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Beiblatt zur „Sächsischen Elb-Feitnng". Verantwortlicher Rodactenr und Verleger» Ludwig Donath in Schandau. Motto: Ein guter Nuf, der fünfzig Jahre wahrt, Wird oft durch Eine schlechte That.entehrt. Graf. Pfarrer und Hexenmeister. -Nach mündlichen Uebcrlicfciunggn von Eduard Kauffer.*) Nördlich am Fuße des sagomcichfii Falkenbergs in Täcksen liegt das große Dorf Neukirck, gewöhn lich Neukirch am Hochwald genannt, in'einem an- muthigcn Thale. Gebt man -von Ningcnhain her auf der -Chaussee nach dem Dorfe, so exblickt man bald nach dem Cintritt in dasselbe die schöne große Kirche neben sich. Unter den geistlichen Herren, die an derselben gewirkt, ist sonderbarer Weise einer in den Geruch gekommen, -sich mit den nichts weniger als theologischen Künsten der schwarzen Magic be schäftigt zu haben. Es ist dies der Pastor Johann George Pech. Viel erzählt die Sage des Vol kes von ihm, aber am häufigsten begegnet man nachstehender Mär, in welcher' der gelehrte Seel sorger eine nicht unbedeutende Nolle spielt. Waren ein-ft in Neukirch einige junge Leute durch Zufall üver eins von jenen anrüchigen Büchern gcrathcn, welche von geheimen Dingen hanheln. Der Lob halt' es in einem Winkel auf dem Boden seines alten Vaterhauses aufgcfuudcn und dem Lieb davon unter vier Augen erzählt; der Lieb aber, der nicht sehr verschwiegen war, hatte den Ehr'gvtt Ehregott — in's Geheimniß gezogen, und der Ehr'- gott konnts nicht über's Herz bringen und hatte gegen seinen Vetter Toffel von dem Zauberbuchc verlauten lassem Weiter jedoch erhielt Niemand Kcnntniß von dem unschätzbaren Ducke, das mögli cher Weise die jungen Leute sehr reich machen konnte, da es eine Menge Orte in der Umgegend angad, wo noch Geld vergraben lag, und die Mittel be zeichnete, wie man sich dieses' Geldes bemächtigen könne. Außerdem handelte es von Beschwörungen, und weil zu einem' solchen Experiment nichts An deres gehörte, als in der Stunde der Mitternacht die Zauberformel abzulesen, so beschloß man, vor der Hand mit einem solchen Versuche den Anfang Auü Graße'S Sagenschatz dcS Königreichs Sachsen mit ErlaubniH deö Hrn. Verfassers. D. Ned. zu machen, um zu erfahren, ob die in dem Buche mitgetheilte Anleitung sich ihatsächlich bewähre. „Heut' Abend/' sagte der Lob zu seinen Freun den, „kommt um Elf zu mir, da wollen wir sehen, ob wir der Hexenscharteke trauen dürfen oder nicht." Lieb und Toffel stimmten bei, und auch der Ehr'gvtt ließ, ungeachtet seines Namens, es sich an gelegen sein, noch vor der verabredeten Stunde bei seinem Freunde einzutreffen. Es war eine unheimliche finstere Nacht, der Sturm schoß in mächtigen Stößen durchs Tbal, der Regen klatschte mit Gewalt gegen die Fenster, der alte Birnbaum vor Lob's Häuschen stöhnte und schnaubte wie Einer, der sich gegen wüthende Angriffe vertheidigt, und er vertheidigtc sich ja ge gen die-Elemente', welche rauschend und heulend in leinen morschen Aesten raseten. Die Burschen im wohlverschlvssenen Hause kümmerten sich indeß we nig darum, zum Ueberfiuß verriegelten sie noch die Fensterladen, dann holte Lob sein Buch herbei, das ganz schwarz aussah und die enge Stube mit Mo dergeruch erfüllte. Auf dem Tische branütc eine alte Oellampc vonBlech, der Docht wurde neu mit Oel getränkt und dann nahmen alle an dem Tische Platz. Keiner sprach mehr ein Wort, in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Lob, der die al ten Zeichen noch am Geschicktesten zusammenbuchsta- birte, war zum Vorleser'bestimmt und hatte das geheimnißvollc Manuskript vor sich liegen. Mit dem ersten Schlage der Mitternacht sollte daS Werk beginnen. Die alte schwarzwälder Uhr hob jetzt auf Zwölf aus und ihr Knarren kam diesmal den Burschen sehr eigenthümlich vor; doch theilte keiner dem an dern seine Gedanken mit. Wieder trat tiefe Stille in der Stube ein, draußen rüttelte der Sturm an den Fensterladen, der Birnbaum seufzie und weh klagte, und auf dem Boden ließ eine Katze ihr klägliches Geschrei ertönen, dem bald eine "zweite noch kläglicher antwortete. Da schlug cs zwölf, und noch während der Kukuk an der alten schwarzwälder Uhr in Einem -fort schrie