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Bildhäuschen bei Lanersbach steht folgende Bitte an den heil. Wendelin, den Schutzherrn des Viehs: „O heiliger Wendelin, bitte für uns, besonders für das Unglück vom lieben Weh." , Noch schöner'aber ist dis folgende Bitte an denselben Heiligen, mit der wir hier schließen wollen: „O heiliger Wendelin, du Viechpatron, Sieh, uns als deine Kinder an! L^nchMstrz in Amerika. Die Zentralregierung in Washington macht sich daran, die Volksjustizen mit aller Macht zu unterdrücken, und die scharfen Erlasse an die Gouverneure, mit aller Energie dagegen aufzutreten und sie nötigenfalls mit Militär- gewalt zn ersticken, haben wohl in einzelnen Fällen schon Erfolg gehabt. Im allgemeinen aber scheitern sie, so wird der „Information" geschrieben, an der geheimen Sympathie, die alle RegierungSbeamte in den Südstaaten niit der entrosteten weißen Bevölkerung gegen die schwarzen Verbrecher e: psi den. Vor eirizeu Tagen erst wurde in Columbia im Staate Süd-Carolina ein Neger „auf Befehl des Volkes" gelyncht. Der Nezer war ohne Zweifel ein scheußliches, vertiertes Subjekt, der ein junges weißes und ein minder jähriges schwarzes Mädchen vergewaltigt hatte. Er war nach der Tat entflohen, wurde aber bald in einem aus getrockneten Bache unter dichtem Buschwerk versteckt, auf- gefunden, gebunden und nach dem Orte seines Verbrechens zurücktravsportteü. Inzwischen hatte sich eine große Menge angcsammelt, die den" Zug mit tosendem Lärm empfing. Der Gouverneur des Staates, Heywards, war ebenfalls herbeigeeilt, jedoch ohne jede militärische Begleitung, und versuchte allein durch eine Rede, die Mark Anton alle Ehre gemacht haben würde, die Gemüter zu beruhigen und den nach dem Blute des Negers gierigen Volkshaufen zu vermögen, den Gefangenen an die Be hörde zur gesetzmäßigen Aburteilung auszulicfern. Indem er auf der einen Seite die Menge bat, die Heiligkeit des Gesetzes nicht willkürlich zu verletzen und ihr die gerechte Bestrafung des Verbrechers aufs energischste beteuerte, wußte er aber gleich darauf in so warmen Worten seine Sympathie für das ungesetzliche Vorgehen der Menge Zum Ausdruck zu bringen, daß man eher eine Aufforderung dazu als irgend etwas anderes daraus zu hören meinte. „Ich empfinde gerade so wie ihr," sagte er. „Ich habe in diesem Staate lange genug gelebt, um erkannt zu haben, welchen Gefahren unsere Frauen beständig ausge setzt sind." Nach dieser Phrase wurde der Gouverneur von allen Seiten unterbrochen, man rief ihm zu, daß man seine Argumente wohl achte, daß man es aber vorzöge, den schwarzen Missetätern auf kürzestem Wege zu zeigen, wie man jede ähnliche Tat zu rächen gesonnen sei. Der Neger wurde fortgezerrt und an einen Baum gebunden. Den ersten Schuß gegen ihn feuerte die Mutter des vergewaltigten Kindes ab, dann folgte ein Geknatter aus unzähligen Büchsen und Revolvern, und der entseelte Körper des Verurteilten fiel zu Boden. Der Gouverneur stand mit verschränkten Armen dabei und ließ das Volks- urteil vollstrecken, und es ist nur zu gewiß, daß er sich hüten wird, eine Anklage gegen die Anstifter und Voll strecker dieser Lynchjustiz zu erheben. Man behauptet sogar, daß die Staatsbehörden über die schnelle Volks- justtz auch deshalb nicht allzu ungehalten sind, weil ihnen dadurch unendlich viel Mühe und auch Kosten durch einen voraussichtlich ausgedehnten Prozeß erspart werden. Vermischtes. * Ein 92 jährige» Veteran vor dem Kaiser. Von einem Leser wird der „Schief. Ztg." geschrieben: Ihrem Berichterstatter von der Kaiserfeier bei Bunzelwitz am 8. September scheint ein hübscher Vorfall, den ich für sehr erwähnenswert halte, gänzlich entgangen zu sein. Der Kaiser hatte erfahren, daß in dem Militär-Kameraden- Verein des Oberleutnants zur See a. D. von Koschembahr auf Lsderose ein 92jähriger Veteran mit Namen Dabrig mit vorbeizöge. Sofort äußerte der Kaiser, er wünsche diesen alten Krieger zu sehen und zu sprechen. Als er nun, freudigen Herzens, von seinem Kaiser befohlen zu werden, herangeeilt kam, wurde er vom Kaiser mit den Worten empfangen: „Was, sie wollen 92 Jahre alt sein?" Der.Kaiser unterhielt sich nun längere Zeit mit dem alten Manne und erkundigte sich eingehend nach seinen Militär- und Privatverhältnisssn. Auf die Frage des Kaisers: „Haben Sie noch 1870/71 mitgemacht?" meinte Dabrig: „Ach nein! Damals war ich ja bald 60 Jahre alt." Der Kaiser wandte sich nun mit der Frage an Herrn von Koschembahr, den Vorsitzenden des Militär-Kameraden- Vereins, ob denn der alte Mann bei den Feiern des Vereins immer den Parademarsch mitmache? Die Ant wort lautete: „Jawohl, jedes Mal," worauf der Kaiser lächelnd, aber auch ernst erwiderte: „Na, wenn ich 92 Jahre alt sein werde, mache ich den Parademarsch nicht mehr mit." Der Veteran Dabrig, welcher früher Stellen de sitzer war, jetzt aber sich mit Kurieren von Pferden und Rinsern beschäftigt, hat in den dreißiger Jahren beim Jnfanterie-Regiment Nr. 19 gedient und die Feldzüge in Polen und Baden mitgemacht. * Di- anspruchsvolle Lisette. Eine Herrschaft in Augsburg sollte am 15. August ein Dienstmädchen vom Lande erhalten. Statt dessen kam aber, wie die „Augsb. Abendztg." schreibt, folgender Brief! „Geehrte Frau B....! Sie werden schon verzeighn, daß ich nicht einstehe. Ich wär ja doch gleich wieder ausgestandn, und warum wär ich ausgestandn, weil Sie mich hintergängn habn, und habn mir nur 2 Kinder zugstanden, derweil habn Sie aber 5 Kinder, lauter kleine, daß wären also Ich, der Herr, die Fran und 5 Kinder, das wären also 8 Stück Köpfe. Nein, das kann ich nicht machn. Es habn auch gesagt, daß so viel z Waschen gibt, und alles ohne Wasch maschine ich bin so nicht recht fest, da kann ich das viele Hernmpritscheln üöerhaubts nicht brauchen. Ich kann nur In einen ruhigen Blaz einstehn, der so viel wie möglich Kinderlos ist weil Ich auch aufs kochen brachte, daß ich in der Küche was lernen und was sehen kann und das kann man in den Kinderbläzen niemals, weil man andere Arbeit genug hat. Und wenn die Kinder recht eikeusinnig sind, muß man sich auch recht ärgern und das darf ich alles nicht vom Doktor aus Weils mir ein bist an den Nerven fehlt und im Kopf. Indem ich meinen Brief schließe, bin ich ihre liebe ergebene Lisette Sch ... ." Aunst, Wissenschaft, Literatur. r. Gustav Adolf, dieser beste Feldherr seines Jahr- Hunderts, dieser tapferste Soldat seines Heeres, dieser König voll ungekünstelter, lebendiger Gottesfurcht, der im Sommer 1630 als Retter der protestantischen Sache aus Schweden in Deutschland erschien, wird jetzt in einer Reihe von „Gustav Adolf-Festspielen" im Vereins hanse z« Dresden durch den Dresdner Festspielverein, dessen Vorsitzender Herr Pastor b-ic. vr. Kühn ist, uns vor Augen geführt. Mit Dank und Freude ist ein der artiges Unternehmen zu begrüßen, können doch in unserer Zeit des Materialismus gar nicht oft genug besonders uns Protestanten solche Glauoeushelden, wie deren einer Gustav Adolf ist, gezeigt werden, an denen wir uns er freuen, erbauen und erheben können. Das Festspiel, dessen erste Aufführung am Sonntage nachm. ^4 statt fand, ist von Otto Devrient und enthält eine Menge hoher dichterischer Schönheiten, die auch durchweg sehr vorteil haft zur Geltung kamen. Das zu erreichen, war für de F'ftspielverein keine leichte Aufgabe, da eine ganz b" trächtllche Anzahl der Darsteller zum ersten Male vor eine bedeutende Aufgabe gestellt war. Der Leiter des Festspieles^ zuwandtr uu) der berühmte Tragöde aufs neue von der heutigen Eröffnungsvorstellung des Kurtheatrrs zu sprechen begann. „Hast dir da ein ganz vortreffliches Ensemble zu- sammengestellt, mein Alter! Aber was in aller Welt war denn das am Schluffe des ersten Aktes mit der allerliebsten kleinen Naiven? Ich habe da ein paar Minuten lang förmlich Blut geschwitzt, denn ich dachte nicht anders, als daß die ganze Geschichte rettungslos in die Brüche gehen würde." „Na, und ich erst! Es waren wie man so zu sagen pflegt, die fürchterlichsten Augenblicke meines Lebens. Und dabei ist das Mädel ein wirkliches Talent." „Das glauoe ich gern. Das unglückselige Lampen fieber allein hatte dem armen Ding seinen Erfolg ver- dorben." Direktor Denglinger schüttelte mit bedeutsamer Miene den Kopf. „Es handelte sich dabei noch um ganz andere Dinge. Was sich da vor unseren Augen zugetragcn hat, war nicht mehr und nicht weniger als ein richtiges Roman- kapüel. Ich selbst hatte keine Ahnung davon; aber die Kleine hat im Zwischenakt meiner Alten gebeichtet, und bei der bekannten Verschwiegenheit des schönen Geschlechts wußte ich nach einer weiteren halben Stunde natürlich alles. Es ist, wie gesagt, ein richtiger Roman." Der Tragöde machte ein sehr aufmerksames Gesicht. „Laß hören, Freund! Ich habe von jeher eine Schwäche für solche Romane aus der Wirklichkeit. Und außerdem hat mich die junge Kollegien gerade um ihres Mißgeschicks willen aufrichtig interessiert." „Du wirst sogleich sehen, daß sie solches Interesse wirklich verdient. Der Herr, der sich bei ihrem Auftreten so demonstrativ mit seiner Begleiterin aus der Loge ent fernte"— Der Bürgermeister von Liebenthal, wenn man mich recht berichtet hat" — Denglinger nickte. „Bürgermeister und Kurvorstand Clemens Aldehoven — er ist ihr leidlicher Vater." „Ah, ich errate. Und sie ist gegen seinen Willen zur Bühne gegangen." „Ja doch, das ist noch nicht alles. Nach ihrer Er zählung — und wir ich sie kenne, zweifle ich nicht, daß sie meiner Frau die lautere Wahrheit gesagt hat — ist da auch eine Herzensangelegenheit im Spiel. Lucy hat ihre Mutter früh verloren und ist in beständiger Furcht vor ihrem strengen Vater aufgewachsen. Auch die Muhm, die ihre Erziehung leitete, scheint von einem ganz unmensch lichen Respekt vor dem Bruder und seiner erhabenen amt- l chen Würde erfüllt gewesen zu sein, so daß das arme Kind eine ziemlich freudlose Jugend durchlebt haben dürfte. Na, das Lange und Kurze von der Geschichte ist, daß sie sich eines Tages verliebte, und zwar in einen jungen Doktor, der als Badearzt nach Liebenthal gekommen war, und mit dem sie hier und da in Gesellschaften zusammen traf. Unglücklicherweise aber stand dieser junge Mann bei ihrem Vater duchaus nicht in Gnade. Er bekannte sich nicht nur zu einer anderen politischen Partei, sondern er beging auch das fluchwürdige Verbrechen, hier infolge seiner Tätigkeit und seines liebenswürdigen Wesens bald eine ausgedehnte Praxis zu erlangen — selbstverständlich zumeist auf Kosten seines älteren Kollegen, des Geheimen Sanitätsrats Rottlieb, der ein intimer Busenfreund des Bürgermeisters ist." „Das übrige ist leicht zu begreifen. Herr Aldehoven entpuppte sich als der bekannte grausame Vater und trat dem Glück seines Töchterchens hindernd in den Weg." „So ist es. Doktor Schönhoff wurde mit seinen Be werbungen schnöde abgewiesen, und Fräulein Lucy, die unter allen Umständen aus einer gefährlichen Nähe entfernt werden sollte, mußte sich's gefallen lassen, zu einer ent- feinten Verwandten irgendwo am Ende des Reiches „auf Besuch" zu gehen. Sie hatte sich dem harten Willen des Hum Dornenkranz. - Tiergattung und Bezeichnung. eriisch 43^ Bullen: Saugkälber 4. -LZ »st ab- i lM Ai 5t 37-K Sri Lui Um lieber llie ar Herr Hofschauspieler A. Paul, eine edler, genialer feinsinniger Künstler, verdient uneingeschränkte Anerkev" für das, was er mit den ca. 400 Dresdner Damen Herren geleistet. Die Titelrolle liegt in den Handes Herrn Hofschauspielers Waldeck, der allerdings als N Adolf etwa zu groß sein dürfte, was aber keines' etwa störend wirkt. Die Königin wurde dargesM" Mo Ureu.' 1. feinste Mast- (Vollmilchmast) und beste 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) Scha se: Schlachtvtehpreife auf dem Dresdner Vieh""' am 17. September 1906. Marktpreise für 50 in MarÜ^j Uni !ke G »P In De 'M « M „I Dc W W Un „H Dei Da Dr Zu De Ml Kwis Ulsti § in i Ochsen: 1. s. vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachwertes bis zu 6 Jahren b. Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausge mästete — ältere ausgem. 3. mägig genährte junge, gut genährte ältere 4. gering genährte jeden Alters Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht wertes 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. Aeltere Masthammel 4. mäßig genährte Hamnlel und (Mcrzschase) Schweine: 1. s.) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuz ungen iw Alter bis zu 1Vi Jahren 1. b.) Fettschweine ab Hauptbahnhof zu erreichen ist. Jeder echt f, protestantisch Fühlende wird das Festspiel in griffenheit und ernster Stills verlassen, das Gustav st zeigt: „An Dichters Hand, von Poesie umgeben, der Gegenwart im vollen Glanz, zeigt, wie Glauben gibt sein Leben, für Luther, für des ^5- st 1. vollfleischige höchsten Schlachtwertes 2. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 3. gering genährte Kälber. 2. fleischige 3. gering entwickelte, sowie Sauen Ausländische Ausnahmepreise über Notiz. Von dem Austrieb sind l57 Rinder österreichtM'" ) kunjt. — Bei dem Austrieb sind 239 Ochsen ISd Kalben Bullen, 209 Kälber, 968 Schase, 1926 Schweine, » — Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben, mittel, bei Kälbem langsam, bei Schafen mittel und be> / der Hofschauspielerin Frau Arndt-Lorenz aus Nr, In welch' ausgezeichneter Weise beide Künstler M A gäbe erfüllten, bewies der anhaltende lebhafte N mitunter bei offener Szene. Doch boten auch versE ander Mitwirkende ganz hervorragende Leistungen. st- , besonders mächtig wirkten auch die Massenszenen, f ganze Aufführung ist ein bedeutender künstlerischer für den Frstspielverein, dem da vollends der Rein^ für protestantische Zwecke der Stadt Dresden bgi^ ist, ein immer gefülltes Haus zu wünW,^ Die Aufführung dauert etwa 3 Stunden uud Sonntags ^4, so daß Wilsdruff noch 7 Uhr 30^ Z-8 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht wertes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben k 'M wi »Hi Im Es langsam. iMsrsekembLebst empfiehlt Zschunke a-H js' Vaters unterworfen und auf den Besitz Mannes verzichtet. Das Leben bei den wandten aber muß wohl ein sehr unbE, . wesen sein, da sie dort ihr Talent für die sich heimlich ausbilden ließ und ihren Vater durch die Mitteilung überraschte, daß sie " entschlossen sei, Schauspielerin zu werden. , , 5 „Künstlerin also aus unglücklicher Mv - mir wahrhaftig immer interessanter, die " „Der Alte war außer sich, denn er/Zö jenen ehrenwerten Pfahlbürgern, denen ein Scharfrichter und ein Vagabund uE f-l? «.Jtn. gleichen gesellschaftlichen Rangstufe stehen- - Fluch und Verstoßung, und da Lucy, die geworden war, nichtsdestoweniger auf ihreist^ h,, sagte er sich in der Tat förmlich und Ur Ihr kleines mütterliches Erbteil wurde M " sh s lang eines Rechtsanwalts ausgezahlt, Las Stadtheater zu H. in ihr erstes MA § sie von meiner Sommerdirektion in Llevem« K» sie mich flehentlich, sie mitzunehmen, von ° Hoffnung beseelt, daß cs ihr vergönnt , den Augen des unbarmherzigen Vaters M , Lalentprobe abzulegen und ihn dadur - Künstlrrinnenberuf auszusöhneu. Du W U lerljü, abend selbst miterlebt, wie schmählich sie sich „Die arme Kleine! — Und der /iWh er noch immer Badearzt in Liebenthal r „Freilich! Auch er befand, sich si. Theater, und er mag nicht wemg erstau" H als er in der angeblichen Lucy Krone» „ e> »b e seiner Anbetung erkannte. Offenlmr auch jetzt noch lichterloh; denn als ersiiM,^.-^ Wiedersehensszene mit dem Bater oW" -ps ha sinken sah, kam er wie ein VerzwckeU- gestürzt, um seinen Beistand "nzubttten „g st eg H