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nnd Umgegend Amtsblatt Druck uns Verlag von Zschunke K Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Sonnabend, den 13 Dezember 1966 63 Jahrq mt, !mit Schreiben beschäftigt, der Abgeordnete Spahn als' Berichterstatter der Kommission. Graf Ballestrem prä- itte» Das Haus war in allen Teilen von erregten Menschen angefüllt. Auf der Bundesratstribüne waren pünktlich er Kanzler nnd Dernburg, die beiden Hauptakteure, erschienen. Um sie gruppierten sich Po sa do wky, Einem .Stengel, Tschirsch kyundArnim. Kommissare füllten' Zentrum in dieser ernsten Lage doch etwas mehr Sachlich keit erwarten dürfen. Schrader sprach für die freisinnige Bereinigung, ging mit dem schmählichen Verhalten des Zentrums scharf zu Gericht und zeigte die Unmöglichkeit, den Militärs die Verantwortung abzunehmen und Hof kriegsrat zu spielen. Der Pole Czarlinski wurde frech und holte sich einen Ordnungsruf, der leider auch den der Kolonie bezeichnete. Dann richtete der Kanzler noch einen kräftigen Appell an den Reichstag. Er sprach ent schlossen und mit nationalem Schwung: „Ich halte mich verpflichtet, Sie nochmals in letzter Stunde ansmerksam zu machen, welch schwere Lerant- ^e, daß die Front sich nm wenige Mann als zu erwies. Umsomehr Hoffnung, sie in bedeutender X 'ontamsmus nicht ferner ermöglicht, sein kaudini sches Brecht zu erhalten. schon nach den ersten Worten des Kanzlers konnte man annehmen, daß er die Auflösungsbotschaft für alle Fälle in Bereitschaft hielt. Das Schicksal blieb immerhin un gewiß, hing es doch schließlich nur von 5 Stimmen ab Deutschen, fest zum Kanzler zu stehen. Dernburg parierte übrigens den Hieb Roerens aus onftH- ist" No. 148 er Reichstag aufgelöst! Berlin, 13. Dez, 5,3V Uhr nachm. Der Reichstag lehnte den Nachtrags- at für Südwestafrika nach dem Anträge Freifinntgen Voltspartei mit 176 gegen Stimmen und dann die Vorlage selbst mit gegen 168 Stimme« bei einer Stimm haltung ab. Darnach erhob sich sofort ichstanzler Fürst B ülow: „Ich habe dem im^^chstage eine Kaiserliche Verordnung DA -K * Jendes hochinteressante Stimmungsbild ^'Erdigen Sitzung entnehmen wir dem „Leipziger Auflösung des Reichstages spielte sich unter einer 1 j)j Spannung des Plenums und Auditoriums ab, ' Entscheidung schließlich wie eine Befreiung wirkte, lu auch ist. Von Anfang an war natürlich die . °u in der gestrigen Reichstagssitzung kritisch und Inserate werden Montags, Mitwochs nnd Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionsprcis 15 Psg. pro Viergejpalteve KorPuSzeil«. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt MlSdrnff Erscheint wöchentlich dreimal nnd zwar Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich 1 M. 30 Psg., durch die Post be zogen 1 Mk. 54 Psg. tuteilen." Bei diesen Worten erhob sich » p Haus einschlietzlich der Trtbünenbesucher, Ms und von den Tribünen erklangen nicht Wortung Sie mit Ihren Beschlüssen auf sich nehmen. Es handelt sich hier nicht nur darum, ob für die Kolo nien etwas mehr oder weniger bewilligt wird, es handelt sich um unser Ansehen in der Welt, um unsere Waffenehre! (Große Unruhe im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Jawohl, meine Herren, darum,, ob Sie unsere Waffenehre, unsere Stellung in der Welt, unser Ansehen, unsere koloniale Stellung gefährden wollen, um eine verhältnismäßig geringe Summe zu ersparen am Ende eines Feldzuges, der uns schon Hunderte von Millionen gekostet hat. Wollen Sie die Früchte jahre langer Arbeiten gefährden? Wollen Sie, daß die bisher gebrachten Opfer umsonst gebracht sind? Die Regierung kann sich durch kein Parlament und durch keine lr die Kgl. Amtshauptmann schaff Weihen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat ;u Wilsdruff 2/ sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsvrusf, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grano bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Müliy-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neulanneberg. Niederwartha. Oberhermsdorf, .i Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsborf, Schmievewalbe, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, MIM Seeligstaüt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. ^iow verlas dann Vie Kaiserliche Ver- ^^nung, zufolge Vere« Ver Reichstag für flüelöst erklärt wird. »ei^. Endlich, Edlich eine große Tat! Endlich die Ans- 1 das Joch des Zentrums abzuschütteln und die l^arze und rote Internationale mit ihrem politischen ^Mrzahl nun in den Reichstag zurückkchren zu sehen! ttU schicksalsschwerer Stunde, so schreiben die „Dr. sehr zutreffend, hat Fürst Bülow, dessen früheres . / Bromißgeplänkel mit dem Zentrum ihm den Ruf einer Hl^gungslosen Gegnerschaft gegen innere Krisen eintrug, Degen aus der Scheide gezogen und wie Alexander sproße den gordischen Knoten, den keiner mehr zu ent- j-t! vermochte, durchgehauen. Alle nationalen Herzen A ob dieser Entscheidung auf und blicken der durch Eß Ajchstagsauflösung geschaffenen Lage mit frohem Mute, Hilscher Hoffnung nnd mit stählernemKampfeswillen ent- * ^o ""d nicht anders mußte es kommen, wenn klare, ^jM^lsfreie Bahn geschaffen werden und nicht wieder Wiener unseligen Halbheiten, die uns schon so viel ^»ng unter einem gemeinsamen Gesichtspunkt zu bc- M ffen! Endlich . k -di Eme, oenn nun Perm es, aue Darauf verlas er einen Brief Roerens, der die Zu- in den Mund gelegt: evangelischen und staatserhaltenden Kräfte stände in Togo als durchaus befriedigend be- (Heiterkeit.) Ich habe „v- das schwarz-rote Kartell, das die Dinge zeichnet, dieselben Zustände, auf die der Abgeordnete im braucht. Es gibt Situationen, in denen ein Zurück- Spitze getrieben hat, die ganze Phalanx des Parlament so weidlich geschimpft hat. Und dann kam weichen vor einer Krisis ein Mangel an Mut, ein Mangel st .e" Heerbanns mobil zu machen, um im Reichs- ein neuer Trumpf Dernburgs: „Roeren hat nicht nur an Pflichtgefühl sein würde. (Lebhafter Beifall.) Wenn Parteigruppierung zu schaffen, die es dem Stübel, sondern auch mich zu beeinflussen ver-zSie wollen, haben Sie die Krisis. (Große Beweg- ' sucht, was ihm allerdings mißlungen ist und immer miß- ung.) Sie tragen die Verantwortung. Die Regierung lingen wird. Ich werde in jedem solchen Falle wieder darf nicht vor den Wünschen oder Interessen einzelner die Flucht in die Oeffentlichkeit autreten." Parteien zurückweichen, wenn ihre höchste Aufgabe, die Nach dieser Episode zeigte sich die Lage schon erheb- nationale Ehre in Frage steht. (Lebhafter Beifall rechts.) lich verschärft, und die Wage neigte sich langsam nach Man hat mir das Gerücht zugetragen, ich schöbe nicht in der Konfliktsseite hin. Es sprachen noch Ledcbour für diejer Frage, sondern ich würde geschoben, der Guerilla- die Sozialdemokraten, Richthofen für die Konservativen krieg in Afrika sei als eine Art militärischer Sport be- und Arendt für die Freikonservativen. Die heutige liebt. Das ist eine dreiste Unwahrheit. Niemand drängt Rede Paasches hat uns im Gegensatz zu seiner letzten mich, niemand schiebt micht, ich brauche keine Direktiven, außerordentlich gefreut. Sie war durchaus angemessen um die nationalen Notwendigkeiten zu erkennen, die vor- und tapfer. Er trat warm für Dernburg ein, geißelte die liegen. Es handelt sich hier in keiner Weise um eine Kleinlichkeitskrämerei Roerens und meinte, man habe vom Frage des innern Regiments, es handelt sich auch nicht der Geschichte nicht in der Lage sein, eine solche Kapitulation zu unterschreiben", waren seine letzten Worte. Nun begann die lange Reihe der Parteierklärungen. Schmidt-Elberfeld begründete den Antrag Ablaß, der die Regierungsvorlage durch eine Art Resolution ergänzen will, auf eine tunliche Verminderung der Truppen in Süd westafrika hinzuarbeiten. Es soll also nur das, was die Regierung schon zugesagt hat, auch im Gesetz selbst zum Ausdruck kommen. Im Laufe der Verhandlungen stellte sich unsere Annahme als richtig heraus, daß die Regierung auf diese nicht unbillige Forderung einzugehen bereit war. Nach Schmidt sprach Roeren. Er süßte zu seinen onstigen Sünden noch die Taktlosigkeit hinzu, in nesem ernsten Moment abermals mit seinen persön lichen Geschichten anzufangen. Zwar nahm er manches zurück und revozierte insbesondere den „grünen Assessor". Aber er konnte es nicht lassen, dem Kanzler noch eins zu versetzen, und publizierte einen Brief des Fürsten Bülow, der dem Abgeordneten Roeren für seine Vermittler tätigkeit dankt Darauf ist absolut kein Wert zu legen. Jetzt, nachdem der Reichskanzler sich aufgerafft hat und in männlicher Entschlossenheit das Joch abschüttelt, fragen wir nichts mehr nach seinen früheren Liebesbezeugunaen zum Zentrum. Jetzt ist es Pflicht jedes nationalen Partei vorschreiben lassen, wie viel Truppen sie zur Kriegführung braucht. Wohin soll es führen, wenn sich bei uns die Gewohnheit einbürgern sollte, militärische Maßnahmen, von denen unter Umständen die Zukunft des Reiches abhängt, abhängig zu machen von Fraktions beschlüssen? (Große Unruhe auf der einen, Beifall auf der andern Seite.) Da draußen stehen unsere Soldaten, sie sind im Begriff, den letzten Widerstand niederzukämpfen. Sollen sie etwa zurückweichen, nur weil die Regierung aus parlamentarischen Rücksichten ihren Heldenmut vor dem Feinde im Stich läßt? (Erneuter lebhafter Beifall.) Soll das deutsche Volk kleinmütiger sein als die anderen Völker, die viele Kolonialkriege geführt haben? Das ist - -»r, - —^die Frage, auf welche die verbündeten Regierungen eine dem Hinterhalte mit großer Bravour. Er meinte sar-! Antwort fordern klipp und klar. (Lebhafter Beifall rechts.) kastisch, Herr Roeren lese immer nur die Briefe anderer! Wir können den Kampf bedauern, mehr aber nicht. Jetzt zu lcvcn vor; seine eigenen seien aber auch sehr interessant müssen wir durchhalten. Man hat mir das alberne Wort ^Elchen Reiche, denn nun heißt es, alle Darauf verlas er einen Bries Raerens. der die Ku- in den Mund aeleat: „Nur keine inneren Krisen!" habe natürlich das Wort nie gc- nationalen Nervenkraft gekostet haben, das Szepter / sollte, nur um die allgemeine Verstimmung noch mehr zu vertiefen und den Alp der Reichs- Offenheit immer schwerer auf die Brust aller Patrioten Z^,^n. In der Tat, was hätte werden sollen, wenn ? Mal das Zentrum wieder triumphiert hätte, wenn ^als ein Feilschen und Handeln um die von der ^,M?ung M das unerläßliche Mindestmaß bezeichneten jungen losgegangen wäre — das ist nicht abzu- v Die Stickluft im Reiche wäre dann so undurch- E* gewordeu, daß sich nicht mehr darin hätte atmen Jetzt aber wird es wieder eine Lust zu leben > eine geschlossene Aront im Reichstag lehr ruhrg und würdig gehaltenen Rede akzentuiert k den Saal sprach, brach die zurückgehaltene Erregung lehwarz oder polnssch gcsarbt ist.. des Hauses stellenweise wie eine plötzlich aufschäumende wd- ° Mi— -l- - Mutans.. „Ich würde vor dem deutschenVolkeund Abgeordneten Lattemann ereilte, als er in begreiflicher ... Erregung von der „Schandtat" des polnischen Redners die Hinteren Reihen. Neben dem Rednerpulte saß, eifrig sprach. —rt Dann kam endlich die entscheidende Rede Spahns. >raf Ballestrem Prä- Er sprach als Abgeordneter und Fraktionsvorsttzender, sidierte. So präsentierten sich vor aller Augen die ringen- versuchte den Zentrumsantrag als gänzlich harm- den Mächte: Ballestrem als Vertreter der guten alten los hinzustellen und überall eine milde Deutung plau- Zeit der Zentrumsfrenndschast, Bülow und Spahn als sibel zu machen. Mit arger List versicherte er, der Vorkämpfer der heute feindlichen Gewalten. ! Zentrumsantrag verweigere keinen Mann und keinen Es ist überaus charakteristisch und für die^Groschen, als ob die Rückberufung der südwestafrikanischen k>euwollc»v- »ravorute Verbund«« Ulit an. Wahlen von durchschlagender Bedeutung, daß hier Truppen bis ans ein kleines Häuflein, selbst wenn sie de'" deutschen Volke durch die Gruppierung der Kräfte erst vom 1. April ab erfolgen soll, nicht eine elende so klare Situation in nationaler Beziehnng Preisgabe der mit Gut und Blut verteidigten ff'eMch durch die Bemerkuttg, datz das Hande- yorgezeichnet ist. Auf der einen Seite, wie gesagt, die Kolonie bedeutete! Herr Spahn war so naiv, zu er- ichen unzuläfstg sei, eutg ege «trat. Fürst verbündeten Ultramontanen, Polen und Sozialdemokraten, klären, man könne ja wieder Truppen hinschicken, falls z auf der anderen geschlossen die Regierung und sämtliche der Aufstand wieder losbreche. Der Reichstag quittierte übrigen Parteien, wohlverstanden, mitEinschluß der mff Lachen. Nun war es klar: das Zentrum wollte nicht Freisinnigen, die sich in der ganzen Angelegenhest zurückwcichen. Oberstleutnant Quade aerlas eine Er- famos gehalten haben. Klärung des Chefs des Großen Generalstabes, der die Die erste Erklärung des Kanzlers, der unmittelbar Zurückziehung der Truppen in der vom Zentrum ver- nach der naturgemäß farblosen Berichterstattung Spahns langten Höhe rundweg als den Verlust des Kampfes und i sprach, zeigte sofort, daß die Regierung den Konflikt nicht ' cheute. Als der Kanzler die wenigen Kraftstellen seiner