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kung dieser Ententeschuld fand Herr Wirth die Töne, die ihm die Zu. stimmung des Hauses sicherten und die die Entschlossenheit, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, auch bei der Deutschen Dollspartei stark zum Ausdruck kommen ließen. Der Abgeordnete Heintze gab dieser Bereitwilligkeit offenen Ausdruck. Man hatte den Eindruck, als sei gerade dieser Teil der Wirthschen Rede als ein Appell in dieser Rich tung gemeint gewesen. Wir wandeln auf einer sehr dünnen Eisdecke, deren geringe Trag fähigkeit uns nicht gestattet, das schwere Geschütz des Bürgerkrieges aufzufahren. Stets sei Deutschland eingedenk, daß an seinen Gren zen und leider auch innerhalb seiner Grenzen bösartige Feinde stehen, die jedes weitere Anzeichen politischer Zersetzung Deutschlands mit tückischer Freude beobachten, denen solche Morde wahre Gottesge schenke sind, und bei deren Herantreten an den Leichnam die Wun den des Erschlagenen frisch zum Bluten kommen würden, wenn anders die altgermanische Auffassung vom Erschlagenen und seinem Meuch- ler recht hat. » » » Berlin, SS. Juni. Wegen der am 27. Juni, 12 Uhr mittags, stattftndenden Trauersrier für den ermordeten Minister Raichen«» wM zu: ästsdÄ "Vtkonung der AutellttÄMr' E RSkchsi bahn punkt 12 Uhr mittags auf 6 Minuten der gesamte Zugsoerkehr auf den Stationen und Strecken stillgelegt. Die mit Reichsflaggen ausgestatteten Amtsgebäude flaggen am 27. Jimi halbmast. Berlin, 2S. Juni. Ms Trauerkundzsbung für Rathenau hat Las Reichskabinett dis Anordnung getroffen,^ daß am Dienstag nachmittag, von 2 Uhr ab der Bureau dienst und der Werkstättendienst ruhen sollte, mir Ler Lelegvaphen- und Fernsprechverkehr, sowie der Eisenbahnverkehr, sollen ausrechterhalten, aber soweit es der Dienst erlaubt, sollen die Beamten beurlaubt werden. Berlin, 26. Juni. Minister Groener macht bekannt: Wenn aus Anlaß der Ermordung des Ministers Rathenau in nächster Zeit poli tische Demonstrationen zum Schutze der Verfassung veranstaltet werden, so ist dem Personal, das sich daran zu beteiligen wünscht, dies zu er möglich'». soweit es die Rücksichtnahme auf den unbedingt aufrechtzu erhaltenden Betrieb zuläßt. § Berlin, 26. Juni. Im Laufe des Montagabends wurde der Sarg Rathenaus nach dem Reichstag übergeführt und dort aufgebahrt. Die Beisetzung ist für Dienstagnachmittag in Aussicht genommen. An ihr werden sich sämtliche Mitglieder der Reichsregierung und die meisten Reichstagsabgeordneten beteiligen. Zur Spalierbildung wird ein Regiment der Reichswehr herangezogen. Die Beerdigung erfolgt auf Reichskosten. Weimar, 26. Juni. Auf Beschluß des Thüringischen Staats ministeriums sind am Mittwoch, den 28. Juni in allen öffentlichen Schulen Thüringens würdige Trcurrfcieru für den ermordeten Reichs- Minister Dr. Rathenau zu veranstalten. Berlin, 26. Juni. In Berlin sind bis jetzt iüsgrssmt 12 Führer der Organisation „Konsul" verhaftet worden. 11 davon wurden jedoch bereits wieder entlassen, einer wurde in Haft behalten. In Dresden wurde der Kapitän a. D. v. Ab endroth verhaftet, der gestern bei einer Sonnwendfeier eine gegen die Republik verstoßende Rede gehalten haben soll. Berlin, 26. Juni. Heute nacht ist Im Flensburg angeblich beim Ueberschrsiten der dänischen Grenz« Ler Breeder des als der an- geblichs Mörder Erzbergers verfolgten Tillessen, der Oberleutnant a. D- Karl Tillesse», verhaftet worden. Die Verhaftung war schon seit einiger Zeit angeordnet, auf Grund der Lem Verhafteten nach- gesagten Umtriebe zu werteren Gewalttaten. Die Polizei nimmt an, daß der Verhaftete mit der Mordtat Rathenau in Verbindung gestanden Hai. Berlin, 26. Juni. Durch die Aussagen von zwei einwandfreien Zeugen ist der Mordverdacht auf zwei bestimmte Persone» gelenkt worden. Die Beschreibung Les einen Täters, dessen mädchenhaftes Aussehen hervovgchoben wird, paßt auf «inen früheren, auswärts wohnenden Offizier. Seine Verhaftung ist telegraphische verfügt, gleichfalls telegraphisch die Verhaftung eines anderen, auswärts wohnenden früheren Offiziers, der in dem dringenden Verdacht steht, mittel- oder unmittelbar mit Lem Mord in Verbindung zu stehen. Endlich sind mehrere Personen^ meist frühere Offiziere und Studenten, sowohl in Berlin wie auch außerhalb verhaftet worden, di« Geheimorganifationen angehören. Di« außerhalb Verhafteten werden ^Zt. nach Berlin transportiert. München, 27. Juni. Auf Grund eines gestern bei der Staats- anwalfschaft eingelaufenen Telegramm» der Kasseler Staatsanwalt schaft, worin KrchitSnleutnant Hoffmann al» de» Attentat, auf Scheideuvann und der Beteiligung an der Ermordung Rathenaus verdächtig bezeichnet wird, ist Hassmann, heute vo.-mittag fest- genommeu worden. Heffmann bostreitet mit beiden Taten auch nur das geringste zu tun zu haben und beruft sich' insbesondere darauf, daß «r am Lag« de, Attentats auf Schtidemann zu» Teil nahme an der Hochzeit sei»« Schwester bei seinen Eltern geweilt habe. Die Verheiratung habe ein oder zwei Lage" vorher statt gefunden. Gr habe sich oder auch am Tope de» Attentat« auf Scheide mann noch sm Hause seiner Ettern ausgchalten. Eine Älättermeldung, daß im Ausammenbang mit dar Drmar- dmm Rathen«»» der Oberst v. Lola»-«» verhaket worden s«^ bestätigt sich nicht, dagegen wird von zuständig« Seit» mitgetetltz daß Oberst v. Lytander vor einigen Tagen München verlaff«» Hadi und noch nicht dahin zurückgekchrt sei. Helflugfor», 26. Juni. Auf Antrag d« deutschen Gesandtschaft nahm di« Polizei in Helsingsor» auf dem heute einlausende» Dampfer „Rügen" drei unter dem Verdacht der Beteiligung am Morde Rathenaus stehende Perfinlichveiten fest, die sich für englisch« Matrosen ausgaben und »»ach Wiboyg untamma sei«». Die Unter suchungen dauern fort. « Berlin, 26. Juni. Der Vorstand -es Kewerkschaftsringe» deutsch« Arbeiter-, Angestellten- und Bsamtenverbänd» erläßt folgende» Aufruf» Das an dem Reichsminister Rathen«» begangen» fluchwürdige Verbrechen gemeiner Meuchelmörder mich fik das Ansehen dä» Deutschen Reiches im Ausland die nachteiligsten Folgen haben. Die deutsche Volkswirtschaft erleidet dadurch neuen unberechenbare» Schaden. Di« Lage der Arbeitnehmerschaft wird weit« vv> schüchtert, die Arbeiksfrrrldigkit und Arbeitsstetigkeit beeinträchtigt, «en»„Mrd-„WG UMmdM» .sich breit mackM.. SA dgs, IchftmmswMr unser Volk abgewendet werden, dann rst es drtngevd notwendig, daß alle Kräfte, di« sich auf den Boden der Weimarer Verfassung stellen» unbekümmert um iher sonstige Papteistellang ssst zusammeüstchen. Wir fordern daher alle unsere Mitglieder und Freunde auf, sich überall z um Schutze der Verfassung bereit zu halten, sich an der Aufrechterhaltung der Ordnung zu beteiligen und mit Entschiedenheit allen Bestrebungen entgegenzu treten, die sich gegen die Verfassung wenden. Die im Gswerkschaftsring ovapmi- siert« Arbeitnehmerschaft ist -er fortwährenden Beunruhigung durch versassungsfeindliche Elemente müde. Sie verlangt Ruh« und Ord nung, um ihrer Arbeit zum Segen unseres Volkes nachgehen zu können. Sie wird alles tun» um das Voll vor neuen Schädigungen zu bewahren. » Der Berliner Sowjetvertreter Krestinski sprach im Auswärtigen Amt bei dem Leiter der Ostabteilung, Ministerialdirektor Freiherr von Maltzan, vor, um ihm im Namen der Sowjetregierung sein Beileid anläßlich der Ermordung des Ministers Dr. Rathenau auszusprechen. * O Eintritt der Unabhängigen in die Reichsvegienmg? Berlin, 26. Juni. Wie nach dem „B. T." verlautet, Haden di« Unabhängigen mit beträchtlicher Mehrheit beschlossen, unter gewissen Bedingungen in die Reichsregierung einzutreten. Nutzlose Protest«. Rotterdam, 26. Juni. Die „Morning Post" meldet au« Pari« Die Botschafterkonferenz stellte Deutschland in der Antwort, die di» deutsche Proteste gegen die Zerstörung der strategischen Bahnlinie» im Rheinlands zurückweist, eine Frist bis 36. November zur Durchfüh rung der von der alliierten Kommission erhobenen Forderungen. O Die Finanzkontrolle am Deri«. Berlin, 26. Juni. Die nächste Sitzung der SarautiÄommiffio» mit der Reichsregierung findet Mittwoch mittag 1 Uhr statt. Es soll tn die Frage der Einstellung de» Banknotendruck« «tngetreten werde» Im Anschluß daran soll erst die eigentlicheAnleihefrag» zur Erört»- rung kommen. Die Kommission hat in der Sitzung am Sonnabend den Reichsfinanzminister ersuchen lassen, ihr eine Abschrift der letz ten Beamtrngehaltssrhvhuug de» Reiche- zu geben mit du Begrün dung ihrer Notwendigkeit. Die Lebensmittel-Haufse. Berlin, 26. Juni. Am 24. Juni notierten di« Preise für di« gebräuchliche» Lebensmittel in der Berliner Großmarkthalle am Alexanderpftch um 46 Prozent höher als am L. Juni «ich um sich 200 Prozent höher al» am 1 .Marz I. Polnischs» FeuerSbsrfall auf dsntschs« Land. Beuth«», 26. Juni. Line lebhafte Schießerei setzte früh gegen 4 Uhr in der Richtuna Roßberaund Scharley ein. Heftige Handara- natendetonationsn, Gewehr-, Maschinengewehr- und RevolvusWitze- rei wurden hörbar; di« Sirenen der Gruben heulten. Wie « beißt wurde ein Vorüoß von der polnischen Grenz«' her vrrkucht. Durch einen Gegenstoß winde aber ein Ueberschreiten verhindert. All« näheren Einzelheiten fehlen noch. Französisch« Befestigung« «M UH«!» Basel, 26. Juni. „Basier Anzeiger" meldet mm Straßburg: Ast» die Neuanlage von Befestigungln i.n französischen Rhelugebiet verlangt L--r n«ue ftlmzMch» Etat als erste Rate 780 Millionen Franken. Nr. 148. Mittwoch, den Löhnig. Der Gaspreis sür Monat Mai beträgt 6 MH. für den odm. ovhnttz, am 2S. Juni 1922.Städtisches Belriebsamt. Schwarzenberg. Mütterberatungsstelle. Die Beratung sür Kinder bis zum 6. Lebensjahre für Schwarzenberg mit den Stadtteilen Sachsen- selb und Wildenau findet Mittwoch, den 28. Juni 1922, uachm. von 4—6 Ahr und Stittmusterung nach«, von S—4 Uhr im Wohlfahrtsamt — Torbückbaus — statt. In Neuwelt ist die Beratungs- stunde am Donnerstag, den 29. Juni 1922» uachm. '/,4—5 Uhr, im Marrhaus Neuwell. Schwarzenberg, den 26. Juni 1S22. Der Rat -er Stadt. — Wohlfahrtsamt. Schwarzenberg. Sladlba». Das Sta-t-ad ist wieder gellffnel. Badezeiten: An Wochentagen von vormittag S Uhr und an Sonntagen von srüh 7 Uhr an, und zwar: Dienstags und Freitags von nachmittag 5 Uhr ab sür weibliche Personen, im übrigen, insbesondere auch an Sonntagen nur als FamUienbad. 1WUWWWM 4» «Haltend di« amtliche« Bekannttnachungeu der Amtrhauplmaimschaft Md der Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staals- ü. städtischen Behörden tn Schneeberg. Lößnitz, Neustädtel, Grünhatn, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werden außerdem veröffentlicht r Die Bekanntmachungen der Stadträt« zu Aue und Schwarzenberg und des Amtsgericht» zu Aue. Verlag L. M. GSrlner, Aue» Erzgeb. 9«rnspr»»«r, «l« 1, »ö»M, (Am, «u«) 4», 0chu««b»rg 1», 0»»-r,<n»ergI». Dra-Umschrtst- Ladepreise r Für Erwachsene 2MK-. für Kinder t Mk., Dutzendkarl« für Erwachs«« SO MH sür Kinder w Mk. Zellengedühr für Erwachsene 2 Mk., für Kind« 1 50 Mk. Gebühr für Benutzung eines Schrankes für Erwachsene nnd Sinder 1 Mk. Leihgebühr, Für «tn« Badehose für Erwachs« 2.50 MK-, sür Kinder 1.50 Mk., sür einen Badeanzug 4 Mk. «n Sonntagen wird zu den BaSepreisen «in 1»6»/.tg«r Zuschlag erhöh«. Für g» liehen« Badewüsche wird eine Einlage erhoben. Land- und Badetücher können nicht ausgellehm werde» Schwarzenberg, am 2S. Juni 1V22. Der SUU -er Sla-t. Bersleigerung. Mittwoch, -«« 28. Juni 1922, vor«. 19 Uhr, sollen in Schneeberg 1 Drahtürippmaschin« mtt 8 Nrtppril-eru» 1 Spiralse-ermaschine, 1 grotz« Taselblechscher« meistbietend gegen Barzahlung versteigert werd«. Bieter sammeln sich in der „Herberge zur Heimat". Schneebprg, den 27. Juni lS22. Der Gerichtsvollzieher -es Amtsgericht» 28. Juni 1922. 75. Jahrg. v« .vr»,»»»r-«ich« U«a» »U vuinabm« ixr Tae« naid Sona- and F«Mae«n- -wn-Mü Mor» -o.- dun» d<» v-MrSg« Irv im Lau,; dun» di« Pott d^o«« -itri-Mrllch Word aionaittck Mar» eo.—. «»»«tionprot» (vawlNbl. Vn^a-allE)! im vmUblott- t«rm, dor Raum d«r Up. aoioavzrtt, 4.- Md., am- mälur.—Md., im amtllüaTVI di, dald«6vl, H-Md.. «iWdru eo^Md., im Prdlametvl dUPrUIM« U.-Wd-, Lu-a>Srt» »7.— Mt. P«Mld«a-»oat»> Lvpzig PrlLLL«. Die Straße als Muster. Anter dieser Ueberschrift schreibt der Sozialdemokrat Paul L«nsch in der „D. Allg. Ztg." u. a.: Durch einen Zufall hat gleichzeitig in London wie in Berlin d« politische Mord seine Opfer gefunden, dort General Wilson, HÄ? Minister Rathenau. Aber welch verschiedene Haltung der Regierun gen wie der Parlamente. Gewiß, wir wollen dabei die Verschieden, heit nicht übersehen. Die Ermordung Wilsons war nicht in ,em Maße ein Glied aus einer langen Kette, wie es die Rathenaus ist, obwohl auch in der irischen Frage schon viele gemeuchelte Opfer dar gebracht worden sind. Immerhin war die Haltung in Westminster und am Königsplatz in einem Grade verschieden. Hier konnte das Parlament von der Straße lernen. Die Ruhe und Besonnenheit bei der gestrigen Demonstration im Lustgarten hat leider im Parlament nicht die Nachahmung gefunden, die der Stunde angemessen gewesen wäre. Maßregeln zum Schutze der Staatsform und ihrer Vertreter wären vielleicht schon früher angebracht und nötig gewesen, wie ge wisse Ausschreitungen der Agitation und wie vor allem die Unzahl politischer Morde erwiesen haben. Sin anderes aber ist es, 'M ge eigneter Zeit und in Ruhe notwendige Maßregeln ergreifen, ein an- beres in nervöser Hast und ab irato Beschlüsse fassen, deren Trag weite die Leidenschaft der Stunde verhüllt. Je größer die Gefahr ist, in der heute ein prominenter Politiker wie em republikanischer Minister schwebt, desto mehr Hütte Ser Stolz auf diese ihre exponierte Stellung den Reichstagsverhandlungen vom Sonnabend und Sonn tag den Stempel imponierender Ruhe aufdrücken müssen. Im Jahre 188S während des großen Bergarbeiterstreiks waren die Behörden des Reviers von nervöser Unruhe erfüllt und verlangten nach militari- schein Schutz. Damals antwortete auf eine Anfrage von Berlin die militärische Stelle telcgravhisch: im Revier alles ruhig, außer den Behörden. Soll es heute heißen: überall Ruhe,außerimParlament? Wir stimmen Herrn Wirth in seinen Worten, die er für die Ordnung, Ruhe und Disziplin der gestri gen Demonstration hatte, völlig bei, als er sagte: aber man täusche sich nicht, unter dieser Disziplin ruht ein Vulkan! Sehr gut. Warum gab der Reichstag und die Regierung nicht auch das Bild des unter Schnee liegenden Vulkans? , Die Totenfeier für einen ermordeten gro ßen Führer hätte Gelegenheit zu einer eindrucksvollen politischen Ei nigungsaktion gegeben, wie sie uns als Volk so bitter not tut. Die Anhänger jener Kamorra, die, man weiß nicht mit welchem Gelbe, ihre Pläne seit Jahren verfolgt und leider auch durchsetzt, hätten in Ihrer totalen Isolierung nur um so deutlicher erkennen müssen, daß sie abgesprengte Atome sind, hinter denen nichts steht als der Fluch eines schicksalgebeugten Volkes. Dieser Eindruck ist nicht erreicht, diele Gelegenheit ist versäumt worden. Es gibt nichts poli tisch Töxichteres, als eine ganze Partei für die po litischen Morde verantwortlich zu machen, wie es im Reichstage der Deutschnationalen Volkspartei gegenüber von gewisser Seite aus beliebt wird. Am erstaunlichsten wäre das, wenn es von sozialistischer Seite geschähe. Gerade die Arbeiterklasse hat an ihrem narbenreichen Körper heute noch die Merkmale für das Verhängnis volle einer Politik, die darauf hinausging, für die Schandtaten eini ger konfiszierter Desperados oder Irrsinniger ganz« Parteien oder ganze Gesellschaftsklassen verantwortlich zu machen. Wir glauben nicht, daß die Lehren von 1878 so schnell an ihr vorllbergegangen sind. Was soll man zu der freilich nur improvisierten Wendung des Herrn Wirth sagen: der Feind steht rechts? Dor einigen Tagen protestierte im Reichstage ein sozialdemokratischer Redner da- gegen, daß man heute noch zuweilen die Ententemächte als „Feinde" bezeichne. Ist den eigenen Volksgenossen gegenüber gestattet, was den Blutsaugern des deutschen Volles gegenüber verboten sein soll? Dabei war gerade der Teil der Rede des Herrn Wirth, der sich gegen die Ententemächte richtete, der eindrucksvollste. Hier stand er auf höherer Warte, hier hatte, wie es sich gebührt und wie es immer sein sollte, wie.es aber in dem spießbürgerlichen Deutschland leider fast nie der Fall ist, die auswärtige Politik die Vorhand vor der inneren. Am Sonnabend wiesen wir an dieser Stelle bereits darauf hin, wie furchbtar eng der Zusammenhang zwischen der Ententcpoiitik gegen Deutschland und den nicht adreißenüsn politischen Morden in Deutschland ist. In aller Deutlichkeit und in steter Wiederholung müssen wir vor aller Welt die wirkliche Verantwortung für diese Schandtaten der Ententepolitik zuschieben. Sie erst hat den Boden geschaffen, dem die giftigen Miasmen der Verwesung entsteigen, die heute die politische Atmosphäre in Deutschland vergiften. Von dem perfiden Wortbruch der Versailler an den 14 Punkten Wilsons ange- sangen bis zu dem fluchwürdigen Raub Oberschlesiens und der Der- drängung Ostpreußens von der Weichsel zieht die Politik der Entente dahin wie eine endlose Reihe gebrandmarkter Galeercnsträflinae. eine tückische Schandtat nach der anderem Die trockene Ermordung und Der- krüppelung unserer Frauen und Kinder durch die frivole, durch nichts gerechtfertigt? Verlängerung der Aushungerunassperre durch England, da» sadistische Behagen, mit der die militaristischen und politischen Knirvse Frankreichs die jung« deutsche Republik von einer Demütigung st» die andere jagten, das ganze Reich mit einem dichten Netz von Spionen, Denunzianten, Lockspitzeln und anderem grausten Lumpen gesindel überzogen, deren schleimige LÄlangenspur man überraschend oft dort trifft, wo man sie am wenigsten vermutet: alles das gehört La- »u. um den Mord an Rathenau zu verstehen. Und t» der Brandmal-