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chMM ßr WilHni Amtsblatt Sonnabend, den 15. September 1S9K «5. Jahr- 4M 773 II. ?! des und die der Sozialdemokratie bei allen bürgerlichen Par teien im 10. sächsischen Reichstagswahlkreise lediglich Entrüstung ausgelöst hat. Davon abgesehen, lassen diese Parteien bisher nicht eben viel verlautbaren, sie glauben immer noch, daß vier Wochen vor der Wahl ausreichen, der andauernden und rührigen sozialdemokratischen Agitation erfolgreich entgegen zuarbeiten! Weil er hinlängliche Ursache hat, diese Meinung für verfehlt zu halten, ist der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie schon seit einigen Wochen in Döbeln-Roßwein durch Wort und Schrift tätig; seine Redner treten in den sozialdemokratischen Versammlungen den Entstellungen der Herren Pinkau und Genossen kräftig entgegen und veranstalten überdies Versammlungen reichs- treuer Wähler, deren eine (in Döbeln am 31. August) nach dem Zeugnis der „Leipz. Volkszeitung" von annähernd 1500 Personen besucht war. Zn dieser Versammlung war mit einem starken Aufgebot „zielbewußter" Mannen auch der Obergenosse Reichstagsabgeordneter Schöpflin aus Leipzig erschienen. Der ehemalige Schwarzwälder Bürsten binder produzierte sich in der Döbelner Versammlung in einer Art und Weise, zu deren richtiger Charakterisierung es uns an einem parlamentarische» Ausdruck gebricht; er verlangte in dieser reichstreuen Wählervcrsammlung für sich und seine Genossen, die als Nichteingeladene froh sein durften, daß sie geduldet wurden, kategorisch unbeschränkte Redefreiheit und drohte, für den Fall, daß man dieses Ansinnen abweisen würde, mit Tumult! Später auf den Ablauf der ihm reichlich zugemessenen Redezeit — die er zu den unflätigsten persönlichen Schmähungen des vom Reichsverbande entsandten Redners, eines ehrenhaften Arbeiters, benutzte — aufmerksam gemacht, erwiderte er dem Vorsitzenden mit den unerhört dreisten Worten: „Ich rede hier solange es mir beliebt, merken Sie sich das!" Dos Gegenstück dazu liefert das Verhalten der „Ge- nossen gegenüber den Mitarbeitern des Reichsverbandes in den sozialdemokratifchen Versammlungen, wo man ihnen an der einen Stelle das Wort trotz prahlerisch ver kündeter Redefreiheit nicht verstattet, sie an der anderen niederschreit und beschimpft! Dazu kommen die Liebens würdigkeiten der sozialdemokratischen Presse, einer Presse, der schlechterdings keine Waffe zu erbärmlich ist. Kein Krieg gehört indessen zu den Annehmlichkeiten; möge man, dessen eingedenk, auch in Döbeln-Roßwein seine nationale Pflicht tun! Nur dann wird es möglich sein, auch hier die rote Fahne niederzuholen. Politische Rundschau. Wilsdruff, 14. September 1906. Deutsches Reich. Eine interessante Charakterstndie über die kaiserlichen Kinder veröffentlichte kürzlich in einer englischen Zeitschrift eine Persönlichkeit, die den Berliner Hofkreisen nahe stehen soll. Es heißt da u. a.: „Der Kronprinz ähnelt im Temperament seinem Urgroßvater, dem Kaiser Wilhelm I., wogegen er das stark entwickelte Selbstbewußtsein seines Vaters, des Kaisers, nicht aufzuweisen hat. Ec bringt den Wissenschaften nicht das Interesse entgegen, wie sein Vater, wenn er auch in seiner Jugend mit großem Eifer militärwissenschaft liche Werke studiert hat. Dagegen ist er ein tüchtiger Sportsmann und hegt großes Interesse für diejenigen öfteren über die Tatsache aufgehalten, daß der Zentrums abgeordnete Gtesberts, der bekanntlich in seinem Zivil leben Arbeitersekretär ist, als Vorstandsmitglied des Der Bürgermeister Kahlenberger. I» erate werde» Montags, Mittwochs und Freitags biS spätestens 12 Uhr angenommen. Jusertionspreis 15 Psg. Pro viergespaltene Korpuszeile. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff UN- Amgegen- Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. ^»gspreis vierteljährlich 1 MI. 30 Psg., durch die Post be zogen 1 MI. 54 Psg. AmtshauptmmMschafL Gleißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^»tadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tbarandt. n. , Lokalblatt für Wilsdruff, ,.^Mberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, "Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. s Druck und Verlag von Zschunke k Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. 8 Uhr und im Handelsbetriebe auf dem Festplatze für Sonntag, den 16., Montag, den 17., und Sonntag, den 23. d.Mls., bis abends 10 Uhr ausgedehnt worden. Ausübung des Barbiergewerbes ar, den oben bezeichneten beiden Sonntagen in der Zeit von 2 Uhr nachmittags bis abends 8 Uhr in den offenen Verkaufsstellen der Friseugeschäfte ist, ssweit eine Beschäftigung von Hilfskräften in diesen Stunden nicht stattfindet, gestattet. «sr Wilsdruff, am 11. September 1906. „wie scheen se deß neingeschriewwe hawwe in Zaidung do". Der Frack des Herrn Gtesberts. Der „Vorwärts" hat sich in der letzten Zeit wurde in dem feinsten Hoftheaterdialekt vorgetragen." Mit solcher Tracht steuert das Gedankenschiff stolz durch die schwärzliche Flut, und der verehrliche Leser der fröh lichen Pfalz muß zu der ,Ueberzeugung gelangen, was unsere „kaddollische Schdudente for Mordskerl sind" t, »E VlN^' Ulliel, klag^ tebB I ast ivM I sodaB lnM ^aldls' stferiü, scheut efuniB ekla^ n UM- hatte», siebener s uB t erll^ >er inli-M uz ärM- MW. rfäE nicht locker, und man munkelt, daß er in den ^»Sen als Mitbewerber um das Döbelner Mandat auf dem Plane erscheinen wird. Das ^.^ar der Uebel größtes nicht, wenn auch die der bürgerlichen Reihen bei dieser Ersatz- "«V »roten Königreich" doppelt hoch zu ver- ' »e« vorbildlichen Eindruck für 1908 machen ^"dessen: wie die Dinge nun einmal liegen, ist Lehmen, daß im Falle einer freisinnigen Sonder- »ei der Hauptwahl einige bürgerliche Stimmen i^r Unterzeichnete ist vom 16. dieses bis mit 13. nächsten Monats beurlaubt. A Stellvertretung in der Leitung der amtshaüptmannschaftlichen Geschäfte ist -^rungsassessor von Koppenfels beauftragt worden. Meißen, am 13. September 1906- ' tttk- !Us ei« Amts-auptmäikm ),?ie Geschäftszeit im Handelsgewerbe innerhalb der Stadt anläßlich V^Ä^stes und der Kleinktrmes ist mit Genehmigung der König!. ÄMtshaupt- Meißen an den beiden Sonntagen, den 16. und 23. d. Mts., bis abends Sports, die bei der Ausübung der Gefahr nicht entbehren. Fast allein von allen lebenden Hohenzollern kann man ihn als einen guten Reiter ansehen. Er macht zu Pferde eine gute Figur und ist darin seinem Vater, der bekannt lich kein hervorragender Reiter ist, überlegen. Man erzählt sich, daß der Kaiser, der die Vorliebe des Kronprinzen für die Reitkunst nicht besonders billigt, einmal zu ihm gesagt haben soll: „Ein deutscher Kronprinz soll nicht einmal im Graben endigen, der hat andere Pflichten zu erfüllen." Was Prinz Eitel Friedrich anbetrifft, so soll er in brzug auf zähe Körverkraft seinem alleren Bruder nicht eben- büitig jein. Dagegen ist er sehr idealistisch und impulsiv veranlagt und liebt es, sich seine Meinung über Menschen und Dinge selbst zu bilden. Er gleicht darin seinem Vater mehr, als sein älterer Bruder und ist der Liebling der Bevölkerung und der kaiserlichen Familie. In Potsdam erzählt man heute noch, wie die Kaiserin darauf bestand, ihren Liebling während der ganzen Dauer seiner Krankheit zu pflegen. Prinz Adalbert, der „Matrosenprinz", zeigt eine rasche Auffassungsgabe und ist selbständig veranlagt. Die anderen drei Prinzen, August, Oskar und Joachim, sind noch zu jung, als daß man sich bereits ein abge schlossenes Bild ihres Charakters machen könnte. Der erstgenannte zeigt übrigens eine auffallende Aehnlichkeit mit Jugendbildnisien Friedrichs des Großen. Die Prin zessin Viktoria Luise endlich, die eine anziehende Erscheinung ist, tritt wenig in der Oeffentlichkett hervor. Ihre Gefichts- züge sind mehr englisch als deutsch, wie sie überhaupt im Wesen ihrer Großmutter, der Kaiserin Friedrich, gleicht, von der sie auch das Talent zum Malen geerbt hat." Der Regent von Braunschweig f. Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, ist gestern früh 5 Uhr 20 Min. gestorben. Vom katholischen Studentenleben weiß die ultramontane Presse gar anmutig zu berichten. Im weinfrohen Deidesheim tagte der Kartellverband der süddeutschen Studentenvereine (katholischer Couleur). Ernsthaft, praktisch, religiös, jovial, launig, anregend, geistvoll, schneidig ist es nach dem Ueberschwang der Eigenschaftsworte zugegangen. Folgende Stilproben zum Beweis für den Schwung, mit dem in heißem Bemühen an die unübertrefflichste Presse berichtet wird. So z. B.: „Herr Philister Knebel, Stadtpfarrer in Mannheim, toastete auf den Zusammenhalt zwischen badischer und bayrischer Pfalz in einer Sprache bilderreich und natur frisch wie eine Schwarzwaldlandschaft unter lachendem Sonnenhimmel." Daß man, um die Pfalz zu schildern, wie eine Schwarzwaldlandschaft sprechen muß, ist neu. Ein hoher Genuß war es, als Herr Siben sprach „mit freisinnigem Humor und einem ernsten Einschlag über den Wein und die übrigen „waltenden Kräfte" beim Kommers". Die Damenrede des Jungburschen d. A. Herrn cand. phtlog. Josef Ruppert-Zweibrücken war aber doch wohl das Feinste, was an rednerischen Genüssen geboten ward, denn von ihr heißt es: „Sie war ein Kabinettstück mit wohlduftigem, aber zärtätzendem Humor durchtränkt und 39 6»^ . So Reichstagsersatzwahl Areise DLbeln-Roszwein kste erst im letzten Drittel des Oktober statt, pachtet entfaltet die Sozialdemokratie hier schon i?En eine eifrige Agitationstätigkeit. U. a. hält d. M dem Wahlkreise präsentierte Kandidat, ein > aus Leipzig, namens Pinkau, seit Mitte den größeren Orten unter starkem Zu- auf zwei Stunden berechnete „Programm- « Pinkau hat diese Rede so hübsch auswendig idi--derjenige Hörer, der diese „oratorische Leistung" j! steh ergehen lassen muß, wahrlich nicht zu be- Verfielen doch bereits einige Döbelner auf den Scherz vom „Phonographen der Tat! Der angehende „Obergenosse" ^eiße haspelt mit automatischer Regelmäßigkeit ij, dom Militarismus, Marinismus, Kolonial- and Steuerlasten herunter — in einer Sprache, 'gs Armut nur noch durch die Eintönigkeit h vstd. Selbstverständlich erntet Herr Pinkau ^stürmischen Beifall", was ihm die im Wahl- ^iteten roten Zeitungen täglich bescheinigen, wie ^.chaupt das Lob des Leipziger „Phonographen" Tönen singen. Zeitig wird auf den „Ordnungsmischmasch" im Sauherdenton geschimpft, und des Aufhetzens Insbesondere sucht mon den Freisinn zur aufzustacheln. Das dürfte übrigens, wenn seichen trügen, wirklich Erfolg haben. Herr Oer freisinnige Führer aus Plauen, läßt jeden- s ' an den Hals zu werfen. Und soviel Kläg- ge^ auf bürgerlicher Seite noch Verteidiger! Wie ^»unterrichtet sind, hat Herr Naumann !ej" Weise im Wahlkreise Döbeln-Roß- Apathien mehr zu verlieren. Auch W, Die Gerechtigkeit gebietet es, » leine schmähliche Aufforderung zu Gunsten 488°^ 49 8S^ 4b^<, ff Eracht werden. Fragt sich nur, welche Parole re Ke? bei einer Stichwahl auszugeben gewillt ist. sich die Anzeichen, daß das traurige Beispiel bel"" Ish ststiadt-Großgerau auch in Döbeln-Roßwein finden könnte! Allen Schrittmachern der ei^ . ih. , voran ist bereits der Ehrendoktor der Heidel- ff!, Logischen Fakultät, Herr Naumann — nebenbei Hns/r Sachse von Geburt — in diesem Sinne ^:it ^ch verletzte Eitelkeit und Großmannssucht > ^Mn zu treiben vermögen! Selbst alle Fuß- 4 Herren Barth und Maurenbrecher von a»^ verabreicht wurden, vermögen Herrn „Pfarrer" ff h davon abzuhalten, sich der Partei der ohi"' Hli?dreifachen Moral, der Brüderlichkeit und ' un den Hals zu werfen. Und soviel Kläg