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Kort I" nnd Amgegeno Amtsblatt 137 Dienstag, den 2d. November 1S0« «S. Jahrg Ein freimütiges Urteil Aber Li ^yarallermil oes perfonuch.n meglmems grvr n food "ümontane „Germania" aus der Schrift „Unser dohi« , s Und sein Volk! Von einem Schwarzseher" folgende Wilhelm H. ist durchaus kein guter Zuhörer. Linne > r-' der Anregungen wieder, die nach den mitgeteilten intimen Einzel- Zu schließen von einem Eingeweihten herrühren oninif^ Dienstag Abend M wegen des Bußtages die nächste Nummer des Muster Wochenblattes". Inserate für diese Nummer bis Dienstag mittags 12 Uhr angenommen. Hochachtungsvoll aus M - 50 o Waffel ik5k oben ei»j ter, »kj gibt el neu: ' ab, E>1 0, LMl e IS, I iO, H«4 2-1S.Z wi-sz und l, Möo'lZ o alt I >ach DurA l ui GedI iqslon "!» om si<d?V tion de-I z)slitische Run-lchau. Wilsdruff, 19 November 1906. Deutsches Reich. Was kostet eine Kaiserreise? Ueber die Kosten, die dem Kaiser aus einer Reise, beispielsweise aus seiner jetzigen Münchner Reise, erwachse«, weiß der „Schwab. Merkur" zu berichten: In Preußen hat der Kaiser bei seinen Reisen einige Ermäßigung, es wird dort nicht die Lokomotivgebühr (jede Lokomotive 1,20 Mk. für den Kilometer) und auch nicht die Taxe von 40 Pfg. für jede Achse des Zuges berechnet, sondern für jeden Wagen eine Anzihl von Fahrkarten erster Klaffe berechnet, so daß für die etwa 350 Kilometer lange Strecke Potsdam—Probstzella die Kosten des Sonderzuges nicht über 3000 Mk. betragen. Dagegen wird auf de« übrigen deutschen Bahnen die Taxe nicht billig verrechnet. So werden für die 50 Achsen, die der Zug von Probstzella bis München führt, und für die 360 Kilometer, die er in Bayern durchfährt, berechnet: 2,40 Mk. für die zwei Lokomotiven und 20 Mk. für die 50 Achsen, also 22.40 Mark, für das Kilometer, das macht bis München über 8000 Mk. Für die Strecken München—Memmingen (115 Kilometer) und München—Ulm (146 Kilometer zahlt) der Retsemarschall des Kaisers bezw. der Kaiserin über 3500 Mark, für die Strecken Memmingen—Donaueschingen und Ulm—Achern nochmals rund 4000 Mk., so daß ein- schließlich besonderer Gratifikationen, Gebühren für Be wachung der Bahn, Schubmaschinen usw. die Reise von Potsdam über München nach Donaueschingen bezw. Achern (Titisee) nahezu 20000 Mk. kosten wird; dazu kommt dann die Rückreise über Baden-Baden nach Potsdam, die noch mals über 12000 Mk. kostet. Also mehr als 30 000 Mk. kostet die Fahrt innerhalb weniger Tage. In Berück sichtigung der hohen Kosten solcher Fahrten reist der Kaiser in letzter Zeit vielfach mit Automobil. Das kommt er heblich billiger. Allein bei offiziellen Reisen mit großem Empfang, wie jetzt in München, muß der kaiserliche Hof zug benützt werden. Dieser ist bekanntlich von der preußischen Staatsbahnverwaltung gebaut und dem Kaiser zu seinen Reisen zur Verfügung gestellt worden. Der kaiserliche Hofzug besteht aus 10 Hofwagen und zwar aus den hintereinander laufenden 2 Salonwagen für den Kaiser und die Kaiserin, die je ein Empfangs- Arbeits- und Schlafzimmer enthalten und je 25 Meter lang find, dan« aus 2 Speisewagen, 3 Gefolgewagen, 2 Gepäckwagen Raiser Wilhelm. ,^r Charakteristik deS persönlichen Regiments gibt und 1 sogen. Schutzwagen. Die Salon- und Speisewagen, sowie et« Gefolgewagen haben je 6 Achsen, die übrigen 4 Achsen. Die Gefolgewagen dienen zugleich alsjSchlaf- wagen. Der Zug ist also 50 Achsen stark, er ist 240 Meter lang (ohne die 2 Lokomotiven, die ihn fahren), und hat ei» Gewicht von 480 Tonnen. Ein hübscher Zug der Kaiserin wird auS München berichtet: Als dle hohe Frau ihre» Besuch im Gisela-Kinderspital tu München durch eine« Eintrag ins Gästebuch verewigen wollte, ertönte lauter Kinderlärm durch die offen gebliebene Tür. Ma« wollte sie schleunigst schließen, aber die Kaiserin wehrte ab und sagte: „Ich yabe 7 Kinder großgezogen und kann auch bei Kinderlärm schreiben." Der Eintritt eines Hohenzollernprinzen in vas Heer. Prinz Sigismund von Preußen, der jüngste Sohn des Prinzen Heinrich, wird am 27. November, seinem zehnten Geburtstag, wie üblich, als Leutnant in das 1 Garderegiment z. F. eingereiht und ferner ä la suite der Marine gestellt werden. Hoch und Hurra. Früher war es sms Sitte, baß die Trinksprüche bei den fürstlichen Hoftafeln mit einem Hoch schloffen. Kaiser Wilhelm ll. hat an die Stelle des Hochs das rein milttäUsche Hurra treten lassen. Nur jetzt in München ist er dem Bei spiel des Prinzregenten gefolgt, seinen Toast in ein Hoch ausklingen zu lassen. DaS ist eine Aeußerlichkeit, aber man geht nicht fehl, wenn man im Interesse der Volks tümlichkeit des Kaisers wünschen möchte, daß das Hoch wieder Sitte werde statt deS namentlich außerhalb Preußens volksfremden Hurra. Aehnlich wie mit dem Hurra ist es mit der Bezeichnung Kaiser Wilhelm der Große, wie der Kaiser seinen Großvater zu nennen pflegt und wie er wünscht, daß ganz Deutschland und die ganze Welt ihn nennen soll. Es hat offenbar noch niemand den Kaiser darauf aufmerksam gemacht, daß er dem Andenken seines Großvaters oadurch nur schadet. Der erste deutsche Kaiser ist für unS Kaiser Wilhelm l. Das ist der Name, unter dem ihn die Geschichte ken»t, und unter diesem Namen ist er für uns der Große. In der Bezeichnung Kaiser Wilhelm I. oder Der alte Kaiser Wilhelm liegt für unS etwas Ehrwürdiges, Erhabenes, Großes, das mit diesem Namen untrennbar verbunden ist. Sobald man aber Kaiser Wilhelm der Große hört, bat man unwillkürlich das Gefühl, als würde dem Andenken des alten Kaisers Schaden zugefügt." Dr. Friedberg fliegt. Der sozialdemokratische Parletvorttand im 3. Berliner Kreise hat beschlossen, der nächsten Generalversammlung des sozialdemokratischen Wahlvercins für den betr. Kreis eine« Antrag auf Ausschluß des Genoffen Dr. Friedeberg zu unterbreiten und seine Annahme zu empfehlen. Friede« berg ist bekanntlich der geistige Führer des AnarchosozialtsmuS, den man schon in Mannheim ursprünglich hinaus zukomplimentieren gedachte. Et« jetzt erfolgender Aus schluß Dr. Friedebergs aus der sozialdemokratischen Partei dürfte vielleicht die Folge haben, daß auch sämtliche übrige« Anarchosozialisten — in Berlin allein gibt es derer etwa 25 000 — ihren Austritt auS der Partei erklären. Das Zentrum telegraphiert und der Staat gehorcht. Es ist eine alle Geschichte, doch bleibt sie ewig neu. Aus Ratibor, wo Stadtverordneten« wählen in Aussicht sind, ging am 9. November folgendes Telegramm nach Berlin: Herrn Minister Breitenbach Exzellenz Berlin. Montag hier Stadlverordnetenwahl dritter Klasse. Zentrumspartet berührt es schmerzlich, daß Herr Eiien« bahn-, Rezierungs- und Baurat Geitel, selbst Wähler II Klasse, seine Eisenbahnbeamten und Arbeiter, Wähler lll. Klasse, heute abend zu einer Versammlung, betreffend Stavtverordnetenwahl, einberuft, und steht darin eine unzulässige Wahlbeetnflussung. Ich bitte er« gebenst um Remedur und gütige Antwort. Frank, Mit glied des deutschen Reichstags. Das Telegramm scheint Erfolg gehabt zu haben. Eisenbahndirektor Rumpf hat nach der „Oberschlestschen Volksztg." sein Amt als Beisitzer im Wahlabreau des 1. die Kgl. Amlshauptmannschast Wertzen, für das Kgl. Amtsgericht und den SLadtrat zu Wilsdruff sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Danneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Keffelsdorf, Kleinschöaberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck unv Verlag vou Zschunke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für den JnseratenteU: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Inserate werden Montags, Mittwoch? und Freitag- biS spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertiousprcis 15 Pfg. pro viergespalteue Korpuszelle. Fernsprecher Nr. 8. — Telegramm-Adreffe: Amtsblatt Wilsdruff Phantasie dahinstürmt, froh, vor aller informatorischen Kleinarbeit geborgen zu sein. „Wenn er mich nur einmal zu sich aufs Schiff einladen wollte!" hat der selige Miquel voll Wehmut geklagt. Aber diese Gelegenheit zu einer intimen Aussprache mit dem Kaiser ist ihm nie geworden Auf diesen Fahrten will der Kaiser sich an froher Tafel runde als Mensch im Freundeskreise fühlen Hier ist schon mancher Keim ins Herz des Kaisers gepflanzt worden, der ihn dann zu überraschenden Entschlüssen drängte. Hier ist allzu oft schon dec Grund zu einer Minister herrlichkeit gelegt, über manche auch der Stab gebrochen worden. Hier entstanden Vertrauensverhältnisse, die später den veraniwortlichen Ratgebern schwer zu schaffen machten; hier war der „Punkt außerhalb der Regierung", von dem aus Hochstrebende gelegentlich sogar versuchten, den ganzen Regierungsapparat auS den Angeln zu heben." Graf Reventlow berichtet, daß fast alle Persönlichkeiten in der Umgebung des Kaisers sich durch große gesellschaftliche Gewandtheit und vor allem durch schmiegsame Unter- baltungsgabe auszeichnen. Der „Schwarzseher" erzählt: Da bekannt ist, daß der Kaiser für einen guten Witz stets fein frohes, herzliches Lachen Hal und gelegentlich auch einer kräftigen Anekdote sein Ohr nicht Verschließt, so liegt die Versuchung nahe, ihn durch allerhand derbe Späße oder durch geistvolle Apercus, durch witzigen Mats > zu gewinnen. Das erstere hat ein vielgenannter Ressort minister verstanden, dessen kräftige Nerven auch der schärfsten Angriffe aus seine amtliche wie außeramtliche Tätigkeit lange Zeit spotten konnten, als amüsanter Plauderer aber — und als sehr geschickter Zuhörer — hat sich Bernhard Bülow in das Herz seines kaiserlichen Herrn geschmeichelt. Der Weise im Reichsamt des Innern dagegen hat es mit all der gediegenen Arbeit beim Kaiser nur zum Rufe eines „ledernen Pevanten" bringen können." Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DienStagS, Donnerstags und Sonnabends. ^»gSpreiS vierteljährlich Hl 30 Pfg., durch die Post be zogen 1 Mk. 54 Pfg. mge»! fe beqü lörpM eine für ein arf, ini finde c gelch genug Tragik« : einesi sieden F . gennfs »vhien«? d PHBly, hhälMU i,, , ..... mitzubringen pflegt, s schließlich das herauszuschälen, was sich einigermaßen Rahmen der inneren und äußeren Politik einfügen stets unterhaltendem Plaudertone gibt der Kanzler H Monarchen einen Extrakt der etngelaufenen Meldungen Gerichte, die knapp kommentiert werden, um, wo es ""e kaiserliche Entscheidung zu provozieren. Fürst weiß, daß er die Geduld seines hohen Gastes auf harte Probe stellen darf. Es muß daher eine sehr "Wge Auswahl aus dem täglich in dem KanzlerPalaiS Kaufenden Material getroffen werden, und wenn II. sich gelegentlich auch einmal in die letzten einer Frage vertieft, so ist man doch gemeinhin. und verwirrt, selbst den Faden verloren hat, worauf 'E 4 üli» allerdings meist ein joviales „Trostwort" des Machen mit auf den Heimweg nehmen darf. Ueber den des Kaisers mit dem Fürsten Bülow erzählt "' ^Schwarzseher": „Mitbewunderungswürdiger Gewandt- V/»^ht es Bernhard Bülow, die Flut der Anregungen ,4»' Wammen, welche sein hoher Gast mitrubrinaen vsteat. IM. H ö wag er die ehrliche Absicht haben, zuzulernen, aber ö:n!" zu erobern, zu bezwingen, die eigene Persönlich- M andere wirken zu lassen, ist in ihm von jeher so ?^?Esen, daß seine Räte sehr selten zur Absolvierung Vortrages, seine Gäste fast nie zu einer ergiebigen ",, ,^slon mit dem kaiserlichen Herrn kommen. Oft ist der ' „Agende noch nicht beim dritten Satze angelangt, ^wmt der Kaiser selbst bas Wort, entwickelt seine Id 4 S müder»", on -M.Ä. Verlag «les „Äilzgruffer Wochenblattes". 1881 ' > — bi- - «litt kx Dinge nun einmal liegen, in der Wilhelm-Straße in der Lage, den Kaiser eingehender und um- zu orientieren, als die „Fälligkeiten der Stunde" Aweterisch heischen. Nicht als ob Wilhelm II. mit , , die er für seinen Kanzler übrig hat, allzusehr M Er ist dem Fürsten Bülow in ritterlicher Freund- ^.^ugetan. Er freut sich der Unterhaltung mit dem ^l^^bk/^hrenen, freisinnigen und sympathischen Weltmanne. i M. 'M allgemeinen vermögen die recht nüchternen Einzel- «if/ der Regierungstätigkcil den Kaiser nicht lange zu l iiöri- ist stets bereit, tn das weite Feld allgemeiner ' auszubrechen, wo er bann rasch die Erden- j Konkreten abstreisl und auf den Flügeln der . ABZ t ocr nmier servil vus ^vvll, enllviu,ell leuir e , w Ansichten über die Materie, die er stets völlig zu f slchen glaubt, fragt nur, um fast im gleichen Moment zwo» l zu antworten, kommt, rasch überspringend, leicht j>> Hundertsten i«s Tausendste, und hat nach Ablauf ». Msetzlen Zeit meist dem Vortragenden eine höchst lau» ^de Stunde bereitet, ihm aber gleichzeitig die Möglich. -- S' Kommen, seiner JnformationSpflicht zu genügen, eine p/k Einung zu entwickeln. Wer dem Gedankengange "icht folgt, wer, wie einer unserer tüchtigsten Sekretäre, hartnäckig bei der Stange bleibt und mit ich j/ewissen Pedanterie immer wieder auf sein Thema rn:^-^kommen versucht, der gerät beim Kaiser leicht in eines „langweiligen KumpanS", eines „ledernen u ^»ukraten". Er kann es erleben, daß er monatelang wehr zum Vortrage befohlen wird, daß ihn der dann schließlich einmal zwar resigniert zum Worte läßt, ohne aber viel htnzuhören. Wilhelm II. gibt solchen Fällen übrigens keineswegs viel Mühe, seine Mutlosigkeit zu verbergen. Er pflegt, an die Wand A, mit seinen Teckeln zu spielen, jagt sie ge- ^wch im Zimmer herum und kommt erst wieder in wenn die Köter dem „Pedante n" so lauge zwischen »>..Veinen durchgelaufen sind, biS er schließlich,