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Sächsische Anzeige blatt. t u n g s s ch r l f t und Mit Beiblatt: „Der Elbbote." Verantwortlicher Nedaeteur u. Verleger. Ludwig Ponath in Achanda«. sst'. 45. /rcila«, den S. Uoobr. 1855. Die Presse, Hier und da in Zeitungen und Wochenblättern muß man öfter die Klage über daö Nicht-Vorwärtswollen-der politischen Bildung lesen, und wenn man den Inhalt dieser Zeitungen und Wochenblätter wieder so recht, betrachtet, so muß man ebenfalls fragen: Wie soll es da' anders mit unsrer politischen Bildung werden? Man findet darinnen kein Wort von Belehrung, keine Geschichte der Zeit, in welcher die po litische Entwickelung der Gesellschaft erörtert wird, kleine Ab- -> Handlung über die wichtigsten Fragen der Politik in ihrer wei- »esten Bedeutung, des Staatsrcchts, der Staatöwirthschaft, des Völkerrechts. Höchstens sind die Blätter mit elenden Abmucke« reien und leeren Wortkrämcrcien gefüllt, die auf weiter nichts hinauslaufen, als auf philosophische und historische Vorur- theile jesuitischen Probebilismus, charakterlose Halbheit, und Wohldicnerei. Um die Hauptsachen geht man herum, wie die Katze um den heißen Brei; bringt höchstens noch die Nach richt von chiem da und dort abgchaltenen Diner oder Sou per, über die R-ise dieser oder jener Dame, über das Un« wohlsein dieses oder jenes Herrn und solche Blätter beehrt man dann mit dem Titel „politische Zeitungen." Man weiß nicht, was man von der Sache denken soll. Ist man zu stu pid, um den Zweck der Presse zu erreichen, oder ist man zu schlecht, um solchen richtig zu verfolgen? Eins ist so schlimm wie das Andere: Denn man wird so Verräthcr an göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit, an des Vaterlandes Verfassung, Ehre und Freiheit; Vcrräther nicht etwa bloS aus Furch», nein aus Pier nach einer Beförderung,.oder einer Pcnsionir- ung, aus nichtswürdiger Gier nach Geld und höher» Stellen, nach schimmernden Ordensbändern und leeren Titeln, Verrä- thcr also um schnöden Lohn. Man sieht dabei häufig die ganze Wissenschaft verfälschen, ganze Systeme ausstclleti, um diesen oder jenen Gönner zu schmeicheln, um dieser oder jener Parthei zu dienen, um die öffentliche Meinung irre zu führen und um die Lehren der wahren Patrioten in Schatten zu stel len und wirkungslos zu machen. Hicrinncn allein ist der Grund von den» Nichtvorwärtöwollcn unserer politischen Bil» düng zu suchen: Denn daß solche noch in Windeln liegt, ist wahr nur zu wahr; nämlich jene edlere Wissenschaft, jenes vernünftigere Streben, das die Interessen der gesammtcn cul- tivirteu Menschheit, der Barbarei gegenüber als Eines be trachtend, die Ausgleichung der Separatnationalintcressen und ihre Vereinigung sich zum Ziele steckt, und welches zur Poli tik mancher Partheien ungefähr in demselben Verhältnisse steht, wie die kurzsichtigste Communvertreterpolitik zu der erleuchte- sten Staatspolitik. Pflicht der Presse ist es, darauf hinzu wirken, daß eine solche Polit-k rech» bald begriffen wird, wenn es wahrhaft besser mit der Menschheit und ihren Angelegen heilen werden soll. Das Wichtigste von Allem aber sind Wahrheit und Gerechtigkeit und der Muth für sie zu kämpft», und zu opfern. Tagesgeschichte. Colditz, 4. Novtr. An, 2. d. M. sind in Hausdorf der 4 Jahr alte Knabe und die 2 Jahr alte Tochter des HauS- befifeis und Schäfers Börner daselbst in der Wohnstube ihrer Eltern erstickt. Die Mutter der Kinder hatte beim Fortgehen auf Arbeit die Kinder in der Stube zurückgclassen und zuvor noch eine» Tvrfziegel in den geheizten Ofen gelegt. Bei ihrer nach 2 Stunden erfolgten Rückkunft hat sie in der Stube star ken Rauch und Kohlendampf und die Kinder anscheinend schla fend auf ihrem gewöhnliche»» Lager gesunden, sie jedoch nicht aufzuwecken vermocht, auch sind die sonst angestrllten Wieder belebungsversuche erfolglos geblieben. Bautzen, 3. Novbr. Am Vormittag des 30. v. M. ist daö Haaser'sche Wohnhaus in Günthersdorf bei Bischofs werda durch ein in dem dazu gehörigen Schuppen entstande nes Feuer in Flammen ausgegangen, und sind in demselben zwei Kinder, der 5'/?jährige Sohn der Dienstmagd Schatter und der 4'/,jährige Sohn des Häuslers Kiank umgekommen. Diese Kinder hatten sich bei ihrer zu obengenannter Zeit allein im Hause weilenden Großmutter aufgehalten, waren in den mit Stroh gefüllten Schuppen gegangen und haben dort, wahrscheinlich mit Strrichzündhölzern spielend, den Brand verursacht. Die benachbarte Häuslcriu Voigt hotte denselben zuerst bemerkt und die um Hilfe rufenden, ihr bittend die Arme entgegenstrcckenden Kinder zu retten versucht, war auch zweimal in den brennenden Schuppen gedrungen, die Rettung war ihr jedoch, da zwei brennende Strohschütten zwischen ihr und den Kindern niederfielen, nicht gelungen. Nur der Rumpf der kleinen Leichname ist aus der Asche gezogen worden. Berlin- Ter Redaktion der „Ger.-Ztgt" ist folgende Anfrage zugeaangen: „Kann ein Wechsel, zahlbar drei Tage nach Sicht seine Kraft verlieren, wenn der Akzeptant, der ihn zahlen soll, vor Ablauf des Verfalltages blind gewor den ist. » e r >