweite Ausgabe stattfmdet, wird den Ver brauchern dringend empfohlen, di-- Stammkarten mit den Buchstaben D und II bis zum vollständigen Ablauf der Zuckerkarte, Reihe 21, in sicherer Verwahrung zu behalten. ' Milchvcrsorgnng. Durch eine Verordnung des sächsischen Wirt schaftsministeriums wird mit Zustimmung des Reichsministers für Er- uährung und Landwirtschaft die Milchvcrsorgung in Sachsen wäh rend der Uebergangszeit geregelt. Der Handel mit Milch ist von einer besonderen Erlaubnis abhängig, die bereits bestehenden Milch- Handelsgeschäften allgemein erteilt werden kann. Für die Erlcmbnis- crtoünng sind die Kommnnalverbände zuständig. Ein« Abgabe von Vollmilch an die Ecsamtbevölkerung darf nicht eher stattfindon, als bis der Bedarf der besonderen milchbedürsiigen Personenkrcise (Kin der, Stillende, Schwangere, Kranke usw.) gedeckt ist. Die Kommunal- verbände können bestimmte Höchstmengen für diese Personen feststel- lcn. Die Verteilungoregolung hat sich nach örtlichen Verhältnissen zu richten. Abgesehen von den einschränkenden Bestimmungen der Reichs- Verordnung über Verwendung von Vollmilch, Magermilch und Sahne in gewerblichen Betrieben usw. ist cs in Sachsen verboten, ohne aus drücklich- Genehmigung der Landesfettstelle Käse mit mehr als 20. o. H. Fettgehalt horzustcllon. ' Hochzeitofeierlichkeite« im ehemaligen Königshaus«. Heute, Mittwoch, Len 25. Mai, am 56. Geburtstag Les ehemaligen Königs Friedrich August, findet in Sibyllenort Li« Trauung der zweiten Tochter Prinzessin Maria Alix mit Lem Prinzen Franz Josef van Hohenzollern statt. Die Hochzeit selbst wird im engsten Familienkreis« gefeiert. Schweberg, 25. Mai. Der Schuhmnchormeister Emil Dehnel beging am Sonnabcnd mit seiner Gattin im Kreise von sechs Kin- der» und 16 Enkelkindern da» goldene Ehejubiläum. Grsinhain, 25. Mai. Auf die Bekanntmachung der Lisenbcchn- Betriebsdirektion Chemnitz im Anzeigenteil Ler heulen Nummer über die Güterabfertigung ans hiesigem Bahnhof wivd aufmerksam gemacht. t
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