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P. bi^j nn- Umgegend . bis K »r». 129 j Mittwoch, den 31. Oktober 199« 6S. Jahrg Donnerstag, den 1. November d. I., nachmittag Wilsdruff, den 26. Oktober 1906. Der Serichttvollriefter der üönig!. Mirgerichir. schwankende Throne, belehrt man Weise und Hl ^cr ^ie Torheit des Christenglaubens, über das n un>^ »eien ^üvgernreister. Kahlenberger. Bruno Klemm, Magnus Weise), in nach- M-Orten Ausgabestellen, die da8 Blatt 355^,^ Abend des Erscheinend d<mLesern zustellen, und durch die zwei unbeteiligte Personen sofort getötet wurden. Ein anderer Gast erhielt eine Schußwunde ins Gesicht, einer der Bergleute erhielt einen Schuß in das Bet», ein Gendarm einen Schuß in denArm. Mehrere andere Personen wurde» leichter veletzt. Einer der Exzedenten wurde verhaftet. Friedens Das alles wundert unS nicht, wenn wir be- denken, wie schon zu Luthers, ja zu Paulus' Zeit die Mahnung nötig war: „Ihr seid zur Freiheit berufen. Aber seht zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleische nicht Raum gebt!" Jener Freiheit aber, die das Bibel, buch auf dem Herzen, mit Luthers Augen zum freien Himmel cmporschaut, der jubeln wir zu: „Freiheit, Holdts Wesen, gläubig stark und zart, hast ja lang erlesen dir die deutsche Art!" L. Der Ruf nach Freiheit ist nie ganz verstummt, ist er so laut und schrill erklungen wie in unserer L, Aber die Freiheit, die man heute meint, ist meist W.^"nz andere als jene. Sie ist freilich ganz ver« L, Art. Hier soll den Leibern, dort den Geistern, Ls rohen Volksmassen, dort den wilden Gedanken ^/"Stbuudenhett verholte» werden. Hier wird die Lj?'" edlen Menschentums, die auch bei dem „in Kette bestehen kann, mit derjenigen des ausgebrochenen dort die Glaubensfreiheit mit der Freiheit vom verwechselt. In der Freiheit Namen wütet man V °und Brand, verhängt man sogenannte Tode», hebt man den „Terror", den bleichen Schrecken Erscheint wScheutlich dreimal und zwar Dienstag?, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Ml. 30 Pfg., durch die Post be- zogen 1 Ml. 54 Psg. sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Mtanneberg, Birkenhain, Blankenstein, BraunSdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bet Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Hühndorf, "bch, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz.Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedcwalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spcchtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck unv Verlag von Zschunke S Friedrich, WUsdiufs. Für die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. t ruft die Vernunft, Freiheit die wilde Begierde; ^1 hetl'gen Natur ringen sie lüstern sich los", — wie -hr von dem Gott, den der „Christenmensch" kennt, einen Gott der Unordnung, sondern des bestellt -as „Wilsdruffer Wochenblatt" i sür die Monate »vember und Dezember ^sdruff bei der Geschäftsstelle und Ausgabe- '" (Bruno Gerlach, Ernst Adam, Bertha verw. zute V edriqil' 17,i 16,6SI 17,00« 17,00 j Inserate werd« Montags, Mittwochs und Freitag? biS spätestens 12 Uhr angenommen. JuscrtionSprciS 15 Pfg. Pro viergespalteue Korpuszeile. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adress«: Amtsblatt Wilsdruff In Hühndorf sollen Sonnabend, den 3. November 1SÜ6, vor- "»gs 11 Uhr I Dmstrl,! MWse, I WlsWm sofortige Barzahlung meistbietend öffentlich versteigert werden. Sammelort: Gasthof. Ausland. Ein geschiedenes Herzogspaar. Das große gesellschaftliche Ereignis, das in denLondoner Salongesprächen schon vor einiger Zeit seinen Schatten vorauswars, die Trennung des Herzoglich Marl« boroughschen Ehepaares, hat sich nunmehr voll« zogen. Nach elfjähriger, mit zwei Kindern gesegneter Ehe fanden der Herzog und seine Gattin wegen völliger Verschiedenheit der Temperamente ein weiteres Zusammen« leben als unmöglich. Die Familie Spencer Churchill, deren Haupt heute den Herzoztitel des berühmten Feld. Herrn der Königin Anna trägt, stammt von diese» lischt direkt ab: aber wenn sie auch nicht von demselben Mannes- stamme ist wie der Sieger von Blenheim und Malpra- quet, so hat doch dessen Wappenspruch: „Treu, aber unglücklich!" sich an ihr viel drastischer bewahrheitet als au ihm selbst. Mehr oder minder verhüllte Ebetragödien und Bankerotte spielen in der Sprncer-Churchillschen Familienchronik seit Generationen eine unerquickliche Rolle.. Der 1840 verstorbene fünfte Herzog war durch seine un- gezügelte Leidenschaft für kostspielige Büchersammlungcn und Parkanlagen so stark verschuldet, daß ihm die Hypo- thekeulast von seinen anderthalb Millionen jährlicher Ein künfte noch nicht den zwanzigsten Teil übrig ließ. Die herzoglichen Finanzen brauchten geraume Zeit, sich von seiner Mißwirtschaft zu erholen. Kaum war das halbwegs geschehen, als der achte Herzog, dessen erste Frau aus dem Hause der Herzoge von Avercron sich nach 15jähriger Ehe von ihm scheiden ließ, um die Mitte der achtziger Jahre wiederum am Rande der Zahlungsunfähigkeit stand. Seine zweite Heirat mit Lili, der Tochter des amerikanischen Kommodore Price, brachte ihn finanziell lange nicht in dem erhofften Maße auf die Beine, und als er 1892 starb, mußte sein ältester Sohn aus erster Ehe, der damal- 21 Jahre alte jetzige Herzog, den Freierblick wegen einer Geldheirat abermals nach Amerika richten. Er fiel auf Miß Consuelo, die Tochter von Mr. W. Vanderbilt in Newyork, die er im Sommer 1895 kennen lernte und noch im selben Jahre samt einer Mitgift von 20 Millionen Mark und der Aussicht auf die dreifache Summe beim Tode des Schwiegervaters heimführte. Die Herzogin Consuelo, eine pikant dunkelbrünette Er scheinung von pariserischem Typus, wußte sich in der Londoner Gesellschaft schnell eine brillante Stellung zu verschaffen. Sie gehörte z. B. bei der Krönungsfeier des KönigSpaareS zu dem auderwählten kleinen Kreise großer Damen, die den Baldachin der Königin tragen durften. Die Ehe war jedoch von Anfang an wenig glücklich, und allen Eingeweihten erschien es wie eine Ironie deS Schicksals, daß gerade ein großes Gruppen bild des Herzogspaares mit seinen beiden Söhnen, dank der Meisterschaft des Porträtisten Sargent den Clou der vorjährigen Akademie-Ausstellung bidete. Das jetzt ab- geschlossene Trennungdabkommen behält das Stadtschloß Suuderlano House, gegenüber Curzon Street, der Herzogin vor, die dort mit den Kindern wohnen wird. Der Herzog selbst zieht sich mit einem Taschengelde von 400000 Mk., das dem größten Teile deS Zinsertrages der Mitgift entspricht, nach Blenheim Palace bei Oxford zurück, dem ungeheuren Palaste, den die englische Nation einst mit einem Kostenaufwande von 12 Millionen Mk. für die Helven des spanischen Erbfolzekrieg erbauen ließ, und in dessen verfallende Mauern die Vanderbiltscheu Millionen zwar neuen Glanz, aber kein dauerndes Glück zu bannen vermochte». öffentl. Äadtgemeiy Die Tagesordnung hängt im Rathau^*ÄuS^ Wilsdruff, am 30. Oktober 1906. S2» W Uhr, Atzung. Lslitische Rnndsehsn. Wilsdruff, 30. Oktober 1906. Deutsches Reich. Einführung des Kronprinzen in die Zivil- Verwaltung. Dec „Reichsanzeiger" meldet: „An den Oberpräsi- dcnten v. Trott zu Solz in Potsdam ist unterm 24. Ok tober folgende Allerhöchste Order bezüglich der Einführung des Kronprinzen in die Zivilverwaltung der Monarchie ergangen: ,Es ist Mein Wille, daß Mein Sohn, der Kronprinz, entsprechend seinem Wunsche nnd der her gebrachten Sitte Meines Hauses gemäß während des bevorstehenden Winterhalbjahres in die Kenntnis der Zivilverwaltung Meiner Monarchie durch Sie eingeführt werde. Das von Ihnen entworfene Programm, mit dem der Kronprinz einverstanden i't, ist Mir vorgelegt worden und hat meine volle Billigung gefunden. Ich beauftrage Sie, demgemäß das Weitere zu veranlassen " Wer spricht im Reichstage am meisten? Im Reichstage hat im vergangenen Sessionsabschnitt eines der jüngsten Mitglieder das große Wort geführt, uämlich Herr Erzberger. Er hat 260Reden gehalten und zwar über etwa 150 Themata. Nach ihm kommt — der Berliner würde sogen: eine Weile gar keiner, dann Herr Dr. Müller-Sagan mit nur 152Reden und dann Dr. Arendt von der Rcichspartei mit 103 Reden. Wenn Bassermann und Bebel 98 mal das Wort ergriffen, so steht dies ihnen als Parteiführer zu, warum aber Herr v. Gerlach ebenso oft sprach, ist nicht recht klar, oder fühlt er sich als Führer der Fraktionslosen? Von den übrigen Führer» sprachen Groebec 78, Kardorff 62, Graf Kanitz 62, Liebermann von Sonnenberg 61, Frhr. v. Richthofen 72, Schrader 81, Singer 92, Spahn 82 mal. Am Regierungstische hat am meisten Graf Posadowsky ge sprochen (213 mal), es folgen Frhr. v. Stengel (113), Prinz Hohenlohe (80), Kraetke (63), Nieberding (60) Fürst Bülow (29), von Einem (25), von Tirpitz (12). „La Femme Gothic, Nürnberg." Eine Leserin sendet den „Älldtsch. Bl." eine Postkarte, die auf der Anschristseite das übliche Sprachkauderwelsch zeigt, auf der Rückseite eine Wiedergabe der berühmten Nürnberger Madonna mit der Unterschrift: „La Femme Gothic, Nürnberg". Hergtstellt ist die Karte vom „Atelier Gebr. Micheli, Berlin". Die Einsenderin schreibt dazu: „Also: ein deutsches Kunstwerk, im germanischen Museum zu Nürnberg, von Berliner Photographen auf- genommen. Ich schämte mich, diese Karte, wie ich die Absicht hatte, an eine in Frankreich weilende Deutsche zu schicken, da ich den Spott der Franzosen über derartige Charakterlosigkeiten aus eigener Erfahrung kenne " Und man kann htnzufüzen, daß sich der Spott der Franzosen auch auf das wunderbare Französisch erstreckt hätte. Ein- förmliche Schlächterei. Ucber entsetzliche Vorfälle in Heerten werden von einem Augenzeugen folgende Einzelheiten berichtet: Im Restaurant „Zum goldncn Löwen" belästigten drei aus Westfalen zu gereiste angetrunkene Bergleute die Gäste, und gaben mehrere Revolverschüsse auf die Anwesenden ab. Ein G-»darm feuerte hierauf gleichfalls mehrere Schüsse ad, -^ 'o"hain-Limbach: bei Herrn Gemeindedieusr Hönnchen, Limbach, e j^kenstein r bei Herrn ArbeiterZeIler, Blankenstein, / bei Frau verw. Köhler, Grumbach , < "'Stdorfr bei Herrn Kaufmann Nestler, Helbigs- i°grwald-: bei Herrn Julius Böhme, Herzogs. K. Waide, . hxj Herrn Gemeindediener Wätzig, Kaufbach, /Eisdorf; bei Herrn Hermann Becker, Kesselsdorf " Hch Olli Hause des Herrn Bäckermeister Gilbricht), /^Phausen-Sachsdorfr bei Herrn Bruno Kutschick, d M^^ipphausen, bei Herrn Ernst Kandler, Mohorn, ^i'tsdorf: bet Herrn Wirtschaftsbesitzer Reißig, -f^NöhrSdorf, > Lampersdorf uud Lotzen: bei Herrn Wirt- ^Hausbesitzer Rentzsch, Lotzen, übrigen Orten bei den Postboten und Anstalten. Amtsblatt ? die Kgl. Amlshauptmannschafk Meißen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, j 6 Reformatisnrfeft. Held der Freiheit steht heute wieder vor unserem Auge. Der Hammer, mit dem Doktor Martinus Thesen an die Kirchtür nagelt, beginnt schon einen M» alten Gemäuers zu erschüttern, das den Kerker Aberglaubens und der GewissenSknechtung umschloß. Kampf gegen den erzbischöflichen Ablaßkrämer t,iur Auflehnung gegen den dreifach gekrönten „Stell- !S Christi" selbst, und da» Feuer, das die päpsi- Bannbulle verzehrt, wird zum Flammenzeichen eines - Befreiungskrieges. „Ein Christeumensch ist ein Herr über alle Dinge und niemandem untertan" ' bst Losung. Am 31. Oktober 1517 hat ein Stürmen - Drängen angehohen, das zunächst in eines Mannes zi !.( wendig ist, dann aber Tausende und Abertausende " ^i ^vrt. „Der Freiheit Hauch weht kräftig durch die