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Erzgebirgischer Volksfreund : 05.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192212052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19221205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19221205
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-05
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 05.12.1922
- Autor
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»K KamkE VtKmiqj aNtmsk«»». und Ginmarschdvohung«» wir- nicht» erreicht. Auf Grund der Not« vom 13. November sind die Mitglieder des neuen Kabinett, vuntevikvch«, «« t« ArbcL. Ailavding», ob du «wünschte Erfolg erntveten wird, hängt nicht von uns ab. Le sin^ Hemmnisse zu überwinden, die riesengroß Tag für Dag vor uns fick; auftünnen. Wae im Elysee-Palast kn Pari» vor sich geht, klingt nicht wie wahrer Fried« und wie Vertrauen! »um Zusammen arbeiten der Völker. Die Antwort auf die l«ßte R »te wird von der Regierung ini Einklang mit der bayerischen Regierung erteilt wer den. Wir «erden Tatsachen teststellen. Wo Unrecht geschehen ist, tat sächliches Unrechts muß es gutgemacht werden. Was die Lintnarsch- drohung anlangt, die das Rheinland beunruhigt, die eine Bevölke rung beunruhigt, di« in Landen sitzt, wo jeder Stein vom deutschen Wesen spricht, dies« Einmarschdrohuna und die besonderen Bebrüt- kungen, die anscheinend im Elyseepalast besprochen worden sind, denen gegenüber wollen wir doch erneut erklären, daß bas Rheinland festzuDeutschlandgehört. Auch gegenüber den Ereignissen der letzten Lage kann ich nur wiederholen, was ich schon gesagt habe: daß wir nicht »«lassen werden und können, daß die Rheinlande, d. h. die Rheinprovin» sowie die Pfalz und das Saargebiet preisgegeben, ihre Befreiung gefährdet oder hinaurgeschoben wird. Darauf können sich unsere deutschen Brüder im Rheinland, die so schwere jahrelange Leiden über sich ergehen lassen'müsscn, fest verlaffen. Ich appelliere an die Welt, daß sie uns die Möglichkeit schafft, daß wir aus diesem Wirrwarr und aus diesem sprunghaften Steigen der Lebensmittel heranskommen, indem die Mark stabilisiert wird. Sie, meine Herren von der Presse, sind nicht nur Verkünder von Ideen und Wahrheiten^ sie sind zugleich die Träger des Leides und der Not unserer Zeit. Mehr als irgendein anderer Beruf leidet die Presse. Hunderttaustnde von Haushaltun gen sind ohne Buch und Zeitung. Sie verschwinden mit der zwangs- läufigen Preissteigerung. Auch hier ist ein Niegel vorgeschoben wor den, der für unser Volk eine ernste Gefahr bedeutet. Ich kann mir wohl ein verarmtes Deutschland denken, ein materiell verarmtes Deutschland; aber ein seelisch verarmtes Deutschland kann ich mir nicht denken. Ich hoffe, daß, wie wir uns vor neun Tagen in diesem Haake auf ein gemeinsames Programm einigten, daß auch Sie das Ihrige tun werden, wenn Sie hinausgehen, zu erneutem Schassen, um dem hohen Gedanken der Rettung unseres Volkes aus der gegen wärtigen Not zur Geltung zu verhelfen. Eine wichtige Sorge, die uns hier alle umfaßt, möchte ich noch anschließen: Das Gelöb nis zumbeutschen Lande, bas unser aller Vaterland ist, das niedergedrückt, beherrscht und besetzt aus tausend Wunden blutet, zum deutschen Volke, das vier Jahre, nach dem die Waffen ruhen, das schwerste Schicksal eines Volkes ertragen hat, das allcvsckwerste, die Ungewißheit auch heute noch auf seinen Schultern lasten fühlt! Heil dem Lande und Volke! Heil unserer gemeinsamen Arbeit! Ei» neuer französischer Neparationsplan. Paris, 3. Dez. Wie „Petit Parisien* mitteilt, läßt die franzö sische Regierung zurzeit vom Ministerium für auswärtige Angelegen heiten, vom Finanzministerium und von der französischen Delegation bei der Reparationskommission ins einzelne gehende Vorschläge für die Konferenzvon Brüssel ausarbeiten. Das Blatt erinnert daran, daß das Finanzministerium schon im Juli einen Plan zur Kompensierung eines Teiles -er deutschen Schuld durch die interalliierten Schulden ausgestellt habe. Es sei anzu nehmen, daß die gleichen Dienststellen nunmehr damit beschäftigt seien, diesem Plane einer Ler heutigen Lage angepaßte neue Form zu geben. Vor allem scheine man die Summen festsetzen zu wollen, LieFrank - reich für seinen Wiederaufbau von Deutschland fordern müsse. Die französische Reparationspolitik und vielleicht auch die Politik be züglich der interalliierten Kriegsschulden würden in ihrer Gesamt heit begründet werden. Die französische Negierung scheine dem Ge danken, Deutschland Hin neues Moratorium von I oder 2 Monaten zu gewähren und sich für den Augenblick mit einer provisorischen Lösung zu begnügen, wenig günstig gesinnt zu sein. Sie Hobe ver mutlich der englischen Negierung ihre Meinung in dieser Frage be reits zur Kenntnis gebracht. Di« französische Auffassung scheine die gleiche wie im August zu sein, baß nämlich Deutschland kein Mo ratorium ohnePfand gewährt werden könne - Wie Ehrhardt verhaftet wurde. Verliu, 3. Dez. Heber die Verhaftung des Kapitäns Ehrhardt werden aus München folgende Einzelheiten gemeldet: Ehrhardt hatte seinen Wohnsitz in Salzburg und kam wiederholt nach Bayern, wo sich seine kranke Frau befand, die er zu besuchen pflegte. Er ver kehrte häufig auf einem Schloß in /der Nähe von Schaftlach, das das Eigentum eines bekannten Professors ist. Aus Vorsicht pflegte er an der auf der Linie München—Tölz gelegenen Station Oberwarngau auszusteigen und den Weg zum Schloß zu Fuß zurückzulegen. Seit einiger Zeit wohnte er ständig in Pasing bei München und führte dort den Namen Dr., v. Eschwege. Vor kurzem waren die Nach forschungen der Behörden auf seine Person gelenkt worden und er erhielt vorgestern eine schriftlich« Vorladung des aus Leipzig nach München gekommenen Untersuchungsrichters. Dieser Vorladung lei stete „Dr. v. Eschwege" auch tatsächlich Folge und ließ sich einem Vcr- Wr unterziehen. Der llniersuchunaerichter /ragt» ihn, 8a schob öi«s bezüglicher Verdacht bestand, ob „Dr. v. Eschwege' den Kapitän Ehr- Hardt kenn« oder Beziehungen zu ihm unterbalte. Ehrhardt erwiderte mit Ausreden, leugnet« ater die an ihn gestellte Frage nicht ganz, so daß der Untersuchungsrichter in seinem Verdacht immer mehr be stärkt wurde. Dennoch wurde Ehrhardt wieder entlasten. Am Nachmittag erhielt er eine zweite Vorladung, der er abermals Folge leistete sind während der er einem abermaligen verhör unter« zogen wurde. Der Untersuchungsrichter fragt« ihn, woher „Dr. v. Eschwege* den Doktortitel habe. Abermals gab Ehrhardt ausweichen den Bescheid. Im weiteren Verlauf de» Verhörs verwirrten sich die Aussagen Ehrhardts immer mehr, und schließlich erklärte der Unter suchungsrichter geradewegs, daß Herr „Dr. v. Eschwege* identisch mit Kapitän Ehrhardt sei und daß er ihn verhafte. Gerüchtweise verlautet, daß die Ausforschung Ehrhardts zurück zuführen sei auf anonyme Angaben au» den Kreisen seiner ehemaligen Anhänger. Die Ungeheuerlichkeit der Besatzungskosten. Berlin, 3. Dez. Die Mitglieder der interalliierten Kommission in Berlin bezogen seit dem 1. September monatlich, abgesehen von freier Wohnung und Heimatsgchalt: 1. Ein Vorsitzender General 310 800 Mk. 2. Ein General, Oberst, Oberstleutnant, als Abtetlungs- chef 229425 Mk. 3. Ein Oberst, Oberstleutnant, Maior, als stellver tretender Abteilungschef 163 875 Mk. 4. Sonstige Majore 147 525 Mk. 5. Hauptleute mrb Leutnants 139 275 Mk. 6. Unteroffiziere 75 750 M. 7. Gemeine 45 200 AM. Diäse Gehälter sind ab 1. Oktober auf Grund einer Verordnung der Botschafterkonferenz verdreifacht worden. Griechenland vo« einer Gegenrevolution. Paris, 3. Dez. Die Blätter mejden aus Athen: Die Hinrich tung Gunari»' und seiner fünf Mitarbeiter unter dem Druck der hauptsächlich aus zur Disposition gestellten Offizieren zusammengesetz ten Militärpartei, die in Achen am Ruder ist, wird in der Armee verschieden aufgefaßt. Die in Thrazien stehenden Truppen haben gemeutert und sogar ihre Formationen aufgelöst. Gene ral Nider, der beim Ausbruch der Revolution zu ihrem Kommandan ten ernannt worden war, jetzt aber außerstande ist, die Disziplin wie der herzustellen, hat der Athener Regierung seine Demission einge reicht. In der Hauptstadt fürchtet man, daß die Zuchtlosigkeit der Ar mee zu einer Gegenrevolution führen wird. Um der drohenden Ge fahr zu begegnen, soll das revolutionäre Komitee beschlossen haben, Nider durch den derzeitigen Kriegsministcr, General Pangalos, zu ersetzen und Delegierte mit dem Auftrag, die Ordnung wieder her zustellen, nach Thrazien zu schicken. London, 3. Dez. Das Reuterbüro meldet aus Athen: Prinz Andreas wurde zur Degradation und zur dauernden Verban nung verurteilt. Zürich, 3. Dez. „Lorriere della Sera* meldet aus Athen: Das Revolutionskabinett hat die Sonderrechte und die Unverletzlichkeit des Königs aufgehoben. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Verlautbarung der neuen Negierung, die Belohnungen bis zehn Millionen Drachmen aussetzt für Angaben, die zur Strafverfolgung und Aburteilung wei terer Hochverräter am griechischen Volke führen werden. Oerttiche Angelegenheiten. * Eine Koalitionsregierung. Im alten Landtag bestand ein aus Vertretern der drei bürgerlichen Parteien gebildeter sogen. Neuner ausschuß, in dem wiederholt mit Erfolg gemeinsam bürgerliche Ange legenheiten behandelt worden sind. Die Demokraten haben nun erklärt, sich an diesem Ausschuß für die kommende Zeit nicht mehr zu beteiligen. Dieser Beschluß rann nicht anders aufgefaßt werden, als daß die Demokraten, nachdem eine Regierungsbildung zwischen Kom munisten und Sozialdemokraten gescheitert ist, sich für die Möglichkeit einer Regierungsbildung zwischen Sozialdemokraten und DemÄraten nach der ^bürgerlichen Seite hin vollständig freie Hand schaffen wollen. * Krcisausschutzsitzung. Unter dem Vorsitze des Kreishaupt- manns Dr. Morgenstern tvat am 3V. November d. I. >der Kreis ausschuß der Kreishauptmannschast zu seiner 5. diesjährigen Sitzung zusammen. Dio Tagesordnung umfaßte 48 Gegenstände. Genehmigt wurden u. a. der 19. Nachtrag zur Gvmeindestouerord- nung für Schneeberg über eine Biersteuer. Bedingungsweise ge- nchmigt wurde: der 14. Nachtrag zur.Gemeindesteuerovbnung für Aue. Genehmigt wurde rmter dem Vorbehalt des Widerrufes: der 18. Nachtrag zur Eemeindesteurrovdnung für Schneeberg über eine Tanzsteuer, vorbehältlich der Stellungnahme des Landeofinanz- amts wurde widerruflich genehmigt: der 1. Nachtrag zum Outs- gesetze über die Vergnügungssteuer in Aue. Genehmigt wurde vor behaltlich der Zustimmung des Landesfinanzamts die Eteuerord- nunq für den Bezirk der Ämtshauptmannschaft Schwarzenberg über die Erhebung von Zuschlägen zu den staatlichen Grund- und Sv- werbesteuern. Wbgel-chnt wurde Lie zwangsweise Umbczirkung des Grundstücks des Gastwirts Paul Müller in Mittweida nach Raschau zu befürworten. Ein« ablehnende Stellung wurde zu dem Dispensalionsgesuch der städtischen Körperschaften in Schwarzenberg wegen Auflösung «des Ratskollegiums genommen. * Der Brotpreis. Es ist ganz eigenartig, daß sich der neue Preis für ein 1900-Gramm-Brot in den einzelnen sächsischen Gemeinden ganz verschstdenarkla aestastei hat. So ist dtr Pre?» im Reitze»»« Bezirk, der bisher immer der wichtigste Brotbezirk im Reich« war, auf 220 Mk. festgesetzt worden. -Im Bautzener Vezirk aüf 235 Mk., im Freiberger Hezrkk auf 245 Mk., im Chemnitzer Bezirk auf 250 Mk. mch iu dem stark industriellen Zwickauer Bezirk auf 255 Mk. Im Dresdener Bezirk beträgt der Brotprei» 2S0 Akk., in Leipzig 285 Mk. * Segen Buche, nnd Schlemmerei richtet sich eine Entschließung ' der Lanbesgruppe de» Deutschen Evangelischen Gemeindetagrs, in der «» heißt: „Der Deutsch« Evangelisch« Gemetndetag, Landesgrupp« Sachsen, erhebt sein« Stimme gegen zwei schwere Schüben am Kör per unsere» Volke», «egen Wucher und Schlemmerei. Die maßlose Verteuerung aller Lwensbedürfnisse, unter der die wirtschaftlich Schwachen von Woche zu Woche härter leiden, und die sich keines wegs nur aus dein Stand der Auslandsdevisen und der inneren Wirtschaft ableiten lassen, ist gerade für da» soziale Gewissen des Christen unerträglich. Ehre allen denen, die in schwerer Zeit den Weg strenger Gewissenhaftigkeit gehen! Schwer zu beklagen ab«r ist es, daß unser Volk verleitet wird, die Sparsamkeit zu verachten, le benswichtige Güter zurückzuhalten und sich in gewissenlose Speku lation einzulaffen. Und während auf der einen Seite unsere* Vol kes das Wirtschaftsleben durch die Ausschreitungen wucherischen Gei stes erschüttert wird, reizen andere in maßloser Genußsucht und Schlemmerei die Darbenden auf. Gleich verwerflich ist solche Gesin nung, ob es sich um valutastarke Ausländer handelt oder gar um Deutsche, die ihres eigenen Volk«» vergessen. Der Deutsche Evangelisch« Gemeindetag ruft alle Wohlgesinnten zum Kampf gegen diese Schä den auf und fordert die maßgebenden Stellen auf, rasch und wirksam einzuschreiten.* * Rückgang de* Merkonfum» — Zunahm« de« Branntwein- verbrauch*. Dve schwierige Lage der Brauindustrie kommt zahlen mäßig scharf zum Ausdruck in der soeben veröffentlichten Uober- sicht der Einnahmen Les Reiche» an Steuern, Zöllen und Abgaben für Lie Zeit vom 1. Avril bis 31. Oktober 1922. Die Einnahmen aus Ler Bicrsteuer sind in den letzten Monaten in steigendem Grade zurückgegangen. Sie haben betragen: Juli SS 249 452 Riark, August 82 035 128 Mark, September 7449S5S4 Muck, Oktober 47 513 832 Mark. Nach Lem Voranschlag, in den für das Rechnuieasjahr 1022,23 1 000 000 000 Mark Biersteuer eingesetzt ist, müßten für die sieben Monats April bis Oktober rechnerisch rund 583 000 000 Mark, in Wirklichkeit — weil diese Zeit die Sammer- monate umfaßt — noch weit mehr eingekommen sein. Statt dessen beträgt Lie Einnahme nur 489 000000 Mark. Die Einnahme aus der Branntwein Verwertung ist für das Rechnungsjahr 1922/23 auf 1748 000 000 Mark veranschlagt. Das würde für die sieben Monate April bis Oktober 1020 000 000 Mark ausmachrn. Eingekommen sind in diesen sieben Monaten aber 2 284 000 000 Mark, also mehr als das Doppelte. Diese Steigerung ist in erste« Linie auf Lie Erhöhung Ler Preise, ferner aber, auch auf Len stärkeren Konsum von Branntwein Wrückzusührc». * Das deutsche Forschungsinstitut für Textilindustrie i» Gefahr! Nachdem erst vor wenig Monaten in Dresden im deutschen Leder forschungsinstitut eine wissenschaftlich und technisch höchst wichtig« Kultureinrichtung geschaffen worden ist, besteht jetzt für das vor vier Jahren ebenfalls in Dresden errichtete Forschungsinstitut für Textilindustrie Lie Gefahr Les Unterganges.. Dem mit ersten wissenschaftlichen Fachkräften besetzten Institut, das bereits her vorragende Erfolge auf dem gesamten Gebiete Ler Textilforschung (Fasergewinnung, Spinnerei, Weberei, Färberei) errungen hat, fehlen, wie allen wissenschaftlichen Unternehmungen Deutschland« infolge der Geldentwertung Lie notwendigsten Mittel zur Auf rechterhaltung des Betriebes. Während die Engländer in Manchester das deutsche Textilforschungsinstitut nachgsahmt haben, steht Las Dresdner Institut vor dem Zusammenbruch, wenn nicht Industrie und Handel mit größeren Mitteln als bisher eingreifen und Reichs- und Staatsrcglerung, sowie die Stadt Dresden eben falls ihre Unterstützungssätze wesentlich erhöhen. Ein Untergang- dieses wichtigen Instituts würde unser« Qualitätstextilinduftri» gegenüber dem Ausland ins Hintertreffen bringen. Schneeberg, 4. Dez. In seiner letzten Borstwndsfitzan« «h—» der Dürgerverein abermals eines seiner treuesten Mitglieder. Kaufmann Paul Tautenhahn am Märkt gehört dem Vürger- verein 25 Jahrs als Mitglied und zugleich als Vorstandsmitglied an, desgleichen hat er länger als 10 Jahre das Amt Les Kassierers verwaltet. Während dieser Zeit nahm er mit seltener Treue am Verein sieben regen Anteil. Für Liese Anhänglichkeit hat man ihm die Ehrenmidaliodschaft übertragen und als sichtbares Zeichen her Dankbarkeit eine von einem Vorstandsmitglirde gemalte Ehren urkunde unter Mas und Rahmen überreicht. Dabei betonte der Vorsitzende, Hr. Ed. Oberländer, Laß die Treue, Lie Schiller in seiner Bürgschaft besonders preist, auch heute noch die edelste Tugend eines Menschen sei; diese Treu zu -betätigen, habe sich Hr. Tauten hahn jederzeit angelegen sein lassen. Mit dem Wunsche, daß er auch noch weitere 25 Jahre Lem Verein und seiner Familie erhalten bleiben möchte, schloß Hr. Oberländer seine eindrucksvollen Worte. Hr. Dautenhahn dankte bewegt für Liese Ehrung und versprach, bi* zu seinem letzten Atemzuge dem Bürgerveoein, wie bisher die Treue zu bewahren. Neustädtel, 4. Dez. Im Äkovemb« sind bei der Sparkasse 835 666 Mark eingelegt und 279147 Mark an Spargeldern zurück genommen, dlso SSV 519 mehr cingezahlt worden. Damit hat das Gesamteinly;erguthaben die Höhe von 20000 000 Mark über- schritten; es bestehen bei der Spavkasse reichlich 21000 Einleger- ko nuten. Die Jagd nach dem Glück. Roman von Han» Schulz«. , (Nachdruck verboten.) (4. Fortsetzung). U«ber ihnen lochte der blaue Sonnenhirmnet durch da» grün« Dach der alten Bäum«. Ringsum fangen die Vögel. Kein Mensch begegnete ihnen. Es war so still wie in einer Kirche. Nur zuweilen raschelte e» im Unterholz auf, und ganz von ferne klang mit ernstem Grundton das Brausen der Weltstadt in Lie schweigende Einsamkeit. Eine ganz« Weil« waren fir stumm nebeneinander herge- glmg«n, gleichsam als fürchte ein jeder, durch ein laute» Wort den Zauber dieses Frühlingsmorgens zu zerstören. Dann ab« wandte die Stiefmutter plötzlich lächelnd den Kopf und sah ihm mit einem vollen Blick ins Gesicht. „Woran denkst du?* „Ich denk« Lava», welch ein Tor ich gewesen bin, erst gestern wieder nach Haufe zu kommen!" „Und warum bist du so lange fortgoblieben?" „Weil ich Lich haßte!« „Du haßtest mich, ch« du «Ich kanntest!« „Ja, wenn ich ganz offen sein soll!* sagt« er, aufstmenb stehen bleibend. „Al* Dat«: mir mitteilte, daß er sich wiader verheiraten wolle, da gärt« «» mächtig in mir. Ich konnte mir keine andere Frau an die Stelle meiner Mutter denken! Udü als «r mir schrieb, du seiest erst 24 Jahre, da war es ganz au». Ein 64 Jahre alter Mann und ein 24 Jahve alte» Mädchen! Ein Mädchen, da» das fertig bringt! Ich bin vielleicht «in zu einfach«« Mensch, ab« da» fass« ich nicht!" „Und wie denkst du heut» darüber?" „Heute fürchte ich mich saft, daß ich wieder zurückigekonrinen bin!« Ein heiß« Mick streifte ihr Gesicht, so daß si» unwillkürlich die Augen senkte. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Ein paar Schulmädchen kamen an ihnen vorüber, iHv« Taschen schlenkernd: ve stieLm, fick» gearnleitia an und kickertL». Zur Linken öffnete sich ein großer Spielplatz. Rings auf den Bänken saßen Kindermädchen, schwatzend oder mit einer Handarbeit beschäftigt. Um den Sandhaufen unter dem großen, eisernen Zeltdach der Mitte eine lärmende Kinderschar.. Das haschte und balgte sich, lachte und lärmte, Las gvub mit Spaten und wühlenden Händen in dem warmen Sande, Knaben und Mädchen jeden Alters, bunt durcheinander. Dann wieder ward es einsam. Die Laubbäume leuchteten in Hellem Grün; ihre Wipfel schwankten leise in dem blauen Würde. „ In der Luft webt« es heimlich und flatterte vorbei wie schmeichelnder Lenzhauch. „Bist du mir böse, Lizzie?" Sern« Stimm« zitterte; zum ersten Male nannte er sie so. Sie hatten sich auf «in« «infam« Bank an, Neuen See nieder gelassen und schauten aus das still«, seichte Wassc: hinaus. „Böse wegen deiner Morte von vorher?' — Nein, Georg! Ich verstehe ü:ch vollkommen, und ich kann e» manchmal selbst nicht fassen, daß ich die Herrin diese» Hause», die Frau deine» Vater» sein soll! Du sagtest- du habest meine Heirat nicht verstanden! Du kennst da, Heben nur vo» der eine« Äit«, DeorA du weißt nicht* von Not und LntbHrungi — Ab« ich habe ihn durchgemache, den ewigen Druck materiell« Sorgen! Mir gvaut noch, wen» ich an mein« Kindheit denke! Mühsam schleppt« man mich Lurch da« Lehrminnenseminar. Dann mußte ich in die Welt hinaus. In einem Alter, in dem sich anderen Mädchen erst so recht das Leben aufzutun beginnt mit Bällen, Theater und Konzerten, La saß ich auf einem ostpreußischen Gut« und gab ein paar beschränkten Agrarierkindern mein« junge Weisheit weiter. Im Wechsel des Schicksals ward ich in ein Botschafterhotol verschlagen;'Lort sah ich zum ersten Mal« d«n Glanz und den Luxus, sah, was es heißt, zu leben, sein Leben zu genießen. Und als ich dann zu deinem Vater kam und er mir versprach, mir dos zu Füßen zu legen, was ich bis Lahm nur scheu angestount, schwindelte mir fast. Der Reichtum, den er mir bot, verwirrt« mir die Sinne. Nach acht Wochen «ar ,, ich wurde sein« Frau!« Lizie schwieg und bohrte die Spitze ihres Sonnenschirmes nach- Lenklich in den Sand. „Und Lu bist glücklich in deinem Reichtum?« fragte Georg leise. „Glücklich? Nein! Da» kann man von mir nicht verlangen! Es ist ja merkwürdig, daß ich so zu dir spreche, denn der, um den es sich handelt, ist doch Lein Vater rmd mein Mann. Jetzt geht es übrigens schon besser. In der Anfangszeit freilich, als es mir zum ersten Male so ganz zum Bewußtsein gekommen war, was ich mit dieser EH4 getan, La dachte ich manchmal, ich ertrüge es nicht. Auch jetzt geschieht es noch zuweilen, daß ich an den Stangen meines goldenen Kirsis rüttel«. Gerade an solchen Tagen wie heute kommt es dann mit Allgewalt über mich, daß ich hinausfliegen möchte in den blauen Himmel und alles hinter mir lassen! Nur wieder frei sein! Und Lann wieder faßt mich solch ein grenzenloses Mitleid mit dem alten Mann«, der so gut zu mir ist, Ler mir alles zuliebe tut, was er mir an den Augen ablesen dann. Aber ich kann doch nicht anders. Man soll Las Alter nicht mit der Jugend zusammen- spannen. Du magst nun über mich denken, wie du willst, aber ich mußt« es dir sagen. Ich glaube, du wirst mich so «her verstehen, und mich nicht so ganz verachten." „Ab« Lizzie! Ich Lich verachten!" „Ja, Georg! Da» war «ein Gedanke, heut« di» g«z« Nacht! Du kamst mir fo soei mrd freundlich entgegen, und ich ^ttb mich so vor dir gefürchtet! Da ließ mich denn g«stern Lie Vorstellung nicht los: „Ist das wirklich sein« wahre Meinung?« Und nun bist du auch so gut zu mir, ebenso wie Käthe und dein Vater! Du glaubst nicht, wie mich das niederdrücktl* Ihre Augen füllte» sich mit Tränen. . wenn ihr alle müßet, wie schlecht ich bin, wie ich »sich manchmal verachte!« „Lizzi«!« In zärtlich« Besorgnis beugte sich Georg zu ihr hinab. „Nein, nein, Georg, laß mich!" wehrte si«. „Es ist nur de, Frühling, glaube ich. «Ich bin ja schon wieder ganz ruhig. Komm, wir wollen weitevgehkni Man muß holt livgcn, wie man sich ge, bittet hat!" (Fortsttzmig folgte
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