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Erzgebirgischer Volksfreund : 06.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192212066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19221206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19221206
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-06
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 06.12.1922
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die letzt» Lchähung 6er Veodnktnbezüg« bringt, kn s8mkkich«n Lammen'Lrbatetlvs angenommen; -er and«». In dem «in neuer Anleihebedavf für da» «4 MiMavd«>»Defi»it aufMetat wird, dem Hau^haltamschuh überwipken. Die Sorge um Erhaltung der KriegergrLd«r -au» dem Weltkrieg ist »um Dogenstand «ine» besonderen (besetze» gemocht worden. Er «in« an den R»cht»au»> schuß: die Novelle »um Lichtspielgesetz an den Bildung»- ausschuh. Da» -au« -wandte sich dann der W-ttetbevatung der neuen Geschäftsordnung zu. Di« Aküsprache bogonn bei den vom Ausschuß vovgeschlagenen neuen Bestimmungen über die Redeordnung. Man will die Redvbauer auf Dreiviertelstunden beschränken und sie nur für bestimmte Beratungen verlängert wissen. Die Kommunisten liefen «egen die Beschränkung Sturm. Man setzte di« Abstimmung aus um» ging zu den OrLnungsbestim» mungen Wer, wo abermals kommunistischer Prötest etnsetzte. Den Kommunisten, die durch ihr Verhalten die Neuerung erst heraus, gefordert Haden, passen die in, Aussicht genomnrenen Bestimmungen nicht: Wortentziehung, Ausschluß von den Sitzungen, auch in den Ausschüssen, di» zur Dauer von 2d Togen. Hierin sehen sie «inen Akt parlamentarischer Selbstentmannung. Abg. Dr. Kahl (D. D.) nahm für Len Reichstag in Anspruch, daß in sem-e Hand di« deutsche Würde gegeben sei, die «r zu wahren habe. Hatte der Präsident WUersi Ordnungsrufe gegen dis kommunistischen Lärmmacher ge richtet, so nahm, er schließlich davon Abstand,- weil «r sie für wirkungslos erachtete. Beweis genug für di« Notwendigkeit schärferer Sitzungsdisziplin. Die Abstimmung wurde auch hier ausgesetzt. . ) Di« Meekengevifrage. Lausanne, 4. De». Heute fand di« «rste Sitzung der Konferenz über die Meerengen frage statt. Au Beginn der Sitzung ließ sich Lord Curzon Tschitscherin vorstellen, mit dem er sich einige Minuten untevhielt. Don den Vertretern der Uferst-aoten des Schwarzen Meeres sprach als Erster Ismid Pascha, der nur eine kurze Erklärung abgob, in der er an die wesentlichen Bestim mungen des nationalen Paktes von Angora erinnerte. Hieraus verlas Tschitscherin seine Rode über di« grundsätzliche Haltung Rußlands und seiner Verbündeten in der Meer engenfrage. Ismid Pascha schloß sich den Ausführungen Tschitsche rins an. Die rumänische Vertretung sprach sich für die frei« Durchfahrt sowohl von Handels^ als auchvon Kriegsschiffen und für die Entmilitarisierung der Meerengen aus. Die bulgarische Delegation forderte nur die frei« Durchfahrt der Handelsschiffe. Die griechische Abordnung gab keine Erklärung ob. Lord Curzzn sagte, -di« Erklärung Rußland« Hobe den Anschein erweckt, als ob Rußland nicht nur Georgien und di« Ukraine, son dern -auch die Türkei vertrete. Tschitscherin verlangte, daß nunmehr auch die Alliierten Aufschub über ihre Auffassung gäben, da es gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung verstoße, weim sie sich ihr« Stellung noch vorbahielben. Lord Curzon antwortete, daß die Alliierten sich heute abend schlüssig werden würden. , Der Scheidemann-Prozeß. Leipzig, 4. Dez. Heute begann vor dem Staatsgerichtshof zmn Schutze der Republik der Prgzeß gegen den Kaufmann Huste rt aus Elberfeld und den Landwirt Oehlschläger aus Althausen, beides junge, im Anfang der 20er Jahre stehende Loute, Lie am Pfingstsonntag dieses Jahres auf -dem Wege von Kassel nach Wil- helmshöhe das bekannte Attentat auf den Oberbürgermeister von Kassel, Scheidemann, verübt haben. Da der Angeklagt« Hustert, der Scheidemann die giftige Blausäure ins Gesicht spritzte, sich offen zu der Tat .bekannt und unumwunden eingestanden hat, Laß er gemeinsam mit Oehlschlägel den Oberbürgermeister Scheide mann zu töten beabsichtigt und das Attentat monatelang vorher geplant und erwogen hat, vermochte dis Verhandlung nicht das Interesse zu erwecken, das viel« Besucher sich von ihr versprochen hatten. Nach dem Motiv ' der Tat befragt, sagte Hustert, sie hätten Scheidemann beseitigen wollen, weil sie ihn für den Urheber all des Unglücks hielten, das mit der Revolution über Deutschland gekommen sei. Scheidemann habe die Revolution vor bereitet, die Meutereien in der Marine seien sein Werk, ebenso der Sturz des -Kaisers. Dann habe er sich von jeder Verantwortung gedrückt. — Nack) dem offenen Geständnis Husterts kam es dem Dovsitzenden offenbar nur noch darauf an, etwa vorhandene Be ziehungen der Attentäter zu Hintermännern, wie Korvettenkapi-tän Ehrhardt und die Organisation Consul, aufz-udecken. Er glaubte, auf solche Beziehungen schließen- zu sollen, namentlich weil den beiden Angeklagten verhältnismäßig -große Geldmittel, etwa 40 000 Mark, zur Verfügung standen. Doch gelang es weder ihm, noch dem Obervsichsanwalt, obwohl sie sich -alle erdenkliche Mühe gaben imd nicht locker ließen, aus den Angeklagten -auch nur die Spur eines Geständnisses nach dieser Richtung hevauszubekommem Beide blioben mit -aller Bestimmtheit dabei, daß bei der Tat und ihrer Vorbereitung sie -allein beteiligt gewesen seien. In der Nachmittagsverhandlung wurden die Zeugen und Sach- verständigen verhört. Oberbürgermeister Scheidemann entwarf, eben- b wie seine Tochter Luise, ein sehr lebhaftes und dramatisch beweg tes Bild von dem Ucberfall. Scheidemann trat dabei der Behaup tung entgegen, Laß er blindlings in Lie am Tatorte versammelte Menge hineingeschossen habe. Er stellte fest, daß im Augenblick der ^at außer seinen Angehörigen und denAttentätekn kein Mensch an- vesend gewesen sei. Bei seiner Vereidigung ergab sich ein kleiner Zwischenfall. Scheidemann erklärte, er wolle den Eid nicht in reli- jiöser Form leisten. Der Vorsitzende sprach ihm den Eidestext vor, Köln, 4. Dez. Die Bereinigte sozialdemokrati sche Partei, die Zentrumsportei, Vie Deutsche de mokratische Partei, die Deutsche Dolkspartei und die Deutschnatiönale Dolkspartei erlassen einen Auf ruf, in dem sie gegen dieRheinlanbspläneFrankreichs protestieren. Düsseldorf, 8. Dez. Die Direktion Ler Leverkusen«- Farbwerke hat von Lem sozialdeanokratischen Regierungspräsidenten Grützner di« Genehmigung «Halten, vorübergehend die neun stündig« Arbeitszeit «inzuführen. Ludwigshafen, 8. Dez. Die Besprechungen zwischen den Ge werkschaften und Ler Direktion der badischen Anilin- und Soda» fabrtken über Li« Beilegung des Streiks haben kein greifbares Er gebnis gezeigt. Die Verhandlungmöglichleiten sind stark erschwert. In Lamprechts -ist der Sympathiestreik für Len wilden Lud wigshafener Streik zusammengebrochen. I Oerlttche Angelegenheiten. Minister und Beamte in Sachsen. Unter dieser Ueberschrift schreiben die „L. N. N." unter anderem: Je ein Vertreter des Staatsbcamten- bunbes, des Sächsischen GemeinidvbeamtenbunLes und des Sächsischen Lehrervereins erbaten am 24. November eine Unterredung mit dem Finanzminister Heldt, um die Vorauszahlung der Dezembergehälter zu erwirken. Nach mehrmaliger Abwei sung durch den Botenmeister Les Ministers wurden die Vertreter der großen Bcamtenverbände endlich vorgelassen, aber in Ungnade empfangen. In dem Bericht der Beamtenverbände heißt es wörtlich: „Der Minister ließ uns stehen und fuhr uns an, ohne unsere Vorstellungen zu beachten und uns sonst zu Worte kom- men zu lassen: „Ich bin sehr ungehalten darüber, daß Sie von Minister zu Minister laufen, und diese Männer von der Arbeit abhalten. Ich habe Sie nur hereinkom men lassen, um Ihnen bas zu sagen." — Wir versuchten, ihm den Zweck unseres Kommens klarzulegen, wurden aber dabei fortge setzt vom Minister unterbrochen. Schließlich erklärten wir ihm, daß es das gute Recht der Gewerkschaftsvertreter sei, wegen einer bei der gegenwärtigen Notlage so außerordentlich dringen den Angelegenheit die Minister persönlich aufzusuchen." Aus dem Bericht geht dann weiter hervor, baß Ler Minister die Rede -er Beamten fortgesetzt kurzerhand abgeschnitten hat. Unter sicherem fragte er, woher sie erforderlichen zwei Milliarden Mk. genommen weÄen sollten. Nach einem Hinweis auf die Un- zulänglichkeit der Gehälter betonte der Minister scharf, daß er sowohl ein Gegner der vierteljährlichen Gehaltszahlung, wie auch jeder anderen Vorauszahlung der Gehälter sei und zwar schon deshalb, weil er das, was er den Beamten zu- gestehe, nicht Len Arbeitern und Angestellten vorenthalten könne. Die Beamten seien ohnehin besser gestellt als die Arbeiter und Angestellten, denn sie erhielten ihr Gehalt bereits vier Wochen im Voraus, also für eine Zeit, für die sie noch gar nichts geleistet hätten, während der Arbeiter erst 14 Tage umsonst arbeiten müsse, ehe er Lohn erhalte. Es sei «ine Ungehörigkeit, immer bei Le» Ministern herumzulaufen und sie von Ler Arbeit abzuhalten. Wört lich schreibt der Bericht zum Schluß: „Dann brachen wir die unerquickliche Aussprache ab und ver ließen das Ministerzimmer, dessen zahlreiche schöne Polstermöbel der Benutzung durch Lie Vertreter Ler sächsischen Beamten- und Lehrerschaft seitens des Herrn Finanzministers für zu schade ge halten wurden. Während unseres Herausgehens sprach der Mini st er in erregtem Tonenoch wei ter aufuns. Das letzte Wort, das wir vernahmen, war „ un - erhört". Keiner von uns Gewerkschaftsvertretern, die wir hoch fast täglich im Verkehr mit Parlamentariern und Negierungs- Vertretern stehen, konnte sich entsinnen, jemals in einem solchen Schulmeisterton behandelt worden zu sein." Das Vorgehen des Ministers gewinnt noch an Bedeutung, wenn man -bedenkt, daß gerade die Vorstände dieser Beamtenverbände der sozialistischen Regierung zumindest recht wohlwollend gegenüberstan- den. Vielleicht kommt man jetzt in diesen Dorstandskreisen zu einer Auffassung darüber, wo ihre Freunde sitzen. Inzwischen hat das Gesamt Ministerium da- Verlangen der Beamtenschaft auf Vorauszahlung des gesamten DezemLergehalts abgelehnt. Wegen der Einführung der vierteljährlichen Gehaltszahlung sind „Erwägungen" in Aussicht gestellt worden. ck * Der Kulturkampf 1« Sachsen- Am Sonntag fand in Dresden ein« groß« Katholikenvers-ammlun-g statt, -di« sich gegen Lie Fleißnerschen Schulerlasse richtete. Der Vorsitzende Ler kaths- lichen -Schulovganrfat-io-n, Mehring, teilte mit, Lie Reichsrsgierung schloß aker — a«wahnheitsa«m8ß — mit den Worten: so wahr mir Gott helfe! Smidtwann stutzte einen Augenblick, sprach aber doch die Worn: »so wahr mir Gott helfe?" nach. Dann machte er lä chelnd ein« -andbewegung, al» ob er sagen wollt«, e» sei ihm völlig gleichgültig, ob er den Gid so oder so leiste. Der Sachverständige, Geheimer Medizinalrat Dr. Heinemann au» Kassel, bekundet« nach längeren wissenschaftlichen Ausführungen, daß da» Quantum Blausäure, da» di» Gummispritze enthielt, unbe dingt tödlich gewirkt haben würde, wenn nicht besonder» glückliche Umstände die Wirkung abgeschwächt hätten. sich«, «i« sich au» kürzlichen Besprechungen mit einigen Reich»« muristeri«» ergeben hab«, auf Lem Standpunkte, Laß Lie Feterta-,- verordnung Fleißner» «inen Bruch der Reich,v«rfassu«E darstell« und werd« sie, wenn Li« sächsische Regierung nicht nach- «b«, vor Len Staatrgrricht»hof bringen. Man «erde also Lem Schulbesuch an katholischen Feiertagen auch weiterhin verweigern. Drr Hauptredner Lustizrat Dr. Schräm bgens-Lsipziq betont», Lab am 8. Dezember (Maria Empfängnis) auch kein Katholik Kin Kina in di« Schule schicken werde. Dir Feiertags-verordnung Le« sächs. Kultusministerium» sei aus rechtlichen Gründen ungültig. Ver schiedentlich sei den Schülern höherer Schulen amtlich mit«teilt wvrüetr, daß ihre Entlassung verfügt werden müsse, wenn sie künftig Ler Schule an einem katholischen Feiertag fenLleiben. Ueber Ent lassungen haben -aber Lie Lehrerkollegien autonom zu entscheiden? und nicht -das Kultusministerium. In Leipzig Habe «in Ähre» koll-ogium bereits beschlossen, daß eine Entlassung nicht in Frage komme. ' * Herr Fleißner wird dmaoouiert. Nach Mitteilung Ler „Sächsi schen Volkszeitung" hat das Reichsministerium des Innern der säch sischen Regierung mitgeteilt, daß ihre Verordnung bezüglich des Schulbesuches an staatlich nicht anerkannten Feiertagen mit de» Reichsverfaffung in Widerspruch steht. * * Erhöhung der Landtag-diäten. Dem Landtag wird für -dis nächste Sitzung «ine Vorlage der ^Regierung Wer Lie Festsetzung der Aufwandsentschädigung für di« Lan-dtagr-abysovdneten Mgehrn, -di« ein« erhebliche Erhöhung gegenüber dem bisherigen Satz« bringen wird. " Ein Landesschulbeirat? Di» Landtagsabg-ro-rdmi-s Frl. Dr. Hertwig (D. Dpt.) hat im Landtag folgenden Antrag gestellt: Der Landtag wolle beschließen, Lie Regierung zu «vsuchen, einen ständigen Landesschulbeirat, Lessen Bildung vom Kultusministerium schon im Jahre 1SL0 geplant war und der au» Vertretern -aller Schwarten bestehen soll, sobald als möglich, sicher aber noch vor Beginn Les nächsten Schuljahres, zu berufen. " Die neue Postgebühreuerhöhung. Der^Reichsrat nahm dis Erhöhung der Postgebühren zum 18. Dezember an. Von den be reits bekannten Beschlüssen des Vcrkehrsbeivates, die im allgemeinen auf -ein« Verdoppelung Ler -bestehenden Sätze hinausgehen, sind Lie Ausschüsse nur in zwei Punkten abgewichen. Mit Rück« sicht auf Lie bei der Industrie noch vorhandenen umfang reichen Bestände sollest Ansichtspostkarten wi« bisher behandelt werden. Bei den Fernsprechgebühren ist «in Teuerungs» zuschltm von 2900 Prozent beschlossen worden. Der Fernbrief wird künftig kosten: in Ler gewöhnlichen -Gewichtsstufo 28 Mark, in der -höheren -Stufe von 20—100 Gr-mmn 35 Mark und über 100 bis 250 Gramm 45 Mark, die Fern poft-karte 15 Akar!, der einfache Ortsbrief 10 Märk, in Len höheren Stufen 15 und 25 Mark, di« Ortspo st karte 5 Mark. * Die maiigelnde Zuckerversorgung. Vom Abg. Schmidt (D. B. P.) ist im Landtage folgende Anfrage cmgegangen: Die Bestimmungen des Reiches über den zwangsläufigen Verkehr mit Mundzucker im Wirtschaftsjahr 1922/23 gewährleisten jedem Versorgungsberechtigtvn vom 15. Oktober bis 30. November d. I. 3 Pfü. Zucker. Nach Mit- reilung Ler sächsischen Regierung ist die für die Versorgung Sachsen, ausreichende Menge Mundzucker, von den Raffinerien zur Abliefe rung gekommen. Ist der Regierung bekannt, daß der Kleinhan del in völlig ungenügendem Maße mit Zucker beliefert wurde, so daß weite Kreise der Vcrsorgungsberechtigten das ihnen zustehendo Quantum nicht erhalten konnten und kann sie Auskunft darüber ge« den, wo der von den Raffinerien zur Ablieferung gekommene Zucker geblieben ist? Was hat sie getan und was gedenkt sie zu tun, damit die unversorgt gebliebenen Versorgungsberechtigten den ihnen zu« stehenden Mundzucker noch erhalten? ' Größere Einfuhr von Gefrierfleisch. Zkach einer Meldung Le» Nieuwschen Rotterdam-scheu Courant ist in der > vorigen Woche zwischen einem -argentinischen Fleischausfrchr-Konzetn und -einem deutschen Syndikat «in Liefevunasko-ntvakt zustandsgekommen, wo durch di« Ausfuhr von Gesrierftsisch von Argentinien nach Deutsch land gefördert werden soll. Das deutsche Syndikat verfügt Derkaufsladen ln ganz Deutschland, Oesterreich und der Tschecho slowakei. Die Gefriefleischtvansports von Argentinien nach Deutsch land sollen im L-aufe Lee Monats Dezember ihren Anfang nahmen. ' Regierrmgsmaßmchmr» gegen die Milchfälscher. Da die MiilH- verfässÜMtgen bedauerlicherweise einen solchen Umfang angenom men haben, daß sie zu einem allgemeinen Notstand geworden sind, Lem die Nahrungsmittel-polizsibohovden besonders in den Städten -und Jnduftrieg-sgenden machtlos gegenüberstehen, hat die Regie rung den AsntÄauptm-annschaft-en dringend anheirwgogeben, die Bekämpfung Ler Milch-verfälschungen dadurch zu unterstützen, daß sie die Nahrungsmittelpolizsibehördn der Städte und sonstiger; Verbraucherzentren für Milch ermächtigen, durch ihre Beamten Len Milch-verfälschungen Lis zum Orte der Verfälschung nachzugehen. Dies sei am besten dadurch möglich, daß dis Amtshau-ptmannsch-aften auch die Polizeibehörden der Städte -auf Antrag insoweit vis Hilfs- organe ihrer eigenen Nahrungsmittülpolizei anerkeimen. ' Abermalige Verdoppelung des Bierpreises. Die 07 in Deutsch land bestehenden Dvauereiverbände haben beschlossen, ab 4. Dezember die Bi erpresse um 100 Prozent zu erhöhen. Da« bedeutet für das .bi er trinkend« Publikum natürlich ebenfalls eine Verdoppelung des Brerpretses. " Weihnachtsspende für Deutschland. Di« New Yorker Staats- zeitung hat zur Linderung der Not in Deutschland eine Weihnächte- sammlung emgeleitet, Ler sich die mit ihr verbundenen Matter an- Die Jagd nach dem Glück. Roinan von Hans Schulze. (Nachdruck verboten.) (5. Fochetzung). 3. Dar Wetter war im Laufe des Tages unigeschlagen; seit 4 Uhr rieselte ein feiner Regen unablässig herab. Die Abenddä" -runy brach früh herein. Zn schweren Swader» wogten die Rcgennvbel am Rande d«s Tiergarten, hin -und her. Die Devdrcke Ler Droschken und Prioatkupees- glänzten vor Nässe. Auf dem Asphalt hatte sich das Wasser bereits zu kleinen Bächen angesammelt, in denen sich die stumpfen gelben Lichtflecke der Laternen in zitternden Reflexen widerspiegelten. Eine nervöse Unruhe hatte sich nach der Aussprache mit Georg Lizzie» bemächtigt. Das Diner war ziemlich still verlaufen. Der Kommerzienrat hatte sich, anscheinend ganz in geschäftliche Angelegenheiten vertieft, an der allgemeinen Unterhaltung fast gar nicht beteiligt; Alfred war überhaupt nicht zu Disch erschien«». Auch der Besuch -per Kunfdausstrllung, nach Ler sie mit Georg schließlich hinausgefahren -war, hatte Lizz-i« He seeltsch«» Gleich gewicht nicht w-tederzugoben vermocht. Das Regengrau tätet« jod« Stimmung. Die weiten Bildersäle öde -und verlassen in fahler Beleuchtung; in den Anlagen ein -paar Dutzend Menschen, trübselig unter ihren Schirmen einherschleichend; Lie Militärkapellen mißvergnügt und gelangweilt ihr Programm heruntertastend. So hatte sie schließlich- auf d«n Ausstellungspark verzichtet. Georg war mit L«r Stadtbahn noch einmal nach Berlin hineinge- fahren, um alte Bekannte aufzusuchen, während Lizzie in ihrem Kupce direkt wieder nach Hause zurückgekehrt war. Daheim fand sie ein« telephonische Benachrichtigung ihr«, Gatt«» vor, Laß «r bitte, ihn w«yen zu großer Arbeitslast vom Abendessen gü di»prnst«r«n: bald danütk klingelte «uh Moch «h daß der tägliche Morgenritt für einige Zeit aussallen müsse, da er im Interesse Ler Fabrik für den Rest der Woche zu verreisen go° zwungen sei. In sichtlicher Verstimmung kam Lizzie um 8 Uhr nach dem Speisesaal. Käthe war nachmittags in Ausstattungsangelogerrheiten zu Gerson gefahren und noch nicht zurilckgekshrt. So saß denn -die junge Frau ganz allein in dem weiten Raum. Sie berührte kaum etwas von den ausgetragenen Speisen, schickte die meisten Platten sofort wieder hinaus. Dann begab sie sich mit plötzlichem Entschluß wioder nach ihrem Ankleidezimmer und rüstete sich abermals zum Ausgange. Es regnet« noch immer in Strömen, als sie jetzt voM Tiergarten her in di« Frisdrich-Wilhe-lmstraße einbog. An Ler Ecke der Kaiserin AiHustastrafe nahm sie «in«n Taxa- meter und gab Lem Kutscher als Ziel der Fahrt Len Dellealliancs- platz an. Dann lehnte sie sich in Li« weithin Kiffen zurück, während die Droschke in gemächlichem Trab« am Kanal entlang ratterte, Lessen trätz«, schwarze Fluten sich unter den breiten Arsten der Kastanien Llesschwer üahinschoben. Zuweilen sprühte der Reg« kn seinen Spritzern unter dem hrrabgischlagrne« B»rd«ck herein und Wnzog Lizzie» dicht« Schkeier wie mit blitzendem Brillantstaub. Unter den halbgeschlossenen Lidern sah sie welker nicht» al» di« Umriss« -er massigen Figur L«» Kutscher» auf dem hohen Bock mit Ler -wippenden Peitsch«. Sie achtete nicht Ler blendenden Achterreihen L«r Potsdamer Straß«, Lie jetzt in kaleidoskopartigem Wechsel an den Derdrck- vffnungen rechts un» link» voriiberzogen. Erst al» kurz vor dem Anhalter Bahnhof der alt« Droschken» gaul in plötzlicher Verwirrung vor einem der mächtig hevanwuch- tenden Wagen der Ringbahn mit erschrecktem Satze jäh zur Seit« sprang, f-ichr sie ans ihren Sinnen auf. Gin flüchtiger Blick auf die mattglänz«ndr Scheibe der Dahn hofuhr: DreiviertH neun. Jetzt hielt der Wagen auf dem Dellealttnameplatz an der Lcke Ler Mlbelmstratz«. Lizzie reichte dem Kutscher den Fahrpreis und ein reichliches Trinkgeld und wandte sich dann schnell der Einmündung der Friedrichstraße zu. Ein großer Herr, dem Zylinder schief auf Lem Kopf, der sie schon beim Verlassen der Droschke -beobachtet, ging an ihr vorbei, sah ihr unverschämt ins, Gesicht, und blieb dann wieder hinter ihr zurück. Lizzie beschleunigte ihre Schritte und schaute -dabei aufmerksam! nach den Hausnummern. 220 bis 219. Jetzt da» glänzende Portal -des Apollothoaters mit sein««' schimmernden Lichikuppel und dem goldbortierten Portier. S17 — endlich 21«. Vorsichtig Umschau haltend, -blieb sie einen Moment lang stehen und drückte die Klinke Ler Haustür herunter. Gott sei Dank, bas Hau« war noch offen. Im nächsten Augenblick war sie im Dunkel de» Flur» ver schwunden. Lizzie schien mit der Oertlichkeit offenbar wohl vertromt. Ihr Weg führte st« über zwei düstme Höfe, in Lonen ihr« hastigen Tritt« unheimlich wiL-erhallten. In unbestimmten Umriss«« hoben sich di« gewaltigen Rechtecke der Hinterhäuser gegen dm gvauschwarze« Nachchtmawl ab. Noch ein dritter Durchgang, und nun stand sie klopfenden Herzem vor dem dunklen Seitenflügel und schaut» gespannt nach Lem ersten Stockwerk hinauf. Di« beiden äußersten" Eckfenster -waren hell erleuchtet, un- jetzt schien «« ihr, al» bewege sich ein« Gestalt hinter Len herabgelaffenen Vorhängen. . Ein« plötzlich« Angst Überfiel sie in dem «-infamen stillen Hof«. Mit bebenden Händen tastet« fi« sich in dem finsteren Treppenhay, zur «rstrn Stag« hinauf und zog L«i-, viermal di« Klingel. Und al, nach abermaliger Pause von drinnen kein Lebens zeichen kam, zerrte sie noch einmal wie verzweifelt an L«m metallenen Knopf. Dann endlich näherten sich leis, Schritte Ler Korridortür. iKortietung folgte
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