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Erzgebirgischer Volksfreund : 31.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192210317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19221031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19221031
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-31
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 31.10.1922
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Das Lächeln der Gioconda. i' - - Roman von Latty Bachem-Tanger. K>«MMifches Copyright 1920 Ly Earl Duncker, Berlin. I— - (Nachdruck verboten.) (17. Forlsehung.) (Ai Eines Tage- sagst sie Ml Mittler Benigna: „Stach Wien werde ich nicht mchr zurückiehrett. Meine Der» Wandten erwarten und wünschen es wohl auch nicht. Ja, Las wußte Mutter Benigna. Sie wußte auch, daß man . jetzt in Verlegenheit war, was nun mit Valeska geschehen sollte. Der V^uch im Kloster konnte doch nur ein kurzer Uebergang ' sein. Ksiner wußte, 'was Valeskas eigene plane für die AuÄmft waren. Keiner sprach es aus, was doch jeder fürchtete, Loß Valeska, ' von ihrem ersten großen Erfolg geblendet, mit Ungestüm die KüeisKvrlinrfb^n «inzuschlagen beehre. Mutter Benigna war freudig Merrascht, als Valeska ihr in dem Ton ruhiger UÄsrlcgenheii »Märte: „Ich habe in diesen DngM alles reiflich bedacht. Ich möchte ollen Streitigkeiten und Aufregungen mit meinen Verwandten aus dem Wege gehen. Ein paar Jahre möchte ich noch ganz auf nnins Ausbildung verwenden. Ich möchte Lio Welt bereisen, viel sehen und vieles leriveiu Bis ich großjährig bin. Danin wird sich alles weitere finden.* Mutt« Benigna fiel ei» Siel'» vom Herzen. Bis Valeska großjährig wusd^ vergingen noch drei Jahre. In dieser Zeit konnte jich vieles ereignen und vieles ändern. Sie überlegst gern mit ihr, wir si« sich die nächste Fett -achte. "Hast im schon darikbor nachgsbacht, wer dich auf deinen Reisen Veiten soll ?* fragte. Dawider war Valeska sich noch yicht klar. Dor Gedanke, mit einer Gesellschafterin zu reisen, war ihr unsympathisch. Mutter Benigna wußte Rat. Sie erinnerte sich der Baronin von Hillern^ die leidenschaftlich gern reiste und fast das ganze Jahr über auf Reisen war. Frau von Hillern war eine entfernte De» wandte Baleokas. Dies« entsann sich auch, sie im Winter bei einem Empfang im Hause Rothenogg «eschen zu haben. Sie erinnerte sich auch noch, mit welch freundlichem Interest« die lebhaften, klugen Augen der Baronin auf ihr geruh» hatten. Bald noch diesem Au- samnrentrrffen hake sich Frau »an Hillern wieder auf Nriftn lv L-ben, «nd Valeska hall« nichts n«hr von ihr gehört. M Lemj^br» Ta« «ach tHvittb Mutt« Dem«- « dir )en Sreg «vee Vst auswärtigen Feind« zu erringen. Heute erneuern ist Schwarzhemden diesen Sieg und marschieren nach Rom. All« Haszisten sind mobilisiert. Da» Kriegsgesetz de» Faszismus tritt in Kraft. Die militärische und politische Gewalt wird ei ne» Mtionskommttee au» vier Mitgliedern übertragen, da» dik tatorisch,Gewalt hat. Alle Arbeiter müssen dem Fasziemus bet treten, von dem sie nichts zu fürchten haben, sondern der die Ar- briterrechte verteidige» wird. Sie wollen da» Heil und die Größe Stollen», > München, A. Okt. Di, Landeoversammlung der Bayerischen Dollspartei nahm u. a. einen Antrag an, der den baldigen Abschluß eines bayerischen Konkordates und die Bekenntnisschule verlangt, fer ner fand ein Antrag auf Abänderung der bayerischen Verfassung Annahme. Danach wird die Aufstellung eines außer- halb des Ministeriums stehenden Staatspräsidenten und die Schaffung einer zweiten, berufsmäßigen Kammer ver langt. OerMche Angelegenheiten. I ' Resormatiousfest. Am 31. Oktober 1V17 schlugMartin Luther <m Ler Schlvßkircho zu Wittenberg sein« 05 Thesen Wer Len Ablaß an. Dieser Tag gilt daher Ler evangelischen Kirche als der Ge- burtstag Ler RHormation. In alle Gebiete Les Kulturslebens hat Lie Reformation mächtig eingegriffen; sie hat eine lange Reihe neuer Gestattungen im politischen und kirchlichen Leben angebahnt und so Lie ganz« moderne Entwicklung Europas bedingt. Viele Anzeichen hatten schon seit langem das Herannahmen einer neuen Äulturepoche angeküiiLiyt: die Erfindung der Buchdruckerkunst, die Erweiterung der Weltanschauungen durch Lie überseeischen Eill- !dc Lungen, vornehmlich aber Las Wiederaufleben der Künste unL Wiffcrychaften im 18. Jahrhundert. Die Notwendigkeit einer „Reformation Ler Kirchs an Haupt und Gliedern* war Lurch die . großen Kirchenversammlungen Les 15. Jahrhunderts wiederholt äneÄmnt worden, und die reformatorischen Gedanken verschiedener Männer, unter Lenen Vieles und Hus besonders hervorzuheben sind, hatten dazu beigetvagen, einen Umschwung der religiösen Grundideen vorzubereiten. Ms allgemeiner Festtag wurde das Reformistionsfcst zum erstenmal im Jahr« 1667 bei uns in Sachsen gefeiert, und als Festtag gilt auch heute noch der 31. Oktober. In fast allen anderen evangelischen Gemeinden Deutschlands aber ist Ler Feiertag aus den ersten Sonntag nach dem 30. Oktober verlegt worden, so Laß Liess Gemeinden in diesem Jahre den 5. November als Refovmatwnsfest feiern. * Prägnug von Fünf- und ZehilpfennigstSSe»! Der Mrinzprag- ungsnachweis des Rcichsfinanzmimsteriums bekundet, daß noch iin September für 254 000 Mark Fünfpfennia- und für 896 000 Mark Zchnpfennigstücke ausgeprägt wurden. Als Grund wird angegeben: „Weiterbeschäftigung Ler Arbeiter." — Man möchte, so bemerkt hier zu richtig die „D. Allg. Ztg.", über diesen Schildbürgerstreich lachen, wenn sich in dieser Angelegenheit nicht ein Maß wirtschaftspolitischer Verständnislosigkeit offenbarte, das bitter ernst stimmen muß. Will nian die Arbeiter aus sozialer Rücksicht nicht entlassen und besaßen die leitenden Stellen so wenig Voraussicht und Energie, um Steinpel für höhere Ziffern (nicht „Werte") vorzubereitcn nnd deren Fertig stellung zu beschleunigen, so darf man der Ansicht sein, daß mit einer Beurlaubung der Arbeiter unter Fortzahlung des Gehaltes der deut schen Volkswirtschaft ein besserer Dienst geleistet würde als mit der Ausprägung von */»«> Goldpfennigstücken. Durcaukratismus ist für Liese Leistungen ein viel zu schwacher Ausdruck. * Bischöfliche Methodistenkirche. Das Gesamtministermm hat der Bischöflichen MeihMstenkirche in Sachsen Lio Rechte einer Körperschaft Les öffentlichen Rechts verliehen. Damit ist Lie Molhodistenkircho, wie Las bereits in mehreren deutschen Bundes- stvakn geschehe» ist, mich in Sachsen als evangelische Kirche Lffent- Sch anerkannt. * Der Gesamtvorstand Les Landesverbandes Sachsen im Bund deutscher Mietervereine hat in einer Sitzung in Dresden beschloßen, Lie Mieter aufzufordern, allenthalben die gesetzliche Miete zu sor- dern, da von manchen Hauswirten und Gemeinden ein starker passi- ver Widerstand entgegengesetzt würde. Mit der neuen Wohnungs- banabgabe dürfe die Mieterschaft erst belastet werden, wenn ein ihre berechtigten Forderungen anerkennendes Mieterschutzgesetz erlassen sei. Einer Wohnungsbauabgabe der von der Noichsregierung galanten Art werde die Mieterschaft jeden möglichen Widerstand entgegensetzen. Schwarzenberg, 30. Okt. Bei Ler gestrige» Stabt ver- i o v'L n e t enw a h l gaben 77,44 Prozent aller Mahlberechtigten (gegen etwa 80 Prozent im Vorfahr) ihre Stimme ab. Lists 1 (U.S.P.) erhielt 801 Stimmen (6 Sitze), Liste 2 (Wirtschaftliche Vereinigung, Handwerk) S39 St. (3 Sitze), Liste 3 (Bürgerlich, Nsu- wokt), 445 St. (2 Sitze), Liste 4 (Bürgerlich, WilLenau), 340 St. (2 Sitze), Liste 5 (Bürgerlich Schwarzenberg), 112S St. (6 Sitze), Liste 6 (K. P. D.), 1426 St. (8 Sitze). Die Zusammensetzung Les StadtverordnetenkoVegium« bltkbt also Li« gleiche wl« bisher. 13 bürgerlich«» Stadtverordneten stehen ebensoviel Vertreter d« Linksparteien gegenüber. Schwarzenberg, 30. Okt. Da» Postaut» hat am Sonnabend abend einen Unfall erlitten. E» geriet in Ler obere» Bahnhof straße in» Schlendern und rannte an «in Hau». Der BenzimbehLlter wuw« demoliert. Personen sind nicht verletzt worden. Johanngecchgeustadt, 30. Okt. Gin IMHrige» Schulmädchen stahl einem Kcmsmann, in Lessen Wohnung «» öfter» mit den Kindern spielte, Geldbeträge im Gesamtbeträge von nahezu 200 000 Mark. Das Geld vevschenkt« da» Mädchen zum größten Teil an ein«-Schwester und an «in« HandsHuharbeistrin, Li« sich Alles mög liche dafür anschafften, es zum Teil auch zum Reifen verwendeten. Johanngeorgenstadt, 30. Okt. Hier wurde ein Verein für Kunst- pflege gegründet, der sich zur Aufgabe stellt, erstklassige Kräfte zu mu sikalischen und theatralischen Darbietungen zu gewinnen. Die erste Veranstaltung ist ein Kammermusikabend mit dem Leipziger Schachte- beck-Ouartett. Niederschlema, 31. Okt. Der Bankbeamte Hans Friedrich, der in Eibenstock in Stellung ist, wird seit Freitag abend vermißt. Er hat sich aus Lein Gasthof Muldenhammer, wo er mit Kollegen weilt«, entfernt und ist nicht wieder zurückgekchrt. All« Nach forschungen nach seinem Verbleiben sind bis jetzt ergebnislos geblieben. Zschocke«, 30. Okt. Einaebrochen wurde nachts bei Len Guts besitzern Bruno Erler und Kurt Walther. Gestohlen wurden 12 große Kaninchen und sechs Gans« im Werte von über 19^ Mark. Die Gänse sind an Ort und Stelle abgeschlachtet worden. , . * Fattenstein. In Ler letzten Stadtverordnetensitzung wurde mitgeteilt, Laß Lie Hvlzschäden 7653 263,90 Mark betragen. " Oelsnitz l. B. Ungetreue Angestellte einer hiesigen Stickerei- sabrik haben Liese innerhalb eines halben Jahres um Millionen von Mark geschädigt, indem sie nicht nur fertige Waren in großen Posten aus Ler Fabrik fortschafften und unter Wert verkauften, sondern auch Rohmaterial, Schablonen, Skizzen und dergleichen stahlen und bei vogtlmrdifchen Lohnstickern nach Schweizer Muster nacharbeiten ließen. Hauptbeteiligte sind mehrere Schweizer, Li« in Ler geschädigten Stickereifabrik hochbezahlte Stellen bekleideten und sich bereits hinter Schloß und Riogel befinden. " Limbach. Bei einem Einbruch bei der Firma Roscher u. Co., Wirkwarenfabrik in Pleißa, wurden «in Posten weiße und mako- farbige EinfatzhemLen, ein Posten Futtervoformhosen, ein Posten Futterherrenhofen, 114 Dutzend Fußballjacken und 1000 Meter Bcsatzstoff im Gesamtwerte von einer Million Mark ge- stöhlen. "Dresden. Bei einer der üblichen Führungen durch das staat liche Opernhaus ereignete sich ein schwerer Unfall. Während die Bühneneiurichtung erklärt wurde, gab eine Tafel des Bühuenbodens nach, auf der sich der führende Beamte und vier Personen befanden. Alle fünf Personen stürzten in die Versenkung. Bon den Verun glückten ist einer im Krankenhaus gestorben. Aue, 30. Olt. Am Sonnabend Abend hielt im Schützenhause der Wohltätigkeitsvercin KreuzbrüLertisch 260 sein Herbstvergnügen ab. Bei sehr gutem Besuche kam nabst einem Tänzchen »in höchst originelles Gesamtspiel „La Luee" zur Aufführung. Die Dar- stellen entledigten sich in sehr geschickter Weise ihrer Aufgabe, und Lie Zuhörer amüsierten sich köstlich. Auch kamen Lie aus Mirgerkreisen durch Hrn. Stern gesammelten reichen und wertvollen Geschenke zur Verlosung und brachten nebst Len Spenden in bar eine ansehn liche Bereicherung Ler Wohltätigkeitskasse, so Laß Ler- Verein von neuem seinem Mahlspruch: „Wohltun ist edel", gerecht werden kann. Der Abend verlief in höchst gemütlicher urrd befriedigender Weise. Schwarzeirbcvg, 30. Okt. Der Name Schiffner hat fetzt in der Musikwelt einen guten Klang. Das gilt in erster Linie von seinen KEpofitionsiu Mer auch als «nsführender Künstler er- frvut er sich eines gutem Rusts. Das Lewies sein letzter Orgel- abcnd, den er am Sonntag Len 22. Oktober unter Mitwlickunq von Kapellmeister Drechsel-Aue (Violine) und Oberl. Schramm- Schwarzenberg (Gesang) veranstaltete. Obwohl Las Programm einen musikalischen Hochgenuß versprach, war es miss tiefste zu Le- dauern. Laß Las Konzert nicht Len erwünschten Besuch auswies. Eingeleitet wunde Las Konzert durch die dorische Toccata von Bach, die Hr. Schiffner vollendet zu Gehör brachte. In Len übrigen Orgelsolis ließ Ler Künstler Len allbekannten Meister Reger, Lessen 60. Geburtstag in diesem Jahre Lie.Mnsikwrlt begeht, zu uns sprechen. Welch tiefes, religiöses Gemüt offenbart er in seinem Kyrie eleison, Benedictus und Gloria in exslsis, mit welch feiner Registrierung wußte Hr. Schiffner Liest Stimmung wiederzugeben, ein beredtes Zeugnis Lasur, mit welcher Liebe er fick) in diese Musil versenkt hatte. In Ler dorischen Toccata von Reger zeigte er sich als der glänzende Virtuos. Mit Recht dürste er in einer Chemnitzer Zeitung als Ler ausgezeichnete erzgebirgisch« Orgelmeisier bezeichnet werden. Interessant war für Len Hörer die Gegenüber ¬ stellung Ler dorischen Toccata von Büch «« v« voMyen M«» von Reger. Bachs Harmonik ist klar, übersichtlich und, für La» Ohr angenehm. Sein« Tön« fluten über uns hinweg wi« ein gr- «alt.gch Strom. Reger Lagegen läßt La» Oh» Lurch stinebizarre, fast Uchne Harmonik und Lurch seine blitzartige» Einfälle auf- horchen. Kaprllmeifstr Dr«chf«l verstand u, Li« Zuhörer durch sein meisterhaft«» Violinfpstl in seinen Bann zu zwingen. Mit tiefer Empfindung und technisch auf Ler Höh« stehend brachte er die Romanze iy G-dur von Beethoven, da« Adagio in ff-dur von Motto und Len 2. Satz aus dem g-mall Konzert von M. Bruch, zu Gehör. Mit seinem Verständnis wußte sich Hr. Schiffner seinem Spiel anzuschmiegen. Erstmalig trat Oberl. Schramm vor di« Öffentlichkeit. (Gott sei mir gnädig, Aei« von Mendelssohn-Darth, Psalm: O Herr, wie liegt des Leid« so viel auf Lieser Erd« von Paul Geilsdorf.) Wir freuen un», welch« Fotschritte sein Studium bei H. StSlzner gezeitigt hat. Hr. Schramm verfügt über eine kraftdolle Baritonstimme. Besonders zu lobe« ist Lio gut« Aussprache. Wir würden es begrüßen, ihn recht bald wieder zu Horen. Schm. Aus -en Parteien. I Neustädtel, 30. Okt. Im Karlsbader Haus spricht am 1. Nov. abends in öffentlicher Wähler Versammlung Rechtsanwalt Dr. Weigel ans Annabevg, 3. Kandidat Ler Leutsch-Leinotratischeu Liste. Lößnitz, 30. Okt. Di« Deutschnationale Volks- Partei hielt am gestrigen Sonntag vormittag eine gut besuchte Wahlversammlung ab, dis Obertelegraphensekvetär Berg er-Aue leitete. Der Referent, Bergdirektor a. D. Dr. Eckhardt, leitete seine vom Geist« Ler Klassenversöhnm« getragene Rede mit einem Ueberblick über Len Verlauf und Lie Folgen -er Gvfüllungspolitik ein und beleuchtet« sodann Li« Stellungnahme Ler derzeitigen sächsischen Regierung hinsichtlich Ler Beamten-, Schul- und reli giösen Politik, deren verhängnisvolle Auswirkungen er in klarer Beweisführung feststellt«. Eine »Debatte fand nicht statt. * Es» wichtige» Geständnis. In einer in Glauchau abge haltenen sozialdemokratischen Wahlversammlung äußerte sich Wirt» schastsminister Fellisch zu Lem noch nicht verabschiedeten Amnestie- gesetz folgendermaßen: „Das Amnoststaesetz, Las kurz vor seinem Abschlusse stand, konnte nicht verabschiedet werden, weil die Kom munisten den Bürgerlichen geholfen hatten, Len Landtag aufzu- lösen. Wir machen jetzt nun EinzelbegnaLigungen, ein Verfahren, das sogar Vorteile haben kann, weil wir bei einem Amncstiegesttz auch Lie Gogn«r Ler Republik entlassen mußten/ Mit anderen Worten: Run, La Lie Begnadigungen ganz und gar von unserer Laune abhängig geblieben sind, begnadigen wir nur den, dessen politische Gesinnung unser Wohlgefallen findet. Brutaler hat sich ein Parieipolitiker gewiß noch nicht demaskiert. Letzte Drahtnachrichten > . des Srzgebirgischen Dolksfreundes. M . M Eisenbahnerstretk oder nicht? . Berlin, 30. Okt. Eine gestern abgrholtene Mitgliederver sammlung der Ortsgruppe Berlin de« Deutschen Eisen» basiuervsrbandes nahm scharf Stellung gegen die kommu nistische Streikhetze. Der Vorsitzende Scheffel bezeichnete Lie Zugeständnisse der Regierung zwar al» unzulänglich, lehnte aber einen sofortigen Streik der Eisenbahner ab. Schließlich dürfe man nicht vergessen, daß die Regierung Len Arbeitern für Oktober einer Vorschuß von 6800 Mark geb«, wovon zunächst nur 1000 Mmck zurückzuzahlen seien. Ein Streik aber würde jedem Arbeiter kaum cinznhslende Verluste bringen. In der Debatte forderten die Kom- mnnistrn «ine sofortige Aktion. Scheffel verwies in seinem Schlußwort aus das einzig« Mittel zur Besserung der Wirtschafts, läge, nämlich Ermäßigung der Reparationsleistungen. Die kommu nistischen Anträge wurden adgelrhut nutz ein« Entschließung äuge, nowmen, die Raum für neue Verhandlungen mit der Regierung „Neue Arbeitsmethoden-. " " Parks, 30. Okt. Bei der Abreise der Mitglieder de« Nepara tionsausfchuses nach Berlin erklärte Bradbury: Dl« Berlins« Reise kann nicht als der Beginn einer neuen Politik betrachtet weHen; aber wir reisen mit neue« Arbeltsmetho» dem - s> Berlin, 30. Okt. Der Engländer Keynes wird am 1. Novene ber hier erwartet, sodaß dann die Beratungen mit den Währung»» sachverständigen ausgenommen werden können. , . , , Die neue« Kurse. Berlin, SO. Oktober. Der Dollar flank» henke vor- bvrsl'.ch ans 4125, dis tfchech. fl. Krone ans 1S1. Lehler amll. Kurs: Dollar: 4127,15, tschecho-slow- Krone: 130,07 Baronin, und La Liest eben Len Rivicrasrühling in Cannes ver lebte, so traf sie schon wenige Tage später im Kloster von Eze ein. Frau von Hillern zählt« etwa 50 Jahre, war von lebhaftem, heiterem Teinperament und besaß ein für alles Schön« empfäng liches Gemüt. Sie begrüßte das flmge Mädchen aufs herzlichste, unL als Valeska ihre HanL an Lie Lippen führen wollte, zog si« Liese lachenL zurück und küßte ihrs Nichte auf bei-« Wangen. „Ich Lenke, wir wollen doch gute Freundinnen unL Kameraden sein!" rief sie fröhlich unL begann gleich, Valeska in ihre Reise- plüne einzuwsihen. Jetzt, La sie Lie Sorge und Len fortwährenden Aerger mit Len Gesellschafterinnen los war, schien ihre Reiselust keine Grenzen mehr zu kennen. Sie sprach von «Urem Minter in Aegypten, einem Frühjahr in Ler Provence und Paris, einem Sommer in Thüringen und c'mem Herbst in Baden-Baden. Zuerst aber wollt« sie mit Valeska nach Nonr, dem HcimatlcmLe Ler Kunst. Mutter Benigna und auch Valeskas Verwandte in Wien waren mit dieser Wendung Ler Dinge zufrieden. Für Len Augenblick wenigstens war alle Gefahr beseitigt. Das Reisen unter der Obhut einer Verwandten schien allen für jetzt Lie Lenkbar glücklichste Lösung. Für Valeska folgten jetzt Tage voll fröhlicher Aufregung. Sie fuhr mit Frau von Hillern nach Nizza und Lannes, um Lie nötigen Reistvorbcreitimgen zu treffen. -Nur eins bedrückte st«. Daß die Baronin nicht um ihre Zukunstspläns wußte. Sie fragt« sich, ob diese auch Lann noch so mütterlich liebevoll zu ihr sein würL«, oder ob Liefe sich auch fo schroff und ablehnend verhalten würde wie Li« ganze Familie Rothenegg. Ein scheues Gefühl wollte st« von einer Aussprach« zurückhalteu, aber es wider- ströbte ihr »u sehr, di« Baronin in Unkenntnis über ihr« Absichten zu lassen. So b^cmn sie eines Tages — es war kurz vor Lor Abreise — von ihren Hoffnungen zu sprechen. Kaum hall« sie begonnen, La fiel die Baronin lebhaft ein: „Sch weiß, mein Kind, ich weiß alles. Ich habe ja Leinen Triumph in Men ntttsvlcSt.* Freudig erstaunt fragst Valeska: „Du warst damals ln Men? — Ich Lachte, Lu feist zu Ler gell schon in Lannes gewesen? „Nein, «im glücklich« Zufall fügte es. Man hatte mir dir Patenschaft Über mem«n erste» Großneffen ongetragen. Da muhte ich zu« Laufe »ach Wien.' - " > > „Und Las sagst Lu mir jetzt erst? Warum sprachst Lu mir nie davon?" > . Die Baronin lächelte ihr liebevoll zu. „Weil ich warten wollte, bis meine liebe Nichst sich mir anvrr- trauen wollte. Ich wußte, Laß ich nicht lange zu warten hatte. Ich suhlte es ja vom ersten Augenblick Gr, daß wir gute Freun dinnen sein'würden." Valeska blickte Ler Baronin voll in« Angesicht und sagte: „Was sagst Lu nun zu alledem?" „Was ich dazu sage, mein Kind? Daß «in göttliches Talent im dir fleckt, Las zu unterdrücken Sünde wäre. Ein solches Talent gehört der Wett. Das ist das gottbegnadet« Künstlertum», Los Len Menschen aus seiner enge» Spphär« hevaushebi und ihn de» Großen zugesellt." Valeskas Angesicht Mets sich vor Freude. Was die Tante ihr La sagte, war ja dasselbe, was sie in sich fühlte. Sie hatte eil« hohe Mission zu erfülle». Ihr Tcrlcirt gab ihr Las Recht, sich von kleinlichen Familienrücksichten freizumachen, um ihr« Kunst Ler All- gemeinheit zu schenken. Sie Halle es fast als felbftvsvstämLlrch angesehen, Laß all ihr« Verwandten sich gegen ihre Künftstrlaufbahn auflchnen würden. — Nun sand sie an Frau vom Hiller» eine eifrige Verbündete, di« ihren künstlerischen Interessen vollstes Verständnis entgsgenbvachst. Mit lebhaftem Eifer entwickelst sie ihrer Taust Ihre Pläm für Lie nächste Zukunft. Es wuvde nun Zeit, sich mit Ernst den für ihre Künstlrrlaufbcchu notwendigen Schritten zu widmen. Ab« noch ein« andere Art der Vorbereitung wünschte Valeska sich zu geben, und Lazu sollst die Baronin ihr verhelfen. ' Sie sagst: „Alles, was ich auf Ler Bühne darstellen soll, muß ist selbst voll tn mich ausgenommen und vevavbeitet haben. Soll ich si.« Iphigenie verkörpern, so muß Ich selbst Len Geist der Antike voll erfaßt haben und La» kann ich nur unter Griechenlands heiterem Hiinmel im AiSlick der Denkmäler, die den Deist der d» vmligen Zeit noch heust wSsrspiegrin. Um eine Borgia zu verwirklichen, muß ich da» Rom Ler PSpst, keimen, Lis alles bezwingende Blocht der Kirche, -st Prachtlirb« dir Krmfkbogeisstrung, die Grausamkeit und Lasterhaftigkeit, oll Lil tausend Widersprüche Ler damaligen Zeit. Ganze Minder und Völker muß ich kennenkernrn, «m «i»e Gestatt aus iHv«: «ahrhost ver wirklichen zu können." (Fortsetzung folgt.)
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