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Freitag, den 20. Juli 18SS. verantwortlicher Redacteur und Verleger» Ludwig Donath in Schandau. Motto: Sri fröhlich in Hoffnung; in Trübsal geduldig. Mit wenig zufrieden, unv Niemand was schuldig, Jselin. DaS steinerne Bild. VrzLhlung »on Vietor Anel», (Fortsetzung.) Brigitte schauderte bei diesen Worten zusam men, in eine Todtenblässe verwandelte sich das zarte Roth ihrer Wangen, „Wie Nauendorf, Ihr könn tet mich verlassen?"" sprach sie mit zitternder Stimme indem sie einen schmerzvollen Blich auf- ihn warf. „Ich werde mich von Prag entfernen", fuhr dieser fort, „es hat mich einen schweren Kampf ge kostet, aber es mußte so kommen, ich konnte nicht anders, Ottokarö nahe Ankunft hat mir diesen Ent schluß zur Pflicht gemacht „Ottokars Ankunft?" wiederholte betroffen das Mädchen, „Ja schöne Brigitte. O vergönne mir in Dei nem treuen Busen daß Gebeimniß meines Herzens niederlcgen zu können. Ich würde auch fetzt noch geschwiegen haben, doch ich will nicht, daß Du die Ursache meiner Entfernung verkennst. Brigitte, ich hatte einen schönen; einen göttlichen Traum gehabt, aber ach ich wußte eS er mußte so enden, enden zu weinen Unglück. Aber ich allein trage die Schuld, denn ich habe meine Seele mit Hoffnungen genährt hie nie in Erfüllung gehen konnten. Seit das Schick sal Dtch mir rugeführt hat, warst Du mein einzi ger, mein seligster Gedanke. Ich bcmüthe mich an fangs meine Leidenschaft zu bekämpfen, ich stürzte mich in das Gewühl der Menschen, ich suchte tau senderlei Zerstreuungen auf, um den frevelten Ge danken in mir zu tödten; aber nur immer sah ich Dich im Zauber Peiner unendlichen Schönheit, im mer nur warst Du das himmlische Gestirn, nach dem meine seligsten Wünsche sich lenkten; Du warst meine Welt, mein Alles, memer Liebe göttliches Ideal. Ick liebe Dich mehr als mein Leben, fa als meine Seligkeit selbst, aber ich wußte es auch, daß ich hoffnungslos liebe. Oft wenn Du mit glühender Sehnsucht von Deinem Ottokar sprachst, wenn ich die Thräne der Liebe glänzen sah in Deinem herr lichen Auge, dann tönte cs furchtbar in meinem In nern, wie daS TvdcSurtbeil eines Berurtheilten. Ach ich habe oft tausendfache Qualen in Deiner Nä.e gelitten. Doch zürne mir nicht, theure Bri gitte, nimm cs auf, als das Bekenntniß eines ster benden Freundes, der Niemanden außer Dich ^at, dem er seinen Schmerz mittheilen könnte. Die OS- manen haben bereits wieder das schöne Ungarn mit Feuer und Schwert zu verwüsten begonnen, der Aufruf zum gemeinschaftlichen Kampf ist an die Völ ker der Christenheit ergangen. Auch ich werde wie- der in die Reiben der Krieger treten, denn kein lie bendes Band fesselt mich hier an den Heerd meiner Väter. Wenn der Donner der Schlacht mich um- giebt, wirst Du wie ein Engel zur Seite mir stehen, und wenn das tödtliche Ble» dies wunde Herz durch bohrt, werde ich mit dem Gedanken an Dich mei nen letzten Seufzer aushauchen." Ueberwältigt von feinem Schmerz, hielt er ei nige Augenblicke inne, leise glitt er mit der Hand über die Stirn, als wollte er die Wolke des Trüb sinns verbannen und Heiterkeit wieder hervorzau- beru auf seinem einst so freundlichen Antlitz. — ,,Brigitte fuhr er nach einer Pause fort, indem er cm Papier hervorzog; ich werde noch diesen Abend Prag verlassen, um nie wieder zurückzukehren. Hier, nimm diese Urkunde, sie enthält das Ver- mächtniß Deines Freundes, der Dich zur alleinigen Erbin seines Vermögens emgesetzt bat. Lebe wohl, meine einzige unvergeßliche Geliebte, wir werben uns nicht mehr auf Erden sehen." Bei diesen Worten stürzte Brigitte unter ei nen Strom von Tbränen in Nauendorfs Arme, sie war der Sprache nicht fähig. Nauendorf aber preßte daö schöne Kind schmerzvoll an seine Brust, indem er den ersten und letzten Kuß auf ihre rosigen Lip pen drückte. „Ha Treulose!" ertönte in diesen Augenblick Ottokars Stimme in der Nähe der Beiden. Bri gitte richtete sich schnell auf, und unter einem herz zerreißenden Schrei stürzte sieohnmächtig zuBoden.— „O schamlose Betrügerin!" knirschte Ottokar, indem er sich schäumend vor Wuth entfernte. „Dei-