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Erzgebirgischer Volksfreund : 25.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192211253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19221125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19221125
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-25
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 25.11.1922
- Autor
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W— WMUUÄWm Unlerbitchuagm dcs N^chSftr- Sonnabend, den 25. November 1922 75. Iahrg Nr. 274 NeuMdlel geholt wird, wird anderweit hierüber verfügt werden. Der Dar »er Stadl. — PoNzelamr. Schwarzenberg, am 21. November 1922. AenslSdlel, Len 23. November 1922. Der Slaülrak . der DonnerstayLeLatt« nicht zu vevmelLen. Ls wird auf Antvax Ledebour (wilL) eine nochmalige Lesung Liefer Materie vovge- nommen werden. Der neue italienische Kurs gegen Deutschland. Paris, 23. Nov. Der „Matin" meldet ans Lausanne, daß Mus solini, bevor er Lausanne verlassen habe, den Journalisten erklärt habe: Deutschland kann zahlen und wird zahlen, wenn wir es verstehen, uns zu einigen. Die amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörde« können in den Geschäftsstellen des „Erzgebirgischen Bottsfreundes" in Aue, Schneeberg, Lößnitz und Schwarzenberg eingeseheu werden. Wir erinnern daran, daß Treppen und Saussluren vom Eintritt -er Dunkelheit an bis zur Schließung zu beleuchten find. Die Unterlassung -er Beleuchtung ist strasbar. Hierbei wird noch darauf hingewiesen, daß diejenigen, die dieser Anordnung zuwiderhandeln, unter Umständen auch weitgehenden Schadenersahansprüchen sich aussehen. Herabsetzung der Ententekommissionen. London, 23. Nov. Die „Times" melden, daß die Entente« kommissionen ab 1. Dezember um weitere 340 Mann der jet zigen Stärke herabgesetzt werden. Lediglich die Entwaff nung sko m m i ssi o n erhalte zum 1. Dezember eine Verstär kung von 8 englischen, 10 französiischen und 4 belgischen Offizieren. Diese Verstärkung sei notwendig, weil täglich mehr als tausend An zeigen über Verletzung der Entwaffnungsbestimmungen aus Deutsch-' land selbst dem Büro des Generals Rollet zugingen. — Täglich 1000 Anzeigen! Woher können sic anders stammen, wie von Deutschen! Welch ein Tiefstand der Gesinnung! Verlag L. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. Fernsprecher: 4lue «1, erpnt» (Amt Aue) <40, Schneeders 10, Schwarzenberg l». Drahtanschrift: Avi»freund Aueerzgebirg«. Berlin, 23. Nov. Das Schicksal des Kabinetts Cuno im Reichstage ist zunächst als gssichert zu bezeichnen, wobei der Nachdruck auf dem Wort „zunächst" liegt. Der „Vorwärts" hat ge stern mitgeteilt, daß die Sozialdemokraten keine Bos- heitspölitik treiben und die Taten der Regierung abwarten wollen. Die neue Regierung wird also in der morgigen Sitzung nicht niedergestimmt werden. Es ist sogar möglich, daß „zunächst" nur die Kommunisten gegen sie stimmen -werden und daß nur die erhebliche Zahl von Stimmenenthaltunaen die abwartende. Haltung des Reichstages charakterisieren werde. Die Sozialisten rechnen aller dings damit, daß ihnen die wirtschaftliche Politik des Dr. Cuno sehr bald Anlaß zu aktiver Opposition geben wird. Man darf mit großer Gewißheit annebmen, daß der Reichstag dem Kabinett Cuno das Vertrauen aussprechen wird, und zwar nicht bloß wieder auf negativem Wege, wie dies Dr. Wirth wieder holt genügen mußte, d. h. nicht bloß durch Ablehnung eines kom- munMschen-.Pkißtrauensootums. sand rn es wird m» positiver Vertrauens antrag gestellt werden, nicht von der Arbeitsge meinschaft als solcher, sondern von anderen Parteien. Fest steht be reits, daß die Deutsche Volkspartei ein Vertrauensvotum einbringen wird, ob sich dem die Demokraten anschließen und ob das Zentrum vielleicht erst bei der Abstimmung für die neue Regierung eintreten wird, ist praktisch belanglos. Die Sozialdemokraten aber werden zum mindesten nicht gegen ein Regierungsprogramm stimmen können, das sie noch vor wenigen Tagen gebilligt haben. lieber die Haltung der Dcutschnationalen Dolkspar- tei zum Kabinett Limo schreibt der „Lokalanzeige:", die Deutsch, nationalen würden unter keinen Umständen gegen das Kabinett Cuno stimmen. Man nehme an, daß sie sich der Stimme enthalten werden. Nach einer Information des Blattes von parlamentarischer Seite sei man sogar in der Deutschnationalen Volkspartci bereit, wenn es ir gend geht, das Kabinett Cuno zu unterstützen. Das Zentrum wird, wie „Germania" schreibt, seine Haltung nach rein sachlichen Gesichtspunkten einrichten. für dt« am NackmMag «NödUnm», Nommer bk varmlllag» 9 Uhr in den kanptaelchisk- Il.llen. Sin« «ewLhr sllr dl- Aulnadm« d« An,«ig«, am oorg«Ichrieb«nen Lpoe somte on bestimmter Sltlle wird »wt gegeben, auch nicht für bte Richtigkeit der durch Hern- Iprecher autg^ebenm Anzeigen. — FiirRLchgabe unverlangt eingefandler SchNfistück» übernimmt die SchritUeiking deine Verantwortung. - Unterbrechungen bce . 7 betriebes begründen bet»« Ansprüche. Sei Zablungsoerz«, und Ranbur» gelten Rabatt» als nicht vereinbart. H<mpr,el<hüs»-«ll«» in Aue, Löhnt», Schiierberg und Schwarzenbrrg. deutsche Reparationsnote vorgezeichnct, und wenn diese Politik wirk lich tatkräftig verfolgt wird, so dürften auch die rechtsstehenden Kreise .des deutschen Volkes dieser Regierung ein größeres Vertrauen ent- gegenbringcn, als sie es der Regierung Wirth zubilligen konnten. Es wird zuerst alles davon abhängen, in welcher Weise und mit welchem Programm Hr. Cuno am heutigen Freitag sein Kabinett dem Reichstag vorstellt und wieviel Stimmen der Volksvertreter er auf seine Politik vereinigt. Wir würden cs für möglich halten und cs angesichts der außerordentlich schwierigen Lage, in der sich unser Vaterland befindet, es begrüßen, wenn das Programm des Reichs kanzlers ein derartiges wäre, daß von rechts wie von links sich die Basis, auf der cr steht, nicht unbeträchtlich erweitert. - Treppe«- und KaussiurenbeleuchluNg. Schwarzenberg. Es» Protest de» Sultan«. E««f, 23. Nov. „Petit Journal" meldet, der Sultan habe von Malta aus gegen die Wahl eines neuen Kalifen bei der Nationakrer- sammlung und bei der Regierung in Konstantinopel protestiert. Di« drei alliierten Minister in Lausanne haben beschlossen, daß die Der- treter der Türken ihre Mandate von dem bisherigen Sultan als zu s Reibt Wren und weit« al» Beauftragte de« rechtmäßigen Sultan» zu oen Konferenzberatungen zuzula * enthaltend die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast und der Staatsbehörden in Schwarzenberg, Ler Staals- u. städtischen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werden außerdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Stadträle zu Aue und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. D«, »Orrs<NroNa>« D»Ik»sr«»»t- eUcketn! ligUL mst Aurnohm« d»r Tag« noch Sonn- und g-stt-yen. Anz<>s<npr«tö l«inlchlI«ßl.Anze>g«nsteu«): tm Amlsblo«. bezirk der Roum btt IIP. ColonUM» WMd. (Mamillen, onzeioen undSI«lIengeIucheL0WK.),ou5wSrIs40MK.. :m enilüche.r Teil die bvwr geil, 120 ANl., »uswöris 160 Md., im Nedlanieie» die PcMz«U- 120Md., aurwörls tSV Md. Poftichea-iidNto, Leipzig Nr. 12228. »rmetnde-Oiro-Sonio: Aue, Erzgeb. Nr. 70. und Demokratenlager mit der Ernennung des Volksparteilers Dr. Becker-Hessen zum Wirtschaftsminister. Und diese Unzufrie denheit wird in der Tat verständlich, wenn man weiß, Laß Becker sich bisher noch immer als ein entschiedener Gegner jeder Art von Zwangswirtschaft und aller von seinem Vorgänger Schmidt in Szene gesetzten Wirtschaftsexperimente erwiesen hat. Will da» neue Kabi nett die neue Linie, die zu Deutschlands Wiederaufbau führen soll, einschlagen, so hat es in Becker bestimmt die richtige Persönlichkeit für das Wirtschaftsministcrium erwählt, wenn auch nicht verschwie gen werden soll, daß man in den Kreisen der Wirtschaft ihn mehr als einen finanztechnischen Sachverständigen, Lenn als einen Wirt schaftsfachmann ansieht. Ihm zur Seite wird, wie schon erwähnt, der bisherige Syndikus der Düsseldorfer Handelskammer, Dr. Brandt, gestellt, der parteipolitisch als Demokrat abgestempelt ist, dem aber ein ausgezeichneter Ruf vorausgeht und der aus den Erfahrungen seines bisherigen Wirkungskreises gewiß die Bedürfnisse der produktiven deutschen Wirtschaft auf das Genaueste kennt. Das Wirtschaftsministerium wird nach Lage der Dinge im engsten Einver ständnis mit dem aus dem alten Kabinett übernommenen Neichs- finanzminister Hermes zu arbeiten habe». Man kann wohl sagen, daß das Bild dieses Mannes schwankt in der Tagesgeschichte und daß die ungünstige Beurteilung über ihn bei weitem die günstige über wiegt. Sein ^Verhalten in der Neparationsfraqe war nicht immer von wünschenswerter Klarheit und die allzu große Beliebtheit, die er bei der Pariser Presse genießt, zwingt dazu, seine Vorschläge und Anregungen auf das Genaueste zu überprüfen. Wiederholt sei darauf hingewiesen, daß er als ein entschiedener Gegner des Rapallo- Vertrages gilt und daß man ihm wohl nicht ohne Berechtigung nach sagt, daß er während hxr Konferenz von Genua gegen dieses Ab- kommen intriguiert hzdo. Wir sehen cs-voraus, daß cs zwischen ihm und dem steuernamcken Wirtschaftsminisier zu einem stillen aber zähen Kampf-um den Vorrang in der Politik kommen wird, bei dem wohl der neue Außenminister zuletzt den Ausschlag zu geben hat. Ueber Dr. v. Rosenberg kann nicht viel gesagt werden. Er ist einer der diplomatischen Beamten, die in der Zeit der Revolution sehr schnell den Boden vollendeter Tatsachen zu betreten wußten, und kann schon aus diesem Grunde nicht als eine besonders starke Cha- raktcrpersönlichkcit gelten. Wenn wir nicht irren, ging das Verbot einer Dortragsreise des Grafen Luckner in Schweben auf seine Ein wirkung zurück. Außenpolitisch hat sich also das neue Kabinett Samtpfötchen angezogen und unterscheidet sich, wenn die Persönlich keiten, die in Betracht kommen, sich mit den Höheren ihnen übertra genen Aufgaben nicht auch höher entwickeln, kaum von der Linie der alten Negierung. Von der alten Regierung ist weiter Ler Verkehrs- m ünstcr Groener übernommen worden, dessen Verdienste wahr lich nicht so groß sind, daß dies unbedingt notwendig gewesen wäre. Dafür hat aber wenigstens die Post in dem Bayer Stingl einen tüchtigen Fachmann als Leiter erhalten. Mit der Wiederernennung Dr. Geßlers zum Reichswöhrminister wird man schon aus dem Grunde einverstanden sein, weil cs notwendig ist, daß die ruhige Weiterentwicklung unseres beschränkten Militärwesens nicht durch politische Umstände gestört werde. Auch 'der Reichsavbeitsministcr Dr. Brauns dürfte im allgemeinen sich auf seinem wicdcrerlangtcn Posten bewähren, da die sozialistischen Hemmungen nun zum Teil wegfallen. Die Bottepartei hat den Eintritt ihres Abgeordneten Dr. Heinze als Reichsjustizminister in bas Kabinett gebilligt. Heinze gilt als eine etwas kompromißlerisch angelegte Natur, der zum lin ken Flügel der Pareti gchört und bereit» in der Fehrenbachregierung das Justizministerium inne hatte. Sollte er Dixkanzler werden, was zu erwarten ist, so würde die Linksncigung dieses Kabinetts da durch betont werden, - ... An den Persönlichkeiten gemessen, kann die Hoffnung, daß diese neue Regierung wirklich mit Entschlußkraft und Klarheit die not wendige neu« Linie einschlaaen wird, nicht gerade groß fein, -och ist -ie Politik he, Kabinett« in großen Zügen bereit» durch di« letzte Polnische Ucbergrisse und kein Ende. Mit welchen Mitteln die Polen gegen alles Deutsche vor der Abstimmung in Oberschlesien grbeiteten, ist in der Oeffentlichkeit ost geschildert worden. Dor keiner Brutalität schreckten Lie Polen und auch nicht einmal ihre Behörden zurück. Der Zweck heiligte, die Mittel. — Noch heute aber, lange, nachdem die Polen ihr erstrebte» Ziel erreicht haben und ein großer Teil des blühenden deutschen In dustriegebietes in ihren Besitz übergegangen ist, besteht die Rachsgier der Polen fort, und immer von neuem werden Klage- und Hilferufe leitens der Bewohner laut. Alles, was deutsch denkt und fühlt oder auch nur in einem solchen Verdacht steht, wird in brutalster Weise mißhandelt und ohne Grund gestraft. Beispiele dafür ließen sich zahllos anführcn. Wir greifen aus der Fülle des Tatsachenmaterials nur einige Fälle jüngsten Datums heraus: Mitte September d. Zs. drangen unter Führung des berüchtigten Kuzma vier polnische Banditen in die Wohnung eines „polnisch" gewordenen Deutschen namens Merge in Laurahütte ein und mißhandelten ihn in ge meinster Weise mit einem Knüppel. Als sich Ler Deutsche an die Polizei wandte und um Hilfe gegen diese Rohlinge bat, wurde ihm erklärt: „Das ist Ihnen ganz recht, denn Ihr seid doch all« Orqesch". Obwohl die Namen der Uebcltäter der Behörde genannt wurden, nahm sie keinerlei Veranlassung, gegen die Banditen vorzugehen, sondern vielmehr schickte sie den mit Recht Klagenden unter Hohn fort. Lin zweiter Fall, der an Roheit den ersten übertrifft, ereignete sich am selben. Tage, ebenfalls in Lauvahütte. Drei Banditen, wieder unter Führung des Kuzma, drangen während des Unter richt in di« Klaffe des Lehrers Janik ein und fragten, ob er deutsch unterrichte. Als der Lehrer diese Frag« besaht«, schlugen die Polen in rohester Weis« mit Knüppeln aus ihn ein und förderten ihn auf, innerhalb 24 Stunden Len Ort zu verlaffen. Naß die Polen selbst gegen Frauen und Kinder in gefichlsrohvstor Weise vovgehen, beweist fönendes Vorkommnis: Lin Polizerixamter in Laurahütte forderte am Vormittag auf offener Straß« ein« Frau Ochmann aus, mit ihm zur Wache zu gehen. Ihr Hinweis, -aß kleine Kinder auf sie in ihrer Wohnung warteten, half Hr nichts. Auf Ler Mache wurde Hr ein von zwei halbwüchsigen polnischen Mädchen unterschriebenes Protokoll vovgelogt, nach dem ausgesagt worden war, daß Fvau Ochmann öffentlich den Airsdruck „polnisches Schwein" gebraucht habe. Fvau O. bestritt dies ganz entschiaden. Man ließ sie jedoch nicht sprechen, sondern drohte ihr mit Schlügen. Auf ihren Einwand, sie könne das polnisch abyemßte Protokoll nur schlecht lesen und verstehen, wurde sie- unter Androhtmtz vor Schlägen zum Unterschreiben gezwungen. Ihr wurde sogar gesagt sie würde, falls sie nicht unterschreibe, erschossen. In ihrer Angst und aus Sorge um ihre kleinen Kinder unterschrieb die Frau. , Sollte es wirklich nicht möglich sein, diesem schamlos brutalen Treiben der Polen ein Ende zu bereiten? Russischer Trinkfpruch auf Deutschlau-. Moskau, 23. Nov. Zn Ehren de» Musikprofeffors Fried sank gestern in der Gesellschaft der Kunstfreunde ein Festessen statt, bei dem Ler als Ehrengast anwesende Tschitscherin das Wort ^u ein«, ganz besonders herzlichen, in deutscher Sprache gehaltenen Rede aus den deutschen Botschafter und da» von ihm vertretene deutsche Doli ergriff, dessen Ringen wie das des russischen der Schaffung neuer Kulturwerte für di« Zukunft der Menschheit gelte und eine lange herzliche Zusammenarbeit beider Völker auf allen Gebieten gewähr leiste. Französische Bedenken. „Der „Temps" stellt zur endgültigen.Bildung des Kabinetts Cuno fest, daß es den Alliierten gewisse Besorgnisse einzu- floßen vermöge. Es sei eine Mindcrheitsregierung, während Deytsch- land zur Wiederherstellung seiner finanziellen Läge gerade die Eini gung aller seiner Kräfte bedürfe, und es sei eine Nechtsregierung, während für Lie Ruhe Europas imd namentlich des deutschen Volkes gerade die Befestigung der deutschen Republik unerläßlich sei. Das Blatt glaubt, daß Cuno in der Neparationsfrage die Ver antwortung für die letzte Note des Kabinetts Wirth nicht überneh men werde. Diese Note sei ohne praktischen Wert, da sie, anstatt Zahlungen zu versprechen, sich mit der Forderung von Dar lehen begnügt habe. Von Cuno, dessen Kabinett das eigentliche deutsche Kapital vertrete, erwartet der „Temps" zu hören, wie und wann er dieses Kapital zur Bezahlung Ler Rcparationsschulden flüs sig zu machen gedenke. Ein Ministerium unter dem Vorsitze Cunos, dem in der Person Beckers ein entschiedener Vertreter der groß- industriellen Interessen angehöre, könne sich nicht in unbestimmten Formeln bewegen, sondern müsse bestimmte Angebote bringe», wenn cs Vertrauen «inflößcn soll. Reichslagsslimmungsbild. Der „Lückenbüßer", Lie neue Geschäftsordnung, mußte auch für Lie spät begonnene Donnerstagsitzung Len Deratungsstoff abgelbcn, weil die programmatische Vorstellung Ler neuen Negierung auf Len Freitag verschoben worden ist. Da vom Standpunkt Les Patzlamcirts aus einer guten Geschäftsordnung Lie Bedeutung einer Lebensfrage -uzuerkennen ist, wäre es freilich erwünscht gewesen, daß Liese aus einem eigenen Ausschuß hervovgegangene, dort sorg fältig ausgearbeitete Refovmvorlage nicht in so abgehacktem Plenar verfahren und vor allem nicht bei so spärlicher Besetzung Les Hauses zur Beratung golangt wäre. Welch letzteres sich allerdings au» Ler überragenden Beschlagnahme des Interesses Lurch Len Kabinetts- wechsrl erklärt. Noch' nicht die Hälfte der langen Paragraphentette hatte -Ler Reichstag hinter sich gebracht, als cr am Donnerstag Lie Erörterungen darüber fortsetztc. Und Lie Aussicht, an diesem Tage mit Ler Materie zu Ende zu kommen, mußte oerina erscheinen, zu mal beispielsweise noch Lie so wichtige Frage oer SitzungsLffztplin, in Ler Lie Würde Ler Volksvertretung verankert ist, in Ler Beratung aueskmL. Man kennt ja Lurch Lie Vorgänge von Widersetzlichkeit zur Genüge in Ler Oeffentlichkeit Lie parteipolitischen -Kreis«, Li« ein unabweisbares Bestreben auf Stärkung der Reichstags- PrästdialgewM herausgefordert heben. Und man gewärtigt wphl mit Recht eine temperamentvolle Aussprache auch im Plenum über Liese Angelegenheit, nachdem schon im Ausschuß «in hitzig«» Für >mL Wider sich abgespielt hatte, ja sogar ein Unterausschuß bemüht wovde» war. bemerkenswerte Einzeltzetten waren von Die neue Linie. Man schreibt uns: Nachdem der bisherige deutsche Gesandte in Kopenhagen, Dr. Rosenberg, die Berufung zum Leiter des Auswärtigen Amtes angenommen hat, und nachdem nun auch endlich Staatssekretär Hirsch seinen Posten im Rcichswirtschaftsministerium seinem Nachfolger, dem bisherigen Syndikus der Düsseldorfer Handelskam mer, Dr. Brandt, freigegeben hat, hat das neue Kabinett unter Führung Cunos die Reichsgeschäfte übernommen. Wenn es auch ausdrücklich als eine über den Parteien stehende Regierung auftritt, so zeigt schon die Auswahl der leitenden Männer, daß cs sich vor nehmlich auf die in der Arbeitsgemeinschaft vereinigten bürgerlichen Fraktionen, auf das Zentrum, Lie Demokraten und die Deutsche Dolkspartei zu stützen gedenkt, wobei «s unverkennbar ist, daß man offenbar die Hoffnung hegt, in der weiteren Entwicklung auch die Sozialdemokratie wieder hcranziehen zu können, und demnach hat man einige Ministcrposten mit Platzhaltern besetzt. Platzhalter in erster Linie dürfte dcr neuerdings ernannte Minister des Innern, der Demokrat Oeser, sein, der sich von der preußischen Regierung von seiner Stellung als Landeshauptmann Ler Provinz Sachsen auf vier Monate beurlauben ließ. Er findet dcnw-auch von links her die denkbar beste Presse und selbst der „Vorwärts" stellt mit Be friedigung fest, daß er ein „ehrlicher Republikaner" sei. Man wird ihm also von rechts her mit einigem Mißtrauen gegenüber treten dürfen, obwohl sein Neffort heute nicht mehr über die Machtvollkom menheiten verfügt, di» ihn in den Stand setzten, zu einer Gefahr für gesamte bürgerliche Kabinett zu werden. Die Exekutive der inneren f Verwaltung liegt in der Hauptsache. Reichs- Minister Les Innern hat vornehmlichlvie Aufgabe, senBerkehr des Reichspräsidenten mit den verfassungsgemäßen Stellen und mit „sei- nem Volke" zu regeln." Sehr unzufrieden ist man im roten, rosaroten
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