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Erzgebirgischer Volksfreund : 15.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192210151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19221015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19221015
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-15
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 15.10.1922
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1L. va. Gv» svanzLsisch« Kkt»ge«ericht verurt»m» Am«, Komomt«B«n Nessar ttgm Guck», in MM» vev- Der M«chpry-ed Aalhenav. Oeipzig, IS. Ott. Dor Besinn ter heutlgen Verhandlungen teilt» der LoGtzend« mit, Laß aegui di, AngeklagttN Schütt und Distel di» Anklage «egen Beihilfe fall«, «lassen worden ist, daß Lagoa«« di« Anklage wegen Begünstigung «stehen bleibt. Hierauf sp«ch»n di« Anwälte. Dr. Mibeva-Derlin und Dr. Doldstllcktr- Berlin für bi« bviden Genannten, sodann Siechtmmwalt Paul Bloch für rilkssn» und Pla«. In fein« Replik hielt b«« Oberrvichaanroalt an seiner Auf» sassu« ftst, daß Ernst Werner Techow selbst erklärt habe, er sei uon der Notwendigkeit der Ermordung Rathenau» überzeugt. Dechow fei nicht etwa durch die Todesdrohung Kern» zu, Abgabe der EbreNworte« veranlaßt worden; Kern hab« di« Drohung vielmehr erst ausgesprochen, nachdem das Ehrenwort gegeben war. Erst dann habe Kern gesagt: Menn Sie Ihr Wort nicht halten, schieße ich Sie nieder/ Da habe bereits der Entschluß Techows festge- standen, die Lat mit den anderen oemeinsam zu begehen. Einzeln« RahtmmwSlte evgrisfen im Anschluß hieran nochnwls da» Wort. Iustizvat Dr. Hahn, einer der Vetteidiger Ernst Werner Txchows, »erla» den Brief der Mutter Rathenau» vom 8. Juli an Frau ?«chvw: »In namenlosem Schmerz, reiche ich Ihnen, Li« ärmste aller Frauen, Lie Hand. Sagen Ei« Ihrem Sohne, daß ich im Namen und im Deist« dr» Ermordeten ihm verzeihe, wie Gott ihm ver zeihen mög«, wenn er vor -er irdischen Gerechtigkeit «in volle», offene» Geständnis ablegt und vor der göttlichen Der«chtigke,r bereut.' Hätte er meine» Sohn gekannt, den edelsten aller Menschen, den di» Erde trägt, dann hätte er Her Lie Mordwaffe auf sich selbst gerichtet al» aus ihn. Mögen dies« Worte Ihrer Seele Frieden geben. . Mathilde Rathenau/ Aufbaulieferungen und WSHrungsrninen. Man schreibt uns: Wenn nicht noch einmal etwas dazwischen kommt, werden sich ein« Anzahl deutscher Indrrstrrrvertreter am IS. oder 20. Oktober in das französische Wiederaufbaugablet begeben -und sich — um mit den Worten des Marquis de Lubersae za sprechen — ,den Arbeitsplatz anKuschen, welcher die deutschen Aufbaulieferungen er- wartet/ Die Art, in der Lubersae sich im »Echo National" über da» Aufbauabkommen mit deutschen Industriellen äußert, muß als sehr wenig verbindlich bezeichnet werden. Lr stellt es vor allen Dingen m Abrede, daß ein« Einladung an die Vertreter der Etiirnesgrupp« bisher ergangen sei; di« Einladung soll vielmehr erst dann «folgen, wenn di« ersten deutschen Lieferungen erfolgt sind. Zur Abwicklung eines Geschäftes, das Frankreich einen sehr großen Nutzen verspncht, werden deutsche Vertreter also «rst dann witrüig befunden, einem Lokaltermin beizuwohn«», wenn sie vor», her den Beweis L«» Wohlvevhalten» erbracht haben. Nun ist aller- Ling» di« Aufklärung, die Lubersae im „Echo National" gibt, auf das Verständnis der französischen Chauvinisten zugeschnttten. Man könnte auch von deutschen Standpunkt sich vielleicht mit einem ein fachen Protest gegen di« unfreundlichen Aeußerungen Lubersacs Le- gnügen, wenn nicht noch einige Auskünfte eingeflochten wären, die Zweifel am den ehrlichen Äufbauwünschen Frankreich» herauf» beschwören müssen. Lubersae will den deutschen Besuchern Lie zet» störten Orte St. Quentin und Loucy zeigen, die ^ein tMtsch« Bei spiel für systematisch« Zerstörung" darstellen. LubeHoe will also augtnsch»imich den deutschen Besuchern das GsstthldttZerknirschung bejbrtng»», daß solch« Zerstörungen überhaupt Lurchgeführt werden konnten. Sollte die» «ine der Hauptvkstchten Lubersacs sein, so täten die deutschen Industrievertret« besser daran, die Einladung auszuschlagen. Soll der Aufbau der zevstörten Gebiete mit deutschem Material wirklich nur. ein Mt der Bölkerversöhnung und außer dem ein nüchterne» Geschäft fein, so ist jede Propaganda, Lie den Beweis „deutscher Barbarei" erbringen soll, ein störendes und feind- lich« Moment. Sehr wenig sympathisch klingt auch di« Recht fertigung, die Lubersar für Len Abschluß des bekannten Vertrages anführt: Der Vertrag soll nämlich di« deutschen Industriellen ver anlassen, entweder Sachlieferungen zu leisten oder ab« di« Leistungen ausdrücklich abzulehnen. Das Stinnesabkommen wird sein« große Bedeutung selbst dann bchalten, wenn sich der Durch führung Ler Sachlieferungen im geplanten Maße Schwierigkeiten entgegenstellen; di« psychologische, die politische und auch di« volks wirtschaftliche Bedeutung des Abkommens (Ermäßigung der Kohlen- tribute) wird davon nicht berührt. Wohl aber stellt es sich heraus, wie berechtigt di« Bedenken gegen den Abschluß zahlreich« ander« Lieferungevetträg« gewesen sind, die nicht gleichzeitig politische und en vchmgr»«« . Juni «, d« ISM am 10. Oktober nach Euro«, «tng< bestreitet, daß Morgan. Reise mit der häng«, l«hnt ah« «km Ettlärung ü KUH« radikal« und radikalster Lohr« nicht b«irr«n lass« wird, muß in d«r Landtooswohl sich gegen den Minister und sem SW» «f» deutlichst» «klären. di» Mr- mma der Mission» ttmbienst folgt, «km «» di» Li« statt» ^Rach Misst» r „Wie Schmt»vtdl«A« «in« zeigt«, ah« andererseits ro«g«n stark au»geprst-tr» Dem« ganz» ' erreicht. Ein Lichtbildervortrag von vfr. Dr. Leon» varot»Dresden berichtet« über di« ämttich» Mission» In d« Mitgliederversammlung bracht« Landesbischof D. Ihm «l, d«a vruß d« Landeskirche. Er betonte, Laß di» Lebensknsst der Kirch» an d« Mission erkannt werd«, Lem starken Drängen nach außen. Darin beuch« ihr besonder« Wert für di« heimisch» Kirch«, lkei» versitiitsprofessor Dr. Kötzsch kk-Leipzig sprach dann ikbrr „Mission und -«utsche Kolonisation kn Meißner Sand«/ " Et« Laxdttverband Lachsen d« christlichen Veamtengewtrk- schäften. Am Sonntag erfolgte in Dresden die Gründung de» Landeroerbande» Sachsen des Gesamtverband«» deutsch« Beamten» und Staat«ans»st«llttngewerkschaften (Beamt,nsöul« de» Deutschen De» werkschaftbund«», chrtstl.»natl.). In d«r Versammlung wurden zwei Entschließungen angenommen, in denen es vor allem heißt: 1. „Nur ein freies Berufsbcamtentum, dem ausreichend« Existenzmöglichketten gesichert find und da» dann auch im wirklichen und notwendigen Ver trauensverhältnis zu Staat und Bost steht, kann als bas angesehen «erden, was es besonder» auch in der deutschen Republik sein soll und muß: Eine Stütz« des Staates, an der sich bas deutsche Dost auf richten sollt" L „De, Landesverband Sachsen hat mit großem Be dauern b«n Abbruch der Verhandlungen zwischen der Regierung und den Organisationen über die Erhöhung der Grundgehälter der Be amten zur Kenntnis genommen. Er hält den Entwurf der Regierung zur Neuregelung der BesoldungsverhiikWsse der Reichsbeamten für völlig ungeeignet zu einer fllr die unteren und mittleren Beamten gruppen znfriedtnstellenden Lösung de» Besoldungsproblems." " D« Bund entschiedener Schulreform«, der in Dresden tagte, beschloß u. a., beim Ministerium anzufraaen, ob nach d« Verordnung, welche dir Reinigung der Schülerbibliotheken von monarchischen und verfassungsfeindlichen Büchern fordert, überall verfahren worden ist und in wieweit sich da» Ministerium durch Stichproben von der loya len Durchführung der Verordnung überzeugt hat. Außerdem soll das Ministerium ausgefordert werden, zur staatsbürgerlichen Aufklärung und Bildung namentlich der höheren Schüler Flugblätter herauszn- geben ähnlich denen, die das Thüringische Ministerium für Volksbil dung unter dem Titel: „Republik und Schule" veröffentlicht. * Di« Teuerung. Die vom Statistischen Landesamt in Dresden für jeden Monat ermittelten Teuerugszahlen haben im September 1922 eine ganz außerordentliche Steigerung erfahren Die durch schnittliche Teuerungszahl au» den Gemeinden Leipzig, Dresden, Chemnitz, Bautzen, Annaberg, Auerbach, Sebnitz und Grimma be trug im September 10 365 Mark gegen 6305 Mark im August, das bedeutet eine Erhöhung um 64,4 Proz. gegen 41,9 Proz. vom Juli zum August. In der Vorkriegszeit beliefen sich die Kosten de« der Teucrungszahl zugrunde liegenden Güterbedarfs auf 90^0 Mark. Wird diese Vorkriegsteuerungszahl gleich 100 gesetzt, so ergibt sich auf dieser Grundlage für August als Indexzahl der Lebenshaltungs kosten 6942, für September 11445. Die Lebenshaltungskosten sind somit fllr September 1922 auf mehr al, das 114fache gestiegen. * Verschlechterung de« Arbeitsmarktes. Der Bericht des sächsi schen Landesamt« für Arbeitsvermittlung über die vergangene Woche zeigt eine» weiteren Rückgang von Angebot und Nachfrage und damit eine weitere Verschlechterung der Avbeitrmarktlage. Die meisten Ar beitsnachweis« berichten über schlechten Geschäftsgang, über Dctriebs- einschränkungen und zu erwartende größere Entlassungen. In der Landwirtschaft waren di« Anforderungen von Arbeitskräften für die Kartoffel- und RLüenernte lebhaft. Lebhaft war auch die Vermitte lung im Bergbau. Größere Entlassungen fanden in der Ziegelbranch« statt. Ganz ungünstig liegen die Verhältnisse in der Tnbakbranch«, die weitere größere Entlassungen und Betriebsernschränkungen vornahm. ' Für ungelernte Arbeiter verschlechterte sich die Lage ebenfalls er- Heblich. * Nelchsbanknote» zu 5000 Mark. In der nächsten Zeit werden Neichsbanknoten zu 5000 Mark in den Verkehr gebracht werden. Sie sind 130 Millimeter X 90 Millimeter groß. Das Papier, auf wel- chcm sie gedruckt find, ist gelblich und hat ein Helles Wasserzeichen. Dieses wird aus sphärischen Dreiecken gebildet, welche die ganze Note in regelmäßiger Anordnung durchziehen und dadurch gekennzeichnet sind, daß senkrecht zum kürzesten Schenkel jedes Dreiecks eine kurze Linie in die Fläche des Dreiecks hineinragt. * Landeslotterie. Ziehung vom 12. Oktober. 100 000 M. 95922; 75 000 M. 129349: 50 000 M. 76106; 30000 M. 293«; 20000 M. 92069 103357; 10 000 M. 41789 55282 63039 70190 1L3931; 5000 M. K 2136 12234 21631 36292 6L654 74543 77823 105743 112847; 3000 M. 3206 8047 8170 11297 14067 15101 15261 17991 22137 23061 23229 26159 30636 32588 38868 40466 42219 48019 43041 43985 45046 45670 46511 46843 47698 49037 52087 53999 55168 58733 60401 trat«, L« Goiöaltpolttik tn Fvanltttch «w Phantast» ftd« »i-WlE überlass«» «<» «i» Dollarslur» noch wird «MpoÄltmmen d«r Mavttur, noch wird fink,» Wunen, ««« < Mtlliard« VolLMart jährlich Drati«liesematz«» Vmchmm hoch«». OerMche Anßelegenhette« Der Sternhimmel tm Monat Oktober. Bon Gotchard Hirzid Die Zeit der langen Abende rückt heran und für den Fronst, der Himmelskund« beginnt damit die Periode fruchtbringender Beob achtungen, zumal der allmählich seine Schönheiten entfaltend« Winter- Himmel «in« Fülle von interessanten Studienobjekten bietet, di« hier zu gegebener Zeit im Einzelnen besprochen ««den. Während die Smnmersternbild« sich zum Untergang« bereiten, ziehen glänzendere und eindrucksvollere Konstellationen im Osten herauf. Am Anfang de» Monat« etwa gegen 9 Uhr (Mitte Oktober eine Stund«, Ende Oktober zwei Stunden sickHer) steht der Große Bär tief tm Nordwesten, südöstlich davon b« Klein« Bar, dessen letz ter, hellst« Schwanzstern d« Polarstern ist, al« ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht ein wichtiger Orientierungspunkt am Nord himmel. Einen machtvollen Anblick bietet der Osthimmel. Au« dem zar te» Lichtschimmer der Milchstraße funkeln die Hellen Sterne de« Fuhrmanns, vor allem dessen Hauptstern Capella, dann des Perseus (mit seinen ausfallenden Sternhaufen) und der dem Großen Bären stets genau gegenüberliegenden Kassiopeja. Weiter nach Osten zu blitzt der rötlich« Aldebaran in der v-förmigen, den Kopf des Stier- bildenden Gruppe der Hyaden, während der dichter gedrängte Stern haufen d« Pleiaden, zum gleichen Sternbilde gehörig, bereits höh« steht. Dies« reizend« stebensternige Gruppe gibt dem ganzen östlichen Himmel da, charakteristisch« Gepräge und fällt auch oberflächlichen Beschauern sofort auf, die ihn allerdings sehr häufig mit dem Kleinen Bären zu verwechseln pflegen. In vorgeschritten« Abendstunde haben sich auch die Zwilling« mit Castor und Pollux und im Südosten die oberen Schulterstern« de» prächtigste^ Äinterbildes, Orion, über dem Horizont erhoben. Oestlich vom Meridian, hoch zu unseren HSupten, dehnt sich die markante Zeichnung der Andromeda mit dem berühmten, schon mit freiem Auge sichtbaren Nebel, der al» eine von un» seitlich geschaute Milchstraßenwelt außerhalb unserer eigenen Fixsternspirale erkannt wurde, während der 'Südhimmel von dein im Meridian stehenden wenig auffallenden Tierkreisbild des Wassermanns und dem zur Kul- minatjon vorrückenden schönen großen Stern-Viereck de« Pegasus ausgesllllt wird. Zur Bildung dieses Rechteckes ist außer den drei Pegasussternen Scheat, Markab und Algenib auch Ler Hauptstern der Andromeda, Sirrah, al« nordöstlicher Eckstern, erforderlich. Unmittel bar südlich vom Polarstern kulminiert Cepheu«. Westlich vom Meridian liegen die Sommerbilder Schwan, Leier (Wega!), Adler (mit Atair) und die kleinen Gruppen Delphin und Kl. Pferd; noch weiter westlich Herkule« und Krone, die zu dem im Nordwesten untergehenden Bärenhüter überleitet, dessen Erlen- nungszeichen, der rötliche Stern 1. Größe ArkturUs, in prächtigem Farbenspiel untergangsbereit tief im Nordwesten funkelt. Ganz tief am Horizont grüßt ein Heller Stern au» der südlichen Hemisphäre herüber, Formalhaut im südlichen Fisch. Die Milchstraße zieht sich von Nordosten nach Süüwesten in gewaltigem Bogen über den ganzen Himmel. * Der Evangelisch« Bund und Minister Fleißner. Die Sachs. Ev. Korr, schreibt: D« Evangelisch« Bund zur Währung , der Leutsch- protestantisch«» Interessen, drr gegen di« unglaublich«» Schul- und 'Friedhofsverordnungen Les Ministeriums Les Kulturbund öffent- lichen Unterricht« protestiert hatte, wird von Stoa »Minister Fleißner in einem Aufsatz Ler Sachs. Stzoatsztg. Ler Wahlmache bezichtigt. Der Evangelisch« Bund bedauert, daß der Minister all die schärfen Proteste, von denen jetzt Li« bürgerliche Press« gerade zu überfließt, von denen große Versammlungen wiederklingen und in denen die ganze Eltern- und Lehrerschaft, soweit sie christlich ist, zusammenstimmt, nicht als das versteht, was sie sind, nämlich al» den Notschrei einer seit Jahren in ihr«n heiligsten Gefühlen ver- letzten Bevölkerung. Der Evangelische Bund verzichtet darauf, den Minister belehren zu wollen, wie sein« angebliche Logik das Gegen teil von Logik und wie fein System, Las in -ie Glaubens-, Ge- wissens- und Herzensfreibeit des Volles gewaltsam hineingreift, ur reaktionär und absolutistisch ist, wie kein» dagewesen ist. Der Ev. Bund stellt nur noch einmal fest, daß di« Handlungsweise des Ministers die Verfassung und Lie in ihr gewährleistete Religions freiheit aushebt und daß seine Berufung auf da» dreimal be richtigte sächsische Uebevgangsschulgöfetz seine Sach« nur noch M« macht. Aber hier gibt es eben nur noch einen Deq und nur noch ein« Wass«: da» evangelische Volk, Lä» sich auch durch die R«de- Das Lächeln der Gioconda. Roman von Gatty Bachem-Tanger. Amerikanisches Copyright 1VL0 by Carl Duncker, Berlin. (Nachdruck verboten.) (4. Fortsetzung.) Mit künstlerischem Geschmack hatte Mutter Benigna jede Einzel- heit selbst angegeben. Einzeln« Stücke hatte sie au» Valeska» väter lichem Besitztum in Rochenegg schicken lassen, «ine klein« ausge- wählt« Bibliothek, «in paar kostbare Bronzen, auch einige Original- gemäld« und alt« Kupferstiche. von Valeska» Fenstern hatte man Len schönsten Mick auf di« Küste, die wegen ihrer fast trv^sschen Negation und ihrer glühenden Farbenspiel« -ei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang „Petit« Afrique" genannt wird. Nach Beendigung drr Anbachtelibung standen Valeska und Jacqueline am «sitgSffntten Fenster und schauten mit sehnsuchts vollen Mädchenvlicken auf La« glitzernde blau« Meer, an Lessen Küste entlang Li« Luxuszüge immer neu« Scharen von Dergnügungs» lustigen Karneval bracht». Der schrill« Pfiff der Lokomotive zer riß Li« feierliche Still«, Lie im Bannkreis L«s Kloster» lag. Zn Jacqueline» lebhaften Augen brannte «in unbezähmbarer Lebenohunger, als st« dem blitzschnell davonjagenüen Zug nachblickt« und sagte: „Nächstes Jahr, Valeska, saus« ich auch im P.L.M. nach Nizza zum Karneval. Ja, Daleska," plauderte sie lochend weiter, „ich hckbe nun lang genug für Li« SAnden anderer go- betet. Jetzt komm« auch ich an Li« Reihe. Wirst du nächste» Jahr «ich dqran denken, ma pauvre petit», wenn du hi«r in der Kapelle die Slihnegebet» wieder mitplappenst, Loß deine Jacqueline dann mitten unter all den Sünden steckt!" Eie lachte hell und klingend auf. „O, wie ich mich freue auf di« erste Saison in Pari»! Und mein« arme klein» Mania ist so traurig, auf einmal eint so groß« Tochter zu haben, an der Mr jeder Ihr Alter nochrechnen kann. Sie ist ga, so «istrstkytig auf ihre Verehr«, w petit« maman." - Valeska hört« gern Jacqueline» GeplmMer. Für ste war «m die lebhaft«, leichtfertig« Pariserin der Hauch jener Welt, di« ihr so fremd und darum so verlockend war. Iarqueline «zählt« ihr vi«l von dem glänzenden Leben tn Part«, «an der Großen Oper «mV van dem Treiben auf den Boul«. oaG^ vom Bai» d, Boukog« und von dem Badel«« in Brom-ill«. Sie erzählte auch viele», was ste von ihrer früheren Erzieherin, einer recht leichtlebigen Französin, wußte. Mademoiselle Lechamp», so versicherte sie dann stets, sei ihre liebste Herzensfreundin gewesen^ deren Erziehung ihr viel lieber gewesen sei al» di« in dem lang weiligen Kloster. Si« erzählte da» alle, in ihrer besonderen Art, Ler man di« Freude am Verbotenen und versteckt Erotischen anmerkte. Harm- lose, manchmal ganz belanglos« Dinge wußt« sie in ihrer eigenartig phantastischen Art ganz romanhaft au^uschmücken, wird sie verstand es vortrefflich, um alle«, was si» ihrer Freundin von der ien«r so fremden Welt berichtete, den Schl»ior de« Geheimnisvollen zu -reiten, so Laß es um so mehr Valeska» Phantast« beschäftigt«. So erzählte si« Lieser ein«» Tage» von dem weltberühmten Bild Ler Gioconda, da» in der großen Gemäldegalerie des Louvr« hing. Marie Lechamps hübe ihr von dieser Mona Lisa del Giocondo er zählt, die so schön gewesen fei, daß jeder, den ste einmal ang«l!ichelt habe, ihre rettungslos verfallen gewesen sei. Ein großer Maler habe dies Lächeln gemalt, und täglich drängen sich nun Hunderte vor ihrem Bild, um die» Lächeln zu sehen. Mari« Lechamps habe es ihr gesagt, daß noch jetzt jeder Mann, der Mo:« Lisas Lächeln im Bild seh«, liebeskrmck werde, und «in Mädchen, das noch nichts von Lieb« gewußt, brauche nur Lie» lächelnd« Antlitz zu sehen, um wissend zu werden. Lange Zeit beschäftigten sich Dal«rkar Gedanken mit der selt sam schönen Frau, deren Schönheit noch nach Jahrhunderten, durch Leonardos Pinsel festgchalten, weiterlevte und die Männer, die st« schauten, in Lich« entbrennen ließ. Welch wundrvsmn«, Gchrimnis mußt« es Loch um di« Schönheit dr« Weibes und um die Lieb« sein. Valeska wußt« wenig von der Welt. Sie war eininal b«i ihren Verwandten tn Wien gewesen, aber die ganze Verschiedenheit der Erziehung hatte solche Gszensiltz« »wischen Valeska und ihren Vettern und Basen ergeben, Laß »» bei dem «inen Besuch blich. Di» Gräfin Rothenegg hatte ihrer Base, Dkttter Benigna, darüber bericht«». Man hielt « daraufhin für besser, tmß Valeska di« im Testament ihre» Dat«, bestimmt« Zeit noch tm Kloster vqr- lebte, um dann ganz zu ihren Verwandten in Men Wsrzustedeln, wo st» mit den fast gleichaltrigen Basen tn die Gesellschaft einge- führt werdensollte. Di» Gräfin mar sicher, Laß sich für Valeska, di« mich» «bin und Herrin von Rothen«-- und Toggerv »ft Leichtigkeit «kn» g» eignete Heirat finden lasse, di« sie dann schnell aller Sorg« für Lie Waise enthob. Sie spielte gern mit dem Gedanken, daß Valeska und ihr einziger Sohn «in Paar würden, und ihr Sohn so in den Besitz der reichen Rochenexgschen Erbgüter gelange, die Valeskas Vater al» d«r Aeltest« -er Familie Rothenogg besessen hatte. Für ihren Wiener Geschmack war dis Nichte, dis sie nm flüchtta kannte, zu einscheinbar. Sie war hoch aufgeschossen, schmal un- blaß. Ihr Gesicht aber -» da» hatte die Gräfin mit Genugtuung foftgestell« — trug unverkennbar Lis Rotheneggschen Züge. Hoffentlich ist st« ein« ganz« RoLhenogg und hat nicht« von ihrer Mutter, dachte Lie Gräfin oft, und nach allem, was Mutter Benigna ihr schrieb, glaubte sie, in Lieser Beziehung über Daleska beruhigt sein zu können. * St« nannte «s «inen vortrefflichen Gedanken ihres Bruder«, daß er Lia Erziehung Valeskas in §i« Hand« -er ehrwürdigen Klosterschwester gelegt hatte» dir bei oll ihr« Frömmigkeit die Welt- klugheit und Gewandtheit -er aus den vornehmsten Kreisen stammen den Dam« besaß. So hatte Muttu Benigna es verstanden, di« Be mühungen der Giovi, sich ihrem Kind, zu nähern, zurückzuweisen. Als die Giovi durch di« Zeitungen vom Tode de» Grafen Stephan von Rothenegg gehört hatte, war plötzlich «in« Stimm« tn ihr laut geworden, die sie Ler Schuld anklagte und zugleich ein . impulsives Gefühl für La» nun elternlose Kind in ihr aufwallen ließ. Und als ihre Nachforschungen ergeben hatten, daß die klein«. Daleska im Kloster von Sz« sei, gerade um di« Zett, La st« sich zu einer Ress« nach Nizza anschickte, so hatte sie L«t Ler Gelegenheit dem Kloster «inen Besuch atgestatirt. Trotzvan sie einen anderen Namen angenommen, und Mutter Benigna ni« «in Bild der Giovi gesehen hatt«, hatte di« Oteri- doch das bestimmt« Gefühl gchobt, daß die auffallend schön« Frau Valeskas Mutt«« sei. Sie hatte ihrer Schwägerin ni« von diesem Besuch «rzLhkt, um diese nicht zu bennmhigen. Dabmka «ar damal, «rst zwei Iah« alt. Ein« Erneuerung diese, Dmfuchr» «oar «tcht z« befürchten, da die einmalige Begegnung der Giovi deutlich gezeigt hatt», daß jede Annahrrung für st« unmöglich war. (Fortsetzung folgt.) vk» ftkug» tknunkrau m»cbt »lcd älo kdt»bmog«> mal«« minatz» m»ä >MnkI am <tl» mltll umatxd dmogdtt« Maa» MlWiEmdoa. v«d»mll » Lods»,
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