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Sächsische Amts-, Anzeige- und Anterhaltungsblatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. Durch alle Postanstaltcn zu beziehen. PrännmerationSprciö vierteljährlich Iv Ngr. "M3 !^I'. 13.Acitiig, Len 1. April 1859. Verordnung des Ministeriums des Innern, die Legitimationen der im Königreiche Sachsen sich aufhaltenden französischen Staatsangehörigen betreffend, vom 14. März 1859. Während bisher für die im Königreiche Sachsen sich aufhaltenden französischen Staatsangehörigen die Vorschrift be standen hat, daß dieselben alljährlich bei der kaiserl. französischen Gesandtschaft die Erneuerung ihrer Pässe in Person nachznsuchen gehabt haben, ist neuerdings von der genannten Gesandtschaft zu thunlicher Vermeidung der mit jener Vorschrift verbundenen Kosten und Weiterungen die Einrichtung getroffen worden, daß diejenigen französischen Staatsangehörigen, welche sich bei der Gesandtschaft auf Grnnd ihrer heimathlichen Neiselegitimationen mit sogenannten, die französische Staatsangehörigkeit der In haber bekundcnten Eittregistrirun^s-Zcugliissen — uvrUstcats ll'iminutrieulutio» — versehen, von der alljährlichen Er neuerung ihrer Pässe entbunden fein ivllcii. Wenn nun demnächst auf den Antrag der mehrgcnanntcn Gesandtschaft beschlossen worden ist, die gedachten Einre- gistrirungS-Zeugnisse —. eertisteulg ll'iminutrienlution —, welche, ohne auf eine bestimmte Zeitdauer ausgestellt zu sein, den Namen, Stand und Gewerbe des Inhabers, den hicrländischen Aufenthaltsort desselben und seinen Geburtsort in Frankreich, außerdem aber die Anerkennung dcö JnbaberS als kaiserl. französischer Untcrthan enthalten werden, an der Stelle der Pässe, als für den Aufenthalt ihrer Inhaber in hiesigen Landen gültige Legitimationen anzucrkennen und behandeln zu lassen, so wird solches zur Nachachtung für die in hiesigen Landen sich aufhaltenden kaiserl. französischen Staatsangehörigen und die sämmtlichen Polizei behörden des Landes andurch bekannt gemacht. Dresden, am 14. März 1859. Ministerium des Innern. Frhr. von Beust. Weiß. Viel gelernt nnd Nichts vergessen! Wie das Ehrgefühl der Deutschen durch die (gelinde aus- gedrückt) so höchst unpassenden Noten des „Moniteur" ver letzt werden mußte, ist schon mehrfach in den Blättern aller Farben übereinstimmend gerügt worden. Dennoch dürfte spcciell jener Passus, „daß die Manner, welche des so vielfach in Deutschland sich kundgebcnden Patriotismus erwähnt haben, denselben auf Irrwege führten, — daß sic nichts „gelernt und nichts vergessen hätten," — noch nicht in das gebührende Licht gestellt worden seien! — Allerdings hat Deutschland nichts vergessen, am allerwenigsten jene Tage, welche „In Trance" selbst mit feurigen und blutigen Zügen in die deutschen Herzen eingeschrieben; Deutschlands Fürsten und Deutschlands Völker haben nicht vergessen die schmählichen Unterdrückungen, welche Deutschland in der Zeit der Ngpoleon'schen Inva sionen von den französischen Armeen und ihren Generalen zu erleiden hatte, bei der noch dazu oft pöbelhaftesten Behandlung (Civilisation verbreitend!). Sie haben nickt verges sen, daß beispielsweise nur in Tprol und dem Hcrzogthume Salzburg für die Generale an Tafelgeldcrn, verlangten Ge schenken und anderen Contributionen 54,982,077 Gulden, von Napoleon selbst in Oesterreich 100 Mill. Francs erpreßt, von Wien 2000 Kanonen und 100,000 Gewehre mit fortgeschleppt wurden. Die Erpressungen im übrigen Deutschland lassen sich in diesem Augenblicke mcht so beziffern; aber welche enorme Summe läßt sich mit Sicherheit annehmen, da Tprol und Salz burg, ein so kleiner Theil, schon mit fast 55 Mill, in Anspruch genommen wurden! — Vergessen haben ferner die Deutschen nicht die räuberische Besitzergreifung der Hansestädtc mitten im Frieden, ohne Kriegserklärung und irgend Traktate, Pit den damit verbundenen Vermögensaussaugungen und Zerstörungen alles Handels daselbst, nicht vergessen haben sie den Raub der Hamburger Bank, so wie das schändliche Benehmen Da- vousts in Hamburg im Jahre 1813, jene sogenannte von ihm dictirte Strafe von 48 Mill. Francs für den herrlichen Geist, der sich daselbst in jenem Jahre unter den dasigen Bürgern ge gen die schmähliche Unterdrückung ihrer Freiheit manifestine, jene Handlungsweise, die ohne den entferntesten Scheingrund von Recht Schanzarbeiten dictirte, die durch Davousts Edict alle Einwohner zu leisten gezwungen wurden, welche noch nicht das 60. Jahr erreicht, während zedoch auch Personen von über 70 Jahre», darunter Geistliche, mit Gewalt dazu hcrangczogen wurden! — jene Strafen, welche über diejenigen, die sich nur zu vier Personen in den Straßen versammelten (sogar auch Frauenzimmer!), und über ähnliche sogenannte Vergehen mit Erschießen und resp. Nuthcnpeitschcn oder fünfzig Stockschlägen (Verbreitung der Civilisation!) — durch jenen Tyrannen ver hängt wurden! Der Schaden, welchen Hamburg durch Na- turallieferungc», Gebäudeeinreißen und Mobiliarvcrlust erlitten, betrug, ohne den Raub der Bank, nahe an 72 Mill. Franco. — Deutschland hat auch insbesondere die Geschicke der Jahre 1805 und 1806 nicht vergessen. Warnend und lehrreich lebt es in seinem Gedächtnisse, daß nur die unglückselige Vereinzelung der deutschen Großmächte die Tage von ttlm und Jena herbei-: geführt und Deutschland so Mit dcmüthigie, daß.dcr Uebesinuth.